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Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188808226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880822
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-22
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.08.1888
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wird lehren, ov er der richtige Mann ist, mit Boulangistcn und Anlirepublikanern auszuräumcn. — Der General wird ein Dank' schreiben an seine Wähler richten und darin betonen, sein bekanntes Auftreten in der Kammer sei glänzend vom Lande gebilligt worden. DaS ermuthige ihn, auf dem betretenen Wege fortzuschrcitcn. Die Pariser Polizei hat bestimmte Befehle erhalten, alle Ausschreitungen streng zu unterdrücken. England. Die aufständische Bewegung in Zulnland schläft immer mehr ei». Wie aus Pietermaciybiirg berichtet wird, kehren die Usutns in ihre Dörfer zurück und unterwerfen sich den Behörde». Die Stimmung im Lande ist eine viel ruhigere geworden. Die flüchtigen Häuvtlingc Dinizulu und Undabnko befinden sich im Szwazi- land. — Grosze Befriedigung erregt cs in London, das; der deutsche Kaiser drei ihm persönlich bekannte britische Offiziere ringelnden hat, den Hebungen bei Potsdam beizuwohncn. — Londoner Blätter melden, Rußland habe in Amsterdam neue Unterhandlungen wegen Ausnahme einer Anleihe von 200 Millionen angcknüpft. Ruhlaud. Die Metropoliten von Serbien und Montenegro hatten an den Zaren ans Anlaß des Kicw-JnbilänmS ein Huldigungs- Telegramm gerichtet, in welchem sic Rußland als Herrscherin über alle slawischen Stämme anerkannten nnd dem Zaren Sieg über alle seine Feinde wünschten. Der Kaiser hat den Prälaten seinen ganz besonderen Dank aussprcchcn lassen. Orient. Aus Wien wird gemeldet: Grosjvezier Kiamil sagte in Konstantinopcl zu einem Mitarbeiter der „di. Fr. Pr.": Die Pforte verhalte sich durchaus sympathisch zur Eröffnung der Oricnt- bahu und denke nicht daran, eine Hemmung des Verkehrs auf der Route Wien'Konstantinopcl hcrbeiznführen. Der Rechtsbrnch der bulgarischen Regierung, betreffend die Linie Bellova-Vakarcl, müffe jedoch gutgemacht werde». Die Pforte gönne Oesterreich ven Ver theil der neuen Route, wodnrch der türkische Vortheil nicht ge'.bmä.er! werde. Die Pforte plane den baldigen Ban der cifia:ffck'e:i Bad. nach Bagdad durch eine ausländische Gesellschaft, »ich: durch Brr. Hirsch. Die Pforte habe Zeit, die Eisenbahnfrage zu üurir.u da nichts darauf hindeute, daß die Gruppirnug der eurrräffchc r Q u:'. Mächte sich verändern würde, diese Gruppirnug ade: c:.: B-raur-a". für die Erhaltung des Friedens sei. Sächsisches. — Ein neuer Pcrsonentarif der 'ächn'chcn Siaai-cistn bahnen wird am I. October d. I. rur Eiiifübruug te.umeu. D:'.. selbe bringt den zahlreichen HalieneUe» der sächü'chen Badneu eine willkommene Ermäßigung der Bcllcipcci'e. — Dresden, 21.August. Ter nonvcgi'che In-. nl.rie-H.v.iv:- mann Mannlcstad wurde gestern vom Könige empiangen. Derselbe ist nach Deutschland geschickt worden, um den Manövern des König! Sächj. Armcccorps beizuwohnen. Er wurde zu diesem Behufe den, Lcib-Grcnadier-Regimcnt dir. 100 zugethcill. — Staatsministcr von Nostitz-Wallwitz hat sich in Urlaub nach Sohlaud begebe». — Herr Kreishauptmann von Koppcusels ist vom Urlaube zurückgekchrt und hat die Leitung der Geschäfte der Köuigl. Krciöhauplmauuschast Dresden wieder übernommen. — Mittelst ExtrazugcS trafen gestern Vormittag der Stab, sowie die 1., 3. und 4. Compagnie des Köuigl. Sächs. Pionierbataillons Nr. 12 auf hiesigem Berliner Bahnhöfe, von Graudcnz kommend, wohin sie am 3. d. M. abgedampst waren, wieder ein. — Ein in Halbestadt bei Königstcin stattgchabter Brand, Wodurch das Hohlscld'sche Gut in Asche gelegt wurde, soll durch Selbstentzündung des in der Scheune aufgcspeichcrtcu Heues ent standen sein, welche- bei der letzten Ernte infolge des fortwährenden Regens fast durchweg in ziemlich feuchtem Zustande cingcbracht wurde. Wenn nicht besondere Vorsichtsmaßregeln beim Ciuschichtcn, wie Be streue» mit Salz, Durchschichtcu mit Stroh angewcudct werden, kann sich verregnetes Heu bei der Aufbewahrung erwiesenermaßen bis zum offenen Verbrennen erhitzen. — Leipzig» 20. August. Gestern Abend >/,10 Uhr traf Prinz Georg in Begleitung des Gcncralstabschcfs Generalmajor Edler von der Planitz nud des Hanptmanus Barth vom Geucralstabe hier ein und wurde am Bahnhof vom Generalleutnant von Tschirschky und Divisionsadjutaut .Hanptmann Frh. von Weber empfangen. Sc. königl. Hoheit »ahm im Hotel Hausse Wohnung nnd hielt heute früh die Besichtigung der 48. Jnsantecic-Brigade bei Connewitz ab, wird auch morgen der Vorstellung des 134. Infanterieregiments bei wohnen. — Heute Vormittag von 11 bis „ach 12 Uhr fand im Krystallpalast die Generalvcrsammlnng der Netionärc der Leipziger Disconto-Gescllschast statt, welche über das Schicksal des Vergleichs- Vorschlags des Anssichtsrathcs zu entscheiden hatte. Tic Aetionärc nahmen mit 2814 gegen 718 Stimmen den angebotcncn Vergleich an, und hiermit entfiel auch ein Gegenantrag, wonach diejenige» Aclien, die sich noch in Händen ihrer ursprünglichen Besitzer befinden, mit 50 Prozent vom Anfsichtsrath bezahlt werden sollten. Aenonär Baron von Ardcnne ersuchte jedoch im Namen der Minderheit der Versammlung, in's Protocoll die von ihm behauptete Thatsachc der Beschlnßnnsäliigkeit dieser Versammlung der Aetionärc mit cinfzu- »chmcn. Hoffen wir trotzdem, daß der heutige Beschluß der Aetionärc zu brecht besteht, damit das nncrqnicklichc Capitcl „Leipziger Discvnto- Gesellschaft" endlich als abgeschlossen betrachtet werden könnt — Lansigk. Am Freitag stürzte der Ziegeldecker Louis Heintzc, 30 Jahre alt, die Stütze seiner kranken Mutter, vom Dache nnd war sofort todt. — Colditz, 20. August. In der Nacht vom Sonntag zum Montag brannte das an dcrLcipzigcrStraßc gelegene Wohngebäude des Gärtncrcibcsitzcrs Paul Dorn bis auf die Umsassnngsmancrn nieder. Brandstiftung scheint nicht ausgeschlossen. — In Pcnig stahl ein Knabe von 11 Jahren einem Gewcrb- lrcibcndcu ans einem Sekretär 3 Zwanzigmarkstückc. Er batte mit gleichgesinnten Compliccn bereits ziemlich die Hälfte davon veraus gabt, als die Sache ans Tageslicht kam. Torten, Kuchen, Wurst, Branntwein nnd dergleichen Leckereien, sowie verschiedene Tändeleien, wie Uhrketten ec., wurden von dem Gclde angcschafft, ja sogar eine Eiscnbahnfahrt 11. Classe nach Rochsbnrg unternommen nnd dort gnt gelebt. Tic Schutz,nannschasicn haben das übrige Geld auf ver schiedenen Plätzen, sogar im Freien, versteckt gefunden, so daß der Bestohlene wenigstens einen Thcil seines EigenihnmS zurück erhält. Die StaatSanwall'chaft wird sich mit der Angelegenheit zu befasse» haben und dürften daher die Buben einer exemplarischen Strafe kaum entgehen. Wie es heißt, hat der Betreffende auch schon vor einigen Wochen an dcrielbcn Stelle ein 10-Markstück gestohlen. — P lauen, 20. August. Die ehemaligen Schützen und Jäger der deutschen Armee haben in den Tagen vom 18.—20. d. Nt. in hiesiger Stadt ihre diesjährige Zusammenkunft gehabt, deren Zweck es ist, die Kameradschaft, eine Stütze des deutschen Heeres, zu er neuern und zu stärken. Tie Schützen- und Jägervereinc ZachsenS Ivarcn vollzählig vertreten und zwar in einer Slärke von zusammen etwa 350 Mann, besonders stark die Vereine zu TrcSdcn und Leipzig. Der hiesige Verein Schützen und Jäger halte seinen auswärtigen Kameraden einen wahrhaft herzlichen Empfang bereiter, ebenso trugen alle die veranstalteten Festlichkeiten echt patriotisches Gepräge. Als Ort der Abhaltung der nächstjährigen Zniammenkiinft wurde Meißen gewählt. — Als Derjenige, welcher die Leiche des am 14. d. M. ans Ncnndorfcr RitkergntSflnr durch eigene Hand gestorbenen Post- assistenlen Prcißler hier geplündert hat, ist von der Gendarmerie am Sonntag der aus dem Bezirksarmenhaus entsprungene Fr. Erdm. Langheinrich ans Mühltrvss ermittelt und bez. verhaftet. Langbein- rich ist geständig 1 und hatte Sachen des P., sa dessen Uhr und Kette, bei sich. — Zwickau, 20. August. Am gestrigen Tage fand hier das 6. Gauturnfest des westliche» sächsischen Grenzgancs statt. Es hielten hierzu bez. bereits am Vorabend und in den Frühstunden des Festtages über 2000 Turner ans umliegenden Städten und Ort schaften ibren Einzug in die festlich geschmückte Stadt, woselbst eine große Anzahl derselben namentlich aus entfernteren Orlen in von der Bürgerschaft freundlich st gewährte» Quartieren untcrgcbracht wurden. Am Sonnabend Abend fand in der Festhalte auf dem Schi'eßanger — derselbe diente als Festplatz — die zahlreich bcsnchlc Eröffnungsfeier, Sonntag Vormittag Wetttnrnen, bestellend in Ge- räthctnrncn nnd volksthümlichc» Hebungen, Nachmittags von der städtischen Turnhalle an der Gartensiraße ein imposanter Festzng — in welchem gegen 50 Fahnen und etwa 15 MnsikeorpS vertreten waren — nach dem Festvlatz und dawloit nach erfolgter Begrüßung seitens der Stadt Freiübungen, Mniterriegentnrnen, Reigen, Turn spiele und Wettringkamps statt, wobei vieffacki Heroorragcndes ge leistet wurde. Der dann A.ends in der Fest,-alle veranstaltete Fcst- commcrs, bei welchem auch die Verkündigung und Auszeichnung der Sieger, sowie die Aumtlirnng einiger Reigen :c. erfolgte, gestaltete sich bei überacis zahlreicher Tbcilnalnne der Turner- nnd Einwohner, schuft wiederum z» einem ic. r belebten fröhlichen Treiben. — Das Anerbieten des Königl. Finanzministeriums, der Zladtgenieindc Zwickau für Uebernalime der Ilnterbatini.'g der Fahrbahn der Bahnhvsstraßc eine Abfindungssumme von »5,"o0 Mk. uutcr Erlas; der von der Stadlgemeinde zeiiber an die fiskalische Straßcnbanvcrwaltnng zu den Uiuerbakinngskofien die'er Straße gezahlten Beitrags von jährlich > Mk. zu gewähren, ist nunmehr von den städtischen Collegien dest.'.::.v angenommen worden. — E b r e»fried c rsd r rf. Ab 1. Oktober l. I. wird die Z'-.l der Haltestellen an uu'ercr Wilijchthalbahn um eine vermehrt und zwar loll ab dieser Zeit zwischen Herold und Gelcnan die S:a:ioa Veunsberg erricht« werden. — S tollberg. An 25. und 21. d. M. wird unsere Stadt wird« einmal Emauartieru ig erhalten und zwar im ganzen 24 Seziere nnd 523 Mann.haften vom Regiments-Stab, dem Stab vom 1 Bawülon und von den ersten 4 Kompagnien des 5. Jnf.- Reg. Nr los. Hierüber werden noch 15 Pferde zu verpflegen sein. — N: cd erwür schnitz. Vorigen Sonnabend stürzte bei Ans üb, ag seines Be „ms ein Schornsieinsegec ans Oelsnitz vom U.'schcn Han'c berao. Anscheinend schwer verletzt wurde derselbe dem Stvll- bcraer Kcaukenhawe übergeben. — Thalheim. Vergangenen Sonnabend den 18. August Mittags - ^2 Ulr brach ans bisher »och unbekannte Weise im Wohn gebäude de- Oekoiiomc» Hämcrle Feuer aus, welches dasselbe bis auf die Umfassungsmauern cinä'cherte. Durch das energische Ein schreiten der hiesige» freiwillige» Feuerwehr wurde das Feuer ans seinen Herd beschränkt und die angebanle Scheune gerettet. Da das Feuer schnell um sich griff, tonnte an Mobiliar nur wenig gerettet werden, doch ist dasselbe versichert, das Vieh wurde sämmtlich gerettet. — In Obcrlnngwitz brannte am Sonntag Nachmittag ein Herrn Mnhlcnbesitzcr Engelmann daselbst gehöriger, unweit de-s Mühlcngntes gelegener Strohfeimen vollständig nieder. Das Feuer halten Kinder verursacht. — Eiu Bubenstreich gemeinster Art ist in den Nächten der letzten Woche verschiedenen Gartenbesitzern in Obcr lnngwitz gespielt worden. Ein verabschenungSwürdiges Subjekt hat sich ein Vergnügen daraus gemacht, mehrere Umzäunungen zu über steigen und daselbst Vorgefundene Nvienstöcke, auch Obstüänme, zu zerschneiden. — Z sch opa ». In Kr» m h e r mcrsdorf brannte am Sonn tag Nachts 11 Uhr das in der Nähe des Pfarrhauses und der Kirche gelegene Reuthcr'sche Gnt nieder. Das Feuer kam in der Scheune ans- nnd hatte von da an bald das nahcgclegenc Wohnhaus ergriffen. Trotz der Schnelligkeit, mit welcher sich die Flammen ansbrcitcten, gelang cS der angestrengten Thätigkeit der wackeren Feuerwehr, das Vieh vollständig, das Mobiliar zum größten T;cil zu retten und auch die Nachbarhäuser zu schützen, welche durch Flngfener bedroh! erschienen. Der Abgebrannte hat nicht versichert und wird allgemein bedauert, da ihn bereits vor 4 Jahren Brandnnglück ereilte. Bös willige Brandstisliuig wirb vermnchct. Von auswärtigen Feuer wehren war nur die Watdkirchener erschienen. — Frciberg, 18. August. Am letzten Sonntage wurde in einem Gebüsche bei Conradsdorf ein Erhängter anfgeftuiSen, in dem man cincii Handarbeiter ans Frciberg erkannte, der seit 1v85 bei einem hiesigen Banm-lstcr ausdauernd gearbeitet und sich dessen vollste Zufriedenheit erworben hatte. Bei einem Wortsttcite mit einem Mitarbeiter am Bane war von Letzterem dem Manne eine vor Jahren abgebüßte nnd längst durch einen strengrcchilichcn Lebens wandel in Vergessenheit gebrachte Gesängnißslrafc vorgeworfen wor den, was denselben so tief erregte, das; er sich sofort bei dem Lan- schreibcr abmcldcte nnd ohne den Arbeitslohn zu nehmen entfernte. Der Letztere wende nach Auffindung der Leiche der ans so traurige Weise ihres Ernährers beraubten Witttve ansgchändigt. Das Vor- wcrfen einer abgebnßte» Strafe ist an und für sich strafbar und mit Recht, denn wer sich zur Bekämpfung des Gegners eines von so niedriger Gesinnung zeugenden Mittels bedient, muß bestraft wer den; in diesem besonderen Falle aber, wo durch ein seit Jahren vorwurfsfreies und arbcitsvolles Leben der iinwidcrlcglichste Beweis dafür gegeben war, daß entweder die Strafe eine unverdiente ge wesen, oder der sittliche Werth des Bestraften nicht durch den etwa igen Fehltritt gelitten habe, muß cs doppelt verwerflich erscheinen. Ter selbst so vielen Versuchungen nnsgcjetzle Mensch, welcher nie wissen kann, ob er nicht selbst im nächsten Augenblicke durch eigene Schuld ober srcmde» Jrrthnm vor den Richter gefordert wird, hat kein Recht zur moralischen Entrüstung über einen Nebenmenschen, welcher einmal auf dem Lebenswege gestrauchelt ist. — Ocderan, 20. August. Tas Königliche Ministerium des Innern hat dem bei der Firma Kcmpe's Wittwc sc Sohn hier be schäftigten Färber Herrn Friedrich Ehregott Münzner ans Anlas; 3ojahrigcr treuer Arbeit im Kcmpe'jchen Etablissement als Ans Zeichnung die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" verliehen. — Frankenbcrg. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend Abend ans dem Marktplatz. Ein mit 2 Pferden be spannter Kastenwagen der Gaisberg-Branerci GnnncrSdorf war auf der Heimfahrt begriffen; in der Nahe der „Hochwalte" wurden die Pferde scheu und gingen dem Gcjchirrfnhrer Nestler, der sie nicht mehr zügeln konnte, in rasendem Galopp durch. An Schreibers Ecke, am Mark:, blieb der Wagen hängen nnd wurde stark beschädigt; die Pftrd: zerrissen das Zeug und sprengten mit der Deichsel weiter. Ter Gefchirrftihrer sprang den Pferden nach und ergriff die Zügel, verschlang sich aber dabei mit den Beine» in letzlcreii, kam zum Fallen und wurde im weiten Bogen über den Markt mehrmals wcg- geschleift, bis es dem zufällig auf dem Marktplatz anwesenden Eigen- thümer de-S Geschirres gelang, die rasenden Thierc anfzuhaltcn. Waren die zahlreiche» auf dem Markte befindlichen Menschen im ersten Augenblick ängstlich nach den Seiten geraunt, so liefen sie ebenso schnell zusammen, um sich des verunglückten Nestler anzn- nehmeii. Derselbe wurde in die Stadibranerei gebracht, wo'elbst sein Zustand als ein recht beklagsnswcnher fcstgestell! wurde, welcher die Unterbringung des Verunglückten im Stadtkrankenhanse erforderlich machte. Nestler hat nicht nur mehrere Rippenbrüche, sondern auch Bruch der einen Kniescheibe erlitten. Ein zweiter Man», welcher mit im Wagen gesessen hatte, kam mit einer leichteren Kopfwunde, die er sich beim Zusammenbruch des Wagens und seinein gleichzeitigen Abspringen von selbigem zugezogen, davon. — Altenburg, 20. Aug. Herr Lehrer Täuscher von hier, der Verfasser eines Greizcr Dcnkmalsbcrichts in der „Saale Zeitung" zu Halle, war deswegen zur Anklage gezogen worden; er wurde aber in der heutigen Sitzung des Landgerichts zu Halle frcigcsprvchen. Der Staatsanwalt hatte 2 Monate Gefängnis; beantragt. — Ein höchst bedauerlicher Uuglücksfall hat sich gestrigen Tages in der Znckerraffineric Rositz zugctrage». Ein ft» hiesigen Kreise als „Esscn- künstler" bekannter Mann, Namens Ulrich, aus Bernbnrg gebürtig nnd 31 Jahre alt, dessen Beschäftigung darin bestand, entweder hohe Dampfesscn abzubinden, dieselben gerade zu richten, auch, wenn die selben nicht genug Zug hatten, nach Bedürfnis; höher zu inaner», oder auch Blitzableiter darauf zu machen, hatte gestern auf einer Esse das Unglück, das; beim Einschlagen einer Klammer ein Ziegel hcrausbrach und er 50 Meter hoch mit einem Thcil des Gerüstes hcrnitter- stnrzte. Hierbei zerschmetterte sich Ulrich den Kopf nnd fand den Tod. Mit Ulrich befand sich noch ei» anderer Mann auf dem Essenkvpf. Der Verunglückte, der in seiner Art ein sehr gewandter nnd geschickter Arbeiter war, wird sehr bedauert. Er hintcrläßt eine Wittwe und 5 Kinder. — Der steckbrieflich verfolgte Bankier Arnold Callmann in Weimar ist am 17. d., Vormittag, in seinem Garlenhause, woselbst er einen mißglückten Selbstmordversuch gemacht hatte, gesunden und in das Kraiikcnhans gebracht worden. Wie nunmehr feststcht, hat sich Callmatt» bereits seit einigen Lagen in der Nähe seiner Woh nung ausgehnltcn. Ans Nah und Fern. — lieber das Dampfer-Unglück bei Ncw-Aork geht der „Enr. Corr." von dort unter!» 18. dss. das 'folgende weitere Kabcltelegramm zu: Von sämmtlichcn Cajntpassagicrcn des „Geiser" ist nur eine Frau Hilda Lind gerettet worden, während deren beide Kinder den Tod in den Wellen fanden. Von den übrigen Cajüt- passagicrcn werden die folgenden als todt gemeldet: Albert Olsen, L. Clausen, George Hamncir, C. Mclborg, Frau A. Scehus, Bertha Jbenfeldt und Frau Hilda Soclborg. Von der Bemannung sind ertrunken: Heinrich Braun, 1. Offizier, ferner die Maschinisten Grcgerwn. Foß, Larse», Brichtsen nnd Smcnjen. Tie Namen der Matrv'cn sind noch nicht bekannt. Die meisten der Zwischendecke-Passagiere waren Norddeutsche nnd Skandinavier. Während der Katastrophe lagen die Capitäne der beiden Schisse in ihren Beiten. An Bord des „Geiser" svll eine unbeschreibliche Panik nnd Tiscipliiilosigkeit geherrscht haben, wodnrch sich auch der große Mcnschenverlnst erklärt. Der hiesige dänische Consul hat sofort eine Unlersiichnng angeordnet. Die „Thingvalla" ist iin Hafen von Halifax cingelanftii. — Neues Erdbeben. Nach in Rom cingegaugcncn Meldungen wurden Sonnabend Abend in Tiauo Marino, welches bereits durch das Erdbeben vom 23. Februar 1887 so schwer heim- gesucht wurde, innerhalb einer halben Stunde drei heftige, von unterirdischem Nolle» begleitete Erdstöße verspürt. Der erste Stoß war der stärkste, Unfälle sind indessen erfrcntichcc Weise nicht vorge- kommcn. bhciurritzer Ltodt-Anjerger. Tie glnnnc imlcice LlciNiö leeerca erhallt, uuS «i-tuge ttzezereicheileu gilt,za mnmttet!!!:. Chemnitz, de» 21. August. — Körner-Feier. Am 28. August dss. Js.. also nächsten Sonntag, sind 75 Jahre verstoßen, seitdem Theodor Körner de» Heldentod ertlneu. Wir haben bereits in dem Beiblatt „Kleine Borschafl" darüber berichtet, das; in Mecktenbnrg-Srlnvcriii, wo der Heldcndichier stet und bestattet wind', eine größere Gebächlniß-cier stattfindet, nnd in Dresden, der Äebnr'isstadt Korners, wird man den Tag gleichsalls nicht »ubeachiel vvrübcrgehen tasten. In Chemnitz Hai et der hiestgo Körnerverein übernommen, zur Erinnerung an des Dichters Tod eine würdige Feier zn veranstalten. Nächsten Zoiin- abend, de» 25. dis. Akts., wird der Verein im B ürscnia al eine „Feier de-S 75jägrigcn Todestages Theodor KörnceS" abhallen, zu welcher Herr Tiaconns Oe. Sierzct die Festrede gücigst übernommen hat. — Feuer bestall ui, g. Hn voriger Woche ist, wie uns mitgeiheilt wird, der verstorbene hiesige Bürger nnd Hausbesitzer Löffler, Langestraße, durch die Beerdigniigsaiistatt „Heimkehr" nach dc.n Bahnhof gebracht worden, nm weiter nach vloiha zur Fenerbcstatttnig befördert zn werden. — TNalia-Theatcr. Wie schon erwätmt, findet morgen Mittwoch die letzte Aufführung der melodiecnreichcn Lperene „Tic siedenS ch w a b e n" statt. Am Donnerstag gelangt der Moscr'säe Schwank „Rcif-Rciftingen" nochmals zur Ausführung. Diese Vorstellung dürste sich einer besonderen An- zieanngSkrast zn erfreuen haben, da cs der Direction gelungen ist. Fräulein Helene Schneider vom Siadl-Theater in Leipzig zu einem nochmaligen, jedoch unbedingt letzten Gastspiel zu gewinnen. Dieselbe wird in genanntem Stück die Priska zur Darstellung bringe». Außerdem gastirt an diesem Abend not, Fräulein Anna Jordan vom Thalia-Theater in New-Pork und zwar .» der Rolle der Jlka. Eine Uinbcsctznng hat das Stück insosern auf- znweiscn, als Fräulein Walther diesmal die Rolle der Clsa und Herr Anwander die des Paul Hoffmeister inne hat. Cs dürste also des In teressanten genügend vorhanden sein, nur dieser Vorstellung eine» zahlreichen Besuch zu sichern. — Im Colosseum veranstaltet morgen, Mittwoch, die Capelle des hiesigen Regiments nmer Leitung des Herrn Munkdireetor Pohle wieder cm Abo» ne mcntS-Louccrt mit Ball, und zwar ist dics das letzte vor den, Ansrücken ins Manöver. Mau wird sich daher wohl nicht rauschen, wenn man dem Conccrt eine» zahlreichen Besuch in Aussicht stellt. —B. Der Beginn des Herbstes ist zwar osficicll noch nicht ein- lelreten, d. h. der Kalender zeigt ihn sür jetzt noch nicht a», aber herbstlich äugt es doch allenthalben zu werden an. Tie Anlagen unserer Siadi er- hatte» was das Busch- nnd Banmwerk anbelrisff, jene graue, verwittert.' Färbung, die das baldige Abfalle» des Laubes anzeigt, imo einzelne Bäume, wie die Kastanien, streuen schon gelbe verdorrte Blätter ans die Wege. Roch inehr redet die Ilmgegend »cm nahenden Ende der schönen Jahreszeit. Von den vor wenig Wochen noch im Winde wogende» Getteideseldern sind vielfach blos die Stoppeln übrig, die Wiesen sind znm zweiten Male gemäht, das Grummet i» die Scheuer geschasst, »nd die Hertslfrüchte des Ackers, Rüben und Kraut, stehen im Stadium ihrer Reife. Der Hochsommer ist vorüber, nnd wer einen Weg durchwandest hat, steht gewöhnlich am Ende dciselben noch einmal still nnd schaut zurück auf die Strecke, die er hinter sich ließ. Run, der Sommer, den wir Heuer durchlebten, war eigentlich stark aus der Art geschlagen. Die schöne» Tage, die er »ns gebracht, wir können sic nicht zu Dutzenden zählen. Tas alte Märchen vom Siebenschläfer, von den, ge wöhnlich das Gegcmheil eimrifft, schien sich dies Jahr einmal bewahcheilen zn sollen. Am Siebenschläfer regnete cs, und glücklich datierte der Regen sieben und mehr Wochen über ihn hinaus. Auch der Hunden,ahrigc Kalender, nach dem cs in der Regel prächtigster Sonnenschein sein soll, wen» wir über „Hundewetter" seufzen, und in den man, wie ein Witzwori sagt, mir zu schauen braucht, uni zu erfahren, wie das Weuer nicht werde» wird, — auch dieser schien Recht behalten zu sollen. Kurzum, cs war eine Sommers zeit, welche die gewöhnlichen Verhältnisse ganz ans den Kopf stellte, die uns statt Hmidslcigshitze Huiidsicig»kälte brachte, und gegenüber welcher jener Leipziger gar nicht so unrecht handelte, als er im Wuilerp.'I; Kiricheu pflückte, ltnd mm stehen wir ans der Scheide zwischen Sommer und Herbst! Manch Einen ersaßt wieder die stereolhpe Herdnmelaiichvlie, mit Icc sich das wunderliche Mcnschcnherz ein jedes Mal zu schasse» macht, sobald die Banmwipscl kahl werden und die einst so grünen Blätter dürr über den Boden hi» rauschen. Viele wohl haben berechtigten Grund zn ihrer weh- inülhigcn Stimmung; jene nämlich, die mit Uhlcrnd sagen können: O wie vergänglich ist ein Laub — des Frühlings Kind, des Herbstes Raub! — Doch har dies Laub, das niedcrbebt, — mir so viel Liebes überlebt .... Wer aber beim Scheiden des sonnnerliche» PslaiizcnscbmnckeS an keine ihm wider fahrene Trennung von lheure» Angehörige» erinnert wird, der svltte das Kopfaängen laßen. Nur im engen Kreise eines Jahres giebt es Vergänglich keit, und mir Poesie nnd Religio» bemächtigen sich dieser Erscheinung des Werde» und Vergehens, nm sie an ihren hohen ethischen Atffgabe» Mit arbeiten zu taffen, aber Natnrforschuilg nnd Philosophie wissen, daß kem Aiom des großen Stossganzen au-s dem Sein verschwindet, daß der Prozeu des Sterbens mir Veränderung, nicht Vernichtnng bedeutet. De»» alle die Pflanzen und Ttziere, die jetzt nnd da»» im Winter absterbcn und der Her men,»g anheimfallen, sie werden im Frühling i» andre» Jndividualn-tten wieder das Licht der Sonne schauen, und so ist der ganze Vorgang des Ant- lcbens und Hinscheidens, de» wir in, Laufe jedes Jahres beobachten, in-ms als eine beständige Auferstehung. Und hierin einigen sich denn auch alle:
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