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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.11.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189111207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-20
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 20.11.1891
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November. — Der feierliche Empfang, welchen man in Wien von Seiten deS HofeS und der Bevölkerung Ihre« Majestäten -em «Sni« ««d der »Snigi« »o« Sachsen, sowie den Prinzen «nd drr Prinzessin deS König!, sächsischen HauseS gestern Abend bereitete, bezeugte, wie herzlich und innig die Beziehungen zwischen dem sächsischen und dem österreichischen Fürstenhause sind. Ruht allein Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich und die meisten Mitglieder des Kaiserhauses betheiligten sich an dem Empfange, auch die Kaiserlichen und städtischen Behörden, Korporationen und Vereine, die Bevölkerung Wiens selbst nahmen den regsten An« theil am Einzüge und haben die Begrüßung der Mitglieder de» sächsischen Königshauses zu einer großen Kundgebung im schönsten Sinne des Wortes gestaltet. Der sächsische Sondcrzug traf Abend» 8 Uhr aus dem Nvrdwestbahnhof in Wien ein. Auf dem Perron waren Kaiser Franz Joseph und hie in Wien anwesenden Erz herzöge, unter ihnen der Großherzog von Toskana und dessen Sobn Leopold Ferdinand, erschienen, ferner der sächsische Ge sandte Graf Wallwitz, Statthalter Graf Kielmansegg, der Stell vertreter des beurlaubten KorpSkommandanten Feldmarschalllieute nant Gradl, die Ehren-Kavaliere Sr. Majestät des Königs und der Königin und Ihrer König!. Hoheiten der Prinzen und der Prinzessin des Königlichen HauseS, sowie die Ehrendamen Ihrer Majestät der Königin und Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde. Vor dem Perron war eine Ehrenkompagnie mit Fahne und Musik des Jufanterie-Regiments Graf Jellacic Nr. 69 in Paradeuniform mit Feldzeichen von Tannenreisig aufgestellt. Ferner waren die vorgesetzten Generäle in Gala, höhere Offiziere und StaatS- -eamte, der Bürgermeister und andere Herren erschienen. Die Kapelle pielte bei Ankunft der sächsischenhohen HerrschaftendieSachsenhymn«. Die Monarchen umarmten und küßten einander wiederholt herz lichst. Der Kaiser küßte der Königin die Hand, während der König die anwesenden Erzherzöge durch Handschlag begrüßte. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften und daS gejammte Gefolge bestiegen die bereitstehenden Equipagen und fuhren durch die Taborstraße, Kaiser-Josefstraße, Praterstraße, über die Aspern brücke, den Ring und den äußeren Burgplatz nach der Hofburg. Die Jmperial-Kontinental-GaS-Association hatte die Straßen, durch welche der Zug sich bewegte, durch Flammenverstärkungen glänzend erleuchtet, die Häuser waren reich illuminirt und geflaggt. Der Wiener Schützenverein hatte vor dem Nordwestbahnhof mit der Musikkapelle Aufstellung genommen und spielte, während der Zug vorüberfuhr, die deutsche Hymne, auf der Ringstraße hatte da» Veteranen Korps — etwa 1500 Mann — mit farbigen Lampions Aufstellung genommen, und überall, wo sich die jächsischen und österreichischen Herrschaften zeigten, wurden sie von der Bevölkerung Wiens jubelnd begrüßt. In der Hofburg empfing die Erzherzogin Maria Theresia mit den in Wien weilenden Erzherzoginnen die achsischen Herrschaften, ferner der erste Oberhofmeister General. der Kavallerie Prinz zu Hohenlohe und der Oberzeremonienmeister Graf Hunyady. Graf Kalnoky, sowie die obersten Hofchargen waren zur Aufwartung anwesend. Nach einem kurzen Cercle fand sodann ein Familiensonper statt. — Der blühenve Zustand der sächsische«; Staat»« si«a«ze«, der schon lange ein Gegenstand deS Neides für andere Staaten ist, ergiebt sich insbesondere auch auS einer Vergleichung des Staatsvermögens und der Staatsschulden in Sachsen. Nach dem den Ständen kürzlich vorgelegten Rechen schaftsbericht auf die Jahre 1888 und 1889 war daS sächsische Staatsvermögen am Schluffe dieser Finanzperiode nahezu doppelt so hoch, wie der Betrag seiner Staatsschulden, daS StaatSver- mögen nämlich hatte einen Gesammtwerth von weit über eine Milliarde Mark (1104671099 M.), die Schulden aber betrugen etwas über 630 Mill. M. (630301724 M.). Dabei ist besonders zu beachten, daß sich die Staatsschulden in dem genannten Zeit raum um 15 Mill. M. vermindert haben, während daS StaatS- vermögen um fast 48 Mill. M. gewachsen ist. DaS immobile Vermögen, das allein über 900 Mill. M. beträgt, liegt hauptsäch lich in den Staatseisenbahnen und Forsten. Zur Verzinsung und allmählichen Tilgung der Staatsanleihen, welche fast ausschließlich zu produktiven Zwecken (Anlage von Eisenbahnen u. s. w.) ge macht worden sind, reichte der Ueberschuß auS den Eisenbahnen nicht nur aus, sondern er ergab auch noch ein Mehr von 7'/, Millionen Mark. — Der gestrige Familienabend des Handwerker-Betti«» zu Ureiberg war so zahlreich besucht, daß der Union-Saal dicht gefüllt erschien. Nach einem trefflich auSgeführten Instrumental- Konzert, mit welchem das Jägermusikchor wohlverdienten reichen Beifall erntete, boten mehrere Mitglieder des hiesigen Männer- gesangvereinS „Liedertafel" vorzügliche Gesangsleistungen. Die Männerquartette „Spinn, spinn" von Jüngst, „Wem Gott will rechte Gunst" von Mendelssohn-Bartholdy, „Zwischen Frankreich und dem Böhmerwald" von Dürrner und „Die Lieb regiert die ganze Welt" von Abt gelangten in ausgezeichneter Weise zum Bortrage. Reichen Beifall errang Herr Roscher mit der tief empfundenen Wiedergabe des Proch'schen LiedeS „Schweizer Heim weh". Zwei heitere Duette „Die Verwendung der Freud'" von Eyle und das „Wiener Fiakerlied" von Pick fanden ebenfalls die freundlichste Aufnahme und erregte insbesondere eine in dem ersteren enthaltene, auf den Altreichskanzler BiSmarck bezügliche Strophe stürmischen Jubel. Eine angenehme Abwechselung gewährten die prächtigen Vorträge deS 1. Freiberger ZithervereinS: a. „In der Dorsschänke", Ländler von Peter Renk, d. „Lustig froh", Polka von Kellner. Am Schluffe deS Konzerts dankte der Vereinsvor steher Herr Seifert in herzlichen Worten Allen, die zur Ver schönerung deS Abends beigetragen hatten. — Dem um die Handwerker - vetti«e hochverdienten Landtagsabgeordneten Glaserobermeister Wetzlich in Dresden wird eine Abordnung des hiesigen Handwerker-Vereins daS künstlerisch ausgeführte und schön eingerahmte Diplom über die Ernennung des Herrn Wetzlich zum Ehrenmitgliede deS hiesigen Vereins am 25. d. M. persönlich überbringen. — Der von dem Wohlthätigkeitsvereine Sächsische Uecht- schule Verband Freiberg gestern Abend im Saale zum Bairischen Garten abgehaltene UnterhaltungSabend nahm einen sehr befriedigenden Verlauf. DaS von dem Stadtmusikchor unter Leitung des Herrn Direktor Schneider auSgeführte sorgsam ge wählte Kvnzertprogramm zeigte eine solche Vorzüglichkeit, daß der lebhafte Beifall, welcher demselben zu Theil wurde, als ein wohl- veroienter erschien. Das von einem Mitglied des Verbandes gut vorgetragene „Hohenzollernlied", an daS sich mehrere der Ver mählung Sr. Kgl. Hoh. Prinz Friedrich August mit Erzherzogin Louise von Oesterreich gewidmete Strophen schloffen, rief eine freudig gehobene Stimmung hervor. Die Klavierbegleitung wurde von dem Herrn Günther Mn. in FreibergSdorf in lobenswerther Weise ausgeführt. Die übrigen ebenfalls von Mitgliederst deS Verbandes ausgeführten Vorträge versetzten alle Anwesenden in eine bewegte Fröhlichkeit. Dem Konzert folgte ein TLnWen, da» erst spät sein Ende erreichte. Von dem Ertrage wird eS wiederum möglich sein, so manchen Armen hiesiger Stadt eine Unterstützung zukommen zu kiffen - Die „Sächsische Fechtschule" wird sich be» der bevorstehenden Vermählung ihre» hohen Protektor» Sr. Kgl. Hohett Prinz Friedrich August durch Ueberreichung Adresse an der Gratulation der Vereine u. s. w. betheiligen, a dem aber an der für den 24. Nov. Abend» halb s Uhr g«pk Huldigung auf dem Dresdner Theaterplatze Theil nehmen. Thronrede und in der heutigen Ministerrede würden die Verhält nisse ziemlich rosig dargestellt, das Bestehen eines Nothstandes werde in Abrede gestellt, es bestehe aber ein solcher, beispielsweise im Chemnitzer Bezirk infolge der Mac Kinley-Bill, welche einfach die Antwort auf die von der sächsischen Regierung gebilligte deutsche Zollpolitik sei. Unleugbar sei ferner die Theuerung der Lebens mittel, die durch die Kornzölle noch künstlich erhöbt werde. Es sei nöthig, mit dem System der Kornzölle, der Schutzzölle über- Haupt zu brechen. Wenn er auch den Ausbruch eines Krieges nicht für wahrscheinlich halte, so sei doch infolge der fortdauernden Rüstungen die Lage eine so gespannte, daß man deS morgenden Tages nicht sicher sei. Die jetzige Weltordnung sei im Abwirth- schaften begriffen und man werde aus den Krisen nicht herauS- kommen. Die Aufbesserung der Gehalte halte seine Partei nur bis zur Höhe von 3600 M. für nöthig, darüber hinaus nicht; die Hauptverbesserung solle aber gerade nach oben statt finden. Zu verlangen sei auch eine Aufbesserung der Löhne der Arbeiter, namentlich im Eisenbahnbetriebe. Statt dessen sehe man, daß, wenn die Arbeiter von ihrem Koalitionsrechte Ge brauch machten, die Regierung ihnen entgegentrete. Zu begrüßen seien die größeren Zuwendungen für die Schulen; aber diese seien nicht genügend und seine Partei müsse stehen bleiben bei ihrer Forderung der Aufhebung des Schulgeldes. Sie würden auch wieder ihren Antrag cinbringen auf Beseitigung der niedrigeren Einkommensteuerstufen, dagegen Höherbesteuerung der größeren Einkommen und gänzliche Beseitigung der Schlachtsteuer, endlich Einführung des allgemeinen Wahlrechts auch für die Gemeinde wahlen. (Der Präsident machte dem Redner^bemerklich, daß er nicht bei der Sache sei.) Die Herstellung von Wohnungen für Arbeiter undniedernEisenbahnbeamtewürdeeinesehrschöneSache sein, könne aber für den Arbeiter eine förmliche Sklavenkette werden. Mit dem Eisenbahnbau sollte möglichst rasch vorgegangen, die Kosten aber durch eine Anleihe aufgebracht werden Ferner wäre die Einführung des Zonentarifs zu empfehlen und das Verbot des Koupirens der Fahrkarten von außen her, endlich die Ein stellung eines Betrages zur Entschädigung unschuldlig Verurtheilter. Er empfehle der Regierung dringend dte Herstellung des Friedens nach innen, welche die beste Grundlage des Friedens nachfaußen sei. Abg. vr. Mehnert (kons.) wies darauf hm, daß aus der Rededes Abg. Liebknecht das Bestreben hervorgehe, die Begehrlichkeit ganzer Klassen der Bevölkerung zu steigern und die Unzufriedenheit zu mehren. Die Sozialdemokratie benutze den Parlamentarismus lediglich dazu, die Massen zu revolutioniren. Dazu könnten die Ordnungsparteien aber nimmermehr die Hand bieten, indem sie die Sozialdemokraten bei den Deputationswahlen noch besonders berücksichtigten. Was die Mac Kinley-Bill betreffe, so wisse der Abg. Liebknecht ganz genau, daß Amerika viel früher starke Zoll schranken gehabt hat, als Deutschland. Die genannte Bill sei auch nicht dlos gegen Deutschland, sondern gegen. ganz Europa ge richtet. Hebe Deutschland seine Zölle auf, so würden die inter nationalen Getreidehändler die Gelder einstecken, welche an Ein nahmen für das Reich ausfallen würden. Denn mit Recht habe selbst das „Berliner Tageblatt" erklärt, daß bei Aushebung der Getreidezölle der Preis auf dem Weltmärkte steigen würde. An der internationalen Getreidebörse möge Liebknecht den Hebel an setzen, um dem Arbeiterstande förderlich zu sein. Gegen das Treiben der Ritter und Blumenfeld, der Hirschfeld und Wolff mache die Sozialdemokratie nicht Front, denn zwischen der rothen und der goldenen Internationale beständen Sympathieen. Nach eingehender Widerlegung der weiteren Behauptungen Lieb- knecht's sprach Abg. vr. Mehnert sein Bedauern darüber aus, daß nicht die Nothschlachtsteuer beseitigt worden sei. Im weiteren Verlaufe seiner Rede empfahl er die Progression der Einkommen teuer von 4 Prozent bei höheren Einnahmen. Im Falle zur Deckung neuer Bedürfnisse nach neuen Einnahmequellen gesucht werden müsse, möge die sächsische Regierung bei der Reichsregie rung vorstellig weroen, daß die Börsensteuer erhöht werde. Bei Besprechung der Gehaltserhöhung der Beamten wurde der Unfug der Waarenvereine gerügt, welche den kleinen Gewerbtreibenden und Handwerker schädigten. Letztere seien ohnehin in sehr be drückter Lage. Die sächsische Regierung möge den Gedanken er wägen, zur Förderung des Korporationsweseus im Handwerk be stimmte Beträge in den Etat einzustellen. Auch für den Ausbau der Straßen könne mehr als bisher geschehen. V ize p rä s i de n t G e o rg i (nat.-lib.) stimmte mit dem Abg. v. Oehl schlägel darin überein, daß man mit Vorsicht der Zukunft entge genzusehen habe, gab zur Erwägung, ob nicht statt der Ermäßi gung der Schlachtsteuer, die in den meisten Fällen dem Konsu menten nicht zu Gute kommen würde, eine Befreiung der drei untersten Einkommensteuerklassen angczeigt wäre. Nach weiteren Bemerkungenjdes Vizepräsidenten Streit und der Abgg. Matt he s, Horst, Philipp, Hähnel und Uhlemann, sucht Abg. Geyer die Vorwürfe des Abg. vr. Mehnert zurückzuweisen. Die Aufbesserung der höheren Gehalte habe auch der Reichstag verweigert. Der Präsident Ackermann habe im letzten Reichstage selbst erklärt, daß bei einem Einkommen unter 8—900 Mark em menschenwürdiges Dasein nicht zu führen sei, und doch habe mindestens die Hälfte sämmtlicher Steuerzahler ein geringeres Einkommen. Aus diesem Grunde rechtfertige sich die Aufhebung der untersten Einkommen steuerklassen, sowie die Beseitigung der die Fleischpreise erhöhen den Schlachtsteuer. Abg. Liebknecht erklärte, daß die Sozialdemokraten sich auf den Boden der jetzigen Zustände stellten, daß sie zwar Aenderungen anstrebten, daß dies aber auch von allen anderen Parteien ge schehe. Im Laufe seiner Rede behauptete er u. A., Fürst Bis marck sei an dem Kampfe gegen die Sozialdemokratie zu Grunde gegangen (Lebhaftes Oho I). Ebenso würden Alle über den Haufen geworfen werden, welche gegen seine Partei aufträten. Das christlich-germanisch-agrarische Kapital spekulire an der Börse ebenso, wie das Mische. Die Sozialdemokraten seien nicht Theil nehmer der Börse, denn ihr Zukunftsstaat kenne keine Börse. Parteigenossen des Kollegen Mehnert, ein Bismarck und ein Stöcker, hätten die Bundesgenossenschaft der Sozialdemokratie ge sucht, um den Fortschritt zu bekämpfen. Nicht die Sozialdemo kratie richte den kleinen Mann zu Grunde, sondern der kapi talistische Großbetrieb. Nachdem die Abgg. Härtwig und vr. Mehnert einigen Aeußerungen der Vorredner entgeqenge- treten waren, wurde beschlossen, den Rechenschaftsbericht an die Rechenschaftsdeputation, den ordentlichen Etat nebst dem Gesetz entwurf über Ermäßigung der Schweineschlachtsteuer an die Finanzdeputation ä., endlich den außerordentlichen Etat an die Finanzdeputation L zu verweisen. Italien und Oesterreich, und sucht sich auf das Rohr Frankreichs zu stützen. Beide Ansichten sind theilweise irrig. Die Vereinigung gilt zumeist China, welches wohl thun wird, doppelt auf der Hut zu sein. Rußland sucht sich von Tibet aus mehr und mehr in China cinzubohren; sein französischer Bundesgenosse im Süden kann China in seinen Bewegungen gegen Norden bedeutend stören. China, worauf eS m Asien zum Vortheil der Russen abgesehen ist, sitzt genau zwischen zwei Feuern, wie etwa Deutsch land in Europa. Vom Landtage. Dresden, 18. November. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer fand die allgemeine Vorberathung des Staatshaushaltsetats und der damit zusammenhängenden Vorlagen statt. Die Erörterung wurde eiu- geleitet durch eine einstündige Rede deS StaatSministers v. Thümmel, welcher zunächst die Versicherung der Thronrede wiederholte, daß die Finanzlage als eine fortdauernd günstige zu betrachten sei, und sodann eingehend die in den Hauptziffern bereits mitgetheilten Ergebnisse des Staatshaushaltes in der Periode 1888/89 darlegte, welche einen Ueberschuß von mehr als 26 Millionen ergeben haben, zu dem noch 1842899 Mk. Er übrigungen im außerordentlichen Etat treten. Auf Grund der Ergebnisse des Jahres 1890 und der vorläufigen Erörterungen l über die diesjährigen Ergebnisse lasse sich Voraussagen, daß auch i die laufende Periode Ueberschüsse abwerfen werde, wenn auch nicht » in einem so großen Betrage, als die vorige. Von den Forsten i seien wesentlich höhere Erträge sicher, ebenso von dem Steinkohlen- < werke, trotz der Steigerung der Betriebskosten, namentlich der ' Arbeitslöhne. Auch die Hüttenwerke würden höhere Ertrüge bringen » als veranschlagt, nicht minder die Eisenbahnen, obwohl der Güter- ' verkehr in oer letzten Zeit eine kleine Abnahme erfahren habe, die ! direkten Steuern, sowie die Zölle und Verbrauchssteuern. Im > Etat der Zuschüsse zeigten die Erträge der Gerichtskosten eine 1 namhafte Steigerung. Weniger erfreulich ist das Resultat, welches ! der Betrieb der fiskalischen Erzbergwerke erzielt hat. Dasselbe 1 hat durch Steigerung der Arbeitslöhne, durch unaufschiebbare bau- i liche Herstellungen rc. mehr erfordert, als im Etat angenommen war. Diese Ueberschreitung deS Etats kann mit 450 000 Mk. ! veranschlagt werden. Bei den übrigen Verwaltungen des Etats ! der Ueberschüsse werden sich die Mehr- und Mindererträge an- ' nähernd ausgleichen. Der für die lausende Finanzperiode I mit ziemlicher Sicherheit zu erwartende Gesammt- i Ueberschuß dürfte sich auf etwa 18200000 Mk. belaufen. I Derselbe wird jedoch eine Abänderung erfahren durch die Forde- 1 rungen des Nachtragsetats, welche sich auf 3 447 246 Mk. belaufen. ' Ta aber in diese Summe die bereits bewilligten Mehr- ! ersordernisse für die fiskalischen Erzbergwerke und Hütten mitge- i rechnet sind, so verbleiben noch rund 3 017000 Mk. Darnach ' wird der Ueberschuß für die laufende Periode immer i noch mehr als 15 Mill. Mk. betragen. In dem Entwürfe i zum ordentlichen Staatshaushaltsetat der Finanzperiode 1892/93 1 belaufen sich die Gesammt-Einnahmen und -Ausgaben aus > 189 226076 Mk. gegen 174 056000 Mk. im Etat der laufenden ! -Periode; es ergiebt sich also ein Unterschied von rund 15170000 Mk. Der Etat werde vorzugsweise beeinflußt durch -die schon beim vorigen Landtage als nothwendig erkannte Er höhung der Beamtengehalte, neben welcher auch eine Erhöhung der Gehalte der Hofbeamten und der Pensionen nöthig sei. Der Minister ging hierauf die einzelnen Theile deS Etats durch und macht insbesondere aufmerksam auf die bedeutende Entlastung, welche dem Staatsschuldenetat dadurch erwachse, daß Ostern 1892 die Tilgung der 1847er Anleihe beendigt sei. Der außerordent liche Etat enthalte, abgesehen von einer Drittel Million für den Bau der vierten Elbbrücke in Dresden, lediglich Ausgaben zur I ferneren Entwickelung des Eisenbahnwesens; die Kosten würden : zum großen Theile durch die Ueberschüsse der Vorperiode, zum ! andern durch eine Anleihe zu decken sein. Der Gesammtbedars der I auS dem Etat sich ergebenden Forderungen stellt sich auf 56 900 000 M. i Se. Exzellenz fuhr dann fort: „Dieser außerordentliche Bedarf I wird zum Theil durch die zur Verfügung stehenden rechnungs mäßigen Ueberschüsse von 26600000 Mark ,auS der Periode 1888/89 Rechnung finden, dagegen wird sich zur Besserung der Bestünde der Finanzhauptkaffe die Aufnahme einer neuen Anleibe nöthig machen, worüber die Regierung noch Näheres erklären wird. Wenn ich nach alledem einen Rückblick auf meine Dar legungen werfe, so glaube ich, daß Sie die Ueberzeugung gewonnen haben, daß die Finanzwirthschaft sich in einer erfreulichen Lage befindet. Die Regierung ist weit entfernt, das Verdienst für sich oder ihre Beamte in Anspruch zu nehmen; die Erfolge, die erzielt worden sind, verdanken wir vielmehr den Segnungen des Friedens, der uns bisher glücklicherweise erhalten geblieben ist und Ler uns, so Gott will, auch erhalten bleiben möge, und dem Auf schwünge , auf den Gebieten der wirthschaftlichen Thätigkeit des Landes, nicht zum Mindesten auch der Unlerstützung, die die Re gierung bei den Ständen bisher gefunden hat." Mit der Bitte, daß dieselbe auf fernerhin erhalten bleiben möge, schloß Herr Staatsminister v. Thümmel unter Beifallsrufen der Kammer seine Rede. Abg. v. Oehlschlägel begann mit dem Wunsche, daß es möglich gewesen wäre, Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August als Gabe der Kammer zu seiner Hochzeit die Bewilligung der für ihn beantragten Apanage zu gewähren. Sei die Finanz lage auch günstig, so müsse man doch mit Vorsicht in die Zukunft sehen. Die Handelsverträge würden voraussichtlich nicht nur auf verschiedene ErwerbSthätigkeiten, sondern auch auf die Einnahmen des Reiches und damit auf die Herauszahlungen an das Land einen ungünstigen Einfluß üben; auch sei zu fürchten, daß die Erträge der Einkommensteuer nicht in der bisherigen Weise weiter steigen würden. Die Erhöhung der Beamtengehalte führe allerdings zu einer starken dauernden Belastung des Staats, gleichwohl werde sie nicht zu umgehen sein, ebenso könne man mit der Erhöhung der Pensionen und der Lehrergehalte nur einverstanden sein. Anderer seits möge man den Gemeinden in außerordentlichen Verhältnissen möglichst zu Hilfe kommen. Sollten die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, so wäre zu erwägen, ob nicht die Progression der Ein kommensteuer bis auf 4 Proz. weiter zu führen wäre. Die Be amten aber möchten die ihnen gewährten Gehaltsaufbesserungen dankbar hinnehmen, sich aber auch bewußt sein, daß damit dem Volke bedeutende Lasten auferlegt würden, und nicht sich zu Konsumvereinen zusammenthun zum Schaden des kleinen Handels und Gewerbestandes. Anlangend den außerordentlichen Etat, so sei mit Freude zu begrüßen, daß ein wesentlicher Theil deS Be darfs durch Ueberschüsse gedeckt werden könne. Abg. Liebknecht erklärt, daß seine Partei die Apanage nicht bewilligen werde, und hätte eine Hinausschiebung der Berathung gewünscht, namentlich da seine Partei von den Deputationen aus geschlossen worden sei, weil man sie nicht als auf dem Boden der heutigen Staatsordnung stehend betrachte. So hab« man sie ge wissermaßen zu Abgeordneten zweiter Klasse gemacht. In der
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