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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880605
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880605
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-05
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.06.1888
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«r. 128. — 8. Jahrgang. >» ftden Wochentag Abend (mit Datum tB folgenden Lag««) zur «erseuduna »chmgende „Tächfis che LandeS-Anzelger" »11 tS glich einem besonderen Unter- haltungSblatt« und mit dem Exkabeiblatt Listige» Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich70Pfg., beldenPost-Anst. V Ps. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. 5035.) -ilchsifche» FürAbonnenten erschelntje eininal imJahr: Sommer.Lisenbahiisahrolanheft für Sachsen. «Inter.Sisenbahnfahrpianbeft für Sachsen. Zllnstr. Ikalendcr de» Sächsischen Sandboten. Zllnstrirte» JahreSbuch derSandes-stnzeigerS. Dienstag ü. 3M»1188Y» mit „Chemnitzer Tta-t-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft - 2. Sächsischer Errakler— ^ Sächsisches - » Mnstrirtes «...eebalch..gsb,att - . SoE^sb.a» 8nl«: NMn Mi. «uchbnickerri, «hemnttz. Thraterstratze 5 (Fernsprechstelle Rr.1Sd Telegr-Adr-: LandeS-Anzeiger, Eh Amtliche Bekanntmachungen. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Kohlen- und Produlten händlers Friedrich August Grob in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 29. Mai 1888. König!. Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Handschuhfabrikante" Ottoniar Herinann Gerstenberger, Inhabers der Firma Ottomar Gcrstenbcrgcr in Siegmar, wird, nachdem der in dem Vorgleichstermine vom 1- Mai 1888 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß von demselben Tage bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 1. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 3. Juni. Wien. Die in den russisch-polnischen Grenzorten wohnende" österreichischen und Preußischen Fabrikbesitzer nnd Spediteure erhielte" die Weisung, unverzüglich das russische Gebiet zu verlassen, da hier für der letzte Termin abgelaufen sei. Mehrere Ausgewiescne sind gestern in Krakau angekommen, ohne daß« es ihnen möglich gewesen wäre, ihre Geschäfte abznwickel». — Das officiüse „Fremdenblatt" bringt einen scharfen Artikel gegen die ungarische Opposition wegen der neuerlichen Anfragen, welche dieselbe gestern über die Pariser Ausstellungs-Angelegenheit an die ungarische Regierung richtete, und bestätigt die von Wien aus während der letzten Tage verbreitete Dar stellung über die völlige Uebereinstimmung Kalnokys mit Tiszas erster Rede. Bezüglich der gestrigen Bemerkungen Tiszas wird von autoritativer Seite Gewicht darauf gelegt, daß Tisza nun abermals Gelegenheit nahm, eine Mißdeutung seiner ersten Rede zurückzuweiscn. Paris. Die Pariser Presse jubelt über die vermeintliche neue Genugthuung, die Tisza gestern Frankreich gegeben habe; mich wird mit Befriedigung hervorgehobcn, daß der englische Botschafter, Lord Lytton, und der päpstliche Nuntius Herrn Goblet zu seinem redner ischen Erfolge gratulirten. Sofia. Die Bürger der Stadt Schnmla haben dem Fürsten Ferdinand während dessen Anwesenheit daselbst eine Adresse über reicht, in welcher auf das inkonstitutionelle Gebühren des Ministeriums hingewiesen und die Entlassung desselben gefordert wurde. Potsdam, de» 4. Juni, Vormittag. Der Kaiser hatte eine recht gute Nacht nnd ist nach kräftigem Schlaf erfrischt, seit 10'/z Uhr ist er im Park, um 11 Uhr nahm er eine» Vortrag Wilmowskis entgegen. Die neue Ministerkrisis in Berlin. lüChemnitz, den 4. Juni. Aus den verworrenen und sich oft widersprechenden Gerüchten der letzten Tage hebt sich nunmehr die bestimmte und von keiner Seite mehr abgcleugnete Thatsache hervor, daß eine neue Minister krisis ausgebrochen ist, auf deren Eintreten allerdings schon manche frühere Anzeichen hingedentet haben. Es handelt sich zunächst um eine rein preußische Staatsangelegenheit, bekanntlich um den von beide» Häusern des preußischen Landtages unter Zustimmung des Staatsministcriums angenommenen Gesetzentwurf betreffend die Um wandlung der bisher dreijährigen Wahlperioden in fünfjährige. Der Kaiser hat, das wird als feststehend erachtet, den ihm von der Regierung vorgelegteu Gesetzentwurf unterzeichnet, hinterher aber die Publikation des Gesetzes untersagt. Kaiser Friedrich ist kein un schlüssiger Charakter, hat er das Gesetz vollzogen, so kann ein „Andcrs- besinnen" nicht eingetreten sein. Das Verbot der Publikation kann daher nur in dem Schreiben des Monarchen an den Vice- präsidenten des Staatsministeriums und Minister des Innern, Herrn von Putlkamer, seinen Grund haben, in diesem Schreiben, in welchem der Kaiser mit ganz besonderem Nachdruck betont, daß in Zukunft die Freiheit der Wahlen noch mehr als bisher zu achten sei. Herr Vier Verse Corneilles. Von W. Passauer. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Corneille antwortete, leise anfangs und ehrerbietig. Aber seine Stimme erhob sich schnell, schwoll an. „Es ist das Vorrecht und die heilige Pflicht des Dichters, den Eingebungen des Genies zu gehorchen. Er muß aussprechen, Emi nenz, was die Herzen der im Drama auftretendcn Personen bewegt, aus ihnen heraus muß sich der Gang der Handlung gestalten, er führe sie zu bösem oder gutem Ende, lieber Stimmungen, Meinungen der Gegenwart achtlos hinweg schreitet die Dichtkunst und duldet weder Zaum noch Zügel politischer Gesetze oder Bedenken. Verzeihen Eminenz, mit diesen vier Versen oder nicht — die Poesie will freie Bahn — will frei sein oder —" Es ward wieder still. Richelieu sprach leise, warnend, eindring lich. Corneille erwiderte ehrerbietig. Dann hörte man Schritte, Thüren wurden geöffnet und ge schlossen, dann war es ganz still. Die Horcher warteten eine halbe Stunde, aufgeregt, auf's Höchste gespannt, betroffen über die Kühnheit des kleinen Advokaten von Rouen. Dann hörte man an der Treppe des innern Hofes eine Kutsche davon rollen. Der Lakai öffnete die Thüre des Cabinets und trat heraus. „Se. Eminenz der Herr Kardinal läßt sich entschuldigen. Er ist zu Sr. Majestät berufen!" rief er mit erhobener Stimme. Neues Erstaunen und ein leises unterdrücktes Murmeln des Unwillens, der Täuschung. Man trat flüsternd zusammen. Gruppen bildeten sich, allmählich lösten auch sie sich auf, und nach einer halben Stunde war der Saal leer. Die Kutsche aber rollte durch die Straßen nach dem Palast der Tuilerien. In ihrem Fond saßen der allmächtige Fürst und der kleine Dichter. Sie sprachen leise und angelegentlich, bald ernst, bald freundlich, und der Dichter schien mehr und mehr von seinem Terrain zu weichen, je näher sie des Königs Palast kamen. Die Kutsche hielt. Sie stiegen die breite Treppe hinauf, die nach den Gemächern des Königs führte. Arme Majestät! — Nach den harten Erfahrungen, die er in feiner Jugend gemacht, hatte Ludwig XIII., der nicht ohne gute An lagen. nicht ohne natürlichen Verstand war, die Nothwendigkeit er kannt, einem überlegeneren Geist das ihm zu schwere Geschäft des von Puttkamer scheint in dem kaiserlichen Erlaß einen leichten Vor wurf erblickt zu haben, und in der Meinungsverschiedenheit hierüber kann nur das kaiserliche Verbot, das oben erwähuie Gesetz zu publi- ciren, erblick! werden. Es steht nicht fest, ob der Kaiser die gleich zeitige Veröffentlichung des Gesetzes und seines Erlasses anbefohlcn hat; wahrscheinlich ist es aber so, denn welche Ursache zu Mißhellia- keiten sollte sonst vorhanden sein? Die Sache ging zunächst nur den Minister von Puttkamer an, hat aber doch die beschleunigte Rückkehr des Kanzlers aus Varzin veranlaßt, und Fürst Bismarck ist ja auch mehrfach vom Kaiser empfangen worden. Auch das preußische Staatsministerium hat sich mit der Frage befaßt und unter Vorsitz des Reichskanzlers Konferenz abgehalten. Wie die Angelegen heit schließlich geregelt wird, läßt sich heute nicht absehen, jedenfalls ergiebt sich ans den wiederholten Krisen aber wohl zur Genüge, daß irgend eine Acnderung über kurz oder lang eintreten wird. ' Daß Fürst Bismarck sich in den Ruhestand zurückziehen wird, glauben wir kaum, aber ganz ohne Wechsel wird die Zusammensetzung des preußischen Ministeriums schwerlich bleiben. Wer weiß, ob es noch lauge dauert, bis Herr von Bennigsen den schon oft angekündiatcn Schritt in preußische Ministerium thut? Ziemlich tragisch faßt die „Köln. Ztg." die Sache auf. Sie schreibt: „Es ist nicht zu bezweifeln, daß wir zum zweiten Male seit dem Regierungsantritt des Kaisers und Königs Friedrich eine Krisis in Preußen durchmachen. Die Veröffentlichung des Gesetzes über die fünfjährige Dauer der preußischen Abgcordnctenmaudate scheint vom Kaiser einstweilen ausgescht worden zu sein, obschon er Willens war, das Gesetz zu vollziehen, vielleicht es schon vollzogen hatte. Unter solchen Umständen muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Veröffentlichung des Gesetzes einen theilweisen oder völligen Ministerwechsel bedinge, oder aber, daß sie unterbleibe. Wir sagen ausdrücklich mit der Möglichkeit, nicht mit der Wahrscheinlich keit; für wahrscheinlich halten wir es, daß Minister von Puttkamer den König überzeugen werde, daß die Freiheit der Wahlen von ganz anderer Seite gefährdet ist, als von Seiten der Regierung. Nehmen wir aber einmal für einen Augenblick an, die Veröffentlichung geschehe nicht, was wäre die Folge? Unseres Erachtens unbedingt der Rück tritt des Gesammtministeriums. Das gesammte Ministerium hat mit der Mehrheit der gesetzgebenden Kammern sich von der Nützlichkeit dieses Gesetzes überzeugt, und wenn Se. Majestät anderer Meinung in dieser schwerwiegenden Frage ist, als die Mehrheit des Parla mentes, so wird es für die Klärung unserer Verhältnisse geboten sein, daß Seine Majestät es einmal mit anderen Rathgebern versuche und die Meinung des Landes über diese neuen Männer durch neue Wahlen erforsche. So wenig wir das sogenannte parlamentarische Regiment für ersprießlich halten, so entschieden sind wir andrerseits der Meinung, daß zwischen Krone und Ministerium in den wichtigen Fragen Uebereinstimmung herrschen muß, weil sonst das Land an beiden irre werden könnte, daß sonach Minister nicht weiter dienen können, die in Grundfragen unseres staatlichen Lebens anderer Auf fassung sind als ihr königlicher Herr!" Kaiser Friedrich hat schwerlich die Absicht, mit seinem bisherigen Ministerium völlig zu brechen, es kommt ihm nur darauf an, auch seine markante Ueberzeugung in Fragen der inneren Politik zum Ausdruck zu bringen, und was ihn, von jeher am Herzen lag, war die Betonung der Wahlfreiheit. Wir haben früher schon darauf hingewiesen, daß der Kaiser in der inneren Politik seine eigenen Ansichten hat, wie sich ja auch in seinem bekannten Programmerlaß an den Reichskanzler aussprach. Daß Kaiser Friedrich, eine so hoch veranlagte Persönlichkeit, auch nicht einen Finger breit von dem bis her geltend gewesenen abwcicheu würde, konnte Niemand erwarten und hat Fürst Bismarck selbst am allerwenigsten gewiß erwartet. Meinungsverschiedenheiten, wie die jetzt vorliegenden, bedeuten noch keinen Bruch, sondern eine gewisse Aenderung der Politik, auf die man gefaßt sein konnte. Wir werden ja bald sehen, wie sich jetzt die Dinge entwickeln. Regierens anzuvertrauen. Diese Selbstkenntniß seiner Schwächen und Bedürfnisse war sein größter Vorzug, seine beste Eigenschaft, wenn man nicht etwa die Kunst, sich zu verstellen, unter die Tugenden rechnen will. Aber dies Gefühl der Unbedeutendheit machte ihn argwöhnisch, trübsinnig, unglücklich sein ganzes, kurzes Leben lang nnd er sann immer auf neue Mittel und Wege, sich die Zeit mit lausend schlaffen Ergötzlichkeiten zu vertreiben, die nur dazu dienten, die trägen Stunden eines nichtigen und müden Daseins zu beflügeln. Arme Majestät! Es war das Unglück dieser unvollständige» Natur, ) stets zum Sterben zu langweilen. ES gab nichts so Albernes, womit er sich nicht zu unterhalten versucht. Er lernte allerlei Hand werke. Er machte statt Gesetze steife Stiefelstulpen, Münzen, Hasew chlingen und gute Coufiture»; an Stelle der Wissenschaften und Künste cultivirte er mit Erfolg grüne Erbsen und feine Gemüse. Dann lernte er von seinem Borschneider Georges die Kunst, mit ilbernen Spickuadeln Speckseiten, Kalbsbraten und Rehkeulen zu picken. Auch schlug er die Trommel — was ihm besonders gut gelang. — Kurz nach seinem Tode erschien ein Lied, dessen Schluß- verse also lauteten: II eut csnt vsrtus äs valet, Dt pas uns vertu äs maitrs!*) Wir werden gleich sehen, womit er sich an diesem Tage gerade beschäftigte; denn der Cardinal und sein Protsgs wurden nicht gleich vorgelassen, was dem allmächtigen, vom Könige gleichzeitig gehaßten und verehrten Minister nicht häufig begegnete. Der Kammerdiener kam aus den Appartements des Königs zurück, um Seine Eminenz zu frage», ob es Staatsangelegenheiten seien, um derentwillen sie sich zu Seiner Majestät bemüht. Als diese Frage kurzweg verneint wurde, bat der Kammerdiener, ihm sogleich zu folgen. Der Mann lächelte o eigenthümlich dabei und kam den: Cardinal, der ihn seit Jahren gut kannte, eigenthümlich verändert vor. Tags zuvor noch hatte er einen hübschen kurzgeschorenen Schnurrbart und Ilsnri czuatrs. Heute waren Kinn und Oberlippe glatt bis auf ein Weniges von Haaren an der Unterlippe. Richelieu fixirte ihn ein wenig, und der Lakai lächelte wieder ein wenig und ging voran. Es war aber zu wenig, um danach mehr zu fragen. , ... Der Lakai öffnete das Vorzimmer und meldete die Ankunft der Herren in de» Saal hinein, in dem Se. Majestät arbeitete. Der König befahl einzutreten, indem er feine Arbeit unbeirrt fortsetztc. Politische Rundschau. Chemnitz, den 4. Juni. Deutsches Reich. Aus Schloß Friedrichskron. Das Befinden des Kaisers ist, seitdem er am Freitag Nachmittag aus Charlotten burg wohlbehalten in seinem Lieblingsschlosse Friedrichskron bei Potsdam angekommen ist, im Ganzen ein befriedigendes gewesen. Die herzlichen Ovationen, welche dem Kaiserpaare während der ganzen, zweistündigen Dampferfahrt von den Uferbewohnern, sowie Spandau, Charlottenburg und Potsdam dargebracht wurden, haben den Kaiser auf das Tiefste erfreut. — Vom Sonntag wird aus Schloß Friedrichskron ferner berichtet: Die gestern vorhandene Mattigkeit ist gut wie ganz nach einer befriedigenden Nacht gehoben. Um IlU/i Uhr fuhren der Kaiser und die Kaiserin nach dem Wildpark, nach der Rückkehr erledigte der Kaiser Regierungsgeschäfte. Um l2'/2 Uhr fand im Muschelsaale eine geistliche Gesangs-Aufführung des Kirchenchores der Zwölf-Apostelkirche unter Leitung seines Diri» reuten Prüfer statt, welcher die ganze kaiserliche Familie und deren Umgebung beiwohnten. Darauf ertheilte der Kaiser dem neu ernannte» Preußischen Gesandten in München, Grafen Rantzau, Schwiegersohn des Reichskanzlers, vor besten Abreise Audienz, ebenso dem in Berlin eingetroffenen deutschen Botschafter am russischen Hofe, General von Schweinitz, welcher auch zur Tafel gezogen wurde. — Die „Volksztg." theilt mit, wie sie sagt, auf Grund zuverlässiger Angabe,- daß die Aerzte des Kaisers die Ansicht, die Krankheit sei Krebs, aufgegeben haben. Das Geschwür im Halse des Kaisers hatte s. Z. alle Aerzte wegen seines gefahrdrohenden Characters bestimmt, an die Möglich keit des Krebses zu glauben. Dieses Geschwür ist nun unter Ent leerung einer großen Menge von Eiter aufgcgangen, heilt und be ginnt in der Grundfläche zu vernarben. Eine solche Vernarbung kommt aber bei Krebs niemals vor. Wenn damit auch noch keines wegs völlige Sicherheit für die Heilung des Kaisers gegeben ist, so ist dieselbe doch um Vieles wahrscheinlicher geworden. So die „Volks zeitung"! — Kaiser Friedrich wird nach den bis Hetzt getroffenen Dis positionen den Monat Juni hindurch im Schlosse Friedrichskron bei Potsdam residiren. Alsdann gedenkt der Kaiser sich auf 6 bis 7 Wochen nach Homburg vor der Höhe zu begeben und von dortetwa um die Mitte August nach dem Charlottenburger Schlosse zurückzukehren. — Prinz Albrecht von Preußen soll zum Jnspecteur der 2. Armee-Jnspection (1. 2. 10. Armeccorps) ernannt sein. — Keine Beschränkung des Unterrichtes in den preußischen Volksschulen! Die „N. A. Z." schreibt: Verschiedene Zeitungen haben in den letzten Tagen Nachrichten über eine angebliche Be schränkung der Lehrziele in den preußischen Volksschulen, die einer theilweisen Aufhebung der Allgemeinen Bestimmungen vom 15. Okt. 1872 gleichkoiumen würde, mitgetheilt. Wir sind dem gegenüber in der Lage versichern zu können, daß an der maßgebenden Stelle von der erwähnten allgemeinen Verfügung weder etwas bekannt, noch an eine solche gedacht ist. Anscheinend liegt eine Verwechselung mit Vorschriften vor, welche für die überfüllten zweisprachigen Schulen der Provinz Posen, aber auch dort nur als vorübergehende, erlaffen worden sind. Es ist nämlich in der genannten Provinz überall da da» Bedürfniß einer Beschränkung des Lehrstoffes hervorgetreten, wo die Ucberfüllung der Schulklassen, das Alter des Lehrers, oder dessen aus früherer unzureichender Vorbildung herrührende ungenügende Lehrbefähigung ihn an der Lösung der schwierigen Aufgabe des zweisprachigen Unterrichts hindern. Ueberall da, wo die Klassen frequenz normal ist, die Lehrbefähigung des Lehrers ausreicht, oder nicht ganz besondere, etwa wirthschaftliche Verhältnisse störend da zwischen treten, stehen auch in den Schulen der Provinz Posen, in den cinklassigen, wie in den mehrklassigen, die Allgemeinbestimmungen unverändert in Kraft. — Bei der Reichstagsersatzwahl im Sternberger Kreise wurde der konservative Landrath Bohtz gegen den freisinnigen Kandidaten Witte gewählt. Der Wahlkreis war stets konservativ vertreten. *) Er hatte hundert Lakaien- und nicht eine Herrentugend. Corneille, der bis dahin noch nicht die Ehre gehabt, dem Könige in seinen Appartements gegenüber zu stehen, war befangen und ängstlich. Obwohl er allerdings nicht wähnte, Seine geheiligte Majestät im Purpurmantel, mit dem Scepter in der Hand und der Krone auf dem Haupte zu sehen, so war der Anblick des getreuesten Sohnes der Kirche doch ein so ungewöhnlicher, daß er sowohl, wie Se. Eminenz, auf der Schwelle anhieltcn, erstaunt und kaum fähig, das Lachen zu verhalten, trotzdem daß sie Beide im Grunde sehr ernste Naturen waren und wüßten, was sie dem gesalbten Haupte ihres Sonvcrains schuldeten. An der Langseite des Saales stand eine Reihe von Haus offizianten, vom Stall- und Jägermeister an bis zum Portier. In der Mitte saß auf einem prächtigen Fauteuil Se. Majestät in einem weiten, linnenen Ueberwurf, »eben ihm standen der Haushofmeister und ein Lakai, jener ein silbernes Seisenbeckcn, dieser einen Barbier pinsel in der Hand. Vor ihm kniete auf einem Tabouret der Silber- bcwahrcr. Se. Majestät war beschäftigt, ihn mit Höchsteigenen Händen zu rasireu, wie er bereits mit Anderen gethan, die zu der allergnädigstcn Operation der Reihe nach vor- und dann abtraten. „Höher — den Kopf ein wenig höher, mein Sohn — so — was bringen Sie uns, Herr Cardinal? — ah, so — den Dichter des Cid! — Wahrhaftig, das Drama ist nicht übel — so — den Kopf links! — Aber die Verse, die verdammten vier Verse, Herr Corneille — fertig, der Nächste!" Der nächste Offiziant kniete auf das Tabouret und ward ringe- seift. Der König schöpfte Athem, ließ die ermüdeten Hände ein wenig sinken und wandte sich zu den Eingetretenen: „Es geht nicht mit den vier Versen, Herr Dichter — wahrhaftig, Ihr solltet in die Bastille für diese vier Verse. Laßt sie uns noch einmal — wir entsinnen uns nicht genau — kniet nieder, mein Sohn, und hebt den Kopf — so — also, mein Herr Dichter!" Corneille war einen Schritt vorgetreten und declamirte, indem er mit aller Gewalt das Lachen über die Situation vor ihm unter drückte, mit erzwungenem Pathos das Quatrain, welches in seinem Cid Graf Gormas am Anfänge des zweiten Actes zu sprechen hat: „Pos satist'astious u'apaissnt point uns Lms, tzui Iss rstzoit u'a risn, czui Iss t'ait, ss äiSams: Dt äs parsits aoeoräs 1'sllst Is plus oouuuuu Dst äs xsrärs ä'Irounsur äsux liommss au Iisu ä uu! ) *l Gcnnatliuungcn bedrücke» Niemandes Herz. Der Empfänge hat nicht« und wer sie giebt, erniedrigt sich nur. Die gewöhnliche Wirkung einer solchen Versöhnung ist der Verlust zweier Ehrenmänner statt eines Menschen.
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