Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189110144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-14
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.10.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Irag > der Iben wem Zur oltke über ein theil l be- ein Nun "sch- l die agen. irkste ß die charn ihm irand Zweck , ob- Sische aus- Post- Bei sand e bei örden . Es china, hteken n be- jerner ihrer iman- üben scheu Ä Vor dieser i Vor- ;urück- hlafen, Die id der Aerger aschine Scha- s dem kurzem Gingen, Arbeit :n nur Draht- >er die :Sslinge cbreiter gierung lssischen daraus >te und zeliefen >ge er ¬ zen die gegebene Z91. age ist st ungc- arch die Mindeste > dessen c dieser t leitet, 'ter der unser» Gesicht, Schnitt, flüchtige chrecke«, tlichteit, ind un- t, dann ebe» — ertragen rin ein. > rüstig, t Sergei er todt- 'rommel eS Gast er mit : wäre» kehrte er anderen, mar ge gen »nd n!" sonst s» gung. nächste -'n gehört h unsere oar noch er kaum war sein Krewerger «kzet-er «t» La-edlatt. Sette S. rechtsertigte Kritik geübt, die nur dadurch zu erklären ist, daß dn Herr Verfasser derselben, anscheinend ein Nichtmilitär, Afrika nur aus der Karte kennen gelernt hat. Die Vorwürfe, des Ver- sasserS lassen sich in zwei Hauptpunkte theilen. Er behauptet: 1. Die Expedition sei nicht nöthig gewesen. 2. Die Expedition sei nicht vorsichtig ausgeführt worden." Was den ersten Punkt betrifft, so würde der Herr Verfasser zu einem ganz anderen Urtheile gelangt sein, wenn er selbst den vergeblichen Versuch gemacht hätte, mit den Wahehc's in Frieden zu leben. Ich war sechs Monate in Wpwapwa und habe leider nur zu ost mit den Wahehe zu thun gehabt. Während dieser Zeit häuften sich Klagen auf Klagen, daß die Wahehe Karawanen überfallen, Dörfer angesteckt, Leute geraubt und gemordet hätten. Ich ließ Häuptlinge und Netteste der Wahehe zu mir kommen und versuchte sie zur Ordnung zu bringen. Sie versprachen mir, Frieden zu halten, gingen weg — und am nächsten Tage war eine neue Karawane, die Elfenbein rc. nach Bagamoyo bringen sollte, von ihnen auSgeraubt und Alle, die nicht hatten flüchten können, ermordet. DieS wiederholte sich zu meiner Zeit mehrere Male. Leider hatte ich nicht Mannschaften genug, die Wahehe zu bestrafen. Die Nothwendigkeit, dies zu ihun, liegt aber für jeden auch nur oberflächlichen Kenner der Verhältnisse auf der Hand; denn es gilt, den Handel von dem Innern nach der Küste aus der Karawanenstraße zu sichern? Was den zweiten Punkt anbetrifft, so mag es allerdings Je mandem, der einen „Afrikanischen Busch" nach dem Maßstabe des Grunewaldes beurthcilt, sehr leichtsinnig erscheinen, daß der Kommandant der fraglichen Expedition keine Seitenpatrouillen und keine weit vorausgehende Vorhut ausgeschickt hat. Den jenigen, die sich auf meine Kenntniß der in Rede stehenden Gegenden und Verhältnisse gütigst verlassen, kann ich nur ge stehen, daß ich, der ich über sechs Jahre in Ostafrika thätig bin, nicht wußte, wie ich in Uhehe z. B. Seitenpatrouillen aussenden sollte. — Wenn der Verfasser der Kritik die Offiziere der kaiser lichen Schutztruppe über diesen Punkt zu belehren die Güte haben würde, würden ihm Alle zum größten Danke verpflichtet sein Die europäischen Verhältnisse darf und kann man nicht zum Maß stab an Dem, was in Afrika geschieht oder geschehen sollte, nehmen. Tie Aussendung von Seilenpatrouillen ist undenkbare umgehen sie den Busch, so sind sie nicht blos für die Trupp'; unnütz, sondern gehen, wie man mit absoluter Sicherheit annehmen kann, verloren. Auf Seitenwegen in einen „Afrikanischen Busch" einzudringen, ist geradezu unmöglich; solche Wege müßten monatelang gebahnt werden. Eine Spitze auf dem eigentlichen Buschpfade könnte man ja vorsendcn, das ist richtig. Man opfert dann allerdings die Leute, wie diese auch genau wissen, dem sicheren Tode. Ich habe häufig versucht, eine Spitze 200 Meter weit vorauszuschicken; es war aber unmöglich, die Aus führung des Befehls durchzusetzen, denn die Soldaten wußten es so einzurichten, daß sie immer wieder den Heranmarsch derHaupt- lruppe abwarteten. Und im Grunde genommen kann man sic wegen dieses Verhaltens nicht tadeln. Feinde von der Art der Wahehe lassen eine Spitze entweder ruhig an sich vorbeimarschiren, ohne in vem dichten Busch entdeckt zu werden, oder ein Paar vergiftete Pfeile oder Stöße mit vergiftetem Speer thun das Ihrige, die Spitze stumm zu machen, ohne daß das Hauptkorps ciwaS davon merkt, da man ost Leute, die fünf Schritte vor Einem hergehen, nicht sehen kann. Ganz abgesehen von dem oben Gesagten kenne ich Herrn von Zelewsky als einen so außerordentlich tüchtigen und um sichtigen Offizier, daß ich eher jedem Anderen als ihm zutrauen würde, irgend eine Vorsichtsmaßregel versäumt zu haben. Wer die afrikanischen Verhältnisse genau kennt, und das muß man von Jedem annehmen, der die öffentliche Meinung darüber aufzu klären beabsichtigt, kann aus dem Tettenborn'schen Bericht einen Vorwurf gegen die Führung der Expedition nicht erheben. Nun mag allerdings in diesem Bericht die Bemerkung, daß auch die Artillerie das Gestrüpp erreicht habe, einen Leser, der die afrikanischen Terrainverhältniffe nicht an Ort und Stelle kennen gelernt hat, zu der Annahme verleiten, daß die Truppe freies Terrain hatte. Diese Annahme ist eine irrige. Wegc gicbt es im inneren Afrika überhaupt nicht — nur Fußpfade von viel leicht 50 Zentimeter Breite. Da marschirt Einer im sogenannten Gänsemarsch immer hinter dem Anderen, die Unregelmäßigkeit des Pfades macht es, daß man auch mit ziemlichem Abstand mar schirt. Die Geschütze werden auseinander genommen und die ein zelnen Theile an je einer Stange, die von zwei Leuten getragen wird, befestigt. Das Rohr und die Achse lassen sich von der La fette nehmen. Da wird keine Last breiter als drei Spalten der „National-Zeitung". Auch in dem vorliegenden Fall ist es mit der Artillerie nicht anders gewesen. Es ist unmöglich, daß die Artillerie-Esel, von denen im Bericht die Rede ist, zur Zeit des Ueberfalles die Geschütze gezogen haben; sie haben zweifellos als Lastthiere gedient. Endlich wird die Schwierigkeit des Marsches durch die noth wendige Länge der Truppenlinie erheblich vergrößert. Es bean spruchen nämlich bei koupirtem Terrain 400 Soldaten . . . 2—3 Meter . 800 Meter, 400 Träger und Esel 3—4 „ . 1200 „ Vieh 100 „ .100 „ zusammen, wenn die einzelnen Kolonnen ganz ohne Abstand unter einander marschirten, mindestens 2100 Meter. Es ist leicht ein zusehen, daß eine solche Linie, um zusammengezogen und gefechts- säyig gemacht zu werden, lange Zeit braucht. Da der Herr Kri tiker in der „National-Zeitung" noch anführt, daß nicht nur tapfere, sondern auch befähigte und tüchtige Offiziere zur Schutz truppe ausgewählt werden sollen, so will ich nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, daß Herr von Zelewski die Kriegs akademie besucht hat. Freiherr von Bülow, Kompagnieführer in der Kaiserlichen Schutztruppe für Ostafrika. Oertttches und Sächsisches. Freiberg, den 13. Oktober. — Te. Majestät ver König ist gestern früh mit dem 8 Uhr 13 Min. in Dresden eintreffenden Schnellzuge in Begleitung des Flügel-Adjutanten Grafen Vitzthum v. Eckstädt von den Kaiserlichen Hofjagden aus Steiermark wieder nach Strehlen znrückgekehrt. Vormittag ^11 Uhr begab sich Se. Majestät als dann in das Residenzschloß zu Dresden, um die Vorträge der Herren Staatsminister rc. entgegenzunehmen. Demnächst über nimmt Kammerherr v. Earlowitz-Hartitzsch, der frühere Adjutant Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg, die Stelle eines Hof marschalls am König!. Hofe. Gleichzeilig tritt Graf Vitzthum an die Stelle des jetzigen Oberhofmarschalls Grafen v. Könneritz. Herrn v. Carlowitz untersteht der wirthschaftliche Theil (Küche w.) in Dresden wie auswärts. Eine ähnliche Stelle für sich existirte bisher noch nicht am sächsischen Hofe. — Anerkenn«»-. Wie wir nachträglich erfahren, ist Herrn RechtSanwalt Eduard Leonhardt aeu. hier, welcher 43 Jahre lang dem hiesigen Domkirchenvorstand angehört hatte und neuerdings in Folge Wegzugs auS der Domparochie aus dem selben auSgeschieden ist, Seiten deS evangelisch-lutherischen Landes konsistoriums in Anerkennung seiner segensreichen Thütigkeit als Mitglied des Kirchenvorstandes sowohl wie auch als Mitglied der Landessynode ein würdig ausgestatteteS Anerkennungsdiplom aus gestellt worden, welches dem Herrn Rechtsanwalt Leonhardt in seiner Wohnung in Gegenwart des Domkirchenvorstandes durch Herrn Superintendent Haesselbarth seierlichst überreicht worden ist. — Die hiesige Obst- u«d Gartenbau-Ausstellung hatte von Gemüse nicht viel aufzuweisen, das Wenige ist aber gut, theilweise hervorragend. Den ersten Rang nimmt die Bezirksan stalt in Hilbersdorf (Inspektor Herr Claren) ein, der eine Kartosfel- auswahl von 13 Sorten, große Krautheite und ausgezeichnetes Gemüse ausgestellt hat, darunter das neue japanische Gemüse, über dessen Werth man noch sehr verschiedene Urtheile hört:Knollen- ziest, 8taeb^s tuberikeru. Herr Kunstgärtner Meyer hat wunder schönen Blätterkohl und große Kürbisse; Herr Gutsbesitzer Reh schuh einen großen Kürbis und große Kohlrabis; die Muldenthaler Papierfabrik schönes Gemüse, darunter zierlichen Blattkohl, großen Sellerie und Münchener Bierrettig; Herr Inspektor Lorenz- Bräunsdorf eine Sammlung von Kartoffeln ausgestellt. — Die im Saale befindliche Mittelgruppe hat Herr Pietzner ge schmackvoll aus verschiedenen Palmen, Nelken, Myrtben, Primeln, Alpenveilchen, Reseda, k"ieu8, Lriea zusammengestellt. Auf einer Tafel links steht eine reizende Malmaison-Nelke, die Herr Lehrer Richard Lehnert selbst gezogen und in diesem Jahre zum 2. Male zur Blüthe gebracht hat. Die von Herrn Heinicke-Friedeburg aus gestellten persischen Handarbeiten, unter anderen zierlich gekerbte Kürbisschalen, wurden viel bewundert; ein Sohn des Herrn Heinicke, Seeoffizier, hat sie vor wenigen Tagen erst aus Persien ge schickt, auch Photographien von Landschaften und Personen beigr- fügt. Die Musterauswahl, absichtlich auf wenige der besten, hier wohl gedeihenden, marktfähigen Sorten beschränkt, zeigt folgende Sorten: von Aepfeln: Weißer Astrakan, geflammter weißer Kardinal, rother Herbst-Kalvill, Prinzenapfel, Wintergoldparmäne, rurpurrother Coussinot („rothe Reinette"), Pariser Rambour-Rei- nette, Muskaireinette, Damason-Reinette, („graue Reinette"), Danziger Kantapfel; von Birnen: Williams Chilstbirne, Rettigbirne, Rabenauer Butterbirne („wilde Blankbirne"), BoSk's Flaschen birne, gute Louise von Arranches, rothgraue Dechantsbirne, Na poleons Butterbirne, Diels Butterbirne, Winterdechantsbirne, Marie Louise, (die für den Sommer höchst empfehlenswerthe „kleine Petersbirne", oft Vaterbirne genannt, ist in der Aus- 'tellung nicht vertreten.) Möchten sich alle Obstzüchter des Be- irks vorzüglich auf den Anbau dieser Sorten beschränken, dann ind sie einer guten Abnahme selbst auf großen Märkten sicher. — Im Verein für Volkswohl Feierabend hielt am Sonn tag Abend Herr Oberlehrer Schellhorn seinen mit großer Spann ung erwarteten Vortrag: „Die Sozialdemokratie eine Freundin der Arbeiter". In klarer und fesselnder Weise beantwortete der Hr. Redner die Frage: Sind die Prediger der für Viele so verlockenden ozialdemokratischen Lehre wirklich die Freunde der Arbeiter? Indem er an den soziademokratischen Lehren über Eigenthum, Ehe, Religion und Vaterland zunächst zeigte, waS die Sozialvemo- kralie dem Arbeiter schon genommen hat und noch nimmt, sührte er etwa Folgendes aus: Die Forderung, alles Privateigenthum wird Gemeingut der Gesellschaft, die auch die Arbeit und ihren Lohn bestimmt, macht den Arbeiter zum Sklaven der Gesellschaft, ver nichtet jede Entwickelung, bestraft den Fleißigen und belohnt den Faulen. Dadurch, daß der Ehebund zum Privatvertrag gemacht wird, wird die deutsche Frau zur Dirne, die gemmhliche Häus lichkeit beseitigt, die Kindererziehung den Ellern genommen und damit das Band der Liebe zwischen Eltern und Kindern zer rissen. Aus Sorge um das Recht der eigenen Existenz muß die Sozialdemokratie Gott und ein Leben nach dem Tod leugnen, er klärt sie dennoch, Religion ist Privatsache, so geschieht das, um die große Masse nicht vor den Kopf zu stoßen. Schließlich wird sie Liebe zum Vatcrlandc genommen durch Verunglimpfung alles Vaterländischen. Was hat aber die Sozialdemokratie dem Arbeiter bisher gegeben, was wird sie ihm einst geben? Bis jetzt hat sie nichts gegeben, denn die Sozialdemokratie ist keine wirthschaftliche, sondern eine politische Partei. Dazu aber braucht sie unzufriedene Leute, darum steht sie auch jedem Unternehmen, durch das dem Arbeiter geholfen wird, feindlich gegenüber. Auf die Frage aber, was sie dem Arbeiter einst geben wird, antwortet Bebel mit ver schwommenen Worten, Liebknecht mit dem kurzen Wort, so kann nur ein Narr fragen. Das Drängen, aber endlich Früchte zu sehen und die Frage nach dem Wann und Wie der erhofften, heil bringenden Umwälzung hat den Gegensatz zwischen Alten und Jungen hervorgebracht. Letztere fürchten bei der Art der Alten die gehofften Früchte schlieslichgnr nicht mehr selbst genießenzukönnen, darum drängen sie auf offene Revolution. Im Grunde erwarten freilich auch die Alten durch eine Revolution den Umschwung, aus Zweckmäßigkeitsgründen aber verschleiern sie ihre wahren Ab sichten. Im Blick auf das, was die Sozialdemokratie dem Ar beiter nimmt, im Blick auf die Nutzlosigkeit ihrer bisherigen Wirk samkeit, im Blick auf den nur durch Blut herzustellenden sozial demokratischen Nebelstaat mit seinen verhängnißvollen Zuständen, hat die Sozialdemokratie kein Recht sich eine Freundin der Ar beiter zu nennen. Mil dem Nachweis, daß manche gerechte For derungen der Arbeiter sich viel leichter und sicherer auf dem Boden der christlichen und staatlichen Ordnung erreichen ließen, schloß Hr. Oberlehrer Schellhorn seinen geistvollen, mit vielen Zitaten be legten Vortrag. — Zur Verschönerung des Abends trugen die kunstvollen Vorträge des Freiberger Zithervereins I sehr viel bei. Der laute Beifall, der den Vorträgen folgte und die Herren zu mehreren Zugaben veranlaßte, wird ihnen gezeigt haben, wie sehr sie die Versammlung erfreut haben. T — Richtigstellung. In dem in Nr. 237 d. Bl. veröffent lichten Bericht über die am 9. d. M. staltgehabte Stadtverordneten- Sitzung ist der Ueberschuß der Forsten infolge eines Druckfehlers irrthümlich mit nur 2184 M. angegeben. Selbstverständlich soll es 21842 M. heißen. — Die S. diesjährige Militärvereins - Bezirtsver- sammlung wurde am Sonntag im Gasthofe zum schwarzen Roß in Sayda abgehalten. Anwesend waren bei derselben Ver treter des Militärvereins Kameradschaft Freiberg, sowie der Militärvereine zu Sayda, Weißenborn, Friedebach, Seisfen, Voigts dorf, Heidelberg, Oberneuschönbera, Heidersdorf, Neuhausen, Kämmerswalde, Langhennersdorf, Kleinhartmannsdorf, Deutsch einsiedel, Lichtenberg, Hallbach, Niederneuschönberg, Dorfchemnitz und Dörnthal. Der Vorsteher des Saydaer Vereins, Kamerad Lippmann, begrüßte die Anwesenden und veranlaßte dieselben Sr. Majestät dem König ein dreifaches Hoch zu bringen. Herr Stadt- rath Mücke widmete sodann der Versammlung herzliche Worte der Begrüßung, welche Herr Bezirksvorstcher Stohwasser mit innigem Dank für die Behörde zu Sayda beantwortete. Der Herr Bezirks ¬ vorsteher erstattete sodann Bericht über den Verlauf der in Dresden stattgehabten diesjährigen Bundesgeneralversammlung. Hierauf sprach Kamerad Lippmann-Sayda im Anschluß an eine Schrift deS Schatzmeisters Beyer über die Reform der Bundessteuer und bekämpfte in der sich anschließenden Debatte den gemachten Vor schlag, daß sich jeder Verein erst unter sich über diese Reform auS» sprechen möchte. Vorerst möchten die einzelnen Bezirksvereine ihr UnterstützungSkaffenwesen einer nothwendigen Umbildung zuführen, es würden dann viele Unterstützungsgesuche aus jenen Vereinen wegfallen. Mehrfach erklärte man sich gege i den Beyerschen Vorschlag, für icdes Mitglied eines Vereins einen Kalender zu liefern; viele Mitglieder gehörten mehreren Militärvereinen an, was sollten diese mit mehreren Kalendern machen? Manche Mit glieder hätten auch aus verschiedenen Gründen kein Bedürsniß für einen Kalender. Aus der gesammten Debatte ergab sich mit Entschiedenheit, daß für diesen Plan der Aenderung des BundeS- steuerwesens eine Stimmung im diesseitigen Bezirke nicht vor handen ist. — Nach Erledigung der übrigen Punkte der Tagesordnung ergriff Herr Amtsrichter Weise das Wort, um den Dank der Ehrengäste für die Einladung zur Versammlung und den Wunsch auszudrücken, es möchten der Militärverein der Stadt Sayda und der ganze Bezirksverband immer einer so tüchtigen, der Sache förderlichen Leitung sich erfreuen, wie gegenwärtig. So dann ermahnte der Herr Bezirksvorsteher, fernerhin in den Bezirksversammlungen fleißiger zu erscheinen. Man sei dem oberen Bezirk entgegengekommen und halte alljährlich eine Bezirksver- sammlung in Sayda ab; man dürfe nun aber auch erwarten, daß die Vereine des oberen Bezirks vollzählig erschienen; es seien aber diesmal verschiedene Lucken zu erblicken gewesen. Zum Schluß brachte der Redner den König!, und städtischen Behörden Sayda's ein dreifaches Hoch, in das die Kameraden freudig einstimmten. — Im hiesigen Brauhofsaale werden am 20. und 21. d. M. zwei große Konzerte deS 1. uniformirten Damen-Trompeter- korp- „Hansa" abgehalten werden. Diese Damenkapelle ist die erste, welche Kavalleriemusik macht. Das „Leipziger Tageblatt" schreibt über ein Konzert dieser Kapelle: Das Damen-Trompeter- korpS „Hansa", welches in Hamburg, Dresden und Berlin mit glücklichstem Erfolge gastirte, gab gestern im Saale der „Drei Linden" zu Lindenau sein erstes Konzert, welches eine sehr große Zuhörerschaft versammelt hatte. Das Korps besteht aus zehn jungen, anmuthigen Damen, die in ihren schmucken Kavallerie- uniformen einen ganz artigen Anblick gewähren. Die musikalische Fertigkeit dieser Kapelle ist aller Ehren werth. Sie spielt mit einem so zündenden Schwünge, einem so militärischen Feuer und läßt bei den meisten Darbietungen eine so ausreichende Schulung erkennen, daß sich ihrer Leistungen kein KavallcriekorpS zu schämen brauchte. — Auffindung eines Ermordeten Im Thesenwalde bei Ansprung wurde gestern Nachmittag der Handarbeiter Uhlig aus Ansprung todt ausgefunden und gerichtlich aufgehoben, man vermuthet, daß derselbe ermordet worden ist. Ein der That sehr verdächtiger Fabrikarbeiter, gleichfalls aus Ansprung, wurde auch bereits von Seiten des Zöblitzer Gendarmen verhaftet. Herr Oberstaatsanwalt Bernhard und Herr Gerichtsarzt vr. Nippold begaben sich bereits heute früh in dieser Sache von hier nach Zöblitz — Stadttheater. Von den Produkten unserer neusten Possen- und Schwanksabrikation hat sich die überwiegende Mehr zahl als Eintagsfliegen ergeben. Sie erleben mit wenig Aus nahme nur eine einzige Saison in Berlin, der Centrale dieser dramatischen Industrie, darauf wird rasch noch die Provinz abgegrast, und dann verschwinden diese Stücke auf Nimmerwiedersehen. Zu dieser Art von Stücken möchten wir die gestern zum ersten Male hier aufgeführte Gesangsposse von Mannstädt (Musik von G. StesfenS) „der Stabstrompeler" nicht gerechnet wissen. Zunächst ist Handlung und Ausbau dieser Posse nicht in der Weise zerfahren und unmotivirt, wie man es bei den meisten Stücken dieser Art mit in den Kauf nehmen muß. Dem Ganzen liegt ein durchaus gesunder sittlicher Gedanke zu Grunde, der, soweit dies im Rahmen einer Posse geschehen kann, mit Geschick und mit gutem Humor durch geführt wird. Herr Mampe, trotz des Stabstrompeters die Haupt person des Stückes, kleidet diesen Gedanken nach seiner Art in die Worte einer unbestreitbaren Wahrheit: „Man kann einen Kohlkopf nicht in einen Blumentopf pflanzen, und durch Begießen erwarten, daß er Rosen trägt." So verfolgt das Stück, das vielleicht eher die Bezeichnung „Volksstück" als Posse verdiente, die Tendenz in drastischer Form zu zeigen, daß der schlichte Mann, auch wenn er „klobig reich" geworden ist, am besten thut, sich nicht über das Niveau seiner Erziehung und seiner sozialen Verhält nisse hinaus in Kreise zu drängen, für deren Lebensweise er das Zeug nicht besitzt. Die Art, wie dem Publikum diese Lehre beige bracht wird, ist das sittlich erziehende Moment in diesem Stück, das auch bei einem Schwank nicht unterschätzt werden soll. Auch die musikalische Arbeit an dem Stück ist eine recht ge- Mige. Die Ausführung selbst ging flott von Statten und fand verdienten Beifall. Der Hauptantheil an dem Gelingen gebührt Herrn Direktor Hannemann als August Mampe. Er fand den richtigen Ton für den biederen bürgerlichen Geschäftsmann, der sich vergebens abmüht, seiner bildungssüchtigen jungen Frau zu Liebe sich vornehme Allüren anzugewöhnen, schließlich aber doch zu der Ueberzeugung kommt, daß er seine wahre Zufriedenheit nur durch seiner Hände Arbeit erlangen kann. Fräulein Paula Theves als seine Frau unterstützte ibn wirksam, namentlich in den Szenen, wo die Gefühlswärme über die vergeblich angestrebte gesellschaftliche Tünche den Sieg davon trug. Recht gut gelang hr die gesangliche Soloszene gegen Schluß des zweiten Aktes. Ueberhaupt möchte sich Frl. Theves bewußt bleiben, daß ein mög lichst dezentes Auftreten ihr nur zum Vortheil gereicht. Den Stabstrompeter gab Herr Helmert recht flott; sein polternder Ton war in diesem Falle einmal ganz angebracht. Sehr ansprechend war Frl. Jäger als sein munterer Schatz Amalie, besonders das Liedchen „Püppchen klein, artig sein" sang sie ganz allerliebst. Eine drollige Figur spielte Herr Dreher als sentimentaler Liebhaber Wuppe; schon seine Erscheinung wirkte erheiternd. Amüsant war auch das Auftreten des spießbürgerlichen vierblätterigen Kleeblattes Lehmann und Schulze nebst ihren Ehehälften. Auch die übrigem Darsteller, so u. A. Frl. Rehme als Dorchen und Herr Maxi milian als Borowsky, rundeten das Ensemble vortheilhast ab. Wie schon erwähnt, war die Aufnahme des Stückes eine recht freundliche. — Morgen nochmals „Zriny" zu halben Preisen. — Königl. Landgericht Freiberg. In der vor der ersten Strafkammer anstehenden Hauptverhandlung gegen den Bries markenhändler Emil Reinhard Krippner in Freiberg wegen voll endeten und bez. versuchten Betrugs erklärte der Angeklagte bei der Generalbefragung weiter, daß er das Abstempeln der Marken für erlaubt gehalten, weil es sich doch nur um wirklich echte Bries marken gehandelt habe und weil auch andere Händler, ja sogar einzelne deutsche Staaten derartige Entwerthungen veralteter Post- werthzeichen vornähmen. Es sei hierbei erwähnt, daß vor 1866 die meisten deutschen Bundesstaaten ihre eigene Postverwaltung
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)