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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189107236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910723
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910723
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- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-07
- Tag 1891-07-23
-
Monat
1891-07
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1891
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^7777^-—- IBM. I«» Freiberger ««zeige* «nd Lggeblatt. Sette S. dort meistens alle 3—4 Jahre frischer Samen auS dem Vogt' lande geholt wurde. 1716 führte JonaS Alström die Kartoffel in Schweden ein. In diesem Jahre baute man dieselbe schon bei Bamberg, Bay- reuih nnd in Baden auf größeren Ackerflüchen. 1717 brachte sie Generallieutenant von Mölkau auS dem Brabanter Kriege als einzige glücklich« Beute nach Sachsen, ohne diese Frucht in weitere Kreise zur Einführung gebracht zu haben, dagegen gewann die Kultur 1719 durch die im Erzgebirge besonders fühlbare Hungersnoth eine immermehr allgemeine Ausbreitung. Der damals in Annaberg lebende Superintendent Dr. Andreas Kade hat um diese Zeit die Mit glieder seiner Gemeinde in einer öffentlichen Predigt zur Er bauung der Erdüpfcl gar sehr und eifrigst aufgemuntcrt, so daß man sich mit mehr Ernst dem Kartoffelbaue znwandtc. Anno 1715—1725 lebte in Schlettau der damalige Amts hauptmann Kammerjunker, Oberforst - und Wildmeister Herr Alexander Christian von Beulwitz. Dieser hatte das Ritter gut Erlbach im Vogtlande im Eigenthum. Derselbe brachte von da die Kartoffel mit in die Schlettauer Gegend, welche sich bei dem daselbst befindlich gewesenen größeren Feldanbau sehr rasch verbreiteten. Von da hat man solche nach Elterlein, Grünhain, Zwönitz und weiteren Umgegend gebracht. 1730 wurde die Kartoffel bei Bern in der Schweiz kultivirt und 1734 im September führte sie der Pfarrer Christian Friedrich Ungibauer in Nauenhos bei Grimma in der Leipziger Gegend mit größerem Erfolg als bis dahin geschehen, aus's Neue ein. Nach einer anderen Notiz soll die Einführung erst 1740 geschehen sein. Im Frühjahre 1736 brachte eine Bauernfrau aus Wallroda bei Radeberg einem Gartenliebhaber 5 kleine Erdäpfel, die ein durchreisender Fuhrmann aus dem Voigtlande im Futtersacke gehabt und verschenkt hatte, mit dem Bemerken, sie wisse damit nichts anzufangcn. Die Pflanzung geschah und bald verbreitete sich diese Frucht von hier aus in der ganzen Lausitz. 1737 finden wir sie in Finnland und 1740 in Niedersachsen und Braunschweig. Auch um diese Zeit wurde der Anbau in der Leipziger Gegend allgemeiner. Um jene Zeit schrieb man die „nunmehr sehr bekannte und brauchbare Frucht der Erdbirnen und Erdäpfel wird in den Kreislanden (Obersächsischer Kreis) in verwunderlicher Menge und auch in besonderer Größe erzeugt. Im Meißnischen, Ober- und Erzgebirge und im Voigtlande ist sozusagen ihr rechtes Vaterland'. In der Um gegend von Leipzig gelang cs dem Pfarrer Ungibauer zu Naunhof im Jahre 1740 die Anpflanzung in seinem Sprengel zu bewirken. Wegen dieser seiner segensreichen Thätigkeit hat man das Andenken des verdienstvollen Mannes durch einen kleinen, sein Bildniß darstellenden Kupferstich geehrt, welcher sich in der Kirche zu Naunhof befindet. Das Bild enthält die Unterschrift: „Christoph Gottfried Ungibauer, Pfarrer in Naun hof und Klinge. Seinem edlen Streben verdankt die Umgegend von Leipzig die im Jahre 1740 erfolgte allgemeine Anpflanzung der Kartoffeln." Als man um Jakobi 1745 im Erzgebirge anfing, die soge nannten Jakobi-Aepscl anzugraben, traf man viele derselben an, welche inwendig ganz hohl, wie ausgelecrt, mit einer schwarz- braunen Farbe anzusehen waren. Auch sand sich in manchen ein schwärzliches Pulver. Die allermeisten hatten ein Löchlein, welches durch die Frucht durch und durch ging. Kartoffel, welche um jene. Zeit elliche Tage auf dem Boden gelegen, be kamen eine grünliche Farbe, waren aber übrigens inwendig frisch und vollkommen gut. Der damalige Berichterstatter schreibt: „Ich habe mir Mühe gegeben, in unseren Grenzen zu erkundigen, auch in Stützengrün, Rothenkirchen und Bären walde, als der Kartoffel-Plantagen wegen besonders bekannten Oertern nachgefragt, da mir dann zur Antwort eriheilt worden, wie man weder hier, noch im ganzen Voigtlande wenig oder gar nichts davon erfahren, es wäre dann geschehen, daß einige auf sehr großen Höhen gelegt gewesen, da man dann etwa« einige so hohle und schwarze Jakobs-Aepscl bemerkt, nichts aber von den anderen grünen. Und so hat man auch in hiesigen Gegenden, in einer nunmehr als in der anderen, davon ange- trosfen, besonders aber haben diejenigen stark darüber gellagct, welche das Kräuterich davon abschneiden lasten. Wo sie etwas schattig und tief gestanden, hat man nichts bemerkt, da doch des Nachbars seine, wenn solche auf höheren und der Sonne mehr ausgesetzten Feldern, dieser Zufall sehr stark betroffen hat. Die Leute wurden darüber sehr stutzig und aßen an- sänglich weder von den hohlen noch von den grünen, gaben auch beide so wenig dem Vieh, bis man nach u cd nach dreister wurde und ich habe gesehen, daß man das Gute abgerissen und es auch dem Vieh gegeben, das Verdorbene weg geschmissen hat, weiß auch nicht geringste üble Folge, so daher unter Menschen und Vieh entstanden wäre/ Sonach scheint die Kartoffelkrankheit um dieses Jahr erst bekannt geworden zu sein. Siehe auch unter 1701, 1784, 1857. 1745 führte Friedrich d->r Große den Kartofselbau in Preußen zwangsweise ein. 1746 wurde diese Frucht in Schottland bekannt. 1747 bauten die reichsten Bauern in und um Kesseldorf kaum 3—4 Beete an, weil sie nicht so mit ihnen umzugehcn verstanden, daß sie gut wurden. 1751 erklärte der Professor der Medizin, Fürstenau in Rinteln, die Frucht als ein dem deutschen Magen unzuträg liches Nahrungsmittel. Nm das Jahr 1760 war die Kartoffel in den meisten deut schen Ländern eine bekannte Frucht, doch konnte sie nur auf Gütern, welche Hutfreiheit hatten, in willkürlicher Ausdehnung gebaut werden, während andere Landwirthe den Anbau auf gartcnberechtigte Grundstücke einschränken mußten. Im Jahre 1764 ließ die dänische Regierung zwei Brüder, Markus und Philipp Mai aus der Pfalz kommen, welche zwi schen Necrstrupp und Soholn die ersten Kartoffeln bauten. Untcrm 20. November 1764 erging in Preußen eine Ver ordnung zur Beförderung des Kartoffelbaues. Ter sicbenjähr. Krieg zeigte den Nutzen der Kartoffel, ohne welche auch die Noth und Elend im Mißjahr 1770 noch Viel größer geworden war. Um selbige Zeit wurde auch der Kartofselbau in Pom mern und Schlesien durch Gewaltsmaßregeln der Königlichen Behörden verbreitet. Seit 1771 und 1772, unmittelbar nach der großen Korn- theuerung, wurde der Anbau der Kartoffel, der früher manche Gemeinden durch Prozesse zu hintertreiben suchten, in Deutsch land allgemein, wenngleich sich noch zahlreiche Acrzte und Ge lehrte fanden, welche dagegen eiferten. 1784 scheint die Kartoffelkrankhcit weiteren Umfang ge wonnen zu haben. Es erschien in diesem Jahre eine Abhand lung von vr Ackermann in einer ärztlichen Schrift, woraus wir folgende Sätze entnehmen: „Da die Krankheit in diesem Jahre so ganz unstreitig von der Dürre und Hitze deS Landes verrührte, die noch durch den häufigen Dünger vermehrt wurde, so glaube ich, der beste Nath sie abzuhalten, wird der sein, die Lartoffeln, wie auch schon vielen anderen erfahrenen Land- wirthen worden, nicht in gedüngte« Land zu legen. Bon anderer Seite wurde geschrieben: „Diejenigen, welche den An bau der Kartoffel oder Erdäpfel angepriesen, haben sogar be haupten wollen, daß bei dieser Frucht kein Mißwuchs zu be fürchten und keinjWetter selbige verderben, daß vieleHundert Scheffel als unbrauchbar hingeworfen wurden. Sie waren an ihren äußerlichen schwarzen Flecken leicht kennbar und ihre innerliche Beschaffenheit und übler Geruch zeugten wirklich von ver dorbenen und in Fäulniß übergegangenen Säften 1785 am 27. August wurde Parmentier, ein eifriger Ver breiter der Kartoffeln als Nahrungsmittel, von Ludwig XVI., König von Frankreich, im Schlöffe zu Versailles empfangen, wo er demselben einige von ihm selbst kultivirte Knollengewächse nebst Blüthcn überreichte. Der König steckte die Blumen ins Knopfloch und befahl, daß die Knollen auf seinen Miltagstisch als Gericht aufgetragen werden sollten. Die Einführung und Verbreitung wurde in Frankreich aus eine originelle Manier bewerkstelligt. Das gemeine Volk hatte zuerst großen Wider willen gegen diese Frucht, und wollte sie nicht essen, weil sie „Aussatz" und Krankheit aller Art erzeugen sollte. Da befahl der König auf den Vorschlag seines witzigen Gartendirektors das Kartoffelfeld, das im Park lag, von einer Schildwache hüten zu lasten. Der Plan gelang; fortan wurden so viele Kartoffeln aus dem Garten gestohlen, daßman sich allgcmcinanden Genuß derselben gewöhnte. Schorers deutsches Familienblatt, Band IV, Nr. 59, S. 788. Von da an schwand das gegen die Kartoffeln waltende Vorurtheil und dieselben sanden nun mehr bald weitere Verbreitung, wenn auch der einmal übliche landwirthschastliche Betrieb nicht überall die sofortige Aufnahme des neuen Kulturzweigs sogleich gestattete. Nach den Frei heitskriegen im 19. Jahrhundert als die wohlfeile Zeit eintrat, lernte man noch viel mehr den Werth der Kartoffel für die Ernährungsweise der Bevölkerung, auch die umfangreiche Ver- werthung für den landwirthschastlichen Betrieb kennen, deren Einführung und Verbreitung für das gesammie Kulturleben von so überaus einschneidender Bedeutung geworden ist. Da mals begann auch erst ihre Benutzung zu Spiritus bekannt zu werden. 1810 setzte die jonische Akademie zu Korfu einen Preis von 600 Franks auf die Beantwortung der Frage, durch welche Mittel der Anbau der Kartoffel aus der Insel am wirksamsten befördert werden konnte. Die russische Regierung ermunterte noch im Jahre 1844 das Volk durch Aussetzung von Prämien zum Anbauvon Kartoffeln. 1843 und folgende Jahre trat die Karlofselkrankheit überall ganz besonders stark auf und seit 1859 ist auch der Kartoffel käfer, Coloradokäfer genannt, von Nebraska aus weiter nach Osten Vorgedrungen, überschritt um das Jahr 1861 den Missouri und 1865 den Missippi upd 1874 hatte der Vortrab bereits den atlantischen Ozean erreicht und finden wir das Insekt in Europa, selbst in unserem engeren Vaterland. Die seit Anfang des 18. Jahrhunderts im Erzgebirge angcbaute Kartoffel hat sich im Laufe der Zeit über dasselbe dergestalt verbreitet, daß sie in den höchsten Gegenden desselben die größten Flächen des überhaupt in Kultur genommenen Landes bedeckt. Wird im Osten, in der Amtshauptmannschast Pirna, die Fläche des von der Kartoffel eingenommenen Landes mit 11 Prozent, in der Amtshauptmannschast Dippol diswalde sogar nur mit 8 Prozent der Bodenfläche angegeben, so steigt sie in der Amtshauptmannschast Marienberg auf 13,6 Prozent, Freiberg 14 Prozent, Flöha und Annabcrq 15 Prozent und Schwarzenberg 16 Prozent oder fast der 'Anbaufläche. Je höher man im Gebirge hinaufsteigt, um so größere Flächen sind zum Anbau der Kartoffel verwendet, um so geringer wird aber der Ertrag und gerade dort, wo der Kartoffelbau die größten Ackerbauflächen bedeckt, gerade dort ist der Ertrag am geringsten und unsichersten. Nicht die Boden- beschaffenhcit ist es, welche den Ausschlag giebt, sondern die Höhenlage mit ihren großen Schwankungen unv Gegensätzen in den klimatischen Verhältnissen. (Annaberger Wochenblatt.) Zu Anfang dieses Jahrhunderts war besonders Pastor Ackermann in Auerbach für einen rationelleren Kartofselbau schriftstellerisch thätig. Kürzlich berechnete eine sehr weit verbreitete größere Zeitung den jährlich im Durchschnitt anzunehmenden Verbrauch der Kartoffel auf 1500 Millionen Zentner. Davon liefert das größte Quantum Deutschland mit 470 Millionen Zentner, Frankreich erzeugt 225, Rußland 220, Oesterreich-Ungarn 174, das britische Reich 128, die Vereinigten Staaten 100, Belgien 45, Schweden 32, die Niederlande 30 Millionen Zentner. In dem auswärtigen Handel erscheinen die Kar toffeln mit einer Summe von jährlich 130 bis 180 Millionen Mark. Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Bayreuther Festspiele. Die vorgestrige erste „Tristan'-Vorstellung unter Mottl's Führung reihte sich den früheren Bayreuther Aufführungen würdig an und war be sonders im Schlußakte, dank Frau Sucher's unvergleichlicher Isolde, von ergreifender Wirkung. Alvary als Tristan bot darstellerisch Hervorragendes, vorzüglich waren Plank's Kurwenal und Frau Staudigl's Brangäne, sehr aneikcnnens- werth Töring's Marke. Die Ausnahme seitens der vollzähligen Zuhörerschaft war eine begeisterte. ** Für alle die „großen" und „kleinen" Touristen, welche in diesem Sommer der sächsischen Schweiz den schuldigen Tribut an der Bewunderung ihrer Naturschönheiten zollen, dürfte der in der Sammlung von „Meyers Reisebüchern" in zweiter Auflage erschienene »Wegweiser durch Dresden und die säch sische Schweiz" unentbehrlich sein. Wir kennen thatsächlich keinen anderen Reiseführer durch diesen gelobten Landstrich, der mit demselben Fleiß und solcher Sach- und Fachkenntniß geeignet wäre, dem Reisenden die Herrlichkeiten des sächsischen Elbgebirges in ihren schönsten Punkten zu erschließen. Die gefällige Ausstattung des Buches mit den Beigaben von acht Karten, sieben Plänen und Grundrissen bei bequemem hand lichen Taschenformat wird auch weitergehcnden Ansprüchen ge nügen. Bei dem geringen Preis von 2 Mk. wird das Biblio graphische Institut in Leipzig auf flotte Nachfrage nach dem Büchelcheu rechnen können. Berg- und Hüttenwesen. Wie dem Jahresbericht der Chemnitzer Handelskammer zu entnehmen ist, bestanden im Jahre 1889 im Chemnitzer Kammerbezirk 45 Grude« für Erzbergbau, von denen 13 zusammen 205 Personen beschäftigten. Ein Ausbringen an Erzen hatten nur 7 Gruben, und zwar in der Höhe von inSgesammt 199,^, Tonnen im Werthe von 111274 Mark 83 Pfg. Während gleichwie im Jahre 1888 Ueberschußver- theilungen nicht stattfanden, machten sich im Gegensatz hierzu bei 28 Gruben Zubußeinzahlungen im Betrage von 85 208 Mk. 38 Pfg. nothwendig. X Ein deutsches Silberminen - Syndikat. Ein unter dem Namen Edward'- Mining Co. gebildetes deutsches Syndikat hat, wie der „New-Uork Herold" meldet, die Silber minen in Hillsbao, Neu-Mexiko, für 1 Million Dollars erworben. Man vermuthet, daß die Häuser Rothschild mit diesem Syndikat verbunden sind und daß ein weiterer, noch größerer Ankauf folgen werde. X Die gesammte Gießerei des Eisenhüttenwerkes Lorenzdorf bei Bunzlau, Eigenthum des Grafen von Solms, ist gestern niedergebrannt. Der durch das Feuer angerichtete Schaden dürste sehr bedeutend sein. X Auf der Wandagrube zu Brzezink«^ bei Kattowitz fanden der Maschinenwärter Janotta und der Schürer Klimsa durch Gase den Erstickungstod. Der Obersteiger Hentschel schwebt noch in Lebensgefahr. Bolkswitthschaftllches. f Bom Tuberkel-Sriegsschauplatz«. Wer sich allerdingß der optimistischen Ansicht hingeaeben hat, als wäre der Würgengel der Schwindsucht durch Koch's Injektionen ohne Weiteres abgethan, dem hat ja die Enttäuschung nicht ausbleiben können. Man kann aber hierbei immer wieder die alte Wahrnehmung machen, daß Diejenigen, welche sich seiner Zeit am gewaltigsten für die neue Entdeckung begeisterten, nunmehr die ärgsten Feinde derselben ge worden sind, weil sich von ihren hochgespannten Erwartungen keine einzige erfüllt hat. In der Kirgisensteppe, im Binnenland Egyptens, im inneren Südafrika und m den Hochebenen von Peru und Mexiko ist die Schwindsucht unbekannt, und es läßt sich diese Erscheinung nur mit der in jenen Gebieten herrschenden Trockenheit erklären. Darauf muß weitergebaut und geforscht werden, wenn man zu wirklichen Heilungsersolgen gelangen will. Durch die Art und Weise, wie sich die Bacillen festsetzen, ist uns der Weg gezeigt, den der Kamps gegen die Tuberkulose zu gehen hat. Es gilt, dafür zu sorgen, daß die weißen Eiweißkörperchen von genügend kräftiger Beschaffenheit sind, um jeden Eindringling besiegen zu können, und daß seiner die Häute, welche die Lunge auskleiden, vor Affektionen bewahrt bleiben, denn in solchem Zustande sind sie für Bacillen am empfänglichsten. Man wundert sich gegenwärtig viel ob der Wirkung, welche jenes russische Kraut aus der Familie der Polygoneen äußert, dessen Verbreitung schon seit Langem durch Herrn Ernst Weidemann in Liebenburg a. Harz erfolgt. DaS in Leipzig erscheinende Familicnblatt, betitelt „Für unsere Frauen", enthält untcrm 9. Mai a o. diesbezüglich einen größeren Artikel, worin daS Blatt wörtlich Folgendes über den Weidemann'schen Brustthee bemerkt: Es sind eine Reihe von Zeugnissen laut geworden, welche zweifellos bestätigen, daß selbst Fälle von weit vorgeschrittener Tuberkulose, längst von den Medizinern ausgegeben, durch An wendung dieses Thee's geheilt, resp. dem Stadium des Stillstandes zugeführt worden sind, denn letzterer ist bei der fürchterlichen Krank heit Das, was man als Heilung bezeichnet. Durch fortgesetzte Anwendung des erwähnten Thees aber, der, nebenbei bemerkt, fast geschmacklos und von angenehmem Geruch ist, wird das Stadium des Stillstandes sicher verbürgt, so daß es in der That als Heilung betrachtet werden kann. Der Thee wirkt Vortheilhaft auf die Neu bildung und Zusammensetzung der im Blute enthaltenen weißen Eiweißkörper ein und diese sind das einzige Mittel zur Bekämpfung der Bacillen. Schon zu wiederholte» Malen ist die in Rede stehende Pflanze das Objekt eingehender Untersuchungen gewesen, und man darf wohl behaupten, daß durch ihre Anwendung bei geeigneter Diät mehr erreicht wird, als durch jene höchst gefährlichen Berliner Einspritzungen. Neueste Nachrichten. Köln, 21. Juli. Der „Köln. Volksztg." wird aus Belgrad gemeldet, der König Alexander werde Milte August dem deutschen Kaiser einen Besuch abstatten; der Ott des Zusammen treffens ist noch unbestimmt. Paris, 21. Juli. Die „Pariser Presse" nimmt mit großer Befriedigung die Nachricht der engl. Zeitungen auf, nach welcher das russische Kaiserpaar und der Großfürst Thronfolger eine Reise nach Paris planen sollen, eine Nachricht, welche bereits vor Wochen von der Pariser Presse verbreitet worden ist. — Von einem beabsichtigten Besuche des Präsidenten Carnot's in Petersburg ist aber in Paris nichts bekannt. Lissabon, 21. Juli. Das Agio ist heule auf 16°/„ ge stiegen. Die Krisis rückt immer näher. Zahlreiche größere Firmen haben ihre GeschLftslokalitäten geschlossen; die Haltung der Bevölkerung wird bedrohlicher. Tie Anarchisten bemächtigen sich der Führung der unzufriedenen Arbeiter und drohen mit Brandstiftung und Plünderung. Drei Versammlungen mußten Polizeilich aufgelöst werden. In Oporto fanden Handgemenge mit der Polizei statt. Loudon, 21. Juli. Aus Valparaiso wird gemeldet, daß Balmaceda's Truppen vollständig die Verbindungen des Kon- gressisten-Heeres gesprengt haben. Die Belagerung von Coquimbo ist aufgehoben. — Bei New-Tipperary (Irland) wurde ein neues Agrar-Verbrechen begangen. Ein Schutzmann und ein Gütervcrwnltcr wurden tödilich verwundet. Petersburg, 21. Juli. Die heilige Synode hat es durch- gesetzt, daß außerordentliche Polizeimaßregeln gegen die soge nannten „Stundisten-Sektirer", welche schon Millionen Anhänger zählen, getroffen werden. Petersburg, 21. Juli. Ganz bezeichnend für die regen Befürchtungen der russischen Regierung ist Vie Thatsache, daß die Postverwaltung Befehl erhielt, selbst offene Bricskarten, welche stenographisch beschrieben sind, zurückzuhallen, bis der Inhalt derselben ermittelt werden könne. Desgleichen werden stcnographirte Zeitungen, als möglicherweise staatsgefährlich, nicht expedirt. vrahtbenchte des „Freiberger Anzeiger". Paris, 22. Juli. Hierher gelangte Nachrichten aus Buenos-Ayres melven den Wiederausbruch des vollkommen unterdrückt gewesenen Militär- ausstands unter den Truppen von Corrientes. Angeblich sind dabei 4 Mann getödtet, die Haupt schuldigen aber verhaftet worden.
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