Volltext Seite (XML)
FreivergerAn^,^ nnd Tageblatt AaMM sük die VWlich« w» Mtischm Behörden zi Freitag W» Bnmd. »»^ 44. Jahrgang. - - — -- Kreils den 30. Oktober. 1 * Inserat« »erd«« angenommen. PMst «rch-rW»-M L- Ans Fvlium 440 deS Handelsregisters für die Stadt Freiberg, die Firma A. GchtPpa« L «o., »«selstst betreffend, wurde heute verlautbart, daß der Kaufmann Herr Georg Moritz Echippa« in Freiberg Prokurist der Firma ist. Freiderg, am 28. Oktober 1891. «Snigliches «ml-gericht, «btheilung H« «»»«»«. K. Snbüattatiousbelauntvrachung. Bom unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll ErbtheilungShalber de« S. Novemder 1891, »ormittag- 11 Uhr baS zum Nachlaß der Frau Rosalie verw. Knüpfel geb. Hilbert in Freiberg gehörige, auf hiesiger Schönegasse belegene Hous- und Gartengrundstück Nr. 189v des Brandkataster» Abth. L Sir. 1373 des Flurbuchs, Folium 1357 deS Grund« und Hypothekenbuchs für Freiberg, welches Mgerichtlich auf 12000 Mk. gewürdert worden ist, auf Antrag der Erben zur öffentlichen Ver steigerung gebracht werden. Kauflustige werden hiermit geladen, am gedachten Tage Vormittags 11 Uhr sich hier an Gerichtsstelle einzufinden, zum Bieten anzugeben, über ihre Zahlungsfähigkeit auszuweisen, ihre Gebote zu eröffnen und sodann weiterer Entschließung gewärtig zu sein. Die VersteioerungSbedingungen und eine nähere Beschreibung des Grundstücks find der an hiesiger Amtsstelle ausgehängten Bekanntmachung beigesügt. Freiberg, den 6. Oktober 1891. K-nigliche- Amtsgericht Abth. IV». Sottttt«. C Aufgebot. Zum Zwecke der Todeserklärung 1. des Handarbeiters Carl Heinrich Pflugbeil, geboren am 11. Januar 1845 in St. Michaelis, unehelicher Sohn der verstorbenen Johanne Rosine verw. Liebscher vorher verw. Mehner geborene Pflugbeil in ErbiSdorf, 2. deS Handarbeiters Carl Traugott GrüuewalV, geboren am 18. Dezember 1836 in Berthelsdorf, unehelicher Sohn der verstorbenen Johanne Sophie verw. Aehnelt geb. Mai daselbst, 3. deS Maurer» Ernst Iuliu» Nichte*, geboren am 1. Mai 1849 in Eppendorf, von deren Leben seit länger alS 20 Jahren keine Nachricht vorhanden ist und 4. der Christiane Concordie Bellma««, geboren am 28. Juni 1819 in St. Michaelis, von deren Leben seil länger als 5 Jahren keine Nachricht vorhanden ist, ist auf Antrag zu 1 der Johanne Auguste verw. Berger geb. Pflugbeil in ErbiSdorf, zu 2 de» Berginvaliden Carl Gottlieb Mai in Berthelsdorf, zu 3 des Gutsbesitzers Ernst Louis Richter in Großwoltersdorf und zu 4 des Bergmanns und WirthschaftsbesitzerS Moritz Hermann Bellmann in Oberlangenan beschlossen worden, das Ausgebotsverfahren zu eröffnen und es werden daher zu 1 Carl Heinrich Pflugbeil, zu 2 Carl Traugott «rüueMulb, zu 3 Ernst Julius Nichte* und zu 4 Christiane Coneoldie veAtMM» aufgefordcrt, in dem auf be« 17, Dezembe* 1881, N«chmiA4tgS 8 Atz*, anbetaumten AufyebotStrrmine zu erscheinen und Leben und Aufenthalt spätestens im Termine anzumelden, widrigenfalls auf. Antrag die Letztgenannten werden für todt erklärt werden. »raub, am 26. Oktober 1891. königliche» «mtsg-rtcht. Id*. «Immsn. Sch. ««Mo«. Montag, den S. November d. I. Nachmittags S Uhr sollen iw amtsgerichtlichen Auktion-lokale hier 1 Remontoir- und 1 Cylinderuhr bez. mit Haar kette, 3 Paar Beinkleider (neu), einige Posten Manneskleider- und Futterstoffe, 1 große Partie Ziegenfelle, 1 dergl. leinener Herrenkragen, 1 Eopha, 1 runder Tisch und 1 Dezimalwaage gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Freiberg, am 28. Oktober 1891. A.-G-Aktuar G -V. Holz-Auktion auf dem Nafsauer Staatsforstreviere. Im Gasthofe zu Bienenmühle sollen am 4. und S. November df». As. jeden Tag von Vormittags */,10 Uhr an, folgende in den meisten Forstorten de» Nassauer Forstreviers aufbereitetr Bruch» und Dürrhölzer an die Meistbietenden versteigert werden, und zwar: Mttttvoch, am 4» November. 276 w. Stämme, 16127 w Klötzer, 66 h. dergl., 3981 w. Stangenklöher, 76 w. Derbstangen, 40 w. Reisstangen, und 23 rm w. ungespaltene Nutzschrite, Donnerstag, am st. November: 10 rm h. und 306,, rm w. Brenpscheite, 483., rm w. Derbknüppel, 28« rm h. und 75« rm w. Zacken, 1 rm weiche Brenurinde, 1 rm h. und 124 rm w. Reisigknüppel und 700 rm w. nng«- schneidelte Reisigäste. Die fichtenen Stämme werden sortirt und die guten fichtenen Klötzer zum Theil sortirt auSgedoteu. * In der Hauptsache bestehen die Hölzer au» Brüchen, zum Theil auS Dürrlingen. Nähere» ist aus den in den Schankstätten und bei den Ortsbehörden der meisten umliegende« Ortschaften aushängenden Plakaten zu ersehen. KSutgl. Forstreutamt Frauenstein uuv König». Forstrevierverwaltuug Nassau, am 26. Oktober 1891. > < < ' . : < ' Politifche Umschau. Fresberg, den 29. Oktober. Französische Blätter berichten in aller Harmlosigkeit, wie unter den Gästen, welche die Einweihung der Eisenbahnlinien St. Maurice-Bussong mitfeierten, auch zwei deutsche Elsässer gewesen seien: Herr Eduard Goos von der Firma Goos Roman u. Comp. und Herr Dreyer, ein Mitglied de» Bezirkstage» von Amaria. Nun hat in Anlaß dieser Einweihung Herr Jules Ferry sich feierlich zum Revanche-Programm bekannt und den Tunnel, der nunmehr auS Frankreich ins Elsaß führt, .eine der Hoffnung ge. öffnete Pforte" genannt! Herr Möline hat davon geredet, daß die französische Armee sich immer mehr den Grenzen nähere, aus welche Frankreich stets seine Augen gerichtet halte, und die an wesenden französischen Generale haben das Ihrige getban, diese Stimmung noch zu steigern! Und bei alledem zwei deutsche Reichsangehörige als Ehrengäste. Wie würde die öffentliche Meinung Frankreichs und die französische Regierung sich ver halten, wenn der umgekehrte Fall sich abgespielt und Franzosen aus deutschem Boden eine so klägliche Rolle gespielt hätten wie diese beiden Herren auf französischer Erde! Sollten wir es ruhig hinnehmen, wenn Deutsche den Franzosen helfen, Feste zu feiern, die nur als eine Vorstudie zu der Revanche zu betrachten sind, welche die französische Nation zum letzten Ziele ihres Denkens und ihrer Wünsche gemacht hat? Von dem Direktor einer bedeutenden Mühlenverwaltung er- hält die .Deutsche volkSwirthschaftliche Korrespondenz" unter dem 25. Oktober das folgende Schreiben: .Die Berliner Ge treidebörse hat sich in diesem Jahre von einer Firma terrori- siren lasten, welche man bis vor Kurzem, d. h. vor Jahresfrist, kaum kannte. Jedenfalls zählte die FirmB.Ritter L Blumen, feld" nicht zu den sogenannten „potenten" Firmen der Berliner Getreidebörse. Daß eine solche kleine, gänzlich unbedeutende Firma es wagen konnte, den Berliner Getreidemarkt und damit den ge jammten deutschen Getreidehandel, die große deutsche Mühlen industrie, ja alle denkenden Kreise in fieberhafte Aufregung zu versetzen, ist ein Zeichen dafür, daß bei uns doch noch Manches faul »st. In erster Linie trifft die Berliner Getreidebörse eine Hauptschuld an solchen verrotteten Zuständen. Daß die Firma Ritter L Blumenfeld geradezu gewaltige Spekulationen unter nommen hat, war der Börse sehr wohl bekannt; der Einwand, daß die genannte Firma andrerseits doch das Risiko des Verlustes trage, ist nicht stichhaltig. Die Herren konnten leicht Risiken von fabelhafter Höhe eingehen, denn wenn ihre Engagements schief gingen, so hatten sie nicht viel zu verlieren, sie kamen schlimmsten Falls auf den Standpunkt zurück, daß sie char nichts mehr be sessen hätten, was für sie, nach Allem, was man hört, kein schmerz licher Verlust gewesen sein dürste. Die Berliner Börse durfte dieses Treiben nicht unterstützen, man hat sich dabei schwer ver gangen. Die Herren Ritter L Blumenfeld sollen zur Zeit einen Gewinn von 15 Millionen Mark gehabt haben. Dies dürfte wohl zu hoch taxirt sein; nehmen wir aber als günstigsten Standpunkt »er beregten Engagements eine Gewinnziffer von 12 Millionen an, von welchen den Herren schließlich etwa 4 Millionen wieder .obgeköpst" sein dürsten, so verbleiben immer noch 8 Mill. Ml, womit die Herren ja schließlich auch zufrieden sein können. Da» Kompromiß vom 9. Oktober zwischen Hausse und Baisse zeigt, daß man die Herren Ritter L Blumenfeld schonen wollte. Das war ein schwerer Fehler, nachdem diese Leut« keinen Pardon ge geben hatten. Die vielgenannte Firma liquidirt, wie die unter richteten Zeitungen schreiben, und der .Verdienst" von mehreren Millionen aus dem Nationalvermögen scheint sonach wirklich in Sicherheit gebracht zu werden. Wie sieht es aber nun im Ge- trcidehandel und in der Mühlenindustrie aus? Davon könnte ich Ihnen ein Bild entwerfen, das leider grau in grau zu malen ist. Wenn an den Herren Ritter L Blumenfeld nur ein Prozent aller Verwünschungen sich erfüllt, welche ehrliche, rechtschaffene Getreidehändler und Müller in ihrer Bedrängniß ausgestoßen haben, dann sind die genannten Herren trotz aller Millionen recht bedauernswerthe Menschen. Die Berliner Getreidebörse sollte be- denken, was sie mitverschuldet hat. Die gewiß zahlreich vertretenen ehrenwerthen Elemente dieser Börse sollten bedenken, daß das böse Spiel dieses Jahres sehr leicht Appetit nach einer zweiten Auflage bringen könnte. Darum ist eS eine gebieterische Pflicht dieses jeden falls in der Mehrzahl befindlichen Theiles der Börsenbesucher, bei Zeiten sich zu rüsten, um einmal für allemal das tolle Spielen einer verschwindenden Minderheit ihrer Genosten zu ver eiteln und die Getreidebörse ihrem ursprünglichen Zwecke wieder zugeben, anstatt sie und sich selbst mißbrauchen, aus der Getreide börse eine Spielhölle machen zu lasten. Die Börse in ihrem dies jährigen Kleide bietet geradezu eine soziale Gefahr und bei den jetzigen Zuständen wären wohl auch die Börsenbesucher verpflichtet, AÜeS zu unterlasten, was die bestehenden Gegensätze noch mehr verschärfen muß. Es sind ernste Zeiten, hüte man sich ja in Berlin, mit dem Feuer zu spielen. Der Arbeiter, welcher sein thcuereS Brot durch Börsenspekulationen wahnsinnigster Art noch mehr vertheuert sieht, hat ein Recht auf Schutz gegen solche Ausbeu- tereien. Giebt ihm das Gesetz bisher kein Recht, so muß das Gesetz, weil eS einen offenbaren Mangel zeigt, dahin ergänzt werden. Dann dürfte aber die Berliner Getreidebörse bereuen, eine kleine Clique Monate lang haben wirthschaften zu lasten, zum Schaden von Millionen Deutscher und zu ihrem eigenen Schaden." Bei der Reichstagswahl in dem bisher konservativ vertretenen Kreise Stolp in Pommern sind bis jetzt gezählt für Dau (freis.) 8917 St. und für v. d. Osten (kons.) 4930 St. Die Wahl des Ersteren scheint sicher. In der bekanmen Angelegenheit, betr. das Verhalten der Ver- theidigung während des Prozesses Heinze steht heule vor der Ber liner Anwaltskammer Termin an. Die Sitzungen der Anwalts kammer finden im Kammergericht statt. Den Vorsitz in der Kammer führt der Justizrath Heilbörn, die Anklage vertritt der Oberstaatsanwalt. Als Zeugen in dem vorliegenden Verfahren sind u. A. der Vorsitzende des Schwurgerichts, Landgerichtsdirektor Rieck, der Staatsanwalt Unger und der Assessor Fiedler geladen. Dem Vernehmen nach sind es im Wesentlichen 4 Punkte, welche zur Erörterung gelangen werden: daS Sekttrinken während der Verhandlung im Schwurgerichtssaale, die Ertheilung de» RatheS an die Angeklagten, ibrr Aussage zu verweigern, und das Ab holen der Akten au» der Wohnung de» Präsidenten feiten» de» Bertheidigers der Frau Heinze ohne spezielle Erlaubniß de» Prä sidenten. Dem Verteidiger der Frau Heinze wird außerdem zur Last gelegt, versucht zu haben, durch unrichtige Darstellung de» Gesundheitszustandes seiner Klientin den Fortgang der Verhand lung zu erschweren. Die .Kreuzzeitung" schreibt: Da es bisher nicht möglich ge wesen ist, vom Professor vr. Virchow eine befriedigende, die Ver weigerung jeglicher politischer Demonstrationen auf dem demnächst stattfindenden Kommers gewährleistende Antwort zu erhalten, hat der .Verein deutscher Studenten" nunmehr endgiltig auf eine Theilnahme an dem Kommers verzichtet. Auch dir farbentragenden Korporationen haben ihre Betheuigung abgelehnt. ,Ueb' immer Liebknecht-Beblichkeit Bis an dein kühles Grab, Und Weiche keinen Singer breit Vom Grillenberger ab." So lautet ein Spottvers, der jetzt in Berlin im Kreise der .Jungen" gesungen wird. Der Vers soll von Wildberger stammen, der sich mit demselben dafür rächen wollte, daß das Er furter Lokalkomito bei der Zuweisung der Wohnungen an die Delegirten des Parteitages den Delegirten Wildberger im Gasthof „Zum wilden Mann" einquartierte. In Istrien finden Ergänzungswahlen für den österreichische« Reichsrath statt und bei der großen Erbitterung, welche dort zwi schen Italienern und Kroaten herrscht und der unter de« letzteren durch die Geistlichkeit genährten Agitation, die schon im Frühjahre zu blutigen Ausschreitungen führte, war vorauszusehen, daß auch nesmal Tumulte stattfinden würden. Dieselben sind auch that- Schlich nicht auSgeblieben; eine Triester Drahtnachricht m den Wiener Blättern meldet: .AlS die kroatische Partei in Muggia bemerkte, daß die Stimmen der Italiener daS Uebergewicht er langten, stürmte ein Haufe in's Wahllokal, bedrohte die Wähler, riß denselben die Stimmzettel aus den Händen und wollte den Wählern die kroatischen Kandidaten anfdrängen. Auf dem Platze entstand ein großer Tumult, welcher bald in eine blutige Schlä gerei ausgeartet wäre und durch ein Gendarmerie-Aufgebot ge- dämvft werden mußte. In Parenzo kam es zu ernsten Unruhen, die Gendarmen wurden von Kroaten angegriffen und bttwundet. Es wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen." AuS Matte«: Uebe: den sich in Rom abspielenden Amr- chistenprozeß schreibt man der „Köln. Ztg." auS Rom vom 24. Okt: Wieder liegt eine Woche Anarchisten-Prozeh hinter unS; neun lange Sitzungen sind bis gestern Wend gehalten worden und endlich ist die Vernehmung der 8S Angeklagten abgeschlossen. Heute erfolgt die Verlesung von etwa 70 Schriftstücken, welche die Anklage stützen sollen, und wenn diese Tantalusarbeit mit heute Abend beendigt sein wird, kann am Montag, 26. Oktober, vaS Zeugenverhör beginnen. Man zählt 125 Belastungszeugen, dar unter zahlreiche Polizeimannschaften, Inspektoren, Komwtffare,