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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188809143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880914
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-14
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.09.1888
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' --» l l —> —— Nr. 215. — 8. Jahrgang. ^ Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzelgcr" mit täglich einem Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler v> Sächsische GerlchtSzcitung 4. Sächsisches Allerlei k. Jllnstrirtes Uiiterhaltuilgsblatt 6. Soinitngsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 PH-., l ei den Post--Anstalten 70 Pfg. (Post-Zeituugs-Prcisliste Nr. 5035.) Sächsischer Freitag, 14. September 1888. Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdruckerei, Chemnitz, Theaterstratze Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Von den Hauptblättern des „Sächsische» Landes-Anzeigers" erscheint (ohne dessen tägliche Ertra-Beiblätter) eine billigere Sonder-Ansgabc unter dem Titel: Chemnitzer Generat-Anzeiger sür monatlich nur SO Pfg. mit Zuträger,; außerhalb Chemnitz monatl. S7 Pf. m. Ztr. (Zeilnngs-Preisliste 0. Nachtr. Nr. 1250a.) Wiuter.l Jlinstr. Kalender des Sächsischen tt Jllnstrirtes Jahrcsbuch desLandcs-tinzrigerS. Anzeigenpreis: Nanm einer schmalen Corpuszcile IS Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Pctitzcile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle mau den Einrnclungsbetrag (in Briefmarken) besingen >je 3 Silben Corpusschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck nnd Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Tie Anzeigen finde» ohne Prcisausschlag gleichzeitig Verbreitung durch de» „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ansgabc der Hauptblätier des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2719 verlautbart, daß aus der Firma Goldschmidt ». Co. in Chemnitz ein Commanditist ansgcschiede» ist nnd daß die Geschäfte der aufgelösten Commanditgeselljchaft unter der bisherigen Firma von deren Mit inhaber sortgcsührt werden. Chemnitz, am 10. September 1888. Königliches Amtsgericht. In das Mustcrregister des Unterzeichneten Amtsgerichts ist unter Nr. -551 eingetragen: Firma Colditz L Köhler in Chemnitz, ein Packet, enthaltend 3 Strümpfe und 1 Gamasche mit I maliger nnd 2matiger Gummisaden-Ein- läge sür Radfahrer, plastische Erzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 10. September 1888, Vormittag °/,11 Uhr. Chemnitz, am 11. September 1888. Königliches Amtsgericht. lieber das Vermögen der Handelsgesellschaft in Firma Gebrüder Bohne in Chemnitz wird heute am 10. September 1888, Vormittags '/,12 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt I1>. Lasten in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursfordcrungcn sind bis znm 8. Octobcr 1688 bei den, Gerichte anzumclden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines andere» Verwalters, sowie über die Bestellung eines Glänbigcransschnsscs und cintretenden Falles über die in 8 120 der Konkurs ordnung bezeichnet«, Gegenstände aus den 27. Sepien,ber 1888, Nachmittags 4 Uhr, und zur Prüfung der angemeldetcu Forderungen aus den 24. Octobcr 1888, Vormittags 10 Uhr, vor dem Unterzeichnete» Gerichte Termin anberaumt. Alle» Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird anfgegebc», nichts an den Gcmein- schnldner zn verabfolge» oder zu leisten, auch die Verpflichtung aufcrlcgt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, den, Konkursverwalter bis zum 12. Octobcr 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Ucber das Vermögen des Töpfers undOfensetzcrs Paul Gerhard Möbus in Chemnitz wird heute am 11. September 1888, Nachmittags 5 Uhr das Loncnrsverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Liebe in Chemnitz wird znm Concnrsverwalter ernannt. Concurssorderungen sind bis zum 9. Oclobcr 1888 bei dem Gerichte anzumeldcu. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Glänbigerausschnsscs nnd cintretenden Falles über die in 8 120 der Concnrsordnnng bezeichnet«, Gegenstände aus den 28. September 1888, Nachmittags 4 Uhr und zur Prüf ung der angemeldetcu Forderungen ans den 27. Octobcr 1888, Vormittags 10 Uhr vor den, Unterzeichneten Gerichte Termin anberanmt. Allen Personen, welche eine zur Concursmnssc gehörige Sache in Besitz haben oder zur Con- cursmassc etwas schuldig sind, wird anfgegebc», nichts an den Gemeinschuldncr zu verabfolgen oder zn leisten, auch die Verpflichtung aufcrlcgt, von dem Be sitze der Sache und von den Forderungen, für welche sic ans der Sache ab gesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concnrsverwalter bis zum 12. Octobcr 1888 Anzeige zn mache». Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Telegraphische Nachrichten. Vom 12. September. Wien. Es verlautet, Graf Kalnoky werde am 14. September zu Bismarck nach Friedrichsruh reisen. London. Der „Daily News" wird ans Rom gemeldet: Ein Expcditionsheer von 25,000 Mann wird i», November gegen den Negus abgesandt; 2000 Gewehre gehen demnächst nach Massauah ab zum Zweck, die Stämme bei Keren zu bewaffnen. — Armstrong erhielt Ordre ans 100 schwere Kanonen zur Vertheidigung der Küste. — Dem „Daily Chronicle" wird aus Rom berichtet: Der Vatikan instrnirte die Nuntien an den verschiedenen Höfe», Kongresse wie der in Freiburg zu organisiren, auf denen die Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes verlangt wird. Die spanischen und die französischen Katholiken bereiten schon solche Kongresse vor. — Wie der „Standard" erfährt, macht sich in Kanada eine dem britischen Mutterlande wenig frenndliche Stimmung bemerkbar. Allgemein wird geäußert, wenn angesichts der erwarteten Sorgen Kanada nur die Selbsthilfe verbleibe, so sei die Trennung vom Musierlande vor zuziehen, wobei die Bezeichnung „Mutterland" mit starker Ironie ausgesprochen wird. Berlin, 13. Sept., Mittags. Kaiser Wilhelm reiste in Be gleitung des Erzherzogs Albrecht, der Prinzen Arnulf und Alfons Die Nachtigall von Hohenasperg. Ein Geschichtsbild aus dem vorigen Jahrhundert von Theodor Winkler. Schluß- Nachdruck verboten. Woher sie gekommen und wie sie den Weg nach der schwäbischen Residenz gefunden, ist heute nicht mehr ausfindig zu machen. Aber es ist sehr erklärlich: sie war eine Sängerin von glockenheller Stimme und von hinreißender Kunst des Vortrags» dazu ein Weib voll Jugend und Schönheit, Grazie und Geist — eine solche Priesterin der Kunst ließ sich Herzog Karl von Württemberg nicht entgehe» und hätte er sie mit Gold zehnfach aufwiegen müssen. Marianne war bereits verheirathet, als sie nach Stuttgart kam. Ihr Gatte war ebenfalls Künstler und gehörte der herzoglichen Musik kapelle an, genoß auch als Violinist einen ausgezeichneten Ruf. Allein gegen die Bedeutung seiner Frau trat er doch erheblich in den Schatten. Mariannens erstes Auftreten in Stuttgart ließ sich ähnlich dem be kannten Ausspruch Cäsar's charakterisiren: Sie kam, sah und siegte, das heißt: mit dem Augenblicke, da sie zum ersten Male vor dem Hofe nnd dem Publikum erschienen war und ihre herrliche Stimme hatte erschallen lassen, waren auch Aller Herzen wie im Sturm sür sie gewonnen. Alles drängte sich herzu, sie zn sehen und zn hören; man wußte nicht, ob man mehr den Liebreiz ihrer äußeren Erscheinung oder die zauberischen Klänge ihres Gesanges bewundern sollte. Marianne wurde der Abgott des Publikums und das ver hätschelte Schooßkind des herzoglichen Hofes. Ihr munteres Naturell, ihr gefälliges, stets die Schranke» der Bescheidenheit cinhaltcndes Auftreten nnd ihre geistreiche Art zu plaudern hatten sie dem Herzog ebenso lieb gemacht wie der Herzogin. Obwohl durch deren besondere Gunst auf's Glänzendste in ihrer Behausung eingerichtet, weilte sic doch mehr in den fürstlichen Gemächern als daheim, denn die Her zogin namentlich fühlte sich zu Marianne so hingezogcn, daß ihr etwas fehlte, wen» jene nicht um sie war. Und Marianne erwiderte diese schmeichelhafte Anhänglichkeit von ganzem Herzen, ohne indcß die Kluft, welche die beiderseitige Lebens stellung unabänderlich zwischen der Künstlerin und ihrer fürstlichen Gönncrin mit sich brachte, je außer Acht zu lassen. Friederike Sophie bedurfte eines Herzens, dem sie sich an- schlicßen, dem sic vertrauensvoll ihren Kummer mittheilen konnte; von Bayern, Heinrich und Leopold von Preußen, des Kronprinzen! von Griechenland, des Prinzregenten von Braunschweig, des Fürsten von Hohenzollern, des Herzogs von Holstein, dcS gejammteu militärischen Hauptquartiers unter Generalstabschef Graf Waldersee, des Feldmar schalls Blumenthal, des Kriegsministers, vieler fremdhcrrlichcr Offiziere, des Oberstallmcistcrs Rauch u. s. w. heute früh 8 Uhr 44 Min. mittelst Extraznges »ach dem Mannöver-Terrain bei Müncheberg ab. Ein zahlreiches Publikum widmete den Abführenden begeisterte Zurufe. Politische Nimdschim. Chemnitz, den 13. September. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich von Preußen sind heute Donnerstag früh von den Flottenmanövern in der Nordsee nach Berlin zurückgekehrt. Am Mittwoch Vormittag wurde in Gegenwart des Kaisers nach einem heftige» Kampfe die Jade fvrcirt. Nachmittags fand ein abgeschlagenes Landung? Manöver vor Wilhelmshaven statt, welches den Abschluß der Hebungen bilden soll. Der Kaiser landete am Abend in Wilhelms haven und wurde begeistert begrüßt. Nach cingenommenem Diner im Offizicrskasino wurde Nachts die Rückreise nach Berlin angelreten. Das Resultat der Hebungen ist: Wilhelmshaven ist uneinnehmbar. — Wie aus Rom officicll berichtet wird, wird Kaiser Wilhelm II. am 11. Octobcr Nachmittags 2 Uhr in Nom eintreffen. Um diese Zeit fährt der directc Zug Münchcu-JnnSbruck-Verona-Flvreiiz-Rom in der ewigen Stadt ein. Wahrscheinlich benutzt ihn der Kaiser von Franzensveste in Tirol aus. Erzherzog Albrecht von Oesterreich und Prinz Arnulph von Bayern sind am Mittwoch zur Beiwohnung der Kaisermanöver in Berlin eingctroffen und im Anstrage des Kaisers von dem Prinz- Regenten Albrecht von Braunschwcig empfangen. Das Publikum begrüßte die hohen Gäste lebbaft. Nachmittags war größere Tafel im Schlosse, bei welcher Prinz Albrecht die Rolle des Wirthes übernahm. Dem Erscheinen des Feldmarschalls Erzherzog Albrecht zu den Kaisermanövern in Berlin wird dort ganz besondere Bedeutung beige messen. Auch die „Norddeutsche Allgemeine" bringt einen aus nehmend liebenswürdigen Begrüßungsartikel, indem sic schreibt: „Die Mehrzahl der fremden Fürstlichkeiten, deren Anwesenheit den dies jährigen Hcrbstmanövern einen besonderen Glanz verleihen wird, hat die deutsche Reichshauptstadt schon zu wiederholten Malen zu ihren Gästen zu zählen das Glück und die Ehre gehabt. Anders ist eS mit dem Erzherzog Albrecht, dem General-Inspektor des österreichischen Heeres, dem als seltenen Gast Berlin seinen ehrfurchtsvollen Gruß jetzt cntgcgenbringt. Wenn in unserer Stadt militärischer Mnth und Fcldhcrrn-Genie auch dem Hvchstgcstclltcu noch ein besonderes An sehen zu verleihen geeignet sind, so darf Erzherzog Albrecht den ge rechtesten Anspruch auf Bewunderung erregen. Ein echter Sohn des Erzherzogs Karl hat er von seinem Vater alle militärischen Vorzüge des Siegels von Aspern geerbt und sich während einer sechszigjährigen Dienstzeit als siegreicher Held im Kriege und als Lehrmeister und Organisator des Heeres im Frieden in gleich hervorragender Weise ansgezcichnct. Nächst dem verewigten Kaiser Wilhelm hat unter den Fürstlichkeiten Erzherzog Albrecht die längste Dienstzeit aufzuweiscn, bei voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit, die ihn befähigt, die hohe Stelle im österreichisch-ungarischen Heer mit der damit verbundenen Verantwortlichkeit zu bekleiden. Dem ruhmgekrönten Feldherr» nnd Freunde unseres erlauchten Herrschers wird das preußische Volk seine Huldigung in Ehrerbietung darbringen." Die Nachrichten über die bevorstehende Vermehrung der deutschen Kriegsflotte werden vielfach total falsch aufgefaßt. Die Vermehrung unserer Marine in Verbindung und aus Rücksicht auf den Bau des Nvrdostscekanals soll nicht jetzt erst beschlossen werden, sondern ist schon 1867 vom Reichstage prinzipiell genehmigt worden. Bereits im Etat für 1887/88 und zum zweiten Mal im Etat für trotz der vielen rauschenden Lustbarkeiten gänzlich vereinsamt. Ihr Verhältnis) zum Herzog war nie ein herzliches gewesen, mit der Zeit aber war es vollends erkaltet, da die unerläßliche Grundlage der gegenseitigen Zuneigung fehlte und das Wesen der beiden Galten ein zu verschiedenartiges war. Mußte schon diese Enttäuschung schmerzlich auf das Gemüth der jungen Frau drücken, so wurde ihr der Aufenthalt in Stuttgart noch mehr vergällt durch die wenig rück sichtsvolle Weise, wie ihr Gemahl sie vernachlässigte und jede» Ver such unterließ, das Verhältniß zu der Frau seiner Wahl erträglicher zu gestalten. Wochen-, ja monatelang sahen sich die beiden fürstlichen Gatten nicht, außer bei Hosfestcn, in der Umgebung von Räthen, Kammerherren, Dienern n. s. w. In der Gesellschaft Marianne Pirker's, deren zartfühlendes Herz Balsam auf ihr Leid träufelte, suchte Friederike Sophie Beruhigung und Trost. Ihr erschloß sie all' ihren Kummer und so oft diese ihr zusprach, fühlte sie sich immer erhoben. Um so wilder tobte der Schmerz in den Stunden der Einsamkeit und stachelte sic zur Rache ans gegen den herzoglichen Gemahl, der ihrer Meinung »ach die alleinige Ursache des Zwiespaltes war. Fort! fort! rief cs dann in ihren: Innern, fort aus diesem Laude, fort von diesem Hofe, wo man nur Kränkungen sür Dich hat! Marianne hatte dabei einen schweren Stand. Längst hatte die außerordentliche Bevorzugung, welche ihr die Fürstin zu Theil werden ließ, Neider und Widersacher- geweckt, die ihr heimlich zu schaden und sie in Ungnade zu stürzen suchten. Und weit näher, als sie wohl ahnen mochte, stand ihr das Verderben! Den dringenden Einladungen des kaiserlichen Hofes folgend, hatte sie zu Anfang des Herbstes 1756 in Wien eine Reihe von Gast vorstellungen gegeben und auch dort die höchsten Auszeichnungen da vongetragen. Während ihrer Abwesenheit von Stuttgart war indes; in der jungen Herzogin ein Entschluß zur Reife gediehen, der in mehr facher Beziehung verhängnißvoll werden sollte. Kaum nach Stuttgart zurückgekchrt, vernimmt Marianne zu ihrem Schrecken, daß die Frau Herzogin, während ihr Gemahl auf der Jagd weilte, heimlich der Nesidenz den Rücken gedreht und auf Nimmcrwiederkehr zu ihrem Vater nach Bayreuth gegangen sei. Wie ein Lauffeuer durcheilte diese Kunde die Stadt und die allzeit geschäftige Fama umrankte diesen Vorgang mit den abcu- die junge Fürstin fühlte sich nämlich schon längst tief unglücklich undlteuerlichstc» Geschichten. Dem Herzog, den man sofort durch eine» Der heutigen Nummer Ves Sächsischen Landes-Anzeigers liegt bet Vas Beiblatt „Sächsischer Erzähler". 1888/89 sind die seitens der Marineverwaltnng geforderten Raten zum Bau größerer gepanzerter Kanonenboote bewilligt worden. Im Ganzen sollen innerhalb fünf Jahre zehn solcher Kanonenboote ge baut werden und zwar sechs für die Nordsee resp. Elbeinündnng und vier für die Ostsee. Die Frage, um deren Beantwortung cs sich zur Zeit handelt, ist eine ganz andere. Als Admiralitätschef v. Caprivi die Bewilligung der Mittel für den Bau obiger zehn Kanonenboote verlangte, erklärte er ausdrücklich, die Frage des Baues großer, stark gepanzerter und mit schwerster Artillerie versehener Schlachtschiffe sei noch eine offene. Mancherlei Vorgänge der letzten Monate lassen darauf schließen, daß in den maßgebenden Kreisen diese Frage einer neuen Erörterung unterzogen worden ist, vorerst wohl im Anschluß an die Thatsache, daß ein Ersatz für den bereits 1884 ansrangirten „Prinzen Adalbert" und für den am 31. Mai 1878 gesunkenen „Großen Kurfürst" »och nicht beschafft worden, inzwischen auch zwei andere Panzcrfregatten „Kronprinz" und „Friedrich Karl" als nicht mehr recht leistungsfähig zu erachten sind. Die Frage ist, ob an der Vermehrung der Flotte durch den Bau von Kanonenbooten fest- gehalten wird, oder vielleicht auch neben den letzteren große starke gepanzerte Schlachtschiffe gebaut werden sollen. Die definitive Ant wort steht noch aus. — In Wiesbaden fand am Mittwoch die definitive Konstituir- ung des deutschen Emin-Pascha-Comitees unter Betheiligung des Fürsten Hohenlohe nnd des Fürsten zu Wied statt. Es wurde ein geschäftsfllhrcndcr Ausschuß gebildet, dessen erster Vorsitzender vr. Karl Peters, erster Stellvertreter Staatsministcr von Hofmann, Schriftführer vr. Arendt, Schatzmeister von der Heydb Elberfeld sind. Es soll sofort ein bezüglicher Aufruf veröffentlicht werden. — Die Kundgebung des Termins für die Preußischen Land tagswahlen ist in den nächsten Wochen zu erwarten; die Wahl wird jedenfalls in den Monat Oktober fallen, wenn auch der Zusammen tritt des neuen Landtages erst im Januar erfolgt. Der Reichstag soll möglichst schon in der ersten Novcmberhälfte berufen werden, nnd dann müssen also die preußischen Wahlen überstanden sein. — Als nächster Wahlaufruf wird wahrscheinlich der der nationalliberalen Partei zu Ende der Woche erscheinen. — Der Kampf gegen die „Gemäßigte;:" wird innerhalb der deutschen Sozialdemokratie mit ungeschwächtem Eiser fortgesetzt. Der frühere Reichstagsabgeordncte Viereck, der schon mehrfach wegen seines mangelnden Radicalismus von den offiziellen Organen seiner Partei angegriffen wurde, hatte im Laufe dieses Sommers in München ein täglich erscheinendes Blatt „Die Münchener Post" herausgegeben. Doch wurde das Lesen derselben den Arbeitern von der extremen Richtung untersagt. Seit Anfang September erscheint das Blatt des selben nur noch wöchentlich, und Viereck beklagt sich öffentlich bitter über die fortgesetzten Angriffe durch eine gewisse Richtung seiner Parteigenoffen. Schon früher hatte er in ziemlich deutlichen Worten ausgesprochen, daß er infolge dieser Haltung seiner bisherigen Ge sinnungsgenossen auch finanziell die größten Verluste erlitten habe, so daß mit dem Eingehen seiner Blätter Wohl auch bald sein Name gänzlich aus der Reihe der sozialdemokratischen Führer schwinden wird. — Neuerdings macht abermals ein Fall offenbarer Justiz verweigerung seitens der französischen Behörden in den Rcichslanden in unliebsamer Weise von sich reden. Es handelt sich um die Ver folgung eines in; deutschen Reichslande in Konkurs erklärten Elsaß- Lothringers, welcher mit wcrthvollem Mobiliar über die Grenze flüchtete. Wie erzählt wird, habe das französische Gericht, dessen Hilfe angegangen wurde, seinen Beistand nicht etwa motivirt ab gelehnt, sondern seine Mithilfe einfach mit dem Hinweise auf die bestehende, von Deutschland selbst gezogene Grenzlinie rundweg mündlich abgeschlagen. Oesterreich-Ungarn. Vor dem Kaiser Franz Joseph und dem Prinzen von Wales haben am Mittwoch bei Belovar in Ungarn die ungarischen Kaisermanövcr begonnen. Der Kaiser fand bei der Curier von dem Geschehenen in Kenntniß setzte, konnte die Sache natürlich nicht glcichgiltig sein, wenn er auch der Frau, mit der er so wenig Fühlung gehabt, nicht gerade Thräncn nachwcinte. Eilends kehrte er nach Stuttgart zurück, um die näheren Umstände zu unter suchen. Eines der ersten Dinge, die ihm bei seiner Ankunft vorgc- legt wurden, war ein Brief seiner abgcreisten Gemahlin an Marianne Pirker, worin sie derselben ihren Entschluß, Stuttgart für immer zn verlassen, mitlheilt und die Hoffnung auf ein Wiedersehen in Bay reuth aiisspricht. Bei der Aufregung, in welcher Karl sich befand, mußte der Brief ihn argwöhnisch machen. Das intime Verhältniß der Sängerin zur Herzogin hatte ihm längst zn denken gegeben. Ohrenbläser und gewissenlose Intriganten stellten sich auch ein, welche Marianne zu verdächtigen und zu verleumden wußten — der Mann der ruhigen Ueberlegung aber war Karl nie, au, wenigsten in jenen Tage». Das Machtbewnßtsein des Potentaten erwachte in ihm und bäumte sich gegen die Schmach, die ihm seine angetrante Gemahlin vor aller Welt zngefügt hatte. An ihr aber konnte er seine Rache nicht kühlen; um so schwerer sollte sie das arme Weib empfinden, das er als Mitwisserin, als Ränkeschmied;;;, als An stiftern; betrachtete. Zu der aufregenden Botschaft von de»; Verschwinden der Her- zog;;; gesellte sich bald darauf eine neue, allgemeines Bcstürzen her vorrufende Neuigkeit: Marianne Pirker, der erklärte Liebling des Hofes »ud ganz Stuttgarts, sei Plötzlich von der Seite ihres Gatten hinwcggeführt, verhaftet und ans den Hohenasperg in das Gcfängniß gebracht worden. Und so war es in der That: Marianne saß im Kerker, weinte und rang sich die Hände wund und flehte, in; Be wußtsein ihrer Schuldlosigkeit, um Gehör. Allein »msonstl Ohne richterliches Verhör, ohne Untersuchung ward sie gefangen gehalten, und alle Bittgesuche, alle Fürsprachen und Verwendungen blieben erfolglos. Die dämonische Seite in des Herzogs Charakter war auf gestachelt nnd wollte sich nicht besänftigen lassen. So vergingen Woche», Monate, Jahre. Als sich Marianne ganz von der Welt verlassen sah, wurde sie von Verzweiflung erfaßt, und die düstere Melancholie, der sie bereits seit ihrer Verhaftung auhcimgcfalle» war, schlug in eine völlige Um nachtung ihres Verstandes ui». Stumm und in sich gekehrt hatte sie bis dahin in ihrer Zelle gesessen, nur manchmal ihr Herz in einem Strom von Thräncn erleichtert; nun aber, da ei» undurchdringlicher
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