Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.11.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189111240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-24
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.11.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Wreiverger «»»eise- ms- Lesqeblo^ «eits 8. 872 l, gegen alle Amendements erklärten sich der Abg. d StaatSsekr-tär von Bötticher. Eine längere AuS. Die Betbciligung der Vereine, Innungen rc. an der Ovation, welche die Bürgerschaft Dresdens am 24. Nov. Abends dem neu vermählten Prinzlichen Paare darbringen wird, ist in den beiden letzten Tagen noch ganz erheblich gestiegen, so daß außer den 1200 Sängern weit über 6000 Bürger sich in dem Zuge befinden werden. Der Fackelzug sowohl als die Serenade finden unter allen Umständen, selbst bei ungünstiger Witterung, statt. Die nicht un beträchtlichen Kosten für die Ovation sind durch freiwillige Bei trage aus der Bürgerschaft völlig gedeckt worden. fälliger Aeußerungen approbirter Aerzte über den Werth der heutigen medizinischen Wissenschaft gewidmet. Die Anträge Höffel und von Strombeck wurden schließlich zurückgezogen, die Anträge Giese-Graf Holstein und Virchow-Eberty abgelehnt. In beiden Fällen gab daS Zentrum für die Ablehnung den Ausschlag. Der Reichstag nahm schließlich den 8 6. (Krankenunterstützung) unverändert nach den Kommissionsbeschlüssen an. Die Mehrheit hat es demnach abgelehnt, zur Zeit an dem Zustand« etwas zu ändern, wie er sich bezüglich der Frage, wie der Begriff des „Arztes' im Sinne dieses Gesetzes zu verstehen sei, praktisch seit dem Inkrafttreten desselben herausgebildet hat. In später Stunde noch ging das Haus zu K 6». über, bei dem über die so umfang reich dlskutirte Frage der freien Arztwahl Entscheidung zu treffen ist. Den die freie Wahl ausschließenden Vorschlag der Kommis sion beantragten Freisinnige und Sozialdemokraten zu streichen. Abg. Bebel verlangte die völlige Beseitigung des Instituts der Kassenärzte und trat außerdem sehr lebhaft für eine weitere Ab änderung des geltenden Gesetzes dahin ein, daß auch für die Krankheiten, welche durch Raufhändel und geschlechtliche Aus schweifungen verursacht wurden, den Erkrankten Krankenunter stützung zu gewähren sei. Von den Freisinnigen sprach Abg. Hirsch für die freie Aerztewahl. Ministerialdirektor Lohmann erklärte sich gegen alle Abänderungsanträge. Im Gegensatz zu seinem Fraktionsgenoffen Hirsch befürwortete Abg. Virchow im Interesse der Gesammtheit dringend auch die Annahme desBebel- schen Antrages. In der Abstimmung fielen sämmtliche materiellen Abünderungsanträge und die Kommissionsbeschlüffe ..rlangten die Mehrheit. Der von Graf von Ballestrem, Graf von Behr-Behrenhoff, Freiherr von Manteuffel im Reichstage eingcbrachte Antrag: „die verbündeten Regierungen zu ersuchen: 1. dem Reichstage noch im Lause der gegenwärtigen Session eine Gesetzesvorlage zu machen, in welcher dem Mißbrauch des Zeitgeschäftes als Spiel- geschäft sowohl an der Börse, wie anderwärts, namentlich in den für die Volksernährung wichtigen Artikel durch eingreifende Be- stimmungen auf dem Gebiete des Strafrechts und des bürgerlichen Rechts entgegengetreten wird; 2. dahin zu wirken, daß die Börsen und der Geschäftsverkehr an denselben einer wirksamen staatlichen Aussicht unterstellt und dadurch ihren wahren Aufgaben für Handel und Verkehr erhalten werden,' ist auch von dem Abge ordneten für Freiberg, Oberbergrath Merbach, unterzeichnet. — Der nationalliberale Antrag in derselben Angelegenheit lautet: Der Reichstag wolle beschließen: die Verbündeten Negierungen zu ersuchen: 1. dem Reichstage noch im Laufe der gegenwärtigen Session Gesetzesvorlagen zu machen, durch welche der Veruntreuung anvertrauter Depots und dem Börsenspiele sowohl an der Pro dukten- als auch an der Effektenbörse entgegengetreten und ins besondere festgestellt wird: a. Derjenige, welchem in seinem Ge schäftsbetriebe Jnhaberpapiere anvertraut sind, darf sie nur dann eine liebliche Gruppe, zwei kleine Schwestern und drei kleine Brüder der Braut, die Erzherzoginnen in Weißen, kurzen Faille- kleidcheu mit zierlichen weißen AtlaSschuhen, im goldblonden Haar, daS lang wallend über den Rücken fiel, ein Weiße- Band. Sie wurden in «in Oratorium geführt, von wo sie der Trauung beiwohnten. Beim Austritt auS der Kirche wurde» die hohe» Neuvermählten mit Begeisterung vom Publikum empfangen. Die Herren waren in Gala, die Stabs- und Oberoffiziere in Paradeuniform er schienen, mit dem Bande d«S sächsischen, bez. österreichischen, ungarischen oder toskanischen OrdenS-Großkreuzes, jene vom Militär mit der Feldbinde geschmückt. Die Damen erschienen in reichem Kleide mit Mantrau und Paladine. — An die Trauungs- seierlichkeit schloß sich eine kurze Gratulationskour und später eine Familientafel im Alexanderzimmer. Nach derselben reisten die Mitglieder des sächsischen Königshauses und die Neu vermählten ab. Ihre Königlichen Hoheiten Prinz und Prinzessin Friedrich August verblieben in Prag, in dessen Hosburg die Gemächer für das hohe Paar festlich geschmückt waren. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Se. König!. Hoheit Prinz Georg und Familie fuhren nach kurzem Aufenthalt weiter. Auf Befehl Sr. Majestät des Königs wurde zu derselben Zeit, in der in Wien die prinzliche Vermählung stattfand, in der ka tholischen Hoskirche zu Dresden ein Devsuw abgehalten, dem viele Mitglieder des diplomatischen Korps, das Osfizier- korpS, die dienstfreien Geistlichen, die obersten Hofchargen und hohe Würdenträger beiwohnten. Man hatte das De veum von Haffe gewählt, dessen musikalischen Theil die Kapelle des König lichen Hoftheaters und Mitglieder der Hosoper ouSsührten. Außer dem wirkten die Königlichen Hostrompeter zur Ausführung der Fanfaren mit. Die gottesdienstliche Handlung zelebrirte der päpstliche Hausprälat Bischof vr. Wahl, das Hochamt Pfarrer Buck und die gesammte Hofgcistlichkeit. Dem Do vsa» folgte eine Messe. Mit dem Anfänge des Ds vouw, als die erste Fan- sare der Trompeter ertönte, begann auch das Salutschießen der auf der Wiese rechts vom Ausgange deS BlockhauSgäßchens in DreSden-Neustadt aufgestellten Batterie des 1. Feldartillene-Regi- ments Skr. 12. Die Batterie begann mit 12 Schuß, auf welche 3 Gewehrsalven der auf dem Thearrrplatze ausgestellten 2 Kom pagnien des 1. Leibgrenadier-RegimentS Nr. 100 folgten, hierauf wieder 12 Schuß der Batterie, 3 Gewehrfalvrn, abermals 12 Kanonenschuß, alsdann die letzten 3 Gewehrsalven. Nachdem das Läuten vom Thurme der katholischen Hofkirche aufgehört hatte, wurden seitens der Salutbatterie noch 101 Kanonenschuß abge geben. Von den evangelischen Kirchen der Stadt Dresden ertönte einstündiges Frstgeläute aus Anlaß der Feier. Auf der Terrasse, dem Schloß- und Theaterplatz hatte sich eine nach vielen Tausen den zählende Volksmenge einaefunden. — Am Sonnabend Nach mittag */p6 Uhr versammelte sich der königliche große Dienst, so weit er sich nicht in Wien befand, im Stucksale des Dresdner ResidenzschloffeS, um an der um 6 Uhr im Speisesaale stattfin denden MarschallStafel theilzunehmen. Während derselben brachte Se. Exzellenz der Oberhosmarschall Gras Vitzthum von Eckstädt aus Lichtenwalde einen Trinkspruch auf die hohen Neu vermählten aus. — Am Sonnabend Abend sand die Speisung der Armen der Stadt Dresden, mit welcher die Obmänner sämmtlicher Pflegervereine beauftragt waren, statt. Zu der Spei sung hatten die städtischen Kollegien Dresdens 3000 Mark be willigt. Der zum Empfange der hohen Neuvermählten an der sächsischen Grenze ernannte königliche Kommissar, Kreishauptmann Frhr. von Hausen, begab fick bereits gestern (Sonntag) nach Bo denbach, während die von der Regierung zu gleichem Zwecke be- austragten Staatsbeamten, Generaldirektor Hoffmann und Amts hauptmann Obrrregierungsrath Le Maistre, sowie die beiden zu- getheilten Kammerherren von Posern und Sahrer von Sahr und der persönliche Adjutant des Prinzen Friedrich August, Rittmeister Frhr. von Lindemann, den Montag früh von Dresden abgehenden und vom Transportdireltor Winkler geleiteten Leerzug, welcher Vormittags 9 Uhr 55 Min. in Bodenbach ankam, benutzten. Um 10 Uhr 22 Min. traf der Hoszug von Prag in Bodenbach ein und brachten daselbst die vorgenannten zum Empfange befohlenen Herren, die sächsischen Grenzbeamten, einschließlich des Seelsorgers der sächf. evangelischen Grenzbeamten - Gemeinde in Bodenbach, Pastor Besser, die städtischen Deputationen von Königstein und Schan- erscheint der Altmarkt noch durch eine, den freien Marktraum umrahmende Dekoration von Flaggenmasten belebt, um die sich mit Schildern und FestonS geschmückte Lanzenmotive gruppiren. Auf dem Neumarkt ist die von der Moritzstraße nach der Augustus- straße führende Fahrbahn durch eine festliche Flaggen-und Ranken dekoration gekennzeichnet, während daS Johauneum sowohl nach der Augustusstraße hin als nach dem ehemaligen Jüdenhofe zu abwechselnd mit Stoffdrapirung, mächtigen Fahnengruppen und Guirlandenbehängen in wirkungsvollster Weise dekorirt wurde. Besonders schön tritt das über dem Mittelbau des Johanneums befindliche sächsische Wappen hervor, das in malerischer Weise von Fahnen umrahmt erscheint. Die Freitreppen sind mit Fahnen in den sächsischen und österreichischen Landesfarben drapirt und auf den Podesten hat man Pyramiden mit Kronen aufgestellt. Der Schloßplatz ist mit einer hosartigen Dekoration eingefaßt, wobei der freie Ausblick vom Schloß nach der Brücke offen ge halten ist. Tie Ankunft des hohen Paares erfolgte heute (Montag) Mittag 12 Uhr auf dem Böhmischen Bahnhose. Oberstallmeister von Ehrrnstein trat, nachdem das Neuvermählte Paar den Salonwagen verlassen hatte, der Frau Prinzessin Louise noch dem Wartesalon voran, woselbst dieselbe einstweilen verblieb. Nachdem Prinz Friedrich August die Generale -c. auf dem Perron begrüßt hatte, schritt Se. Kgl. Hoheit die Front der Ehrenkompagnie ab. Nach dem Vorbeimarsch begab sich der Prinz in den Warlesalon und holte seine Gemahlin zur Abfahrt in das Königl. Schloß ab. Der Zug wurde von berittenen Landgcndarmen eröffnet. Eine Ab- thcilung Garderetter folgte, hieran schloffen sich Offiziere und aus wärtige Regimenter, sowie 40 berittene Landwirthe. Ihnen folgten die Kgl. Bereiter, die Reitknechte, der erste Kgl. Wagen mit dem Kgl. Kommissar, der zweite Kgl. Wagen mit 2 Kammcrherren, die sechs spännige Galaequipage der hohen Neuvermählten. Oberstallmeister von Ehrenstein, Exzellenz, ritt zur Rechten, Stadtkommandant Generalmajor Larraß zur Linken des Wagenschlages. Es folgte eine zweispännige Equipage für die Oberhofmeisterin und den Hof marschall Ihrer Königl. Hoheiten, eine zweispännige Equipage für die Hofdame und Adjutant Ihrer Kgl. Hoheiten. Ein Zug des Königs-Husaren-Regiments bildete die Arriaregarde. Die Kgl. Familie, welche die Neuvermählten im Schloß em pfing, sah den Zug vom Balkon des Georgenthores aus. Im Kgl. Schlosse vollzog sich der Empfang an der Haupttreppe durch Ihre Majestäten und die Mitglieder des Königl. Hauses, sowie durch sämmtliche Hofchargen und Staatswürdenträger. Um 6 Uhr ist im Eckparadesaal eine Kgl. Zeremonientafel besohlen und um 8 Uhr eine Kour bei den Hohen Neuvermählten in den Sälen der ersten Etage des Mittelpalais am Taschenberge. Die Leitung der Kour übernimmt hier der Prinzliche Dienst. Wie dem „Journal" aus zuverlässiger Quelle mitgethcilt wird, steht es sümmtlichen Mitgliedern von Beglückwünschungsdeputa- ionen (auch denjenigen, welche am Kgl. Hofe nicht vorgestellt sind) rei, bei dem am Mittwoch am 25. d. M. stattfindenden Hofball zu erscheinen. bau, denen sich Obersorstmeister Gerlach von Schandau mit 2 Ober förstern anschloß, ihreGlückwüsische dem neuvermählten Prinzl. Paare dar. Während des 7 Minuten dauernden Aufenthaltes des Hofzuges in Pirna erfolgte die Begrüßung und Beglückwünschung der hohen Neuvermählten seitens der Pirnaer Stadtvertretung auf dem festlich geschmückten dortigen Bahnhofe, woselbst sich auch der Kommandeur des in Pirna garnisonirenden Artillerie-Regiments Nr. 18 Oberstlieutenant v. Rabenhorst mit einer größeren Anzahl von Offizieren genannten Regiments zur Meldung eingefunden hatte. Aus Copitzer Seite wurden während der Begrüßung von einer daselbst aufgestellten Batterie 21 Salutschüsse abgegeben. In Dresden prangen heute diejenigen Plätze und Straßen, durch welche der Einzug der hohen Neuvermählten vom Böhmischen Bahnhof aus bis nach dem Residenzfchloß hin erfolgte, im reichsten Festschmuck. Von dem aus Kosten der Königl. Generaldirektion geschmückten Bahnhofsplatze aus die Feststraße entlang schreitend, sieht man zunächst am Eingänge der Pragerstraße zu beiden Seiten derselben je ein mächtiges Stadtbanner von hohen Masten wehen, die von mit goldenen Nüssen geschmückten Kiefern um geben sind. Den Eingang zur inneren Stadt kennzeichnet ein in der Kreuzung der Seestraße errichteter, die ganze Breite der Straße überspannender Festbau. Zu beiden Seiten der Fahrbahn erheben sich pilonenartige, von mächtigen Flaggenmasten überragte Aufbauten, getragen von je 4 schlanken, in ihren Abmessungen durch die Größe des ganzen Bauwerks bestimmten Säulen, und unter einander verbundene durch eine hochaufstrebende, über der Fahrbahn sich baldachinartig ausbreitcnde Dekorationen von rothem Plüsch, von beiden Seiten geziert durch verschlungene Wappen Sachsens und Oesterreichs. Die zwischen den Säulen der seit lichen Ausbauten ausgespannten vergoldeten und durch eingestreute Blumen belebten Netze verleihen dem ganzen Bauwerke, das im italienischen Renaissancestil erbaut ist, einen besonderen Reiz. Am Eingänge zur Seestraße befindet sich die außerordentlich ge schmackvolle Dekoration deS Ministerbolels. Die der Allee zuge kehrte Seite ist mit Kränzen, Schleifen und Rankenfestons ge schmückt, während die Hauptfront an den oberen Fenstern durch reiche Plüschbehänge geziert wird; in den Mittellagen deS ersten und zweiten GrstockeS sind Fahnengruppen angebracht, zwischen denen vergoldete Vasen mit Blumen und Blattpflanzen prangen. Den Hauptschmuck hat der Altmarkt durch den vor dem Rathhause errichteten Festbau erfahren. Derselbe, an der Stelle errichtet, an welcher die Begrüßung des hohen Paares durch die Vertretung der Stadt Dresden erfolgen sollte, mußte mit Rücksicht auf die Möglichkeit ungünstigen Wetters so gestaltet werden, daß derselbe den hohen Herrschaften und auch den versammelten Vertretern der Stadt und deren Damen möglichsten Schutz gegen Unbilden der Witterung veräußern, wenn der Deponent ihm die Veräußerung speziell und ausdrücklich gestattet hat. Die Unterschlagung von Depots wird mit Zuchthaus bestraft: d. reine Differenzgeschäfte sind nichtig und begründen kein Klagerechr. 2. die Frage der Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen über den Konkurs einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Mit gesperrter Schrift schreibt die „Voss. Ztg.": Gegenüber der vielseitig gehegten Annahme, daß bereits im Frühjahr nächsten Jahres Preußen und das Reich zu neuen Anleihen schreiten würden, erfahren wir von maßgebender Seile, daß der preußische Staat für 1892 voraussichtlich, wenn nicht besondere Umstände eintreten sollten, keinen Bedarf an neuen Anleihen hat. Es seien aus den bereits flüssig gemachten Krediten noch genügende Be träge für die Geldbedürfniffe Preußens zur Verfügung. Keines- alls dürfte aber, falls die Einnahmen sich nicht in der vorgesehenen Weise entwickeln sollten, vor dem Herbst nächsten Jahres eine Neuemission erfolgen. Die Verhältnisse des Reiches seien ganz gleiche. Zur preußischen Schulreform schreibt die im klebrigen sehr regierungsfreundliche „Nat. Ztg.": „Die Art, wie die ganze Frage der Reform des höheren Schulwesens behandelt und nach gerade dahin gebracht worden ist, daß die früheren entschiedensten Befürworter einer Reform wünschen, es möchte vorderhand lieber gar nichts geschehen, gehört zu den mancherlei Ursachen der in den gebildeten Klaffen um sich greifenden Verstimmung. Mit Dilettantismus und Servilismus läßt sich nicht ein neues Unter« richtssystem für einen großen Staat Herstellen." In seinem heutigen Wochenbericht schreibt das „Berl. Tgbl.": In Frankreich giebt man sich in den maßgebenden militärischen Kreisen schon seit mehreren Monaten keiner Täuschung mehr da rüber hin, daß das Lebel-Gewehr und die dazu gehörige Munition auch nicht mehr den Anforderungen entspricht, welche nach dem jetzigen Stande der Bewaffnung in anderen Heeren an eine Hand feuerwaffe gestellt werden müssen. Dazu kommt noch, daß man in Paris bereits eine Ahnung davon hat, welchen Vorsprung die deutsche Armee durch die Artilleriereformfzu gewinnen im Begriff steht, die man bei uns jetzt eben einführen will. Unsere neuen Geschütze, wie die dazu gehörigen Geschosse sollen nach dem Urtheil der Fachmänner alles hinter sich lassen, was bisher auf artilleristischem Gebietegeleistet wor den ist, so zwar, daß für mindestens ein Dezennium, wenn nicht für länger, der von Deutschland erreichte Vorsprung für unein holbar gilt. Es leuchtet ein, daß auch diese Wahrnehmung nicht gerade dazu angelhan ist, die chauvinistischen Regungen gewisser französischer Kreise Ausschlag gebend für die Politik der Repu blikaner zu machen. DasGesammtergebniß der Reichstagswahl in Gerdauen- Rastcnburg ist, lant amtlicher Ermittelung, wie gemeldet, Folgendes: Graf Stolberg (kons.) erhielt 9012, Papendieck (freis.) 7175, Lorenz (Sozialdem.) 439 Stimmen. Da im vorigen Jahre 8978 konservative, 7138 freisinnige und 637 sozialdemokratische Stimmen abgegeben wurden, hat sich die Stimmenzahl der in Betracht kommenden Parteien so gut wie gar nicht verändert. Gegenüber den jüngsten Erfolgen m Tilsit, und namentlich in Stolp, ist dieser relative Mißerfolg der Freisinnigen beachtenswerth und verdient einige Bemerkungen. Den Wahlkreis Stolp hatten sie niemals vorher besessen und es auch nie auf eine sehr erhebliche Majorität gebracht, um so verblüffender war der plötzliche Sieg, und er wurde weidlich im Parteiintereffe ausgebeutet und aufge- bauscht. Den ostpreußischen Wahlkreis Rastenburg hatten dagegen die Freisinnigen schon einmal (1881—84) besessen und dort stets eine Stimmenzahl aufgebracht, die nicht weit Himer der konser vativen Mehrheit zurückblieb. Aehnlich lagen die Verhältnisse in Tilsit; die Eroberung des letzteren Wahlkreises mochte daher als ein günstiges Vorzeichen für die Rastenburger Wahl angesehen werden. Diese Hoffnung ist aber getäuscht worden; die Frei sinnigen haben seit der vorigen Wahl keine Fortschritte gemacht. Der große Umschwung an ländichen Kreisen, von dem nach de» Politische Umschau. Freiberg, den 23. November. Der russische Minister Herr von Giers wird heute, Montag von Paris in Berlin ankommen. Am Dienstag wird er vom deutschen Kaiser zur Frühstückstafel geladen werden; Abends findet ein Galabiner beim Reichskanzler v. Caprivi statt. Der Reichstag fuhr am Sonnabend in der zweiten Berathung der Novelle zum Krankenkaffengesetze fort. Die Debatte über den 8 6. (Krankenunterstützung) war tagsvorher nicht zu Ende geführt worden. Abg. Bebel (Soz.) plaidirte in längerer Rede für den Fortfall der bestehenden dreitägigen Karenzzeit beim Be züge des Krankengeldes. Weit wichtiger als der von den appro- birten Aerzten erhobene Anspruch, bei dem das materielle Inte resse derselben viel zu einseitig in den Vordergrund geschoben werde, sei für eine wirkliche Krankenversicherung der Arbeiter die in dem sozialdemokratischen AntragegeforderteBeseiligung einer durch nichtszurechtfertigendenKarenzzeit.TerAntragHöfselschießeweitüber das Ziel derBekämpfung der Kurpfuscherei hinaus; er schließe außer den Kurpfuschern auch alle ausländischen Aerzte, alle Aerztinncn, alle sonstigen fachwiffenfchastlich gebildeten Heilkundigen aus, die die Approbation in Deutschland nicht erhalten oder nicht nachgesucht Haden. Ordnung auf diesem Gebiete könnte nur durch Verstaat lichung der Aerzte geschaffen werden: wolle man aber den appro- birten Aerzten das ausschließliche Recht zusprechen, so müsse als Korrelat die Verpflichtung des Arztes hinzutreten, in jedem Falle, wo seine Hilse angernfen wird, auch wirklich zu erscheinen. Der (inzwischen eingegangene^ Antrag der Deutsch-Konservativen, Aus nahmen sür den Aall euttrer« zu laste«, daß die örtlichen Ver hältnisse die Zuziehung eines app-würrt« Arztes bedeutend er schweren, wolle die Entscheidung darüber, ob letztere Eventualität vorliegt, der höheren Verwaltungsbehörde übertragen, diese se aber unter keinen Umständen kompetent genug. Abg. Buhl (nl. bekämpfte die Streichung der Karenzzeit, weil dadurch den Kaffen eine ganz unverhältnißmäßige Mehrbelastung auferlegt werden würde; im Weiteren empfahl er bezüglich der Arztfrage den kon servativen Antrag, der die Schärfen des Virchow'schcn in er wünschter Weise mildere. Abg. v. Strombeck (Z.) wollte den ganzen Streit dadurch beseitigt wissen, daß die ärztliche Behand lung „thunlichst" durch approbirte Aerzte zu gewähren sei. Den konservativen Vermittlungsantrag befürwortete Abg. vr. Giese zur Annahme. Für den Antrag Eberty-Virchow, der den approbirten Arzt allein sür berufen erklärt und nur Fällen in dringender Gefahr Ausnahmen gestatten will, sprachen noch beideAntragsteller, sowie der für Kassel neugewählte nationalliberale Vertreter SanttätS- gewährt. Der Platz, auf dem der Wagen mit den hohen Neu- rath Endemann, vermählten halten sollte, ist überdeckt und durch eine hoch empor- Spahn (Z.) und ragende, mit vergoldeter Krone geschmückte Kuppel gekennzeichnet, führung des Abg. Schmldt-Burgstädt (soz) war dem Verdienst. Ein- und AuLfahrt deS Festbaues sind durch je einen zwischen vollen Wirken der Naturärzte und der Wiedergabe zahlreicher ab- flaggengeschmückten Pilonen sich erhebenden Triumphbogen über spannt. Die Zwischenräume zwischen den Triumphbögen und dem Kuppelbau, sowie die anschließenden Tribünen, deren eine aus der RathhauSseite für Rathsmitglieder, Stadtverordnete und Ehren gäste, die andere hingegen auf der Marktseite für die Damen be stimmt war, sind mit bunten Zelttüchern überspannt. Das ganze Bauwerk ist im leichten Barockstil durchgeführt und gewährt in seiner lichten Behandlung der Farbentöne und der reichen Ver goldung, sowie in der Lebhaftigkeit der bunten Stoffdelorntionen eine» besonders festlichen Anblick. Außer durch diesen Festbau
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)