Volltext Seite (XML)
Nr. 105. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum deS folgenden Tages) zur Bcriendung gelangende..Lüchiiiche LnnvcS-Anzrigcr" mit täglich einem besonderen Unter- haltnngsblatte »nd mit dem Crtrabeiblatt 2,,ni>fcs Pilderbuch kostet bei den Ausgabe stelle!, monatlich70Pig., bei den Bost-Aust. Ps. (1888er Ztgs.-Preisliste Nr. 7085.) Für Abonnenten erscheint je einmal iin Jahr: Soui»iet.M»l>li!»nsM>'I»»hesl für Lachse». Wintcr.Eisenbnhnsahichlanhcsl sin Lachse». Illusrr. .ilaleiider deö Lächsische» Laadboten. JllitsltitlesInhicsbuchderünadcS-Aazrilicrs. Srirliji scher mit „bbemnitzer Stadt-Anzeiger". Nirparteiiscke täglieiie Zeitnug für Sackfen «nd Thüringen. Mittwoch, 22. August 1888. »n,esgknpre!-der..Tilchs.St>»dk».«n)einer«"r Rannt einer schmalen Corvnszeike lo Pka, Bevornigie Stelle (lsvalt. Pctitzcile) 3V Pf. BeiMicderholung großer AnnoneenNabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnscrlionsbelrag (in Briefmarke») beifügen tje8SiIben Corvnsschrist bilden ca. 1 Jene.) Annonceiiaiiliahine nur bis Vormittag. Vtrlliin Nm»l>rr Wikilt, Buchdrullcrei, Clicmuitz. Tbeaterstraße ö (Fernsprechstclle Nr. 136), Telcgr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Saeksrfeiies Nltcrlei — Unterlmltnngsi lntt. 1. kleine Botschaft — 2 Sächsischer brzähler — 3 Sächsische Gerichts-Zeitnng 5 Illirstrirtes Unterhaltrmgsblatt — 6. Sonntagsblatt — Eitra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtsgcrichtliche Bekanntnrachnngen. Eroiheiliiiigsbalbcr soll das znm Nachlasse Herr» Carl August Fiedler's in Erfenschlag gehörige Halbhnfengnt, Nr. 39 des Brand Katasters, Foiium -ltl des Olrnnd- und Hhpvtliekcnbnchs daselbst, welches II Hektar 20,6 Ar gleich 20 Acker 77 Quadrat-Ruthen enthält, ortsgerichtlich auf 17,336 Mk.gc- würdert ist, Donnerstag, den 20. September 1888, Vormittags 11 Uhr a» Gerickitsstellc im Wege freiwilliger Snbbastntion veräußert, das lebende »nd tobte Inventar Donnostag, den 27. September 1888 von 9 Uhr Vormittags ab im Gute vcranctionirt werde». Königliches Amtsgericht Chemniil. Das Konknrsvcrfahrc» über das Vermöge» der Handelsgesellichast Schüller L Seidel in Ctfemnltz wird, nachdem der in dem Vergleichstermine von, 24. Jnti 1888 angenommene Zwangsbcrgleich durch rechtskräftigen Be schluß von demselben Tage begütigt ist, hierdurch aufgehoben. Ct,c»mitz, den 17. Angnst 1888. Königl. Amtsgericht. lieber das Vermögen des FärbercibesiherS Friedrich Wilhelm Schönefeld, Inhabers der Firma C. L -Oertcl Nachf. iii Nenkirchen, wird heute am 18.August 1888 Vormittags V-12 Uhr das Konknrsverfahrc» eröffnet. Der Rechtsanwalt ilr. Stadler in Cticmnitz wird znm Konknrsvermaltcr ernannt. Konknrs- svrderungen sind bis zum 15. September 1888 bei dem Berichte anznmeldcn. Es tvird zur Beschlußfassung über die Wabl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Glänbigcransschnsses und cintretendcn Falles über die in H !20derKo»knrsordnnng bezelchnctcii Gegenstände auf den 5. Scplbr. 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfling der angemeldetc» Forder itgeu auf den 5. Octbr. 1888 Vormittags 10 Uhr vor in», »ntcrzeichncien (berichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz habe» oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ans gegeben, nichts an den Geineinschnlbiier zu vcrabsolge» oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlc t, von dem Besitze der Sache und von den Forder ungen, für welche sie ans der Sache abaesooderte Befriedigung in Anspruch nehmen, den, Konkursverwalter bis zum 19. Scptbr 1888 Anzeige zn mache». Königliches Amtsgericht zn Chemnitz. von 14/g Million Dollars verursacht hat. Viele Personen wurden gelobtet, Häuser stürzten ein, Pferde und Vieh kamen um. — Der Dampfer „Liberia", von New Aork nach Stettin, ist bei Neu-Schvlt- land gescheitert. Die Mannschaft wurde gerettet. Telegraphische Nachrichteii. Vom 20. August. Wien. Verläßlich verlautet, daß der Zeitpunkt der Begegnung des Grafen Kalnoky mit dem Fürsten Bismarck noch immer nicht sestgcstcllt ist. Der Ort ist wahrscheinlich Friedrichsrnhe. — Einer Pariser Meldung der „Polit. Coro" zufolge bereitet Goblet eine Erwiderung ans die letzte Note Crispi's vor. — Ein furchtbarer Wolkenbrnch ging üb/c mehrere Ortschaften im Bezirk Kronenburg in Nicdcröstcrreich nieder und richtete großes Unglück a». Etwa fünfzehn Personen, darunter eine Wiener Familie, sind ertrunken, fünfzig Häuser eingestürzt, mit Frucht gefüllte Scheuern weggeichivemmt und vieles Hausvich und viele Pferde sind in den Finthen nmge- kommen. Die Leute flüchteten auf Bäume und Dächer, die unter ihnen zusammenbrachcii; daher sind auch zahlreiche schwere Verletzungen vorgekomme». Sofia. Das Oppositionsblatt „Trnovska Cvnstitntia" stellt sein Erscheinen ein, nachdem in der heutigen Comitesitznng die Er schvpsnng der Fonds konstatirt worden ist. Rom. Auch die Oppositions-Journale billige» Crispi's Ant wort auf die Note Goblet's. Paris. Die Nachricht von dem dreifachen Wahlsiege Bou- langcr's wirkt allgemein verblüffend; selbst die Partcipresse erhoffte keilten derartigen Erfolg, der unleugbar bleibt, obwohl ein Theit der radikalen Presse große Gemüthsruhe erheuchelt und die Nieder lage der Republikaner der schlecht getroffenen Wahl der Kandidaten zuschreibt. Die Monarchisten sind erfreut über die Wahrnehmung, daß die Wahlen Boulanger's einen entschieden antirepublikamschen Charakter haben. London. Aus Canada wird gemeldet, daß ein Gcwittcrstnrm im östlichen Ontario gewüthet und allein in Quebec einen Schaden Frankfurt a. M., 21. August, 11 Uhr 30 Min. Vormittag. Crispi ist heute früh 9 Uhr über Bebra, Göttingen und Hannover nach Hamburg weitergcrcist, von wo die Reise unverzüglich nach Friedrichsruhe geht. Politische Rundschau. Chemnitz» den 21. Angnst. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm begab sich am Montag früh auf dem Dampser „Alexandra" »ach Spandau und besichtigte die dortigen Jnfanlcric-Regimcntcr. Der Monarch wurde von der Bevölkerung ans das Lebhafteste begrüßt. Die Rückkehr nach Pots dam erfolgte ebenfalls zu Wasser. Am Montag Nachmittag fand in Gegenwart des Kaisers und der königlichen Prinzen im Katharinenholz bei Potsdam das Adlcrschießen des Offizierskorps des 1. Gardcregimentes statt. — Wie nachträglich noch bekannt wird, hob der Kaiser in der Ansprache, welche derselbe am Sonnabend nach der Besichtigung des 1. Gardcregimentes an das Regiment richtete, hervor, baß cs ihm, eine Freude sei, gerade an dem Gedenktage der Schlacht von St. Privat das Regiment zu sehen, an einem Tage, kur für die ganze Armee bedeutend und ein Gedenktag an Viele, welche nicht mehr sind, ,ei. Ferner sprach der Kaiser die Hoffnung aus, daß das Regiment, wenn wieder einmal eine ernste Zeit an dasselbe heranlretc, n chl zurückstehcn werde vor dem, was es vor 18 Jahren geleistet habe. — Der italienische Ministerpräsident Crispi diufte heute Diens tag in Fr.cdrichsrnhe beim Reichskanzler cintrcffen. Unterwegs halte derselbe eine Unterredung mit dem Grafen Hecvert Bismarck. — Die Frage, ob Herr von Bennigsen wieder ein Mandat für das preußische Abgeordnetenhaus annehmen wird, ist noch nicht definitiv entschieden. Es besteht der Wunsch, iino derselbe ist auch dem bekannten Parlamentarier ansgedrückt, doch ist noch keine Rück ünßernng erfolgt. — Die „Norddeutsche" giebts den Franzosen wieder einmal gehörig. Sie schreibt: „Die nach Paris gerichtete Antwortnote des italienischen Ministcrpräsidouen üoer die Maisanahsrage füyrt eitle Sprache, die an Unumwnndenyeit und Dcntllchkeit nicht das Geringste zn wünschen übrig läßt. Das sic, von der Par-ser Presse wenigstens, vcistande» worden ist, erkennt man aus de» t cils gewundenen, theils gehässigen Worten, in weichen ü-er Italien herge,vgea wird. Aerger üoer das Fehljchla,cn aller gegen Italiens übec>eeische Politik ge sponnenen Ranke und Ingrimm über die demüungenoe Lage, in welche Herr Crispi die französische Republik durch seine diplomatische Polemik verübt, reichen sich die Hund, um in weilen Kreisen der französischen Hauptstadt den Haß ge„en den südlichen Grenzt,achbar aus den Gipset zu treiben." — Das „Reich-GHetzblatt" v r.-ffentlichl eine Bekanntma huag des Reich kauzters betreffend die Erwe ternag der oestnngs »lagen uon Magdeburg. Ans Grund des Z 3, des Goetzes beircffend die Beschränkung des GrnndeigenthumS in der Um bang der gegangen wird darin bekannt g geben, daß eine Verstärkung der Fvnslune der Festung Magdeburg durch An age von n.uo, W rkeu somi one Erweiternng des Rayons di- er Fest mg in Aussicht g nomine» ist. — Der sraazöaich.' Bürgermeister von Bona in Algier pat an den Reichst»,,sadgcon »etc» Antmnc ans M tz, der zur Zeit in In den Höllengrund. Novelle von Reinhold Ortmann. Schluß. Nachdruck Verbote». Noch ehe Graf Recke zu antworten vermochte, hatte sich Trotha gegen ihn gewendet und mit schneidendem Sarkasmus im Ton gesagt: „Gestatten Sie mir eine Erklärung, Herr Graf! Wen» Sic sich vielleicht durch eine mir früher gegebene Zusage verhindern lasse wollten, diesem unzweifelhaft ebenso überraschenden als hochpoetischen Hcrzcnsbündniß Ihren väterlichen Segen zu erlhcilcn, so sei cs zur rechtzeitigen Vermeidung von Mißverständnissen ausdrücklich gesagt, daß ich diese Zusage als nicht gegeben betrachte und mit herzlichem Danke für Ihr Wohlwollen auf die mir zugedachte hohe Ehre eincr nähere» Verbindung mit Ihrer Familie verzichte. Im klebrigen wäre es indiscret, wenn ich noch länger stvien wollte." Er ging mit raschen Schritten davon, nicht in der Richtung nach dem Schlosse zu, in dessen Umgebung wie zum Hohne eben di. ersten Raketen und Leuchtkugeln anfzischten, sondern die Dorfstraße hinab. Graf Recke machte keinen Versuch, ihn zu halten. Er schnitt Rohden, welcher sprechen wollte, mit einer gebieterischen Handbcwegnng das Wort ab und sagte kurz: „Folgt mirl Wir haben hier unten nichts mehr mit einander zu reden!" * * * Das Feuerwerk war zu Ende, und die von dem Ausfall des selben ganz entzückte Festgesellschaft strömte in die hell erleuchteten Salons zurück. Jeder wünschte dem Hausherrn seinen Dank und seine Bewunderung anszubrückcn, aber weder Gras Recke »och seine Tochtcr waren irgendwo zu sehen. Da, als die Verlegenheit all gemein z» werden aiifing, und als Hans von Trützschler in voller Rathlvsigkeit eben den Musikern das Zeichen zum Beginn einer Tanz- Weise gegeben halte, öffnete sich die Tßür eines Nebcnraumcs und der Erwartete trat über die Schwelle. Er hatte sich straff aufgcrichtel und er sah sehr stattlich aus mit seiner hünenhaften Gestalt und >m Schmuck seiner Orden. Hinter ihm aber — und cs war keiner da, der im ersten Moment seinen Augen getraut hätte — hinter ihm traten 'Arm in Arm Pastor Rohden und die Comtesse Elsriede Necke in de» Sail. Ter G>af machte nach der von hochstämmigen Blattpflanze» verdeck en Mnitztriunne hin ein Zeichen mit der Hand, »nd jäh von innncn die luftigen Klänge. Auch in der Gesellschaft war es tot eoststl, wahrend aer hohe, grauhaarige Mann in die Mitte des Saal-s trat und mit starker, fester, bis i» den letzten Winket deut lich vernehmlicher Stimme sagte: „Ich Hobe die Ehre, Ihnen die Verlobung meiner einzige» Tochter Elsriede mit d.,„ Heer» Pastor Berahacd Rohden a»,u- zcigcn." Die Wirkung dicier Mulhcilnng war eine unbeschreibliche. Wi> ein einziger Ausruf der Ve.wnndcrung. des grenzenlosen Staunens ging es durch die Gesellschaft, ein Flüstern und Murmeln und Zischeln auf alle - Seilen folgte, und ichüchtern, mit einem verlegene» Lächeln in den Miene», näherten sich cucstlch die Ersten dem Grasen und dem jungen Brautpaare, um in mehr oder wemger geschraubten Worten ihre Glückwünsche abzngatten. Bald nachher standen sich der ras lind der junge Geistliche in dem Arheitszimmer des ersteren gegenüber. Jetzt zum ersten Male fand Rohden Gelegenheit, zn prcchen, ohne daß ihn oer Vater ^lsricdcn's kurz und herrisch nnlerdcochen hatie. Fromm ig und mit männlicher Offenheit ga er ihm eilte Erklär»»,, für das Erog iiiß des pockigen Aoenbs, und der Ä>af hörte ihn dis zu Ende an, ohne daß sich eine Linie in seinem Antlitz beweg lind verändert gälte. Als Rohden mit einem warme, Tank.swvrt und »in de. einlache» Verachernng geschlossen halte, daß er sortan ncven seinem Berufe keine heiligere Aufgabe lennen werde, als die, seine Verlobte glücklich zu mache», da owiderlc ihm Recke kalt und vhne alle Freundlichkeit in der Stimme: „Ihren Dank, Herr Pfarrer, muß ich als etwas ganz Unvcr dioites zlirückweiscn und ich hoffe, Sie wissen meiner Handlungs weise die rechte Deutung zn geben. Ich verhehle Innen nicht, baß ich bioc V- rbitidnng als das schwerste U glück betrachte, welches mich und mein G.schlecht jemals betroffen. Es wäre mir ein ger>n.,crcr Schmerz gewesen, meine Tochter lobt vor mir zn sehen, als in der Situation, in welcher ich sie vorhin finden mußte. Aber wie die Dinge einmal liegen, halte ich keine Wahl. Ich mußte meine Slandesehre zum Opfer bringen, um die weibliche Ehre meiner Tochter zu reiten. D > liegen die Gründe meiner Einwilligung, nicht etwa in einem besonderen Wohlgefallen an Ihrer Person. Und nun genug davon, — ich habe wahrhaftig wenig Freude daran, über diese Dinge zu reden. Ich will glaube», daß Sie ein Ehrenmann sind, innerhalb jener Anschauungen und Begriffe, für die ich kein Vcrstandniß habe und nicmais ei» Vcrstänbniß haben werde, — und cs soll mir recht sein, wenn meine Tochter in der neuen LebenS- sphäre das Glück findet, welches sie sucht. Aber sic wird niemals ans meine Tholnahme rechnen können, wenn sie unglücklich wird. Sie hat sich ihr Schicksal selbst geschaffen und sie muß es tragen, wie immer es sich gestalten mag." „Es ist ei» trauriges Dmg, Herr Graf, um ein Bund,liß zweier Herzen, dem der rechte Segen des Vaiers fehlt; aber ich ovsse voll freudiger Zuversicht, daß uns dieser Segen nicht für immer vore'nt- haltcn bleibt und daß Sie sich mit den Fügungen dieses Tages ver söhnen werden, wenn Sic erkennen, daß das Dach eines schlichten P arrhanses just so viel echtes und Hopes Glück bejcheeren kann, als das eines stolzen Grascnschloss-s." „Sie mögen hoffen, wns Ihnen beliebt, Herr Pfarrer! Nur »-ch ei» Wort über die künftige äußere Gestaltung der Verhältnisse! So lange wir gcnöthigt sind, mit ein rüder zn vc,kehren, werden wir vor der Welt den Schein eines vollständigen Einvernehmens aufrecht erhalte». Ich werde meiner Tochter eine ang messene Mitgift zur Verfügung stellen und Sie werden selbstverständlich Ihre Versetzung ,n ein andcic? Pfarramt bewirke». Mein Name und mein Grund besitz aber wird auf meinen 'Reffe» v. Trützschlec übergehen, denn Sc. Majestät wird, wie ich hossc, meinem Wunsche, ein alles und bis zu die em Tage rnbmvolles Geschlecht zu erhallen, die allerhöchste Zu stimmung nicht versagen." Damit waren die Anscinandersctznngen zwischen dem Grafen »nd seinem künftigen Schwiegersöhne im Wesentlichen beendet, und Rohden sah woyl ein, daß cs vorerst ein fruchtloses Be innen Wei den würde, den Vater des geliebten Mädchens mit dem Geschehenen .nsznivlmc». Als dann auch der Wagen des letzten Gastes von der Rampe berabgcrvllt war — viel früher, als eS wotzl ohne diese seltsame Verlobung der Fall gewesen sein würde — als in den Festränm n allgemach die Lichter zu erlöschen begannen, da geleitete Elsriede ihren Verlobten hinaus in die stille, linde Sommernacht. Sie hatte ihre Hand ans seinen Arm gelegt »nd ihr Köpfchen eng an seine Schulter geschmiegt. Glücklich und zäulich blickte sie zu ihm ans, und als er cs mit sorgenvollem Antlitz auch ihr wiederholte, wie tief schmerzlich ihm in all seiner jungen Freude und Seligkeit der herbe nnd allem An schein nach unheilbare Groll des Grafen sei, da sagte sic mit einem Ausdruck ans welchem die ganze vertrauensvolle Gläubigkeit und »ncrschütterliche Zuversicht einer grenzenlosen, hingcbenden Liebe sprach: „Früher oder später tvird er uns cerzeihen, und wenn cs der Himmel anders befchlosicn hätte, wenn seine Befangenheit in den Vorurtheilen seines S »»des immer mächtiger bliebe als die Liebe zu seinem Kinde, so werde ich darum doch niemals traurig nnd klein« ,milbig werde». Denn in Dir und Deiner Lio-e will ich von bente nn tausendfachen Ersah finden für alles, was mir mit diesem Tage genommen worden ist. Denn Liebe soll mein Rang und mein Reicisthnm sein, wie sic mein Glück ist nnd meine namenlose, »naus- sprechiichc Soigkeil!" Er dunkle sie an sich, nnd nun leuchtete auch ans seinem Antlitz die Gewißheit eines künftige,i, ungetrübten GlückeS. Der heutigen Nummer deS Sächsischen LaudeS-AnzeigerS lie„t bei das 'Beiblatt „Sächsisches Allerlei". Marseille ist, ein Schreiben gerichtet, i» welchem er ihn unter Anderem auffvrdert, militärpflichtige junge Elsaß-Lothringer zur Auswanderung nach Algier zu bewegen, wo sie in die französische Fremdenlegion eintreten könnten. Hoffentlich folgen nicht Viele, oder besser noch. Niemand diesem Rath. Das Leben in der Fremdenlegion ist da» reine Hundeleben. — Das Komitee für Ausrüstung einer dcntschen Expedition zum Entsätze Enii» Paschas, dessen provisorischen Vorsitz Or. Peter» führt, wird sich am 11. September in Wiesbaden endgiltig konslituircn Auch eine Anzahl von Parlamentariern wird dem Komitee ange> hören, so Bennigsen, Kardorff, Graf Mirbach, Minnigervde. Außer dem Kaiser hat auch Fürst Bismarck der geschäftsführenden Kom mission seine besten Wünsche für das Gelinge» des Planes ausge sprochen. Oesterreich-Nngaru. Der Anliscmitenfnhrcr Schönerer hal unter lauten Ovationen von mehreren tausend Anhängern seine Ge- fängnißstrafe ang Rieten. Zahlreiche Bouquets wurden ihm überreicht Die Polizei verbastcte 11 Personen. — Das ministerielle „Frcmdenbl/ schreibt zur neuen italienischen Note nach Paris: „Mehrere Stelle« werden durch die Schärfe, mit welcher die entstandenen Schwierig keiten mit den allgemeinen Beziehungen der beiden Mächte in Be rührung gebracht werden, sich einen nachhaltigen Eindruck sicher» wenngleich Crispi den Zwischenfall als abgeschlossen angesehen wisse» will." Fraukreich. Bvulanger ist wieder Mitglied der Deputaten. kanimer! Bei den am letzten Sonntag stattgehabten Kammerersatz, walilcn ist er im Departement Somme, Charente Jirfvrieure uns Nord-Departement gewählt worden, also dreimal. Die Bedeutung dieses Wahlsieges ist aber nicht so sehr besonders; fast alle Repub likaner haben sich, wie die Stimmoizahlen beweise», von dem „tapfer» General" abgewandt, nur die Monarchisten und Antircpublikane« haben ihn ans den Schild gehoben. Die Boulangistenblätler i» Paris stimmen natürlich ein wahres Freudengeheul an nnd Boulange, selbst läßt es an lächerlicher Selbstvergöttcrung nicht fehlen. De, Tag verlief recht unruhig. Das ganze Arbeiterviertel in Paris, so wie die Bonlcvaids waren bis zum späten Abend mit dichten Mcnschenmaffcn bedeckt, sodaß die Polizei wiederholt die Wege öffnen mußte. Auch am Montag gab es Lärm. In Amiens mußte das Militär wiederholt mit aufgepslcinztem Bajonnct gegen die skandaliren- den Boulangisten Vorgehen, auch in Lille kam es zu Schlägereien zwischen Bonlangisten und Antiboulangisten, wobei viele Verhaftungen vorgenommen wurde». — Die Regierung hat alle Ausländer, welch« an den P,riser Streikexcessen theilgcnvmmen haben, aus Frankreich niisgcwicse». — Ein weiteres Pariser Telegramm meldet: Boulaiigei ist dreimal gewählt, er erhielt im Ganzen 303,650 Stimme» gegen 181,196. Die Aufregung ist sehr groß. Der Sieg zeigt die groß« Masse der Anlirepuölikaner, denn on den Republikanern ist de» General nicht gewählt. Die Boulangisten sind rein toll, sie verüben in den Straßen von Paris einen Skandal, wie in den Tagen ihre» grüßten Macht; alle Augenblicke kommen Prügeleien vor. Die wctter-' wendische Menge ist umgochwenkt und schreit gerade so: „Bive Bon- langer!" wie früher „nieder mit Bonlangcr!" Einzelne Boulangisten schossen mit Revolvern. Die Polizei ging 'sehr energisch vor. Di« antibvnlangistiscycn Blätter tröste» sich meist dam t, daß Boulange, von Bvnapaninen gewählt sei. Der General empfing endlose Glück wünsche. Er wird das Mandat im Nord-Tepariemoit annchmen, ioiort nach Wiedereröffnung der Kammern aber»,als Auflösung und Vcrfassuugs-Ncvision verlangen und dann sein Mandat nicdcrlcgen, um eine »cne Wahl herbeizuführen. Minister gtoquet gedenkt nächstens eine große Rede gegen Bonlangcr zn halten. Die Zukunft