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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188808140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880814
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-14
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.08.1888
- Autor
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8 LÜLI» iiekv rettone«. t. l8V. rlitäten. ILv. >g 7 Uhr. ltung. ammsrSH. h, Spaten- er aus der V«!88«. «T^ »nmlungsort mit Tages« in Rochlitz. »ach Alt- /, St., nach >rt: Ank. in idern (event 'io 6. äas I IÄ rrnssseu t lön ünäkt l en I'risä- ^llkrü. 611 12. Uiir. LvH8«. lrige Nachricht, w u. Schwieger« »ann wem Leiden im inst verschieden findet Sonntag, von der Halle » aus statt, detrübt an en Kinde», ndorf, Böhrigen, )88. k Junge gt rt, Bäckermstr, I , Gablenz. Theater. 7 Uhr. ^V« en des Fräuleins !Nvl»r. i Verlange«! I 8M 8 Bilder». - m-Rovttät: fräulcin LUKI Herrn «vorg s k»tt. ikanlen. t. v. F. v, Flötet»- s llovltst! » für Fröal > LÜiällO. «n Male: ionsmÄ, l«e). ang in 4 Acte» ister—Dir. Karl, s at 8 Seite». Nr. 188. — 8. IMMUN. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des soigenden Tages) zur Beriendung gelangende „Sächsiiche Lnndcs-Aiizciger" mit täglich einem beiondere» Unter- haltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich70 Pig., bei de» Post-Aust. 7ü Pf. (1888er Ztgs.-Preisliste Nr. Mb.) StUl-slschcr ür Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: lammer-tsiseiibnljumbN'lnubefk für Sachse» Winter.Eiseiibalnlfnbrvlaiiiikft für Sachse». Iiiiistr. Kalender der Sächsische» Landbaten. Mistrirtcs Iahresbuch desLandes-AiiieigerS. lNlilkS- mit „Chemnitzer Sta-t-Mnzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachse» und Thüringen. Dienstag, 14. August 1888. SazeigenoreiSdeS. Raum einer schmalen l Bevorzugte Stelle (lsvalk. BeiWiederholunggrogerAuuoueen Rabatt. Bei Bestellungen von Ansivaris wolle mau "lnsertivusbetrag (in Briefmarke») beifügen je « Silbe» Corpusschrist bilden ca. 1 Zeile.) lnnoncenannahiue mir bis Vormittag. Verlar. Wrackr Kieiie, Bnchdrnikrrel. Cbemnitz. Theaterstraße ö (Fernjprcchstclle Nr. 13«). Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterbaltnngsblatt: i. kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3 Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei - b IUnstrirtes Unterhaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Eitra-Beiblatt. Lustiges Bilderbuch. Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Das im Grundbuche ans den Namen Friedrich Bernhard Anke einge tragene, allhier au der Eikstrahe unter Nr. 17 gelegene Grundstück Nr. 55s des Flurbuchs für Schlohvvrwcrk-Cheiimitz, Nr. 7 3 und li VII. Abth. des Brandkatasters für Chemnitz, Folium 114 des Grundbuchs für Schloßvor- werk-Cheinuitz, bestehend aus Wohnhaus, Schuppeugebäuden, Dampsschoru- stciu, Resten eines zum größten Theile abgebrochene» Schmiede- und Tnmpskesselgebändes, sowie einem zu Baustelle» geeigneten Areale, geschätzt auf 23,350 Mark, soll iin hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert worden und ist der 20. September 1888, Vormittags 10 Uhr, als Anmeldetermin, ferner der 9. October 1888, Vormittags 10 Uhr, als Versteigerungslermi», sowie der 23. October 1888, Vormittags 10 Uhr, als Termin zu Verkünd ung des Verthcilungsplans auberaumt worden. Die Nealberechtigtcn werden anfgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an Wiederkehr«» den Leistungen, sowie Kostcnsorderimgen, spätestens im Anmeldcterminc an zumelde». Eine Uebersicht der ans den, Grundstücke lastende» Ansprüche und ihres Naugverhältnisses kann nach dem Anmeldetermino in der Gerichts schrcibcrei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehc» werden. Chemnitz, am 9. August 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des nntcrzeichnctcn Amtsgerichts wurde heute aus Folium 3144 die Firma Moritz Heyman» i» Chemnitz und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Moritz Hepman» daselbst eingetragen Chemnitz, am 2. Angust 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 12. August. Sofia. Der erste dirccte Eisenbahnzug aus Konstantinopel ist soeben hier angelangt. Die Verbindung wurde genau vollzogen. Die Vertreter der türkischen Bahn verließen jedoch infolge erhaltener Ordre in Philippopcl den Zug. Der Zug aus Pest trifft Mittags hier ein und morgen erfolgt gemeinschaftlich die Weiterreise nach Kvnstantinopcl. Die bulgarischen Blätter begrüßen enthusiastisch die Eröffnung der Bahn. Kvnstantinopcl. Der Sturz des Finanzministers Mahmud Pascha erfolgte, weil die Klagen gegen ihn zu sehr überhand nahmen und auch, weil der Sultan mit den Bedingungen der Anleihe nicht zufrieden ist. Agop Pascha soll deshalb miss Nene verhandeln. Ein Wechsel des Großwessicrs soll ebenfalls beabsichtigt sein. Rom. Nach der Zeitung „Don Chiscivtte" wäre die Reise Crispi's nach Deutschland gesichert. Crispi würde nach der Reise des Königs in die Nomagna abrciscn. New-Aork. Nach hier cingcgangencn Meldungen aus Valpa raiso vom heutigen Tage ist daselbst das Reservoir eines Brauhauses geplatzt, wodurch die Hauptstraßen der Stadt theilweise überschwemmt wurden. Der Verkehr ist gestört und befürchtet man außerdem er heblichen Mcnschenverlnst. Paris, 13. August, Mittags. Bei der gestrigen Ankunft Boulangers in St. Jcan-Angely entstand ein Auflauf, wobei ver Anti-Bvnlangist Pcrrin, Professor des dortigen Colleges, mehrere Rcvvlverschüsse abgab. Perrin wurde sofort ergriffe», doch feuerte er vorher, sich vcrtheidigcnd, noch weiter. Nach kurzem Verhör wurde er wieder entlassen. Die Gendarmerie stellte die Ruhe bald her, zahlreiche Personen wurden verhaftet, doch bis auf 15 alsbald wieder freigelasse». Bonlangcr reiste Abends wieder nach Paris zurück. Politische Rundschau. Chemnitz, den 13. August. Deutsches Reich. Unser Kaiser ist jetzt vorwiegend von mili- litärischen Angelegenheiten, ganz besonders von der Prüfung der Wirkung des neuen Exerzier-Reglemcnts für die Infanterie, der neuen Einrichtungen beim Gepäck rc., in Anspruch genommen. Bis jetzt haben sich nach allen Seiten hin befriedigende Ergebnisse herausge stellt. Am Freitag hörte der Kaiser zahlreiche Vorträge, um für den Sonnabend, an welchem eine größere Felddienstübuug zwischen Pots dam und Spandau stattfand, unbehindert zu sein. Am Sonnabend früh wurde die ganze Potsdamer Garnison alarmirt und ging zum In den Höllengrund. Novelle von Rein hold Ort mann. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». „Teufelsmädel I" rief er, indem er auf sie zueilte und ihren Kopf in seine beiden Hände nahm. „Teufelsmädel, was machst Du mir für Geschichten! Wenn Deine Mutter heute noch am Leben gewesen wäre, so hättest Du sie sicherlich umgcbracht mit diesem Schreck! Danke Go», daß ich etwas stärkere Nerven habe als sie! — Und nun, da Du Deine Strafpredigt bekommen hast, nun laß Dir einen Kuß geben! Was Du da gewagt hast, das thun Dir unter allen Reitern Seiner Majestät nicht zwanzig nach. Ich habe Nespcct vor Dir, mein tapferes Mädel!" Elfriede suchte sich seiner Liebkosung zu entwinden. Noch vor einer halben Stunde würde sie das Lob, das er ihr spendete, stolz und glücklich gemacht haben, jetzt aber hatte sie keine Freude daran. „Laß uns aufbrechen, Papa", bat sie „ich bedarf der Ruhe!" Und nach einer verlegenen, gedrückten Danksagung, die zu ihrem vorigen heiteren und unbefangenen Geplauder in einem seltsamen Gegensatz stand, verabschiedete sie sich von der Mutter des Pfarrers und ließ sich zum Wagen tragen. Graf Trotha hatte tactvoll darauf verzichtet, ihren Vater zu begleiten, und Elfriede war ihm dankbar dafür. Sie fühlte, daß ihr seine Gesellschaft gerade jetzt fast uner träglich gewesen wäre, obwohl sie sich über den Grund dafür Wohl kaum hätte Rechenschaft geben können. Während Graf Recke noch immer seiner lauten Bewunderung ihrer Kühnheit Ausdruck gab, und es darüber ganz vergaß, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, lehnte sie blaß und schweigend in den Polstern und sehnte sich »ach dem Augenblick, da sie endlich allein sein würde mit ihrem übervollen, schmerzlich zuckenden Herzen. 6 Graf Recke hatte an seine Gutsnachbarn und an die Honoratioren der nahen Kreisstadt Einladungen zu einem Sommer feste auf Schloß Rothenfeld ergehen lassen. Es war zu Ehren seiner Tochter Elfriede veranstaltet und sollte ihre glückliche Errettung feiern darum durfte nichts unterlassen werden, was dazu beitragen konnte, dem festlichen Tage einen erhöhten Glanz zu verleihen. Hans von Trützschler halte einige seiner Kameraden einladen müssen, und ihre »Angriff auf die Festung Spandau vor. Der Kaiser war schon am I frühen Morgen ans dem Gesichtsfelde und blieb dort bis zum Abend. ' Nach Schluß der Hebungen kochten die Truppen an Ort und Stelle ab und kehrten erst gegen 8 Uhr Abends in ihre Garnisonen zurück. Kaiser Wilhelm durchritt während des Rendezvous die Reihen der Soldaten, überall freundlichen Gruß entbietend. — Sonntag früh kam der Kaiser nach Berlin zur Begrüßung des ans Frankfurt a. M. eintreffenden Königs Dom Luiz von Portugal. Die Begrüßung der Monarchen war eine sehr herzliche. Beide Fürsten begaben sich so dann, von dein versammelten Publikum lebhaft bewillkommnet, nach dem Schlosse, von wo der Kaiser nach dem Marmorpalais zurücksuhr. Am Nachmittage fuhr der König per Extrazug nach Potsdam, um dem Kaiser und der Kaiserin Friedrich seinen Besuch zu machcn. Dje Tafel fand im Bronzesaal des Stadtschlvsses statt. Darauf wurde eine Dampferfahrt nach der Pfaueninsel unternommen und am Abend dort sonpirt. Der König blieb die Nacht im Potsdamer Stadtschlossi und wird heute Montag an der Seite des Kaisers die Parade über die dortige Garnison im Lustgarten abnehmen. Dann Paradedincr im Marmorsaal des Stadtschlosses. — In den Reiscdispositioncn des Kaisers haben mehrfache Aendernngc» stattgcfnndcn. Der Besuch der kaiserlichen Prinzen in Thüringen ist aufgegeben, ebenso der Besuch der Reichslandc und die Reise nach London. In der Hauptsache besucht der Kaiser also nur Wien und Rom und vorher noch mehrere deutsche Fürsten. — In Betreff der neuerdings wiederum angeregten Reichs- Civilliste für den Kaiser schreibt ein Hamburger Blatt, es sei diese Frage in parlamentarischen Kreisen lebhaft erörtert worden, und cs unterliege auch keinem Zweifel, daß ein dahingehender Antrag bei allen Parteien Zustimmung finden werde. Kaiser Wilhelm stehe aber diesem Gedanken ganz fern. Bnndesrath und Reichstag würden znsammcnwirken müssen, um Wilhelm II. znr Annahme einer Reichs- Civiilistc zu veranlassen. — Die „Norod. Allg. Zig." benrtheilt das mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Gesuch an den Reichstag, welches ans Anlaß des bekannten Thümmel'sche» Falles die Aufhebung des 8 106 des Strafgesetzbuches (Bestrafung der Beschimpfung von Kirchen und Rcligionsgescllschafien) fordert, an leitender Stelle sehr abfällig. Das Gesuch hat an den maßgebenden Stellen wohl kaum aus günstige Aufnahme zu rechnen. — Bon der Hamburger Filiale der deutschen Bank ist im Verein mit anderen Firmen die Gründung einer Dampsschisstinie von Hamburg nach Australien erfolgt. Das Acrienkapital ist gezeichnet, zwei Dampfschiffe sind bereits im Ban begriffen, so daß dem Beginn der Fährte» zu Anfang nächste» Jahres bestimmt eiitgegengeschcii werden kan». — Die Görlitzer Stadtverordneten beschlossen, entgegen dem Magistratsantragc, fast einstimmig die vollständige Aufhebung des Schulgeldes in den Gemeindoschulen. Für viele schlesische Städte wird dieser Beschluß wahrscheinlich maßgebend sein. — Die deutsche Colonialgcsellschaft bringt folgende ihr ans Afrika zugegangene Nachricht zur Kenntniß: In Sokodja am Niger ist sogleich nach Bckanntwerden der Vergewaltigung des deutschen Kaufmanns Hönigsberg durch die englische Rvhal-Niger-Compagnic auf Befehl des Königs Moleke von Nnpe derselben ihre Faciorei geschlossen worden und der Handel in Nnpe verboten. Während eines Monats blieb die Factorei geschlossen, dann gestattete der König die Wiedereröffnung nach Zahlung einer empfindlichen Geld buße. ES ist erfreulich, daß ein einheimischer König so strenge Ge rechtigkeit walten läßt. Oesterreich-Ungarn. Das in seinen Grnndzügen bereits ent worfene Programm über die bevorstehenden Kaiscrtage in Wien ist noch dahin erweitert worden, daß auch ein Ausflug nach dem unga rischen Schlosse Gödölö beabsichtigt wird, wo eine große Parforce- Jagd abgehalten werden soll. — Am Sonnabend ist der erste dirccte Courierzug Wien-Konstantinopel abgegangen. Unterwegs fanden die üblichen Begrüßungen statt. — Bei Krakau wurde während der Fclddicnstübnngen ein österreichischer Hauptmann von einem in seiner Compagnie stehenden degradirten Unteroffizier, welcher dem Chef Rache geschworen hatte, erschossen. Die Kugel hatte das Herz durch bohrt, so daß alle Hilfe zu spät kam. Frankreich. Aus Paris: Die Absicht dsss französischen Kriegs ministeriums, die Division von Nancy mobil zu machen, ist wieder aufgegeben. — Boulanger wurde bei seiner Ankunft auf dem Bahn hof in Jonzac im Departement Charente Jnferieure ausgepfiffen, bei seiner Ankunft in La Rochelle erschollen viele Hochrufe, wurden aber durch Pfeifen und Hochrufen auf Floquet übcrtönt. Boulanger will auch im Nord-Deparicmcnt als Kandidat itzsidex qnftreleii. — Der Pariser Erdarbeiterstreik dauert immer' noch fort. Die städtische Kommission schlug den ursprünglich 60 Centimes (48 Pf.) pro Stunde fordernden Arbcstcrn einen Lohnsatz von 5b Centimes vor, womit die Leute auch zufrieden' waren. Die Arbeitgeber wollen aber »nr 50 Centimes zahlen, und so haben die Streikenden beschlossen, den Ansstand bis zum Aenßcrstc» fortznsetzen. Paris ist ruhig. Die Arbeiterbörse ist bis auf de» Hauptsaal wieder eröffnet, doch sind die Eingänge mit Polizei besitzt. Zwischenfälle sind nicht vorgekommen. Die Polizei hat in der Arbeiterbörse 2000 Revolver gefunden, wo mit die Streikenden sich morgens vor dem Bcgräbniß des Generals Endes bewaffnen wollten. 40 Excedenten wurden zu Gefängnißstrafen von 15 Tagen bis zu 3 Monaten vcrnriheilt. England. Das Parlament hat sich bis zum 6. November vertagt. — Die Flottenmanöver werden dem englischen Steuerzahler noch thcner genug zu stehe» kommen. Zur Stunde sind bisher bei nahe alle in der Bantry-Bucht eingeschlvssincn Schiffe der feindlichen Flotte unter de» Avmiraleu Trhon und Fritzrvy entkommen, dampfen die englischen und schottischen Küsten entlang, lwmbardiren Seehäfen und Badeorte, kapern Handelsdampfer unbehelligt und jede» Augen blick erwartet man die Meldung, daß sie in die Themse eingedrungen sind. Und wo sind die zahlreichen Panzerschiffe der britischen Flotte, welche unter den Admiralen Baird und Rowley die irischen Häfen blvckirt hatten? Ueber deren Bewegungen geben uns zahlreiche Zeitungskorrespondcnten ausführliche, aber keineswegs erfreuliche Aus kunft. Als Baird bemerkte, daß seine Gegner ihm entkommen seien, machte er sich schleunigst auf, um eine Vereinigung mit Rowley zu veranstalten, dessen Geschwader den vereinigten Angriffen der Admi räle Tryon und Fitzroy nicht gewachsen gewesen wäre. Ihre nächste Aufgabe mußte sein, die entkommenen Gegner einzuholen und die britischen Häsin zu beschützen. Die „Mersey" wurde in aller Eile abgesandt, um Rowley zu verständigen; dieses Schiff, welches amtlich als eines der besten und schnellsten bezeichnet wird und 17 Knoten zurücklegen soll, brachte nur eine Fahrgeschwindigkeit von 14^ Knoten zu Wege. Nach dieser mäßigen Anstrengung versagten jedoch die Maschinen gänzlich und sie mußten durchweg wieder in Stand gesetzt werden. Während die vereinigten Flotten der Admiräle Baird und Rowley die irische See hinabsegelten, mußte die Fahrgeschwindigkeit aller Schiffe ermäßigt werden, weil ein Schiff nicht schneller vor wärts konnte. Ein zweites Schiff blieb ganz liegen, ein drittes mußte reparirt werden. Außerdem zeigten mehrere schnellfahrende Kreuzer eine recht geringe Fahrgeschwindigkeit. Die Unglücksfälle an Bord der Schiffe waren sehr zahlreich. Ein Korrespondent des „Daily Telegraph" macht die zutreffende Bemerkung, daß mit Aus nahme von einem halben Dutzend Kriegsschiffe die ganze Marine Englands stark mangelhast ist. Rtttzland. Die in Paulowsk bei Petersburg wohnende Königin Olga von Griechenland ist dort von einem Prinzen entbunden worden. — Der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe, ist in der russischen Hauptstadt angekommen. Orient. Die Königin Natalie von Serbien nahm die Zu schrift des Belgrader Konsistoriums, welche sie über die Einreichung Uniformen gaben dem heiteren Gesellschaftsbilde ein noch bunteres und vornehmeres Gepräge. Elsriede selbst, die schon wenige Tage nach jenem vcrhängniß- vvllen Vorfall völlig wiederhcrgcstellt gewesen war, hatte ans ihres Vaters Wunsch die Liste der zu ladenden Theilnchmer ausgestellt, und mit einiger Verwunderung halte Graf Recke darin auch die Namen des Pastor Rohden und seiner Mutter gefunden. „Was soll uns der Schwarzrvck?" hatte er verdrießlich gefragt. „Ich mag den Menschen nicht sehen, denn sein Gesicht hat jedesmal, wenn er mir begegnet, einen so hochfahrendcn und vorwnrssvollcn Ansdruck, als sei er im Begriff, irgend eine schwere Anklage gegen mich zu erheben. Er wird uns mit seiner Leichenbittermiene die ganze Fröhlichkeit verderben." Aber Elfriede hatte sich wider Erwarten durch diese Ein wendungen nicht veranlaßt gesehen, die beiden mißliebigen Personen aus dem Verzeichniß zu streichen. Und es war, um die Einwilligung des Grafen zu erlangen, genügend gewesen, daß sie ihn an die Pflicht der Dankbarkeit erinnerte, welche sie der alten Dame gegenüber zu erfüllen habe. „Ohne den Sohn können wir sie doch nicht einladen," sagte sie, und zögernd fügte sie hinzu: „es ist ja auch wahrscheinlich genug, daß Keiner von ihnen kommt." Diese letztere Erwartung aber war nicht in Erfüllung gegangen. In einem kurzen höflichen Antwortschreiben hatte Rohden für sich und seine Mutter die Einladung angenommen, und brummend hatte sich der Gras in das Unabänderliche gefügt. Nun waren alle Vorbereitungen auf das glücklichste vollendet. Schon in den frühen Vormittagsstunden war Wage» auf Wagen an der Rampe des Schlosses vorgesahren, und die Stimmung der voll zählig erschienenen Gäste war um so fröhlicher und festlicher, als der lachende Sonnenschein einen herrlichen Tag verhieß. Nach einem lustigen Frühstück im Freien hatte man sich in kleinen, zwanglosen Gruppen im Park und im Walde zerstreut, denn erst das Diner, für welches in dem großen, offenen Gartensaal gedeckt worden war, sollte den Reigen der eigentlichen Festveranstaltungen eröffnen. In dem zu ebener Erde gelegenen Bibliothekzimmer des Schlosses saß ganz allein ein junger Husarenofsizier. Es war Hans von Trützschler, der Neffe des Hausherrn, und cs mußte seine besondere Ursache haben, wenn er, sonst der Fröhlichste und Lebens lustigste von allen, sich freiwillig in diese Einsamkeit zurückgezogen hatte. Er hatte irgend ein gleichgültiges Buch aufgeschlagen; ober er dachte nicht daran, hinein zu schauen, so wenig als er fortfuhr, die Cigarre zu rauchen, die er sich bei seinem Eintritt angezündet. Auf seinem hübschen Gesicht lag eine finstere Wolke, und die Falte zwischen den Augenbrauen stand seiner sonst so heiteren und über- müthigen Miene sonderbar genug. Da fiel von außen her ein Schatten in das Gemach und ei„e sonore Männerstimme klang durch das offene Fenster: „Wer sich der Einsamkeit crgiebt, Ach, der ist bald allein! Seit wann ist es Sitte, daß sich ein Offizier Sr. Majestät dem Dienst der Damen entzieht?" Es war Graf Trotha, dessen schöner Kops in der Fenster öffnung sichtbar geworden war. Auch er hatte heute wieder die Uniform angelegt und er sah sieghaft und imponirend aus wie an seinen glücklichsten Tagen. Der Andere aber blickte nur flüchtig auf, und seine Stimme klang fast gereizt, als er erwiderte: „Du siehst, daß mich die Damen nicht vermissen, und cs muß in der That viel Ueberfluh an Cavaliercn da sein, wenn man selbst Dich zu entbehren vermag!" „Was für ein Ton ist das, Kamerad?" fragte Trotha mit einem Ausdruck von Erstaune», der indessen nicht ganz aufrichtig schien, zurück. „Du scheinst verstimmt, und Du wirst mir gestatten, Dir zur Feststellung der Ursache ein wenig Gesellschaft zu leisten." Ohne Rücksicht auf seine Uniform, die bei dem etwas verwegenen Kletterversuche leicht genug hätte Schaden nehmen können, schwang er sich auf die nicht sehr hoch gelegen« Fensterbrüstung und von da in das Zimmer. Er stäubte mit der Hand seine Beinkleider ab und lehnte sich dann, dem Husaren gegenüber, an den Tisch. „Ernsthaft gesprochen Hans, ich freue mich, daß wir heute auf ein paar Minuten mit einander allein sein können. Schon seit einiger Zeit will mir die Miene, welche Du mir gegenüber annimmst, nicht mehr gefallen, und in Deinen Worten ist bei dem geringsten Anlaß eine Gereiztheit, die ich nicht verstehe." „Um so mehr bin ich erstaunt, daß Du meine Gesellschaft suchst, Trotha! Man pflegt sonst Leuten, die einem nicht gefallen, aus dem Wege zu gehe»." Auch die Stirn des anderen zog sich ein wenig zusammen, aber er hielt den unbefangenen, halb scherzenden Ton doch noch immer fest. I Der heutigen Nummer des Sächsischen Landes-Anzelgers liegt bet das Beiblatt „Kleine Botschaft".
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