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Mtd TagME 251.! ? Donnerstag, den 27. Oktober. Amtsblatt für -ic königlichen und Müschen Behörden za Freiberg Md Brand« v«ra«tw örtlich« Leit«»«: Georg »«rktzordt. Inserate werden bi»Bomli«ag»^ ^89^ -LT »br. Wbr. Der StoVtroth an die Kaffe deS Gas- und Wisierwerkes abzuführen. Freiberg, am 22. Oktober 1892. Königliche Amtshauptmaurrschaft Die Agitation der antisemitischen Partei, ii. Eine der unverfrorensten Behauptungen, die seitens der 'Leitung des hiesigen deulschsozialcn Vereins in den Agitations- Versammlungen neuerdings ausgesprochen worven ist, geht dahin: Wenn der hiesige Wahlkreis der Sozialdemokratie in die Hände fallen sollte, so wäre dies allein das Verdienst des „Anzeigers". Wie sich die Herren diese Entwicklung denken, darüber haben sie sich ausgeschwiegen. Will man eine Erklärung dieser Behauptung finden, so könnte es nur die sein, daß jene Herren und ihre geschworenen Anhänger bei einer Stichwahl zwischen der Sozinlvemokiatie und dem Kandidaten der bisher unter dem Kartell vereinigten Parteien zu Gunsten der ersteren diesem, dem Kartellkandidateu, ihre Stimmen zu versagengewillt wären. Das aber trauen selbst wir unseren Nurantisemiten nicht zu. Sie stellen sich hier offenbar schlimmer als sie sind. Der „Anzeiger" hat in dem unerquicklichen Zwiespalt, den die antisemitische Agitation in das politische Lebe» unseres Wahlkreises getragen, nichts mehr und nichts weniger gethan als sein- Pflicht. Wir haben immer und immer wieder auf die Gefahren hingewiesen, die unserem von der Sozialdemokratie arg bedrohten Wahlkreis erwachsen können, wenn durch eine radikal-antisemitische Agitation ein Keil zwischen die Ordnungsparteien getrieben wird; wir haben betont und immer wieder betont, daß gerade in unserem Wahlkreis eine prononeirte Agitation der antisemitischen Parteien schon deshalb zum Mindesten überflüssig ist, weil der Vertreter unseres Kreises im Reichstag von je auf dem Boden maßvoller antisemi tischer Anschauungen gestanden hat; wir haben auf das Beispiel des 22. sächsischen Wahlkreises hingewicsen, wo infolge der Verwirrung, die durch die antisemi tische Sonder-Kandidatur in denGemüthern angerichtet worden ist, die Wahlbetheiligung bedeutend geringer war, als zuvor, und der Kandidat der Sozialdemokratie dadurch zum Siege gelangte; wir haben an den Patriotismus jener Vereinsleiter appetlirt — Alles vergebens! Wir sind zu der Ueberzeugung gelangt, daß jene Herren unter allen Umständen eine antisemitische Sondcrkand.datur aufstellen wollen, und haben unser Verhalten gegenüber der Vereinsleitung dem entsprechend eingerichtet. Uns unter diesen Umständen die Behauptung in's Gesicht zu schleudern, wir hätten die Schuld zu tragen, wenn bei den nächsten Wahlen ein Sozialdemokrat gewählt würde, heißt doch wahrhaftig die Dinge auf de» Kopf stellen. Wir geben jenen Herren den Borwurf zurück und glauben ein gutes Recht dazu zu Haden. Für eine nichtswürdige Verleumdung aber erklären wir die Behaup tung, daß wir mehr die Deutschsozialen als die Sozialdemokratie bekämpften. Jeder unserer Leser, und wenn er die Politik auch nur oberflächlich verfolgt haben sollte, weiß, daß wir leine Gele genheit haben vorüber gehen lassen, um der sozialdemokratischen Lehre entgegen zu arbeiten, daß wir fast alltäglich kürzere odrr längere Artikel bringen, um den Arbeitern die Augen zu öffnen über Wesey und Ziele der Sozialdemokrat e, und daß wir dabei nicht immer in der Lage waren, sonderlich glimpflich mit den Führern der sozialdemokratischen Bewegung zu verfahren. Auch daß wir dabei noch ganz andere Angelpunkte benutzt haben, als den Juden Singer und seine Mantelnüherinnen, der in der anti semitischen Bekämpfung der Sozialdemokratie das A. und das Z. ab geben muß, wird unseren Lesern nicht entgangen sein. Auch jene Herren wissen dies, viüssen dies wissen; aber sie rechnen, wenn sie das Gegentheil behaupten, auf die Oberflächlichkeit und Urtheilslosigkeit ihrer Hörer. Doch die Herren irren sich. Sie haben es nicht mit einer urtheilslosen Menge zu thun, der man beliebig ein für ein U machen darf, sondern mit Männern, die bei aller Schlichtheit ihrer Denkungsart doch Wahrheit und Dichtung zu unterscheiden wissen. Der Verlauf der letzten Agi tationsoersammlungen hat dies gezeigt. Um nochmals auf die Frage der Aufstellung eines deutsch sozialen Sonderkandidaten für die nächste Reichstagswahl zurück zukommen, so finden die Leiter des deutsch-sozialen Vereins es gegenwärtig für politisch klug, mit ihren eigentlichen Absichten zuräckzuhalten. Sie bemühen sich, die Wähler vorläufig noch im Unklaren zu lassen, um zunächst noch im Dunkeln fischen zu können. Würden sie heute bereits mit der Erklärung heraustreten, einen eigenen Kandidaten aufstellen zu wollen, so würde manchem Wähler die Erkenntniß kommen, daß die Agitation aus eine ge fährliche Stimmenzcrsplitterung hinauslaufe, und er würde viel- leicht dem deutsch-sozialen Agitationsfonds sein Scherflein vorent- Bekanntmachung. Für die Grundstücke zwischen Eisenbahn, vranverstratze und OlberrrHauerstrabe ist von der Baupolizeibehörde ein Bebauungsplan aufgestellt worden. Bekanntmachung Die Wasserfteuer für den S. Termin ist nunmehr bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung bis sparet 5. November d. I Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Art. II Z 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 flgd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Haupt marktortes Dresden im Monate September dieses Jahres festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden bez. Ouartierwirthen im Monate October dieses Jahres an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage betrügt im LieferungSver- baude der hiesigen Königlichen Amtshauptmannschaft 7 M. 86,z Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 M. Pfg- für 50 Kilo Heu, 2 M. 83,Pfg. für 50 Kilo Stroh, was zur Nachachtung andurch bekannt gemacht wird. Freiberg, den 26. October 1892. halten, würde nicht Bereinsmitgliedwerden, weil erfürchtenmüßte, bei der Wahl durch diesen Schritt seine freie Entschließung zu ver lieren. Darum suchen die Herren um die Beantwortung dieser Frage herumzugehen wie die Katze um den heißen Brei. In der in Oederan abgchaltenen Versammlung wurde direkt die Frage gestellt: „Beabsichtigt die deutsch-soziale Partei einen eigenen Kan didaten dem Herrn Oberbergrath Merbach gegenüber aufzustellen?" Das Parteiorgan schreibt hierüber: „Diese Frage wurde von Herrn vr. Bauer und Herrn Boldt in dem Sinne beantwortet, daß im Allgemeinen der Zeitpunkt zur Beantwortung noch verfrüht sei, daß aber gegebenenfalls die deutschsoziale Partei den bisherigen Kandidaten unterstützen wird, wenn derselbe die von deutsch-sozialer Seite angestrebten Forderungen zur Hebung des Mittelstandes und zur Lösung der Judensrage zu dem seinigen macht Wenn aber das Amtsblatt, der „Freiberger Anzeiger" und dessen Hinter männer (Das ist wiederum eine von den geläufigen Verdächtig ungen, in denen sich jene Herren gefallen. Wir haben weder Hintermänner noch Vordermänner, und verbitten uns derartige Unterstellungen. Die Redaktion des Freib.Anz.) forlsahren, dem deutsch-sozialen Verein in gehässiger Weise entgegenzuarbeiten, und dadurch ein direkter Zwiespalt zwischen den Ordnungsparteien gegenüber der Sozialdemokratie zum Ausdruck gebracht wird, dann würde sich die deutsch-soziale Partei vielleicht in die Zwangslage versetzt sehen, einen eigenen Kandidaten aufzustellen." In dem uns aus Oederan zugegangenen Sonderbericht hieß es gar: „Wenn Herr Oberbergraih Merbach kein guter Deutschsozialer werde." Das ist noch bezeichnender! Wie heißt es gleich in der Jobsiade? „Ob dieser Antwort des Kandidaten Jobses entstand ein allgemeines Schütteln des Kopses!" Um uns kurz zu fassen: Wir halten diese Erklärung für Komödie! Das bisherige Auftreten der Herren straft sie Lügen. Ja, wir haben guten Grund anzunehmen, daß auf dem am 29. Mai in Zeitz abgehaltenen deulsch sozialcn Parteitag bereits ein „geeigneter Kandidat" für unseren Wahlkreis in Aussicht genommen ist. Aus die lächerliche Bemerkung bezüglich des „Freiberger Anzeigers" einzugehen, halten wir nach dem oben Gesagten für überflüssig. Ein Vorwurf, den man ferner in jeder deutsch-sozialen Ver- sammlung hören kann, richtet sich namentlich gegen die Kartell- Parteien, der Vorwurf der Saumseligkeit. Wir selbst haben uns wiederholt in ähnlichem Sinne ausgesprochen und können darin den Deutschsozialen, bis zu einem gewissen Grade, nicht Unrecht geben. Die Kartellparteien können hierin von den Deutschsozialen nur lernen; sie müssen rühriger werden! Aber auch das Uebermaß schadet, und sehr richtig bemerkte Herr Hof. Prediger Stöcker in einer Berliner Versammlung, auf die wir später noch zukommen werden: „Man kann doch nicht Jahre lang jede Woche von der Judenfrage sprechen, das würde selbst dem wildesten Antisemiten zu viel sein!" Der Verlauf der letzten Versammlungen in unserem Wahlkreise wird die hiesigen Nurantisemiten von der Wahiheit dieser Worte überzeugt haben. Aber auch sonst können es die Kartellparteien den Antisemiten in der Intensität ihrer Agitation nicht gleich thun. Bei den alten Parteien kommt für die Förderer der Parteisache in erster Linie ihr Beruf in Betracht. Nach diesem kommt die Sache der Partei; das ist vollständig in Ordnung. Wir wollen nicht Zu stände schaffen wie bei der deutschen Sozialdemokratie, wo Dutzende von Parteimännern nur von der Agitation leben. Das sind u»gesunde Zustände, dennsiesetzen die Gesammtheit der Gefahr aus, demEhrgeiz unddem Broterwerb einzelner Agitatoren als melkende Kuh zu dienen. Es klingt hart, aber es ist nicht abzustreiten, daß auch die antisemitischen Parteien auf dem besten Wege sind, hierin die Sozialdemokratie als Vorbild zu nehmen. Wer sind heutzutage die Führer der reinen Antisemiten? Liebermann von Sonnenberg, vr. Tesdorpf, vr. Erwin Bauer, vr. Böckel, Zimmermann, Ahlwardt. Wer ist Liebermann von Sonnenberg ? Jedenfalls diesympathischste Erscheinung in der ganzen jüngeren Autisemitenbewegung; er lebt von seiner Thätigkeit als Verfasser antisemitischer Schriften und antisemitischer Wandcrredner. Wer ist vr. Tesdorpf ? Der Redakteur der „deutsch-sozialen Blätter". Wer ist vr. Bauer ? Der Verleger der antisemitischen „Neuen deutschen Zeitung". Wer ist vr. Böckel? Verleger und Redakteur des antisemitischen „Reichsherold." Wer ist Zimmermann? Redakteur der antisemitischen „Deutschen Wacht". Wer ist Ahl wardt? Daß er nicht von seinem Rektorengehalt leben kann, weiß Jeder. Wer ist , doch das genügt. Bleiben noch vr. König-Witten und vr Förster, welche neben ihrer agitatorischen Wirksamkeit ihrem Berufe nachgehen. Sie Beide können die antise mitische Parteileitung nicht vor dem Vorwürfe bewahren, daß sie auch „geschäftlich" sehr stark daran interessirt ist, daß die Agitation flott im Gange bleibt. Aus dieses Gebiet aber vermögen die Derselbe wird mit dem dazu gehörigen Regulativ in der Z"t vom 84. Ottob^ bis 38. R-v-Md-r v. I- in dem städtischen Bauamte zu Jedermanns Einsicht auslregen- welche sie gegen den Die Betheiligten werden aufgefordert, etwaige Einwendung - machen wollen, bauungsplan oder das Regulativ oder einzelne Bestimmungen beste ü AmdtbauaMt Vermeidung deS Ausschlusses derselben bis zur Beendigung der Au g zubringen. «tadtrath. Freiberg, den 21. Oktober 1892. Bürgermeister. bisherigen Kartellparteien den AntffeE dies ist für sie wie für die Gesammth h Richtung hin l« Die Herren Nuranlijemiren mögen also nach I ^,g^n. I« Zukunft etwas zurückhaltender sftn mit hr^ ihrem eignen Interesse geben wir 'h^n Aschen Agitation auf Was ferner die Einwirkung der an s > A Versammlungen die Sozialdemokratie anlangt, so denken w,v haben, daß in Weißenborn und Tuttendorf zur V Die in der Erfolg zum Mindesten «m sehr Zweifels n diesen Versammlungen anwesenden Soz a machen, ihnen gebotene Gelegenheit, für ihre JdeenP p g der reichlich ausgenutzt, ohne daß die deutsch-fokalen Red^ Lage gewesen wären, ihnen in überlegener Weste eng Gerade aus Weißenborn liegt uns hierüber P nachdem dem vor, di- Vieles zu denken giebt. Es h-'ßt dort nachdemnm ersten Redner, Herrn Klemm, bis zu emem gew ff kennung gezollt worden: „Der zwecke Redner. e H Freiberg, erging sich, anstatt die hiesigen Arbe m-weise losigkeir der sozialdemokratischen Irrlehren durch klare Bew-s z überzeugen, in Schimpfereien auf die Führer und A erreicht/ damit das Gegentheil seiner Absicht. Dw ^utsch-sojiale Partei thut nach meinem Erachten sehr unklug, solche Leu e Vie sich nur in allgemeinen Schimpfereien auf die anderen OrdnungS Parteien und Sozialdemokraten gefallen, reden zu A die Bemerkungen des Redners gegen den „Freiberger g verstießen gegen den nöthigen Anstand und Takt, den auch Gegner dem Gegner gegenüber bewahren muß Wenw die deutscy- soziale Partei noch mehr solche Versammlungen abhält und noch mehr solche Redner hinausschickt, dann allerdings «st es lein Wunder, wenn sich durch ihr Ungeschick und Schimpfen die An- Hänger der Sozialdemokratie verdoppeln. Die Parte« arbeitet unwillkürlich theils durch täppisches Ungeschick, theils durch ihre Schimpfereien auf die anderen Ordnungsparteien der Sozial» demokratie in die Hände. Die Versammlung in Weißenborn wenigstens hat dies eiwiesen." So schreibt uns ein Gewährsmann, der im Eingang seiner Zeilen bemerk:: „Ich kann mit Recht sagen, daß ich vollständig unparteiisch in die von dem deutsch sozialen Verein einberufene Versammlung gegangen bin. Meine Bemerkungen sind also vollständig objektiv, und so wie tch muß jeder unbefangene Theilnehmer urtheilen." Das genügt! d. 8. Politische Umschau. Freiberg, den 26. Oktober. Wie von zuverlässiger Seite verlautet, wird die Zahl der Theilnehmer an den Feierlichkeiten in Wittenberg am 31. Oktober d. I. eine bedeutende sein. Außer dem Gefolge des Veutsche« Kaisers und der evangelischen Fürsten Deutschlands werden die Spitzen der staatlichen und kirchlicken Behörden der Staatsregieruug und der Piovinz Sachsen, Vertreter der außerpreußischen evan gelischen Kirchenregierungen, sämmtliche Generalsuperintendenten ver Monarchie, die Vertretungen der synodalen Verbände, eine große Anzahl Geistliche, sowie zahlreiche Vertreter der Bevölkerung der Provinz Sachsen u. s. w. an der Festfeier theilnehmen. ES sollen etwa 600 Einladungen zur Theilnahme an dem Festgottes-- dienste in der Schloßkirche ergangen sein. Die Beschränktheit der räumlichen Verhältnisse wird, wie sich schon jetzt annehmen läßt vielen Festgenoffen es unmöglich machen, in Wittenberg ein ge eignetes Unterkommen zu finden. Es wird sich daher iekr em pfehlen, statt auf eine Wohnung in der Stadt Wittenbera iu rechnen, von einer der Nachbarstädte Berlin LeivUa « sie der« Braunschweigern einen Wink, den werden, indem sie schreibt.- Die „Braun- '^^"ung" hebt in Anknüpfung an unsere jüngsten der Herzog von Cumberland noch dessen Sohn Aussicht hat, den braunschweigischen Thron zu besteigen, die Nothwendigkeit einer Neuregelung der RegrerunaSfrage chervor. Der jetzige vorläufige Zustand auf unbe- m em wenig erfreulicher Zustand, bei dem sich die Bewohner Braunschweigs je länger destoweniger behaglich suhlen werden. Die preußische Regierung habe gerade iektnnd machst« Z-U pch ,L„ M K Ed möge, nicht noch neue Sorgen nch ausbürden rn ' r lebhafter aber sei in Braunschweig das Bedürfest in B---n,chwn- SL