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Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880602
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-02
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.06.1888
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Kr. 126. — 8. Jahrgang. D« jeden Wochentag Abend (mit Datum folgenden Taget) zur Versendung «langende „Sächsische Landes-Anzrlger" At täglich einem besonderen Unter» daltmigSdlatt« und mit dem Lxttabeiblatt rostiger Bilderbuch kostet bei den Ausgabe- «eilen monatlich 70 Psa., bei den Post-Anst. 75 Pf. (1888er ZtgS.-Preitliste Nr. 6035.) zür Abonnenten erscheintjeeinmaliniJahr: Sommer-Eiseiibahiifahrvlanheft für Sachsen. Sinter.EiseiibabnfahrpIaiibeft für Sachsen. «Inter- zstnstr. Kalender der Siichstschen Landbotea. ZstnstrirtesJahreSbllchdertiandeS Anzeigers. SSchsischer §l»li»es.Ailreiger mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiifebe tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. , .l Lecks: Llmckr Me. Bnchdnttkerri, Lliemnitz. Theaterstrabe 6 (Fernsprechstelle Nr. ISS). Tel«gr.»Adr.: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einenl besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — b Jllnftrirtes Unterhaltungsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Das im Grundbuche auf den Namen Franz August Saft eingetragene Grundstück, Gartcnnahrung, Nr. 22», 22b, 21 und 415 des Flurbuchs, Nr 57 des Brandkatastcrs, Folium 56 des Grundbuchs für Altendorf, bestehend aus Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Hofraum, Garten und Feld, geschätzt aus 8750 M., soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 14. Juni 1888, Vormittags 10 Uhr, als Versteigerungstermin, sowie der 22. Juni 1888, Vormittags 10 Uhr, als Termin zur Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden. Eine Uebersicht der auf dem Grund stücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichts schreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Chemnitz, am 19. April 1888. Königs. Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen der Colonialwaarenhändlerin Amalie Wilhelmine vcrio. Dietzmann in Chemnitz wird, da die vorhandene Masse nach Deckung der Masscschulden nicht einmal zur Deckung der Gerichts und Verwaltungs-Anlagen ausreicht, hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 30. Mai 1888. Königs. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 183 verlautbart, daß die Herrn Otto Westliosf für die Actiengesellschaft unter der Firma Chemnitzer Papierfabrik zu Einsiedel bei Chemnitz ertheilte Prokura erloschen ist. Chemnitz, am 31. Mai 1888. Königl. Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 31. Mai. Sofia. Anläßlich des Namenstages des Fürsten fand gestern im Beisein der Herzogin Clementine eine Truppenschau statt. Die diplomatischen Agenten gaben ihre Karten im Palaste ab. Wie man vernimmt, werden der Fürst und die Fürstin-Mutter Anfang Juni von hier abreiscn, um einen zweimonatlichen Aufenthalt im Schlosse „Sandrvwo" bei Varna zu nehmen. London. Der Wiener Cvrrespondent der „Times" meint, daß die Abreise Jgnatjcws aus Petersburg nach Kiew zu längerem Aufenthalte daselbst neue Jntriguen auf der Balkanhalbinsel bedeute. (In Wirklichkeit hat sich Jgnatjew nach Kiew begeben» um als Prä sident des Petersburger „Slaw. WohlthätigkeitsvereinS" die OOOjähr. Jubelfeier der Einführung des Christenthums in Rußland vorzube reiten. Red.) — Aus Newyork wird den „Daily News" gemeldet, daß jetzt Richter Gresham von Illinois als leitender Präsident schaftskandidat der Republikaner gelte, nachdem Blaine definitiv seinen Rücktritt als Kandidat angekündigt habe. Infolgedessen würden die Republikaner unabhängig von dem irischen Votum, was wiederum die Aussichten auf Herstellung freundlicherer Beziehungen zu Eng land verbessere. Dublin. Die irische Presse veröffentlicht mit großer Be friedigung vier Resolutionen der Bischöfe in Dublin, welche als günstig für die nationalistische Bcwegnng angesehen werden. — Die „St. James Gazette" meint, die Auflehnung gegen den Erlaß habe den Papst erschreckt und er befürchtete ein Schisma; die National liga triumphire. Berlin, 1. Jnni, 12 Uhr 45 Min. Das Kaiserpaar unternahm hente Vormittag »/«II Uhr per Dampfer die Fahrt nack, Potsdam, begleitet vom Kronprinzen nebst Gefolge und de» Llcrzten Mackenzie, Wagner und Hobelt. Die Prinzessinnen-Töchter begaben fich zu Pferde nach Potsdam. Politische Rundschau. Chemnitz, den 1. Juni. Deutsches Reich. Aus Schloß Charlottcnburg. Der Kaiser verbrachte die Nacht zum Donnerstag gut, das Allgemeinbefinden war befriedigend. Der hohe Herr stand bald nach 8 Uhr auf und begab sich nach dem Arbeitszimmer, wo er die laufenden Rcgierungs geschäfte erledigte. In den Morgenstunden überreichten zwei Depu tiere des Vereins ehemaliger Ziethenhusaren ei» großes prachtvolles Riesenbouquet, welches dem Kaiser durch den Flügcladjutanten über bracht wurde.. Der Monarch war über diese Aufmerksamkeit sehr er freut und ließ den Herren seinen herzlichen Dank sagen. Im weiteren Verlauf des Vormittags hörte der Kaiser mehrere Vorträge und arbeitete mit dem General von Albcdyll. Wegen des herrschenden kühlen und regnerischen Wetters blieb der Kaiser im Schloß. — Wenn heute Freitag die Witterung die Uebersiedlung des Kaisers nach Potsdam gestattet, wird die Ankunft etwa um ^1 Uhr bei der Matrosenstation an der Glienecker Brücke erfolgen. Um jede Stör ung zu vermeiden, wird für die Fahrzeit der Schiffsverkehr auf der Havel gesperrt. Osficieller Empfang ist verbeten, doch werden es sich die Havelorte nicht nehmen lassen, dem Kaiser ihre Huldigung dar zubringen. Besonders in Spandau und Wannsee trifft man große Vorbereitungen. Nach der Ankunft in Potsdam wird wieder ein Bulletin ausgegeben werden. —Aus Charlottenburg vom Donnerstag Abend: Das Wetter ist wärmer geworden. Der Kaiser konnte das Schloß also verlassen. Wahrscheinlich wird nun doch heute die Fahrt nach Potsdam erfolgen. Gewisses steht allerdings noch aus. Das Gesammtbefinden des Kaisers ist recht gut. — Der Kaiser und die Kaiserin haben die Glückwünsche der städtischen Behörden von Berlin und Charlottenburg zur Vermählung des Prinzen Heinrich mit herzlichen Dankschreiben erwidert. — Kaiser Friedrich und Minister von Puttkamer. Die (natio nalliberale) „Nat.-Ztg."> welche ihre Genugthuung über diesen Schritt ausspricht, bestätigt, daß der Kaiser ein Schreiben an den Minister des Innern von Puttkamer gerichtet hat, in welchem er die Hoffnung ausspricht, daß die Freiheit des Wahlrechtes in Zukunft sorgfältig geachtet werde. Herr von Puttkamer hat den kaiserlichen Erlaß, der am Sonntag an ihn ergangen war, mit einer Darstellung seiner auf die Wahlen bezüglichen Thätigkeit beantwortet, wodurch er sich gegen den Vorwurf, der in dem kaiserlichen Schreiben liegen könnte, vcrthcidigt. — Zu der Nachricht der „Krcuzztg", Herr von Stosch solle Hausminister werden, bemerkt die „Nat.-Ztg.": „Bekanntlich ist Herr von Stosch in einem Conflicte mit dem Reichskanzler aus dem Amte als Chef der Admiralität ausgeschieden. Ob dies ein Hinder niß für die Uebernahme des unpolitischen Amtes als Hausminister wäre, ist zunächst nicht zu beurtyeilen. An gewöhnlich gut unter richteten Stellen ist übrigens von der Designirung des Herrn von Stosch für dieses Amt bis jetzt nichts bekannt." — Der „Siaats-Anzcigcr" veröffentlicht einen Erlaß des Land wirthschaftsministcrs Or. von Lucius, in welchem um völlige Schon ung des asiatischen Steppcnhuhnes, welches sich neuerdings in Deutsch land gezeigt hat, ersucht wird. — In Halle a. S. ist der Konsistorialrath Professor der Theologie Jacob, gestorben. — In den letzten Tagen hat in Berlin abermals eine Minister krisis in der Luft gelegen. Die konservative „Kreuz-Ztg." schreibt: Liberale Blätter verbreiteten in diesen Tagen die Nachricht, daß der Rücktritt von Herrn von Puttkamer (dem Minister des Innern) und Herrn von Richthofen (dem Polizeipräsidenten von Berlin) bevorstehe. Wir haben keinen Augenblick gezweifelt, daß hier der Wunsch Vater des Gedankens war, indessen müssen wir zugeben, daß die Erfinder dieser Nachricht immerhin die Glocken haben läuten hören, wenn auch an falscher Stelle. Es scheint in der Thot in diesen Tagen gekriiett zu haben, und die Rückkehr des Füiste» Bismarck dürfte mit diese» Thatsachen in näherem Zusammenhänge stehen, als mit der inzwischen glücklicherweise bereits gehobenen Krankheit seiner Gemahlin. Wie wir hören, sind aber die entstandenen Differenzen, welche mit dem Minitier des Innern und dem Polizeipräsidenten von Berlin nichts zu thun hatte», schon wieder beigelcgt, dagegen wird uns als durch aus verbürgt mitgetüeilt, daß Graf Stolberg-Wernigerode den Wnnsch kundgegebcn habe, von der Leitung der Geschäfte des Hausministeriums entbunden zu werden, und daß Herr von Stosch Vom Geschick ereilt. Nach dem Leben von Marie Romany. Fortsetzung und Schluß. Nachdruck verboten. Madame Elmiot, noch Bordeaux zurückgckehrt, nahm das Kind zu sich, doch auch ihre Tage eilten, in Folge des Kummers, welchen sie durch das Schicksal der Tochter zu tragen hatte, dem Untergange zu. Also stand, kaum vier Jahre alt. die kleine Waise verlassen auf der Erde, mutterlos, schutzlos. Seiltänzer, bei denen das schöne, goldlvckige Köpfchen eine gute Meinung erregte, zerrten das Kind vor die Thore der Stadt und nahmen es mit sich um niedrigen Gewinn. So traf die Jugend des armen Kindes ei» jammervolles Geschick: Rohheit um sich, in der Schule des Hungers gcschnicidigt, mit Peitschenhieben getrieben — o, wehe den, Kinde, welches Pflicht- Vergessenheit der Willkür roher Menschen und Sitten Preis gegeben hat! * * * Louis Corillac, von Lizzies Gesellschaft entbunden, stürmte wiederum in die Welt. Reue kannte er nicht. Er war jung, war schön, war ein Lebemann und das Gold, über welches er in seinem Glücke verfügte, hatte ihm für eine kurze Zeit den Besitz jener zarten Blume verschafft. An dem ferneren Schicksal der Sängerin war ihm wenig gelegen, auch das Bewußtsein, Vater eines Kindes zu sein, beengte ihn nicht. Ja, er stürmte in die Welt. Was Reichthum ersonnen, was Genußsucht erfunden, hatte er sich zu nutze gemacht. Ohne einen Moment nur die Folgen seines Wandels vor Augen zu haben, taumelte er vorwärts in Wohlleben und Lust. Eine Wendung des Glückes schien ihm unmöglich und doch war der Augenblick vor der Thüre, da von der Höhe seines Uebermuthes der Ster» abwärts glitt. Als man seinen Vater zu Grabe trug, fühlte er einen Schlag. Baptiste Corillac hatte sich, wie schon erwähnt, durch die rücksichts lose Selbstsucht des Sohnes diesem fast entfremdet, er mißbilligte das Leben Jean Louis, wußte, daß er sein Vermögen ruinirt, ohne daß er ihm entgegcnzutreten die Kraft besaß. Nun, als Bap tist« todt, zeigten des Verblichenen Papiere, daß bis auf einige fünf zig Tausend Franken jenes immense Vermögen vergeudet war. Was im ersten Moment Jean Louis srappirte, war ihm gleich gültig geworden, bevor noch eine Woche verflossen war. — Er hatte sich zu fest in den troublv äs bon vivrs hineingelebt, um mög licherweise iune zu halten; ohne zu berechnen, was die Folge sein an seine Stelle treten werde. Herr von Stosch, der frühere Chef der Admiralität, steht dem Kaiser bekanntlich auch persönlich nahe. — Aus Berlin wird berichtet: Es hat sich neuerdings das Be» dürfniß herausgestellt, eine Beschränkung des Unterrichtsstoffes in der Volksschule eintreten zu lassen. Die Regierungsbehörden haben in einer Verfügung an sämmtliche Kreisschulinspectoren ausgeführt, daß eine Einschränkung der in den allgemeinen Bestimmungen vom 15. October 1872 gesteckten Ziele geboten sei, zumal da bereits in vielen Schulanstalten der Umfang des Lehrstoffes in erheblichem Maße eingeengt werden mußte. Es sind daher mit Genehmigung des Ministers neue Unterrichtspläne aufgestellt worden, welche wesentliche Aenderuugen bezüglich der einzelnen Unterrichtsgegenstäude und der Unterrichtszeiten zur Folge gehabt haben. Die Forderungen der „Allgemeinen Bestimmungen" bleiben nur für drei- und mehrklassige Schulen, welche unter normalen Verhältnissen arbeiten, bestehen. In der nicht normalen ein- und zweiklassigen Schule fällt der Zeichen- Unterricht ganz fort, im Rechnen sind für die Behandlung des Zahlenkreises bis 100 sechs Jahre gegeben, während die Operationen im unbegrenzten Zahlenraume den beiden letzten Jahren Vorbehalten ind. Die Realien sind ebenfalls auf ein kleinstes Maß beschränkt und sind im Anschluß an das Lesebuch zu vermitteln. Für die normalen ein- und zweiklassigen, und die nicht normalen drei- und mehrklassige» Schulen sind die Lehrziele etwas weiter gesteckt, aber immerhin gegen die bisherigen Bestimmungen erheblich eingeschränkt worden. — vr. Mackenzie hat, der „Voss. Ztg." zufolge, seine seit längerer Zeit beabsichtigte kurze Reise nach England, um seine Familie und einen Theil seiner dortigen Patienten zu besuchen, zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben. Gerade jetzt möchte der Kaiser, da die Besserung in seinem B inden täglich Fortschritte macht, Mackenzie am wenigstens entbehren und hat ihm daher den Wunsch ausgesprochen, für die nächste Zeit von seiner Reise abzusehen. — Die geplante deutsche Spirituskommissionsbank ist abermals als gescheitert anzusehen. Nachdem die Anmeldefrist für die Bank am Mittwoch abgelaufen war, ohne daß das zur Bedingung gemachte Maß von Anmeldungen erreicht worden, und nachdem sodann seitens der Spiritushändler eine Verlängerung des Termins bis zum 15. Juni mit der Minimalgrenze von 85 Proceut des Kontingents be schlossen worden, hat die Berliner Handelsgesellschaft, die sich zur Finanzirung der neuen Bank erboten hatte, ebenso wie die Dele- girtcn des Vereins der Spiritusfabrikantcn Deutschlands die Ver längerung des Termins für die Beitrittserklärungen auf dieser Grund lage abgclchnt. Damit ist das Scheitern des Projektes als endgültig anzusehen. — Das Direktorium des Centralverbandes deutscher Industrieller hat in seiner letzten Sitzung unter Anderem beschlossen, in Bezug auf die Errichtung einer direkten Dampferverbindung zwischen den deutsche» Nordseehäfcn und Ostindien Ermittelungen bei seinen Mit gliedern darüber anzustellen, in welcher Weise die in den Seestädten vorliegenden Projekte am besten Seitens des Ccntralvcrbandes ge fördert werden können. Frühere Unifragen haben bereits ergeben, daß von dem deutschen Handel und der deutschen Industrie die Er richtung einer solchen direkten Verbindung lebhaft gewünscht wird. — Den Bestrebungen zur Hebung der Hochseefischerei wird be kanntlich von Seiten der deutschen Reichsregierung große Aufmerk samkeit gewidmet. So sind jüngst wieder einem Mitglieds des Fischereivereins für den Kreis Norden die Mittel zu einer drei monatlichen Belehrungsreise ins Ausland bewilligt worden, welche Reise jenes Mitglied zur Lösung der Frage anzulrete» hat, ob sich die kleineren und mittelgroßen Handelsfahrzeuge, die in Ostfriesland zahlreich vertreten sind und die in der Schifffahrt wenig oder nichts verdienen, für die Fischerei verwenden ließe». — Das Vereinigte-Staalen-Bezirksgcricht in Texas hat unter dem Vorbehalt der Genehmigung des Staatsdepartements die Aus könnte, jagte er in dem Taumel der Sinneulust weiter, immer tiefer hinein. Ein Jahr ging hin. Den Rest seines Vermögens halte er mit. leichtem Sinne vergeudet; Louis Corillac sank eine Stufe tiefer hinab. Es konnte ihm nicht schwer fallen, bei Leuten, denen seine Verhältnisse unbekannt waren, Kredit zu erhalten, und daß er seine Schulden häufte, braucht wohl hier nicht erwähnt zu sein. So taumelte er weiter, Schritt um Schritt abwärts: da kündete ihm das Glück, auf welches er vertraute, einen lichten Ausweg an. Madame de Ossurcff, eine reiche Wittwe, Russin, die in Paris seit einem Jahre privatisirte, hatte sich in den schönen, jungen Bonvivant ernstliche» Sinnes verliebt. Madame de Ossureff, ihre Vergangenheit betreffend, erfreute sich nicht des besondersten Rufes; man sprach dies und jenes, aber die Wittwe war reich, sie lebte auf großem Fuße; war dies nicht Grund in Fülle, daß Louis Corillac ihre Anspielungen acceptirte? Er bot ihr die Hand an, ein ver jüngtes Genießen ging ihm in dieser reichen Verbindung auf. Täg lich ward er von jetzt ab in ihrer Gesellschaft gesehen. Wie einst bei Lizzie Elmiot, so verstand er es auch hier, den verliebten Schwärmer zu spielen; Madame de Ossureff dünkte sich glücklich und ersehnte nur, durch das Band der Ehe sich an Louis Corillac gefesselt zu sehen. Ja, Louis lebte; er genoß wieder die Welt, nichts, was das Leben animiren kann, durfte ihm ferner entgehen. Wo war er nur heute? In den Champs Elysees wogte es von Equipagen und herzu drängenden Schaulustigen, in unabsehbarer Fluth. — Kunstreiter aus Arabien, die ein Weltruf begleitete, hatten einen Zyklus von Vor stellungen eröffnet; Koryphäen auf dem Gebiete der Gymnastik ge sellten sich dazu. Der Circus, in allen Räumen überfüllt, schien zu brechen; auf den Gallerten ballte sich der Pöbel, Logen und Sperr sitze waren von der Elite der Gesellschaft übersät. — Sie hatten an den Produktionen dieser wilden Civilisation miteinander ihr Ent zücken; das Volk schrie und jauchzte, die Gesellschaft applaudirtc, alles jubelte in Freude. Louis Corillac und Madame de Ossureff waren unter dem Publikum. Die Vorstellung lief ihren Gang. Jetzt gab es eine Pause, dann machte die Keine Zahl der Gymnastiker ihr Entree. Die Leistung der jungen Leute war unübertroffen; des Applau- direns und äs. ouxo Rufens schien kein Ende zu sein. — Man wiederholte, rcpetirte nochmals, dann trat der Jüngere, ein gvld- lockigcr Knabe von 12 k»s 13 Jahren, allein vor. „Allons!" kvmmandirte es mit gedämpfter Stimme hinter der Scene: „Dein verwegenstes Stückchen heute dem Publikum!" Der Knabe zögerte; man say es, er bebte. Angstvoll hafteten seine Augen auf der fliegenden Schaukel; erst der sich heftiger wieder holende Befehl trieb ihn vor. Er erfaßte das Seil und schwang sich mit leichter Mühe an der Schaukel empor. — Nun saß er; eine Sekunde und das hals brecherische Spielzeug war von der Scene in Bewegung gesetzt. Hei, wie das sauste! liegend, zum Knäuel gerollt, jetzt an einem Arm, wieder empor und an den Beine» herunter, — die Musik ent sandte ihre brausendsten Weisen dazu. „ExcellentI" meinte Louis Corillac; „einem Affen gleich turnt der Range." Madame de Ossureff hatte den Blick abgewandt. „Ein so ge fährliches Spiel," erwiderte sie in Erregung. „Wie leicht kann eS passircn — —" Sie vollendete nicht; ein Schrei entfuhr ihren Lippen. Das ganze Haus widerhallte den Ton. Wie von einer Panik ergriffen, fuhr alles empor. Ein Seil war gerissen, die Schaukel kippte, der kühne Turner, seiner Sinne beraubt, stürzte in die Tiefe — unter das Publikum. Aerzte, die zugegen waren, eilten herzu; der Knabe athmete noch, Dank dem Himmel! Hatte er gleich die schwersten Verletzungen erlitten, er lebte; aber einen Herrn, über dessen Haupt er gestürzt war. hatte er durch die Wucht des Falles mit zu Boden gerissen; auch dieser, gleich dem Knaben, lag besinnungslos auf den Boden gestreckt. Man Prüfte seinen Zustand; der linke Arm war gebrochen; auch zwei Finger der rechten Hand schienen erheblich verletzt. Sorgsam hebend trug man die Verwundeten hinweg; jenen Herrn geleitete man in seine Wohnung, der Knabe wurde in ein Hospital gebracht. — Es halte Niemand eine Ahnung, wie nahe sie sich gestanden, die das Schicksal miteinander getroffen: sie wußten «S ja selbst nicht; sie waren Vater und Sohn. Mit dem Sturze des Knaben war des Vaters Glücksstern ge sunken ; ein höherer Vergelter halte strafend seinen Blitzstrahl gesandt. Ein Jahr ging hin, bevor Louis Corillac aus dem Siechen hause, wohin man ihn endlich hatte bringen müssen, entlassen war. Der
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