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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189107128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-07
- Tag 1891-07-12
-
Monat
1891-07
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.07.1891
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1891 159 Sonntag, de« 12. Juli. 2, Nh Veii» SS8L s s rler. itor le« bestellt »eine, gB ein. 88» sonstige gut rs. ) Gemüse, 'lasch, g»t 'e. Freiberger Marktpreise vom 11. Juli 1891. Butter, ic nach Oualttät, 2P0 dis 2,1V Mark L Kilo. Ferkel, ä Paar 18 bis 2.1 Mk. Freiberger »«tierpreise am 11. Juli 1891 nach iandwirthschastlichem Ermessen! L Kilo 2.V0 Kis 2,30, sf. Qualität bis 2,60. W IN, L W Ihr an ö Pat««1LiAe. Ausgestellt durch das Patent-Bureau von Richard Lüders in Görlitz. (Auskünfte ohne Recherchen werden den Abonnenten der Zeitung durch das Bureau gratis erthcilt.) Patent-Anmel dungen. Nr 2188. ' Einstellbarer Fenstcrvorhang, Gustav Nathan in Leipzig — Nr 5196. Damvs-und Wasscrheizungskcsscl, Fränkel L Co. in Leipzig-Lindenau —Nr 68lü. Feldschniiede, F. Kamps L Co. in Bautzen — Nr 7981. Streichzither, W. Emil Menge in Leipzig. — Nr. I 1694. Klemmvorrichtung zum Ausdreh-n von gebrauchtem Tauwerk behufs Wicdervcrwenvung des Materials, Carl Bergmann in Meißen. — Patent-Ertheilungen. Nr. 58302. Apparat zum gleichzeitigen Messen und Varzeichneu, G. Müller in Annaberg. Bam 9. Dezember l880 ab. — Nr 58288. Vorrichtung zum Anreißen von Slimmcnkämmen, E. Schilling in Leipzig-Gohlis. Vom 7. Oktober 1890 ab. — Nr. »8372. Bersahlen zur Hc stcllung mchrsarbiger verschieden gemusterter Zementplalten, C. Lucke in Eilenburg. Vom 30. September 1890 ab. «mtlich« Mittheilungen au» dem Lanvgerichtsbezirk Freiberg re. ZvaugSversteigernng: Königliches Amtsgericht Hainichen. Da» dem Wollwaarensabrikanten Johann Fritz Sehm gehörige Grund stück, ein Wohnhaus mit Keller und Seitenflügel in Hainichen. Anmeldetermin 17. August, Vorm. 10 Uhr. Versteigerung 3. Sep tember, Borm. 10 Uhr. beim Telegraphen-Apparat, um die PantalonS und sonstige« Effekten de» Herrn Lieutenant» zu reklamiren. * Der Mord 1« Mariahilf. Eine Bermuthung, die sich bezüglich de» Wiener Doppelmordes an dem Emeder'schea Ehepaare bald aufdrängte und dann wieder unhaltbar schien, hat festere Gestalt gewonnen: Die drei Freunde der Ermordeten, die ihrer eigenen Angabe nach am Tage nach dem Mord« mit ihnen eine Landparthie machen wollten und die Nacht bei ihnen zubrachten, sind gestern al» der That dringend verdächtig ver haftet worden, mit ihnen auch ein Neffe der Ermordeten. Die ersten Meldungen sprachen von schweren Verwundungen, die zweien von den drei Freunden beigebracht worden waren. Es scheint sich also herausgestellt zu haben, daß sie sich diese Ver letzungen selbst zugefügt haben, um den Verdacht von sich ab zulenken. Die Beerdigung der beiden Opfer sand unter dem Zusammenlauf von etwa 20 000 Neugierigen, meist Frauen und Kinder, am Donnerstag Nachmittag statt. Es ist hierbei zu skandalösen Szenen gekommen. DaS Publikum, das nicht genau wußte, welchen Weg der Leichenzug nehmen würde, strömte, je nachdem darüber andere Nachrichten verlauteten, in wildem Toben bald hierhin, bald dorthin über nieder- fallende Frauen und Kinder fort. Es wird als ein Wunder bezeichnet, daß dabei nicht ernstliche Unglücksfälle vorge kommen sind. * Hochwasser. Der Rhein, sowie die Nebenflüsse des selben sind seit einigen Tagen in starkem Steigen begriffen. Der Rhein ist bereits an verschiedenen Stellen über seine Ufer getreten und hat die angrenzenden Felder unter Wasser gesetzt; ebenso ist der Neckar mehrfach ausgetreten. Weiteres Steigen wird befürchtet. * Dte ErhShu«g der Dampfschifffahrtspreise. Die in Düsseldorf gestern stattgehabte Konferenz der Direktoren der an den Fahrten nach Nordamerika betheiligten Dampf schifffahrtsgesellschaften hat den Zweck gehabt und erreicht, die zwischen den verschiedenen Linien entstandenen Schwierigkeiten zu beseitigen. Der Antrag, die Passagepreisr zu erhöhen, wurde zur Zeit abgelehnt, doch werden die Bemühungen in dieser Hinsicht fortgesetzt. * Aus dem Fenster gestürzt. Am Abend des 7. d. M. stürzte aus den Fenstern des Offizierskasinos in Wilhelmshaven der Assistenzarzt vr. Schilderer auf das Pflaster und/zog sich hierbei so schwere Verletzungen zu, daß er 24 Stunden später verstarb. S. war von der Landarmee nach Wilhelmshaven abkommandirt. * Dte Selbstmord-Chronik Berlins hat noch niemals eine so erschreckend hohe Zahl aufgewiesen, wie im Anfang dieses Monats. Es sind vom 1. bis 7. d. M. in Berlin mit Ausschluß der Vororte 30 Selbstmorde festgestellt worden. * Sturz aus dem Eisenbahnwagen. Aus einer während der Fahrt aufspringenden Koupsthür deS Breslau- Berliner Schnellzuges stürzten am Donnerstag Nachmittag unweit von Liegnitz Frau vr. Loeser aus Nimptsch und ihr sechsjähriger Sohn. Das Kind ist todt, die Frau schwer verletzt. Fremdenliste vom 19. Juli. Anstreicher, Kaufmann, Berlin, Preuß. Hof. Berthold, Student, Dresden Hotel Goldn Siern. Bratzsch, Lcinwandhändler, GcrSdors, Stadt Brüx. Braun, Techniker, Rocheburg. Hotel Kronprinz. Braun, Ingenieur. Rocheburg, Hotel Kronprinz. Brembach, Kausm., LciSnig, Hotel R. Hirsch. Dießner, HandelSsrau, Dresden, Preuß. Hof. Enke, Kaufmann, Leipzig Stadt Chemnitz. Erichson, Kaufmann, Dresden, Hoiel R. Hirsch. Frank, Händler, Chemnitz, Stadt Chemnitz. Beetz, Kaufmann, Leipzig, Hotel R. Hirsch. Gectz, Kaufmann, Dresden, Hotel R. Hirsch. Grober, Kammann, Leipzig, Hotel R. Hirsch. Gold stein, Handelsmann, Leipzig, Stadt Brüx. Gauß, Polygraph, Leipzig, Stadt Brüx. Hartung, Händler, und Frau, Dresden, Stadt Chemnitz. Hof. Händler, Chemnitz, Stadt Chemnitz. Joh. Hcs, Händler, Cbcuinitz, Stadt Chemnitz. Jähnig, Kaufmann, Dresden, Stadt Chemnitz. Jovctell, Rentier, New-Aork, Hotel R. Hirsch. Kühne, Kaufmann, Dresden, Preuß. Hof. Kopenhagen, Handelsmann, Leipzig, Stadt Brüx. Koörv, Kaufmann, Leipzig, Hotel Stadt Altenburg. Lauckner, Kausmann, Bockau. Stadt Chemnitz. Langer, Bergbefltssencr, Walden burg Stadt Chemnitz. Müller, Monteur, Chemnitz, Stadt Chemnitz. Meier, Händlerin, Lennau, Stadt Brüx. Aeumann, Weber, Callen berg, Preuß. Hos. Greibisch, Kaufmann, Walddorf, Stadt Chemnitz. Roth, Kaufmann, Dresden, Hotel Goldn Stern. Reitzenstein, Mon teur, Plagwitz, Stadt Chemnitz. Rahn, Händlerin, Chemnitz, Stadt Chemnitz Frau Seidler, nebst 2 Söhnen, Potsdam, Hotel R. Hirsch. Sauer, Kaufmann, Leipzig, Hotel R. Hirsch. Schreier, Handelsmann, und Frau, Teplitz, Goldn. Adler. Süsse Fabrikant Zschopau, Stadt Chemnitz. Schmitt, Handelsmann, Chemnitz, Stadt Chemnitz. Schuster, Händlerin, Lenau, Stadt Brüx. Schmieder, Holzhindler, Kämmers- waldc, Stadt Chemnitz. Unger, Fabrikant, Gablonz, Stadt Chemnitz. Unger, Hartha, Sladt Chemnitz. Kramer. Kausmann, Leipzig, Preuß. Hof. Uhlig, HandelSsrau, Großrückerswalde, Stadt Brüx. Voigt, Kaufmann, Leipzig, Hotel R. Hirsch. Wilhelm, Händler, Chemnitz, Stadt Chemnitz Winckler, Gutsbesitzer, Marbach, Stadt Brüx. Wolff, Bergbeflisscncr, Waldenburg, Stadt Chemnitz. crten werde. >bige. nd « Uhr Mir. „Meder in der Heimath." Ein Erinnerungsblatt für daS Jägerbataillon Nr. 12 an den Einzug in Dresden und Freiberg vor 20 Jahren von A. B. II. In jedem Ort, den unser Zug paffirte, wurden unS leb hafte Ovationen zu Theil, wurden wir durch Speise und Trank erquickt und nun vollends gar, als wir unser engeres Vater land Sachsen erreicht hatten, und in Leipzig amkamen, wollte der Jubel kein Ende nehmen. Es ist durchaus nicht zu viel gesagt, wenn ich behaupte, in jener Zeit der Heimkehr befand man sich viele Tage lang in wahrhaft fieberhafter Aufregung durch all' die Ueberschwänglichkeiten und Aufmerksamkeiten, die uns von Alt und Jung, Vornehm und Gering dargebracht wurden. Fast alle Truppentheile, welche damals Sachsen passirten, waren darin vollkommen einig, daß nirgends der Empfang feierlicher, herzlicher stattfanv, als eben im König reich Sachsen. Heute, nach 20 Jahren wird dies auch aller Orten im östlichen Preußen anerkannt und ich habe ost Gelegenheit, die sächsische Gastfreundschaft von 1871 rühmen zu hören. Besonders aber die eigenen Landeskinder wurden damals sozusagen auf den Händen getragen. Um den Einzug in Dresden mitznmachen, wurden wir nun bis in unmittel bare Nähe der Hauptstadt dirigirt und endlich fand am 11. Juli der feierliche Einzutz statt, an dem der größte Theil des säch sischen Heeres theilnahm. Das war nun ein Tag, den Jeder, der ihn in Dresden mit erlebt, zeitlebens im Gedächtniß behalten wird. Tausende und Abertausende füllten an jenem 11. Juli die Straßen und Plätze der prachtvoll geschmückten Königsstadt, schon lange zu vor, ehe der Truppeneinmarsch geschah. Was wollte es sagen, daß auch die Sonne glühend heiße Strahlen herabsandte; Alles war in festlich gehobener Stimmung. Wir lagerten indessen draußen unter den uralten Bäumen des Großen Gartens. Endlich gegen 10 Uhr setzten sich die Truppenkörper nach der Stadt zu in Bewegung. Was soll ich nun erzählen? Soll ich die überaus prachtvollen Triumphbogen mit den künstlerisch ge haltenen Emblemen beschreiben? Soll ich von dem tausendfachen Jubel berichten, der immer und immer wieder erbrauste und schier nicht enden zu wollen schien? Soll ich von unseren Ge fühlen erzählen, als wir dahinzogen im Blumenregen im wahrsten Sinne des Wortes? O nein, so etwas läßt sich nicht so leicht berichten; Jeder, der es damals miterlebt, wird es noch heute, nach 20 Jahren lebhaft mit mir fühlen, was damals seine Brust höher schlagen ließ! Einige Originale unserer Kompagnie hatten wir durch die massenhaften Blumen- und Kranzspenden die uns zu Theil wurden, förmlich in Fesseln geschlagen, so daß sie, nieder gedrückt von massigen Kränzen, welche sich um Kopf und Tornister schlangen, mit uns Anderen kaum Schritt halten konnten. Dicht vor der großen Elbbrücke am Theaterplatze war der Königliche Pavillon errichtet, in dem Ihre Majestäten der König Johann und die Königin Amalie Platz genommen. Noch ehe wir, d. h. unser Jägerbataillon, herangetommen, setzte sich unser damaliger Chef, Se. König!. Hoheit Kronprinz Albert an die Spitze desselben und im Laufschritt defilirten die Jäger vor den Majestäten vorüber. Es ging den Umständen angemessen Alles vortrefflich, doch als wir endlich durch die Neustadt marschirend, und über die Eisenbahnbrücke zurück in der Altstadt an der Ostra-Allee anlangten und hier in die Quartiere entlassen wurden, zog es doch ein großer Theil der Unsrigen vor, erst ein wenig zn verschnaufen. Die Strapazen des überaus heißen Tages hatten uns derb zugesetzt. Doch zum Abend, als auf der Vogelwiese für alle am Einzug Betheiligten freie Zeche stattfand, wir gespeist wurden und überall auf den frei errichteten Tanzpodien Musik erschallte, da war alle Müdigkeit, Schlaffheit dahin und bald drehten wir uns mit den frischen Dresdner Mädels froh im Kreise. Leider fand dies frohe, bewegte Leben durch ein heranziehendes Unwetter einen vorzeitigen Abschluß. Alles strömte der inneren Stadt zu, die in einem wahren Lichimeere erglänzte. Wer konnte diesen Eindruck voll und ganz schildern! Im König!. Hofthcater wurde an jenem Abend eine Fcstvorstellung gegeben: „Die Vestalin^ erster Akt; und „Vom Rhein zur Elbe." Daß auch diese Aufführung entzückend schön war und geeignet, unsern Enthusiasmus zu erhöhen, brauche ich wohl nicht erst zn er wähnen. Se. Maj. König Johann, der ebenfalls mit Gemahlin der Vorstellung beiwohnte, wurde mit lebhaftem Jubel begrüßt. Noch heute sehe ich im Geiste den ehrwürdigen Greis mit der Denkerstirne, wie er freundlich lächelnd dankend sich nach allen Seiten verneigte. Er hat leider den Triumph jener großen Zeit nicht lange überlebt. Volkswirtschaftliches. -f Der im Bureau des Landeskulturrathes zusammengestellte Be richt über den Saatensta«p im Königreich Sachsen Ende Juni d. I. enthält folgende allgemeine Uebersicht: Der Wittcrungs- charakter war in den 3 ersten Wochen des Berichtsmonats »aß und kühl bis zu Reif und leichten Nachtfrösten mit wenig regenfreien Tagen, in der 4. Woche und bis Monatsschluß sehr heiß mit zahl reichen Gcwitterbildungen. Dementsprechend wurde die im Mai sich entwickelnde Treibhausvegetation zu Anfang des Monats etwas aufgehalten, was aber der Aehrenbildung beim Wintcrroggen nur zu gute kam, so daß letzterer, obwohl vielfach dünn stehend, doch zumeist volle, schone Aehrcn zeigt, und so daß eine Mittclcrnte, in einzelnen Bezirken der Dresdner und Leipziger Kreishauptmanu schast eine gute Mittelernte in dieser Brotfrucht erwartet werden darf. Aus Sandboden wird Mitte Juli, wenn die warme Witterung anhält, der Roggenschnitt beginnen können. Auch der günstige Weizen st and, mit einzelnen Ausnahmen in englischen Sorten, hat sich erhalten. Die Sommerhalmfrüchte, welche in diesem Jahre wegen erfolgten starken Auswinterns der Winterhalmfrüchtc eine ver- hältnißmäßig weit größere Fläche als sonst einnehmen, zeigen mit sehr wenig Ausnahmen einen ausgezeichneten Stand; nur hat sich in Folge der großen Rässe und der darausfolgenden außerordent lichen Wärme das Unkraut in denselben noch mehr entwickelt. Am wenigsten günstig hat die nasse Witterung auf die Entwickelung der Kartoffeln gewirkt; dieselben sind vielfach sehr ungleich aufge gangen und die tief liegenden Felder mit schwerem Boden zeigen mehr oder weniger große Blößen oder sind stark verunkrautet. Die Heuernte wurde vielfach durch die unbeständige Witterung ver zögert, konnte aber im letzten Monatsdrittel rasch gefördert werden, so daß dieselbe je nach Boden und Höhenlage theilwcise beendet oder bis zur Hälste eingebracht werden konnte. Nur in einigen Bezirken des Vogtlandes mit 20 bis 23 Regentagen ist noch wenig » I ;eborgen. Die Güte deS FutterS ist zumeist vorzüglich und nach Nenge in den meisten Bezirken mehr als erwartet worden war. Ueber den Stand deS Kleenachwuchses wird vielfach geklagt, nur im Bogtlande verspricht derselbe reichlicheren Schnitt. Die Obst ernte scheint besonders in Aepseln, Birnen und Beerenobst doch reichlicher auSzusallen, als Ende Mai vorauSzuschen war. Die große Wärme im letzten Monatsdrittel erzeugte viele Gewitter mit heftigen Niederschlägen, welche viel Lager im Getreide verursachten, doch wurde Sachsen von verheerenden Hagelwettern, wie sie ander wärts so vernichtend auftraten, verschont; nur in der Pegauer, Geithainer, Marienberger Gegend und im oberen Theil der Amts hauptmannschaft Flöha sind Hagelwetter strichweise niedergegangen, in ersteren ist der Schaden hauptsächlich im Roggen '/«—'/,<>, wäh rend im Flöhaer Bezirk dasselbe sehr heftig aufgetreten ist und alle Feldsrüchte mehr oder weniger betroffen hat. Vermischtes. * Si«e schreckliche Feuersbrunst zerstörte gestern den Weiler Billette bei Grenoble. 36 Häuser wurden eingeäschert, SO Familien sind obdachlos geworden. * Der angebliche Mard im Eisenbahnwage«. Die gerichtliche Sektion der Leiche des in einem Waggon der Warschau-Petersburger Bahn angeblich ermordeten Grafen Michael Plater ergab Herzschlag als Todesursache. Der Graf war beim Umfallen an die Spitze eines eisernen Reservoirs gestoßen und hatte dadurch mehrere Kopfwunden erhalten; er log in einer Blutlache, weshalb eine Ermordung vermuthet wurde. Bei der Leiche wurden das Geld und die Werthgegen- stände unangetastet vorgcsunden. * El» gefährliches Mihverständnitz. Auf einer Berliner Sanitätswache erschien blutüberströmt eine junge, hübsche Frau, von zwei Herren gestützt und geführt. Der eine, von Träumen und Zärtlichkeiten übelfließende, war der Gatte und — Thäter, der andere der Gerichtsvollzieher und, wenn auch durchaus unschuldige, so doch der intellektuelle Urheber dieses Thränrn- und Blutbades. Und zwar war das so ge kommen. Als sie vor etwa einem halben Jahre Mann und Frau geworden, da hatte sie ihm gesagt, daß die Wirthschaft, welche eine Hauptmasche jenes Netzes war, in das er gegangen, ihr schuldenfreies Eigenthum wäre. Dies entsprach nun nicht völlig der Wahrheit, vielmehr waren noch einige Abschlags zahlungen zu leisten, und als cs mit denselben nach der Hoch zeit zu stocken anfing, kam die Klage und mit ihr der Ge richtsvollzieher. Die bösen Zungen einiger Nachbarinnen hotten daher mit ihrer Behauptung nicht so ganz Unrecht, daß die junge Frau in Abwesenheit des Gatten zuweilen einen „fremden Herrn" bei sich sähe, dem sie ganz heimlich öffne, und den sie ebenso scheu wieder entlasse. Aber die braven Leute konnten nichts von dem wahren Charakter des Mannes wissen, bei welchem Strenge sich insofern mit Milde paarte, als er den Beschwörungen der Frau nachgebend, daß der Gatte nichts da von erfahren dürfe, ihr in dessen Abwesenheit und möglichst geräuschlos seine Aufwartung machte. Die Wackeren hatten ledoch nicht geruht, bis sie ihr Geheimniß „an den Mann" ge- vr»cht, und zum Schutze der Moral hatten sie es auch gern übernommen, dem Gemahl nach der nicht fern belegenen Werk statt Nachricht zu geben, sobald das Erscheinen des Fremden be merkt werden sollte. Gestern nun konnte der verabredete Wink gegeben werden. In blinder Wuth stürmte der Mann nach Hause, und die Schuld seiner Frau für erwiesen haltend, packte er einen Stuhl und ließ ibn auf das Haupt seiner Gattin niedersausen, daß sie mit lautem Aufschrei zu Boden sank. Jetzt kam die Aufklärung und mit dieser eine so auf richtige Reue, daß der Mann nicht nur die Kur-, sondern auch die Gerichtskosten übernahm. * Unter Kameraden. Dieser Tage fuhren drei Kavallerieosfiziere mit dem von Budapest kommenden Nacht personenzuge nach Wien. Man weiß, was es heißt, in den Hundstagen eine ganze Nacht im Eisenbahnkoups zuzubringen. Die Herren machten sichs so bequem wie nur möglich. Was kümmert man sich, wenn man „unter Kameraden" und noch dazu um den Preis eines guten Trinkgeldes an den Kondukteur vor feindlichen Einfällen gesichert ist, um die K. und K. Ad- justirungsvorschrift? Zuerst entledigt man sich des Säbels, dann der lästigen Halsbinde; die Blouse ist auch nicht sür die Temperatur im Innern eines Eisenbahnwaggons im Juli be rechnet. Man versucht auch wohl, sich ein bischen auszustrccken, um zu schlafen, da wird einem bald das eine und bald das andere Stück der Uniform lästig und unbequem. Herunter damit! Kurzum, die drei Herren machten ihrem Bedürfnisse nach Beqnemlichkeit die weitestgehenden Konzessionen, so daß nicht einmal der eigene Rcgimentskommandant in ihnen drei seiner feschesten Offiziere erkannt hätte. Doch was nützte das Alles! Von Schlafen war keine Rede, man vertrieb sich die Zeit so gut es ging mit Zigaretten und — Fluchen. Endlich begann es zu grauen. Gott sei Dank! Der Zug hielt jetzt an einer größeren Station unterhalb Preßburg. „Wie gut wäre jetzt ein Glas Kognak!" — ertönte es von den lechzenden Lippen eines der Offiziere. Aber der Zug hielt nur zwei Minuten. Macht nichts! Rasch schlüpfte einer der drei Offiziere, Lieutenant S. v. A., so wie er war, in seinen Mantel, dann setzte er nur noch die Mütze auf und schon hatte er das Koups verlassen. Der betreffende Kellner mochte etwas schlaf trunken gewesen sein, oder war der Kognak nicht gleich zu finden, kurzum, in dem Moment, als Lieutenant A. mit der erbeuteten Kognakflasche am Perron erschien, hatte sich der Zug schon wieder in Bewegung gesetzt. Die Kameraden im Koups winkten zwar verzweifelt — es that ihnen besonders um den Kognak leid —, allein es ist zu spät. In solchen kritischen Situationen zeigt sich der Mann. Rasch entschlossen, hatte Lieutenant A. mit einigen Sprüngen den letzten Waggon eingeholt, schwang sich aufs Trittbrett und fort gings im Morgengrauen bis zur nächsten Station. Hier trat er, den Kognak triumphirend in die Höhe haltend, zu seinen erstaunten Kameraden ins Koups. „Was, Du bist mit gekommen ?" — „Ja freilich, schneidig, am Trittbrett!" Auf den Gesichtern der Beiden malte sich große Verlegenheit. „Ja, weißt Du, — Du mußt schon entschuldigen — wir dachten, daß Du in der „Station" zurückbleiben mußtest, und da haben wir, rasch entschlossen, Alles, was Du nicht anhattest, sammt Säbel aus dem Koups geworfen, damit Du Dich doch wenigstens anständig adjustiren kannst." „Danke bestens für Vie Freund schaft!" . . . Eine Viertelstunde später saß der Stationsbeamte
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