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1S2. Freiberger «»zeige- m»d Tageblatt- Lc»te S. t8»1. >en dem Verbündeten entgegen und verlieh mehreren Herren Ordensauszeichnungen. Nach Entgegennahme der Huldigungsadresse der deutschen Ko lonie äußerte der Kaiser, er habe mit Vergnügen von der Königin-Regentin erfahren, daß die Deutschen in den Nieder landen dem niederländischen Herrscherhause treu ergeben seien. Das Erscheinen der Deputation beweise gleichzeitig, daß sie auch gute Deutsche seien; er danke für die ihm dargebrachte Huldi gung. Se. Majestät äußerte sodann noch feine Freude über den Empfang, welcher ihm und der Kaiserin von der Regentin und der Stadt bereitet worden. Die jetzige Verlängerung des Dreibundes soll eine Neuerung bringen. Die „A. R.-C." erhält von diplomatischer Seite darüber folgende Mittheilung: Zwei Umstände unter scheiden das neue Bündniß von dem alten. Während das deutsch-österreichische Bündniß in Wien abgeschlossen und unterfertigt wurde, die Separatverträge zwischen Italien und Oesterreich-Ungarn einerseits, sowie Italien und Deutschland andererseits aber in Rom zu Stande kamen, wurde diesmal ein einziger und einheitlicher Vertrag zwischen den drei Mächten vereinbart und als Ort der Unterzeichnung und des Austausches der Formalien Berlin gewählt. Diese äußeren Momente sind nicht ohne Bedeutung. Die Thatsachc, daß Italien mit den beiden Kaisermächten nicht mehr zwei ge sonderte Verträge abgeschlossen hat, beweist, daß auch die letzten Bedenken gefallen sind und die Interessengemeinschaft der drei Mächte eine vollständige ist. Dem entsprechend wurde der formelle Abschluß des Vertrages nicht in Rom, sondern in Berlin vollzogen, welchem diesmal aus konventionellen Rück sichten der Vorrang vor Wien eingeräumt wurde. Dies wäre allerdings ein nicht zu unterschätzender Fortschritt. Ein Vierteljahrhundert ist nunmehr verflossen seit dem denkwürdigen Jahre 1866. Heute, am 3. Juli, kehrt zum fünfundzwanzigsten Male der weltgeschichtliche Tag von Königgrätz wieder. Mit reißender Schnelligkeit haben sich in jenem Sommer die vaterländischen Geschicke erfüllt. Am 14. Juni erklärte zu Frankfurt Preußen den deutschen Bund für gebrochen. Am 15. lehnten Hannover, Sachsen und Kurhessen das ihnen angetragene neue Bündniß ab. Am 17. Wurde Hannover, am 18. Dresden und Kassel besetzt. Vom 26. bis 28. Juni erzwangen die preußischen Heere den Ein marsch in Böhmen, dessen Wege die blutigen Gefechte von Hühnerwasser, Podol, Münchengrätz, Gitschin, Nachod, Traute- nau, Soor und Skalitz bezeichnen. Am 29. ergab sich bei Langensalza König Georg von Hannover und sein Heer. Am 1. Juli hatten die drei preußischen Armeen in ihrem konzen trischen Vormarsch in Böhmen sich so weit genähert, daß sie vereint zu schlagen vermochten In der Nacht zum 3. Juli beschloß man im preußischen Hauptquartier den Angriff mit der ersten und Elbarmee für den nächsten Tag und wies den Kronprinzen an, mit allen seinen Kräften sobald als möglich auf den rechten Flügel des Feindes einzuwirken. Um 8 Uhr Morgens des 3. Juli schritten Prinz Friedrich Karl und Hcr- warth v. Bittenfeld zum Angriff aus die furchtbare Stellung der Oesterreicher und Sachsen hinter der Bistritz. Sie ver mochten wesentliche Vortheile gegen den auch an Zahl über legenen Gegner nicht zu erringen. Um Mittag war die Lage dergestalt, daß die Ocsterreicher aus dem linken Flügel etwas zu rückgewichcn waren, im Zentrum sich behauptet hatten und möchten — hat den Niederlanden gegenüber kein anderes Ziel im Auge, als die Pflege und die Kräftigung guter politischer und kommerzieller Beziehungen, wie sie im gegenseitigen Inter- esse liegen. Dazu bedarf es aber keines Zusammentreffens des deutschen Kaisers mit der Königin der Niederlande, und alle Vermuthungen über besondere und geheimgehaltene Zwecke des Besuches des Kaisers in Holland können als jeder thatsächlichen Begründung entbehrend bezeichnet werden. Auch mit dem Be suche in England verhält es sich nicht viel anders, jedoch darf diesem letzteren deshalb eine nicht zu unterschätzende poli tische Bedeutung beigemeffen werden, weil er sicherlich eine Bekräftigung der guten Beziehungen bildet, welche zwischen England und Deutschland nicht allein als selbständigen poli- Mächten, sondern zwischen England und Deutschland, n Verbündeten von Oesterreich-Ungarn und Italien, dem starken Mitgliede der europäischen Friedensliga, bestehen. Von bindenden Abmachungen zwischen Deutschland und England haben nur Unwissende sprechen können. Derartige Abmach ungen haben nicht bestanden und es ist auch von keiner Seite in Aussicht genommen, sie in's Leben zu rufen; aber die Interessen Großbritanniens machen England sozusagen zum Ehrenmitgliede der Friedensliga und so unerfreulich diese That- fache Denjenigen sein mag, welche die Erfüllung ihrer Hoff nungen auf einen durch einen Krieg herbeizuführenden Um schwung der Dinge setzen, so erfreulich und beruhigend ist sie für alle Diejenigen, welche in der Aufrechterhaltung des Friedens, mit anderen Worten, eines atatna guo, der nur ge waltsam umgeworsen werden könnte, die nothwendigste Vor bedingung einer segensreichen weiteren Entwickelung des Wohl standes der Völker erblicken. Zur Verminderung der Gefahr eines Umsturzes der bestehenden Verhältnisse wird das Zu sammentreffen des Kaisers von Deutschland mit seiner erlauchten nahen Verwandten, der Königin von England, jedenfalls bei tragen und somit in allen friedliebenden Theilen Europas als ein freudiges Ereigniß begrüßt werden. Ueber den Befuch des Kaiserpaares am niederländischen Hofe wird heute gemeldet: Der Toast, welchen die Königin-Regentin bei dem Galadiner im Schlosse auf Ihre Majestäten in fran zösischer Sprache ausbrachte, lautete: „Es drängt mich von Herzen, Eueren Majestäten, gleichzeitig im Namen meiner Tochter, für Allerhöchstihren Besuch zu danken. Die ganze Nation vereinigt sich mit uns, Sie auf das Herzlichste in unserer Mitte willkommen zu heißen. Gestatten Euere Maje stäten Ihnen zu sagen, daß ich die Anwesenheit Euerer Maje stäten außerordentlich hochschätze und zu versichern, daß das ganze Land eine hohe Befriedigung über oieselbe empfindet. Möge der Aufenthalt Euerer Majestäten in den Niederlanden dazu beitragen, die Bande immer enger zu knüpfen, welche schon seit so langer Zeit unsere beiden Familien vereinigen und möge er dazu beitragen, die freundschaftlichen und sreundnach- barlichen Beziehungen, welche immer zwischen unseren beiden Völkern bestanden, noch weiter zu befestigen. Indem ich den aufrichtigsten Wünschen für das Glück Euerer Majestäten und für das Woblergehen Deutschlands Ausdruck gebe, trinke ich auf die Gesundheit Sr. Majestät des Kaisers und Ihrer Maje stät der Kaiserin." Der Kaiser empfing gestern Vormittag eine Herrenabordnung, die Kaiserin eine Damenabordnung der deut schen Kolonie Amsterdams. Se. Majestät nahm mit huld vollstem Danke eine kostbar ausgestattete Huldigungs-Adresse auf dem rechten Flügel nur durch den verzweifeltsten Wider stand der Preußen am weitern Vordringen verhindert werden konnten. Nun aber machte sich das Eingreifen der Armeedes Kronprinzen bemerkbar, die in gewaltigen Märschen von Norden kam. Um 3 Uhr war Chlum, das Herz der österreichischen Stellung, durch die Garde genommen, dann fiel RoSberitz, der Schlüssel der Rückzugstraße. Alle Gegenangriffe der Oester reicher scheiterten, unwiderstehlich drang das preußische Heer auf der ganzen Linie vor, und in zunehmender Auflösung wich Benedek's stolzes Heer gegen die Elbe, welche es in wilder Flucht überschritt. Die Niederlage war eine vollkommene. Von ihren 220000 Mann verloren die Oesterreicher 20900 Todte und Verwundete und 22000 Gefangene, an Trophäen 160 Geschütze, mit denen ihre Artillerie todesmuthig den Rückzug gedeckt hatte, und 5 Fahnen. Der preußische Verlust bezifferte sich auf 9100 Mann (von 240000). Ungehindert zog der Sieger bis vor die Thore Wiens, wo dann am 27. Juli der Nilolsburger Vorfriede abgeschlossen wurde. — Die Gedenk feier der Königgrätzer Schlacht wird heute auf dem Schlacht felde abgehalten werden; von Wien und aus der Provinz gehen zahlreiche Abordnungen und Veteranenvereine zur Feier dort hin. Die Stadt Wien schickt einen prachtvollen Lorbeerkranz für das Mausoleum von Chlum, wo um 10 Uhr ein feier- liches Requiem abgehalten wird. Dann folgt die Bekränzung der auf dem Schlachtfeld errichteten 269 Denkmäler. Der am 28. und 29. Juni in Bonn abgehaltene 11. Rhei nische Handwerkerdeputirtentag hat über die Resultate der hinter verschlossenen Thüren in Berlin stattgehabten Hand werkerkonferenz einiges Licht verbreitet. Einem Bericht entnehmen wir das Folgende: Die Delegirten der Konferenz, namentlich Stadtverordneter Rings-Köln erklären: „Die Ver treter hätten den Eindruck gewonnen, daß die Regierung wirklich gewillt sei, den Wünschen des Handwerks gerecht zu werden. Ueber die Berathung selbst sei den Vertretern Stillschweigen auferlegt, damit die Presse sich nicht der Sache bemächtigen solle, bevor Se. Majestät zu ihr Stellung genommen habe. Positive Resultate hätte die Konferenz, da sie nach Bestimmung Sr. Majestät nur eine Besprechung der Handwerkerlage sein sollte, nicht haben können. Der anwesende Untcrstaatsselrctär habe ausdrücklich erklärt, daß die Vertreter der Regierung nicht da wären, um Versprechungen zu machen. Die Sache sei so gründlich bcrathen worden, daß einerseits die Vertreter der Re gierung gestehen mußten, nun einmal aus dem Munde von Handwerkern die Wünsche des Handwerks zu hören, die ihnen früher durch die Handelskammern zugingen, und daß anderer seits die Vertreter des Handwerks Manches gehört haben, was sie belehrt hat. Wir haben die Empfindung gewonnen, daß die Regierung sich sehr mit der Materie besaßt hat. In kurzer Zeit, wahrscheinlich schon in der Herbstsession des Reichstages, haben wir eine Vorlage von der Regierung zu erwarten in Bezug auf unsere Wünsche, und ich hoffe, daß ein Theil unserer Wünsche befriedigt werden wird." Faßhaucr-Köln äußerte: „Im Auftrage des Staatsministers v. Bötticher habe ich zu erklären, daß die Regierung mit dem größten Ernst und dem größten Wohlwollen für unsere Forderungen, gesetzgeberische Vorlagen zum Schutz des Handwerks herbeizuführen, einzu- trelen entschlossen ist. Ich bin beauftragt, Sie zu ermuntern, daß wir uns nicht in ein Mißtrauen gegen die Regierung hineinbegeben, sondern mit vollem Zutrauen in die Zukunft blicken sollen. Ich muß gestehen: Ich bin mit viel mehr Vertrauen von Berlin fort- wie hingereist, ich kann bestätigen, daß die Männer an der Spitze der Negierung nicht blos Wohl wollen für unser Handwerk, sondern auch Sachkenntniß in Bezug auf dasselbe besitzen, welche ich nicht bei ihnen zu finden glaubte. Schon durch bloße Fragen, die sie stellten, bewiesen sie das. Wir haben früher mit einem Faktor zu thun gehabt, der uns nicht Rede und Antwort stehen ließ. Die Männer, welche jetzt an der Spitze stehen, haben ein volles Herz für uns. Gewiß werden wir eine Verbesserung unserer Lage, so wie eine Verstärkung des Jnnungswesens bekommen, lieber den Befähigungsnachweis hat die Konferenz den größten Theil der Zeit verbraucht. Der Ernst der Regierung bekundete sich darin, daß wir uns einen ganzen halben Tag über die öster reichischen Verhältnisse unterhalten haben. Sehen wir mit Vertrauen in die Zukunft. Ich kann sagen, daß die Hand werkerfrage jetzt bei der Regierung in guten Händen liegt." Nun hat auch Berlin seinen Omnibuskutscherstreik: Ein zunächst theilweiser Ausstand der Omnibuskutscher ist gestern früh ausgebrochen. Von dem Depot in der Kurfürstenstraße 143, in welchem 30 Wagen der nach dem Westen gehenden Linien untergebracht sind, fuhren früh nur 5 mit alten Kutschern besetzte Wagen ab. An Stelle von 25 streikenden Kutschern traten theils Stallleute, theils Schaffner, so daß auf allen in Betracht kommenden Linien (Kursürstenstraße — Stettiner Bahn, Botanischer Garten — Kottbuser Thor, Rosenthaler Thor — Potsdamer Brücke, Gr. Frankfurterstraße — Potsdamer Brücke und Küstriner Platz — Potsdamer Brücke) der Betrieb vollständig aufrecht erhalten werden konnte. Ob das fernerhin möglich sein wird, auch wenn die noch fah renden Kutscher der anderen Depots sich ihren streikenden Ge nossen anschließen sollten, wird lediglich von der Stellungnahme abhängen, welche die Polizei der Bewegung gegenüber einnimmt. Es würde in einer Stadt wie Berlin selbstverständlich ein Leichtes sein, auch 300 Kutscherstellen schnell zu besetzen. Die Berechtigung einen Omnibus zu fahren, hängt aber von dem > Besitz eines Fahrscheines speziell für dieses Gefährt ab. Es , liegt in der Hand der Polizei, die Ertheilung dieses Fahr scheines zu beschleunigen oder zu verzögern. Je nachdem das i Eine oder Andere geschieht, wird die Lage der Streikenden sich gestalten. Sachlich haben sie eine schwache Stellung. Die Direktion hat ihnen einen vierten freien Tag zugestanden und ihnen für das Wagenwäschen 40 Pfennig bewilligt. (Aus freiem Antrieb haben die Schaffner den Kutschern eine Abgabe - von 25 Pfg. täglich zugestanden, die allerdings, wenn es sich um Feststellung eines Rechtsverhältnisses handelt, nicht in Be tracht kommen können.) Es wird nun für die weitere Ent wickelung des Streiks von Bedeutung sein, worauf die Kutscher das meiste Gewicht legen. Sie stellen drei Forderungen: 1) Statt drei freier Tage im Monat fortan sechs. (Die Direktion hat ihnen vier bewilligt.) 2) Erhöhung des Lohnes von 90 Mark auf 105. (Die Direktion hat durch Bewilligung von 40 Pfg. pro Tag für das Wagenwäschen eine Erhöhung auf 102 Mark zugestanden.) 3) Fortfall des Wagenwaschens, welches sie bisher für die Schaffner besorgten. (Die Direktion stellt den Kutschern die Wahl: entweder Wagenwäschen und 40 Pfg. täglich oder kein Wagenwäschen und keine Extrabe- soldnng.) Unter allen Umständen also würde schon jetzt der Gewinn der Kutscher ein vierter freier Tag im Monat sein. Der heutige Tag wird voraussichtlich die Entscheidung bringen, da die Omnibusgesellschaft durch Feststellung von Konventional strafen gehalten ist, ihren Betrieb nach Uebereinkommen mit den Behörden durchzuführen. In der Sitzung, welche die Delegirten der zur Anti sklaverei-Konferenz zusammengetretenen Mächte Donnerstag Nachmittag im belgische« Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten abhielten, wurde beschlossen, den Termin zur Unterzeichnung der Akte hinauszuschieben, um Frankreich und Portugal den Beitritt zu ermöglichen. Der sranzöstsche Kriegsminister ernannte eine große Anzahl von Staatsforstbeamten zu Offizieren der Landwehr- Infanterie. Durch diese Maßnahmen sollen insbesondere die Landwehr-Regimenter, welchen der Schutz der Ostgrenze und der Südgrenze obliegt, verstärkt werden. Aus England: Nach einer Depesche aus Folkestone fand am Dienstag Abend dort zwischen einigen Soldaten und Polizeimann schaften ein thätlicher Zusammenstoß statt. Letztere hatten eine be trunkene Frauensperson festgenommen, welche die Soldaten zu befreien suchten. Da die Polizei nur in geringer Anzahl am Platze war, wurden Truppen von Shorncliffe zu Hilfe ge rufen, welche zahlreiche Verhaftungen vornahmen. — Die Dubliner Streikbewegung gewinnt immer mehr an Ausdehnung; fast alle Angestellten der North Wall Eisenbahn auf der Strecke zwischen dem Hafen und dem Endbahnhof haben gestern Vormittag die Arbeit eingestellt. — Die Bäcker haben erklärt, sie würden genöthigt sein, aus Mangel an Mehl ihre Läden zu schließen, falls der Streik fortdauern sollte. Die Arbeit geber erklären, daß sie die Bedingungen der Streikenden nicht bewilligen können. Die Unruhen in Südarabien verlieren nach dem Eingang näherer Meldungen viel von dem alarmirenden Charakter, den sie im Lichte der anfänglichen telegraphischen Depeschen zu be sitzen schienen. In Konstantinopel giebt man zu, daß der türkische Generalgouverneur von Jemen umsichtiger hätte handeln können, wie er that, indem er eine Handvoll Truppen gegen weitüberlegene Streitkräfte der Aufständischen sendete und diesen solchermaßen einige militärische Erfolge geradezu in die Hände spielte. Die Asyrs, welche das Banner der Em pörung aufgepflanzt haben, sind auf der hohen Pforte von jeher wegen ihres unbotmäßigen Sinnes bekannt gewesen. Das letzte Mal, wo sie den Kriegspfad gegen die Autorität des Pa- dischah beschritten, vor etwa 20 Jahren, brachte Mukthar Pascha an der Spitze von 16 Bataillonen sie ohne große Mühe und Verluste zur Ordnung. Sein damaliger Feldzug gestaltete sich für die Türken zu einem militärischen Spaziergange durch Südarabien. Als echtes Nomadenvolk, das sie find, besitzen die Asyrs keinerlei militärische Eigenschaften, die sie zu einem furcht- barenFeinde im offenen Felde in geordneterSchlacht machen könnten. Ihre irregulären Reiterhorden sind nur im Guerillakampfe, in Flucht und Verfolgung, im Auflauern und im Mürbemacheu eines mit Land und Leuten nicht vertrauten Gegners gefährlich. Wer über eine disziplinirte Truppe, über die elementarsten Regeln der Strategie und Taktik, endlich über eine geordnete Verpflegung verfügt, auf welch letzteren Punkt auf den un- wirthlichen, wüsten Hochplateaus des steinigen Arabiens sehr viel ankommt, der wird mit den Nomadenstämmen bald fertig. Allerdings sollen di<> heutigen Insurgenten im Besitze von guten Waffen sein. Die Asyrs müßten aber ihre Natur über Nacht gar sehr geändert haben, wenn sie sich dieser Waffen in einer für reguläre Truppen bedrohlichen Weise zu bedienen wissen sollten. Wer ihnen moderne Gewehre und Geschütze liesert, kann nur gleich auch die im Gebrauche derselben geübten Mannschaften nebst Offizieren beistcllen, sonst möchten die Asyrs sich selbst mit den gedachten Waffen mehr Schaden zu fügen, als ihren Feinden. Daß der Ausstand einen gewissen Staub auswirbelt, ist lediglich Schuld des ungeschickten Ver fahrens bei seiner Niederwerfung. Der türkische Generalgou verneur beging einen Fehler, als er meinte, die Gesellschaft mittelst blinden Lärms in die Flucht schlagen zu können. Die Folge davon war eine Schlappe im offenen Kampfe, die schwere Verwundung eines höheren türkischen Offiziers und die Aus breitung des Aufstandes über so ziemlich das ganze Jemen, wo nur die festen Garnisonplätze zur Zeit unbestrittenes Eigen thum der ottomanischen Regierungsautoritäten sind. Jetzt bedarf es schon einer größeren Kraftanstrengung türkischerseits, um die Asyrs zum Gehorsam zurückzubringen. Die Vorkeh rungen dazu sind aber bereits getroffen, Truppenverstärkungen aus Syrien unterwegs, und wenn nicht eine vollständige Um kehr der traditionellen Rollen auf beiden Seiten stattfindet, so werden, noch ehe der Sommer zur Rüste geht, die Asyrs ihre Unterwerfung unter die Bedingungen, aus welche hin der Sultan sie wieder in Gnaden aufnehmen will, voll zogen haben. Der serbische Ministerrath hat über das Ferienprogramm des Königs, welcher die Prüfungen beendete, bcrathen und die Einzelheiten der beabsichtigten Reise des Königs nach Rußland fcstgestellt. Das Gefolge soll aus 10 Personen bestehen, und die Rückreise über Wien, woselbst eine Begnung des Königs mit seinem Vater, König Milan, in Aussicht genommen ist, erfolgen. Man hofft, daß die Dispositionen des Kaisers Franz Joseph eine Vorstellung des Königs Alexander am öster reichischen Kaiserhofe ermöglichen werden. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 3. Juli. — Se. Majestät der König wohnte gestern (wie wir bereits in voriger Nummer in Kürze mittheilten) dem Artil lerieschießen in Zeithain bei. Se. Majestät benutzte einen Sonderzug, welcher früh 6 Uhr 33 Min. von Niedersedlitz ab fuhr und 7 Uhr 40 Min. in Röderau eintraf. Die Rückfahrt erfolgte ebenfalls mit Sonderzug, und zwar Nachmittag 1 Uhr 30 Min. von Röderau; die Ankunft in Niedersedlitz fand 2 Uhr 40 Min. statt. In der verflossenen Nacht begaben sich die Königlichen Majestäten unter Benutzung des 12 Uhr 32 Minuten vom Böhmischen Bahnhofe abgehenden Schnellzuges über Kohlfurt-Licgnitz-Breslau nach Sibyllenort, woselbst die Ankunft heute früh 6 Uhr 54 Min. erfolgte. In Begleitung Ihrer Majestäten befinden sich Ihre Kgl. Hoheit die Herzogin von Genua, Gräfin Gattinara, Marquis D'Oria, Frau von Silvanski, Generalmajor von Hodenberg und Kämmerherr von Oppell. — Amtliche Mittheilungen über die Bewegung der Bevölkerung der Stadt Freiberg. 1 Juli. Einwohnerzahl am 1. Juni 29442; Zuwachs bis Ende