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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189108083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910808
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-08
- Tag 1891-08-08
-
Monat
1891-08
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.08.1891
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Der Amerikaner. Roman von A b » l f S t r c ck f n ß. (72. FoNseplmg.j (Nachdrac! verboten.) Mit großer Ruhe und Sicherheit, ohne je zu zögern, be antwortete der Amerikaner jede ihm vorgelegte Frage mit ein fachen klaren Worten. Er war auf diese Fragen vorbereitet, dies war augenscheinlich; er wußte ja durch seinen Genossen Jobst, daß Doktor Falk eine Reihe von Beweismitteln gegen ihn aufgefunden hatte, einige derselben konnte er leicht ent kräften oder wenigstens durch einfache Ableugnung zu entkräften suchen; aber ein Beweismittel gab es, welches er nicht durch die Ableugnung entkräften konnte, das von Falk beim steinernen Kreuz gefundene Mester. Wenn er, wie der Richter hoffte, leugnete, es je besessen zu haben, würde er durch seinen ein zigen Freund, den Doktor Scttow, und auch durch den Säge- müller leicht der Lügenhaftigkeit überführt. Doktor Berg hatte in der Nacht sein eigenes und das von Falk gefundene Mester dem Richter übergeben, dieser legte es jetzt dem Amerikaner mit der Frage vor, ob er es kenne. Der Amerikaner betrachtete das Mester sehr aufmerksam. Er öffnete es, prüfte die noch nicht ganz vom Rost besrcile Klinge und den eigenartig gewundenen Pfropfenzieher, dann antwortete er mit derselben unerschütterlichen Ruhe, welche er während des ganzen Verhörs gezeigt hatte: „Das Mester ist mir bekannt. Es ist ganz genau einem Mester ähnlich, welches ich vor nicht langer Zeit von einem Hausirer gekauft habe. Er besaß drei ganz gleiche Mester, von denen ich eins kaufte. Dies Messer hier wird eines der beiden andern sein." „So, so? Eins der beiden andern ? Wer diese gekauft hat, Wissen Sic nicht?" „Nein." „Und Ihr eignes Mester haben Sie verloren? Könnte es nicht doch vielleicht dieses hier sein?" „Nein, denn ich habe das meinige nicht verloren. Ich trage es immer bei mir. Hier ist es." Er griff in die Tasche, holte ein Mester hervor und über gab es dem Richter. Verblüfft schaute dieser dasselbe an, cs glich ganz dem von Falk gefundenen Messer, und als er nun auch das Berg gehörige daneben legte, wären die drei gar nicht von einander zu unterscheiden gewesen, wenn nicht die eine Klinge noch die Rostflecken gezeigt hätte. „Da find ja alle drei Messer zusammen," bemerkte der Amerikaner ruhig. Ja, sic waren cs, darüber konnte kein Zweisel obwalten und ebenso wenig darüber, daß der Ameri kaner das beim steinernen Kreuz gcsundene Mester nicht verloren hatte, denn er besaß ja das (einige noch. Und doch hatte nach der Aussage des Doktor Berg ihm und dem Doktor Falk gegen über der Sägemüllcr behauptet, der Amerikaner habe sein Mester verloren und werde sich sehr sreuen, es wieder zu er ¬ halten. Dies war eine Unwahrheit, die Glaubwürdigkeit des Müllers wurde durch dieselbe erschüttert. Zu welchem Zwecke hatte er sie ausgesprochen? War er vielleicht durch Jobst unter richtet .daß ihm das Messer gezeigt werden sollte? Wollte er den Verdacht gegen den Amerikaner verstärken ? Die Gedanken des Richters verwirrten sich. Es ergab sich eine solche Fülle von Schlußfolgerungen aus der einen einfachen Thalsache, daß er Zeit gebrauchte, um über dieselben klar zu werden. Er konnte jetzt das Verhör des Amerikaners nicht weiter sortsetzen. Er brach es ab, schloß schnell das Protokoll und ließ den Gefangenen in seine Zelle zurücksühren. Mit großen Schritten ging er sinnend in dem geräumigen Amtszimmer auf und nieder, der Kopf wirbelte ihm, die un steten Gedanken jagten sich. Sein Vertrauen zu dem Säge müller war urplötzlich erschüttert. Wenn vielleicht gar der Sägemüller selbst der Besitzer des Messers war ? Dann war er auch einer der Posträuber und der Amerikaner an diesem Ver brechen unschuldig! Nein, nein, cs war nicht möglich! Zu viele Beweise lagen gegen den Amerikaner vor. In sich selbst uneinig, rathlos, ohne zu einem Entschluß kommen zu können über die Maßregeln, welche ihm jetzt seine Amtspflicht gebot, ging der Richler in dem Amtszimmer auf rind nieder. „Es giebl kein scheußlicheres Amt, als das eines Unter suchungsrichters!" Mit diesem Ausruf machte der Richter seinem gepreßten Herzen Lust. XXIX. Falk erwachte aus langer Bewußtlosigkeit. Er öffnete die Augen, um sie gleich wieder zu schließen, denn er meinte noch immer zu träumen; aber ein dumpfer Schmerz im Kops sagte ihm, do>; er mit Bewußtsein empfinde, daß er wache. Er öff nete die Augen von Neuem, sein Blick flog über seine nächste Umgebung. Alles, was er sah, kam ihm so fremd vor, und doch meinte er, er müsse die dunkelblaue Tapete der Wand, den Schrank, der am Fußende des Bettes stand, schon früher einmal gesehen haben. Das Muster der Tapete kam ihm be kannt vor, oberer konnte es nicht recht deutlich erkennen, denn die dicht zusammengezogenen, schweren Vorhänge der Fenster ließen trotz des Hellen Sonnenscheins draußen nur ein trübes Dämmerlicht in das Krankenzimmer fallen. Er wachte, aber wo war er? Er konnte darüber nicht klar werden. Verworrene, dunkle Bilder tauchten in seiner Er innerung auf. Der freundliche Sägemüller und seine wahn sinnige Frau, der Amerikaner und der Doktor Berg, Kurt und die kleine, reizende Susanne erschienen ihm im bunten Wechsel, er sah sich wieder in der Sägemühle im Gespräch mit dem ihm freundlich zulächelnden Müller, dann aber verwandelte sich plötzlich das liebenswürdige Lächeln in ein teuflisches Grinsen, die treuherzigen, milden, blauen Augen in grimmig V irr. t«m l Freiberger Aiqeige- »md Tageblatt. 2. antritt verfügte. Das vorgelegte ärztliche Zeugniß konnte nicht mehr als ausreichende Begründung des Aufschubsgesuchs gelten, weil die Annahme nahe lag, daß auch der betreffende Arzt durch Fusangel gröblich über seinen Gesundheitszustand ge täuscht war. Der Mann aber, welcher sich als den öffentlichen Vertreter des Rechts und der gekränkten Unschuld ausspielte, setzte nunmehr Allem die Krone auf, indem er seiner Miß achtung der Gesetze dadurch Ausdruck gab, daß er — die Flucht in s Ausland ergriff! Der richtige Weg wäre gewesen, wenn Fusangel gegen die Verfügung des Staatsanwalts das beim Z 487 der Str.-Pr.-O. vorgesehene Mittel der Appellation an den Gerichtshof (K 490) ergriffen hätte. Alsdann wäre eine gerichtliche Entscheidung über die Zulässigkeit der staatsanwalt lichen Verfügung exlrahirt worden und es hätte sich sehr bald herausgestellt, ob die Fusangel'schen Einwendungen gesetzlich begründet waren. Auf Veranlassung des deutschen Zentralkomites für die aus Rußland ausgewiesenen Juden hat der preußische Eisenbahnminifter verfügt, daß diesen Auswanderern bei Be nutzung der vierten Wagenllasse aus den preußischen Staats- eisenbahnen diejenige Vergünstigung zu Theil werde, die für die Arbeitcrbesörderungen, bei denen ein öffentliches Interesse vorliegt, gewähn wird, also eine Ermäßigung von 25 Prozent deS üblichen Fahrpreises. In diesem Falle dürfte das öffent liche Interesse vorzugsweise darin zu erblicken sein, daß der Auswandererzug aus gesundheitlichen Rücksichten möglichst schnell von der russischen Grenze nach den Hafenorten und von da nach den überseeischen Endzielen gelenkt werde. Auch der vor einiger Zeit eingehend besprochene Gesetz entwurf, den die französische Regierung den Kammern vor- gelegl Hal, um bei den 9600000 französischen Arbeitern gegenwärtig geistig ist garten, ni I Schlosses r lich durch Vorspielen von vereir Wohlbefind Irrsinn ei schmerzlich, und der k suchten, erk sie gar ni fällen genü beruhigen, in der letzt ließen, wu so entsetz!! Flandern c mußten. ! wurde von Als die K reise nach in eine un Die Kaisei die Königs schrei. Di Tobenden sortgebrach schüttelte ! ihre Besu Auf Anor Schlosse u Die l in der fra Gegnern t So schrei! mit der 8 zugctragcn Tongking cs nicht b an eine d ob sie be cmpfunde 400 mit § wird, ihr der Nähe tritt in Phulem t niedergem Giffard, t angreift, mundeten lisches Dc den Ungl Tongking, wird eine sendete di« streut sich Hier und Glück dm Dorf von oder drei und sein wehren gc aus beider machen e mundeten spießt. 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Tie Staatsanwaltschaft hatte aber offenbar eine zu gute Meinung von der moralischen und Rechlsauffastung des Verurtheilten, sie bewilligte den Aufschub, und Herr Fusangel wußte mit dieser Vergünstigung nichts Besseres zu thun, als sie vorwiegend zu einem publizistischen Feldzüge gegen seinen persönlichen Feind Baare und zu un ziemlichen und unzulässigen Beeinflussungsversuchen gegenüber der bei der Untersuchung in der Stempelsälschungsaffaire thä- tigen Behörde zu mißbrauchen. Zugleich rüstete sich Herr Fusangel, den ihm zum Zwecke einer Erholungsreise bewillig- ien Strafaufschub zu einer zu jeglicher nüchternen Rechisauf- fassung im schärfsten Kontraste stehenden Agitations- und Hetz reise zu benutzen!! Das waren offenbar Gründe genug, die unter Vorspiegelung falscher Thatsachen erlangte Vergünstigung hinfällig zu machen, und die Staatsanwaltschaft handelte durch aus pflichtgemäß, als sie aus Grund dieser Wahrnehmungen die Ausschubsbedingüng annullirle und den sofortigen Straf- wenigstens den einen Theil der deutschen Alters- und Invali ditäts-Versicherung einzuführen, hat den Beifall des sozial demokratischen Berliner Zentralorgans sich nicht erringen können. Es ist laut „Vorwärts" so wenig ein Stück sozialer Reform wie das deutsche Gesetz, und „der Normalarbeitstaa ist mehr werth, als alle Versicherungsgesetze zusammen". Und warum? Weil die 800000 Mitglieder der „genehmigten Hilfs- Vereine" das Recht der Selbstversicherung im Wege der freien Vereinsthätigkeit behalten sollen. Diese Hilfsvereine unterstehen nämlich einem, allerdings erheblichen Einfluß des Bürgerthums und auch der staatlichen Aussicht, wodurch sie gegen die Gefahr behütet sind, revolutionäre Organe zu werden. Zu solcher Um wandlung bietet auch der Gesetzentwurf keine Handhabe, wes halb nach dem Ausspruch des „Vorwärts" die übrigen 8800000 Arbeiter lieber gar keiner wohlthätigen Fürsorge theilhaftig werden sollen. Im ungarischen Abgeordnetenhaus wurde der Paragraph 1 der Verwaltungsvorlage mit 164 gegen 49 Stimmen ange nommen. 198 Abgeordnete nahmen an der Sitzung nicht Theil. Bei dem Paragraphen 2 der Verwaltungsvorlage verweist Ministerpräsident Szapary auf den bisherigen Gang der Be- rathungen, welcher das Ansehen des Parlaments gefährde. Die Unabhängigkeitspartei habe erklärt, die Vorlage sowohl in der gemeingefährlich zu bezeichnende Wirken Fusangel's als ein Bott wohlgefälliges Werk priesen, den für unser gestimmtes Kulturleben unentbehrlichen Rechlsbegriff im Publikum zu verwirren trachteten und tatsächlich im Laicnpublikum vielfach eine völlig verkehrte, gerade darum aber um so zäher aufrecht gehaltene Vormeinung von dem gegen Fusangel eingcleileten Strafverfahren künstlich konstruirtcn. Als der Bochumer Monstreprozcß zu Ende, begannen die dem verurtheilten Fus- ongel geistesverwandten Blätter eine Art Entrüstungsfeldzug zu inszeniren, indem tagelang und in Masse Zuschriften an den Verurtheilten veröffentlicht wurden, in denen ihm enthu siastische Bewunderung und leidenschaftlicher Dank für „seine mannhaften Thaten", sowie für sein Martyrium ausgedrückt wurde. Daß diese indirekte, gehässige Manier der an ergange nen Strafuriheilen geübten Kritik zur Stärkung der Rechts und Gesetzesautorität dienen sollte, wird wohl selbst im Fus angel'schen Lager Niemand mit offener Stirn zu behaupten wagen. Fusangel hat den Gcrichtssaal unlängst zum neun- undzwanzigsten Male als Vcrurtheilter verlassen!! Ein Mann, der im Besitze einer speziell journalistischen und allgemein wissenschaftlichen Bildung ist, kann gleichwohl, wie jeder Richter sehr wohl weiß, gar leicht ein und das andere Mal mit der öffentlichen Rechtspflege in Konflikt gerathen. Der redaktionelle Berus hat seine juristischen, oder sagen wir besser, seine strafrechtlichen Dornen wohl mehr als jede andere Berussart. Wenn indessen ein verhältnißmäßig junger Publizist fast in der Loge ist, eine An Jubiläum als dreißigfach Verurtheiltcr zu begehen, dann liegen hier ganz besondere charakteristische, individuelle Eigenheiten vor, welche weder Entschuldigungs-, noch Milderungsgründr zulässig erscheinen lassen. Wir haben es alsdann mit einem gewohnheitsmäßigen, mit einem berufs mäßigen Gesetzesübertreter zu thun, welchem gegenüber der Verdacht zulässig ist, daß er beleidigt, beschimpft und ver leumdet, um auf diesem zur Zeit gottlob noch etwas unge wöhnlichen Wege zu einer Ari traurigen Berühmtheil zu ge langen. Nun aber folgten die Stempelfälschungsprozedurcn des Herrn Fusangel, hinter denen wieder ein gutes Theilchen von gewisser Seite genährter Konkurrenzneidigkeit milspielt. Herr Fusangel fühlte sich bemüßigt, neben dem Staatsanwalte schäft vom 17. Nov. 1881 eine Darstellung der Pflichten eines modernen Staatswesens erblickt hätten. Dieselbe sei das Panier, unter dem Kaiser Wilhelm I. sein Volk zum inneren Frieden zu führen gedachte, welchen Gelbsucht und undcutscher Geist ihm zu rauben drohen. Den Geist der Botschaft, der in Pflicht treue, Vaterlandsliebe und sittlich christlicher Gesinnung wurzelt, möge die deutsche Jugend allezeit festhalten. Regierungsbau meister Herrenring, die Vertreter der Vereine und die Ehren gäste thaten die üblichen Hammerschläge. Das Denkmal soll auf einer Tafel die Worte der Kaiser!. Botschaft vom 17. Nov. 1881 zeigen, darunter dir Widmung: „Ter Kaiser-Botschaft zum Gcdächtniß der Kyffhäuserverband der Vereine deutscher Studenten." Die Tafel wird in einer von zwei romanischen Säulen flankirten, mit einem Rundbogen abgeschlossenen Nische Herbstsession wie auch bei jeder späteren Gelegenheit mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln bekämpfen zu wollen. Hieraus gehe hervor, daß thatsächlich Obstruktion stattgefunden habe. Ob dieses Verfahren der äußersten Linken der Würde des Par lamentes entspreche, möge man aus den Auslassungen der auswärtigen Presse ersehen, die sich bereits mit Geringschätzung über das Verhalten des ungarischen Parlaments äußere. Er sei überzeugt, daß die Nation das Verhalten der äußersten Linken brandmarken werde. Die Mehrheit sei verpflichtet, das Ansehen des Parlaments zu wahren. Darum beantrage er, daß die Berathung der Vorlage bis zu einem Zeitpunkte auf- geschobcn werde, wo dieselbe mit größerer Ruhe und ohne Vor urtheil statthaben könne. Der Führer der gemäßigten Oppo sition, Graf Apponyi, erklärte, dem Ministerpräsidenten auf diesem Gebiete nicht mehr folgen zu können. — Allseitig wird anerkannt, daß die Opposition einen glänzenden Erfolg über die Regierung davon getragen hat. Zwei Monate Hai die Mehrheit den Kampf gegen die Obstruktion der Minderheit geführt. Der Kampf hat mit dem Siege der Minderheit ge endet, was für die Zukunft bedenkliche Aussichten eröffnet. Denn die Opposition, ermuthigt durch ihren Erfolg, wird zweifellos kein Bedenken hegen, dieselben Kampfesmittel auch gegen alle künftigen ihr mißliebigen Gesetze anzuwenden. Die Auslösung des Reichstags oder die Einführung der Mög lichkeit, die Debatten durch Annahme von Schlußanträgen zu schließen, scheint die Regierung von der Hand zu weisen. Zur Auflösung des Reichstages hat Graf Szapary, wie das Re gierungsblatt „Nemzet" mittheilt, sich deshalb nicht entschlossen, weil die Regierung sich des vollen Vertrauens der Krone und der überwiegenden Mehrheit des Parlaments erfreut und sohin kein Grund zur Auflösung des Abgeordnetenhauses und dazu vorliegt, einen Grundsatz, über welchen bereits die überwäl tigende Mehrheit der Volksvertretung entschieden hat, der Ab stimmung durch die Wähler zu unterwerfen. Die anderen Blätter, wie „Pester Lloyd", „Neue Pester Journal" u. s. w. sind — und wohl mit Recht — wesentlich anderer Ansicht. Ter schweizer Bundesrats, hat die Volksabstimmung über den neuen Zolltarif auf den 18. Okt. festgesetzt. Es ist bereits berichtet worden, daß die plötzliche Erkrankung der Königin der Belgier durch einen Austritt hervorgerusen worden ist, welcher sich im Schlosse Bouchout, dem Wohnsitze der Kaiserin Charlotte von Mexiko, zugetragen hat. Damit hat es eine eigene Bewandtniß. Die irre Kaiserin befindet sich mörderisch funkelnde Augensterne, im Kampf um Tod und Leben stand er dem Mörder gegenüber. Er vermochte die dunklen, an ihm vorüberfliegenden Bilder nicht zu ordnen, er träumte doch wohl! Mußte es nicht im Traume sein, daß er jetzt, als er nur ein wenig den Kopf wendete, die reizende, kleine Susanne an seinem Bette sitzen sah? Sie schlummerte, das Köpfchen war ihr vornüber auf die Brust gesunken, die Hände lagen gefaltet im Schoß. Im leisen Alhmen hob und senkte sich langsam die zarte Brust. Aber nein, es war doch kein Traum. Als er jetzt den Kops zu heben versuchte, fühlte er einen so heftigen Schmerz, daß er ein Stöhnen nicht unterdrücken konnte, da kam plötzlich Leben in die regungslose Gestalt der Schlummernden. Su sanne fuhr auf, ihre dunklen Augen öffneten sich, der Ausdruck ' tiefer Seelenangst spiegelte sich in ihnen wieder, um im nach- ! sten Augenblick dem des wonnigsten Glückes zu weichen. Sie schlug die kleinen Hände zusammen und ausjubelnd ries sie aus: „Sie schauen mich an? Sie sind erwacht? Gott sei Dank!" „Träume ich denn? Wache ich? Sie, Fräulein Susanne, an meinem Bette? Wo bin ich? Was ist mit mir vorgegangen?' flüsterte Falk. „Er spricht ganz vernünftig! O wie glücklich bin ich!' flüsterte Susanne von Neuem. „Nun aber muß ich gleich den Doktor rufen. Wie wird er sich sreuen! Nur Ihre lange Bt- wußlosigkeit flößte ihm Sorge ein." Sie sprang auf und eilie hinaus nach dem Familenwohn- zimmer, wo Doktor Berg sich bequem auf das Sopha gelagert halte. Er schlief, wie in diesem Augenbick außer Falk und Susanne alle Insassen des rothen Hauses. Der rothe Andres war auf seinem Schmerzenslager eingeschlummert und ebenso auch auf ihrem Holzstuhl seine Wärterin, die alte Liese. Frau Müller ruhte oben in ihrem Schlafzimmer und auch Elsa hatte die müden Augen geschlossen. Bei Allen hatte jetzt, da eine kurze Pause der Ruhe eingetreten war, nach der durchwachten schrecklichen Nacht die Natur ihr Recht geltend gemacht, am stärksten bei dem Doktor Berg, der so fest schlafend auf dem Sopha lag, daß Susanne ihn kaum zu erwecken vermochte. Als sie ihn anrief und sogar seine Hand ergriff, brummte er nur einige unartikulirte Töne, um gleich wieder weiter zu schnarchen; eist als sie ihn sehr energisch schüttelte, gelang es ihr, ihn zu wecken. Er öffnete die Augen und schaute Susanne mit einem halb verwirrten Blicke an, erst als sie ihn noch einmal tüchtig am Arm schüttelte, wurde er ganz wach. — „Zum Donnerwetter, Sie rabiates kleines Frauenzimmer!" brummte er. „WaS wollen Sie denn ? Sie reißen mir ja den Arm aus dem Leibe!' „Er ist erwacht!" jubelte Susanne. „Er hat mich ange schaut und auch ganz vernünftig gesprochen!" (Forts, folgt.) sich das Amt eine« öffentlichen Anklägers und Untersuchungs richters anzumaßcn. Er gab sich den Anschein, als bedürfe das Vorgehen des Staatsanwalts und des Untersuchungsrichters einer gewissen publizistischen Beaufsichtigung — eine Annahme, die in den Kreisen des von Natur gegen die staatliche Autorität mißtrauischen Laienpublikums leider willige Zustimmung zu finden schien. Herr Fusangel legte dieser seiner nebenamt lichen Thätigkeit ein so hohes Gewicht bei, daß er sogar um Strafaufschub nachsuchte, als er eine ihm in einer früheren Prozedur zuerkannte Gefängnißstrafe anzutreten aufgefordert wurde. Der Verurtheilte brachte ein ärztliches Attest bei, in welchem sein Gesuch Unterstützung fand. angebracht werden. Nach Beendigung der Grundsteinlegung begab sich der Zug zur Fortsetzung der Feier nach der Rothenburg. lieber die Fusangel'sche Angelegenheit enthält die „Düsseldorfer Ztg." eine Zuschrift, welcher wir Folgendes ent nehmen: „Der Bochumer Steuerprozeß hat eine Fluth höchst betrübender Vorgänge zur Folge gehabt, welche saft ausnahms los auf eine öffentliche Schmälerung des Ansehens unserer Rechtszustände Hinausloufen. Schon während der Steuerver bandlungen war die mit Fusangel liirte Presse eifrigst be flissen, eine strahlende Märtyrerkrone um das Haupt des Hauptangellagten zu winden, tagaus, lagein erschienen spalten lange Artikel, welche das vom Rrchtsstandpunkte aus nur als
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