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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189107236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-07
- Tag 1891-07-23
-
Monat
1891-07
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1891
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Der Amerikaner. Roman von A d » l f S t r e ck f « h. (58. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Unwillkürlich aber mußte Falk an die Worte denken, welche er vor etwa acht Tagen aus der Fahrt nach Nonnenthal von dem alten Herrn Ulrich gehört hatte: „Ich glaube nicht daran, daß sie verrückt ist, der Schmitz hat wohl seine guten Gründe, sie dafür auszugeben," so ungefähr hatte Ulrich gesagt, und unwillkürlich mußte Falk sich fragen, welche Gründe wohl den Sägemüller bewegen könnten, den Glauben zu verbreiten, daß seine Frau wahnsinnig sei. Falk's scharf beobachtenden Augen war es nicht entgangen, wie blaß der Sägemüller wurde, als die aufgeregte Frau ihm drohte, mit dem unvollendeten Satz, sie wolle in die Welt hinausschreien, daß — — Was wollte sie in die Welt hinausschreien? Was fürchtete der Sägemüller? Weshalb warnte die Frau vor zu vielem Trinken? Weshalb forderte sie den Doktor auf, den Freund sicher nach dem rothen Hause zurückzuführen. Diese Fragen wirbelten in Falk's Kopf, ohne eine Antwort auf sie finden zu können, aber sie riefen in ihm jenes unbestimmte Mißtrauen wieder hervor, welches durch die Vertrauen erweckende Erscheinung des Sägemüllers für kurze Zeit erschüttert worden war. „Ich sage Ihnen, ich traue ihm nicht, dem Schmitz!" so hatte der alte Herr Ulrich gesagt, daran mußte Falk denken, und fast in demselben Augen blicke machte er eine merkwürdige Entdeckung, die eine Fluth von wirr durcheinanderwogenden Gedanken in ihm erzeugte. Der Sägemüller hatte die Gläser für seine Gäste gefüllt, dann reichte er Falk ein Kistchen mit Zigarren. „Ich weiß, Sie rauchen," sagte er, die Kiste öffnend, „ich bitte, bedienen Sie sich. Sie können es ohne die Furcht thun, hier auf dem Lande eine nicht rauchbare Zigarre zu finden. Mit Zigarren bin ich ein Feinschmecker, es ist meine einzige, etwas kostspielige Liebhaberei, und so kann ich Ihnen denn eine Zigarre bieten, die Sie sicherlich mit Genuß rauchen werden." Als Falk in die ihm dargebotene Zigarrenkiste blickte, stieg plötzlich in sonderbarer Jdeenverbindung in ihm die Erinne rung auf an den Zigarrenstummel, den er im Walde gefunden hatte. Die tiefdunkelbraune Färbung der Zigarre hatte auch der Stummel gehabt, er konnte sehr wohl von einer solchen Zigarre herrühren! „Hier ist Feuer!" sagte der Sägemüller; er bot Falk ein Zündholzschächtelchen, es enthielt — dunkelrothe Zündhölzer mit gelben Köpfen. Falk fühlte, wie seine Hand bebte, als er die Schachtel nahm; er mußte seine ganze Willenskraft aufbieten, um äußer lichruhig und unbefangen zu erscheinen. Nicht so ruhig blieb Doktor Berg, der, als er die rothen Zündhölzer sah, einen lauten Ausruf der Verwunderung nicht unterdrücken konnte. „Rothe Streichhölzer!" rief er erregt, „woher haben Sie diese merkwürdigen Hölzer?" „Ist an denen etwas so Besonderes?" fragte der Säge müller sehr ruhig. „Gut sind sie, das ist wahr, aber doch sonst nicht weiter merkwürdig. Mein Freund, der Amerikaner, hat mir einige Tausend abgelassen. Er hat einen großen Posten aus Berlin bezogen." Falk tauschte mit dem Doktor Berg einen vielsagenden Blick aus, — jetzt war die günstigste Gelegenheit, auch Ausschluß über das gefundene Messer zu erhalten. Er holte eS aus der Tasche und öffnete es, um sich die Zigarrenspitze abzuschneidcn, absichtlich hielt er es dabei so, daß der Sägemüller es an schauen mußte. Seine Absicht wurde vollkommen erreicht. Kaum sah der Sägemüller das Messer, als er sich vorbeugte, um es genauer zu betrachten. — „Sonderbar," sagte er, „das Messer, welches Sie da führen, kommt mir so merkwürdig bekannt vor. Wollen Sie es mir einen Augenblick erlauben?" Falk gab ihm das Messer, er betrachtete es sehr aufmerk sam, besonders den Pfropfenzieher, dann sagte er lächelnd: „Es ist richtig, ich kann mich nicht täuschen. Sie müssen das Messer gefunden haben, Herr Doktor Falk." „Woraus schließen Sie dies?" „Nicht aus dem Rost, der das schöne, theure Messer ver unstaltet, er bestätigt nur meine Annahme, daß Sie es irgendwo im Walde gefunden haben, in welchem es vielleicht mehrere Tage dem Regen ausgesetzt gelegen haben wird. Ich kenne das Messer genau, es gehört meinem Freunde, dem Amerikaner. Er hat es vor längerer Zeit von einem Hausirer gekauft. Er hat es mir damals mehrfach gezeigt, weil es ihm so außer ordentlich gefiel. Er war ganz stolz darauf, daß ein ähnliches Messer wohl nicht ganz leicht wieder zu finden sein werde, da es das einzige gewesen sei, welches der Verkäufer besessen habe. Er muß es inzwischen verloren haben. Ich kann mich nicht irren, der Pfropfenzieher ist zu eigenthümlich gewunden, um ihn nicht sofort wieder zu erkennen." Wieder tauschten Falk und Doktor Berg einen Blick des Einverständnisses aus, jeder Zweifel üben den früheren Besitzer des Messers war ja jetzt gehoben. „Sie haben richtig gerathen," sagte Falk leichthin. „Ich habe das Messer vor einigen Tagen im Walde gefunden. Da ich jetzt weiß, wem es gehört, werde ich es gelegentlich Herrn Müller wieder zustellen." „Damit werden Sie ihm eine große Freude bereiten, er vermißt es gewiß schon schmerzlich." Der Müller gab mit diesen Worten das Messer Falk zurück, der es einsteckte, nachdem er seiner Zigarre die Spitze abge schnitten hatte. Viel schneller und müheloser, als er gehofft, hatte Falk den Zweck seines Besuches bei dem Sägemüller erreicht; er würde jetzt diesen Besuch gern abgekürzt haben, er wünschte allein zu sein, um ungestört noch einmal zu überdenken, was ihm jetzt zunächst zu thun obliege, aber sobald schon den Müller zu verlassen, war ganz unmöglich, ohne diesen zu beleidigen. Er mußte wohl oder übel sich den Zwang auferlegen, mindestens noch eine halbe Stunde sich mit dem freundlichen Wirth zu unterhalten, während seine Gedanken weit ab von dieser Unterhaltung waren, ja er durfte, ohne auffällig zu werden, es sich mcht merken lassen, wie wenig ihn dieselbe interessire. Zu jeder anderen Zeit würde er gern den Worten des verständigen Mannes gelauscht haben, der, veranlaßt durch eine Frage des Doktor Berg, von den durchgreifenden Verbesserungen erzählte, die er im Betriebe seiner Sägemühle vorzunehmen beabsichtige, heute aber konnte all dies seine Aufmerksamkeit nicht fesseln. Doktor Berg interessirte sich dagegen außerordentlich für das neue Unternehmen; er hörte der Auseinandersetzung des Sägemüllers mit gespannter Aufmerksamkeit zu und vielfach stieß er mit diesem auf ein glückliches Gelingen seiner Pläne an, ein Glas nach dem andern leerte er zu Ehren der trefflichen neuen Einrichtungen, die ihm vielleicht deshalb noch bedeut samer erschienen, weil sie ihm Gelegenheit gaben, dem löst ¬ et 1«. sein. — In einer offiziösen Bemerkung über den Bericht, wel chen der Pariser „Figaro" über die Unterhaltung des Kaisers mit dem englischen Premierminister Marquis Salisbury brachte, schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": Der Figaro macke als Quelle sür derartige Mittheilungen nur eine komische Figur, und eS sei nicht zu verstehen, wie ihnen von ernsten Zeitungen Be achtung geschenkt werde. — Ueber angeblich bevorstehende neue Militärsorderungen meldet der „Hbg. Korr.": „Trotz des Dementis der Berliner „Post" bleibt die Annahme bestehen, daß dem Reichstage bei seinem Wiederzusammentritt erhebliche Mehr forderungen für militärische Zwecke zugehen werden." Der feierliche Stapellauf des Panzerfahrzeuges 6 fand gestern in Bremen auf der Werft der Aktiengesellschaft „Weser" unter zahlreicher Betheiligung bei schönstem Wetter statt. Der Chef der Nordsee-Station, Vizeadmiral Schröder, hielt dabei folgende Taufrede: „Ein Erzeugniß deutscher Schiffs baukunst und deutschen Gewerbefleißes, hergestellt aus deutschem Stahl, steht dieses Schiff in Bereitschaft, vom Stapel gelassen und seinem Elemente überantwortet zu werden. Gleich seinen Schwesterschiffen „Siegfried" und „Beowulf" soll dieser Zu wachs vaterländischer Wehrkraft zur See einen hohen Helden namen tragen aus der Welt der nordischen Sagen und Ge sänge. Se. Majestät unser allergnädigster Kaiser weilen zur Zeit auf dem Schauplatze jener Heldensagen. Allerhöchstder- selbe haben mir anzubefehlen geruht, dies Schiff zu taufen auf den Namen „Frithjof". Nun gleite hin, du stolzes Schiff, in dein Element! Sei deinen Feinden ein Trutz, deinen Freunden ein Schutz, wie die Sage es von deinem hohen Ahn vermeldet. Des Himmels Segen aber geleite dich überall und allezeit. Fahre mit Gott, „Frithjof!" Der Prinz-Regent Luitpold von Bayern überreichte gestern in München dem württembergischen Ministerpräsidenten, vr. Freiherrn von Mittnacht, den Hubertusorden und zog den Minister zur Mittagstafel. — Der „Staatsanzeiger für Würt temberg" meldet: Das Befinden des Königs war in der letzten Woche befriedigend, der allmähliche Ausgleich der ört lichen Störung hält an; es ist zu hoffen, daß der König bei fortgesetzter Ruhe und günstiger Witterung im Laufe des Som mers sich wieder ganz erholt. Der preußische Minister von Heyden und der Oberpräsident von Bennigsen trafen vorgestern Abend in Bremen ein. Gestern früh begaben sich dieselben nach Ottersberg, um die unter Leit ung vr. Fleischers stehende Moorversuchsstation in Augenschein zu nehmen. Gegen Mittag erfolgte die Rückkehr nach Bremen, Abends die Weiterreise nach Wilhelmshaven. Die an den deutschen Hochschulen veranstalteten Samm lungen für den dem Fürsten Bismarck zu widmenden Ehrenhumpen haben gegen 3500 Mark ergeben. Die feierliche Uebergabe des Humpens wird am 10. August in Kissingen durch eine studentische Abordnung erfolgen. Am Abend desselben Tages soll ein Festkommers stattfinden. Die Weihe des Bischofs Fritzen und des Weihbischofs Mar bach fand gestern im Münster zu Straßburg i.E. statt. Die Bischöfe von Trier, von Metz und von Münster, der päpstliche Hausprälat Scher aus Mühlhausen, der Abt des Trappisten- Klosters in Oelenberg und zahlreiche Geistliche aus dem Elsaß »8»1. tS8 sichtigung fiuden, da aus der Stiftung zur Gewährung von der Rechnungen und Aufstellung der Listen über Werthung Leistungen beim Wettturnen künftig fünf Kampfrichter Feierlichkeiten. Heute wi> Kammer die l Brissons Bern Verwirklichung wie man versic 30 Mill. Fran gestern Nachm wohnten Zeren rin Monstrekon; H Uhr Volkskon Thuengen ansch des Großherzog Kanonensalven, drale abgehalte Am dritten Tc Eine Abordi TaunuS begiebt f beim Einzug des' Für dieselben ist tag, 23. Juli, auS statt; die S Luxemburg erß Klocken; am Tr ttunk kredenzt 1 reicht. 151 Ver . zu wählen, wurde abgelehnt. Der Antrag des Direktors Maul, nur zweiKampfrichter inThäiigkeit treten zu lassen, wurde mit der Turnvereinen die Benutzung der Schulturnhallen gestatte». Der von vr. Goetz-Leipzig gestellte Antrag, in Rücksicht daraus, daß in Norddeutschland die Sommerferien in den Juli, m Süddeutschland in den August fallen, dir VersammlungStage abwechselnd dementsprechend zu legen, wurde für die nächste Versammlung zurückgestrllt, und zwar in der Erwartung, daß.die bevorstehende Schulreform eine einheitliche Ferien- ordnung für ganz Deutschland bringen werde. Dem offiziösen „Wiener Fremdenblatt" zufolge wird jetzt in den Kreisen der österreichische« Regierung die Frage der Heranziehung der Postsparkassen zu Zwecken der Steuererhebung ernstlich erwogen. — Bei dem in Triest anläßlich «r 25. Gedenkfeier der Seeschlacht bei Lissa abgehaltenen Festmahl gedachte der Korvettenkapitän Labres des heldenmüthigen Todet der Offiziere der Schiffe „Re d'Jtalia" und „Palestro", Hotz hervor, wie aus dem tapferen Gegner von einst Oesterreich ei» Verbündeter entstanden sei und trank auf die herrliche italie nische Flotte und ihr ausgezeichnetes Osfizierkorps. Dieser Trinkspruch wurde mit stürmischem Beifall ausgenommen, der sich noch steigerte, als die italienische Nationalhymne gespielt wurde. Bei dem aus gleichem Anlaß im Militärkasino zu Pol» veranstalteten Festmahl brachte der Hafenadmiral Pitner eine» Trinkspruch auf die alliirte königliche Flotte von Italien aus. Der Hauptmann des 79. Infanterie-Regiments, Uzelac, hat gestern m Pest dem Abgeordneten Ugron wegen einer ü» ungarischen Abgeordnetenhause gehaltenen Rede über das Verhalten des Offizierskorps bei Gelegenheit der Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph in Fiume seine Zeugen gesaN«. Ugron verweigerte den Zweikampf nicht, sondern machte sei« Zeugen namhaft. Die Letzteren erklärten aber den Vertrete« des Hauptmanns des 74. Regiments, Uzelac, auf Grund ei«» von 20 hervorragenden Abgeordneten gefaßten Beschlusses tönnlra sie im Interesse der Wahrung der parlamentarischen Redefrei, heit nicht zugeben, daß Ugron für Aeußerungen, welche er i» Parlamente gethan, Genugthuung gebe, und zwar umsomehr, als er nur unter Reserve gesprochen habe. Hiermit seien ihrer seits die Verhandlungen erledigt. Der Kronprinz von Italien reiste gestern Vormittig 10 Uhr von Nom nach London ab. — Die „Italia Militarr' bringt genauere Mittheilungen über den am 28. Juni in der Nähe von Arafali (bei Massauah) stattgehabten Kampf zwischen dem Stamm der Asmunints ooer Damhoita-Buri, die unta I dem Schutze Italiens stehen, und dem Stamme der Gas», I welche in jenem Gebiete eine Razzia unternommen hatte». I Der im Solde Italiens stehende Häuptling der Asmunint»! verlor in dem Kampfe sein Leben; die Gasu hatten dagm, I einen Verlust von 10 Todten und zwei Verwundeten. Ari Letzteren wurden dem Militär-Kommandanten von Arafali I als Gefangene übergeben. Die Jury der internationalen Spielwaaren-Ausstellung ml Mailand hat den deutschen Firmen Gebrüder Kister in Scheidel (Thüringen) und Theovor Schilling in Nürnberg den ersten I Preis ertherlt. Eine Note des Vatikans erklärt die Gerüchte von einer Herabminderung der Bezüge der Prälaten, der Palaftgarden x. sfür vollkommen unbegründet. l sach harte man I der Republik c I Boulanger rei den Verlust se Immer er Verhältnisse ff eine von erwa statt, in der « Scheinen zur portugiesische Die Versamw In der vc bildete das A der Erörterun die vielfach a bury Vertheid jährigen Ta, Lokalverwalti l stützen werd« England un! hingeworfcne stützung der Healy aus: , News" erfät in Aussicht, gramm verl Gestern erklä gusson, im ei nentcn englis Das ruf Sibirien hei entgegen sah: ! Thronfolger sich der Kais nach Finnlai der „Köln. Zl sehr nahestel zösischen Be? zu bringen, wollens geb seiner ost be und offen vc Mche Reg fcheinlich, da der Kaiserii ausgeführt werde zu ! Besuch des Wie der der Nähe di ausgebrochci troffen wor! Entgege Kronprinz f als der Ehe bringen die tigen Verzb der schönen seiner Mut In dem allgemeiner krochen. I regung. Soweit Gemeindew Die Kandit meinden g« Wie au Nische Ri stellen und montenegri Eine d< Meldung Schwadron Partei von truppen k Saavedra seien 150 Auch eine gelassen. In Lo eatio« 100000 ff der-Aktien lichen Rheinwein, welchen der Müller seinen Gästen spendet?, recht kräftig zuzusprechen. Der Müller wurde nicht müde, zuschänken und der Doktor nicht müde, anzustoßen und aÄ-j zutrinken; da konnte es denn nicht fehlen, daß ihm der seuche Wein, ohne ihn gerade trunken zu machen, doch nach und nach zu Kopfe stieg, daß sein Gesicht noch röther, sein Auge »och glänzender wurde wie gewöhnlich. „Sie sind ein ganz famoser Kerl, Schmitz", rief der Doktor begeistert. „Ich bewundere Sie sür Ihren geistvollen Pla»! Ich habe es meinem Freunde Doktor Falk immer gesagt, in unserer ganzen Gegend gibt es keinen zweiten Mann wie Ne, Ihnen soll er Vertrauen schenken, dann wird er sicher jii fernem Ziele kommen. Wenn Sie ihm rathen und Helse», dann werden die verfluchten Halunken, die nichtswürdige Räuber- und Mörderbande, bald ausgespielt haben! Verdammt! Was sage ich da? Verzeihen Sie mir, Doktor Falk, ich hade mein Wort verletzt; aber — ich weiß selbst nicht, wie ich dazu kam — es fuhr mir in der Gedankenlosigkeit heraus, ohne daß ich es wollte." Falk biß sich auf die Lippen, er erwiderte nichts; durch einen Vorwurf würde er nur bewirkt haben, daß der Doktor zu seiner Entschuldigung vielleicht noch mehr über seine Pli« ausgeplaudert hätte, als schon durch seine unwillkürliche Aeußerung geschehen war. Er hoffte, der Doktor werde jetzt wenigstens nicht weiter sprechen, aber er sah sich getäuscht, der von dem feurigen Rheinwein stark erregte Mann sprang aus. — „Ich möchte mich am liebsten ohrfeigen!" rief er ver zweifelt aus. — „Es ist ein Skandal, sein Wort zu brechen! — Ich hatte es Ihnen so fest versprochen, reinen Mund über Ihre Pläne gegen den Sägemüller zu halten und nun plaudere ich sie unwillkürlich aus, wie ein altes Waschweib. Schimpfe» Sie mich aus, Doktor Falk. Sie haben das Recht dazu, Sie können die Worte gar nicht scharf genug wählen." Der Sägemüller hatte lächelnd die Selbstbeschuldigung des Doktor Berg mit angehört. „Machen Sie es nicht gar z» arg mit dem armen Sünder, Herr Doktor Falk," sagte er jetzt, dem Doktor Berg zunickend. — „Lassen Sie Gnade für Rey ergehen, da das Verbrechen kein absichtliches, sondern ein un willkürlich begangenes ist und außerdem keine weiteren Folge» hat, denn die unwillkürliche Aeußerung des Herrn Doktor Ver bat mir nichts Anderes, als das verrathen, was ich -ohnehi»! schon wußte." „Sie wußten?" fragte Doktor Berg, den Sägemüller gG verblüfft anstarrend. Wieder nickte der Sägemüller dem Doktor Berg lächelnd zu. — „Ja, ich wußte, wie ich schon vorhin Herrn Doktor KÜ! andeutete, daß er es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu habe» scheint, den Schuften nachzuspüren, welche die Post ausgeraubt haben. Ihre Worte haben mir nichts verrathen, lieber Doktor; aber ich bin Ihnen trotzdem dankbar für dieselben, denn ft geben mir die gewünschte Veranlassung, jetzt offen ein crnstö Wort mit Herrn Doktor Falk zu sprechen. Ich fühlte längH den dringenden Wunsch, Sie zu warnen, Herr Doktor Falk; aber ich wußte nicht, wie ich diese Warnung, ohne unbejcheibm zu erscheinen, ohne mich in Ihr Vertrauen eindrängen zu wolloK in Worte kleiden sollte. Jetzt kann ich ganz offen zu IHM sprechen. Ich danke Ihnen, daß Sie mich nicht in das Bill trauen gezogen, meinen Rath und Beistand nicht eingeforftly haben; ich hätte Ihnen dieselben versagen müssen." (SortselMz folgt.) Beihilfen an unbemittelte Turnvereine nur 2870 Marl zur Versügung standen. Der Antrag, behufs Vereinfachung der Erklärung begründet, fünf tüchtig geschulte Kampfrichter ständen nicht immer zur Versügung und eine einzige unge eignete Kraft beeinträchtige durch ihre Schätzung die Richtig keit der Durchschnittswerthung, wogegen bei Wahl von zwei Richtern wohl immer die Befähigtsten zur Abschätzung be rufen würden, deren durchschnittliche Werthung den Leistungen der Turner gerechter werde. Dieser Antrag wurde angenommen, ebenso der, zur Ausstellung der Werthungslisten 12 Rechner zu bestellen. Die auf Abänderung der statistischen Fragekarten gerichteten Anträge wurden abgelehnt. Auf Antrag Rühls vom Oderturngau beschloß die Versammlung ein Gesuch an das Ministerium, die Schulbehörden anzuweiscn, daß diese den Weewerg« ««reige» —s» Liqeblatt. Gelt« L. waren anwesend. Eine dichte Menge hatte sich vor dem Münster, sowie auf den Straßen und Plätzen angesammelt. Der Feier wohnte der Statthalter Fürst Hohenlohe mit seinem persönlichen Gefolge, der Staatssekretär von Vuttkamer, die Unterstaatssekretäre v. Schraut und v. Köller, die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden, der Bürgermeister und die Ge- meinderäth« bei. Die im Kasseler Wahlkreise erforderliche Stichwahl zwischen dem Nationalliberalen Endemann und dem Sozialdemokraten Pfankuch findet nicht am 25., sondern am Montag den 27.Juli statt. Zu dieser Stichwahl, bei welcher die Haltung der Anti semiten den Ausschlag geben wird, schreibt die «Nationalliberale Korrespondenz": „Hauptsächlich beruht die Hoffnung auf schließ lichen Sieg auf der Heranziehung säumiger Wähler. Es sind diesmal rund 20000 Stimmen abgegeben worden; der Wahl kreis zählt aber gegen 30000 Wähler. Die säumigen und gleichgcltigen Wähler gehören nie den extremen, sondern stets den gemäßigten mittleren Richtungen an. Sie heranzuziehen, ist freilich bei der unausrottbaren politischen Gleichgiltigkeit breiter Schichten nicht leicht, aber insoweit müßte es doch ge lingen, daß im Verein mit der aus anderen Parteien zu er wartenden Unterstützung der Vorsprung des Sozialdemokraten überholt werden kann." Der zehnte deutsche Turnertag begann am 19. d. M. in Hannover seine Verhandlungen mit Berathungen des Ausschusses. Bei der Vorbesprechung über den Geschäfts bericht wurde niit Genugthuung hervorgehoben, daß seit dem Turnfeste in München der deutsche Turnerbund einen großen Aufschwung genommen habe, aber auch dem Bedauern Aus druck gegeben, daß immer noch verhältnißmäßig wenig Aerzte sich an den Bestrebungen der Turnerschast betheiligen. Nach Verlesung des Geschäftsberichtes gelangte eine Reihe von An trägen zur Berathung. Der Antrag, außerhalb der Turner- kreisr Sammlungen zur Erbauung von Turnstätten und zu anderen im allgemeinen Interesse liegenden Zwecken zu ver anstalten, wurde abgelehnt. Von 28 Gesuchen um Unter stützung beim Bau von Turnhallen konnten nur vier Berück-
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