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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188608059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860805
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-05
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.08.1886
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Sächsischer Landes-Anzerger. 179 Don«er»tag, v. August 1«». auch der Lausch an de« Tag getreten. durch ei« äußere- Ziiche« di« Zusammengehörigkeit der Mitglieder öffentlich zu zeigen. Nament lich sei dieser Wunsch bei Gelegenheit der Enthüllung de- Reforma- tion-de«kmal» und bei den Sedaufesten laut geworden. Mit grober Begeisterung haben dann die Mitglieder in einer Versammlung, in welcher der Odermeister dem allgemein gehegten Wunsche Aus druck gegeben, die zur Anschaffung der Fahne erforderliche Summe — 500 Maick — an einem Abend aufgebracht. ES sei dann ferner beschlossen worden, die Fahne nicht eher zu entrollen, ehe dieselbe nicht durch einen Geistlichen in würdiger Weise geweiht worden. Herr Reppenhage« wandte sich hierauf au DiacouuS vr. von Criegeru mit der Bitte, diese Weihe zu vollziehen, worauf der Letztgenannte in einer tief zu Herzen gehenden Rede einen Rückblick auf die Ge- schichte und da- 400jährige Bestehen der Innung warf. Als ein Zeichen der Einigkeit nud de- gemeinsamen Zusammenwirkens zum Wohl« vnd Gedeihen der Innung weihte DIaconuS vr. von Erlegern hierauf die Fahne. Welches Interesse die Fahnenweihe der Sattler- Innung auch in weitneu Kreisen hervorgerufen, geht daran- hervor, daß nicht weniger als 17 Innungen durch Deputationen dem neuen JunuugSzeiche« Fahurnnägel als Geschenk überreichten. Ferner wurden durch drei junge Damen mit einer herzlichen Ansprache die von den Frauen der JnnungSmitglirder gestifteten Schärpen» Bandeliere und Festzeiche« überreicht. Dem FestactuS folgte di« Fortsetzung des EoucerteS, dem sich «in gemüthliche» Beisammensein anschloß, bei welchem mich viele ernste und heitere Ansprache» di« Feftstimmnng erhöhten. Daß den landesüblichen Schluß deS Feste- rin Ball bildete, bedarf wohl als selbstverständlich kaum der Erwähnung. — Osch atz, 3. August. Eine» Aktes der größten Rohheit «ud Verkommenheit «achte sich am 31. Juli ein Handelsmann T. aus einem benachbarten Orte schuldig. Derselbe, von Leipzig kommend, traf in Kühr»» mit den Handelsmännern B. und M. zusammen. Hier benutzt« T. einen Eimer B.'S, welche« er jedoch vergaß, zurückzugeben. B., den Diebstahl rechtzeitig bemerkend, fordert« in Gegenwart T.'S M. als Zeugen aus. M. gab auch vor, den Thatbepand bestätigen zu wolle». Noch diesem Zwischenfalle snhr T. «ach Dahlen zu; M. folgte kurz danach. Im Kührener Walde hielt T. sein Gefährt an, ging ei» Stück zurück nod legte sich in den Straßengraben, de» M. erwartend. Bei« Herauuahen derselbe« sprang T. auf und schlug M. den Worten: »Warte Du L., ich will Dir da» Zeugen «instreichen, et ist Dein Letzte», ich schlage Dich todt —- mit dem Bindestückr seine- Wagen- solange, di» dieser anscheinend seinen Geist anfgab. T spannte hieranf da- Pferd ab, wart de» Wage» in den Chaussee, graben und snhr nun mit seinem Geschirr weiter. In Luppa kehrt« er 1« Gaphofe «in und gab hier vor, daß ihn eine Räuberbande hätte Übersoll«» wellen. Er sei zwar entkommen, doch M. würden sie wohl erwischt haben. EI» Sohn deS M. fand seinen Vater in schreckliche» Zustande; doch war e» ihm «och möglich, über de« Vor gang kurze Mittheilungrn z« wachen. Die zugezvgenr« Aerzt« kon- patirten zwar bedeut«»de Kopfverletzungen, doch glaubten fie nicht, daß diese de« Tod de- über 60 Jahr« alten Manne» hrrbeisühren werden. T. wnrde noch an denselben Tag« verhaftet und de» hiesigen «»tSgefäugniffe zngesührt. — Nerchau. Einen recht «igenthüwlichrn Unfall erlitt am Sonntag «in Belozipedfahrer, welcher «ine Lnfipartie von hier nach Leipzig zu unternehmen gedacht,. Derselbe war eben im Begriff, einem Geschirrsührer voranSznfahren, al» rin Hund, der die Pferde anbrlltr, von einem derselben vom Hufe geschlagen, in den Apparat des gedachten SportSman geschleudert wurde, wobei Letzterer herab und so unglücklich an de» Wagen fiel, daß sogleich seine Ueberführnng in ein Leipziger Kranken hau- sich vöthig »achte. — Oe der an, 2. August Eine sowohl äußerst schwierige als gefährliche Arbeit wurde heute vollendet. Nachdem heute Morgen die Zierde unsere» KirchthmmeS, Kreuz, Fahne und Knopf, glücklich hiuaofgezogen worden, war gegen 12 Uhr der letztere mit Inhalt (von dem nächst der neue» Urkunde besonder- auch die jetzige« Münz- sortru, von 5 Mark an abwärts, zu erwähnen sind) und in der 4. Stunde Spindel mit Fahne befestigt. Zuletzt erfolgt« die Aus setzung de- Kreuze» nebst dem Blitzableiter. Zu der nach 5 Uhr auf de» freien Platz vor dem Kirchrnportale fiattgcsnndrneu Ent- hüllungLfrier hatte» sich außer dem Kirchenvorstand die Behörden wie auch eine große Menschenmenge rirgesunden. Tie Feier wnrde mit dem Liede »Sei Lob und Ehr'" eiugeleitet. In der darausfolgeudeu Vom Hei-elverge* Jubiläum. XXHeidelberg, den 2. August. Zur Frier de- fünfhundertjährigeu Bestehen» der Uni versität prangt die Stadt bis in die letzten Gäßcheu hinein in eine« Festschwucke, wie man ihn reicher nicht ersinnen kann. Jede» Hau» ist bis zum Giebel mit Laubgewinden, Kränze», Draperie« und Em blemen geziert. Fast aus jedem Fenster wehen Fahnen in den Farben des Reicher, deS Lande-, der Stadt, fremder Länder und unzähliger Eoiporativnen, die einen wogenden Baldachin über den engen Straße« bilde« und besonders vom Schlöffe gesehen einen wunderbar farben prächtigen Anblick gewähren. Wenn auch der Festschwuck in künst lerischer Beziehung Einige- zn wünschen übrig läßt, so ist au» ihm doch zu erkennen, wie eng die ganze Bevölkerung mit der Hochschule verwachsen ist. wie hoch sie die Gäste ehrt, die zur Jubelfeier an» allen Landen herbeigeströmt. Gestern schon herrschie ein Leben und Getriebe in den Straßen, welche» da» Fortkommen sehr erschwerte und di« Frage auf die Lippen drängte: Wie wird e» erst werden, wen« da» Fest begonnen, wenn «S auf seinem Höhepunkt steht? Glücklicherweise ist genügend Vorsorge getroffen, um UngtückSsälle zu verhüten. Der am Freitag pattfindende Festzug, der wohl den Haupt anziehungspunkt bilden wird, «acht einen so weiten Weg und znr Besichtigung desselben find so zahlreiche und große Tribünen errichtet, daß gefährliches Gedränge auf den Straßen nicht zu befürchten ist. Heute Nachmittag ist der lieetor wa^nitieentlsöimrrs, Grohherzog Friedrich von Baden, unter dem Geläute aller Glocken hier ringe- troffen und in der Aula der Universität vom Proreetor und Senate feierlichst begrüßt worden. Abend» 8 Uhr beginnt der Ewpfaug der Deputationen in der praktisch und hübsch eingerichteten gegen (MO Sitzplätze haltenden Festhall« am Neckar. Mit diesem LctuS wird ein Jusmmental- and Vocalconcert verbunden, welcher, nach dem Pro gramm -u schließen, Diejenigen hinlänglich entschädige« wird, die in dem Riestnroume de» Genusses der Reden nicht theiltastig werden. Trotz der nicht sehr günstigen Wetters herrscht die gehobenste Fest, piwmuog. Die alten Siudentenwützen auf dem Silberhaa», da» Band um die Brust geschlnugen, suchen die alten Herren freude strahlend die Stätten ans, wo fi, dir schönste« Tage ihrer Jugend durchlebt und Thräuen der Rührung entströmen den Angeu. wenn Freund« und Kameraden sich Wiedersehen, die seit Jahrzehnten sich nicht mehr begegnet. Ein Herz und «ine Seele — da» ist der Eharakter deS heute beginnenden Jubelfeste» der Hochschule Heidelberg. XXHeidelberg, den 3. August. Die Begrüßung der Festgäste in der großen Hall, hatte etwa 9000 Personen, darunter eine groß« Anzahl Dame», in dem prächtig dekortrten Rirseuraum« gestern Abend 9 Uhr vereinigt. Der von Karltrnhe hrrübergekcmmene greise Biueenz Lachner dirigirte den musikalischen Theil, der vr» zwei Militär-Mufikkorp» und den ver- einigten Männergesangvereineu Heidelberg» anSgrsührt wurde. Scheffel'» Feplied, von Lachner kowponirt, dnrchbraustr mächtig den weitr» schöne« Red« de» ?. Flechsig führt« derselbe an», daß er in der nun mehr vollendeten Arbeit den Anfang der schon längst geplante« Kircheurrnovatio» erblicke, de« sich voraussichtlich im September die Weih« der neuen Glocken anschließe« werde. Auch Verla» er «inen Theil der alten und die neu, Urkunde. Der Gesang de» Liede»: .Nun danket Alle Sott" und Gebet bildeten den Schließ dieser er hebenden Feierlichkeit. — Plaue« i. B. I« Jahre 1885 wurden, wie in dem Jahresbericht der Handelskammer rrferirt wird, in der Nähe von Planen wiederum 2 neue Ringöfen zur Ziegelfabrikatiou gebaut, um die vorhandenen alte», größteutheilS defekten .deutschen" Oesen ab- tragen zn können, und im Uebrige» fast alle Ziegeleien »ehr oder minder vergrößert. Aus einigen Ziegeleien wurden wieder neue Arbriterwohnnugen errichtet und dadmch einem Arbeitermangel und der Nothwendigkeit, Maschinen anzuschaffeu, vorgkbrngt. Der l« Bor fahre erhöht« Ziegelprei» von 30 Mk. für 1000 Stück Ziegel deS älteren und 28 Mk. 50 Pf. für dieselbe Zahl deS MeterformateS konnte sich das ganz« Jahr hindurch behaupten, da infolge erhöhter Baulust in Plauen mehr Ziegel grbrancht wurden, als daselbst fertig gestellt werde» konnten, «ud ei« größere» Quantum (von ca. 3 Mill Stück) von Zwickau, Werdau,-Glaucha«, Meerane rr. eingesührt werden mußte und weit weniger als in frühere« Jahren (kaum «ehr als 200,600 Stück) anSgrsührt wurde. In Plane» und Umgegend, wo sich zu Ende deS Jahre» 1885 7 Ringöfen befanden, wurden in diese« Jahre 22—24 Mill. Ziegel, d. h. wenigstens um die Hälfte wehr als im Jahre 1883, fabrizirt und zwar fast nnr Handziegel, indem die einzig« vorhandene Dompfziegelei nnr ca. 2 Millionen mit der Presse fertige« läßt, während auf derselben Ziegelei nebenbei noch mehr al» 1 Million mit der Hand gemacht werden. Der Lohn für di« Ziegelarbeiter blieb nuveräudrrt, doch ist zu bemerken, daß jetzt wehrere größere Ziegeleibrfitzer fast all« ihre Arbeiter anch den ganzen Winter hindurch mit Lehmgruben, Wegebau»», Steinbrecher« «ud der gleichen Arbeiten beschästigen, «m für dar nächste Jahr gut« Arbeits kräfte zu behalten, und daß diese» Verfahren immer mehr Platz zu greifen scheint. — Nach dem Monatsbericht für Juli find in der Arbeiter- Kolonie Schueckengrün feit der Eiöffvuug überhaupt 224 Kolonisten ausgenommen worden. Zu dem beim Abschlüsse de» vorigen Berichts vorhandenen Bestände von 74 Kolonisten kamen hinzu im Monat Juli 34, abgegaugen find 25, sodaß der heutig« Bestand 83 Kolonisten nachweist. Diese vertheile« sich «ach ihrem Geburtsort: auf Königreich Sachsen 51, Ost Prexßeu 1, Posen 1, Schlesien 8, Pommern 1, Brandenburg 3, Pr. Sachsen 2, Rhein- Provinz 1, Königreich Bayern 2, Thüringen 6, Grvßherzogthum Hessen 1, Provinz Hessen-Nassau 1, Herzogth. Anhalt 1, Waldeck 1, Ausland 3. Die Kolonie hatte 2138 Arbeitstage. 266'/, Frier- «nd 32V, Krankentage. Bon den 25 abgegangenen Kolonisten wnrde» wegen Ablauf der 4 Monate 5, auf eigenen Wunsch 13. wegen K-aukheit und ungebührliche« Betragen» je 1 entlassen und 5 wurden in Arbeit untergebrachr. — Marknenkirchrn. In den Tagen von Sonnabend, den 31. Juli, bis Montag, den 2. August feierte der hiesige Mänuer- gesangverrin da» 50jährige Jubiläum seine» Bestehens. Zur Vor feier fand am Sonnabend Abend großer CommerS statt, am Sonn tag aber ertönte am frühen Morgen musikalischer Weckruf durch die Stadt und im BormittagSgotteSdirnste brachten eine große Anzahl Sänger den 23. Psalm, komp. von Karl Löwe, in schöner Weise znr Aufführung. Am Sonntag Nachmittag fand ein Festzug statt, an welchem außer einer große» Anzahl Festjuugfrauen, den städtischen Cvllegien, Lehrern, Amtsgericht», und Poflpersonal und Schützen 33 auswärtige Gesangvereine, 3 Militär- und 2 Turn- verein«, sowie der Jnbrlverein theiluahwen. Im Namen der Stadt begrüßte Bürgermeister Zschucke sowohl die zahlreichen Gäste von fern und nah, als auch den Jubelvereiu, dem er zugleich im Namen der Stadt einen goldenen Fahnenuagel sowie «ine prächtige Fahnen- schleife überreichte. Auch von vielen Vereinen wnrde der Jubel- Verein beschenkt, so weihten ihm u. A. Arion-Greiz und Toncordia- Hof Pokale, Männrrgesangverein-Schöueck einen altdeutschen Humpen. Die von Tantor Hellrieg^l gehaltene, überaus beisällig auigeuommeue Festrede hatte zn Grunde die Mahnung: .Halt treu am Lied!" Warum dies? Weil Dir'S der Herr, Dein Gott, verleiht, weil'» Dich begleit't in Freud' und Leid weil'- Vaterland «S braucht zu elekirisch erleuchteten Raum. Bei de« Schlußverseu .Ein brausend Hoch sei Dir gebracht, Alt Heidelberg Tu feine!" brach ei« unbe schreiblicher Jubel lo». Dir Tausende erhoben sich «nd verlaugten stürmisch die Festkavtate 6a eapo. Dann bestieg Oberbürgermeister Wilckru» die Rednertribüne znr Begrüßungsansprache, dir, sehr warm und herzlich gehalten, neben der allgemeine» Bedeutung der Feier besonder» die deutsch-nationale Färbung derselben betont« und in einem Hoch auf den Großherzig und den Kaiser gipfelte. Heute Morgen knrz vor 8 Uhr traf der Kronprinz, vom Groß- Herzog und den badischen Prinzen Carl uud Ludwig herzlich empfange«, hier ein. Der badische Hof erschien mit großem Gefolge und in höchster Gala. In Equipagen, Lakaien u. s. w. war höchster Pomp entwickelt. Mehrere alte Herren in Civil und mit Band und Mütze der Soxo Borussen, darunter Kultusminister v. Goßler uud der sächsische Minister Abeken, wurden vom Kronprinzen ans'» Herzlichste begrüßt. Der allerwärtS mit Jubel empfangene Kronprinz nahm bei« Groß Herzog im PrivzenpalaiS Wohnnug. Durch Deputationen vertreten find 20 deutsche Universitäten, 10 techniiche Hochschulen Deutschland», außerdem die Universitäten vo>i Basel. Bern, Ezernowitz, Dorpat, Graz, Innsbruck, Prag, Wien, Zürich, Ehristiania, Edinbvrgh, Groningen, Helfinzfvr», Kopenhagen, Leyden, Lund. Moskau. Oxford, Pari-, Turin (durch Moleschvtt), Upsala, Utrecht, Amsterdam, Athen, Bologna, Cambridge. Vertreter haben ferner geschickt die Akademie« der Wissenschaften von Berlin, Leipzig, München, Wien, Brüssel, Kopenhagen, die Londoner Royal Society, da» Institut de Franee in Paris, die Akademien zu Peters burg. Rom uud Stockholm. Auch di« 16 badische» Gymnasien find durch ihre Rektoren vertrete«. Anwesend find fern» drei Fürsten Hohenlohe, darunter Chlodwig, der Statthalter von Elsaß-Lothringen, zwei Fürsten Fürstenberg uud nicht weniger als zehn deutsche Kultus minister. Au einen Fepgottekdienst schloß sich um 11 Uhr der Festact in der Aula der Universität, bei welchem der Großherzog und der Kron prinz Ansprachen hielten. Die Rede de» Kronprinzen lautet: ,Se. Majestät der deutsche Kaiser hat mir den Auftrag zu er- theilen geruht, Ew. K Hoheit und de» hier versammelte« Vertretern und Gäste» der Universität Heidelberg Heilgrub und Glückwunsch zur Jubiläumsfeier zu entbiete«. ES erfüllt »ich mit Stolz und Freude, Zeuge zu sein von der Begeisterung, mit welcher in diesen festlichen Tagen alt« und jnnge Söhne der Ruperto-Carola sich um ihren fürstlichen Rector schaare«, um mit ihm znrt'ckznschauen ans die ruhmreiche Geschichte dieser Hochschule und mit Dank zu Gott inue zu werde», daß sie in dem halben Jahr tausend ihre» Bestände» nie glücklichere Zeiten geschaut hat, al- dir, in denen wir leben. Begründet in der ersten Frühe unsere» Kulturleben» hat die Heidelberger Universität alle dt« Schickungen an sich erfahren, welche dem deutschen We'en i« Ringen »ach selbst- ständiger AnSprägnng verhängt gewesen find. Ei« hat wechselnd geblüht und gewelkt, geduldet und gestritten um Glauben». und jeder Zelt. Da» Festeoncert bot an Masseugesängeu: Festgesaug an die Künstler von Mendelssohn, Stnrmbeschwörung von Dürrner, Heimweh von Schnrig, da» deutsch« Schwert von Schuppert und da» Volkslied .Untreue" von SIlcher, außerdem boten 15 Verein« Eiuzelgesänge. Der erste Festtag schloß mit Ball im Schützenhause und in Paul«»' Saal. Am Montag gab e» Vormittag» um 9 Uhr Frühkneipe mit Toncert, Mittag» 1 Uhr Festessen, Nachmittag n» 5 Uhr Concert, ans dem Feftplatz« uud Abend» wieder Ball i» Schützenhaus«. An de« Feste nahmen außer dem eigentlichen Gründer und ersten Dirigenten de» Verein» Cantor em. Gruber noch drei Mitbegründer al» Ehrenjubilar« Theil. Au» den österreichische» Städten Asch »nd Roßbach wollten verschieden« Lehrer der Jubiläum»- feier beiwohnen, r» wurde ihnen die» aber von der österreichische» Behörde — untersagt. — Auerbach i. V. In Rothenkirchen hat in der Nacht zn» Montag ein größere» Schadenfeuer stattgesnnden. Dasselbe entstand früh V-1 Uhr ln der Scheune Johann Gottlob Singer» und legte diese «nd da» Wohnhaus der Benannten, sowie ferner da» Wohnhaus Edwin Lenk» und die Scheune August Jngol» in Asche. — Zwickau, 3. August. Ein Handarbeiter Friedrich Wilhelm Trvger au» OberheinSdorf bei Reichenbach, welcher wegen Betteln» beim hiesigen Amtsgericht «ingeliefert worden war, erhängte sich gestern Mittag in einer Gefaugeneuzelle und wurde noch gestern Abend an die Anatomie nach Leipzig abgrliefert. Derselbe war 1835 geboren und verheirathet. — Schekbenberg, 2. August. Ein Schmerzensschrei au» dem oberen Erzgebirge. Gewiß jeder Tourist hat Wohl, wenn er unsern Scheibenberg bestieg, seine Freude gehabt über die an der Nordostseite desselben befindlichen sogenannten „Orgelpfeifen". Majestätisch stehen fie da, allen Erdreich» entblößt, die mächtige» 8—10 Meter hohen und fast 2 Meter starken Basaltsäulen. Leider aber geht man höheren Ort» damit um, diesen unser« Berg, unser« Stolz und unser« Zierde, seiner romantischen Schönheit zu entkleide« und diese Säulen zu stürzen, um sie dann als Straßeubaumaterial zu benutzen, obwohl auch derartige» Gestein in Hüll« und Füll« i» unmittelbare Nähe zu Tage liegt. In der sächsischen Schweiz werde» FelSpartien, die den Einsturz drohen, untermauert; bei Stolpe» wollte man seiner Zeit auch mit dem Abbruch der Basaltsäulen be ginne», infolge Verordnung de» Königlichen hohen Finanzministeriums aber wurde di« zerstörende Thätigkeit der Steinbrecher eingestellt. I» unserer Gegend, obwohl dieselbe auch ohnehin so viele Reize ent behrt, will man nun schonungslos diese prachtvollen Säulen zer trümmern, die ein Wahrzeichen unsere» ganzen Platean» find und bei deren Wegfall der Berg, dessen wunderbare Gestalt von Weite» sckon den Wanderer anlockt, zu einem gewöhnlichen Sandhügel um» gestaltet md die Gegend ihre» eigenthümlichen Charakter entkleidet würde. Wir können und wollen dabei nicht ruhig zusehen, und habe« deshalb ein Comitö gebildet, da» bei dem Königlichen hohen Finanz ministerium Schritte thun wird für Erhaltung dieser Zierde. Vor läufig aber benützen wir di« Presse, um die vielen Freunde und Ver ehrer unsere» lieben Erzgebirges auf da» Vorhaben de» FiSkoS unk unsere beabsichtigte Gegenvorstellung aufmerksam zu machen. (A. W.) — Greiz. Bei einem am Sonnabend in der Elsterstraß« stattgesuudenen Hebeschmaus mochte sich der Maurer St. an» de» kuottengruud wahrscheinlich zu viel de- Guten geleistet habe», den« derselbe wurde Abend» in der 8. Stunde reguugSlo» in der Nähe de» Bahnhofes onfarsunden. Um ihn der Oeffrntlichkeit zu ent ziehen «nd seinen Rausch auSschlafen z« kaffen, wurde St. in einer der RathhauSzelle» untergebracht, in welcher er während der Nacht verstarb. — Gera. In höchst bedauerlicher Weise verunglückt« am ver gangene« Sonnabend dir Gattin deS hiesigen Oberlehrer» P. Die Genannt, kehrte 6 Uhr 27 Minuten Abend» mit de» voa Weimar eintreffenden Zuge von einer Erholungsreise zurück. Beim AuSsteigr« au» dem Bahnwagcn rutschte sie auf dem unteren Trittbrett auS und brach «In Bein. Frau P. wurde in daS Empfang-gebäude grtrage» «ud, nachdem ihr der sofort herbeigeeilte Arzt einen Nothverband an gelegt hatte, mittels Droschke nach ihrer Wohnung gefahren. — Ronneburg. Eia unglaublich klingender Fall wird vo» Gera auS Berliner Blättern von hier gemeldet: Der hiesige« Gendarmerie ging die Nachricht zu, daß der Rathsdiener H. die Forschungsrecht, hat Trübsal und Exil „tragen, um endlich, gehoben von der starken uud milden Hand ihrer erlauchten Beschützer, dl» ehrenvolle» Wunden mit de« Festkleid, de» Stege» zn decken. Wie dem deutschen Volke, um dessen höchste Güter fie sich red lich verdient gewacht, so ist auch ihr erfüllt, wa» Jahrhunderte er sehnten: Ihr Ehrenschild strahlt glänzender in der Sonne deS einigen Baterlande»! Mit tiefer Bewegung gedenke ich heut« der großen Stunde, da Ew. K. Hoheit al« der Erste dem Führer unseres sieghaften Volke» mit dem ehrwürdigen Namen de» Kaiser» ge huldigt. Diese Erinnerung ist wir bedeutsam für die Frier, die wir jetzt begehen. Denn voranzuschreiten mit großem uud gutem Ent schluß ist ein Anrecht deS erlauchten Zähringe« Hause» «nd dieser ruhmvollen Uuiverfilät. ES ist die schönst« Pflicht mein« Sendung, rühmend zu bekenne«, wie treu die» Heidelberg beflissen war, di« geistigen und sittlichen Bedingungen der Wiedergeburt unsere» VolkSthumS z» Pflegen Lehrenden uud Lernenden war von jeher hier die gastliche Stätte bereitet. An» allen Gauen strömten sie Herz« und in de« liebenden Armen der ^Iw» wator erkannten fi« sich als Söhne der größeren Mntter wieder. So hat sich hier in de» Still« de» Studienleben» vorbereitet, wa» un» Deutschen nach langen Irrungen die Geschichte offenbart. Im Südwester, de» Reiche», nah« der ehemaligen Grenze und nahe der Gefahr, lernte der Sohn de» Norden» den Sohn de» Süden» al» Bruder lieben, um, heimgekehrt» den schönen Glauben der Volks gemeinschaft auSzubreiten, de» unser Hort und unsere Stärk« ist. Nun wir e» wieder besitzen, da» Glück der Vereinigung, strömt auS dem Ganzen ein kräftigender Odem zurück in die alte traute Heiwath unserer Bildung. Größer geworden find die Zweck, de» Forschen» und Streben», dankbarer n«d folgenreicher der Beruf, fie lehrend zn verkündigen und lernend zu verstehen. Baterland und akademische» Bürgerlhum werden aber nur daun wahrhaft segensreich auf einander wirken, wenn fie in ihrer LebrnSthättgkeit die gleichen Tugenden bewahren. I« höhere Gipfel in Wissenschaft und im geschichtliche« Lebe» erstiegen sind, je stolzere Ziele winken, desto größerer Besonnenheit nud Selbstverleugnung bedarf e». Die Wünscht nud di« Zuversicht, die ich heute der Ruperto- Tarola entgrgrnbringe, umschließt der Zuruf an Lehrer und Schüler, eingedenk zu bleiben drrAufgabeu, die nn» gerade im Hochgefühle de» Erfolges am Eindringlichsten die Seele erfüllen sollen; in Wissenschaft «ud Leben fest- zuhalteu an der Wahrhaftigkeit und Streng« geistiger Zucht, an der Förderung des Brudersinue» unter de» Genossen, aus daß au« dem Geiste de» Freimnthe» «ud der Friedfertigkeit die Kraft zu der heilsamen Arbeit wachsen möge, die Lebensformen unsere» VolkSthumS gedeihlich anSznbilden. So möge dieser Universität, ein« der ältesten Pflanzstätte« deutsch« Wissenschaft, beschiede« sein, o» Thatkrast die jüngste z« bleiben!"
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