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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.12.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189112013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-01
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.12.1891
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Er scheint nicht zu Wissen, daß sich unter den „Zeitungsschreibern" Personen befinden, denen es an einer glänzenden Beamtenlaufbahn nicht fehlen konnte, die Freiheit der Meinung, die Selbständigkeit der Anregung, die Vielseitigkeit der Krastentsaltung aber höher stand als die Aussicht auf Aemter, Orden und Titel, die man sich nur zu oft unter Zurückdrängung der Uebcrzeugung erdienen muß. Die „Zeitungs schreiber" in ihrer Gesammtheit über die Achsel ansehcn, das heiß', des Verständnisses für Vie Bedeutung ermangeln, welche Presse und öffentliche Meinung in diesem Jahrhundert «beanspruchen. Herr Miquel feierte in Frankfurt die Presse als das mächtigste Kulturmitlel der Gegenwart. Herr von Caprivi sieht in ihr nur die „Zeitungsschreiber". Sie werden sich zu trösten vermögen, in dem Bewußtsein, daß der leitende Staatsmann nur nach den Schreibern urtheilt, über die er zu verfügen hat, nicht nach der Presse, welche es verschmäht, die Vorzimmer der Minister zu be suchen, und sich ihre eigene unabhängige Uebcrzeugung auch gegen die höchsten Würdenträger zu wahren weiß, ohne dem Glaubenssätze von der amtlichen Erbweisheit zu huldigen. Durch die Entscheidung des Reichsgerichts in Sachen des Bochumer Steuerhinterziehungsprozesses ist das Nrtheil der Essener Strafkammer zwar in einigen Punkten auf gehoben, im Wesentlichen aber bestätigt worden. Es wird also bei dem Urtheile der Essener Strafkammer voni 19. Juni ver bleiben, wonach Fusangel zu 5 Monaten und Lunemann zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt wurden. Zum Börsenspiel verlockende englische Schwindelfirmen wenden sich noch immer an deutsche Kapitalisten, selbst an solche, deren Name und geschäftliche Stellung ihnen sagen könnte, daß der Liebe Müh' umsonst sei. Es ist namentlich ein sogenanntes Bankhaus Grosvenvr u. Company in London, das seine schwindel- haften Aufforderungen nach Deutschland mit großer Hartnäckigkeit versendet. Es verlangt nur ein Prozent Deckung für Spielge- fchäsle und bemerkt, daß man mit 100 Mk. häufig an einem Tage 1000 Mk., d. h. also 1000 des Marktpreises, gewinnen könne. Eine frechere Behauptung ist wohl selten aufgestellt worden, es sei denn die andere im selben Rundschreiben (vom 24. November), d»ß die Herren Grosvenor >. Co. in der Lage seien, „wie kein «ndercs Haus, zu den bestmöglichen Preisen sofort bei Auftrag z» handeln". Ferner erbieten sich die menschenfreundlichen Herren zur Annahme von Geldanlagen mii achttägiger Kündigung zu 6, fige und schreibe sechs Prozent Zinsen. Das genügt wohl zur Kennzeichnung des „Ehreuhauses" GroSvenor u. Co. Zum Falle Lowy wird berichtet, daß als einziger Komman ditist der Firma der Bankier Wachsmann, Französischestraße 49, in das Register eingetragen war. Derselbe hat seiner Zeit einen Einschuß van 300 000 Mark gemacht. In den letzten vierzehn Tagen sind vielfach Pfändungen bei Löwy vorgenommen worden; doch mußten die meisten Gläubiger sich mit sog. Anschluß- viändungeu zufrieden geben. Die erste Pfändung brachte eine der hohe» Aristokratie angehörende Persönlichkeit aus und zwar Höhe von 11 000 Mark. Dieser Herr dürfte sein volles Geld wiedererlangt haben. Neber Hugo Löwy's Karriere in Wien ent nehmen wir dem „N. Wiener Tagebl." folgende charakteristische Mittheilungen: „Als ganz junger Mensch (L. ist 1852 geboren) spielte Hugo Löwy in den Jahren 1870 bis 1873 an der Wiener Börse in waghalsigem Style, er gewann in der damaligen Hausse- Epoche sehr rasch bedeutende Summen und gefiel sich in der Rolle eines Großspekulamen, obgleich man seiner Persönlichkeit wenig Vertrauen entgegenbrachie. Gleichwohl verstand er es, Vcr- bindungen nnzukniipfen, und in einem etwas vorgerückten Stadium der damaligen Gründungsepoche wollte er selbst unter die Gründer gehen. Er owarb im Vereine mit dem damaligen Direktor des ReichSraths-Stcnographenburcaus, Ritter von Conn, die Konzession zur Errichtung einer „Provinzialbank". Allein die Provinzen, in denen diese Bank ihr Wirken entfalten sollte, harrten ver geblich der Errichtung dieses vaterländischen Instituts. Der große „Krach" machte dem Gründungstreibeu ein Ende und die der „Provinzialbank" ertheilte Konzession war überhaupt die letzre, welche damals gegeben wurde. Der Reichthum Hugo Löwy's schwand noch viel rascher, als er erworben, dahin; Hugo Löwy mußte aus seine Position als „Großspekulant" verzichten und sich einige Zeit mit der Bethätigung seines Ehrgeizes in der Rolle eines „schönen Mannes," als der er galt, genügen. Anläßlich der Okkupation von Bosnien und der Herzegowina verlegte Löwy -in Vereine mit einigen Zeitgenoffen seine Thätigkeit nach Neu- östcrreich. Er befaßte sich mit Lebensmittellieferungen fürs Militär, hatte aber auch dort das Mißgeschick, einen Krach zu erleben, nämlich einen Salami- und Käsekrach. Von diesen sonst sehr schätzenswertheu Konsuniartikeln waren so enorme Quantitäten in die neuen Reichslande gebracht worden, daß die gesammte Okku pationsarmee beim besten Willen nicht im Stande gewesen wäre, die ihr von vatriotisch gesinnten Salami- und Käsehändlern zuge dachten Vorräthe in absehbarer Zeit zu verzehren, und da es füglich nicht gut anging, die Salami- und Käseladungen bis zum eventuellen Vormarsch Oesterreichs nach Salonik auszubewahren, trat eine empfindliche Baisse in diesen sonst so soliden und nur geringen Schwankungen ausgesetzten Werthen ein. Weder Salami noch Käse wurde mehr in Kost genommen; die bosnische Expedition Löwy's endete mit einer Panik in Käse und Salami. . . . Von der Freiheit des sozialdemokratischen Staates kann man sich nach der solgenden Mittheilung der „National-Zeitung" ein Bild machen: Das System ver Arbeiter- Kontrolmarke, welches von den Hutmachern eingeführt wurde, hat weitere Nach ahmung gefunden. Zunächst ist es die Arbeiler-Kontrolmarke bezw. der Kontrolstempel deutscher Textilarbeiter, welcher für ge wirkte und gewebte Woll« und Baumwollwaaren zur Einführung gelangt ist. Ferner ist die Einführung der Arbeiter-Kontrolmarke auch für die Berliner Damen-Mäntel-Konfektion beschlossen worden. Ein ähnliches System ist auch seitens der Freien Ver einigung der selbständigen Barbiere und Friseure Berlins und Umgegend, welche den Kampf gegen die Innung auf ihre Fahne geschrieben hat, in's Leben gerufen worden. Jedes Mitglied hat Nämlich in seiner Barbftrstube ein Erkennungszeichen mit ge stempelter Unterschrift hängen und es ergeht an die sozialdemo kratischen Arbeiter die Aufforderung, daß sie nur bei den in ge- dachter Weise erkennbar gemachten Mitgliedern der Freien Verei nigung sich barbieren lassen, s .In diplomatischen Kreisen wird erzählt, daß die Franzose« sich über Herrn von Giers wenig entzückt ausgesprochen haben und daß u. A. ein französischer Minister gesagt habe, er sähe nicht recht ein, wozu die Ruffen einen Minister nach Paris schickten, der von nichts Anderm zu sprechen wisse als von der Erhaltung des gegenwärtigen Zustandes. Auch soll es die Franzosen sehr verdrossen haben, daß Herr v. Giers die Rückreise über Berlin angetreten und dort einen amtlichen Aufenthalt genommen hat. Vielleicht ist ihnen jetzt die Ankunft des russischen Beamten Finanzbevollmächtigten P. erfreulicher, der einige mit „Russen" schwer belastete Pariser Banken um nicht begebene 150 Millionen der dreiprozentigen Anleihe erleichtern soll. Die französischen Blätter erkennen den friedlichen Charakter der Rede des Reichskanzlers v. Caprivi an, mit besonderer Wärme die „Liberte" und der „Temps", welche beide mit großer Genug- thuung hcrvorheben, daß der Reichskanzler neuerdings so ent schieden betonte, in den Kronstädter Ereignissen keine Bedrohung des Friedens zu erblicken. Gleichzeitig rühmen die beiden Blätter die Unparteilichkeit, mit welcher der deutsche Reichskanzler in der Stärke der gegenwärtigen Regierung Frankreichs eine weitere Bürgschaft des Friedens anerkannte. Der „Temps" erklärt, die Ausführungen des Ministers zeugten von einer Ruhe des Geistes und einer Höhe der Gesichtspunkte, daß Frankreich bezüglich der Absichten der deutschen Regierung die berechtigtsten Hoffnungen hegen könne. Der Petersburger Korrespondent der „Daily News" meldet: Si«tzla«V muß 7'/, Millionen Quarters (32600000 Zentner) Getreide einführen, um das Defizit der letzten Ernte zu ergänzen. Die Aussichten für das nächste Jahr seien nichts weniger als günstig und die Anbaufläche kleiner wie bisher. Das statistische Zentralkomitä in Rußland berechnet für eine zwanzigjährige Periode einen jährlichen Durchschnittskonsum von 16,9 Pud (zu 16 Kilo) pro Kopf. Hernach war also das Manko an Getreide in Rußland noch wesentlich größer, als wir bisher angenommen hatten. Die Lage in China nimmt mit jedem Tage an Ernst zu. Die aufständische Bewegung im Norden des Landes breitet sich aus, und in Peking fürchtet man nicht nur für die kaiserliche Familie, sondern auch für das Leben der dortigen europäischen und amerikanischen Gesandten und deren Familien. In Paris ist man in Sorge wegen der in Peking lebenden Lazaristen, die ein großes Kloster besitzen und einen Erzbischof an ihrer Spitze haben. Die chinesische Hauptstadt ist zu allem Unglück an der Nordseite, wo die Straßen aus der Mongolei einmünden, nicht befestigt, da die chinesische Regierung in den letzten Jahren einzig darauf bedacht war, Peking nur nach Osten und Süden hin zu schützen, um die Stadt gegen einen Angriff der Europäer von der Seeseite her sicher zu stellen. Auf die Kaiserlichen Truppen dürfte trotz der zahlreichen fremden Instrukteure, die seit länger als zehn Jahren an der Ausbildung derselben arbeiten, kein Verlaß sein. Alle Nachrichten stimmen darin überein, daß den chinesischen Soldaten der Muth mangle, die Truppen aus Hunan, welche noch den Kern des Heeres bilden, seien unvrrlässig und ganz im Banne der geheimen Gesellschaften, uyd bei den Mandschu- Soldaten sei es zweifelhaft, ob sich dieselben gegen die mongo lischen Rebellen schlagen würden. Das Ende vom Liede dürste sein, daß die fremden Mächie nicht nur den Schutz der Europäer, sondern auch den der Dynastie zu übernehmen haben und dies könnte nur durch Ausschiffung von Truppen geschehen, wie es schließlich bei der Taiping-Revolution der Fall war. Daß die Mächte mit der nngedrohien Flottendemonstraiion und der Be setzung der Hafenstädte so lange zögern, dürfte in der Berück sichtigung der schwierigen Lage der Pekinger Regierung seinen Grund haben. Es liegen nachstehende neuere Meldungen vor: Dem „Daily Chronicle" wird aus Tientsin vom 27. November gemeldet: Li-Hung-Tschang erhielt die Meldung, daß die Truppen der chinesischen Reichsarmee Zeugen der Niedermetzelung der belgischen Missionare waren und nicht versuchten, derselben Ein- halt zu thun. Das „Tsung-li-Mmen" (Blatt für die auswärtigen Angelegenheiten) behaupte, daß ihm von dieser Thatsache amtlich nichts bekannt sei. Die aufständische Bewegung im Norden greift um sich, die rebellischen Mongolentruppen sind weiter südlich vor gerückt, und es ist ein Zusammenstoß mit den Reichstruppen bevorstehend. In Peking und Umgebung herrscht starke Be unruhigung. Aus China vorliegende Depeschen bestätigen, daß die Auf- ständischen aus der Mandschurei 4000 Mann kaiserliche Truppen gescklagen, die Stadt Choyang eingenommen und die Christen da» ;clbst niedergemetzelt haben. Die Rebellen sollen sich auf dem Marsche gegen Peking befinden, von Tientsin seien denselben 6000 Mann Truppen entgegen geschickt worden. In der letzten Zeit regen sich in Chicago wieder die ameri kanische« Anarchisten, deren Führer, wie man sich erinnert, vor fünf Jahren auf dem Schaffot geendet haben. Vor einigen Tagen hielten sie einen öffentlichen Umzug unter Vortragung der rothen Fahne. Seither ist die Polizei wieder auf sie aufmerksam ge worden und ist in einige ihrer Versammlungen eingedrungen, wo bei eine Anzahl Fanatiker mit Revolvern in den Taschen ver haftet, rothe Fahnen mit Beschlag belegt wurden n. s. w. Leider sind die Verhafteten ohne Ausnahme Deutsche. Man hatte geglaubt, daß diese Sekte ganz erloschen sei; war doch auch ihr Blatt, die „Arbeiter-Zeitung", deren Redakteur August Spies am 11. November 1887 gehängt wurde, zu einem kläglichen Blättchen zusammengeschrumpft. Da die Polizei diesmal keinen Spaß versteht, so läßt sich hoffen, daß das rothe Gespenst bald wieder gebannt sein wird; 1886 war es die Nachsicht des damaligen Bürgermeisters Carter H. Harrison gewesen, welche das Uebel so groß wachsen ließ. Dieser Harrison, der hier kürzlich eine Zeitung für 400000 Dollars gekauft hat, tritt auch heute in deren Spalten für die Rothen auf. Dabei ist der Mann Millionär. Die heute aus Brasilien vorliegenden Nachrichten lassen es als sehr zweifelhaft erscheinen, ob nicht doch noch ein Bürgerkrieg zum Ausbruch kommt. Die einzige hervorragende Persönlichkeit m neuen Kabinet in Rio de Janeiro ist Admiral de Melho, dessen Minister-Amt jedoch nicht von langer Dauer sein dürfte, da eine von Alters her stammende Eifersucht zwischen der brasilianischen Armee und der Flotte eine ernste Gestalt annimmt. Es hantftlt sich hierbei um einen Wetteifer betreffs des politischen Einflusses, den jeder dieser Theile der Kriegsmacht auszuüben berufen sein möchte. Ebenso bedenklich erscheint das Verhältniß der Bundes regierung zu Rio Grande do Sul. Nach einer Meldung des „R- B." aus Rio de Janeiro vom Freitag hätte das neue Kabinet die Wiedereinsetzung der abgesetzten Regierung von Rio Grande do Sul verlangt. Die Provinz hätte sich indessen geweigert, dieser Forderung nachzukommen und drohe mit gewaltsamem Wider stande. Ueber Buenos Ayres wird denn auch gemeldet, die Ent lassung der durch die Aufständischen der Provinz Rio Grande gebildeten Armee sei aufgehoben; man fürchte Verwickelungen. Die Mobilisirung der Nationalgarde sei angeordnet. Die Gou verneure der Provinzen Sergipe, Alagoa, Bahia und Maranhao seien abgesetzt worden. Aus Santiago wird über das wahrscheinliche Nachspiel des Bürgerkrieges in Chile gemeldet: Der Kongreß wird wahrschein lich sämmtlichen MinisternBalmaceda's und vielen hohen Beamten desselben vor dem Senat den Prozeß machen. Die Verfassung macht sie verantwortlich für die Verletzungen der Verfassung und gesetzwidrige Verwendung öffentlicher Gelder. Im Falle der Ver- urtheilung tritt außer der Freiheitsstrafe Wiederersatz der uner laubter Weise verwandten Gelder, soweit das Privatvermögen reicht, ein. Die Verhandlungen werden sich jedenfalls in die Länge ziehen. OertUches und Sächsischer. Freiberg, den 30. November. — Bei Ihre« MajeftSle« ve«r K-«t- und -er Kö«kDi« fand gestern Nachmittag in der Villa zu Strehlen Familientafel statt, an welcher Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg, Prinz Albert, Prinzessin Mathilde, Prinz und Prinzessin Friedrich August, sowie Ihre Hoheiten die Herzöge Adolf und Heinrich von Mecklenburg theilnahmen. — Unter den von Gr-Majeft-t Vem König genehmigte» Personalveränderungen in der Armee befindet sich die Beförderung nachstehend aufgeführter Vizefeldwebel beziehungsweise Bizewacht- meister der Reserve zu Sekondelieutenants, Friedrich, Zürner und Dantz deS 1. Jägerbataillons Nr. 12, Denso deS 1. Feld-Artillerie- Regiments Nr. 12 unter Versetzung zum 3. Feld-Artillerie-Regi- ment Nr. 32 und Graser des 3. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 32. — In der Förderung des u«terricht-wese«s hat die sächsische Regierung von jeher eine ihrer wichtigsten Aufgaben erblickt. Einen vollgiltigen Beweis dafür liefert die Thatsache, daß die für das Unterrichtsweseu von der Regierung in den Staatshaushaltsetat eingestellten Summen fortwährend die er heblichsten Steigerungen erfahren haben. Gerade diesem Umstande aber ist es zu danken, daß das sächsische UnterrichtStvesen bis z» einem Grade der Entwickelung und Leistungsfähigkeit gediehen ist, um den wir vielfach von anderen Staaten beneidet werten. Nach dem Rechenschaftsberichte für die Finanzperiode 1888/89 hat derStaat unmittelbar für Unterrichtszwecke bei rund 3646000M. eigenen Einnahmen und 23944 800 M. Ausgaben rund 20 298 800 M. zugeschoffen, was gegenüber der Gesammtsumme aller Zuschüsse in gedachter Finanzperiode (168859 600 Mk.) ein Verhältniß von reich lich 12 Prvz. beveutet. Für die kommende Finanzperiode 1892/9« nimmt der Staat für Unterrichtszwecke 1612017 Mk. eigene Ein nahmen, 14481390 Mk. Ausgaben der beiheiligten Anstalten, sowie die Gewährung von Zuschüssen in Höhe von 12869373 Mk. i« Aussicht, wasgegcnüberderaus 195366200 Mk.veranschlagtenGe- sammtsummeallerim ordentlichen Staatshaushaltsctat für 1892/9« überhaupt vorgesehenen Zuschüsse ein Verhältniß von reichlich 13 Proz. bedeutet. Die staatlichen Zuschüsse für daS Volksschul wesen bestehen hauptsächlich in den Kosten der Schulaufsicht (270000 Mk. jährlich), Beihilfen an die Schulgemeinden zur Bestreitung ihrer Lehrergehalte (1730000 Mk. jährlich), Lerst- ungen zur Verbesserung des Einkommens von Volksschullehrer», außcividcnllichen Unterstützungen an solche, Beihilfen an unver mögende Schulgemeinden zur Ausbringung ihres Schulbcdarfet, sowie zur Förderung des Volksschulwesens überhaupt (400000 Mk. jährlich), Unterstützungen an Schulgemeinden zur Aufbringung des Bedarfes für Neu- und Umbau va» Schulhäusern (120000 Mk. jährlich), Grundsteuerüberweisungen an sämmtliche Schulgemei»««, zur Abminderung der Schullasten (1651597 Mk. jährlich), Warte- gcldern, Pensionen und Unterstützungen an Lehrer, einschließlich der Lehrer an höheren Schulanstalten (920000 Mk. jährlich, endlich Pensionen und Unterstützungen an deren Hinterlasse«« (585000 Mk. jährlich). Als Einnahme», die allen diesen Leist ungen gcgenüberstehen, kommen hauptsächlich nur die Zinsen vom Kapitalvermögen der bestehenden Pensionsfonds (44130 Mk. jährlich) in Betracht. — Das Korps Mo«1a«ia, das älteste unter den vier Korps der Bergakademie, beging Sonnabend und Sonntag da« Fest seines 70jährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß fand Son»- abend im Saale des Gewerbehauses ein solenner Festkommer» statt. Der Saal war mit den Farben des Korps, mit Wappen und sonstigen studentischen Emblemen aufs Reichste geschmückt. In stattlicher Anzahl waren als Ehrengäste Vertreter der König lichen und städtischen Behörden wie des Offizierkorps erschiene». Die drei übrigen Freiberger Korps sowie das FreundschaftskorpS der Montania, die Dresdner Marcomannia waren in corpore ver treten. Mit einer freundlichen Begrüßung der Erschienenen eröff nete der erste Chargirte Herr stuck. Seebohm den Kommers. Nachdem der Eröffnungsgesang: „Wo zur frohen Feierstunde" verklungen, verwies derselbe in einer weiteren Ansprache auf die hohe Bedeu tung des seltenen Festes, beton'e namentlich, daß sich daS Korps während der verflossenen 70 Jahre in seinen Grundsätzen, mann hafter, stolzer Offenheit und strengem Ausharren in Treue glänzend bewährt habe, und knüpfte daran das Gelöbniß, daß dqS Korps auch in Zukunft seinen Grundsätzen treu bleiben werde. Die Rede gipfelte in einer Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste. In kurz gehaltener, packender Ansprache gedachte der zweite Char- irte, Herr stuck. Niedner, des Landesfürsten und des deutschen Kaisers. Als ältester der Alten Herren, welche erschienen waren, um sich im fröhlichen Kreise der schönen Stunden zu erinnern, die sie im Korps verlebt, brachte Herr Bergdirektor Hering in längerer Ansprache den aktiven Montanen ein herzliches Glückauf. Nicht nur alte liebe Erinnerungen aufzufrischen gelte e» heute, sondern auch sich der Gegenwart zu freuen. Nachdem die Mon tania durch vier Generationen hindurch ehrenvoll ihre Traditionen treu gewahrt, so sei auch die Erwartung eine berechtigte, daß da» Korps auch in Zukunft seinen Grundsätzen treu bleiben werde. Der Senior der Marcomannia überbrachte Grüße des Dresdner Freundschaftskorps und rieb mit seinen Korpsbrüdern einen kräftigen Salamander aus denewigenWeiterbestanddieseSFreundschaftsverhält- nisses. AlsVertreter der Stadt Freiberg sprach Herr Stadtrath Rößler. Er verlieh seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß die Bergakademie und die Stadt Freiberg zwei unzertrennliche Begriffe seien und tets oufs Engste mit einander verbunden sein würden. Sein Hoch galt der Akademie. Herr Oberbergrath Merbach, A. H. der Montania, knüpfte an seine Reichstagsthätigkeit an und kam unter launigen Anspielungen auf die Börsen- und Depotverhültnisie der Studirenden und den dieselben wenig erbauenden Befähigungs nachweis auf die bedeutsame Rede deS Reichskanzlers v. Caprivi zu sprechen, die ihn an Vie alten, leider verklungenen schönen Tage des Reichstages erinnert habe. In meisterhafter Weise habe Herr v. Caprivi sich gegen den Pessimismus, die alte Heulmeierei, gewendet, den Pessimismus, der nun freilich im deutschen Volke wohne, der aber in der deutschen Jugend — Gott sei Dank — keinen Platz habe. Der Herr Redner kam dann auf die speziellen Verhältnisse des Korps zu sprechen und zog aus der Caprivi'schen Rede auch für die Montanen die Nutzanwendung, daß sie die freudige Zuversicht der Jugend mit sich hinaus ins Leben nehmen möchten auf viele Jahre! Der Zukunft des Korps Montania galt sein frohes Glückauf! In humoristischen Wendungen'sührte Herr Oberstaatsanwalt Bernhard vor die Äugen, welche Wandlunge» das Korps während seines 70jährigen Bestehens in politischer, wissenschaftlicher und sozialer Beziehung mit erlebt habe, um zum Schluß mit herzlichen Worten dem Korps ein ferneres gleich ruhmreiches Fortbestehen auf weitere 7 x 70 Jahre hinaus zu wünschen. Einer Aufforderung des dritten Chargirten, Herrn stuck. Mangold, Folge leistend, gab daS aktive Korps sodann feinen Gefühlen des Stolzes, der Verehrung und Dankbarkeit gegenüber den Alten Herren in einem donnernden Salamander Ausdruck. Herr Oberbergrath Bilharz führte den Gedanken aus, daß die Jugend mit dem Bergbau die Hoffnungsfreudigkeit gemein habe.
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