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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.11.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189111130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-13
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.11.1891
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fitzen d zahlreick Bevölke Million Bcwnsf do Sul des Kai Silveir hat seit Einsluf ja die ' lichen 6 zum P den wl bisher do Su> mit G> Absallt der mi nach a über d Einwn Heimai darf. Heimri zum E .zu woi nicht i brauch sächsisl 2. Se> noch 1 daß si einzcli Sklav vor 6 nichts Liehen chierhe des 2 sitzun minis Der i einen einbe und willkl nicht Anln Eise, Besä gerei Diese He daß sie k de» darm daraus e, ^in; deri Lampe, d gekleidete geleitete I mit den ' rung geß sie der z> bei Fräst legen. ? euva Brc sah-' Di vorgeftell Mr die zu lassen als fühlt Rennt I Kommen Advokat belgischer dürfen, l Stellen ! würde, und mit Versamn Das einer M für den lchiedene die Majl welche se der Radi Tie kons Kadinrt Strömur die gemt eine Kat aus dem Die mit deka keiiserllt Die best Telkgra; aus Per rung ein Unabhä: Sul an Zonseca schäft do Rcpubli Haupt b größer i Brasilie lianischc bedingu schließei bestände guay, n Wr<r»er»er «Gtz-ige- -«L Gell« 2. i«N. stetsinnige „Bvfs.Ztg." ist sehr unzufrieden. Sie schreibt: .Wenn! nach Frankreich gerichtet, und gezeigt, daß dieser Staat that- die Regierung aus dem bisherigen Zickzack-Wege fortschreitrt, so sächlich isokirt ist, trotz seiner Verbrüderung mit dem ohnmächtigen wird es ihr bald wir der Regierung in der Mitte der vierziger Rußland. Und da» ist auch da» Friedensmoment, da» beiden noch nicht dazu geführt, die Gefahren der politischen Lage Europas zu beseitigen oder die allgemeinen miliiärischen Rüst- 1t2. Fori,ctzungj sNaMbruck verboten/! Im Laune geheimer Machte. Original-Roman von Adolphe Belüt. durch nichts erschüttert zu werden vermag. Niedergedrückt stzt der Angeklagte auf seiner Bank, bleich, anscheinend hossnungslos, vergebliche Versuche machend, sich hinter seinem Vertheidiger, hinter den Beamten neben ihm, all' den zahllosen Blicken zu entziehen, die aus ihn gerichtet sind, all' der Heftigkeit, die er sonst gezeigt, beraubt, niedergeworfen durch das Schicksal, das ihn betroffen, entwaffnet durch die Verzweiflung, der er sich bin- gegeben. Jeanne aber, seine Tochter, der man gestattet hat, ihm zur Seite an den Verhandlungen theilzunehmen*, sie, das neun zehnjährige Mädchen, war in der Bertheidigung ihres Vaters von unwandelbarer Geistesgegenwart, die sich keinen günstig zu be nutzenden Umstand entgehen läßt, Thatsache» hervorzuheben oder zu rügen, dem Vertheidiger Raih zu ertheilen oder ihm mit ihrem treuen Gedächtniß zu Hilse zu kommen. Immer wieder * Abermals ein Moment, das, wie der Beriajicr zeigt, im hanzösischen Gerichtsverfahren statthaft, nach deutschem Verfahren unmöglich wäre. Nnm. d. Uebers. .Sie find überzeugt, daß legerem Umstande kein Hinderniß im Wege steht?' „Dank diesem glücklichen Todesfälle: ja!" versicherte Orsilofs mit seinen, unveränderlichen Gleichmuth. „Ich kenne das Testament des Grasen und bin meiner Sache sicher. Die Angelegenheit, zu der wir uns zusammengethan, steht bester als je ... und ä propoa, ich hege in Anbetracht dieser günstigen Sachlage die Absicht, mein eingeschossenes Kapital entsprechend zu erhöhen. Gestatten Sie mir morgen einige Fonds, die Ihre Kosten aus einige Monate hin decken lverden, in Ihre Hände niederzulegen." Märieux verbeugte sich erstaunt und stumm. Einige Worte bloßer Höflichkeit schlossen die Unterredung und die beiden Geschäfts freunde schieden. noch außen zu schützen vermöge, das sei nicht abzusehrn. England müsse eS daher unter allen Umständen ablehnen, sich zu einem I zahlreich war auch die elegante Welt der russischen Kolonie vertreten I Und obwohl aus den verschiedensten Elementen zusammengesetzt, ermüdet durch die stundenlangen Debatten, denen man lauscht, erregt, erschüttert, in fieberhafter Spannung, verharrt diese Menge doch kauttaS und folgt den Worten des Präsidenten, der soeben fein Refumö schließt, mit einer stummen Unermüdlichkeit, die Reden innewohnt. Der Friede wird nicht erhofft, sondern er zwungen; da» ist geschichtlich auch immer folgenreicher gewesen al» schwächliche Anwendung von Abwehrmitteln. Ein deutscher Teilnehmer der interparlamentarischen Friedenskonferenz in Rom schreibt von dort der .Nat.-lib. Korr." : Man kann von der römischen Konferenz sagen, daß sie weit kündet den Spruch des Gerichts. Es verurtheilt Jean Bärard zu lebenslänglicher Zwangsarbeit. *) Jeanne Berard verläßt nach dem Spruch ihren Sitz, schreitet zwei Schritte gegen die Bank der Geschworenen vor, und, die Arme aus der Brust kreuzend, die Männer mit brennendem, durch bohrendem Blick messend, ruft sie ihnen zu: .Meine Herren, Sie haben einen Unschuldigen verurtheilt, und ich, ich werde nicht ruhen, noch rasten, bis ich Ihren ungerechten Spruch vernichtet!' 17. Kapitel. Erschöpft, den tiefsten Schmerz im Herzen, war Jeanne in ihre! kleine Wohnung zurückgekehrt, die sie seit der Verhaftung ihn» Vaters in der Rue Saint-Honorö inne batte Sie war am Tage nach jener Verhaftung aus dem Unglücks- Hause des Boulevard de Coureelles geschieden, dem Gericht, dem Polizeibeamten Alles zurücklassend, was bisher ihr kleines Besitz-! thum gebildet, die Möbel, all' jene Gegenstände, welche sie an die glücklicheren Tage ihres Lebens erinnerten, nichts weiter mit sich! nehmend, als was ihre bescheidene Garderobe ausmachie, und! einige zu theure Familien-Portraits, welche dem Hammer desl Auktionators preiszugeben dem Gerichtsvollzieher zu unbedeutend,! sie für die Untersuchung mit Beschlag zu belegen den Justizbe-I amten zu harmlos waren. Einige hundert Franks, welche sie aus dem Verkauf ihm! eigenen Sachen gelöst oder aus dem Verkaufe des Mobiliars ihr! noch zugefallen, hatten seitdem ihr anspruchsloses Leben gefristet.! Ihre Zeit brachte sie an der Seite ihres gefangenen Vaters zu,! soweit ihr die Erlaubnis; hierzu ertheilt wurde, oder in Unter«! redungen mit seinem Vertheidiger oder auch in emsigem Nach«« forschen, Suchen, Erwägen, unablässig bemüht, für ihn zu wirken,! Beweise seiner Unschuld zu ermitteln, ihn zu retten. Und jetzt! Alles vergeblich, dennoch dieses fürchterliche Uriheil! Gleichwohl hatte sie in der Nacht, die diesem schreckliche«! Urtheil folgte, schlafen tonnen. Ein glücklicher Erfolg, eine Frei«! sprechung würde sie durch die hochaufjubelnde Freude darüber! wach gehalten haben. Die erlittene Niederlage ließ sie sich mit I Ausbleiung ihrer ganzen Energie zum Ruhen zwingen. Siti wußte, daß sie der Ruhe bedürfe, um Kraft zu weiterem Handel« I zu gewinnen, da ihrer noch Vieles harrte, und die vollständige! Abspannung ihrer Nerven kam ihr zu Hilfe; sie schlief eine«! liefen, traumlosen Schlaf, wie sie ihn seit den drei Monaten de I schrecklichen Untersuchungszeit nicht genossen. Neugestärlt erwachte sie, neugestärtt zu erneutem Handeln.! Schnell kleidete sie sich an, entschlossen, vor Allem zu ihrem un-! glücklichen Vaier zu eilen, mit dem man ihr eine letzte Unter« I rcdung nicht verweigern würde. -izoryetzunq solgtt Enlsraccheud der ZuchNmus strafe im deutschen Strasrechtsvcrsaliren. I Der Ausdruck , .Zuchtbausstrasc" war hier nicht anzuwcndcn, weil die I Franzosen eigentliche Zuchthäuser nick! haben, sondern die entsprechende > S'rase bei ihnen in den sür die Deporlirten bestimmten überseeische« I Kolonien verbüßt wird. Anin. d. Uebers. I Wir verlautet, hätte der Kaiser beim letzten Terrle den Alt- czrchrn Pollak und Dostal gegenüber geäußert, die VersöhuungS- ivee müsse durchdringen, die Gegner derselben sprächen nur Phrasen zum Fenster hinaus, er bedauere die Wirrnisse in Böhmen und hoffe, daß die Bevölkerung bald zur Beruhigung komme. Gegenüber dem Delegirten Ruß, welcher an dem Friedenskongreß in Rom Theil genommen hatte, hätte der Kaiser bemerkt, auf diesem Wege werde das erwünschte Ziel nicht erreicht werden. Zu dem Delegirten Demel, welcher bemerkte, die Thronrede ent halte hoffnungsvolle Friedensversicherungen, hätte der Kaiser ge sagt, man müsse dieselben mit der größten Vorsicht aufnehmen,, da sie zunächst auf Erwartungen beruhten, deren Realisirung in höchstem Grade wünschcnswerth sei. Der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Oesterreich- Ungarns, GrafKalnoky, begeht am 21. November einen seltenen Gedenktag. ES werden zehn Jahre, daß er an dir Spitze des Ministeriums dcs Aeußeren getreten ist und seit dem Fürsten Metternich ist eS das erste Mal, daß dieser Posten so lange in einer Hand verblieb. Graf Kalnoky Hal aber nicht nur eine für österreichische Verhältnisse lange, ec hat auch eine erfolgreiche Amtsdauer hinter sich, da der Friede in dieser Zeil lrotz zahl reicher sich immer ernster und gefahrvoller gestaltender Ver wickelungen erhalten und der Einfluß Oesterreich-Ungarns im Dreibunde stet» der gleiche blieb. Zur Zeit der bulgarischen Krise hat seine ruhige, nichts überstürzende Politik wesentlich zur Erhaltung der Ruhe auf dem Balkan beigetragen. Bon ungari scher Seile wird eine parlamentarische Kundgebung zu diesem Ju biläum angeregt. Eine solche wäre umso bedeutsamer, als Graf Kalnoky in der ersten Zeit seiner Ministerschaft mancher Gegner schaft in Ungarn begegnete und die ungarische Delegation ihnr noch vor drel Jahren ihr Vertrauen nur in sehr abgelühlter Art volirte. Daß die österreichischen Abgeordneten einer Ehrung nicht sernbleiben werden, kann als selbstverständlich angenomineir werden. lieber die in Belgien betriebene planmäßige Deutschenhetzc schreibt man der .Köln. Ztg.": In der letzten Versammlung des vor einigen Monaten gegründeten nationalen vlämischen Bundes wurde über die Handhabung der Sprachgesetze vor Gerickt, in der- Bürgerwehr, auf den Prioatbahnen und im Unterrichlswesen be richtet. Die Berichte bekunden, daß der Verein in kurzer Zeit recht tüchtig gearbeitet hat. Aus den Verhandlungen sei hier ein besonders bcmerkenswerther Zwischenfall hervorgehoben, der dem deutschen Leser zu denken geben mag. In der Brüsseler öffentlichen, von der Stadtverwaltung eingerichteten und von der Regierung durch Zuschüsse unterstützten, durch einen staatlichen Inspektor beaufsichtigten höher» Volksschule der Rue du Peuplier haben die Schüler eine französische Grammatik in Händen, welche mittels der darin aufgcnommenen Gedächtnißübungcn offenkundig französischen Chauvinismus bei den Schülern zu wecken bezweck. , Herr Philipp Van Cauleren machte diese Entdeckung am Freitag, ' begab sich sofort nach dem Rathhause und erhielt von dem Bürger meister und dein Schöffen sür Unterrichlswesen die Versicherung, daß das Buch baldmöglichst aus der Schule verschwinden solle. Redner legte das Buch vor und verlas die Kraststellen daraus. U. A. ist auf Seite 17 eine Stelle über „die Grenzen Galliens" zu lesen: „Der Rhein war keine genügende Schutzgrenze; auch ist Frankreich häufig von dort her mit Krieg überzogen worden Es hat heute die Gebiete verloren, welche die Schweiz, Elsaß-Loth- ringen, Rheinpreußen, Belgien und Holland ausmachen." Ein Gedicht von Döroulede durfte natürlich unter den Hebungen nicht fehlen, ebenso wenig wie ein Lob der Franktireurs, das mit einer Verherrlichung des Meuchelmordes endigt. Folgende wahnwitzige Erzählung des alten Ernest Legouv»- erregte bei der Verlesung schallende Heiterkeit: „Die Vaterlandsliebe der Frauen Elsaß- Lothringcns ist derjenigen der Männer wenigstens gleich gewesen und ihr edler Groll gegen unsere Feinde Hal manchmal sicherere Waffen gesunden, um sie in's Herz zu treffen, als Chassepms und Kanonen sind. Folgende Thatsache kann ich als echt verbürgen. Bei einer Straßburger Dame wohnten zwei preußische Offiziere. de» zu Bearbeitenden im einzelnen Falle recht geschickt angepaßi Gewesen. Der Bauer wurde mit „Freiheit', der Arbeiter mit „höherem Lohn" geködert, Allen aber versprach man billige Le- benSmittel und — billigen Branntwein! DaS wird sogar von gegnerischer Seite zugegeben. Die „Rat.-Ztg." schreibt wörtlich: „Die ländlichen Tagelöhner, die früher fast ausnahmslos der von ihren Gutsherren auSgegebenen Wahlparole willig oder unwillig folgten, haben sich diesmal infolge der in Won und Schrift so heftig betriebenen Agitation der Deutschfrrisinnigen v.n ihren Arbettgebrrn abgewandt, in der Hoffnung, dadurch billigeres Brot und „billigen SchnapS" zu erholten." Es mag übertrieben klingen, aber e» ist Wahrheit: Einem großen Theil der Wühler hat ein deulschsreisinnige» Paradies »orgcschivebt, zu dessen Haupt- schönheilrn lustig sprudelnde SchnapSguellen gehörten, welche ihr Produkt möglichst billig darböten. E» kurfirt hier bereits eine große Menge Anekdoten, die sich auf diesen Punkt beziehen, und die vor anderen den Vorzug haben, wohl zum größten Theile wahr zu sein. Ein Landmann z. B verlangte in einer Restauration ein Liter Branntwein und legte 30 Pfennig auf den Tisch des Hause». Gastwirth: „DaS Liter kostet 2 Marl." Käufer: „Na nU, wie hrwwen doch Dau wählt, da füll doch de Brannwin billig , Warden!" Gastwirth: „Na, beruhigen Sie sich, so schnell geht daS nicht!" In Toglöhnerkreisen soll sich schon jetzl Enttäuschung «bestellen über da» Ausbleiben von Schiffsladungen mit Reis, Kaffee u. s. w., lauter schönen Dingen, welcht man ihnen in Aus sicht gestellt hatte, wenn sie den Freisinnigen wählen würden! Die FrirdenSreden der leitendeneuropäischrnStaats- »änner haben diesmal ein bemerkenSwerthes Gepräge, das nicht übersehen werden darf. Sie klingen durchweg in scharf ausge- - prägten, Selbstbewußtsein aus. Der endliche Premier, der erklärt, nicht ein einziges Wölkchen sei am politischen Horizont zu ent decken, bespricht gleich darauf die ägyptische Frage mit einem nicht mißzuvei stehenden Hinweis darauf, daß England die Aus gabe erfüllen müsse, die eS aus eigenen Kräften und ohne die gewünschte Unterstützung anderer Mächte (Frankreichs) vor Jahren auf eigene Gefahr übernommen habe, daß eS nun auch in Aegypten zum Schutze des Landes bleiben müsse. Wie lange es dauern werde, bis das Land sich selbst im Innern zu verwalten und sprach sie ihrem angeklagten Vater Muth zu und gewann das ganze Auditorium, das Gericht, die Zeugen, das Publikum durch ihre Tapferkeit nicht minder wie durch ihre Schönheit. Das Resumä des Präsidenten ist beendigt, er hat der Jury die Fragen vorgelegt, die sie beantworten soll; sie zieht sich in ihr BerathungSzimmer zurück. Eine halbe Stunde athemloser Erwartung verfließt, dann er tönt eine Glocke, welche die Rückkehr der Geschworenen verkündet und jedes Wort im Saale schweigen macht. Die Thür öffnet sich und die Jury, ihren Obmann an der Spitze, erscheint. Der Obmann tritt einen Schritt vor und, seine rechte Hand betheuernd auf die Brust legend, verkündet er mit fester, feierlicher Stimme: „Auf meine Ehre und mein Gewissen, vor Gott und den Menschen, der Ausspruch der Jury ist: Ja, der Angeklagte ist schuldig — ja, es walten mildernde Umstände ob." Eine leise, tiefe Bewegung läuft durch den Saal. Jeanne Bürard, flammenden Auges erhebt sie sich und will sprechen. Der Vertheidiger ergreift ihre Hände, zieht sie sanft auf ihren Sitz zurück und beschwört sie mit leiser Stimme, zu schweigen. Sie gehorcht und sinkt bleich, schaudernd, stumm auf ihren Stuhl nieder. Der Angeklagte wird hereingeführt. Er wirst einen Blick aus seine Tochter, begreift im Moment, daß er verloren ist — sein Antlitz wirb noch um einen Schalten bleicher, er senkt kraftlos den Kops und klammert sich an die Brüstung seiner Bank, um Halt zu gewinnen. Tann noch die Frage des Präsidenten an ven Angeklagten und seinen Vertheidiger, ob sie zur Bemessung der Strafe etwas zu bemerken hätten. Sie antworten nicht. Die Richter erheben sich von ihren Sitzen und bcrathen, ohne den Saal zu verlassen, auf der Estrade. Nach wenigen Minuten nehmen sie ihre Plätze wieder ein, der Präsident verliest den Text einiger Gesctzesparagraphen und ver- RudiniS zu sagen, welcher die Ausrechthaltung des bisherigen Zustandes im Mittelmeere betont und sie als ein unvermcrdliches Ersorderniß der italienischen Friedenspolitik erklärte. Da Frank reich daS Gleichgewicht im Mittelmeer häufig bewußt verletzt (wir er- ionern an die Schaffung eines neuen großen Kriegshafens in vicerta, obwohl der „Bardo-Vertrag", der die Oberherrschaft Frankreich- in Tunis frststrllte, daS besondere Versprechen ent hielt, daß die Befestigung der hochbedeutenden Stellung von vicerta unterbleiben werde), so darf der Hinweis Rudinis als eine ernste Warnung angesehen werden, dir man im Elysee wohl verstehen wird. Ob man sie beherzigen wird, ist eine andere Frage. In jedem Falle haben beide Staatsmänner deutliche Winke überwiegend aus ernsten und verständigen Männern bestand. Nichtsdestoweniger beherrschte der tolle italienische Irredentist Jmbriani mit einigen französischen Schreiern daS Feld, und nur der sehr weitgehenden Energie deS Präsidenten Biancheri war eS zu danken, daß der Antrag dieser Gruppe, welcher als Basis des Friedens eine Revision der Karte Europas nach dem strikten Nationalitütsprinzip und die Entscheidung über Krieg und Frieden durch das Volk verlangte, nicht sofort zur Verhandlung kam, son dern für die nächstjährige Versammlung in Bern ausgespart wurde. Wäre die große Mehrheit der angemeldeten Franzosen nicht durch die von deutscher Seite durchgrsrtztr Beseitigung Bonghi's von der Konferenz zurückgehalten worden, so hätte sich die Diskussion dieses Antrags, die nothwendig die Friedensversammlung alsbald in ein Schlachtfeld verwandeln mußte, schon jetzt kaum vermeiden lassen. Nach diesen Erfahrungen und angesichts dieser Aussichten für die Zukunft wird man den wahren Freunden der Schiedsgerichtsidee nur rathen können, nach zweckmäßigeren Mitteln ihrer Propaganda zu suchen, als die interparlamentarische Konferenz im wetteren Verlause zu werden verspricht. Der wirkliche Nutzen, welcher der diesjährigen Veranstaltung nicht abgesprochen werden kann, liegt einzig und allein darin, daß eine Anzahl Politiker aller euro päischen Nationen außerhalb der offiziellen Versammlungen mit' einander in persönliche Berührung gekommen ist. Es ist das vor Allem der überaus glänzenden Gastfreundlichkeit zu danken, welche den Mitgliedern der Konferenz von dem Präsidenten der Depu- tirienlammer, Biancheri, von dem Bürgermeister der Stadt Rom, Herzog v. Sermoneta, und von dem Abg. Fürsten Odescalchi erwiesen wurde. Bei dem besonderen Interesse, welches Deutsch land an Italien nimmt, ist zu bedauern (?), daß die deutschen Parlamentarier nicht in größerer Zahl der Einladung nach Rom gefolgt waren. Als eine erfreuliche Thatsache aber ist zu ver zeichnen, daß die anwesenden 16 unter Beiseitelassung der hei mischen Porteiunterschiede von Anfang bis zu Ende in voller Einmüthigkeit vorgegangen sind. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich empfing am Mittwoch die Mitglieder der ungarischen Delegation. Die Rede, mit welcher der Kaiser die Ansprache des Delegationsprüsidcnten beantwortete, ! lautet in den Hauptsätzen, wie folgt: „Mit Befriedigung kann ich es aussprechen, daß wir mit allen Mächten in durchaus freund- lichen Beziehungen stehen. In vollem Einklänge mit unseren ! Verbündeten erblicke ich in der Erhaltung des europäischen! Fliedens die sicherste Gewähr für das Glück und das Gedeihen ! der Völker. Meine Regierung verliert dieses Ziel nicht aus dem > 16. Kapitel. Im großen Assisen-Saale des Pariser Justizpalastes findet die Verhandlung des sensationellen Falles Berard statt. Es ist Abends acht Uhr; die seit dem Morgen währende Sitzung ist in ihr spannendstes Stadium getreten, in das Stadium, wo nach dem Plaidoyer, nach dem Resume des Präsidenten, die Geschworenen sich zur geheimen Berathung zurückziehen sollen, um ihr Verdikt über den Angeklagten zu fällen. Die in dem Raume angebrachten Lampen erleuchten, mit Ausnahme deS Platzes, um den sich die an der Sitzung Betheiligtcn gruppiren, den weiten Saal nur schwach und hüllen ihn in ein graues, melancholisches Dämmerlicht. Die Luft ist heiß, erstickend, die Menge der Anwesenden sitzt und steht dicht zusammengedrängt in dem großen Raume. Sie hat sich langsam, von der herrschenden Spannung getrieben, und in ihr unbemerkt, vorwärts geschoben nach allen Plätzen hin, die sür sie erreichbar und die zum Theil ihr verwehrt waren. Längst hat sie sich auf und zwischen die Stühle und Bänke gedrängt, welche den Zeugen oder einigen be vorzugten Personen bestimmt waren, wo sie, so gut es ging, Platz nahmen. Zwischen den Tischen der Bericht erstattenden Journalisten, zwischen den Bänken der zuhörenden Advokaten steht dicht gedrängt daS athemlos lauschende Publikum. Auf der Estrade des Grrichlshoss, hinter dem Päsidenten, hinter den Richtern haben gegen fünfzig Personen Platz gefunden, denen man aus besonderer Rücksicht auf ihre Stellung dort Zulaß gewährt: höhere Beamte, Abgeordnete, Senatoren. Die Menge besteht aus Damen und Herren der vornehmsten wie der geringsten Stände, besonders ungen zum Stillstände zu bringen, da aber das Friedensbedürsniß sich so allgemein und einmüthig bekundet, so erscheint die Hoff nung aus eine endliche Erreichung jenes Zieles nicht ausge schlossen. Möge es mir beschieden sein, meinen Völkern die frohe Botschaft verkünden zu können, daß die gegenwärtigen Sorgen und Lasten des bedrohten Friedens ihr Ende erreicht haben. Die Ihnen zur verfassungsmäßigen Behandlung zugehenden Vorlagen geben Zeugniß davon, daß meine Regierungen mit größter Ge wissenhaftigkeit die finanzielle Lage der Monarchie in Betracht ge zogen und im Voranschläge für das stehende Heer und die Marine sich für das nächste Jahr auf die unauffchiebaren und dringendsten Bedürfnisse beschränkt haben, wobei sehr wichtige An forderungen der Heeresleitung vertagt werden mußten. „ pieaiM Jahre gehen, daß ihr nämlich überall Unbehagen und Verstim- «ung, nirgend» aber freudige, rückhaltlose Unterstützung begegnet." Die „Zeitung für Hinterpommern" bringt unter der Urber- fchrist: „Kleine Ursachen — große Wirkungen" einen Artikel, der sich rn it der Stolper Wahl besaßt. Wir entnehmen daraus dir folgende Schilderung der freisinnigen Wahlmache, die In jenen Kreisen getrieben worden ist. „Die Mittel, welche die Gegner bei der Bearbeitung de» Wähler» anwandteu, der durch ungünstige Ver hältnisse auf da» Beste vorbereitet war, sind »er Individualität bestimmten Termin der Räumung zu verpflichten. Das ist, Auge und es kommen uns auch von allen Kabinetten Versicher- wie gesagt, nicht mißzuverstehen und schafft klare Verhältnisse, ungen gleich friedlicher Bestrebungen zu. Zwar Hai dies bisher England setzt sich in der ägyptischen Frage also in einen direkten ' Gegensatz zu Frankreich und hat den Muth, dies ohne Umschweife aller Welt zu offenbaren. — Aehnliches ist in Betreff der Rede
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