Volltext Seite (XML)
e "Pf. je Au»- adms d Fra«. 7« 1» 70° k. 5.-, .35«. .70 Ml. Arbeit, 25 M '5 M. i Pf. uSwahl. iS». Kott unsere zeigen hin« d Frau. cd sanft uK 12,°L > 8,«L reich 15 g" nLMauckis»! »akteur: Geori! taub); in Be^ Era. — Dr«d cnst Mauckis^ Weilage zum Areiberger Anzeiger und Tageblatt. ? 158^ SommbeaS, den 11. Juli. 189 i. „Wieder in der Heimath." Ein Erinnerungsblatt für daS Jägerbataillon Rr. 12 an den Einzug in Dresden und Freiberg vor 2t) Jahren von A. B. I. Wer könnte sie je vergessen, die Julitage des Jahres 1871 von Denen, die damals mit hinauszogen in den Kampf für Deutschlands Ehre und Ruhm und vom Himmel begnadet ivurden, wieder heimzukehren in's Vaterland, begrüßt vom Jubel der Bevölkerung! Und wenn der Verfasser dieser Zeilen es heute unternimmt, aus der Fülle seiner Erinnerungen etwas herauSzugreifen und der Ocffrntlichkeit zu weihen, so mögen die wenigen Zeilen dazu dienen, bei seinen alten Kameraden, welche jene bewegte Zeit mit erlebten und durchlebten, die Er innerung an die Rückkehr in die liebe Heimath wieder etwas auf. zusrischen! Mit lautem Jubel wurde die Ordre begrüßt, die unser Bataillon am 1. Juni 1871 in Rocroi erreichte, daß zum morgenden T«ge der Abmarsch nach Deutschland angetreten -werde. Ein Sturm der Begeisterung durchbrauste die alte dumpfe Kaserne, deren Wände so manches Mal die stummen Zeugen der Seufzer der Sehnsucht nach der lieben, so langentbehrten Heimath gewesen waren, der Wünsche und Hoffnungen baldigen Wiedersehens der fernen Lieben. Hatten wir doch geglaubt, den Olkupationstruppen zugetheilt zn sein und somit noch auf längere Zeit auf dieses Glück verzichten zu müssen; und jetzt waren mit einem Male alle jene bangen Zweifel und Befürch tungen verjagt, und wie Musik klang es in unsere froh be wegten Herzen: „Morgen marschiren wir und mit jedem Tage marsche kommen wir dem Ziele unserer Wünsche und Hoffnungen näher." Und bei all' den eifrigen Vorbereitungen zum Ab marsche, dem emsigen Putzen u. s. w. tönten die heimathlichen Lieder so kräftig aus voller Brust wie selten. Ich glaube, so mit innerster, wahrster Herzensstimmung wie damals ist wohl von so Manchem das alte deutsche Lied: „Deutschland, Deutsch land über Alles" nicht wieder gesungen worden! Der Morgen des 2. Juni traf uns marschbereit und leichten Herzens nahmen wir Abschied auf Nimmerwiedcrsehn von der altersgrauen Bergfeste Rocroi und ihrer öden, unfruchtbaren Umgebung da oben aus dem Plateau des Ardennengebirges. Wohl s-ndte an jenem Tage die Sonne ihre Strahlen ver sengend herab, was kümmerte es uns! Hochgefühl im Herzen, heilere Lieder auf der Zunge, einen guten Schluck aus dem Kasernenkeller von Rocroi in der Feldflasche, so zogen wir froh dahin auf Sedan zu, dann am zweiten Tage, die neue deutsche Grenze passirend, über Metz nach dem Rheine. Auf den ehe maligen Schlachtfeldern von Sedan und St. Privat wurde längere Rast gehalten. Die älteren Kameraden übernahmen die Führerschaft und erläuterten den jüngeren, welche damals noch nicht mit Theil genommen, unsere ehemaligen Stellungen gegenüber dem Feinde. Wie war doch die jetzige Situation eine so ganz andere geworden, als das vorige Jahr, da wir kämpfend hier auf diesem Boden standen. Welche Entbehrungen, welche Stra pazen halten wir in dem verflossenen Zeitraum erduldet! Mit Dank gegen Gott blickten wir auf all' das Durchlebte zurück, besuchten noch einmal die grünen Hügel, unter denen unsere gefallenen Kameraden den ewigen Schlaf hielten — es wurde zum Sammeln geblasen und fort ging es wieder dem Rhein und somit dem ersehnten Ziele zu. Was kümmerten uns die gehässigen Blicke der neu-deutschen Landsleute, wenn wir durch ihre Dörfer, die „Wacht am Rhein" oder ein anderes deutsches Kraft- und Kernlied singend, hindurch marschirten. Nur wenige Tagemärsche, Metz mit seinen ungeheuren Festungswerken war passirt und wir begrüßten bei Forbach und Spichern die alte ehemalige deutsche Grenze; noch ein Stündchen Marsch und vor uns lag das überaus freundliche Saarbrücken. Wieganzanders gestaltete sich hier unser Einzug! Von den Bergen tönten Böllerschüsse herab; Ehrenpforten, mit frischem Grün geschmückte Häuser und vor Allem wohin man sah, freundliche Gesichter, die uns zujauchzten, uns herzlich willkommen hießen. Wem wäre da nicht das Herz aufgegangen! Wie gerrng erschienen uns die Opfer, die wir nach Pflicht und Gewissen dem Vater- lande gebracht hatten, gegenüber den Ovationen, die uns dar aebracht wurden. Freilich wohl — ein großer Theil braver Kameraden schlummerte in fränkischer Erde, hatten ihre Treue dem Vaterlande mit dem Leben bezahlt — o, daß sie diese Tage des Ruhmes nicht mit erleben konnten! — ein Tropfen Wermuth in den Kelch unserer Freude. — Und als der erste Jubel verrauscht, wir in die Quartiere untergebracht waren und durch unsere liebenswürdigen Wirthe gehörig durch Speise und Trank bcwirthet waren, da ging es an's Erzählen, wie die guten Saarbrückener Bürger tage- j» wochenlang in größter Sorge und Angst gewesen über ihr Schicksal, als eine feindliche Armee bei Spichern lagerte und den hoch über der Stadt ge legenen Exerzierplatz ihrer Garnison besetzt hatte und auf Jeden, ob Frau oder Kind gleichviel, feuerte, der sich auf den freien Plätzen oder Straßen der Stadt sehen ließ. Die Garnison be stand nur aus einem Bataillon vom 41. Regiment und doch hatte man die Stodt nicht angegriffen, denn man hatte die Feinde .zu täusche» gewußt über die wohre Stärke der Besatzung und zu einer ganz gelungenen Kriegslist Zuflucht genommen. Von den Spicherer Höhen und dem, wie schon bemerkt, stark- besetzten Exerzirplatze konnte man täglich die Wachen auf ziehen sehen. Um nun die Feinde glauben zu machen, die Stadt sei von wer weiß wie vielen Truppengattungen besetzt, zogen zur Abwechselung einmal Feuerwehrleute mit ihren blanken Helme» auf Wache, dann wieder mal das Schützenkorps in seinen verschiedenartigen Uniformen. Ueberhaupt ging in jener kritischen Zeit in Saarbrücken Jeder in Uniform, der nur irgend welche besaß. Die List war vollständig gelungen, und die Franzosen scheuten sich, die Stadt ernstlich anzugreifen, bis endlich am 4. August Hilfe anlangte nnd das bekannte Gefecht geliefert wurde. Die damals bei der Erstürmung der steilen Spicherer Höhen Gefallenen ruhen unweit dem Dorfe Spichern und Saarbrücken auf einem gemeinsamen Friedhöfe, dem „Ehrcnthal", wie ihn die wackeren Saarbrücker getauft haben. Der Rasttag, den wir hier verbrachten, ist gewiß noch heute meinen lieben Kameraden von damals in der freundlichsten Erinnerung. Mit dankbar bewegtem Herzen schieden wir am andern Marge» von unseren wackereren Ouartierwirthen. So wie hier wurden wir auf unserem Weitermarsche durch das Rheinland in jedem noch so kleinen Dörfchen empfangen und bewirthet. AuS großer Ferne winkten uns auS den Fenstern wehende Taschentücher entgegen und oftmals, wenn die Sonne glühend heiße Strahlen herabsandte und die Zunge förmlich am Gaumen klebte, standen arme, dürftig gekleidete Frauen und Mädchen entlang der Straße und erquickten die Durstigen durch einen kühlen Trunk WasserS oder schwarzen Kaffee's. Alle, die jener Wohlthaten damals theilhaftig geworden, ge denken gewiß gleich mir noch heute dankbaren Herzens jener braven Rheinländerinnen. Ja, einmal, als wir unterhalb eines hohen StraßendammeS Rendezvous gehalten und dann wieder mit aufgenommenem „Affen" den Damm zur Straße hinauf erklettern sollten, ging solches Vorhaben herzlich schlecht, aber einige fesche Bauerdirnen, welche in der Nähe gestanden, eisteten energisch Hilfe — reichten unS die Hände — ein Ruck und man war hinauf befördert, ehe manS versah; selbst verständlich wurden die Biederen durch unseren Dank reichlich belohnt. Unter all' den wohlthüenden Eindrücken des Jubels und der Freude allenthalben, gelangten wir nach Mainz, um von hier auS per Bahn nach ünserer engeren Heimath, Sachsen, n den nächsten Tagen befördert zu werden. Hier in Castell bei Mainz war eS auch gewesen, wo wir ein Jahr zuvor, am Morgen des 30. Juli, die Bahnwagen verlassen hatten, um am 1. August über den Rhein zu gehen. Ein gut Theil freudiger schlugen heute unsere Herzen als damals, da wir nun heute die Waggons bestiegen, die uns zur Heimath führen sollten. Schon senkte sich der Sommerabend nieder und über den Fluthen des Rheines schwebten weiße Nebelschleier, als dies geschah und wir, begleitet von unseren freigebigen Quar- tierwirthen, die nicht versäumt halten, unsere Feldflaschen mit edlem Rebensäfte zu füllen und uns zu stärken zur langen Fahrt, den Zug bestiegen. Noch ein kräftiger Händedruck, wohl auch ein beredter Blick aus schönen Augen und das Ab fahrtssignal wurde gegeben. Doch noch ehe sich der Zug in Bewegung setzt, scheint unser Waggon die Ausmerlsamkeit deS zahlreichen Publikums zu erregen, man deutet mit der Hand, man lacht — und bald entdecken wir den Grund der Heiter keit — ein Witzbold hat mit Kreide in großen Lettern an die Breitseite unseres Wagens geschrieben: „Liebesgaben für Sächsische Mädchen!" Noch ein Pfiff und fort braust der Zug — Hurrahrufe aus tausend Kehlen, Tücher- und Hüteschwenkcn — vorüber — vorüber! (Fortsetzung folgt.) Der Amerikaner. Roman von Adolf Streckfuß (48 Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Vielleicht mehr als Sie glauben. Sie behandeln den bei dem Postraub verwundeten Postillon. Ich bitte Sie, mich zu diesem zu führen und Ihren Einfluß als Arzt auszuüben, da mit er mir seine Erlebnisse noch einmal erzählt." „Soll geschehen! Wird Ihnen aber verdammt wenig nützen, der arme Kerl weiß von gar nichts." „Ferner würde ich Sie bitten, mich nach dem steinernen Kreuz zu begleiten und mir genau die Stelle dort auf der Chaussee zu bezeichnen, wo der verwundete Postillon lag und wo die Posträuber sich niedergelassen haben, um ihren Raub zu mustern. Ich wünsche dort selbst nachzusuchen, ob die Räuber irgend etwas zurückgelaffen haben, was auf ihre Spur führen könnte." „Nichts haben sie zurückgelassen! Die Gendarmen haben schon genau nachgesucht. Aber wenn Sie sich die vergebliche Mühe machen wollen, begleite ich Sie mit Vergnügen. Wir können mit meinem Einspänner nach dem steinernen Kreuz fahren, wenn Sie wollen." „Wird dankend acceptirt. Und nun habe ich noch eine dritte Bitte. Sie sind als Arzt weit in der Umgegend bekannt, Sie können mir daher den besten Aufschluß geben über den Ruf und vielleicht auch über die Vergangenheit verschiedener Personen, über welche ich gern Näheres hören möchte, ehe ich es versuche, persönlich mit ihnen bekannt zu werden." „Soll geschehen, so weit ich nicht etwa als Arzt durch die Ehre zur Verschwiegenheit verpflichtet bin. Fragen Sie, ich werde antworten." „Kennen Sie vielleicht einen Bauern im Dorfe Bahren, Andreas Scholz, gewöhnlich der rothe Andres genannt?" Der Doktor sprang jäh vom Sopha auf. „Donnerwetter, wie kommen Sie gerade auf Den?" rief er erstaunt. Falk erzählte ihm seine Fahrt mit Herrn Eduard Ulrich, und daß dieser einen ganz bestimmten Verdacht gegen den rothcn Andres ausgesprochen habe. „Sonderbar!" sagte der Doktor. „Niemals habe ich, wenn von den vielen Verbrechen die Rede war, an den rothen Andres gedacht, aber als Sie seinen Namen nannten, da fuhr es in mir wie ein Blitz durch den Kopf: Der ist der Raubgenosse des Amerikaners! — Und der Ulrich hat auch diesen Verdacht ausgesprochen? Ein Lump ist der Ulrich, ein gewissenloser, habsüchtiger Wucherer, ein unausstehlicher, klatschsüchtiger Schwätzer, der an keinem Menschen ein gutes Haar läßt; aber er lügt nicht geradezu, etwas Wahres ist immer an dem, was er sagt. Was ich von dem rothen Andres weiß, spricht wohl für seine Vermuthung. Andres ist gänzlich verarmt, aber er treibt sich trotzdem in den Wirthshäusern umher und giebl mehr Geld aus, als (er redlicherweise verdienen kann; man sagt, daß er als Holz- und Wilddieb es erwerbe. Doktor Berg fuhr fort: „Mit dem Amerikaner ist der rothe Andres gut bekannt; er soll mit ihm auf die Jagd gehen und nicht nur in dem großen Jagdrevier, welches der Amerikaner gepachtet hat, man sagt, daß die Beiden den Wilddiebstahl ge meinschaftlich betreiben, nnd daß der Andres dann den heim lichen Verkauf übernimmt. Die beste Auskunft über den rothen Andres können Sie von seinem Vetter, dem Sägemüller Schmitz, bekommen. Mit dem Schmitz müssen Sie sich über haupt bekannt machen, er kann Ihnen viel besser als ich mit Rath und That bei Ihrem wahnsinnigen Unternehmen zur Seite stehen, und ich glaube, er wird es gerne thun, obgleich er sonst ein sehr vernünftiger Mann ist. Er ist selbst so tief empört über die Unsicherheit in unserer Gegend, daß er gewiß jeden Versuch, die Verbrecher zu entdecken, unterstützen wird." „Der Herr Ulrich deutete an, daß er nicht ohne Verdacht gegen Schmitz selbst sei." „Unsinn! Ler Schmitz ist ei« Ehrenmann vom Scheitel bis zur Zehe. Aburch fleißige Arbeit, Redlichkeit und zugleich durch kluge Spekulation bei Holzankäufen hat er fick in die Höhe gebracht, daS kann ihm der Lump, der Ulrich, in dessen Wucherhänden er lange Zeit gewesen ist, nicht verzeihen. Machen Sie den Schmitz zu Ihrem Verbündete», dann bekommt Ihr tolleS Unternehmen wenigsten- einen vernünftigen Bode». Ich bin genau bekannt mit ihm. Wen« eS Ihnen recht ist, will ich mit ihm sprechen; ich weiß, daß meine Empfehlung einiges Gewicht bei ihm hat." „Nein, Herr Doktor, ich bitte Sie im Gegentheil um un bedingte Verschwiegenheit. Niemand, als Sie, soll wissen, welche Pläne ich habe; für alle anderen Menschen hier bin ch nur der harmlose Naturforscher, der keinen andern Zweck N, als den, Raupen zu suchen und Schmetterlinge zu fangen, üch der Sägemüller darf nicht ahnen, welche Pläne ich Veit- olge. Er ist ein intimer Freund des Amerikaners, ein Vetter >cs rothcn AndreS; schwerlich dürfte er ein ungetrübte- Urtheil haben. Dürste ich auf Ihre unbedingte Verschwiegen heit rechnen?" „Mein Ehrenwort daraus. Sie sollen daS Vertrauen, welches Sie mir geschenkt haben, nicht bereuen. Wenn eS Ihnen recht ist, können wir jetzt den Postillon besuchen. Er liegt noch im Krankenhaus und eS ist jetzt gerade die Zeit, in welcher ich täglich den wenigen Kranken dort mein« Visite mache. Ich fahre Sie selbst in meinem EinspS«t8r nach dem Krankenhaus und dann später nach dem steinernen Kreuz." Der freundliche Vorschlag wurde angenommen und sofort zur Ausführung gebracht. Ungefähr zehn Minuten von dem Städtchen Nonnenthai entfernt lag inmitten eines großen, schattigen Gartens das tattliche Krankenhaus, welches durch die treffliche Pflege der larmherzigen Schwestern sich einen wohlbegründeten und weit verbreiteten Ruf erworben hatte, zu dem auch das Vertrauen auf die Geschicklichkeit und die Kenntnisse des dirigirendrn Arztes Doktor Berg nicht wenig beitrug. Zu manchen Zeiten waren die geräumigen Krankensäle fast überfüllt; an dem Tage aber, an welchem Falk, geführt von Doktor Berg, das Hall- besuchte, war der verwundete Postillon der einzige männliche Kranke. Er lag allein in einem großen Saal, in welchem außer dem seinigen noch zehn Betten standen, ihm konnten daher die liebevollen, barmherzigen Schwestern eine noch viel größere Aufmerksamkeit widmen, als zu anderen Zeiten möglich gewesen wäre. Bei der sorgfältigen Pflege, welche dem Schwerverwundeten zu Theil geworden war und seiner gesunden, kräftigen Natur hatte er schnelle Fortschritte in der Genesung gemacht. Nur ein leichter Kopfschmerz erinnerte ihn noch an »die erhaltene Wunde. Er würde schon längst aufgestanden sein und das Krankenhaus verlassen haben, wenn nicht Doktor Berg auf das Strengste besohlen hätte, daß er sich noch mindestens acht Tage vor jeder stärkeren Bewegung hüten und deshalb im Bett bleiben müsse. Er saß, als Doktor Berg und diesem folgend Falk in den Krankensaal traten, nufgerichtet, den verbundenen Kopf auf die Hand stützend im Bett. „Nun Steffen, wie geht es denn heute?" sagte Doktor Berg freundlich; am Krankenbett war er niemals grob. „Ich sehe schon, Ihr habt eine gute Nacht gehabt. Wenn Ihr Euch weiter ruhig haltet, kann ich Euch in ein paar Tagen erlauben, aufzustehen. Ist der Kopf freier? Fühlt Ihr noch Schmerz?" „Nicht der Rede werth! Ich halt' es nicht länger im Bette aus. Man langweilt sich ja zu Tode." „Ein paar Tage müßt Ihr noch aushalten. Mit der Lang weile kann es ja auch nicht so schlimm sein. Die Schwestern leisten Euch Gesellschaft und Besuch dürft Ihr auch annehmen, ich habe cs ausdrücklich erlaubt. Ich bringe Euch hier selbst einen Herrn aus Waldhausen, der, während ich die anderen Kranken im Frauensaal besuche, ein Viertelstündchen mit Euch plaudern will. Jetzt laßt erst einmal Euern Kopf sehen, dann mögt Ihr, nachdem ich den Verband erneuert habe, dem Herrn von Eurem Unglück erzählen." Er löste mit sanfter, geschickter Hand den Verband. Als er die Wunde untersucht halte, nickte er sehr befriedigt. „Alles geht vortrefflich," sagte er. „Ihr habt eine gute Natur, Steffen, jedem Anderen hätte der nichtswürdige Schlag den Schädel zerschmettert, Euch hat er kaum viel gethan. In wenigen Tagen seid Ihr ganz gesund und könnt getrost wieder zwischen Waldhausen und Nonnenrhal fahren und Euer Posthorn blasen. — So, da ist der Verband wieder in Ordnung, nun könnt Ihr in Gottes Namen hier mit dem Herrn plaudern und ihm erzählen, wie es Euch ergangen ist." Der Postillon schaute mit einem mißtrauischen Blick zu Falk auf. „Wie oft soll ich denn das erzählen?" sagte er mürrisch. „Ich hab' ja schon Alles, was ich weiß, den Herren vom Gericht haarklein gesagt. Ist der Herr auch vom Gericht, dann braucht er ja nur in den Akten nachzulesen." „Nein, Steffen, der Herr hat mit dem Gericht nichts zu thun," erwiderte Doktor Berg freundlich, „er schreibt schöne Bücher, solche, wie Ihr auch gern lest, da interessirt es ihn, zu hören, wie solch ein nichlswüldiger Ueberfall in Wahrheit stch zugctragen hat. Vielleicht erzählt er es dann später ein mal in einer schönen Geschichte, die Ihr dann selbst lesen und Euch darüber freuen könnt." Ein harter, blanker Thaler, den Falk auf das Bett legte, wirkte wohl noch kräftiger, als die Aussicht auf die schöne Ge schichte. Das mürrische Gesicht des Postillons erhellte sich beim Anblick des blinkenden Geldstückes. „Wenn cs so gemeint ist," sagte er grinsend, „will ich schonerzählen; aber viel wird der Herr für sein Geld nicht zu hören bekommen, die Schurken haben mich ja niedergeschlagen, ehe ich noch daran denken konnte, daß sie mich angreifen wollten. Eigentlich habe ich ja gar nichts gesehen und gehört." (Fonfftzu-a lol t) VermMtss. * Eine entsetzliche Szene spielte sich im Genesnngs- ruse zu Roda ab. Als vr. Werner auf seinem üblichen undgange durch die Krankenzimmer in das Zimmer des früheren Buchdruckereibesitzers Rudolf aus Gera kam, stürzte sich dieser mit dem Rufe: „Du mußt sterben!" auf ihn und stach wüthend mit einem Einschlagemesser auf ihn los. Der