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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189110144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-14
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.10.1891
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^23». Wrei^ger My rtae-«md Dbqebl^ Selt« 2. 'konservativen auch vielfach daS ruhige Uriheil über russische Fragen leidenschaftlich getrübt. Die brutalen Judenverfolgungen haben an anderen Stellen die Abneigung gegen den östlichen Nachbar verstärkt, welche jeder radikalisirende Publizist von jeher dem autokratischen Rußland entgegenbrachte. Die Sozialdemokratie befehdet Rußland mit einem wahren Feuereifer. Die Haltung und Stimmung des Zentrums ergiebt sich aus den Welt- interrssen des Katholizismus von selbst. Parteiisch gefärbte Empfindungen, welche mit den Lebensinlerrfsen unseres Volks thums nur einen sehr entfernten Zusammenhang haben, drohen also auf die Lösung einer internationalen Frage störend einzuwirken, welche die Zunkunft unserer Nation auf lange Zeit hinaus beeinflussen wird. Dazu kommt die herrschende Unklarheit über die Unterlagen des Problems. Wohin man Hörl, fast überall tritt dem Politiker im deutschen Publikum die Ansicht entgegen, die Stellung Deutschlands zur russischen Eroberungs- Politik sei durch das deutsch-österreichische Bündniß von selbst ge geben. Diese Ansicht ist ein handgreiflicher Jrrthum. Der Bündnißfall tritt nur ein, wenn Oesterreich-Ungarn vonRußland direkt angegriffen wird. Läßt sich dagegen Rußland im Orient Uebergriffe zu schulden kommen, welche Oesterreich als Kriegsfall betrachtet, so hat Deutschland ernstlich zu erwägen, ob seine nationalen Interessen, welche ein Niederwerfen der habsbur gischen Monarchie schlechterdings nicht gestatten, ein sofortiges Eingreifen erheischen. Darüber ist eine Täu schung nicht möglich, daß ein solches Eingreifen neben der orien talischen auch alsbald die elsaß-lothringische Frage aufrollen würde. Nun hat die Welt während des letzten Krieges staunend erfahren, welche Schwierigkeiten allein schon die zähe passive Widerstands kraft der Türkei der russischen Ländergier bereitet hat. Noch un günstiger würden sich die russischen Aussichten stellen, wenn die zurückhaltende Politik Deutschlands die zunächst betheiligten Mächte, England, Italien und Oesterreich-Ungarn, nöthigen würde, ihre bedrohten Interessen zu Vertheidigen. Schlimmstenfalls deckt Deutschland die habsburgische Monarchie durch die bloße That- sache seines Daseins und würde mit seiner unverbrauchten Wehr kraft die Lage schließlich beherrschen. Wenn es die wichtigste Aufgabe der Staatskunst ist, dem deutschen Volke einen ehrenvollen Frieden zu sichern oder aber deutsches Blut nur auf Schlacht feldern zu vergießen, auf denen um unsere Lebensinteressen ge kämpft wird, so ist dir weitverbreitete Ansicht falsch, daß wir Deutsche unsere Nase nicht früh genug in die orientalischen Händel stecken können. Die Weltlage macht unserer Staatsleitung die kaltblütigste Vorsicht und Zurückhaltung zur Pflicht. Die weit- auSgreifende russenfeindliche Gefühlspolitik, welche in Deutschland so zahlreiche Anhänger hat, kann sich an verhängnißvoller Be deutung für unsere geschlossene Volkskraft nur mit der phantasie vollen Kaiserpolitik des Mittelalters und ihrem idealistischen und universalistischen Jkarusflug messen. Wollen wir in gährender Zeit den Frieden bewahren, so müssen wir auf den Ehrgeiz ver zichten, den Schulmeister oder die wohlthätige Vorsehung Europas zu spielen. Zutreffend schreibt die „B. B. Z.": Wir halten geglaubt, die Erörterungen über den Friedenskongreß in Rom schließen zu dürsen, zumal es sich dabei längst nicht mehr um eine deutsche, sondern lediglich um eine deutsch-sreisinnige Angelegenheit handelt. Aus diesem Grunde haben wir auch eine Erklärung des Abge ordneten vr. Barth an die „Nation" nicht reproduziren zu müssen geglaubt. Dieselbe enthielt nichts Anderes, als was Herr Rickert Bonghi gegenüber erklärt hatte, nur in sehr abgeschwächter Form, aus welcher deutlich das Bestreben hervorleuchtete, die Gelegen heit, sich in Rom als „Repräsentant" oufzuspielen, um keinen Preis zu verscherzen. Wir müssen dies heute nachtragen, venn der Wort- und Schriftcnwechsel in dieser im Grunde unwichtigen Angelegenheit nimmt seinen Fortgang und zeitigt manche in- tereffante Erscheinung. WaS Herrn Bonghi angeht, so hat er in der römischen „Tribuna" zum so und so vielten Male erklärt, der „Streit" zwischen Deutschland und Frankreich wegen Elsaß- LothringenS werde in Rom nicht zur Diskussion gelangen. Gleich zeitig hat er aber auch in diesem Stadium sich nicht zu enthalten vermocht, seinem Herzen Lust zu machen und den Spieß umzu kehren, indem er sich zu der grotesken Aeußerung verstieg, wenn die Deutschen dem Kongresse fernblieben, so „müsse er glauben, daß die Sehnsucht nach Frieden nicht im Herzen aller Derjenigen lebe, deren Lippen davon Überflüssen." Wir Deutsche sind der Antwort auf diese Schlußfolgerung enthoben. Herr Bonghi hat sie von dem italienischen Senator Guerriui Gonzaga erhalten, welcher wegen des Verhaltens Bonghis aus dein Konnte zur Ver anstaltung deS Kongresses ousgeschieden ist. Die deutschen National- liberalen haben also in Italien selbst SukkurS erhalten, eine Thatsache, die zur Rechtfertigung ihres Verhaltens zwar durchaus nicht nothwendig, aber um deswillen erfreulich ist, weil sie zeigt, daß man in Italien nach dem verletzenden Anftrrten Bonghis für die Stellungnahme der Nationalliberalen das volle Verständniß besitzt. Es sind indessen nicht alles Italiener, welche Herrn Barth — eine Lektion über nationale Selbstachtung ert heilen, sondern auch Oesterreicher. Wie schon gemeldet, haben fünf deutschnat'onale Mitglieder des österreichischen Reichsraths, darunter Steinwender und Bayreuther, ihre Theilnahme an dem Friedenskongresse ab- gelchnt, weil die jüngsten Veröffentlichungen Bonghis eher einem Kriegs- als Friedensruf glichen und ihren polnischen und natio nalen Ueberzeugungen vollständig widersprächen. Und das sind Abgeordnete, denen mindestens von Rechtswegen Elsaß-Lothringen „Hekuba" sein darf. Dies Beispiel wirkt vielleicht doch noch an steckend auf mehrere Dcutschfreisinnige, obschon sie heute aber mals durch ein Schreiben des Herrn Bonghi geehrt werden, was ihrer Ambition natürlich den Kampf erschweren muß. Diesmal ist Herr Rickert der Adressat. Bonghi versichert, daß er weder privatim noch öffentlich seinen Ansichten, mögen sie nun gut (!) oder schlecht sein, irgendwie ungebührlichen Einfluß gewähren werde. Je lebhafter er dieselben als Schriftsteller ausgedrückt haben mag, umsomehr werde er sich verpflichtet halten, dieselben als Präsident oder auch nur als gewöhnliches Mitglied dem Kon gresse nicht aufzudrängen. Herr Bonghi vergißt in dieser Er klärung, daß er „ungebührliche" Aeußerungen über Elsaß-Loth ringen nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Präsident des Komites in seinem ersten, nach Deutschland gerichteten Schreiben gethan hat. Im Uebrigen möge Herr Bonghi sagen und Herr Barth thun, was sie wollen. Für uns und auch für die Politiker des Auslandes werden die Malicen des italienischen Franzosenfreundes tausendfach.ausgewogen durch die jeden Zweifel und >ede Mißdeutung ausschließende Versicherung, die der Sprecher des elsaß-lothringischen Landesausschusscs am Sonnabend dem Fürsten Hohenlohe gegeben hat, daß man in Elsaß-Loth ringen dieZusammengehörigkeitmit demReiche ür „unerschütterlich" ansehe. Wie die „Nal. Zeit." hört, hat der Vorstand der Berliner Anwaltskammer gegen die beiden Vertheidiger im Prozeß Heinze, Rechtsanwälte vr. Ballien und Coßmann die Einleitung der Dis ziplinaruntersuchung beschlossen. Die arbeitsscheuen russischen Emigranten, welche dem tädtischen Asyl viele Monate zur Last lagen und sich durch hr meuterisches Wesen mehrfach unangenehm bemerkbar machten, 'md nunmehr — endlich! — aus Deutschland polizeilich ausge wiesen worden. Gestern früh wurden dieselben, ein Trupp von ca. 120 Personen, nach dem Bahnhof Alexanderplatz gebracht, von wo aus ihre zwangsweise Beförderung nach der russischen Grenze erfolgte. Die Czechen machen in Prag wieder unliebsames Aufsehen. Die Straßenskandale, welche erst kurz vor der Reise des Kaisers von Oesterreich nach Prag ausgehört hatten, haben wieder be gonnen. Vorgestern Abend zog eine größere Menschenmenge vom Ausstellungsplatz vor das „Deutsche Haus", johlte, pfiff und brach in Pereatrufe aus. Die Wache trieb die Menge auseinander, die sich vor dem deutschen Theater wieder anfammelte und daselbst großen Lärm erhob, der ins Innere des Theaters drang. Zahl reiche Besucher eilten erschreckt auf die Straße. Die Exzedenten wurden von berittener Wache vertrieben. In Mendrisio im Schweizer Kanton Tessin wurde in der Nacht zum Montag der der liberalen Partei angehörige Apotheker Karl Buzzi von drei Personen, welche angeblich zur klerikalen Par tei gehören, überfallen und ermordet. Einer der Thäter wurde verhaftet, die beiden anderen sind über die italienische Grenze ent flohen. Die Rede, welche der Bürgermeister von Brüssel, Herr Buls, in Marseille hielt und in welcher er erklärte, daß ein geheimer Vertrag zwischen Deutschland und Belgier» nicht existire, wird in der gejammten europäischen Presse besprochen, hauptsächlich deshalb, weil aus Brüssel nachträglich berichtet wurde, daß Buls vom Könige den Auftrag hatte, die Gerüchte über den Vertrag als falsch zu erklären. Nun waren diese aber stets nur in der französischen Presse aufgetaucht und cs ist zweifelhaft, ob dieselben jetzt endgiltig aus der Welt geschafft sind, denn stets von Neuem wird auf die Maasbefestigungen hingcwiesen. Diese sollen zur Vertheidigung der belgischen Neutralität dienen, obwohl Moltke vor ungefähr einem Jahre einem belgischen Besucher gegenüber die Meinung auSsprach, daß die Maasbesestigungen nicht ein Bollwerk der belgischen Neutralität seien, daß sie im Gegentheil im Ernstfälle Belgien hindern würden, seine Neutralität zu be haupten. Graf Moltke sprach sogar den Verdacht aus, daß ein Theil der Maasbefestigungen gegen Deutschland gerichtet sei. Nun giebt es kaum ein glaubwürdigeres Zeugniß dafür, daß Deutsch land auf die Neutralität Belgiens großen Werth legt, als die Aeußerung Moltke's über die Nutzlosigkeit der Maasbefestigungen. Ein Staat in der geographischen Lage Belgiens besitzt die stärkste seiner Lebensbedingungen in seiner Neutralität und es muß die wichtigste seiner Sorgen sein, daß dieselbe von den Nachbarn respeklirt wird, denn seine eigenen Kräfte reichen nicht aus, ihm den Bestand zu verbürgen, wenn rings umher der Kriegsbrand lodert. Die Rede des Brüsseler Bürgermeisters mag den Zweck gehabt haben, das Mißtrauen der Franzosen zu beschwichtigen, ob wohl im gegebenen Augenblick gar kein Grund vorlag, die belgisch« Neutralität zur Besprechung zu bringen. In Tonkin haben die Franzose« ihre liebe Noth; auf ständische Bewegungen sind an der Tagesordnung, und der Post- dampfer „Djemnah" brachte Berichte über neue Kämpfe. Bei Bao-Lac wurden starke Banden bemerkt und bei Bac-ninb fand ein Gefecht statt, in welchem Winchester- und Grasgeweyre bei den „Räubern" gefunden wurden. Die französischen Behörden suchen nun beschwichtigend auf die Bevölkerung einzuwirken. Es wird aus Paris depeschirt: Der Gouverneur von Indochina, Lanessan, erließ an die Kommandanten der vier neu errichteten Militärterriwrien Weisungen, wonach die aus Eingeborenen be stehenden Schützenregimenier durch Miliz verstärkt werden. Ferner wird angeordnet, daß die Eingeborenen ausschließlich ihrer Nationalität angehörige Behörden haben und die Militärkomman danten die größte Mäßigung gegenüber den Eingeborenen üben und schonend gegen dieselben vorgehen sollen. Wiederum ist von einem für die Mannszucht im englischen Heere bezeichnenden Vorfall zu berichten. Die Schaluppe des vor Southampton liegenden Wachtschisses ,,Jnvincible" segelte dieser Tage mit 3 Offizieren und 40 Mann nach Portsmouth, um Vor- räthe zu holen. Da es unmöglich war, noch am Abend zurück zukehren, ward der Mannschaft besohlen, an Bord zu schlafen, obwohl es keine Schlafkajüten auf der Schaluppe giebt. Die Offiziere blieben die Stacht über auf dem Lande. Während der Abwesenheit der Offiziere zerschlugen die Leute, um ihren Aerger auszulassen, das Glas des Manometers, einige Theile der Maschine und strichen den Kessel in verschiedenen Farben an. Die Scha luppe mußte ausgebessert werden. Bei der Ankunft auf dem „Jnvincible" wurden sechs Mann verhaftet. Beim Bau der großen sibirischen Eisenbahn sollten vor Kurzem Unruhen unter den russischen Arbeitern, meist Sträflingen, ausgebrochen sein und sich ein großer Theil derselben der Arbeit durch die Flucht entzogen haben. Diese Nachrichten scheinen nur zum Theil aus Wahrheit zu beruhen. Eine Wladiwostocker Draht meldung stellt nämlich die aufgebauschten Nachrichten über die Flucht zahlreicher beim sibirischen Bahnbau beschäftigter Sträflinge in Abrede, welche morden und rauben sollen. Die Verbreiter dieser Gerüchte sind Lieferanten, welchen die von der Regierung gestellten Arbeiter nickt genug Vortheile bringen. Die russischen Blätter hatten gleich beim Auftreten der ersten Nachrichten daraus hingewiesen, daß die Verpflegung der Arbeiter eine schlechte und ungenügende sei, daß nur verdorbene Nahrungsmittel geliefert würden und daß sich daraus die Flucht der Sträflinge er klären lasse. Zur Zelewski'schen Expedition. Mit Bezug auf die von der „National - Zeitung" gegen die Zelewski'sche Expedition geübte, auch von uns wiedergegebene Kritik geht der Nordd. Allg Ztg." folgendes Schreiben zu: Leipzig, den 10. Oktober 1891. In der „National-Zeitung" Nr. 571 vom heutigen Tage ist betreffs der Expedition von Zelewski eine in jeder Hinsicht unge- In Hütte und patast. Historische Novelle von M„itz Lili«. l? Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Kaiserliche Hoheit wissen, daß ich mit Leib und Seele Ihnen gehöre und jeden Augenblick bereit bin, mein Leben für Sie zu lassen," erwiderte der Pächter. „Mag kommen, was da will, ich bleibe Ew. Kaiserlichen Hoheit mit gleicher Treue und Ergebenheit zugethan." Der Großfürst reichte seinem Pächter stumm die Hand, während ein dankbarer Blick das Gesicht des Müllers streifte. B«m> erhob er sich. „Hole mir mein Angelzeug, Stelzenberger, ich habe Appetit aus Forellen, die uns Deine Frau zum Abendimbiß zubereiten mag," sagte er, „und sie schmecken am besten, wenn ich sie selbst gefangen habe; der Bach birgt genug von diesen Fischen." Eine Minute später brachte der Müller das Gewünschte und bald sah man den fürstlichen Angler am Bachesufer entlang wandern, bis er im Walde verschwand, um an geeigneter Stelle im Schatten hundertjähriger Birken die Schnur mit dem ver derbenbringenden Haken auszuwerfeu. II. „Ein Brief von Sergei!" rief ein junges etwa 16jähriges Mädchen, welches raschen Schrittes die Wohnstube betrat, wo der Müller und seine Frau beim Frühstücke saßen. „Der Postbote ritt eben hier vorüber und reichte mir ihn, er sei schan vor einigen Lagen angekommen," sagte er. Hastig griff Stelzenberger nach dem Schriftstück und öffnete es. „Das alte Lied," meinte er, nachdem er gelesen; „Sergei bittet dringend, Schritte zu seiner Befreiung vom Militärdienst oder wenigstens zur Versetzung nach einer festen Garnison zu thun." Die Frau nahm den Brief und las. Ihr Auge schwamm in Thränen, als sie das Papier auf den Tisch legte. „ES ist ein harte» Schicksal, das unsern Sohn betroffen," sagte sie mit zitternder Stimme. „Schon, daß er Soldat werden wußte, war für uns Alle traurig genug, aber daS Schrecklichste ist doch, daß man ihn nach dem Kaukasus schickte, wo er in den Kämpfen mit den wilden Völkern jeden Augenblick sein Leben in die Schanze schlägt." Reichlicher stossen ihre Thränen bei der Erinnerung an den fenie« Sohn, den sie vielleicht niemals wiedersah. ,ES ist dort ei« Larter Dienst," versetzte der Pächter, „und der Gefahre« ««d Drangsale giebt es übergenug. Aber diese» Loos theilt er mit Tausenden seiner Altersgenossen und Kameraden und unser Sohn ist nicht besser als diese" „Freilich könnte ich ihn recht gut als Gehilfin brauchen," fuhr der Müller leiser fort, „dann brauchte ich nicht mit fremden Leuten zu arbeiten , aber gegen Gesetz und den Rus des Kaisers gibt es einen Einspruch, da heißt es blindlings gehorchen." „Und doch wüßte ich ein Mittel, Sergei wenigstens aus den Einöden des Kaukasus zu entfernen und ihn wieder unter recht- chaffene Menschen zu bringen," bemerkte die Müllerin. Ihr Mann schaute ihr fragend ins Gesicht. „Wie denkst Du Dir das, Mutter?" forschte er, als sie uoch immer schwieg, als erfordere die Sache reifliche Ueberlegung. „Ist nicht der Zarewitsch Paul unser Gönner?" fragte sie zurück. „Gewiß will er uns wohl," stimmte Stelzenberger bei, „und da meinst Du wohl, ich solle mich an ihn wenden und wegen Sergei um seine Verwendung bitten?" „Ja, warum denn nicht?" versetzte die Müllerin. „Solch' einem hohen Herrn kostet es nur ein Wort und unser Sohn ist frei; ob ein Soldat «ehr oder weniger bei der Armee sich be findet, ist doch ganz gleichgiltig; wenn dieser Eine aber unser Sohn ist, so ist es für uns ein großes Glück." „Du sprichst, wie Du cs verstehst, Frau," versetzte der Pächter mit einem Anflug von Unmuth; „wenn Dein Mittel überhaupt benutzt werden könnte, hätte ich es längst angewendet. Der Groß fürst hat keinerlei Einfluß auf die Kaiserin, und wenn man ihr einen solchen Wunsch zur Bestätigung vorlegen würde und sie er fährt, daß er vom Thronfolger ausgeht, würde sie sicherlich ihre Zustimmung versagen, ja wer weiß, ob sie nicht die Dienstzeit unseres Sohnes verdoppeln würde zur Strafe dafür, daß er es gewagt, den Großfürsten Paul um seine Fürsprache zu bitten." Die Müllerin faltete unwillkürlich die Hände. „Heilige Maria, davor beschütze und behüte uu»!" murmelte sie leise betend vor sich hin. „Ich spreche mit der Frau Großfürstin, die immer so gut und freundlich mit mir ist," sagte plötzlich das junge Mädchen, welches den Brief ebenfalls gelesen hatte. „Sie kann ja mit der Frau Kaiserin sprechen, Vater, wenn Du glaubst, daß ihr Mann gar nichts zu thun vermag. Der Großfürstin wird die Kaiserin diese Bitte gewiß nicht abschlagen, die ist so schön und so liebenswürdig, daß kein Mensch ihr etwas verweigern kann." Der Müller lächelte über die Naivetät seiner Tochter, die keine Ahnung von dem Mißverhältnisse hatte, das in der Kaiserlichen Familie herrschte. „Diese Dummheit wirst Nu nicht begehen, Olga!" verfitzte der Müller wieder ernst werdend, „denn Du würdest dadurch die Zarcwna nur daran erinnern, daß sie bei Hofe nicht da» Mindeste gilt. Katharina II. mag nun einmal ihren Sohn und dessen Frau nicht leiden, während sie seltsamerweise die Kinder dieser Beiden, ihre Enkel, zärtlich liebt und deren Erziehung selbst leitet. Das ist einer von den vielen Widersprüchen im Charakter der Kaiserin." „Dann fahre ich selbst nach Petersburg und bitte für unser» Sergei!" rief Olga entschlossen aus, und ihr liebliches Gesicht, welches gleich denen ihrer Eltern nichts von slawischem Schnitt, sondern den echt germanischen Typus zeigte, überzog jene flüchtige Röthe, die Muth und Entschlossenheit Hervorrufen. „Ich glaube, Du wirst vor diesem Wagniß nicht zurückschrecke», Mädchen," sagte der Pächter im Tone bewundernder Zärtlichkeit, „aber solche Gedanken schlage Dir aus dem Sinn, sie sind un ausführbar. Wenn erst Großfürst Paul Zar geworden ist, dann wird er gewiß unsren Wunsch erfüllen und Sergei frei gebe» — wenn er nicht nothwendigerc Dinge zu thun hat." Die letzteren Worte sagte er leise; er mvchte da» Vertrauen der Seinen nicht durch Zweifel erschüttern. „Da können wir n»ch lange warten," warf die Müllerin ein. „Die Kaiserin ist, wie man erzählt, noch außerordentlich rüstig, sie kann hundert Jahre alt werden, und inzwischen beendet Sergei seine Militärzeit, wenn ihn die Tschctschenzen ncht vorher todt- schießen. Zwanzig Jahre lang die Flinte tragen und der Trommel folgen zu müssen, ist harr, das sehen wir an dem Sohne deS Gast- wirthes drinnen im Dorfe; als blühender Jüngling zog er mit seinen Kameraden hinaus — weißt Du noch Karl, wir wäre» damals erst kurze Zeit verheirathet — und als Greis kehrte er zurück, obgleich er auch nicht länger gedient hatte als die anderen. Aber die Strapazen des Soldatenlebens hatten sein Haar ge bleicht und Furchen durch sein sonst so volles Antlitz gezogen »nd so — so wird ss auch unserem Sergei gewiß auch ergehen!" Wieder flossen Thränen die Wangen herab «nd auch die sonst s» munteren blauen Augen Olgas wurden feucht. Stelzenberger aber machte eine abwehrende Handbewegung. „In unserem Lande kann man nicht wissen, was der nächste Tag bringt," sagte er leise, als fürchte er von Unberufenen gehört zu werden. „Niemand ist vor dem Tode sicher, auch unsere Kaiserin Katharina nicht. Zar Peter lll., ihr Gemahl, war noch ein junger Mann und doch mußte er sterben, nachdem er kaum ein halbes Jahr auf dem Kaiserthron gesessen; freilich war sei« plötzliches Hinscheiden kein natürliches, so»dern —" Gr machte die Pantomime de» Erdrosseln». (Fortsetzung folgt.) rechtfertigte Kr der Herr Versa nur auf der Kc safferS lassen si 1. Die Exp 2. Die Exp Was den i zu einem ganz vergeblichen Vc zu leben. Ich war se ost mit den W Während d Wahche Karaw und gemordet Wahche zu mi Sie versprächet nächsten Tage Bagamoyo bri nicht hatten fli meiner Zeit m genug, die Wi ihun, liegt ab Verhältnisse a Innern nach d Was den z mandem, der « Grunewaldes Kommandant und keine we jenigen, die Gegenden uni stehen, daß ick nicht wußte, I sollte. — Wen lichen Schützt, würde, würde Die europäisch, stab an Dem nehmen. Die umgehen sie unnütz, sonder kann, verloren einzudringen, monatelang g Buschpfade k opfert dann dem sicheren Meter weit 1 führung des l so einzurichter truppe abwart wegen dieses Wahehe lasser ohne in dem vergiftete Pf« Ihrige, die L etwas davon Einem Herges Ganz ab von Zelewskt sichtigen Offi würde, irgen die afrikanis« von Jedem a klären beabfi Vorwurf geg Nun ma auch die Ari die afrikanis kennen geler freies Terra i es im inner« leicht 50 Ze Gänsemarsch des Pfades i schirt. 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