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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189107244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-07
- Tag 1891-07-24
-
Monat
1891-07
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.07.1891
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Krewerger ««»tiger m» raqedUttt. Vette«. M t«v flicdcrn kn Gc- höhcren en, eine en, wo- rart bc- illungen , daß der die Schuld : im Hause m, innigen : mit ihm lk glauben ilaube, daß er aus tiefstem Herzen alle gegen ihn erhobenen Anschuldigungen und Verdächtigungen verachte. orgen die ade diese ktor noch Kommen t wollen abreden." r Gästen, Doktor", zurufen: berkommt ls dürste t bei mir Bei mir m rothen iesorgniß; idung ab. oie Hand, ch einigen schon im ich immer durch ein tzten Ab ¬ te in der m Ameri- elausbeute : Pflanzen lg einiger bestimmt, »eit schnell , wirklich kn ließen Arbeit zu den Ver- rt, die er, >er pefähr- irr immer : Lupe bei inken aus« n die wich- rfolgenden rten, weil wieder zu- Falk beim cte sie rsteins Wahres- Kaiser l nach ebung, statt« mllerie kealer« vischrn rartig« Ihr bei g gegen vordere >ar die h de« er Ab. nBord werfest >f, und ." mit, igsfeier >»deren Groß- t engen nur die von da oen, den zu ent- wn dem r Statt- den bci- Hochans cank aus mer aus >as Wohl und das ipiomug r, welche Nachr.": Zuthun n Fana- plin ein rr Partei aß diese j in dem werden, edinpunz gerlichen Die offene Anschuldigung, welche in diesen Worten lag, empörte ihn, mit Entrüstung wollte er sie abweisen, bezeichnete er sie als eine unerhörte, unglaubliche Verblendung; aber sie drängte sich ihm doch immer von Neuem wieder auf. Er konnte nicht weiter arbeiten, nicht länger allein sein. Um diese lhörichten, peinigenden Gedanken zu verscheuchen, bedurfte er der Gesellschaft. Vielleicht war Elsa seht im Garten. Viel leicht gelang es ihm, sie dort allein zu treffen, sie zu zwingen zu einer vertraulichen Aussprache. Ja, sie zu zwingen! Er batte das Recht, Vertrauen von ihr zu fordern. Sie durfte :bm nicht länger scheu ausweichen, sie mußte ihm sagen, was ihr das Herz so schwer bedrückte. Er wußte es, aber von ihr elbst wollte er es hören, um sie trösten zu können, um ihr zu agen, daß er so fest und treu, wie sie selbst an ihren Vater Ja, nach dem Garten hinaus wollte er, in der Hoffnung, dort Elsa zu treffen. Er sprang auf und nahm den Hut, den er an den Fenster- riegrl gehängt hatte, dabei schweifte sein Blick zufällig zum Fenster hinaus, er traf für einen Augenblick den Amerikaner, der dem Walde zuging und im nächsten Moment im Gebüsch verschwand; aber ver Augenblick genügte, um Kurt sehen zu lassen, daß der Amerikaner statt des leichten Rohrstockes, den er bei Spaziergängen in der Nähe des Hauses trug, in der Hand einen dicken schweren Knotenstock, einen sogenannten Ziegenhainer, hielt, den er nur bei weiten Exkursionen mitzu- nchmen pflegte, weil der schwere Stock, wie er selbst Kurt ge sagt hatte, ganz geeignet sei, als eine wirksame Waffe zu dienen, wenn etwa dem einsamen Wanderer im Walde ein Uebersall von Strolchen drohe. Der Ziegenhainer bewies, daß der Amerikaner einen wei teren Ausflug beabsichtigte. Wohin? Nach der Richtung zu schließen, welche er eingeschlagen hatte, mußte er nach der Sägemühle wollen, nur dorthin führte der Fußweg, über dem sich der Wald fast unwegsam erhob. Nach der Säpemühle war Falk mit dem Doktor Berg gefahren. Der Amerikaner wußte dies und es war kaum denkbar, daß er nach der letzten un liebsamen Szene ein Zusammentreffen mit Falk und dem Doktor Berg, den er als seinen erbitterten Feind betrachtete, beabsichtigen sollte. Und weshalb ging er allein? Er hatte, Wähler aller Parteischattiruogeu mit derselben Entschlossenheit um den uationalliberalen Kandidaten schaaren, wie die Sozial demokraten um den ihren. Die Erfüllung dieser Bedingung wird aber gefährdet, wenn neben der Anerkennung der Noth- wrndigkeit geschlossenen Zusammenhaltens die Taktik der gegen seitigen Rekrimlnationen in der Parteipreffe nach wie vor ihren Gang geht." . Dem Wiener .Fremdenblatt" zufolge entbehren die Ge rüchte, daß das -Herreichische Finanzministerium mit der 1 Kreditanstalt ein Uebereinkommen wegen Begebung der Tilgungs rente geschlossen habe, jeder Begründung, da daS Finanzgrsetz noch gar nicht sanktionirr sei und überdies im Finanzministerium kem Geldbedarf herrsche. — Die fortgesetzten panslavistischen und antideutschen Straßen-Kundgebungen in Prag haben in ! den österreichischen Regierungskreisen tiefe Verstimmung her- vorgerusen. ES verlautet, der Statthalter Graf Thun sei an daS kaiserliche Hoflager nach Ischl zur Berichterstattung be- rusen, auch sei der Besuch deS Kaisers in Prag in Folge dieser Vorkommnisse wieder fraglich geworden. — Bei den Ansamm lungen anläßlich der Ankunft ver Polen in Prag wurden vier Verhaftungen vorgenommen. Die französischen Gymnasiasten sendeten an vr. Podlipny ein Schreiben, in welchem sie in überschwänglichen Worten für den freundlichen Empfang in Prag danken und versichern, daß sie niemals vergessen werden, wie das czechische Volk die Franzosen aus böhmischem Boden empfangen habe. — Während eines Spazierganges des Kaisers Franz Joseph versuchte am 21. d. M. ein slovakischer Bauer an den Kaiser heranzukommen. Der Detektiv Gausinger, wel cher die Ausgabe hatte, jede Belästigung des Kaisers abzuwehren, suchte die Annäherung zu verhindern. Der Bauer wurde renitent und rang mit dem Polizisten, welcher in eine solche Aufregung gerieth, daß er in Folge eines Schlagflusses todt zusammenstürzte. Bei dem Bauer, der verhaftet wurde, sand man ein Gesuch um Austausch von 16 ungiltigen 50-Gulden- Noten. Der Kaiser von Oesterreich halte den ganzen Vorfall gar nicht bemerkt. Im ungarischen Unterhause erklärte der Ministerpräsident Gras Szapary gestern in Beantwortung der Anfrage des Ab geordneten Ugron, betreffend das rauchlose Pulver, dieBehaup- lung, daß die Geschütze diesem Pulver nicht entsprächen, sei unbegründet, cs werde nur eine unbedeutende Modifikation der Zünder und der Geschosse nothwendig sein, wozu jedoch neue Mittel nicht verlangt würden. Ebenso sei die Behauptung unbegründet, daß das neue Pulver nicht aufbewahrt werden könne; das neue werde ebenso ausbewahrt wie das alte. Be züglich der Proben sei cs nicht möglich, ein Urtheil zu fällen, da die Sache noch zu neu sei. Der Interpellant und das Haus nahmen diese Antwort zur Kenntniß. Ferner bemerkte der Ministerpräsident Szapary in derselben Sitzung, es sei allgemein bekannt, daß bei dem 1879 abgeschlossenen, am 3. Februar 1888 veröffentlichten Desensivbündnisse zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland auch Italien einer mehr jährigen Verlängerung dieses Bündnisses zugestimmt habe. Die Aufrechthaltung dieses rein defensiven Bündnisses auf friedlicher Grundlage könne Jedermann nur als Beruhigung dienen. Die Vorlage betreffs der Jnartikulirung muffe er jedoch ablehnen. Das Haus nahm auch diese Antwort Sza- pary's mit überwiegender Mehrheit zur Kenntniß. Den Hin weis Ugron's auf die feindliche Haltung eines Theiles der deutschen Presse beaniwortend, erklärte Szapary, die deutsche Regierung, welche hierfür nicht verantwortlich gemacht werden könne, habe in einem langen Zeiträume thatsächlich bewiesen, daß sie gegen Oesterreich wie gegen Ungarn von größtem ließ, der Amerikaner habe ihn belauscht, die ihn veranlaßte, den Revolver zum Schutz auf leine Exkursion mitzunehmen, die den sonst so leichtherzigen Freund mit banger Todesahnung erfüllte! Kurt war geneigt zu lächeln über eine solche Anwandlung von thörichter Furcht und Schwäche, aber das Lächeln erstarb aus seinen Lippen; wider seinen Willen überkam auch ihn ein banges, angstvolles Gefühl, eine Ahnung nahen Unglücks. Immer wieder klangen Falk's letzte Worte in sein Ohr: „Wenn ich nicht wiederkehren sollte, dann denke daran, daß der Ameri kaner uns behorcht hat." Begrüßungsartikel.. Die .Time-" zweifelt nicht daran, daß der Besuch des Prinzen viel dazu beitragen werde, di« alte tradi tionelle Freundschaft zwischen England und Italien zu be festigen. Der Prinz wisse wohl, daß Großbritannien nicht da ran denke, irgend einem Bunde beizutreten oder Zusicherungen (geheime oder offene) betreffs einer künftigen Möglichkeit zu er- theuen, aber er wisse auch, daß keine Nothwendigkeit dafür vor handen sei, weil die Interessen beider Länder identisch seien. Während der Anwesenheit des italienischen Thronfolgers m Eng land wird derselbe die Königin in OSborne besuchen, bei dem Prinzen von Wales und bei dem Lordmayor in Manfion House speisen, einem Gartenfest Lord SaliSbury'S in Hatfield beiwohnen, daS Arsenal in Woolwich besichtigen, einer Truppenschau in Aldershot beiwohnen und später Oxford und Edinburg besuchen. Dem Lordmavor von London ist auS Anlaß deS Empfange-, welcher dem deutschen Kaiser seitens der Bevölkerung der eng lischen Hauptstadt zu Theil wurde, von der Königin Viktoria die Baronetwürde verliehen worden. Nach einer Meldung der „Agence de Constantinople" ist die türkische Regierung infolge der angeblichen Vergewaltigung einer Montenegrinerin durch vier muselmännische Albanesen vom Stamme der Malissoren in Karatoprak von Seiten Mon tenegros verständigt worden, daß den Malissoren künftig das Betreten von Karatoprak, wo dieselben begütert seien, untersagt werden würde, falls die Schuldigen nicht bestraft würden. Die Pforte habe darauf den Gouverneur von Skutari mit der strengsten Untersuchung deS Vorfalles und der Bestrafung der Schuldigen beauftragt, um den möglichen schweren Folgen ent gegenzuwirken. Gestern früh 8^ Uhr hat der jugendliche König von Gerbte« nach einem in der Kathedrale von Belgrad abge haltenen Gottesdienste unter Kanonensalven und Glockengeläute, sowie sympathischen Kundgebungen der Bevölkerung mittelst Sonder-DampferS die Reise nach Rußland angetreten. An dem festlich geschmückten StationSplatze waren außer den Spitzen der Zivil- und Militärbehörden Belgrads die Geist lichkeit, der österreichisch-ungarische Geschäftsträger, der rumä nische Gesandte und der diplomatische Agent Bulgariens zur Verabschiedung anwesend. Die Mittheilungen über einen Einfall von Mo«te«e» gri«er« in die Herzegowina sollen durchaus unbegründet sein und an der montenegrinisch-herzegowinischen Grenze volle Ruhe herrschen. Von Mostar aus wird trotzdem versichert, daß eine montenegrinische Bande am 5. Juli bei Zljenie (Be zirk Bilek) die Grenze überschritten habe. Die Bande sei in dessen sofort mit einer Gensdarmerie-Patrouille zusammenge stoßen und habe mit Verlust eines Schwerverwundeten über die Grenze zurückflüchten müssen. Der Schah von Persien soll, wie Tifliser Blättern aus Teheran berichtet wurde, nicht unbedenklich erkrankt sein. Der in der gestrigen Nummer mitgetheilten Siegesnachricht der chilenische« Regierungspartei widerspricht aufs Schroffste folgendes den Pariser Vertretern der chilenischen Kongreßpartri gestern zugegangenes Telegramm: „Aus Jquique wird gemeldet, daß die Truppen Balmaceda'S das Thal von Huasco wieder zu erobern versuchten, nach kurzem Gefecht jedoch zurückge- ' schlagen wurden und nach Coquimbo flüchteten. Die Kvn- gressisten sind im vollständigen Besitz des Thales von Huasco." , — Dagegen wird dem „Bureau Reuter" aus Santiago (Chile) gemeldet, 300 Mann Regierungstruppen hätten 400 Insur genten bei Vallenar in die Flucht geschlagen. Die chilenische Regierung sei im Besitz einer vorzüglichen Armee von 37000 Wohlwollen erfüllt sei. Er hoff«, daß dieses Berhältniß, nach dem der neue Handelsvertrag Gesetzeskraft erlangt haben wird, noch eine weitere Festigung erhalten werde. (Lebhafter Beifall) Von mehreren italienische« Blättern wird den in Triest und Pola bei den Festlichkeiten anläßlich des Gedenktages der Schlacht von Lissa gehaltenen Trinksprüchen besondere Bedeu tung beigelegt. DaS römische Blatt „Fansulla" sagt: „Die Feinde deS Dreibundes müssen über den Verlauf deS Tages enttäuscht sein, da die österreichischen Offiziere nicht bloS den von Allen bewunderten Heroismus Tegetthoff's und ihrer eigenen Kameraden feierten, sondern einen Gruß nach Italien ' sendeten. Wir können dies nur verzeichnen und hierfür danken." . Der „Osservatore Romano" bemerkt, daß die österreichischen ! Offiziere die Italiener ritterlich behandelten. Der Kronprinz von Italien ist gestern Nachmittag halb < 6 Uhr aus dem Bahnhof von Charing Croß in London ein getroffen und von dem Prinzen von Wales empfangen worden. Als der neu ernannte päpstliche Nuntius Ferrata am ! Dienstag dem Präsidenten der fra«zSsische« Republik sein ! Beglaubigungsschreiben überreichte, hielt der Nuntius dabei eine Ansprache, in welcher er auf die außergewöhnliche Verantwort- ' lichkeit hinwies, welche die ihm übertragene Mission in sich schließe. Gleichzeitig gab der NuntiuS dem Gefühle des be sonderen Wohlwollens Ausdruck, welches der Papst für die Nation habe, deren Ruhe und zivilisatorische Thätigkeit so eng mit denen der katholischen Religion verbunden sei. Ferrata schloß mit der Versicherung, daß er alle Anstrengung machen werde, um die glücklichen Ergebnisse der friedlichen Mission der Kirche zu sichern und auf diese Weise die freundschaftlichen Beziehungen immer enger zu gestalten, welche zwischen dem heiligen Stuhle und Frankreich bestehen. Carnot erwiderte, der Nuntius kenne bereits die französische Nation und ihre erprobte Anhänglichkeit an die republikanischen Einrichtungen. Die Menschenkenntniß und die Lebenserfahrung würden den Nuntius unterstützen, seine. Ausgabe zu erfüllen, auf deren besondere Verantwortlichkeiten der Nuntius hingewiesen habe. Carnot fügte hinzu, die friedliche Mission des Nuntius werde bei der Regierung der Republik eine wohlwollende Unter stützung finden. Die gestern in Paris erschienene erste Nummer des anar chistischen Blattes „Le Format" ist sofort gerichtlich mit Beschlag belegt worden. Die Herausgeber desselben sollen wegen Auf reizung zum Mord gerichtlich verfolgt werden. Der Vorstand des Fachvereins der französischen Bahn arbeiter hat folgende Erklärung an seine Anhänger gerichtet: Der Bautenminister hat in dem uns von den Abgeordneten der Seine mitpetheilten Schreiben seine Bereitwilligkeit ver sichert, nach Wiederaufnahme der Arbeit seine Bemühungen zu erneuern, die Lage der Eisenbahnbeamten zu verbessern. Wir nehmen Akt von dieser Erklärung, durch welche die Regierung so bestimmt verspricht, nach Beendigung des Streiks unsere Forderungen bei den Gesellschaften zu vertreten. Dies veranlaßt uns ven Streik einzustellen. Im Vertrauen auf das Wort der Regierung begeben wir uns nach unseren Werkstätten, da wir überzeugt sind, daß die Bahngesellschasten unsere Forderungen, wenn sie ihnen vom Bautenminister vorgelegt werden, als be rechtigt anerkennen werden. Aus der spanische« Provinz Toledo kommen schlimme Nachrichten über die Ausbreitung des bösartigen Dengue- Fiebers. In Quintanaz starben vorgestern 11, in Urda 29, in Mascaragne 12, in Orgaz 16 und in Mora 14 Personen. Fast alle größeren englischen Blätter widmen dem gestern in London eingetroffenen italienischen Kronprinzen freundluye seit Kurt im rothen Hause wohnte, nie einen größeren Spazier gang unternommen, ohne Kurt zur Theilnahme oufzufordern. Wollte er es vielleicht vermeiden, über die letzte unerquickliche Szene und sein durch dieselbe gestörtes Berhältniß zu Falk sich auszusprechen, und fürchtete er, daß dies bei einem längeren Alleinsein mit Kurt nothwendig sein werde? Kurt konnte darüber nicht recht klar werden; seltsam und auffällig erschien es ihm jedenfalls, daß der Amerikaner ganz allein, bewaffnet mit dem wuchtigen Knotenstock ausging und die Richtung nach der Sägemühle zu einschlug, aber er dachte im Augenblick darüber nicht weiter nach; er nahm den Hut und eilte hinaus in den Garten. Aus der schattigen Laube, in welcher die jungen Mädchen gern am Nachmittage mit einer weiblichen Arbeit oder einem Buche beschäftigt saßen, schimmerte ihm schon von fern ein Helles Gewand entgegen. Mit klopfendem Herzen ging er nach der Laube, aber er fand sich bitter enttäuscht; in derselben saß die kleine Susanne allein. Sie legte das Buch, in welchem sie gelesen hatte — Kurt erkannte Falk s neuesten Roman, den Susanne zum dritten Male las — schnell bei Seite und be grüßte Kurt mit ihrem heiteren, herzgewinnenden Lächeln. „Sie sind allein, Fräulein Susanne?" „Ja. Mir ergeht es wie Ihnen, Herr von Dyssem. Wir sind Beide die armen Verlaffenen und müssen uns mit einander trösten." Susanne sagte dies lächelnd, aber ihr Ton klang gar nicht scherzhaft, es klang sogar aus demselben etwas wie Bitterkeit, als sie fortfuhr: „Sie sind verlassen von Herrn Doktor Falk, der immer allein draußen herumstreift und gar nicht an sein Versprechen denkt, auch Elsa und mich zu seinen Waldspaziergängen mitzunehmen. Ich hätte ihm wahrhaftig geholfen, Schmetterlinge zu fangen und selbst Raupen zu suchen; aber er will davon nichts wissen, er zieht es vor, allein zu sein und sogar Ihre Begleitung sich zu verbitten. Und so, wie Ihnen mit Doktor Falk, ergeht es mir mit Elsa. Ich weiß gar nicht mehr, was ich von ihr denken soll, haben Sie sie etwa beleidigt, Herr von Dyssem?" „Wie können Sie das glauben?" „Nicht? Nun, dann begreife ich Elsa gar nicht. Sobald Sie sich sehen lassen, flieht sie aus dem Garten und womög lich auf einem Umwege, so daß Sie ihr nicht begegnen können; stundenlang sitzt sie dann allein auf unferm Zimmer, und es ist ihr gar nicht recht, wenn ich etwa zu ihr komme, um sie mit einem Scherzwort zu trösten. Sie müssen sie irgendwie, ich weiß nicht wodurch, gekränkt haben, Herr v. Dyssem. Elsa könnte sonst nicht so vor Ihnen fliehen. Deshalb ist sie jetzt immer so traurig, oft genug sehe ich an ihren rothen Augen, daß sie geweint hat. Suchen Sie doch die arme Elsa zu trösten und zu beruhigen, Herr v. Dyssem! Sie können es ge- ' wiß, vielleicht durch ein einziges freundliches Wort!" So plauderte Susanne weiter. Jedes ihrer arglosen Worte bestätigte Kurt, daß Elsa ihn liebte, obgleich sie ihn floh, und befestigte in ihm den Vorsatz, rückhaltlos offen mit ihr zu sprechen. Die trüben Schatten, welche sich zwischen ihn und sie gedrängt hatten, mußten durch ein offenes, freies, kräftiges Wort verscheucht werden. Er sagte dies Susanne, sie jubelte darüber laut auf. „O, dann wird Alles wieder gut werden, Sie lieber, lieber Herr v. Dyssem!" rief sie freudig bewegt. „Nun aber zögern Sie auch nicht länger! Gehen Sie gleich zu meiner armen Schwester. Sie ist allein oben in unserm Zimmer. Eine bessere Gelegenheit, ganz ungestört mit ihr zu sprechen, können Sie gar nicht finden. Der Vater ist in den Wald gegangen; da er den Ziegenhainer mitgenommen hat, geht er weit fort und kommt gewiß erst in mehreren Stunden zurück, die Mutter sitzt in ihrem Lehnstuhl und liest, sie hat etwas Kopfschmerzen und Hut ausdrücklich gesagt, cs sei ihr am liebsten, wenn sie einige Stunden ganz allein sein könne, da stört Sie also Niemand, wenn Sie Elsa recht ins Gewissen reden wollten. Kommen Sie, ich führe Sie zu ihr. Folgen Sie mir nur, aber wenn wir in das Haus kommen, müssen Sie leise auftreten, denn wenn Elsa ahnt, daß Sie zu ihr kommen wollen, ist sie im Stande, die Thüre zu verriegeln. Sie ist jetzt wirklich sonderbar." Kurt zögerte, auf den gewagten Vorschlag einzugehen, aber Susanne lachte über seine Bedenken, daß er doch unmöglich Elsa auf ihrem Zimmer aufsuchen könne. „Weshalb nicht dort so gut wie hier in der Laube im Garten oder im Wohn zimmer oder irgend wo sonst?" sagte sie, ihn mit einem aller liebsten Lächeln betrachtend. „Sie sind gerade so komisch wie Elsa auch. Aber ich habe mir es in den Kopf gesetzt, Sie mit Elsa zu versöhnen, und jetzt müssen Sie mitkommen, Sie mögen wollen oder nicht." Sie ergriff Kurt's Hand und zog den kaum Widerstrebenden mit sich fort. Während sie mit ihm durch den Garten und über den Hof eilte, sagte sie lachend: „Ich freue mich wie ein Kind auf das verblüffte Gesicht Elsa's, wenn Sie zu ihr in das Zimmer treten. Sie wird natürlich anfangs schelten auf Sie und mich; aber daraus müssen Sie sich so wenig etwas machen, wie ich. Sie wird schon wieder gut werden, wenn Sie ihr nur ordentlich in das Gewissen reden! Nun aber treten Sie leise auf, ganz leise," mahnte sie, als das Haus erreicht war; „die alten Dielen knarren so sehr und Elsa darf nicht eher etwas ahnen, als bis Sie vor ihr stehen!" Kurt folgte ihrer Weisung, er ließ sich willenlos von dem muthwilligen Mädchen leiten. Zwar klopfte ihm stürmisch daS Herz; es war ihm, als gehe er einer schweren Gefahr ent gegen, aber der Wunsch, endlich ein offenes Wort mit der Ge liebten zu sprechen, überwog alle kleinlichen Bedenken. Elsa saß in ihrem Zimmer am Fenster, sie hielt ein Buch in der Hand, aber sie las nicht, träumerisch blickte sie über daS Buch fort, der interessante Roman vermochte sie nicht zu fesseln. Ein Geräusch wie von nahenden Schritten draußen auf dem Vorflur erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie blickte auf, da öffnete sich schnell die Thüre und von der lachenden Susanne an der Hand geführt, erschien Kurt von Dyssem auf der Schwelle. (Fortsetzung folgt.)
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