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IM. IWLAHUWZUI Freitag, dmA. August Frei-er-, am 18. August 1891. Königliche AmtSha«ptma«nschast vr H»k«mkamn. Inserate «erden bi« Bormtttaa 11 llhr augenom- men und betrtlgt der Preis für die gehaltene Zeil« oder deren Raum 16 Pfg Lieferung von Brennmaterialien oder Benutzung der GerSthe de» QuartiergeberS dürfen nicht gefordert werden. Zur Erleuchtung der UnterkunstSrSume bis Abends 10 Uhr genügt Stalllicht. d) Für die Pferde kann nur UnterkunftSraum und Schutz gegen Wind u»h Wetter mit Vorrichtung zum Anbinden beansprucht werden. nicht den Borwurf der Lauheit und des Jndifterentismus zu- ziehen will, muß er auch mindestens einem der gegründeten Insti tute, der Arbeiterbildungsschule, der freien Volksschule oder sollst einer „geselligen Vereinigung" angehören. Außer diesen regelmäßigen Leistungen ist der Opferfreudigkeit der „Genossen" noch ein weiter Spielraum gelaffen in den „freiwilligen" Bei trägen und den verschiedenen Fonds und Sammlungen. In jeder Versammlung, bei jeder Festlichkeit kursiren Marken und Listen in großer Anzahl, und wer sich denselben gegenüber zugeknöpft verhält, kommt bei den Vertrauensleuten in Verruf. Da ,u muß jeder Arbeiter, der als echter Genosse betrachtet werden will, die zuständige politische und gewerkschaftliche Zeitung halten, ein fleißiger Abnehmer der üppigen Partei literatur sein und auch sonst nicht kargen, wo es gilt, durch eine Dekoration oder Demonstration seine „rothe" Gesinnung zu bekunden. Von vatikanischer Seite kommt die Nachricht, die Leitung des Zentrums hätte dem Papste erklären lassen, daß sie, wie sehr ergeben sie auch im Interesse des Friedens dem Dreibunde sei, dennoch gern die römische Frage in Gemäßheit der Wünsche des heiligen Stuhles gelöst sehen möchte. Das offiziöse „Fremdenblatt", die „Presse", das „Extra blatt" und das „Wiener Tageblatt" heben die glänzenden Loya litätskundgebungen anläßlich des Geburtstages des Kaisers von Oesterreich in Prag hervor underblicken darin einen Protest der Elite der czechischen Bevölkerung gegen die Vorwürfe, welchen das czechische Volk anläßlich der letzten Vorgänge auf der Prager Ausstellung ausgesetzt gewesen sei, die aber nur das Werk vereinzelter Hetzergruppen gewesen seien. Der italienische Delegirte zum Sozialistenkongreß, Merlino, welcher als Anarchist verhaftet werden sollte, hatte sich zur Politische Umschau. Freiberg, den 2V. August. Ter veutfche Kaiser traf vorgestern Nachmittag mit der Watte im Kieler Hafen ein. Beim Passiren der Friedrichs- orter Forts feuerte die Strandbattcrie den Kaisersalut. Nach dem Festmachen der Schiffe wurde zur Feier des Geburtstages -des Kaisers von Oesterreich auf allen Schiffen die österreichische -Kriegsflagge aufgehißt, welche gleich darauf zu Ehren des hohen kaiserlichen Alliirten von allen Schiffen salutirt wurde. Der Kaiser, welcher Admiralunisorm trug, stand hochaufge richtet auf der Kommandobrücke der „Hohenzollern"; bild war er mit den suchend auf die „Hohenzollern" gerichteten Fern gläsern entdeckt, und nun erscholl vom Ufer her brausendes Hurrah, Hüte und Schirme erhoben sich zu lebhaftem Winken in die Ferne, die Damen grüßten mit den Tüchern, es wurden die lebhaftesten Ovationen dargebracht, in die sich daS mili tärisch taktmäßige dreimalige Hurrah der Schiffsbesatzungen der Dor Anker liegenden Schiffe mischte. Hochausgrrichtet stand die breitschulterige Gestalt des Kaisers auf der Brücke, frei und -ohne jede Stütze, und nicht müde wurde der Kaiser, dem herzlich lebhaften Gruße vom Ufer her salutirend zu danken. Der Kaiser, wettergebräunt und wohl aussehend, trägt jetzt einen Vollbart. Die Kaiserin befand sich ebenfalls an Deck der „Hohenzollern"; sie war ganz schwarz gekleidet und unterhielt sich lebhaft mit den Herren ihrer Umgebung. Dem Verlauf der Manöver in See hatte der Kaiser mit großem Interesse beigewohnt. Die gesammte imposante Flotte, die, Ivie im Vorjahre, vom Vizeadmiral Deinhard befehligt wird, dessen Namen durch seine erfolgreichen Operationen an der tvestasrikanischen Küste allgemein bekannt geworden ist, weist die stattliche Zahl von 34 Schiffen und Fahrzeugen auf, aus tvclcher zwei selbständige Geschwader und eine Torpedvboots- -slotille formirt sind. Der Kaiser ist von seinem Leiden bei nahe vollständig wiederhergestellt. Die Besserung am Knie tritt von Tag zu Tag unverkennbar hervor. Das sichtbarste Zeichen ist das rüstige Schreiten des Kaiserlichen Herrn, so daß ihm der Bereich der „Hohenzollern" schon zu eng wird. -Gestern früh hatte der Kaiser zum ersten Male seil der Ver letzung des KnieS ein Pferd bestiegen, welches zu diesem Zweck vom königlichen Marstall nach Kiel gebracht worden war. Se. Majestät ritt in der Reitbahn des kgl. Schlosses ohne jegliche Beschwerde in verschiedenen Gangarten. Hinsichtlich der im „Reichs-Anzeiger" kürzlich angekündigten Herabsetzung der Eisenbahn-Tarife für Getreide- und Mühlenfabrikate auf den Strecken der preußischen Staatsbahnen wird mitgetheilt, daß die Einführung eines all gemeinen Ausnahmetarifs bereits am 1. September d. I. er folgt. Dieser Ausnahmetarif umfaßt die Artikel: 1) Getreide aller Art, als Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais (Kukuruz); Hirse und Buchweizen, ferner Hülsenfrüchte (auch geschälte); 2) Mühlenfabrikate (Mehl aus Getreide und Hülsenfrüchten, auch Braunmehl, Spelz- und Griesmehl, Gerstenmehl, Mais mehl, Graupen, Grütze, Gries, gerollte Gerste, geschrotenes Ge treide und Futtermehl). Er gelangt vorläufig nur in den Lokal- und Wechsel-Verkehren der preußischen StaatSbahnen und zwar für Entfernungen über 200 Kilometer zur Einführung. Auf Entfernungen unter 200 Kilometer bleiben die normalen -Sätze in Kraft. Die bereits bestehenden besonderen, wie allge meinen Ausnahmetarife für Getreide und Mühlenfabrikate, soweit dieselben billiger sind, beziehentlich Artikel enthalten, welche in dem neuen allgemeinen Ausnahmetarif Aufnahme -nicht gefunden haben, bleiben daneben bis auf Weiteres in Gil tigkeit. — Dem Vernehmen nach sollen außer Preußen auch diejenigen deutschen Bundesstaaten, welche Staatseisenbahnen besitzen, seitens des Reichskanzlers um Annahme der gleichen Tarife ersucht worden sein. Der „Pol. Korr." zufolge nahmen die Vorverhandlungen wegen eines Handelsvertrages zwischen Italien, Deutschland und Oesterreich-Ungarn einen sehr günstigen Verlauf. Nach allen -bisherigen Anzeichen sei man zu der Annahme berechtigt, baß der neue Handelsvertrag zwischen diesen Staaten in sehr kurzer Zeit zu Stande kommen dürfte. Wie man in Rom allgemein behauptet, wären Italien, besonders von Se-te Deutschlands, sehr wichtige Zugeständnisse betreffs der Einfuhr von Trauben und Wem gemacht worden, so daß man für den italienischen Wein die Eröffnung einer sehr reichen Abgangsquelle in Deutsch land voraussetzen könne. Von Seite Oesterreich-Ungarns wur- -den Italien gleichfalls werthvolle Zugeständnisse gemacht. Nach Anltivu in Wegefarth. Mo«ta-, de« L4. d. M. Borm. 1t Uhr kommen bei Kataster-Nummer 10 und 33 in Wegefarth verschiedene Quantitäten He« gegc« sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Vreiderg, am 20 August 1891. Aktuar Sotumtckt, G.-B. - die die»i»hrig<« Herdstübungen betreffend. Bei Gelegenheit der stattfindenden diesjährigen Herbstübungen werden möglicherweise für die Truppen, beziehentlich Theile derselben, sogenannte enge Quartiere gefordert werden, welchenfallS den betreffenden Gemeinden von hier aus rechtzeitig weitere Nachricht gegeben werden soll. Hierbei würde« nach § 2 deS Gesetzes vom 21. Juni 1887 (Reichs-Gesetzblatt vom Jahre 1887, Seite 245 flgd.) folgende Bestimmungen Platz zu greifen haben: a) Die Mannschaften vom Feldwebel abwärts haben in einem gegen die Witterung schützenden Obdache nur Anspruch auf eine Lagerstätte von frischem Stroh und auf eine Gelegenheit zur Aufbewahrung der Waffen und zum Niederlegen der Montirungs- und Ausrüstungsstücke, sowie auf Mitbenutzung vorhandener Kocheinrichtungen. der Hochachtung Englands dürfe jedoch nicht bezweifelt werden. „Wir bewillkommnen Vie französische Marine als Abkömmling unserer tapfersten und furchtbarsten Widersacher, die wir auf dem Meere jemals hatten. Wir werden sie nächste Woche unsere Gestade verlaffen sehen, ohne uns oder Andere zu be reden, daß ihr Besuch die politischen Beziehungen zwischen beiden Völkern in irgend einer Weise berührt hat." „Daily News" sagt: „Wir reichen Frankreich dieselbe herzliche Haub der Freundschaft, welche wir Deutschland und Italien entgegen» gestreckt haben, aber wir schließen keine Bündnisse, und lassen uns auf keine geheimen Abmachungen ein. Unser einziger Wunsch ist, freimüthig und freundlich zu sein." ,Darly Chronicle" versteigt sich in seinem Deutschenhaß zu folgenden Ergüssen: „Es wird uns sehr freuen, wLnn die Franzose» in dem ihrer Flotte dargebrachten Willkommen einen klaren Be weis dafür erlangen, daß dem Besuche deS jungen deutschen Kaisers bei der erlauchten Dame, welche er als „meine Groß mama" bezeichnete, keine besondere Bedeutung dejzumessen ist. Wir wissen zu gut, nicht allein aus unseren Unterhandlungen mit den deutschen Mächten vor dem Krimkriege, sondern au» den Erklärungen ihrer Staätsmänner und Fürsten, welcher Ber- laß zu setzen ist auf die Freundschaft Deutschlands, wenn wir es für nothwendig finden, für unsere Interessen zu kämpfen." Beendigung der Verhandlungen mit Oesterreich-Ungarn werden von Seiten Italiens sofort jene mit der Schweiz ausgenommen werden, da man allgemein hofft, daß bis dahin auch zwischen Oesterreich-Ungarn und der Schweiz eine Verständigung erfolgt sein werde. Nach Abschluß der Handelsverträge mit Oester reich-Ungarn, Deutschland und der Schweiz gedenkt Italien so fort Unterhandlungen wegen eines Handelsvertrages mit Spanien, Portugal und Rumänien anzuknüpsen und man hofft, daß mit Ablauf des Jahres auch die Unterhandlungen mit der Türkei und Bulgarien zu einem günstigen Abschlusse gelangt sein werden. — In der am Mittwoch stattgefundenen Eröffnungssitzung der Drlegirten zu den deutsch-österreichisch- italienischen Handelsvertragsverhandlungen begrüßte der StaatS- rath von Mayer Namens der bayerischen Staatsregierung die Delegirten. Die Haussuchungen bei Mitgliedern der deutsch hannoverschen (Welsen)-Partei haben in Hannoversch- Münden dazu geführt, daß die dortige Polizeiverwaltung drei dort bestehende drutsch-hannoversche Vereine, „Klub der fröh lichen Wiederkehr", „Klub Mündensia" und „Gesangverein Jung-Hannover", auf Grund des 8 8 des Bersammlungs- und Vereinsrechtes aufgelöst hat. 8 8 lautet: „Für Vereine, welche bezwecken, politische Gegenstände in Versammlungen zu erörtern, gelten nachstehende Beschränkungen: a sie dürfen keine Frauens personen, Schüler und Lehrlinge als Mitglieder aufnehmen; d. sie dürfen nicht mit anderen Vereinen gleicher Art zu ge meinsamen Zwecken in Verbindung treten, insbesondere nicht durch KomiteS, Ausschüsse, Zentralorgane oder ähnliche Ein richtungen oder durch gegenseitigen Schriftwechsel." Welche von diesen Bestimmungen zur Auflösung Veranlassung gegeben, wird wohl die gerichtliche Entscheidung ergeben, welche seitens der gemaßregelten Vereine angerufen worden ist. Was von einem sozialdemokratischen „Genossen" in Berlin Alles verlangt wird, darüber schreibt ein „Einge weihter" der „Post". Die fortwährenden Hetzereien der Sozialdemokraten gegen die angebliche Bedrückung der Arbeiter durch Steuern, Abgaben an die Jnvaliditüts- und Alters versorgungskaffe nehmen sich etwas sonderbar aus gegenüber den pekuniären Anforderungen, welche die Partei selbst an ihre Mitglieder stellt. Es ist kaum glaublich, wie geschickt die Sozialdemokraten im Erheben von Beträgen aller Art sind. Zwar können sie dieselben nicht obligatorisch machen, aber der moralische Zwang, der bekannte Appell an das Solidaritäts gefühl ist ebenso wirksam; daß ein „zielbewußter Genosse" i dem Fachverein und dem Wahlverein angehört und pünktlich die nicht unerheblichen Beiträge entrichtet, gilt als selbstver- < stündlich. Allein damit hat er seine Pflichten als „klaffende- 1 bewußter Proletarier" noch lange nicht erfüllt; wenn er sich i Ueberfahrt nach London an Bord eines Schiffe- begeben unt» wurde deshalb der belgische« Polizei nicht ausgeliefert. Am Dienstag ergriff Bebel daS Wort. Redner führte auS, die Anstrengungen der Arbeiterpartei müssen vor Allem dahin ge richtet sein, die heutige Gesellschaft der Bourgeois durch die Gesellschaft der Arbeiter, die Gesellschaft der Sozialisten, z« ersetzen. .Wir in Deutschland sind hierüber einig und wer dieses Prinzip nicht annimmt, kann an unserer Organisation nicht Theil nehmen. Ich bemerke dies, weil manche Vorfälle der letzren Monate im Ausland« den Glauben an eine Spal tung der Partei erweckt haben. Wir sind aber in große« Fragen vollkommen einig. Wir suchen die möglichsten Bortheibe zu ziehen, welche auS einer guten Arbeiterschutzgesetzgebung resultiren können, aber wir suchen dies auch nur einzig und allein, um unsere Männer für den Kamps zu stärken. So lange die Arbeiterpartei nicht im Stand« ist, sich selbst z« Helsen, ist es nothwendig, daß sie Konzessionen macht." Redner kritisirte nun die Haltung der deutschen Gesetzgebung und sagte, der Berliner Kongreß war ein kühner Streich, man hat un» . damit aber durchaus nicht irre gemocht. Bei den Wahlen - haben wir nicht verfehlt, unsere Haltung zu zeigen. DaS Re sultat der Wahlen hat uns Recht gegeben. Die Berliner Arbeiterschutzkonferenz habe wenig Gutes geschaffen. Das Gesetz von 1890 enthalte so viele reaktionäre Verfügungen, daß die Sozialisten im Reichstage schließlich dagegm stimmen mussten. Die französische Flotte, die gestern Nachmittag in Ports mouth eingetroffen ist, wurde von der englische« Marine m glänzender Weise empfangen. Ist es, um die Fremdlinge zn ehren, ist es, um ihnen einen wuchtigen Eindruck von der Macht Englands zu geben, aber man fuhr ihnen mit einer so ausgesuchten, zahlreichen und furchtbaren Flotte zur Begrüßung entgegen, daß die französischen Schiffe dagegen sehr in de» Hintergrund traten. Das Geschwader, das zur Begrüßung be stimmt ist, war in drei Linien formirt. Die erste Linie be stand aus den Schlachtschiffen erster Klaffe „Nile", „Rodney", „Anson", „Howe", „Caniperdown", gepanzerten Ungeheuern von 10 000—12 000 Tonnengehall und etwa ebenso vielen Pferdekräften; außerdem den geschützten erstklassigen Kreuzern „Jmmvrtalitö" und „Aurora", dem Kreuzer dritter Klaffe „Pallas" und dem Torpedoschiff „Hekla". Die zweite Linie bestand aus den Kreuzern „Kalypso", „Volage", „Aktive" und „Ruby". Die dri-te endlich aus dem Kreuzer „Tartar" und den Kanonenbooten erster Klaffe „Curlew", „Goffamer" und „Speedwell". Das sind zusammen siebzehn Fahrzeuge, die eine gewaltige Macht darstellen. Den vom russischen Ver- brüderungsrausch heimkehrenden Admiral Gervais und seine auf den russischen Jubelbanketten so leistungsfähigen Offiziere dürfte der Anblick dieses Geschwaders vielleicht etwas ernüchtern. Im Uebrigen fahren die englischen Blätter fort, zu betonen, haß Neutralität die einzige Politik sei, die England verfolgen könne und werde. Fast alle Blätter widmen der Ankunft des franzö sischen Geschwaders sympathische Begrüßungsartikel. Die „TimeS" hält eS für angezeigt, die Franzosen zu warnen. Sie dürften nicht den hysterischen Enthusiasmus ihrerneugefundenen Freunde in Rußland erwarten. Die Realität oder Herzlichkeit und Tageblatt Amtsblatt für die vaiglicheu md Wüschen Behörden z» Freitag mit Brant.