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MS. Vermischtes. * Verhaftung von Räubern. Die Führer der Räuberbande, welche unlängst den Bahnhof von Milivani (Sardinien) plünderte, sind in den Personen des Camillo Martini, des Sohnes des Restauralionspächters von Chilivani, und des Bahnwärters Francesco Soro erkannt und verhaftet worden. * Hochwasier t« Schlesien, AuS vielen Gegenden Schlesiens gehen Berichte von großen Ueberschwemmungen in folge anhaltenden RegenS und häufiger Wolkenbrüche ein. DaS ganze Nrißethal gleicht einem weiten See, die Wallgräben der Stadt Neiße sind nur mittelst Kahn passirbar. Der Neiße- fluß stand gestern bereit- 4 Meter über seinem Normalstand. Mehrere Dörfer sind vollständig überschwemmt, die Bewohner sind geflüchtet. Bei OSwiccim riß der Solafluß viele Straßen auf und unterspülte eine Anzahl Wohnhäuser, sodaß diese ge räumt werden mußten. Das Wasser der Weichsel ist zwischen Oswiecim und Neuberun kaum noch 3 Fuß von der Eisen bahnbrücke entfernt Bei Patschkau wurden durch einen Wolken bruch große Flächen bebauter Felder total vernichtet. AuS Saarau, Jauer, Leobschütz, Glogau, Wartha, Frankenstein, Reichenbach und Ingramsdorf gingen ebenfalls Meldungen über erhebliche Hochwasserschäden ein. AuS Hirschberg wird gemeldet, daß der Bober um 3 Meter gestiegen ist; auch der Queis wächst, die Tschirne und Briesnitz sind über die Ufer getreten. Das Eisenbohnbctricbsamt Görlitz macht bekannt: -I» Folge anhaltender Regenniederschläge haben von Neurode und hinter Mittelsteine Dammrutschungen stattgefunden, durch welche der Betrieb auf der Strecke von Königswalde bis Möhlten auf voraussichtlich zwei Tage gesperrt ist. Durch gangsverkehr wird von Dittersbach über Königszelt und Camenz nach Glatz geleitet. Lokal Verkehr zwischen Dittelsbach und Königswalde, sowie zwischen Möhlten und Glatz bleibt auf recht erhalten. Ferner ist die Strecke Mittelsteine bis Landes grenze auf mehrere Tage aus gleicher Ursache gesperrt. Un- älle sind nicht vorgekommen." * Billigeres Brot. Die Bäckcrgenossenschast Wiesbaden hat eine Bekanntmachung erlassen, wonach sämmtliche Brot» sorten 4 Psg. pro Laib abgeschlagen sind. rrnte festgestellte Rentenhöhe, als auch gegen die Feststellung eines Jahresarbeitsverdienstes auf 887 M. 21 Pf. Berufung )«im Schiedsgericht erhoben. Nachdem im Verhandlungstermin von der Berufsgenossenschaft zugestanden wurde, dem pp. Jacob auf die Zeit vom 1. Mai blS 1. Juli d. I. die Vollrente zu gewähren, ist die Berufung verworfen worden, da das Schieds gericht für weiterhin sowohl die Höhe der Rente mit 80 Pro zent der Vollrente als dem Zustande des Klägers entsprechend, Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Man meldet aus Bayreuth: Die Generalversammlung des Wagnervereins wählte Berlin als Vorort und beschloß «ine Danksagung an Frau Cosima Wagner. ** Der coburg-gothaische Finanzausschuß beschloß die Be willigung der Forderung eines Extrazuschusses für das Hof- Iheater zu Gotha im Betrage von 30000 M. dem Land tage nicht zu empfehlen. Der gemeinschaftliche coburg-gothaische Landtag hat darauf den von der Regierung verlangten Zuschuß für das Hoftheater gestern mit 21 gegen 8 Stimmen abge lehnt, und durfte nun das Hoftheater zu Gotha als solches ringehen. Berg- und Hüttenwesen. X Bei der am 18. d. M. abgehaltenen Sitzung des Schieds gerichtes von Sektion VII der Knappfchafts-Berufs-Ge- nosfenschaft sind nach einer Mittheilung des „Zwickauer Wochenblattes" u. A. die folgenden Fälle zur Verhandlung beziehentlich zur Entscheidung gelangt: 1) Der Doppelhäuer Johann Eduard Jacob aus Großschirma hat sowohl gegen die ihm von der Berufsgenossenschaft auf 8S Prozent der Voll ¬ es auch das Jahrrsarbeitsverdienst desselben mit 887 M. 21 Pf. > ür richtig berechnet erachtet hat. 2) Der Doppelhäuer Franz Anton Fritzsche aus Niederbobritzsch hat von der Berufs- genossenschnft wegen einer im Betriebe erlittenen Verletzung des linken Armes eine Rente von 65 Prozent der Vollrente unter Zugrundelegung eines Jahresarbeitsverdienstes von 792 M. zugebilligt erhalten, pp. Fritzsche hat jedoch sowohl gegen die Rentenhöhe, als auch gegen die Feststellung des Jahresarbeitsverdienstes Berufung beim Schiedsgericht einge legt und ärztliche Untersuchung und Begutachtung im Termine beantragt. Der als Sachverständiger im Schiedsgerichtstermine erschienene Obermedizinalrath vr. E. hat sein Gutachten dahin abgegeben, daß die von der Berufsgenossenschaft dem Kläger bewilligte Rente als reichlich bemessen zu erachten sei und selbst mit 50 Prozent der Vollrente als genügend zu erachien wäre. Nach Abgabe dieses Gutachtens und erfolgter ausführlicher Be lehrung des Klägers durch den Vorsitzenden des Schiedsgerichts zog pp. Fritzsche seine Berufung wieder zurück, nachdem er auch die Berechnung seines Jahresarbeitsverdienstes mit 792 M. als richtig anerkannt hatte. X Zu einer überaus glänzenden Feier gestaltete sich das 50jährige BergmaunSjudiläum des Obersteigers Kegel in Helbra bei Eisleben. Am Vorabend wurde ihm ein Fackelzug von über 400 Bergleuten in Paradeuniform dargebracht. Die Vorstände der reichslreuen Bergmannsvereine und verschiedene Liedertafeln brachten Glückwünsche und Ständchen dar. Auf dem Ernstschachte erschienen Geh. Bergrath Leuschner und die zur Ober-Berg- und Hüttendirektion gehörigen Beamten, sowie viele den verschiedenen Revieren angehörigen Obersteiger und Sieiger, alle den Jubilar beglückwünschend. Hier sprachen der Bergrath Morsey Pickard und Geh. Bergrath Leuschner, in längerer Rede, die Verdienste anerkennend, die sich derselbe um den Bergbau erworben hat. Geh. Bergrath Leuschner über reichte dem Jubilar 1000 Mark als Geschenk der Mansfelder Gewerkschaft. X In Bochum sand gestern die Wahl des geschäftsführenden Vorstandes der veulschen Bergleute statt. Der sozialde mokratische Kandidat des Wahlkreises Essen, Ludwig Schröder, wurde zum ersten, Thome-Saarbrücken zum zweiten Vorsitzenden, Meier-Bochum zum Kassirer, Hüninghaus-Gelsenkirchen zum Schriftführer gewählt. X Mit der russischen Ouecksttbergewinnung ist erst im Jahre 1887 systematisch begonnen worden und zwar im Gouvernement Jekaterinoslaw. Doch ist die Erzeugung seit dem rasch gestiegen, von 641 Doppelzentnern in 1887 au 2921 Doppelzentner in 1890; offenbar ist dieselbe noch crhebliä steigerungsfähig. Neueste Nachrichten. Bayreuth, 22. Juli. Der eben beendete „Tannhäuser" wurde mit außerordentlicher Spannung von dem ganz ge füllten Hause entgegen genommen. Die beiden ersten Akte riefen eine gewisse Enttäuschung hervor, deren Ursache in der Darstellung gesucht wurde. Der dritte Akt erzielte aber eine große und tiefe Wirkung. Dekorationen, Kostüme, szenische Einrichtung waren prächtig und meist glücklich zutreffend. Caub, 22. Juli. Die Reblauskommission entdeckte einen Rcblausheerd, wovon die Behörden sofort benachrichtigt wurden. Paris, 22 Juli. Die Dampsschisffahrtsgesellschast „Lla8- suAvries maritimea" hat eine neue australische Linie geschaffen, welche in den Londoner Docks laden und in Marseille Passa giere aufnehmen wird. — Der Pariser Munizipalrath bewilligte die Ueberlassung von Baulichkeiten auf dem Marsfelde an ein Konnte, welches während des Jahres 1892 eine russische Aus stellung zu veranstalten beabsichtig,. Vichy, 22. Juli. Im Befinden des Kaisers Dom Pedro ist eine leichte Besserung eingetreten. Bon einem operativen Eingreifen ist bis jetzt abgesehen worden. Petersburg, 22. Juli. Der russischen Regierung ist seitens der türkischen Regierung die Erklärung zugegangen, der Sultan denke in der Gegenwart gar nicht daran, für die Anerkennung des Prinzen von Koburg irgend welche Schritte zu lhun. Drahtberichte des „Freiberger Anzeiger". Lissabon, 28. Juli. In republikanischen Kreisen erregt die Beschlagnahme unv das Ver bot des republikanischen Justizvlattes große Er bitterung. Aus heute Übend ist ein Protestmeeting einverufen. Petersburg, 23. Juli. Offiziell wird jetzt bestätigt, daß die Getreidemagazine des russi schen Staates, welche sür den Fall einer Nothlage bestimmtsind, sich nicht in ganz ordnungsgemäßem Zustande befinden. Es ist eine besondere Kommission ernannt worden, um für die Zu kunft eine Wiederholung solcher Mißstände zu ver hindern. Kairo, 23. Juli. Der Abdtn-Palast, die Residenz des Khedive, steht in Flammen. Die Ursache der Feuersbrunst ist noch «nve kannt. New-York, 23. Juli. Es ist zur Kenntnitz der Staatspolizei gekommen, daß im Staate Oregon unweit Aftoria eine wohlorganifirte Falschmünzerbande sich befindet, welche sich mit der Anfertigung von russischem Gelde beschäftigt. HusarenregimentszNr. 19, beziehentlich Gattinnen, Söhne und Töchter derselben. So sind es in Wahrheit alle Husaren, welche in 10 lebenden Bildern, Sprechszenen, Pantomimen, Reilszenen, Fechtszenen rc. die „hundert Jahre Regiments geschichte" in ihren Hauptzügen plastisch vorführen. Ein ver bindender poetischer Text — der wie das ganze Festspiel von dem Dramaturgen des Stadttheaters, Crome-Schwiening, ver faßt ist — giebt das Band, das alle Szenen zu einem leben digen Ganzen zusammenreiht. In Zwiikau sand am Dienstag Nachmittag die Ein weihung des Schwesterheims der dortigen Gemeindediakonie, Römerstraße 11, statt. Der Vorsitzende des Vereins sür Gemeinde diakonie. Diakonus Vie. vr. Buchwald hielt die Weihrede. Gemein samer Gesang der zahlreich Versammelten, unter denen Mit glieder des Stadtrathes, des Stadtverordnetenkollegiums, des Kirchenvorstandes u. s. w. erschienen waren, rahmte die Feier ein. Sonntag Nachts 10 Uhr wurde der Braumeister Grum- biege'. von Nössige bei Meiheu vor seiner Wohnung von einem vorübergehenden Steinbrucharbeiter nach kurzem Wortwechsel der artig mil einem Messer gestochen, daß er eine 6 Zentimeter lange Wundeerhielt. DcrArzthateinesehrschwereVerletzung fcstgestcllt. Bei dem Vorfall befanden sich in Begleitung des Gestochenen der Braumeister Eulitz-Zetta und zwei Mühlenbesitzer, die aus dem Nachhausewege vom Krögiser Vogelschießen begriffen waren. Der Uebclihäter, welcher Morgens 4 Uhr durch den Gendarm Huster in Leuben aus dem Bette geholt und abgesührt wurde, ist der 26jährige Arbeiter Bärsch aus Pinnewitz, der verhei- rathet und Vater zweier Kinder ist. Zu seiner unseligen That hat er ein gewöhnliches Taschenmesser benutzt, mit welchem er durch dreifache Bekleidung hindurch die unterste Rippe der rechten Seite gestreift und die Lunge verletzt hat. Das Befinden des Verletzten ist zur Zeit verhältnißmäßig befriedigend, jedoch sind ernste Besorgnisse nicht ausgeschlossen, da sich ziemlich viel Blut nach innen ergossen hat. Durch das König!. Finanz-Ministerium ergeht die Bekannt machung bez. der Verpachtung des Kammergutes Lohmen bei Pirna, der damit verbundenen Stammschäferei und der Wirthschafts- und Brauerei-Jnventarien auf weitere 12 Jahre. Wie man der „Zilt. Morgztg." aus Neugersdorf bei Löbau mittbcilt, hat sich daselbst die Polizei überzeugt, daß von dem am 7. d. M. beim Gutsbesitzer Dießner geschlachteten Schwein, das wegen Trichinose vergraben werden mußte, kein Fleisch entwendet worden ist. Die Ursache zu der daselbst ausge brochenen Trichinenkrankheit ist dadurch natürlich noch nicht aufgeklärt, wahrscheinlich ist es, daß das Fleisch aus Böhmen eingeschmuggelt wurde, da auch in Gersdorf obligatorische Tri chinenschau besteht. Gestern Nachmittag trafen Ihre Kgl. Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Max in Wurzen ein. Zum Empfang waren die Spitzen der Behörden am Bahnhof und eine »ach Hunderten zählende Volksmenge. Nach kurzer Vorstellung be stiegen die Prinzen und ihre Begleiter die bereit gehaltenen Equipagen und fuhren durch die reich beflaggte Stadt nach der Kaserne, wo Obcrstlicutenant von Schulz das Jäger-Bataillon den Hoheiten vorsührte. Nach abgenommenerParade besuchten die Prinzen die Äronzewaarenfabrik Vorm. K. A. Seifert, jetzt Aktiengesellschaft, dann die Teppichfabrik vormals Kommerzien- rath Juel, sowie die berühmten Mahlmüblen früher Krietsch. Diese Etablissements hatten nicht nur reich geflaggt, sondern auch durch herrlichen Blumenschmuck die Häuser und besonders die Eingänge reich dekorirt. Nach dieser Besichtigung folgten Ihre Königl. Hoheiten einer Einladung des Wurzcner Offizier korps nach dem Kasino. Schon wieder hat sich zwischen fremden in Oelsnitz i. B. beschäftigten Arbeitern ein blutiger Exzeß ereignet. Zwischen polnischen und böhmischen Arbeitern kam es in Folge eines unbedeutenden Streites zu einer Schlägerei, wobei der polnische Bergarbeiter Kranitzky von dem böhmischen Bergarbeiter Franz Seer 3 tiefe Stiche mit dem Taschenmesser erhielt, so daß er sofort besinnungslos zusammenbrach. Der letzte Stich war mit solcher Wucht geführt, daß Vas Messer nur mit Mühe ent fernt werden konnte. Der Schwerverletzte mußte in ärztliche Behandlung genommen werden. Ein Bruder des Messerhelden, Joseph Seer, schlug einen anderen Bergarbeiter mit einem Knüppel derart auf den Kopf, daß dieser ebenfalls zusammen brach. Die Uebelthäter wurden sofort verhaftet. Dieser Tage ist auf dem Geisingberge bei Altenberg mit den Vorarbeiten für den Thurmbau begonnen worden. Der Thurm wird ganz massiv und 16 Meter hoch werden, so daß die Aussicht über die höchsten Bäume hinweg frei sein wird. -als Zeichen ihrer unwandelbaren Treue zum Regimente diesem 1>ar. Die Krönung deS festlichen Tages in Grimma bildet das Erscheinen Sr. Majestät deS Königs Albert, der ebenfalls dem Leidiger Husarenfest sein Erscheinen in Aussicht gestellt chat. Wenn auch daS Leipziger Fest am 2. August den Titel „Husarensest" in erster Lime führt — äo tue ko wird eS eine große, alle militärischen Vereine, die Leipzig birgt, umfassende Feier sein. Das im Mittelpunkt deS Festes stehende große Reiterfestspiel — das am 2 August Abends 7 Uhr in der Alberthalle stattfindet — darf ein. eigenartiges genannt werden. Alle Darsteller desselben — gegen 200 an Zahl — sind Mit- glieder des Militärvereins des 2. sächsischen Reiter-, 2. sächs. * Ein neuer Frauenschmuck kommt von Amerika au» m den Handel. Daß Frauen sich mit Blumen schmücken, ist a ein alter Brauch und wohl auch der schönste. Längst schon ind aber auch die Tbiere in den Dienst der Verschönerung ge- tellt, man denke an die Federn der Vogelwelt vom Vogel Strauß an bis hinab zum schmettcrlingsartigen Kolibri. Nun aber müssen auch die Küfer daran glauben. Es giebt Käfer, welche ein zauberyastes Licht aussenden, noch schöner als das elektrische Licht, so z. B- der Cucujo oder die Jeuerfliege (pyropkorus noetilueu8 v), ein naher Verwandter des bekannten Schnell- käfers. Der amerikanische Schneller wird, wie uns schon Brehm erzählte, von Indianern gefangen, indem sie an einem Faden eine glühende Kohle schwingen und damit die Käfer anlocken. Dann bringt man dieselben in Kästchen von feinem Draht, füttert sie mit Scheibchen von Zuckerrohr und badet sie täglich zwei Mal, damit sie in der Gefangenschaft die Leuchtkraft nicht verlieren. Abends werden die Thierchen von den Damen in ein Säckchen von seinem Tüll gesteckt, deren mehrere inRosen- sorm am Kleide befestigt werden. Hier und da wird dieser Schmuck, mit Kolibrifedern und Diamanten verziert, als Kranz im Haar getragen. Das Licht strahlen die Käser an der obern Spitze der Flügeldecken, also zwischen Kops und Rumpf auS, es soll ganz seenhast sein. Die Mode hat sich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika schon eingebürgert, wo man bis zu 20 Dollars sür einen Käser zahlt. * Tchisiszufammenstotz. Der der deutschen Dampf schifffahrts-Gesellschaft „Kosmos" in Hamburg gehörige Dampfer „Neko" wurde Dienstag früh nördlich von Quessant von dem englischen Dampfer „Staincliffe" angerannt. Der „Neko" sank binnen drei Minuten. Die 38 Mann der Bemannung und 12 Passagiere wurden durch das engliche Schiff „OtteS- caps" gerettet und sind am Dienstag Abend in Brest einge troffen. Unter den Passagieren befinden sich elf auf der Reise nach Montevideo begriffene Missionare. Dec „Staincliffe" setzte, nachdem er den „Neko" angerannt hatte, seine Fahrt fort. Der Kapitän des „Neko" glaubte anfangs, daß das Schiff nur eine mäßige Beschädigung erlitten habe und daß es unter Be nutzung der Pumpen den nächsten Hafen erreichen könne. DaS Schiff begann indeß tiefer zu gehen und sank Plötzlich so rasch, daß es nur noch möglich war, die Boote in das Meer zu lassen und Passagiere und Mannschaften einzuschiffen. DaS englische Schiff „Ottescaps", welches den Booten begegnete, nahm die Schiffbrüchigen dann auf und landete dieselben in Conquet. Von dort aus begaben sich die Passagiere nach Brest; die Mannschaft sand bei einer Marine-Abiheilung gastfreund schaftliche Aufnahme. Dem Vernehmen nach sind die Missio nare, welche sich an Bord des „Neko" befanden, holländischer Herkunft. * Tas ». Bundesfest des Deutschen Radfahrer- bundes findet vom 7. bis 11. August in Breslau statt. Auch die Radfahrer Oesterreichs haben ihr Erscheinen zugesagt, ebenso sind Festgäste aus Italien, Rußland, Holland angemeldct. Außer den Preisen, welche der schlesische Adel und die Bürger schaft Breslaus stiften, ist auch die Gewährung eines Preise- des Kaisers, sowie eines solchen des Regenten von Braun schweig, Prinz Albrecht, zu hoffen. Die städtischen Behörden von Breslau haben sür das Fest 2000 Mark bewilligt. * Eine jener heiteren Gerichtsszenen, bei denen eS selbst den strengsten Richtern unmöglich ist, den gewohnten Ernst zu wahren, ereignete sich am Dienstag vor der Straf kammer am Berliner Landgericht II. In einer an sich belang losen Sache s. llte ein Zeuge vernommen und vereidigt werden. Bei der Eidesleistung sollen bekanntlich die Hände frei sein, die Zeugen werden daher angehalten, Hüte, Schirme, Stöcke rc. aus den vor ihnen stehenden Zeugentisch zu legen. Der Ge richtsdiener harte nun bereiis dem hier in Rede stehenden Zeugen, der Hut und Stock in der Hand hielt, zugeflüstert, tue Sachen auf den Tisch zu legen; offenbar hatte der Zeuge nicht recht verstanden und so rief ihm der Vorsitzende noch einmal zu: „Auf den Tisch, aus deu Tisch!" Jetzt verstand der Zeuge erst recht falsch, hurtig legte er Stock und Hut fort und ver suchte, auf den Zeugentisch zu steigen. Mit einem Beine war er auch schon glücklich aus dem Tische, als ihn der Gerichts- diener mit schnellem Griff bei den Rockschößen faßte und ihn sanft wieder herabzog. Richter, Staatsanwalt, Gerichtsschrciber konnten der unbeschreiblichen Komik der Situation nicht wider stehen, sie brachen ebenso wie das Auditorium in ein herzhaftes Lachen aus, und es kostete ihnen ersichtliche Anstrengung, den gebührenden Ernst wenigstens insofern wieder zu gewinnen, daß der Eid ohne Störung abgenommen werden konnte. * Schisivruch. Eine bei „Lloyds" eingegangene Depesche aus Sierra Leone meldet: Der Dampfer „Soudan", der afri kanischen Dampsschisssahrtsgesellschast gehörig, stieß am 16. d. M. bei Taboa auf einen Felsen und ging unter. Die Passagiere, die Mannschaft, sowie die Postsachen sind gerettet.