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MivergerAnM^ «nd Tageblatt o Amtsblatt für die lölliglicheu und Wüschen Behörden zv Freiberg und Brand. — 44. Jahrgang - - —? M/V Eritdnm ledmÄocherttaaNludmtttaaBüUürim bau 8 ^ttrs^rate werben hin Royrnittaa 11 Ahr anaenam- 8 ^»158. LLL?SLZA^L°»! Sonnabend, dm 11. Juli. j-'-'V'LdLÄ'K"""^! 1891. Bekanntmachung. Auf Folium 1 drS Register« für die Erwerb«, und WirihschastSgenostenschasten de« Bezirks de« unterzeichneten AmisgerichiS, betreffend den Back verein für Brand und Umgegend, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, ist heute verlautbart worden, daß Herr Karl August Reichelt in Braud al« Mitglied de« Vorstände« ausgeschieden, und daß Herr Eduard Rodert Hunger in Braud Mitglied de« Vorstandes lft. Braud, am 7. Juli 1891. Königliche« Amtsgericht. Vr t^lnnn». R Bekanntmachung für Brand. Die diesjährigen Ssteutlichen und tosteufreie« Impfungen finden in «ladt Dresde» in folgender Ordnung statt: Montag, de» 1». Juli, Nachmittag» 2 Uhr, die Kuade» und Dienstag, de« 14. Juli, - 2 » - MLdche«, welche im Jahre 1890 geboren oder, au« früheren Jahren zurückgestellt, der Impfung und der Nachschau noch nicht oder ohne Ersolg unterzogen wurden. Brand, am 9. Juli 1891. Der Bürgermeister. Auktion iu Randeck. Monta«, de» 1«. J«li 1»S1, vormittags /,1V Uhr, sollen beim «rnnvstü« Kat. Rr. SV zu Randes 1 Hah» und 4 Hühner, 2 Bilder, 9 «ÜSe, 2 «r»te- leitern, 1 Wanduhr, 2 Etr. Kleie und 1 Acker anstehendes Bartensutter gegen Baarzahlung zur Versteigerung gelangen. Brand, am 10. Juli 1891. Der Gerichtsvollzieher deim Köntgl. Amtsgericht. Wachtmeister. Betannttnachuug. Der grundhaftere und BrrbreiterungS-Ba» de« nach hiesiger Ziegelei führenden Weges soll gegen Mindestforderung, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern, ver- geben werden. Blankett« hierfür, welche bei Unterzeichnetem abgegeben werden, find bi« mit 18. Juli a. c. auSgesüllt wieder einzureichen. Großhartmannsdorf, am 7. Juli 1891. Der Gemeiuderath. I.» Heidis, Gem-Borst. Der Getreidemaugel i« Nußlaud. Durch den unerhörten Stand der Preise auf den russischen Getreidemärkten und durch die Schwierigkeit der Brotversorgung in einzelnen Gegenden Rußland« sind viele Kreise diese« großen Reiches ernstlich beunruhigt worden. Di« Miltbeilungen über den angeblichen Getreidemangel lauten so widersprechend, daß es unendlich schwer ist, sich über den Stand der Dinge in Rußland eine Meinung zu bilden. Von der einen Seite wird angesichts der trüben Aussichten auf eine Mißernte eine förm liche Hungersnoth angekündigt und schon die jetzige Lage vieler ländlicher Gebiete in den schwärzesten Farben geschildert, von der anderen Seite leugnet man dagegen den Getreidrmangel gänzlich und bezeichnet die in der letzten Zeit stattgehabteunge wöhnliche Preissteigerung als das Ergebniß eine« verwerflichen Getreidespelulanten-Manöver«. Die Maßnahmen der russischen Regierung zeigen deutlich genug, daß sie darüber ebensowenig klar ist als die russische und die auswärtige Presse, daß sie sich aber nicht nur verpflichtet fühlt, der Wahrheit aus den Grund zu kommen, sondern auch den jedenfalls entsetzlichen Folgen der etwaigen Mißernte vorzubcugen. Zu Denen, welche an den von so vielen Seiten behaupteten Getreidemangel durch aus nicht glauben wollen, scheint der Gouverneur von Now gorod, Baranow, zu gehören. Derselbe forderte das Börscn- Komitö der großen Mebstadt kurzweg schriftlich auf, ihm die Namen Derjenigen aufzugeben, welche sich mit Kornwucher und Aufkäuferei an der Börse beschäftigen, damit diese .gott- und gewissenlosen Schufte" gebührend an den Pranger gestellt und aus der Stadt ausgewiesen werden könnten. Das wäre nun freilich ganz im modernsten russischen Geschmack; ob aber durch diesen denkbar kürzesten Prozeß da« Pud Getreide nur um einen einzigen Kopeken im Preise weichen würde, das ist freilich eine andere Frage I Jedenfalls denkt man in den Petersburger RegierungSkreisen doch etwas anders als der energische Gouverneur von Nowgorod. Der Direktor der ökonomischen Abtheilung de» russischen Mini steriums des Innern erhielt Anweisung, die von der Gclreide- theuerung am härtesten getroffenen Provinzen zum Zwecke einer gründlichen Inspektion zu bereisen. Staatliche Organe sollen m den betreffenden Gegenden den Stand der in den Händen der Kaufleute befindlichen Gclreidevorräthe prüfen und hierbei die Unterstützung der Ortsbehörden in Anspruch nehmen, um zu beurtheilen, ob außerordentliche Maßregeln zur Beschränkung der Ausfuhr nothwendig wären. Die Regierung hat gleich zeitig beschlossen, die von Hungersnoth bedrohte Bevölkerung ausgiebig zu unterstützen. Zunächst ordnete sie die Ermäßigung der Getreide - Frachttarife auf den Eisenbahnen an, welche in die von der Mißernte bedrohten Gegenden führen. Diese außerordentliche Ermäßigung des Tarifs auf ein Hundertel Kopeken für Pud und Kilometer gilt ober nur für dasjenige Getreide, daS laut amtlicher Bescheinigung für die nothleidende Bevölkerung bestimmt ist. Der deutsche Getreidehandel rechnet schon jetzt im Voraus mit der Wahrscheinlichkeit, daß Rußland damit umgeht, noch in diesem Jahre seine Getreideausfuhr ganz einzustellen, oder doch wenigstens aufs Aeußerste zu be schränken. Dies erklärt das auffallende Sinken des Rubel- kourses vollständig. Die Nachbarstaaten brauchen keine Rubel noten, wenn sie von Rußland nicht dafür wie früher den Ueberschuß an Feldfrüchten kaufen können. An eine für den deutschen Markt nur irgend bedeutsame Ausfuhr russischen Getreides ist nicht zu denken, wenn die von den hervor- Nachbestellungen ««f da« I». Quartal 18S1 werde« zum Preise von 2 Mt. 25 Pf«, vo« alle« ikatserl. Poftanstalte«, sowie vo« de« bekannte« Au-gadestelle« und der unterzeichnete« Expedition angenommen. Die Expedition des „Freiberger Anzeiger". ragcndsten Petersburger Blättern veröffentlichten trübseligen Ernteaussichten und die daran geknüpften ängstlichen Betrach tungen nicht vollständig der Wahrheit widersprechen. Ein bischen Uebertreibung läuft, im Guten wie im Schlechten, in Rußland natürlich immer mit unter; deshalb braucht man der Ankündigung einer allgemeinen Hungersnoth im russischen Reiche durchaus nicht vollen Glauben zu schenken. Dieser Ansicht ist auch der Petersburger Korrespondent der .Köln. Ztg." Derselbe meint, daß sowohl die Pessimisten wie die Sanguiniker zu weit gehen und schreibt dann wörtlich: .Daß es in einzelnen Gouvernements im Innern jetzt bereits den Bauern herzlich schlecht geht, daß diese in einigen Bezirken schon argen Mangel am nothwendigsten Brot leiden, darüber kann kaum mehr ein Zweisel herrschen; an Saatkorn wird eS ebenfalls vielfach mangeln, wenn die diesjährige Ernte wirklich schlecht auSfällt. ES ist aber sicher, daß Rußland zu Anfang der diesjährigen Aussuhrzeit über ganz ansehnliche Getreide- vorräthe verfügte. So erreichte die bisherige Petersburger Roggenausfuhr für 1891, d. h. vom 1/13. Mai bis zum 10./22. Juni, die Höhe von 367801 Tschetwert. In Peters burg belaufen sich die jetzt noch vorhandenen Roggenvorräthe auf ungefähr 90000, in Rybinsk auf 40000 Tschetwert, von denen die letzter» unbedingt für die allenfalls in Noth ge- rathenden Wolga-Gouvernements zurückgehalten werden müssen. WaS an Roggen noch in Odessa vorhanden ist, wissen wir nicht; viel dürste es schwerlich sein. Stellen wir die bisherige diesjährige RoggenauSfuhr derjenigen früherer Jahre gegenüber, so zeigt sich, daß dieselbe jetzt bereits der vorjährigen gesammten von 1890 ungefähr gleichkommt. 1889 dagegen wurden 606000, 1888 2000000 und 1887 gar 2500000 Tschetwert Roggen ausgeführt. In den beiden letztgenannten Jahren war die Ernte in Rußland aber auch ganz außerordentlich reichlich gewesen." Daß außer in dem bereits erwähnten Gouvernement Tula, wo die Bauern sich schon Von Brot nähren, in das zur Hälfte Gras eingebacken ist, auch in Saratow die Kornvorräthe er schöpft sind, daß in Zaryzin, Sarepta, Jelez, Liwny und Mall Archangelsk Stürme und Hagel die Feldyr verwüsteten, be zweifelt der Petersburger Korrespondent deS rheinischen Blattes keineswegs; er glaubt aber an keinen allgemeinen Nothstand, sondern nur an ein örtliches Elend in einzelnen Bezirken, an dem der für schlechte Zeit niemals vorsorgende russische Bauer selbst die Hauptschuld trage. .Nach russischem Gesetz sollen alle Gemeinden und Landschaften Getreidemagazine besitzen. In den Zeiten der Leibeigenschaft war dies der Fall; bei der jetzigen bäuerlichen Selbstverwaltung aber findet keine so scharfe Aussicht statt. Die Gouvernementsverwaltungen wenden weniger den Verpflegungsmagazinen ihre Aufmerksamkeit zu als dem Umstande, daß von den Bauern die Steuern berichtigt werden. Von der Gouvernementsvcrwaltung in Tula wird jetzt in den .Moskauer Wed." behauptet, daß sie nicht allein den dortigen Magazinen gar keine Aufmerksamkeit schenkte, sondern der untern bäuerlichen Verwaltung die Füllung der Magazine ver bot und anbefohl, nur daraus bedacht zu sein, die Steuerrück stände zu tilgen!" Nach alledem wäre der russische Bauer eher beklagens- als tadelnSwerth, wie dies auch auS einem an die .Deutsche Peters burger Zeitung" gerichteten Privatbrief eines im Gouvernement Kostroma ansässigen angesehenen Gutsbesitzers hervorgeht, welches Schreiben ursprünglich gar nicht zur Veröffentlichung bestimmt war. Derselbe weist ziffermüßig nach, daß sein 4000 Deßjatinen Ackerland umfassendes Gut ihm früher jährlich 24 000 Rubel Reingewinn brachte, daß er aber jetzt nur eine Reineinnahme von 1500 Rubeln erzielt. Als weit schlimmer bezeichnet er aber die Lage der Bauern, von der er sagt: »Ich begreife eigentlich nicht, daß es nicht schon unter ihnen zu Ausschreitungen gekommen ist. Eine so aussichtslose Lage des Volks habe ich in allen Kornkammer-Gouvernements Rußlands bisher noch nicht erlebt. Wenn ich nicht mit eigenen Augen so viel herz zerreißende Szenen gesehen hätte, so würde ich nicht glauben, daß das Volk in eine solche Lage gerothen kannl Altes Ge treide ist nicht mehr vorhanden, das Korn der neuen Ernte wird nicht einmal zur Aussaat reichen, sonstige Erwerbsmittel giebt es nicht, da alle schon im Voraus erschöpft sind. Das Mehl kostet bereits 1 Rbl. 40 Kop. pro Pud und wird bi« 2 Rbl. steigen. Und vor den Bauern liegt noch ein ganze« Jahr ohne Hoffnung und ohne Möglichkeit, bi« zur übernächsten Ernte das Leben zu fristen. Ob man in St. Petersburg auch den ganzen Ernst der Lage kennt und richtig auffaßt?" Nach einer Mittheilung der .BirschewSki Wedomosti" wird man in vielen Bezirken Roggen zur Saat kaufen müssen und scheint cS dringend angezeigt, sich der vorhandenen Borräthe in den großen Handelsstädten zu versichern. Alle« darauf vorzubereiten, den etwaigen Ueberfluß im nördlichen Kaukasus herbeizuschaffen, die Ausfuhr von Roggen und Roggenmrhl und vielleicht auch von Weizen und Gerste in'S Ausland zu verbieten. Der .Grashdanin" verlangt die Verstaatlichung de» Kornhandel« und die Errichtung umsangreicher staatlicher Kornniedrrlage». Rußland sei als gewaltiger Ackrrbaustaat ein natürlicher Regu lator deS europäischen Kornhandel«. Wie dir Retchbbauk die Geldgeschäfte deS StaateS konzrntrire, so müsse die zweite ökonomische und dadurch auch politische Kraft Rußland«, da» Getreide, in ähnlicher Weise konzentrirt werden. Im Ganzen scheint festzustehen, daß in Rußland Mangel an Getreide herrscht, der vielleicht durch gewissenlose Spekulanten noch künstlich gesteigert wird. Wenn jetzt die Gegner der Kornzölle in Deutschland noch von großen Roggenvorräthe« fabeln, die jenseits der russischen Grenzen liegen und sofort nach Aufhebung oder Ermäßigung der Kornzölle für Deutsch land zu erlangen wären, so machen sie sich einfach lächerlich. Wäre ein Ueberschuß an russischem Getreide in letzter Ze» überhaupt vorhanden gewesen, so würde derselbe trotz der deutschen Zölle nach Deutschland gelangt sein. Gerade die jenigen Kreise, welche am heftigsten für die Aufhebung der Getreidezölle eintreten, wissen eS am Besten, daß der Kornprei« nicht davon, sondern von dem größeren oder geringeren Angebot der Spekulanten und von dem für diese überaus wichtigen Stand der österreichischen und russischen Valuta beeinflußt wird. Politisch« ««schau. Freiberg, den 10. Juli. Die zu Ehren de» deutsche« Kaiserpaares am Mittwoch Abend im Conventgarden-Thcater zu London veranstaltete Prunk vorstellung verlies großartig. Die Draperien des Theater» waren fast unter dem kostbaren Schmuck von Blumen und exotischen Gewächsen verborgen. Von der Straße bis zum Zuhörerraum ging man durch Blumenberge, welche die Decke erreichten. Die Königliche Loge war prachtvoll mit seidenen Fahnen in deutschen und englischen Farben geschmückt. Die Textbücher waren auf Atla« gedruckt und in blauer Seide und Gold gestickt. Jeder Sitz war mit prächtigen weißen Blumen- bouqetS geschmückt, während auf der Rückseite ein großer Theaterzettel angebracht war, der die VortraitS deS Kaisers und der Kaiserin nebst einem großen Bildniß der Königin auf weißem Atla« trug, auf der Vorderseite von Blumengewinden umgeben. Jede Loge war von Orchideen in hohem Werthe umschlossen. Der gesammte Blumenschmuck stellte einen Werth von 5000 Pfund Sterling dar. Eine große Menge stand am Eingänge zur Galerie: seit 9 Uhr Morgens, obgleich jeder Platz 6 Pfunv (120 Mk.) kostete. — Das liberale Blatt .Daily News" führt in Besprechung der glänzenden Opern-Vorstellung Folgendes aus: .Etwas Aehnliches ist nur vor 36 Jahren ge sehen worden, als Kaiser Napoleon III. zur Zeit de» Krim- lrieges als Gast der Königin das Theater besuchte. Welcher großartige Wechsel hat sich inzwischen vollzogen, welche Ereig nisse haben sich in der zwischen diesen beiden Besuchen liegenden Zeit zugetragen! Welche Fülle von historischer Ironie liegt doch in der völligen Verschiebung der Bedeutung dieser beiden Namen! Frankreich war damals die erste militärische Macht Europas und Preußen noch mehr oder weniger in der Zurück gezogenheit mühsam arbeitend an dem Werke, welche» allmählich die Erfolge brachte, die am letzten Abend so offenbar vor Jeder manns Augen traten. In dem großen Theater war die eng lische Rose und die blaue Kornblume der Hohenzollern nicht vergessen worden, die uns heute mehr denn als vloße Deko ration, als Symbole deS Fortschrittes und des Friedens er scheinen."