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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189103297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910329
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-29
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.03.1891
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ZS?r. Freiberger Anzeiger «nd Tageblatt. Leite 4. Nachricht, den angeblichen Selbstmord des Deserteurs Helbig aus Neuwernsdors betressend, ist völlig unzutreffend. Genannter Helbig hat vielmehr nach seinem letzten Entweichen bei seinen Angehörigen Zuflucht gesucht und wurde von den eigenen Brüdern zunächst nach Freiberg und von da sofort nach seinem GarnisonSorte Zwickau übersührt. Zur Geburtstagsfeier des Fürste» Bismarck, welche nächsten Mittwoch am 1. April Abends im Albcrtsalon zu TharanVt durch einen Kommers gefeiert werben soll, werden zu zahl reicher Betheiligung alle Bismarckverehrer in Tharandt und Umgebung eingeladcn. Der Handarbeiter Richter aus Thiemendorf bei OeVeran, der sich beharrlich des Leubsdorser Raubmordes selbst anklagte, ist ins Zuchthaus, wo er seine ihm wegen Unterschlagungen zu- diltirte Strafe abzubüßen hat, übersührt worden, nachdem die behördlichen Erörterungen, soweit Richler bei der Leubsdorser Mordangclegenheit in Frage kommen konnte, eingestellt worden sind. Bom Stadtgemeinderath zu Rabenau wurde Ottomar von Kirchmann zum Sladtkassierer gewählt. Der hervorragenden Stellung, welche der in Dresden am 25. d. M. dahingeschiedene Kriegsminister, General der Kavallerie, Graf von Fabrice cinnahm, und der weit über die Grenzen unseres Landes rückhaltlos anerkannten Bedeutung des Staatsmannes und hohen Militärs entspricht auch die rege Theilnahme, welche der hohen Familie des Verschiedenen aus diesem Anlasse allenthalben bekundet wird. So hat Se. Majestät der Kaiser an die Gemahlin des Entschlafenen nachstehendes Beileidstelegramm gerichtet: „Mit innigster Be trübniß empfing ich Ihre Meldung von dem so unerwartetxn Hinjcheiden Ihres hochverdienten und von mir hochverehrten Galten. Empfangen Sie den Ausdruck meiner aufrichtigsten Theilnahme und meines wärmsten Mitgefühls." Außerdem sind Von zahlreichen Souveränen der befreundeten Staaten, von dem Fürsten Bismarck, von auswärtigen Gesandtschaften, Ministern und Offizieren Beileidstelegramme eingegangen. Auch seitens des österreichischen Hofes sind Kundgebungen der Theilnahme bei der trauernden Familie eingetroffen. Der Kommandant des Kaiserlichen Hauptquartiers, Generallieutenant v. Wittich, wird im Auftrage des Kaisers der Beijetzungsseier des Grasen von Fabrice beiwohnen, die am 1. Lsterfeierlage vor den Versichrungen und Verhetzungen sozialdemokratischer Agitatoren! Deshalb ergeht an alle Arbeitgeber unseres Vater landes, welche wünschen, daß die Heranwachsenden jugendlichen Arbeiter dermaleinst nützliche, zuverlässige Staatsbürger und acht bare, zu ihrem Berufe befähigte Männer werden, der Ausruf: Macht mit jedem, Ostern 1891 cintreienden jugendlichen Ar beiter einen Lehrvertrag, der etwa folgende Festsetzungen ent hält: I) Tie Tauer der Lehrzeit beträgt vier Jahre. Ter Lehrherr hat jedoch das Recht, den Lehrling jeder Zeit zu entlassen wegen Trägheit oder schlechten Betragens desselben. 2) Ter von dem Lehrling verdiente Lohn wird monatlich, jedoch nur an die Eltern des Lehrlings ausgezahli. 3) Von dem verdiente» Arbeitslohn des Lehrlings wird ein Zehntel als Lehrenischädigung einbchaltcn und abgezogen während der ersten drei Jahre der Lehrzeit. Dagegen erhält jeder Lehrling nach beendigter Lehrzeit, außer eurem ausführlichen Lchrzeugniß, bei guter Führung eine Prämie in der Form eines Spar kassenbuches über 30 bis 50 Mark je nach seiner Würdigkeit und seinen Leistungen. 4) Dem Lehrling ist verboten: Rauchen, Schnapsgcnuß, WirthshauSbesuch, sowie die Mitgliedschaft irgendwelcher Vereine ohne ausdrückliche Genehmigung des Lehrherrn. Diese Bestimmungen haben sich in der Praxis bewährt und können deshalb allgemein empfohlen werden. Besonders hat sich die Prämie für gute Führung als ein guter Antrieb erwiesen. Möge jeder Arbeitgeber, der jugendliche Arbeiter beschäftigt, stets seiner Pflicht eingedenk sein, daß er zu seinen, Theile mitwirken muß, diese Jugend zu erziehen und vor sozialdemokratischen Verirrungen zu bewahren. Es ist eine betrübende Thatsache, daß unter den jugendlichen Arbeitern Zügellosigkeit und leichtsinniger Lebenswandel immer mehr um sich greisen. Eine zügellose gewerbliche Jugend ist der Nährboden der Sozialdemokratie, und hier an der Wurzel muß der Kampf gegen die Umsturzpartci von Jedem, der dazu berufen ist, in seinem Wirkungskreise gesührt werden!" — Erledigt r die 2. ständige Lchrerstelle in Hormersdorf. Kollator: das Kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 900 Mk. Gehalt, 54 Ml. Honorar für Turnunterricht im Sommerhalbjahre und voraussichtlich noch auf längere Zeil 144 Mk. Honorar für 4 wöchentliche Ueberstunden, sowie freie Wohnung und Gartengenuß. Gesuche sind bis zum 18. April an den Kgl. Bezirksschulinspektor Schulrach Saupe in Chemnitz einzureichen; — die ständige Lehrerstelle in Hoheneck. Kvllator: das Kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 900 Mk. vom Schuldienst, 41 Mk. vom Kirchendienst und freie Amts wohnung mit Gartengenuß, sowie 72 Mk. für den Fort- bildungsschulunterricht. Bei befriedigenden Leistungen nach Verlaus eines Jahres eine unwiderrufliche persönliche Zulage von 100 Mk. Gesuche sind bis zum 13. April an den Kgl. Bezirksschulinspektor Schulrath Saupe in Chemnitz einzureichen; — die Ncbenschulstelle in Seerhausen bei Riesa. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen, außer freier Wohnung, 900 Mk. Gehalt, 72 Mk. für den Unterricht in der Fort bildungsschule, 18 Mk. für Turnunterricht und 35 Mk. für den Kirchendienst in der dortigen Kapelle. Gesuche sind bis zum 13. April bei dein Kgl. Bezirksschulinspektor Eger in Oschatz einzureichcn; — die 3. neuerrichtete, ständige Lehrer stelle an der Kirchschule zu Gclenau. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Ein kommen: SOO Mk. Gehalt, 100 Mk. persönliche Zulage, eventuell 184 Mk. für Ueberstunden, sowie freie Wohnung im Schul hause. Die Gemeinde Gelcnau zählt über 5000 Einwohner und hat daher die Alierszulagen nach den höheren Sätzen zu gewähren. Gesuche sind bis 15. April an Schulrath vr. Spieß in Annaberg einzureichcn. — Stadttheater. Am Donnerstag, den 2. d. M-, trifft Herr Direktor Heinrich Hohl, von Liegnitz kommend, mit einem künstlerisch geschulten Theaterpersonal hier ein, um am Sonn tag, den 5. d. M., eine Theatersaison zu eröffnen, der vielfach mit Spannung enlgegengesehcn wird. Das Personal besteht aus den Herren: Munkwitz, Vigner, Hochberg, Häusler, Bößörmöny, Jördens, Hilden, Spannaus, Lindner, Kirchhoff, Reichert, Regiment, Tegeder, Grahn und Löbel, den Damen: Frl. Fornau, Frl. Riska, Frl. Kattner, Frl. Ullrich, Frl. Herold, Frau Munkwitz, Frau Pfeiffer, Frl. Reichen, Frl. Astors, Frl. Paul, Frl. Brünning und Frl. Themme. Tic von Herrn Direktor Hohl für die bevorstehende Saison erworbenen Novi täten sind: „Das verlorene Paradies", Schauspiel von Fulda, „Das zweite Gesicht", Lustspiel von Blumenthal, „Pension Scholler", Lustspiel-Posse von Caufs, „Der rechte Schlüssel", Volksstück von Stahl, „Generalfeldoberst", Trauerspiel von Wildenbruch, „Sic wird geküßt", Lustspiel von Eschstrulh und Andersen, „Die Frau vom Meere",' Schauspiel von Ibsen, „Zwei Rosen", Lustspiel von Pohl, „Falb'scheTagc", Lustspiel von Rosen, „Der Uiiterstaatssekretär", Lustspiel von Wilbrandt, „Terfflinger, oder: Von der Memel bis über den Rhein", von Hans von der Mark, und „Die Kinder der Excellenz", Lust spiel von Wolzogcn und Schumann. Den Vertrag über „Sodom's Ende" hat Herr Direktor Hohl nach den mit dem Werke gemachten Erfahrungen rückgängig gemacht. Kämmcröwalvc, 26. März. Der hiesigen gemein samen Ortskrankenkasse, welche außer Kämmerswalde mitNeu- wcrnsdorf, Rauschenbach und Deutsch-Georgenthal auch die Orte Clausnitz und Fricdebach umsaßt, gehörten am Schluffe des Jahres 1890 352 männliche und 160 weibliche Mitglieder an. Erkrankungsfälle waren im vergangenen Jahre zu ver zeichnen 193 bei männlichen, 101 bei weiblichen Mitgliedern, Krankheitstage 1547 bei männlichen, 1028 bei weiblichen und 2 Sterbesälle bei männlichen Mitgliedern. Die Einnahme be trug 9,71 Mk. Kassenbestand am 1. Januar 1890, 113,89 Mk. Zinsen von Kapitalien, 127,35 Ml. Eintrittsgelder, 5505,61 Mk. Beiträge der Mitglieder und 24,55 Ml. sonstige Einnahmen, in Summa 5781,11 Mk. Die Ausgaben beliefen sich auf 2498,55 Mk. sür ärztliche Behandlung, 906,82 Mk. sür Arznei rc., 1178 Mk. Krankengelder, 6,30 Mk. Unterstützungen an Wöchnerinnen, 52 Mk. Sterbegelder, 227,10 Mk. Kur- und Verpflegungskosten an Krankenanstalten, 2,88 Mk. zurück gezahlte Beiträge und Eintrittsgelder, 113,89 Mk. für Kapital anlage, 670,66 Mk. persönliche und 124,91 Mk. sächliche Ver waltungsausgaben, in Summa 5781,11 Mk. Das Gesammt- vermögen der Kasse besteht in 3368,14 Mk. Spareinlagen, wo von 2642,43 Ml. dem Rcservesond überwiesen worden sinv. Neuhausen, 27. März. Tie mehrfach verbreitete heitSstoff hat sich an die Decke, die Wände und die Tapeten gesetzt; nach der Genesung oder dem Tode des Kranken hat die Familie vielleicht die Einthcilung der Zimmer verändert, das gewesene Krankenzimmer jedoch nicht genügend gereinigt, und so hastet der ansteckende Stoff noch darin. Da eine solche Mög lichkeit in vielen Wohnungen vorliegen kann, so sollte man beim Einzug in eine neue Wohnung nie versäumen, wenigstens die Schlafzimmer zu desinfiziren. Nachdem die Zimmer gelüftet, der Ofen ausgeräumt, Decke und Wände abgesegl und die Ta pete mit einem Tuch oder noch bester mit Brot abgerieben wor den, werden Fenster und Thüren fest geschlossen, die Schlüssel löcher verstopft und hierauf einige Schwefelspäne in einem Eim r an Draht hängend, angezünvet. Nach mehreren Stunden wird das Zimmer wieder geöffnet und gelüftet. Nun macht man bei offenem Fenster im Ofen ein Holzseuer, läßt di« Thür desselben ausstehen und wirft einen gehäuften Löffel voll Wachholderdeeren körner in das brennende Feuer. Dadurch wird die verdorbene Luft und aller Geruch aufs Schnellste entsühn. Bei geöffnetem Fenster vollendet man nun die Reinigung deS Zimmers, wäscht olles Holzgesims mit Wasser und Salmiak ab und bürstet den Boden mit wiederholt erneuertem Wasser. Auf diese Weise ist das Zimmer nicht nur gründlich gereinigt, sondern auch von allen etwa darin gewesenen Krankheitsstoffen desinfizirt, und die sorgsame Hausfrau vermag jetzt beruhigt mit ihren Lieben einzuziehen. — Tonderzüge. Zur ordnungsmäßigen Bewältigung des Osterfest-Verkehrs werden aus der Chemnitzer Linie fol gende Sonderzüge verkehren: Am 28. März von Dresden dis Chemnitz gehend, in Freiberg 415—4.20 Nachmittags, 9.7—9.11 Abends. Von Zwickau bis Dresden, in Freiberg 5.20—5.24 Nachm.; von Chemnitz bis Dresden, in Freiberg 9 37—9.44 Abends. Am 29. März von Freiberg 5.35 früh bis Dresden. Am 30. März von Freiberg bis Dresden früh 5.35, von Freiberg bis Tharandt Nachmittags 5.44, von Frei berg bis Dresden Abends 9.24. Tie an diesem Tage in Rich tung von Dresden kommenden Sonderzüge verkehren nur bis Freiberg und langen hier 4.30 Nachmittags und 9.8 Abends an. Am 31. März von Dresden bis Chemnitz gehend, in Freiberg 4.15—4.20 Nachmittags, 9.7—9.11 Abends. Von Zwickau bis Dresden, in Freiberg 5 20—5.24 Stachmittags. Von Chemnitz bis Dresden, in Freiberg 9.37—9.44 Abends. Endlich am 1. April von Dresden bis Chemnitz verkehrend, in Freiberg 4 15—4.20 Nachmittags und 9.7—9.11 Abends. Von Zwickau bis Dresden gehend, in Freiberg 5.20—5.24; von Chemnitz bis Dresden, in Freiberg 9.37—9.44 Abends. Cämmtliche Sonderzüge gehen sonach als sogenannte Vorläuscr- oder Nachläuscrzügc zu den fahrplanmäßigen Zügen, sie haben Haltezeit auf allen Stationen und Haltestellen der Linie und die gewöhnlichen Fahrkarten berechtigen zur Mitsahrt. — Das Vcrzeichniß über die im letzten Viertel des Jahres 1890 im Bereiche der sächsisch«« Staatsbahnen aufge- sundencn und seither nicht zurückgejorderten Gegenstände ent hält 243 einzelne Nummern mit über 1300 verschiedenen Ge genständen. An Kleidungsstücken sind vertreten: 1 Kaiscr- mantel, 3 Winterüberzieher, 2 Sommerüberzieher, 2 Herren jacketts, 4 Herren-, 3 Unter-Beinkleider, 3 Westen, 1 Tamen- regcnmantel, 2 Schulterlragen, 1 Kindermänielchen, 1 Fraucn- rock, 3 Frauenjacken, 7 Schürzen, etliche Hemden, 52 Hocken und Papierpakcte, sowie 1 neuer großer Reisesack, Kleidungs stücke und Wäsche enthaltend, über 100 Hüte nnd Mützen, 15 Umschlagctücher, 15 gehäkelte Tücher, 7 Kopftücher und Kopf hüllen, 2 Chenille-, 6 seidene Tücher, 11 Herrenshawltücher, 1 Palet neue dergleichen, ferner 2 Plüschreisedecken, 1 braune, wollene Kamcelhaardeckcn, 4 Pferdedecken,^ Handkoffer mit einem Gehrock und etlicher seiner Wäsche, Taschen mit und ohne Inhalt, unechte Schmucksachen, 1 Wecker in Etui, gegen 300 verschiedene Schirme, außerdem Pelzmüfse, Pelzkragen u. s. w., serner 2 Operngläser in Etuis, 1 Brosche mit Perlen, mehrere Armbänder, 1 grüner Beutel mit 2 goldenen Ringen, Ketten, Ringe, 2 Uhien und eine Anzahl Portemonnaies mit kleineren Geldbeträgen. — Zur Lehrlingshaltung. Das „Oucdlinburgcr Krcisblatt" veröffentlicht den folgenden „Aufruf an die Arbeit geber": „Ostern steht vor der Thür und damit der Termin, der Tausende von Jünglinge» dem gewerblichen Leben zusührt. Angesichts der immer mehr um sich greifenden unheilvollen Thätigkeit und Verbreitung der Sozialdemokratie ist es die Pflicht jedes einzelnen Arbeitgebers, zu seinem Theile dazu beizutragen und zu Helsen, daß die gewerbliche Jugend in der Zucht einer ordentlichen Lehre aufwächst und bewährt wird Mittags 1 Uhr erfolgt. Der große Saal im Ministerhotel am der Seestraße ist als Trauerkapclle durch die „Pietät" hcrge» ricktet worden. Der Altar, von hohen Girandolen umgeben steht oberhalb des geschlossenen Metall-Prachtsarges von silber- grauer Farbe mit Goldverzierungen. Fünf Kissen enthalten die zahlreichen Orden des Entschlafenen. Hunderte von Lichtern, werden über die dreifache Pflanzen-Dekoration, die Hunderte von Lorbeerkränzen und Palmzweigen, sowie über die glänzende Trauerversammlung erstrahlen. Die Ausführung des Sarges aus dem Trauerhause wird durch die Parterrepforte der Süd seite des Ministerialgebäudes erfolgen und zur Einsetzung in den achtspännigen Galaleichenwagen der „Pietät" wird derselbe in den Garten einfahren. Der Leichenkondukt wird sich durch die Seestraße über den Altmarkt, durch die Köniz Johann- und Moritzstraße über den Neumarkt, durch die Augustusstraße, über den Schloßplatz, über die Augustusbrücke und den Neu städter Marktplatz, durch die Hauptstraße, Königsbrücker Straße, Bischofsweg, Konradstraße bis zum inneren Neustädter Friedhof bewegen. Es ist dies ein großer Weg, sodaß sich das Publikum in den vielen Straßen auf den Trottoirs aufstellen kann, ohne sich einem großen Gedränge auszusetzen. Die Seestraße wird vom Militär völlig abgesperrt sein, sodaß sich dort Niemand aufhalten kann. — Unter dem Ehrenvorsitz Sr. Königl. Hoheit >es Prinzen Friedrich August wurde dieser Tage im Gesell- chastssaale der Dresdner Kaufmannschaft eine vereinigte Aus- ächtsraths- und Vorstandssitzung des Exportvereins für das Königreich Sachsen abgehallen. Se. Königl. Hoheit, durch den Vorsitzenden des Vereins, Kommerzienrath Karl Lindemann, im Namen des Gesammlvorstandes begrüßt, wohnte der Sitzung, in welcher vielfache den sächsischen Ausfuhrhandel betreffende interessante und wichtige Fragen zur Verhandlung gelangten, mit vieler Antheilnahme bis zum Schluffe bei. — Mit welcher Strenge jetzt die Militärbehörden bei Soldatenmißhandlungen Vorgehen, beweist die kürzlich erfolgte kriegsgerichtliche Abur- lheilung eines Sergeanten vom 2. Grenadier-Regiment Nr. 101. Derselbe hatte einem unbeholfenen Grenadier einige Püffe in den Rücken gegeben, als er denselben in das Hintere (dritte) Älied einreihle; er wurde deshalb mit einer Arreststrafe belegt, owie ungeachtet seiner bisherigen tadellosen Dienstzeit von acht Jahren entlassen. — Der Bankier Haase, welcher seiner Zeit von Dresden flüchtig wurde, ist in Wien von einem Dresdner Kriminalbeamten unter Beihilfe der dortigen Polizei estgenommen worden. Seine Auslieferung an das Dresdner Bericht dürste in nächster Zeit erfolgen. Von einem Bürger der Stadt Leipzig, der ungenannt zu bleiben wünschte, ging ein Geschenk von 3000 M. dem Vor- 'tand der Leipziger Beamlcn-Sterbekasse zu. — Zur Linderung von Nothständen in armen evangelischen Gemeinven Galiziens hat L- Momm in Forest bei Brüssel dem Zentralvorstand des evangelischen Vereins der Gustav-Adolph-Slistung zu Leipzig fünftausend Mark übersendet. — In einer an Rath und Stadt oerordnete zu Leipzig gerichteten Petition ersuchen Hofbuck bindermeister Gustav Fritzsche u. Gen. um Aufhebung der Doppelbesteuerung des Grundbesitzes im Stadtbezirke Leipzig. Das Petitum geht speziell dahin, die städtische Grundsteuer ganz auszuheben oder, dasern dies nicht möglich sein sollte,, diese nur nach dem Reinerträge des Grundstücks zn bemessen, die Kirchensteuern von den Grundstücken nicht mehr zu erheben und die Einguartierungslast durch eine den Leistungen ent sprechende Entschädigung aus der Stadtkasse zu mildern. — Der Vorstand des Vaterländischen Vereins gedenkt den von anderer Seite fallen gelassenen Plan einer Feier des 1. April, deS Geburtstages des Fürsten Bismarck, wieder aufzunehmen. Das „Leipz. Tageblatt" sagt darüber: „Es erscheint gerade gegenüber der Fluth von Angriffen, die jetzt auf diesen Mann gemacht werden, und gegenüber den übertriebenen Lobpreisungen, die Windthorst zu Theil geworden sind, nothwendig, daß auch Leipzig laut davon Zeugniß ablegt, daß cs der unvergäng lichen Verdienste des Fürsten Bismarck in unverminderter Dankbarkeit gedenkt. Die Feier soll am 1. April im großen Saal der Zentralhalle stattfinden." In Chemnitz gelang der Kriminalpolizei ein selten guter Fang, nämlich das Nest einer Gesellschaft von Paletotmardern auszunehmen, die gemeinschaftlich und Jeder auch auf eigene Rechnung eine lange Zeit hindurch zahlreiche dortige Restau rants und Lokale heimgesucht hatten. Das in Riesa erscheinende „Elbeblatt" schreibt: „Es war hohe Zeit, daß auf die Petition der 15 sogenannten „Höchstbe steuerten", welche gegen die Erbauung einer neuen Kaserne in Riesa gerichtet ist und in welcher die Königl. Kreishaupt- mannschaft gebeten wird, der Stadt Riesa zur Aufnahme einer neuen Anleihe die Genehmigung zu versagen, eine Kundgebung von anderer Seite, eine Gegenpetition aus den gewerblichen Kreisen hiesiger Stadt, aus der gesammten Bürgerschaft Riesas erfolgt ist. Diese Gegenpetition geht von dem Gewerbe- Verein, dem Bürgervereine und dem Hausbesitzervereine aus und hat bis heute bereits über 600 Unterschriften gefunden. In der Gegenpetition wird betont, daß man die Befchlüsse des Stadtraths und des Stadtverordneten - Kollegiums in der Kasernenbausrage voll und ganz billige, daß die finanziellen Verhältnisse der Stadt Riesa durchaus geordnete sind und zu Besürchtungen, wie sie in der ersten Petition ausgesprochen sind, keinen Anlaß geben. Es wird daher die Königl. Kreis hauptmannschaft gebeten, der Stadt Riesa die Genehmigung zur Aufnahme der erforderlichen Geldanleihe zu ertheilen, zu mal es sich hier um eine produktive Kapitalanlage handele nnd die Stadt durch die neue Garnison in jeder Beziehung nur gewinnen könne. Die Petition wird zunächst dem Kreisaus- schusse, dessen nächste Sitzung zu Anfang April stattfindet, zur Berathung und Beschlußfassung vorliegen." Die Apotheke in Wurzen ist sür 385000 Mk. verkauft worden. 1869 hatte sie 85000 Mk., 1883 156000 Mk., 1887 265000 Mk. gekostet. Der neue Besitzer muß allein zur Ver zinsung seines Anlagekapitals, abgesehen von den Betriebs- und anderen Unkosten jährlich etwa 18 000 M. Reingewinn erzielen. Am 1. Mai dieses Jahres wird der Regierungsassefsor„vr. Fraustadt die Stadt Born« verlassen, um einem Rufe nach Dresden als Hilfsarbeiter im Königl. Ministerium des Innern zu folgen. In der Nacht znm 26. März brannte in Mülsen St. MichtlN das Bauerngut des Oekonomen Albi» Paul gänz lich nieder. Das Vieh wurde mit Noth gerettet, alle übrige Habe aber vom Fcuer vernichtet. Wegen Verdachts der vorsätzlichen Brandstiftung wurde dis Ehefrau des Hoteliers Löwe zu Falkenstein i« B., dessen Hotel in der Stacht zum vorigen Sonntag vom Feuer zerstört worden ist, verhaftet und an das Amtsgericht eingeliesert.
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