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««d TagMM AmtMaU für die kömglichm und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Berantwortliche Leitung: Redakte«* Georg Burkhardl. -»<» > SrkchrMkjrdrn«ochenms«kchmittag»eAbrfLcdvl , Inserat« werde» bt, »ormittag» 11 Nh« . GO 11>7 ! «rsrra Lsg. Preis vierteljährlich 2 Mar! 25 Pi., DltUAIgg. ÜtN 1 N?Ili «rge-ommm. Preil für dir Sp-ltreile 1S Pfg. H xPDV «/H-. I * zweimonatlich 1M. 50 Pfg. ». -inmou-Üich 7S Pfg. —«,»»». «ußerh-lb de, Landg-richtLb-M, 1b Psg. LTZS«. > ' „II,.M> «„«»I>»»II I, I , iE—I »III.I , I ! ,^II«»WI» UI II»»»».!« I»! » I! «».II > I I ,»,»I I, Bekanntmachung. Der von dem Königlichen Ministerium des Innern zum Vorstände de* «MtShaupt- «rannschaftliche« Delegation zu Sayda ernannte Herr Regierungsraly Friedrich Otto Vv«1»«i7t ist heute^durch den unterzeichneten Amlsbauptmann für diese Function in Pflicht genommen und eingewiesen worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Freiberg, am 9. Mai 1892. Königliche NmtShauptma««schaft. Idr LUa»l»«i7^«»i7ii. Zwangsversteigerung. Das im Grundduche auf den Namen Ernestine« Henrietten verw. Schulze geb K unze allhier, eingetragene Hausgrundstück unter Nr. 329 des Brandkatasters, Abth. , den Nrn. 304 und 1766 des Flurbuchs und Folium 250 des Grundbuchs für die Stadt Freiberg, welches Grundstück auf 11400 M. — Pfg. gewürdert worden ist, soll im hiesigen Königs. Amtsgerichte, Zimmer Nr. 33, zwangsweise versteigert werden und es ist ver 24. Mai 1892, Vormittags 1« Uhr, als Berfteigerungstermi«, sowie Ver 3. Juni 1392, Vormittags 1t Uhr, als Termin zu Berkiinvung Ves Bertheilungsplaus anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Freiberg, am 17. März 1892. Königliches Amtsgericht, «bth. Ll». Idr ILnsur. Nicolai Bekanntmachung. Zur Einebnung des Terrains an dem, an der Chemnitzerstraße (vor Fernesiechen) neuer richteten Forsthause wird das ««entgeltliche Ablave« vo« Asche seitens Privater hiermit gestattet. Freiberg, am 9. Mai 1892. Der Stavtrath. Idr Sülm»«, Bürgermeister. Wbr. Submission. Die bei der Erbauung eines Garnison-Lazareths in Freiberg erforderlichen Arbeiten und Lieferungen und zwar: Loos Nr. 3: Schmiede- und Eisenarbeiten und Loos Nr. 4: Eisengußwaaren sollen im Wege der öffentlichen Verdingung Freitag, Ve« 13. Mai Vss. Js., Vormittags 10 Uhr im Geschäftszimmer der Garnison-Verwaltung Freiberg, in der Jägerkaserne daselbst, vergeben werden und liegen Zeichnungen und Verdingungsunterlagen in genanntem Geschäftszimmer, sowie in demselben der Militär-Baudirektion in Dresden zur Einsicht aus. Verdingungsanschläge sind gegen Erstattung der Selbstkosten zu entnehmen. Angebote sind versiegelt mit der Ausschrist: Garnison-Lazareth Freiberg, Loos Nr. 3 bezw. 4 bis zu obengenanntem Termin an die Garnison-Verwaltung Freiberg einzureichen. Militär va«virektio«. (Iv 10089.) v«» 8<rU«11t»«ei». Koh-Auktion auf dem Frauensteiner Staatssorstreviere. Im Kempe'schen Gasthofe zu Reichenau sollen Donnerstag, den 19. Mai dss. I., folgende im Frauensteiner Forstreviere in den Schlägen der Abtheilungen 5, 6, 24, 25, 29 und 38 ausbereitete Nutz- und Brennhölzer an die Meistbietenden versteigert werden, und zwar: von Vormittags 9 Uhr an: 138 w. Stämme, 56 h. und 7197 w. Klötzer, 485 w. Pfähle, 3511 w. Schleifklötzer, 526 w. Derbstangen, 180 w. Reisstangen, 24 Rmtr. w. Nutzscheite (ungespalten) und 37*/, Rmtr. w. Nutzknüppel (Schleisknüppel); Von Nachmittags 2 Uhr an: 20 Rmtr. w. Brennscheite, 53 Rmtr. w. und 10*/, Rmtr. h. Brennknüppel, 5 Rmtr. w. Zacken, 6 Rmtr. w. Acste, 53 Rmtr. w. Reisig in Haufen, 88,00 Wellen dergleichen und 86 Rmtr. w Stöcke (Abth. 5). Näheres ist aus den in den Schankstätten und bei den Ortsbehördrn der umliegenden Ort schaften aushängenden Plakaten zu ersehen. Königl. Forftr«vierverwaltu«g ««v Kö«igl. Forstre«tamt Frauenstei«, am 6. Mai 1892. L«I«. SoUuwlP. Bekanntmachung. Die Pla«ir- u«v Umzäunungs-Arbeite« am hiesigen Schulneubau sollen im Wege des Mindestgebots vergeben werden. Bewerbungen hierfür sind mit dazu anzufertigenden Kosten anschlägen und Zeichnungen vis ZUM 22. Mai a. c. unter Aufschrift „Nebenarbeit am Schulbau" versiegelt an Unterzeichneten abzugeben. Auswahl unter den Bewerbern bleibt Vorbehalten. Grotzhartma««SVorf, am 9. Mai 1892 Der Sch«lvorsta«v. Rl»Il»1zr, Vorsitz. Ahlwar-tiana. Von allen Seiten wird dem dringenden Wunsche Ausdruck ge geben, daß die Militärverwaltung sich so bald wie möglich über die in der bekannten Ahlwardt'schen Broschüre erhobenen An schuldigungen äußern möge. Wir theilien in der letzten Sonn tagsnummer eine darauf bezügliche Aeußerung der nationallibe ralen „Nat.-Ztg." mit. Die „Konservative Korrespondenz", das offizielle Parteiorgan der konservativen Partei, schreibt über dasselbe Thema: „Wegen des neuen Ahlwardt'schen Buches „Judenflinten" schwebt, wie verschiedenerscils mitgetheilt wird, ein Untersuchungsverfahren. Es entspricht unserer Gepflogenheit nicht, einem solchen Verfahren vorzugreifen und ein Urtheil in dieser Sache abzugeben. Wir wollen auch den Umstand, ob die Angaben Ahlwardt's wahr oder nicht wahr, ob seine Beweis führungen begründet oder unbegründet sind, völlig unerörtert lassen; aber dennoch zwingt uns diese ganze betrübende Angelegen, heit die Feder in die Hand — nicht für oder gegen die Loewe'sche Gewehrfabrik, sondern im Interesse eines Haupifaktors bei unserer Vaterlandsvertheidigung. In der Ahlwardt'schen Broschüre und im Anschluß an diese in antisemitischen Versammlungen, in denen der Verfasser als Redner auftritt, wird die Behauptung auf gestellt, ein großer Theil der neuen Gewehre, die bis jetzt in der Zahl von fast einer halben Million von der Loewe'schen Grwehr- fabrik an das Heer geliefert sind, sei untauglich und könne unter Umständen den Trägern selbst gefährlich werden. Ob diese Be hauptung begründet ist oder nicht, sie hätte seitens der maß gebenden Behörde nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Ein Ge wehr, und mag es das beste sein, ist in den Händen des Schützen minderwerthig, wenn dieser sein Vertrauen zu der Waffe verloren hat. Die Ahlwardt'schc Behauptung ist aber geeignet, daS Betrauen der deutschen Armee zu ihrer Bewaffnung zu erschüttern, also indirekt die Wehrkraft des Reiches zu schwächen. Hätten den Verfasser nur patriotische und nicht vielmehr agitatorische Rücksichten geleitet, so würde er diese Wirkung seines BucheS vorausgesehen und auch verhindert, so würde er seine motivirten Anklagen direkt vor der Behörde, und mißtraute er dieser, vor dem Aller- höchsten Kriegsherrn angebracht haben. Das Verhalten AhlwardtS ist also in jedem Falle als unpatriotisch zu verurtheilen und ein schleuniges Einschreiten der Behörde dagegen wäre, selbst die Wahr heit der Broschüre vorausgesetzt, wenn überhaupt möglich, sehr erwünscht gewesen. Wir setzen das vollste Vertrauen in unsere Militärverwaltung und sind darum überzeugt, daß die Unter- suchung haarscharf geführt wird und daß etwaige Mängel an den neuen Gewehren schleunigst beseitigt werden. Der Soldat aber, insbesondere der Reservist, der einmal durch die Ahlwardt'schen Ausführungen mißtrauisch gemacht und dem seine Hauptwaffe diskreditirt und als für ihn gefährlich geschildert worden ist, wird einiger Zeit bedürfen, um daS Vertrauen zu seiner Waffe wieder -in gewinnen. Es wäre daher unseres Erachtens von bester Wirkung, wenn die Armeeverwaltung baldmöglichst weiterem Um- ichgreifen dieser Beunruhigungen entgegenträte und eine, den Wehrpflichtigen daS Vertrauen zu der Vorzüglichkeit ihrer Waffe wiedergebende Erklärung veröffentlichte. Als seiner Zeit im Reichstage die Kredite für die Neubewaffnung bewilligt wurden, machte die treffende Aeußerung, daß für die Söhne unseres Volkes das beste Material nur eben gut genug sei, einen tiefen Eindruck im ganzen Lande und nicht zum Wenigsten unter den Wehrpflichtigen. Die Ahlwardr'sche Agitation ist ganz ge- eignet, im Lande einen gegenteiligen Eindruck hervorzurufen." Bei weitem schärfer drückt sich die „Bossische Zeitung" auS: Wenn man im Auslande glauben wollte, was alles heute in der rauchgeschwängerten Atmosphäre der Berliner antisemitischen Versammlungen unter dem johlenden Beifall einer skandallüsternen Menge im Brusttöne der Ueberzeugung vorgetragen wird und seinen Weg in tue wahlverwandte Presse findet, was an Beschul digungen gegen hohe und niedere Beamte, gegen angesehene Gewerbe treibende, gegen Minister und selbst gegen Mitglieder des Hofes in Flugschriften und Büchern abgelagert wird, man müßte meinen, Deutschland sei so verrottet und verfault, daß ehestens der Zusam menbruch zu erwarten sei. Ruffische Zustände wären reinlich und zweifelsohne gegen die heillose Verderbniß im neuen deutschen Reiche, wo Kaiser Friedrich von Wucherern regiert, Minister bestochen, Zeugen ermordet wurden, wo von Männern in hohen Würden und hervorragenden Stellungen gestohlen und betrogen, Fälschungen begangen, Meineide geleistet werden — der Sumpf, dec Morast, von dem man unter Napoleon sprach, wäre von dem deutschen Kaiserreiche vielfältig überboten. Wer freilich kennt im AuSlande die neumodischen Geißelschwinger, die sich berufen dünken, die Welt zu bessern und zu bekehren, wer die Helden der Sittlichkeit, die den Augiasstall der Korruption säubern wollen? Aber kann ihr Mangel an öffentlichem Ruf, an Bedeutung ihrer gesellschaftlichen, wissenschaftlichen, politischen Stellung vernünftige Beobachter zur Vorsicht gegenüber ungeheuer lichen Beschuldigungen mahnen, so ist die Unbekanntschaft mit der persönlichen Geschichte und dem sittlichen Gehalt dieser Ankläger bei minder bedächtigen Zuschauern im Auslande und leider auch in der Heimath ein Schutzmittel gegen die gebührende Würdigung der Verleumdung. Lalumniars auäaeter! Nur dreist verleumdet! Je toller, desto bester! Und wenn der Verleumder entlarvt, wenn er überführt ist, falsches Zeugniß wider seinen Nächsten geredet und den erbärmlichsten Hintertreppenklatsch als Offenbarung unter die Maste getragen zu haben, je nun so übertrifft er sich selbst, um durch neue rettende Thaten, durch erhöhte Beschuldigungen die Aufmerksamkeit von seinen eigenen Blößen abzulenken. Die jüngste Meisterleistung auf dem Gebiete dieser gewerbs- mäßigen Verleumdung ist die Geschichte von den .Judenflinten". Angenommen, eS sei schlechthin alles wahr, was Herr Ahlwardt, der sich als „Rektor aller Deutschen" feiern läßt, über die klein kalibrigen Gewehre auS der Loeweschen Fabrik „enthüllt", hätte ihm nicht die ursprüngliche Vaterlandsliebe die Veröffentlichung verbieten müssen? Nicht zu schonen hatte er, wen er für schuldig hielt; um die Bestrafung von Verbrechern, um die Abstellung von Mißständen zu bewirken, bedurfte es nur der Anzeige an daS Krieqsministerium und die Staatsanwaltschaft. Aber aller Welt erzählen und mithin auch den Feinden deS deutschen Volkes mit- Iheilen, daß ein großer Theil der Gewehre, mit denen daS Heer ausgerüstet ist, unbrauchbar sei und im Felde schnell den Dienst versage, das ist geradezu eine Anreizung der Franzosen und Rusten, Deulschland mit Krieg zu überziehen, ehe noch ein Austausch, eine Aenderung der Waffen möglich sei. „In der Armee befinden sich jetzt schon 425000 Gewehre aus der Fabrik von Ludwig Loewe, gegenwärtig unter Direktion von Isidor Loewe, die im Kriege fast weniger dem Feinde, als vielmehr ihren Trägern gefährlich werden wüsten." Das vermeldet Herr Ahlwardt dem Auslande in derselben Schrift, in der er sich rühmt: „Das Ausland soll durch diese Broschüre erfahren, daß es in Deutschland noch unbestechlich ehr liche Augen giebt, die über dem Wohle deS Vaterlandes wachen!" Hat Herr Ahlwardt Recht waS dann? In welchem Lichle erscheint dann die Militärverwaltung? Giebt eS in ihr keine unbestechlich ehrlichen Augen mehr? Mußte sie warten, bis ein Ahlwardt das Vaterland rettete? Denn mit der Prüfung und Abnahme der Gewehre sind doch Offiziere und andere Mitglieder deS Heeres betraut! „Eine ganze Anzahl von königlichen Büchsen machern hält sich dauernd in der Fabrik auf", so sagt der Ver fasser selbst, „außerdem dürfen Offiziere die Fabrik in all' ihren Theilen zu jeder Zeit revtdiren". So unverantwortlich sollen sie Alle ihres Amtes gewaltet haben, so blind und gewissenlos sollen die Truppenführer gewesen sein, daß sie keinen Betrug merkten oder anzeigten, oder daß sie die Erbärmlichkeit des vielgerühmten Gewehres bei dem Gebrauch auf dem Schießplätze, im Manöver nicht erkannten? Wäre diese Anschuldigung wahr, daS Vertrauen des Soldaten zu seiner Waste wie zu seinem Vorgesetzten und daS Vertrauen des ganzen Volkes zu der Militärverwaltung und der Armee müßte schwinden. Aber die Vorwürfe des Herrn Ahlwardt beschränken sich nicht aus eine Angelegenheit der Militärverwaltung. „Wir dürfen annehmen", so sagt er, „daß sich bei den meisten Lieferungen für Staat oder Gemeinde die Juden durch Bestechung die Lieferung verschaffen und dann durch weitere Bestechungen sich die Möglichkeit sichern, die Lieferung schlecht auszuführen." Ueber die Vergebung der Lieferungen haben beeidigte Beamte, zumeist hochgestellte zu entscheiden. Ist wirklich daS alt angesehene, wegen seiner strengen Rechtlichkeit berühmte, preußische Beamten thum heute der Art verwahrlost, daß die Bestechlichkeit zur Regel geworden ist? Die Frage stellen, heißt sie beantworten. Traurige Ausnahmen mögen im Beamtenthum Vorkommen, wie vereinzelte Unregel mäßigkeiten auch in den besten Betrieben. Aber daß die Bestech lichkeit bei Lieferungen die Regel sei, daS ist Lug und Verleum dung. Da» sollte ohne Weiteres erkennen, wer nicht von blinder Gehässigkeit erfüllt ist. Und auch das sollte er erkennen, daß die.