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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.12.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189112159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-15
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.12.1891
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« 2S0. Areiberger »Md Tageblatt. Eelte 4. Oesterreich ein v. Maffow (konf.) behauptet, der >en er Kunst, Wiffenfchaft, Literatur Bater des also behandellc» H. hat, da er seinem ins militürpslich. tige Alter eingetretenen Sohne niemals die Einwilligung zum Verlassen deS deutschen Landesgebiets gegeben har, um behördliche Vermittelung gebeten, daß sein Cohn wieder nach Deutschland zurückgebracht werde. nehmster Geschmacksrichtung" wären und doch nur Mark 4,50, bezw. 5 Mark kosteten. Ein Herr der Provinz bestellte sich darauf hin ein Paar Stiesel für 5 Mark, behauptete dann aber, daß die Stiefel keineswegs vom feinsten Leder gewesen seien, daß der so genannte Gummizug jeder Elastizität entbehrte, daß das Leder ge spalten, die Absätze mit Drahtstiften befestigt gewesen seien u. s. w. Der enttäuschte Käufer forderte von Herrn Raphavli die Rück nähme der Stiesel; dieser erklärte sich auch dazu bereit, behielt sich aber vor, sich persönlich von denangeblichen Mängeln zu über zeugen und widersetzte sich einer Uebersendung mit Nachnahme. In Folge dessen zeigte ihn der Provinziale wegen Betruges an. Vor Gericht bestritt Herr Raphaeli entschieden, daß in seinem ausgedehnten Geschäft irgendwie auf unredliche Handlungen aus- gcgangen werde, er suchte darzuthun, daß sich die Schilderung in der Anzeige aus eine ganz andere Sorte von Stieseln bezöge, und legte Proben derselben dem Gerichtshöfe vor. Indessen begut achteten zwei Sachverständige, daß diese Stiesel zwar so viel Werth seien, als dasür bezahlt worben, aber in keiner Weise dem Bilde entsprächen, welches die Anzeige von ihnen entworfen habe. Der StaaiSanwalt hielt hier die Grenzen der zulässigen Reklame sür überschritten. Diese bombastischen Anzeigen seien vorzugsweise aus die Provinzen zugeschniiten und daraus berechnet, Gimpel aus den Leim zu locken. Jeder Kaufmann lobe ja seine Waare; hier handele es sich aber offenbar umsalscheAnpreisungen, gegen welche die redlichen Schuhmachermeister wie überhaupt Handel und Wandel energisch geschützt weiden müßten. Der Staatsanwalt beantragte deshalb 4 Wochen Gesängniß und 1000 Marl Geldbuße. Der Vermischtes. * Um die zulässigen Grenzen der kaufmännischen Reklame handelte es sich bei einer Anklage wegen versuchten und vollendeten Betruges, welche das Schöffengericht des Berliner Amtsgerichts gegen den Kaufmann Raphavli zu verhandeln hatte. Ter Angeklagte ist Inhaber einer Wmren-Bcleihungs- und Handelsbank, sowie eines großen Verkausshauses aller Erzeugnisse der Industrie und des Handels. In den sonderbarsten Formen locken die Anzeigen des Herrn R. die Aufmerksamkeit auf sich. „Krieg in Sicht!" so lautete beispielsweise die Ueberschrist einer Anzeige, in welcher Herr R. Stiefel zum Kaufe ausbot und den selben nachrühmte, daß sie von „bestem Leder, geschmackvollster Ausführung, rasfinirtester, elegantester Ausstattung und vor- * Wochenpla» der Königl. Hoftheater zu Dresden. Altstadt: Dienstag: Die Zauberflöte. (Herr Derschuch, als Hast.)— Mittwoch: Der Kinder Weihnachtstraum. Das goldene , . _ Kreuz. — Donnerstag: Geschlossen. — Freitag: Titus. (Neu ein- Gerichtshof erachtete den Angeklagten auf Grund des versuchten stphfnrt — Z. E- Mozarts Heimgang. — Sonnabend: Asraöl.— Betruges, sowie im vorliegenden Falle des vollendeten Betruges Sonntag: Der Kinder WeihnachtStraum. Stradrlla. — Neu- sür schuldig und verurlheilte ihn zu 500 Marl Geldbuße oder statt: DienStog: Die Jungfrau von Orleans. — Mittwoch: 50 Tagen Gesängniß. Wildseurr. — Donnerstag: Die Jungfrau von Orleans. — Freitag: kost testum. Die Dienstboten. Sie weint. Der Prä sident. — Sonnabend: DaS letzte Wort. — Sonntag: Die Jung- srau von Orleans. Vrahlberichle -es „Freiberger Anzeiger". Dresden, 14. De», Se. Kg». Hoheit Prinz Georg ist heutevormittagS beietnemTPazier- ritt im Großen Garte« vom Pferde gestürzt und hat das linke Schlüsselbein gebrochen. Hofrath »r. Stelzner legte de« ersten »er band an. Das ausgegebene Bullelin lautet günstig. Bremen, 14. De». Der Lloyddampfer „Gera" ist mit dem verhaftete« ehemalige» Direktor Winkel- aann aus Leipzig an Bord gestern Nachmittag S Uhr in Antwerpen angekommen. Wien- 14. Dez. Die „MontngSzeitung" meldet, daß die KrteqSverwaltung soeben einen neuen »er such mit einer Erfindung vornehmen lätzt, die darin besteht, den Gewehrputzftock als Gewehrstütze zu sichererem Schidßen zu verwenden. Lemberg, 14. Dezember. Bei der Sparkasse in Dschernopol find 2S00V Gulde« in baarem Geld« und in Werthpapieren gestohlen worden. Als des Diebstahls dringend verdächtig wird der verschwun dene Bahnasflstent Stanislaus Ttreckowsky aus Borkt bezeichnet. B u d a p e ft, 14. Dezember. Nach amtlichen Be richten ist der Saatenstand ein günstiger. Die Weizensaaten grünen und werden schon buschig ; Roggen und Gerste stehen verschieden. Bom Raps ist viel zu Grunde gegangen; die ftchengebliebene Saat entwickelt sich dagee n sehr krästig. Gens, 14. Dezember. Die Schwiegertochter des zurückgetretenen Bundespräsidenten Welti beging lester« Selbstmord durch GaSersttckung. Die Ursache der That ist unbekannt. Berlin, 14. Dezember. Der Reichstag trat heute n die zweite Lesnng der Handelsverträge mit Der Hausbesitzer und Christbaumhändler Mariick von Riesa ist am Freitag lödtlich verunglückt. Ein von ihm angenommenes Geschirr besörderte seine mit der Bahn angekommenen Fichlcn- uud Tannenbäume nach der Verkaufsstelle. Als der Wagen die Straße unter der Elbbrücke passirte, wollte das Handpserd nicht ziehen; der Kutscher übergab deshalb dem nebenhergchenden Martick die Zügel und ging aus die rechte Seite, um das Handpserd zum Ziehen zu zwingen. Letzteres drückte darauf nach links, so daß Martick zwischen Wagen und Schutzmauer gericth und auf der Stelle erdrückt wurde. Die Bäcker in Grimma beschlossen, das bisher übliche Weih nachtsgeschenk an die Kunden und die Sonntagszugabe abzu- schassen. Als Ablösung dieser dis jetzt gebräuchlichen Gaben haben die Bäcker an den Stavtrath zu Grimma 150 Marl gezahlt, welche zur Hülste durch den Verein Rath und That, zur Hälste durch den Stadlrath an würdige Arme verlheilt werden. Die m Groitzsch bei Bor«a wohnhafte Schuhmacherssamilie H. wurde dieser Tage durch eine von ihrem 17jährigen Sohne, welcher im Frühjahre d. I. auf die Wanderschaft ging, erhaltenen Nachricht aus Nancy in erklärliche Aufregung versetzt. Ter Sohn therlte darin mit, daß er mit noch zwei Anderen am 6. Dezember nach Passirung der Vogesen in Frankreich angekommcn sei, wo selbst sie im Grenzwirihshaus da Tar übernachtet undam andern Morgen von zwei Grenzsoldaten abgeholt worden seien, die sie * Schwere Stürme. Wie aus Pinneberg berichtet wird, sind beim Bau eines Eishauses in Bönningstedt (Kreis Pinne berg), welches in Folge des Sturmen einstürzte, 15 Arbeiter schwer verwundet und in das Pinneberger Krankenhaus gebracht worden. — Der Rheintrajekt Spyck-Welle der Eisenbahnstrecke Cleve-Zevenar hat am 11. d. M. für den gesammten Personen» und Güterverkehr wegen des Sturmes den Betrieb eingestellt. — In Lübeck wurden durch den starken Sturm von den vier Thürmen des Postgebäudes die Spitzen heruntergeweht, auch an anderen Stellen viel Schaden angerichtet. — Auf der Weser wurden drei Dampsbagger zum Sinken gebracht. Von dem Bagger Nr. 3 wurde die Besatzung nur mühsam durch Vas Rettungsboot der Station Bremerhaven gerettet. — Auf dem Plöner See brachte der heftige Südweststurm ein von der biologischen Station liegendes Petroleum-Motorcnboot zum Sinken und deckte das Dach eines Getreidespeichers ab. Die Elbe, die bei Hamburg am Donnerstag wenige Minuten nach Eintritt der Fluth bereits so gestiegen war, daß eine Viertelstunde später die Warnungsschüsse vom Stintfang erdrönten, wurde durch den böigen, von Regenschauern begleiteten Wind so erregt, daß der Kleinverkehr ins Stocken gerieth. Auf vielen Schiffen und an den Ufern richtete der Sturm und das durch diesen veranlaßte hohe Wasser manchen Schaden an. Einige Schuten liefen voll und sanken mit ihren Ladungen in die Tiefe. Von den an den Usern belegenen Bau- und Zimmerplätzen und Werften wurden durch die Gewalt des vom Winde gepeitschten Wassers Bohlen, Pfähle, Boote u. s. w. fortgerissen und auf den Strom getrieben. An den Vorsetzen wehte ein Ewer- sührcr- buchstäblich von seiner Schute herunter. Der Dampfer „Shastesbury" von New-Orleans kollidirte mit vier Schuten, von denen je eine mit Bierkisten, Eisenwaaren, Glaskisten und Papier beladen war, und brachte sie zum Sinken. Andere Schiffe wurden von den Ankerketten losgerissen. — Auch in Stralsund herrschte Donnerstag ein wülhender Orkan, der allenthalben großen Schaden anrichtete. BeiGreifswaldwurdeeinc große Scheune umgeworfen und dabei ein Arbeiter zetödtet. Auf der Chaussee von Quilow nach Möckow ist die Cariolpost in den Graben geworben worden. Der Postillon wurde schwer verletzt, ein Pferd getödtet, der Wagen zertrümmert. — Der norwegische Postdampfer „Frithjof", von Bergen nach Newcastle unterwegs, scheiterte bei Hangesund. * Ohne Feind. Als der aus den spanischen Revolutions kriegen bekannte Marschall Narvaez im Sterben lag, ermahnte ihn ein Priester, seinen Feinden zu vergeben. „Feinde?" antwortete Narvaez, „ich habe schon lange keine mehr, ich ließ sie alle erschießen". * Abgefertigt. Die hübsche Gräfin v. U. trat eines Tages in eine sehr große Gesellschaft, sehr geschmackvoll, aber etwas kokett angekleidet. Die häßliche Frau v. F. näherte sich ihr und sagte: „Mein Gott, Gräfin, wie sind Sie ungezogen? Sie haben ja ganz das Aussehen eines jungen Mädchens!" „Gnädige Frau," erwiderte die Gräfin gelassen, „das Hal nicht Jeder, der cs- wünsch»." * Recht finnig! Ein Pariser Spielwaarengeschäft sendet gegenwärtig seinen Neujahrskatalog aus. Darin heißt es unter Anderem: Art. 347. „Eisenbahnkalastrophen, mit Tunnels, Zu sammenstößen, Brückeneinstürzen, Entgleisungen. Reiches Lager von Opfern in allen Stellungen...." Mit diesem letzteren Artikel ist der Preis des Spielzeuges bedeutend erhöht. * Ei» Brudermörder. Wie man aus Stockholm meldet, ist Graf Johann Mörner, der vor einigen Monaten seinen älteren Bruder ermordete, weil dieser ihm eine Geldunterstützung, ab schlug, zu lebenslänglicher Strafarbeit verurtheilt worden. * Jugendliche Mörder. In Liverpool gelangte am Mitt woch der Prozeß der beiden Knaben Shearon und Crawford, welche des MordeS angeklagt sind, vor dem Schwurgericht zur Verhand lung. Shearon ist acht Jahre und Crawford neun Jahre alt leihung deS Ritterkreuze« 2. Kl. vom Verdienstorden ausgezeichnet zu werden. Al« langjähriges Mitglied und in den letzten Jahren al« Vorsitzender im Vorstande sür das Pestalozzistist verstand er e«, der müden Stiftung, welche er leitete, Sympathiern zu ver schaffen und zu erhal'en. — Verloren hat eine Fabrikarbeiterin Freitag Nachmittag in der 5. Stunde fünf Einhundertmarkscheine auf der Blasewitzerstraßr in Dresden, — ihr ausgezahltcs väter liches Erbtheil, das sie in die Sparkasse einlegen wollte; ein Privatmann in Striesen, Blasewitz oder Dresden vor längerer Zeit Werthpapiere im Betrage von 8500 bis S000 M., darunter 1 Lausitzer Psandbries Nr. 1130 auf 3000 M. lautend. Der 2. Strafsenat des Reichsgerichts zu Leipzig verwarf am 11. d. M. die Revision deS vr. Erwin Bauer, Redakteurs der „Neuen Deutschen Zeitung" (Leipziger Tagesanzcigerf, welcher am 4. Juli d. I. vom Landgerichte Berlin I wegen Mojcstüts- belridigung verurtheilt worden ist. — Das Gerücht, daß der auSgelieferte Direktor Winkelmann ankommc, halte schon am 10. d. M. eine so große Menge Neugieriger nach der Ankunfts halle des Magdeburger Bahnhofes in Leipzig gelockt, daß man Mühe hatte, durchzukommen. Die Menge harrte jedoch vergeblich; der Zug brachte den Erwarteten nicht. — Im Leipziger Rath- Hause sand Sonnabend Vormittag in Gegenwart sämmtlicher Mitglieder des Ratbes, sowie einiger Oberbeamter des Pol zei- amtes die feierliche Wiedereinführung des nunmehr auf Lebenszeit gewählten Stadtrathes vr. Schmid statt. — In einer öffentlichen sozialdemokratischen Volksversammlung hatte der bei dem Rechts anwalt Melos in Stellung befindliche Expedient Bergelt sowohl den Rath zu Leipzig, als auch diejenigen Mitglieder des dortigen Stadtverordncten-Kollegiums, welche Hausbesitzer sind, beleidigt. AuS letzterem Grunde ist dem Vernehmen nach seitens des Leipziger Rathes die Angelegenheit dem Stodtverordncten-Kollegium unter breitet worden. Der Rath aber hat cs nach dcr den Stadtver- ordnetrn zugcgangenen Mittheilung unter seiner Würde gesunden, wegen der ihm seitens Vergelt'- zugefügten Beleidigung Straf antrag zu stellen. — Der Bankrott der alten bedeutenden Hut- fabrik H. G. Leisching in Leipzig hat nach dem „Dess. Staalsanz." 8 andere Hutsabriken in Konkurs gebracht. Professor Schreiber in Chemnitz veröffentlicht folgende Mit theilung vom Fichtelberg i „Der Wirth des FichtelbcrghauseS, Fleischmann, beabsichtigt, den nächsten Winter auf dem Berg zu bleiben, um die meteorologischen Beobachtungen nicht zu unter brechen. Alle Freunde des Berges werden also stets dort eine warme Stube finden. Auch die Telephon Verbindung bleibt bestehen. Der Wirth wird jeden Tag seine Beobachtungen telegraphisch nach Chemnitz melden." — Bei dem Freitag Nachmittags 4 Uhr von Zwota nach Aue verkehrenden Güterzuge ist unweit Bockau der Bremser Brändel während der Fahrt vom Wagen abgestürzt und dabei tödtlich verunglückt. In Niederhaßlau bei Zwickau ist der Typhus in ganz ge waltigem Umfange ausgebrochen. Bereits gegen 100 Erkrankungs sülle sind dort vorgekommen, darunter mehrere mit töbtlichcm AuSgange. Dir Klöppelschulc, welche im Lause dieses Jahres bereits einmal auf sechs Wochen geschlossen worden war, ist des- halb abermals auf diese Zeit geschlossen worden. Der in Wilkau bei Zwickau hausende Typhus ist in Bezug aus Bösartigkeit kaum mit jenem zu vergleichen. Dem Baurath Knöfel und dem Stadtbauinspektor Wienhold zu Plauen i. B. ist vom Königlichen Finanzministerium das Prädikat „Regierungsbaumeister" verliehen worden. — Dcr ver- hciralheir Klempnergeselle Johann Müller zu Plauen i. V. ist Sonnabend früh bei Ausübung seiner Berusspflichten von einem Neubaue hinter der neuen zweiten Bürgerschule aus einer Höhe von fünf Stockwerken herabgefallcn und hat dadurch schwere Ver letzungen erlitten, so daß sich seine sofortige Uebersührung in's Krankenhaus nothwendig machte. Dem vom Rathe zu Ptrtta gewünschten Regulativzwang be treff« der obligatorischen Treppenbeleuchtung versagte das Stad»- verordnetenkollegium feine Bewilligung. Es soll nunmehr in Pirna ohne Polizeizwang durch einen Aufruf versucht werden, dem Kampfe gegen die verhängnißvolle Trcppenfinsterniß den erwünschten Au-druck zu geben. — DaS Elbthal war während der letzten Tage der Schauplatz eines förmlichen Zigeuner-Kongresses, da von allen Seiten Trupps dieser braunen Gäste mit zahlreichen Wagen her beikamen. In der Gegend von Schandau beging man dabei mit mancherlei Feierlichkeiten eine Zigeuner-Hochzeit, bei welcher in der Konsumirung geistiger Getränke Bedeuicndes geleistet wurde. nach Sanoncs lransportnt und dort zu Abend mit 2 Flaschen Rothwein bewirthet hätten. Andern Tags sei die Wanderung fortgesetzt worden bis Saint Dies, woselbst man ihnen Mittog- brod und 2 Franken gegeben und sie damit als zum sünsjährige Dienst in der Fremdenlegion angeworben betrachtet haben. D Shearon pflegte Abends von Hause wegzulaufen. Um dies zu verhindern, nahm ihm seine Mutter die Kleider weg. Der Junge iürchtete sich vor Schlägen, ergriff ein Stück Sacktuch, bedeckte somit seine Blöße und lief dann doch fort. Am nächsten Morgen berieth er sich mit seinem Freunde Crawford, was er thun solle. Beide beschlossen, dem ersten besten anständig angezogenen kleinen Knaben seine Kleider zu rauben. Am 7. September trafen sie den 7jährigen Eccles, den sie nie vorher gesehen hatten, und über redeten ihn, mit ihnen in den „Flössen" zu spielen. Flösse nannten sie die vor einem im Bau begriffenen Hause befindliche große Lache, wo sich das Regenwasser 8—10 Zoll tief angesammelt hatte. Als leine anderen Knaben mehr in der Nähe spielten,, stießen sie den Kleinen vorbedachtsam in das Wasser. DaS Teu^ lische bei der Sache ist, daß sie ihn einmal wieder herauszogen. Dann ober stieg Crawford hinein und kniete auf den Kopf de» kleinen Eccles. Beide warteten ruhig ab, bis Eccles kein Lebens zeichen mehr gab. Die Straße, in welcher die jugendlichen Mörder wohnen, ist eine der schlimmsten in Liverpool, wo Verbrechen lwd- Laster sich breit machen. In seiner Belehrung an die Geschworenen bemerkte der Vorsitzende Richter, die Jury habe nicht allein aus findig zu machen, ob die beiden angeklagten Knaben schuldig seien,, sondern auch, ob sie das Bewußtsein von der Tragweite ihrer Handlungsweise gehabt hätten. Bis zum Alter von 7 Jahrcn kann nach englischem Rechte Niemand ein Verbrechen begehen^ zwischen 7 und 14 Jahren besteht die Vcrmuthung, daß auch kein Verbrechen angenommen werden kann, eS sei denn, die Anklage beweist „Bewußtsein der Schuld". Die Jury brauchte eine Stunde zur Berathung. Ihr Wahrspruch lautete, daß Shearon und Craw- jord allerdings den Eccles ermordet hätten, daß Beide aber nicht die Tragweite ihrer Handlungsweise verstanden hätten und des halb vom Morde freizusprechen wären. Der Richter überwies die beiden jugendlichen Bösewichte Liverpooler Besserungsanstalten. * Verunglückter Luftschisser. Der Marine-Lieutenant Mansfield stieg am 10. d. Mls. im „Viktoria Garten" in Bom bay in Gegenwart von 10000 Zuschauern, darunter der Gouver neur und die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden in einem Ballon auf, um mittelst Fallschirmes zur Erde hinabzusteigen. Am 13. November war ihm dieses Kunststück aus 11000 Fuß Höhe glücklich gelungen. Diesmal platzte der Ballon in Höhe von 400 Fuß, außer Stande, den Fallschirm vom Ballon loszu machen, stürzte Mansfield mit furchtbarer Schnelligkeit hinab und war sofort todt. * Selbftmorv eines Verhaftete«. Der aus Görlitz flüchtige Prokurist Oswald Schultz (dessen Entweichen wir in dcr vorigen Nummer meldeten), wurde am Sonnabend in Wien ver haftet, erschoß sich indeß im Augenblick der Festnahme. Standesamtsnachrichte« a«S Freiberg vom 11. und 12. Dczrmber 1891. Eheschließungen: Dcr Fabrikarbeiter Karl Paul Dehnert und Emilie Wilh lmine Lehnert hier. Gcvurren: Dem Oltsklankenkossen-Rcchnungtjührer Gräßer ein Sohn; dem Kaufmann Jahn ein Sohn; dem Proviantantts-Kontroleur ' Hohensee ein Sohn; dem Schuhmacher Glöß ein Sohn; dem Bergarbeiter Nigam eine Tochter, todtgcbmcn; dem Handarbeiter Rcnkewitz «ine Tochter, todtgcborcn. Hierüber ein unehelicher Sohn. Handelsvertrag Werve schädigend auf das poli tische Bündnih wirten. Artikel 1 und 2 werden mit großer Mehrheit angenommen. Bei Artikel S äußert Leuschner fein Bedenken wegen der Eisentarife. Staatssekretär v' Bötticher giebt zu, < daß die deutsche Eisenindustrie der österbeichischcn nicht ganz ebenbürtig sei, die deutsch «uhfuhr habe < nachgelassen, die österreichische nach Deutschland sei ( gestiegen. Was der jetzige Vertrag der deutschen Eisenindustrie biet«, betrage 25 Prozent. Daß Opfer nothwendid, fei vo» vornherein klar gewesen. Paris, 14.Dezember. Gegen die Wittwe Parnells tagten irische Abgeordnete auf Herausgabe des bet lariser Banqniers deponirten ParnelliienfondS. Lissabon, 14. Dezember. Prinz Albrecht von Preußen legte gester» am Sarge Dom PedroS im Name« des Kaisers und der Kaiserlichen Familie prachtvolle Kränze nieder. London, 14. Dezember. Gelegentlich einer anti parnellitischen Versammlung in Waterford kam es zwischen Parnelliten unv «ntiparnelliten zu einer Schlägerei, betdervieleBetheiligteverwundetwurde«. Unter den Verletzten befindet sich der Abgeordnete Davitt. Die Polizei schritt zuletzt ein. Petersburg, 14. Dezember. Nach einer Mel dung der Zeitungen grasfirt in Kasan der Fleck typhus. In Zwilsk, sowie Schadrtnsk nimmt der Hungertyphus große Dtmenstonen an. Di« Aerzte find rathlos. B«hufS Hilseleistung sandte der Gou verneur eine Lanitätsabthettung in die betreffenden Bezirke.
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