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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 07.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188310074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18831007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18831007
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-10
- Tag 1883-10-07
-
Monat
1883-10
-
Jahr
1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 07.10.1883
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Gbe««1-er A»»etger «nd Stabtbote. Nr. VS. Sonntag, 7. Oktober. Seit« 2. alle diese Gerüchte mit der äußersten Borficht aufzunehmen. Nach einem neueren Telegramm ist Ferry durch den Präsidenten Grevy beauftragt worden, den Krieg-minister Thibaudin zur Einreichung sein ' EntlassungSgesucheS aufzufordern. Thibaudin (sprich Thibodäng) ist dieser Ausforderung, wie weiter verlautet, bereits nachgekommen. Thibaudin'S Collegenschaft war ohnehin eine Schmach für daS französische Gesammtministerium; denn bekanntlich hat derselbe 1870 als deutscher Kriegsgefangener sein Ehrenwort gebrochen und ist entflohen. Spanien. Die stürmischen Kundgebungen, welche dem spanischen Herrscher bei der Rückkehr von seinen jüngsten Reisen bereitet worden sind, gleichen einer einzigen, aber gewaltigen Demon stration gegen die dem König Alfonso zugefügten Beleidigungen. Sogar der Unterschied der Parteien tritt zurück vor dem Aufschwünge des nationalen Empfindens, das alle Spanier unter dem Eindrücke deS an der Seine Geschehenen solidarisch verbindet. Die Journale aller spanischen Parteischattirungen fahren fort, sich in schärfster Keife über die Pariser Zwischenfälle zu äußern und man wird an nehmen, daß die Madrider Presse in dieser Affaire nur das getreue Echo der öffentlichen Meinung sowohl der Hauptstadt wie nicht minder im ganzen Lande bildet. Anzuerkennen ist hierbei, daß die spanische Regierung mit Nachdruck allen versuchten antifranzösischen Kundgebungen, zu denen das beleidigte Nationalbcwußtsein der Spanier ja förmlich provocirt worden ist, entgegenwirkt und diese maßvolle und dabei kluge Haltung der Regierung des Königs Alfonso kann nicht verfehlen, ihr die lebhaften Sympathien des übrigen Europa's zuzuwenden. Balkanhalbinsel. Unter den Ereignissen auf der Balkan halbinsel nimmt noch immer der fast zu gleicher Zeit erfolgte Wechsel der Ministerien zu Belgrad und Sofia die Aufmerksamkeit am meisten in Anspruch. WaS die Vorgänge in Bulgarien anbelangt, welche zu der Demission der russischen „Ministergenerale" Soboleff und Kaulbars führten, so nimmt man jetzt an, daß hierdurch keinerlei Spannung zwischen Rußland und Bulgarien erzeugt worden sei, da die russischen Generäle ganz auf eigene Faust in Sofia gcwirthschaftet Me« und werde deren Treiben jetzt in Petersburg selbst gemiß- billigt. In Bezug auf den Ministerwechsel in Belgrad verlautet, daß derselbe durchaus ohne Einfluß auf die auswärtige Politik Serbiens bleiben werde. Der neue Ministerpräsident Christic steht politisch in schroffem Gegensatz zu den serbischen Radicalen, die das Heil ihres Landes nur in einer unbedingten Anlehnung an Rußland suchen und darf man deshalb erwarten, daß die auswärtige Politik Serbiens sich auch unter Christic nach der Seite der deutsch- österreichischen Allianz neigen wird. Im Uebrigen ist die serbische Skupschtina am Donnerstag wieder geschlossen worden, ohne eine be- merkenswerthe Action ins Werk gesetzt zu habe«. Skandinavien. Das Reichsgericht zu Christiama hat auf verlangen deS Bertheidigers des angeklagten Staatsministers Selmer die weitere Verhandlung auf den 19. October verschoben. Vgyplen. Sultan Abdul Hamid hat einen Commissar nach Egypten entsendet, um über die Lage in der aufftändischen Provinz Sudan Bericht nach Constantinopel zu erstatten. Nachrichten aus Chemnitz und Umgegend. — Der kgl. Schwurgerichtshof zu Chemnitz beginnt seine 4. diesjährige Sitzungsperiode am 12. November unter dem Vorsitze des Herrn LandgerichtSdirector Göhler. Die Sitzungen werden jedenfalls 2 volle Wochen andauern. — Der Osterländische Verband Arendsscher Steno graphen hält morgen Sonntag hier seinen Verbandstag ab (siehe betr. Inserat). Der hiesige Arendssche Stenographen-Verein, welcher dem Verbände seit Kurzem angehört, hat seit dem im August beendeten CursuS einen bedeutenden Zuwachs erhalten und «öffnete gestern Freitag einen neuen Cursus mit sehr starker Betheiligung. Die Sitz ungen des Vereins finden jetzt regelmäßig Mittwochs Abends in Polsters Restauration, Jvhannisplatz, statt. — In der am 8. dss. Mts. stattgefundenen Monatsversammlung deS Verein- selbstständiger Miether wurde eine größere An zahl Aufnahmen neuer Mitglieder, sowie die juristische Beantwortung einer in voriger Monatsversammlung gestellten Frage bekannt gegeben und sodann der Frage über Betheiligung des Vereins an der Stadt verordnetenwahl-Agitation näher getreten Nach längerer Debatte, in welcher allseitig die Zweckmäßigkeit einer Betheiligung an dieser Agi tation anerkannt wurde, beschloß man, dieses Jahr von einer gemein schaftlichen, wie selbstständigen Agitation noch abzusehen. Die im Fragekasten befindlichen zwei Zettel wurden durch Ueberweisung an den Vorstand bez. sofortige Beantwortung erledigt. — Nachdem bei den hiesigen Volksschulen mit heute die Michaelisferien zu Ende gehen, beginnt von morgen an der Vor mittagsunterricht erst um 8 Uhr. — In die Deutsche Reichsfechtschule ist ein bedauerlicher Zwiespalt gekommen, hervorgerufen durch eigenmächtiges Handeln der Verbands-Oberleitung in Magdeburg, welche trotz der gefaßten Be schlüsse nicht sämmtliche gesammelten Gelder nach Lahr (in Baden), wo das erste RcichswaisenhauS aus den Erträgnissen der Reichsfecht- schul-Sammlungen erbaut werden soll, ablieferte, sondern die Gelder einfach zurückbehiclt. Da das hierdurch entstandene Zerwürfniß in der am 15. und 16. September d. I. in Magdeburg abgchaltenen VerwaltungSraths-Sitzung nicht beseitigt werden konnte, dasselbe sich im Gcgcntheil noch verschärfte, so haben sich die Verbandsschulcn von Chemnitz und Leipzig vom Gesammtverband getrennt und be schlossen, einen selbstständigen „Verband Leipzig-Chemnitz" zu begründen, welcher alle eingehenden Gelder direct nach Lahr sendet, bis das erste Waisenhaus daselbst fertig dasteht. —* Gestern Abend gegen 8 Uhr erschien auf der Polizeiwache ein schon oft bestrafter Former von hier und erklärte, er habe für einen hiesigen Grünwaarenhändler 4 Mark eincassirt und zu seinem Nutzen verwendet. Er habe sich seit vier Wochen arbeitslos umhcr- getrieben und habe diese Lebensweise nun satt, weshalb er sich selbst zur Bestrafung bez. Versorgung stelle. Da »ach staltgesundcncn Er örterungen diese Angaben auf Wahrheit beruhten, wurde der noch junge Mann der zuständigen Behörde zngeführt. *— Vor einigen Tagen Nachts wurde in den Anlagen am Beckerdenkmal unter einer Bank eine Spciscnmcnage mit 'gläsernen Salz-, Pfeffer- und Senfbüchsen, wie sie häufig in den Restaurationen geführt werden, aufgefundcn. Jedenfalls hat dieselbe Jemand aus einer Restauration mitgenommen und dann ans Furcht vor Ent deckung dorthin gestellt. Der Eigenthümcr dieser Menage hat sich bis jetzt noch nicht gesunden. —* Tie hiesige Criminalpolizei hat kürzlich wieder einen guten Fang gemacht. Es sind in den jüngst vergangenen Wochen in Röhrsdorf, Löbenhain, Klaffenbach und Ancrswalde Diebstähle ver übt worden, und zwar wurden verschiedene Schmncksachcn, Ubrcn, Ketten und Ringe, sowie in einem Falle auch eine Quantität Fleisch und Wurst, am zuletzt genannten Ort aber am 6. ds. einer Gulsbcsitzcrswittwc ans einer Chatulle aus der Qbcrstubc 2654 Mark,! gestohlen. In allen Fällen lenkte sich der Verdacht auf zwei Unbe kannte, welche jedesmal in der Nähe der Thatortc gesehen worden Waren. Diese beiden Unbekannten sind hier ermittelt morden und zwar sind cS ein paar Brüder aus Ernstthal, welche seit längerer Zeit hier wohnhaft sind. Bei denselben wurden auch die meisten Diebstahlsobjecte, darunter auch noch über 2500 Mark von dem zuletzt gestohlenen Gelde gefunden. Die sauberen Brüder find gestern der Justizbehörde zugeführt worden. — Die Dampf- und Spinnerei-Maschinenfabrik (Wiede) Chemnitz hat ihren Geschäftsbericht für das Jahr 1882 83 veröffentlicht. Es heißt darin: Neben der bedeutenderen Leistung fei größeres Risiko und geringerer Gewinn zu konstatiren. Trotzdem ist die Lage so, daß 4 Proc. Dividende trotz der hohen Abschreibung mit 102,975 Mk. verbleiben. Der Betriebsfond steht abermals ge- krästigt mit 721,000 Mk. an, und die Aufträge pro 1883/84 liegen mit 315,000 Mk. schon vor. Also ist das seit 1873 wenig günstige Geschäft zur schönen Entfaltung gelangt. — In Herrn Eduard Winter's Bierstube ist jetzt zu freier Ansicht ein Bierapparat ausgestellt, der mittels flüssiger Kohlensäure arbeitet, wodurch das Bier bis auf den letzten Tropfen frisch und wohlschmeckend bleibt, was Biertrinker dort am leichtesten ergründen können. — Stadttheater. Am Dienstag den 9. d. M. geht tm Stadttheater zum ersten Male Fedora, Drama in 4 Acten von Victorien Sardou, deutsch von Paul Lindau in Scene Fedora ist eines der bedeutendsten Werke Sardoüs, ja der Stoff und die Behandlung desselben «öffneten ihm die, dem sonstigen so genannten französischen Sittendrama streng verschlossenen Pforten des Wiener Hofburgtheaters. Dem Beispiele Wiens folgen alle ersten Stadttheater Deutschlands und eine große Anzahl Hoftheater. Fedora ist eben ein so ganz anderes Stück als wir es sonst von dem genialen Franzosen gewohnt find. Die Handlung von Fedora bewegt sich in den nihilistischen Kreisen der Russischen Gesellschaft in Paris, und gewinnt schon dadurch von vornherein daS Interesse des Hörers. Aber abgesehen von der hochinteressanten Rarität, gewinnt die Dienstag-Vorstellung noch durch das erstmalige Auftreten der Frau Director Schindler-Heuser eine ganz besondere Anziehungskraft. Es geht dieser Künstlerin ein ganz vortrefflicher Ruf voran, »nd wenn auch Director Schindler ein completes Personal für jedes Genre der Schauspielkunst engagirt hat, so dürfte das Auftreten seiner Gattin doch stets nach Allem, was wir hören, die erhöhte Aufmerksamkeit des Publikums erregen. Fedora bietet reichlich einer Künstlerin Ge legenheit, sich in glänzendem Lichte zu zeigen, aber es enthält auch zugleich eine Anzahl anderer hochinteressanter Charactere, verbunden mit prächtiger Scenerie und Ausstattung. Schon in voriger Saison beabsichtigte Director Schönerstädt Fedora mit Frau Bognar zu geben, unterließ dieses jedoch der bedeutenden Kosten wegen, die das Stück verursacht. Wir haben uns überzeugt, daß Director Schindler weder Mühe noch Kosten scheut, dem hiesigen Publikum möglichst vor treffliche Vorstellungen zu bieten, wünschen wir, daß Fedora alle Hoffnungen rechtfertigt. — Diebstahl. Aus der Knechtekammer des Lehngerichts zu Reichenbrand sind einem Dienstknecht fast alle Kleider im Werthe von ca. 60 Mark gestohlen worden. —* In einem hiesigen Hotel wurde vorvergangene Nacht einem Fremden aus dem Zimmer, welches er vergessen hatte zu verschließen, eine goldene Uhr nebst Kette im Werthe von 250 Mark gestohlen. Uhr wie Kette wurde am Morgen im Apartement, ein jedes für sich versteckt aufgefunden. Wie wir hören ist ein dieses Diebstahls dringend verdächtiger Mensch festgenommcn worden. — Im benachbarten Auerswalde wurde am Mittwoch am Hellen Tage ein äußerst frecher Diebstahl ausgeführt. Während die Gutsbesitzerin Frau verw. Saupe auf kurze Zeit nach dem Felde gegangen war, um ihre Leute zu controliren, ist im l. Stockwerk eingebrochen und aus sicherem Verschluß heraus die Summe von etwa 3000 Mk. baaren Geldes, welches für verkaufte Gegenstände eben eingcgangen war und zum Fortschaffen bereit lag, nebst einigen Ringen rc. gestohlen worden. — Gestern Abend ging uns die Meldung zu: der Hedwig - schacht bei Oelsnitz iE. brenne. Das Feuer schlüge hoch ans dem Schachte heraus. Sämmtliche ungefahrnen Bergleute seien durch den Friedensschacht gerettet. Weitere Nachrichten stehen noch aus. — AuS dem Erzgebirge wird mitgetheilt, daß am 4. Octo ber Abends und bis zum andern Tag der erste Schnee gefallen ist und das Gebirge in seinen weißen Mantel gehüllt hat. Aller dings macht sich der Winter dies Jahr etwas zu früh bemerkbar, denn im Erzgebirge hat die Kartoffelernte erst begonnen und ist im oberen Gebirge die befriedigende Getreideernte noch nicht beendet. Sächfifvres. — Dresden. Frau Louise Hartmann, die Gattin des ehe maligen Theaterreferenten der „Dresdner Nachr.," Ludwig Hartmann, wurde am Mittwoch vom Schöffengericht hier zu 300 Mark Geld strafe eventuell 1 Monat Gefängniß verurtheilt, weil sie öffentlich geäußert hatte: die Gattin des Kammersängers Bulß sei eine Laden- dicbin, wofür jedoch kein Beweis zu erbringen war. — Seitens der Stadt Mittweida wurde am Tage der Ent hüllung des Niederwald-Denkmals dem Schöpfer des Denkmals und Ehrenbürger der Stadt, Herrn Professor vr. Johannes Schilling, an seinem, jetzt dem Or. Zschimm« gehörigen Geburtshaus eine eiserne Gedenktafel mit goldener Inschrift geweiht. Die Inschrift lautet: „In diesem Hanse wurde am 23. Juni 1828 Johannes Schilling geboren." — Auf Hennersdorf er Flur bei Schellcnberg ist in vorig« Woche von einem Jagdbcrechtigten ein Steinadler geschossen worden. Das erlegte Exemplar dieses hier höchst selten vorkommendcn Raub vogels mißt in ausgespannter Flügelbreitc ca. 3 Ellen. — Fenersbrunst. In Fichtigsthal bei Limbach brannte am Mittwoch Nachmittag das Gebaucrsche Gut nieder. Entstehungs ursache unbekannt. Mobiliar versichert. — Am Montag langten auf dem Zschopauer Bahnhof drei für die Gemeinde Wcißbach bestimmte neue Kirchcnglockcn an. Dieselben wurden von hier aus unter Begleitung eines imposanten, von mehreren Vereinen mit ihren Fahnen und einer Anzahl Reiter gebildeten Zuges festlich bekränzt mittelst Wagens nach dem Orte ihrer Bestimmung gebracht. Die Weihe der neuen Glocken soll nächsten Sonntag, am Kirmcsseste, stattfindcn. — Selbstmorde. In N ie der sch i ndmaas bei Glauchau erhängte sich der Viehhändler Heft. — In Grimma ist für das daselbst zu errichtende Lutherdc nks- mal durch freiwillige Beiträge der Bürgerschaft bereits die Summe von 1322 M. gesammelt wordcu. Auch in Frciberg und Anna- b erg geht man mit Errichtung von Lulhcrdenkmälern rüstig vorwärts. — In Lin de nau verunglückte der Dienstknecht eines Fuhr- werksbesitzcrs dadurch, daß er während des Fahrens absteigcn wollte, dabei ausrutschte und unter die Räder kam, welche ihm über den linken Oberschenkel und über den Unterleib gingen. Zwar noch lebend, aber sehr schwer verletzt, ward der Unglückliche ins Kranken haus geschafft. — Aus bis heute frny waren in unierer Ladt gegen GertchtShalle. —tr. Strafkammer II vom 4 October. Die Dienstmagd Henriette Auguste Dobraschütz, zuletzt in Jahnsdorf aufhältlich (ein schon viel- fach, darunter mit Zuchthaus vorbestraftes Frauenzimmer) war des Dieb stahls, der Unterschlagung und de» Betrugs angeklagt. Nachdem sie aus der Strafanstalt Hohneck entlassen worden war, kam sie am 6 Juli d. I zu dem Gutsbesitzer G. in Jahnsdorf, um bei demselben in Dienst zu treten. Sie wurde gemiethet nnd erhielt 3 Mark Draufgeld cingehändigt. Doch schon nach einigen Stunden entfcnite sie sich wieder aus Nimmerwiedersehn. So dann trat sie bei einer Frau M- in den Dienst, aber auch nur, um zu steh len, denn sie entwendete in der Nacht vom 6. zum 7. Juli d I. verschiedene Sachen und entfernte sich sodann unter Mitnahme eines ihr geliehenen Kopftuches. Die Dobraschütz stellte zwar das ihr Beigemessene entschieden in Abrede, doch wurde sie der ihr zur Last gelegten Verbrechen für schuldig er achtet und zu 1 Jahr 3 Monaten 3 Tagen Zuchthaus und Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt. Die Handarbeiter Carl August Heymann auSAnnaberg (1337 ge boren und wiederholt vorbestraft) und Carl Heinrich Gläser daher (1857 geboren und nicht weniger als IS Mal vorbestraft), waren des in Gemein schaft verübten Diebstahls und bez. des Betrugs, sowie des Bettelns angeklagt. Am 3. Juli d. I. zogen sie in Gesellschaft eines Dritten, eines Handwerks burschen, aus Nnnaberg hinaus. Der Handwerksbursche war durch den Genuß einer größere» Portion Fusel betrunken und müde geworden, weshalb er sich in einen Straßengraben legte, wo er einschlief. Heymann und Gläser gaben sich Mühe, den versoffenen Urian zu wecken, als ihnen dies aber nicht gelang, eignete Gläser sich auch noch die wenigen Lumpen an, die der Handwerks bursche als nothwendiges Uebel bisher mit sich herumgeschleppt hatte, Hey mann mußte seinen Sack öffnen und Gläser steckte die fast werthlosen Sachen in denselben Ferner hat Gläser am 9. Juli d. I. gebettelt und am 19. Juli einen Restaurateur um eine Zeche in Höhe von 2 Mk. betrogen. Heute gab Hcymann an, daß er am Diebstahl nicht theilgenommen, vielmehr Gläser abgerathen habe, dem Handwerksburschen die wenigen Sachen zu entwenden. Gläser bestätigte auch diese Angabe Heyman's, im Uebrigen war er des ihm Beigemessenengeständig. Heymann wurde sreigesprochen, während Gläser 6 Monate 3 Tage Gefängniß, 2 Wochen Haft, 3 Jahre Ehrverlust und die Ueberweisung an die Landespolizeibehörde zuerkannt erhielt. Der Kaufmann Gustav Epstein aus Basel (185» geboren uud noch nicht vorbestraft) stand heute unter der Anklage des Betrugs Es wurde die Verhandlung jedoch mitten in der Beweisaufnahme abgebroiben, da sich die völlige Unschuld deS Angeklagten ergab. Derselbe wurde freigesprochen. Der Feuermann Friedrich August Heister aus Hartmannsdorf (1832 geboren und schon vielfach, darunter mit Zuchthaus vorbestraft) war angeklagt und geständig, der Materialwaarenhändlerin LiPPold in Limbach aus einem offenen Geldkasten ein Portemonnaie mit 40 Mk Geld gestohlen zu haben. Er wurde zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus, 4 Jahren Ehrverlust und zur Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt. Strafkammer I vom 4 October. Die Dienstmagd Alma Pauline Schuster aus Unterblauenthal (1864 geboren und mehrfach vorbestraft) war des im wiederholten Rückfälle verübten Diebstahls angeklagt Sie wurde für schuldig erachtet und zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Handarbeiter Ernst Juttus Rudolf aus Taura (1846 geboren und schon wiederholt vorbestraft) wurde wegen im Rückfälle verübten Dieb stahls mit 6 Monaten Gefängniß und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt- Der frühere Kellner Theodor Maximilian Wittig aus Zschopau (33 Jahre alt und schon vielfach vorbestraft) stand wegen Betrugs, Diebstahls, Unterschlagung, Hausfriedensbruchs, Excesses, Widerstands, Beamtenbeleidigung, Landzwangs, Bettelns, Verübung ruhestörenden Lärms u- s. w. unter An klage. Wittig ist ein unverbesserlicher Krakehler. Er wurde für schuldig erachtet und zu 4 Monaten 2 Wochen Gefängniß und 16 Tagen Haft verurtheilt. Strafkammer IV vom 5. October. Der Strumpfwirker Franz ulius Berthold aus Grü « a ist vom hiesigen Schöffengericht in der iitzung vom 25 Juli wegen einer Körperverletzung zu 10 Tagen Gefäng niß verurtheilt worden. Er legte hiergegen Berufung ein, die aber heute als unbegründet verworfen wurde. Die Handarbeiterin Dorothea Wilhelmine verw. Nietzel geb. Jäger auS Zschopau (47 Jahre alt und mehrere Male geringfügig vorbestraft) stand am 17. Juli d- I. vor dem Schöffengericht zu Augustusburg unter der An klage, am 11. Juni d- I. in Gemeinschaft mit noch zwei anderen Frauen aus dem sogenannten Bornwalde MooS und Preißclbeerkraut im Werthe von 50 Pf. gestohlen zu haben. Sie wurde, gleich den anderen Angeklagten — de» Forst-, sowie eines gemeinen Diebstahls sür schuldig erachtet und mit 6 Tagen Gefängniß belegt. Hiergegen wendete die verw. Nietzel Beru fung ein. Ihr Rechtsmittel wurde aber verworfen. Frau Jda Anna verehel Langer in Chemnitz stand am 23. Juni d. I. vor dem hiesigen Schöffengericht unter der Anklage, Frau Alwine verehel. Zimmermann hierselbst gegenüber einer dritten Person kurz vor Weih nachten v- I. durch Schimpfreden beleidigt zu haben. Die Beweisaufnahme lieferte jedoch für die Angaben der Privatklägerin nur ungenügendes Material und deshalb wurde die verehel. Langer unter Uebertragung der entstandenen Kosten auf die Privatklägerin freigesprochen. Letzterer war auch die Er stattung der der Privatangeklagten erwachsenen nothwendigen Auslagen zuer kannt worden. Hiergegen legte die verehel. Zimmermann Berufung ein, welche aber verworfen wurde, da auch die heutige Verhandlung den Gerichts hof nicht zu der Ueberzeuguug von der Schuld der Privatangeklagten gelangen ließ. Der Agent Philipp Schwauß aus Gablenz war am 11. Juli d. I. vor dem hiesigen Schöffengericht angeklagt, am 1. Pfingfiseiertage d. I. den Drechsler Eduard Langer in Gablenz durch Schimpfreden beleidigt zu haben. Er wurde des ihm Beigemessene» für schuldig erachtet und zu 10 Mark Geldstrafe, in die Prozcßkosten und zur Erstattung der dem Kläger erwachsenen nothwendigen Auslagen verurtheilt Hiergegen legte Schwauß Berufung ein, behauptend, daß er Langer nicht geschimpft habe, in welcher Angabe er auch von zwei von ihm vorgesührten Zeugen unterstützt wurde. Dennoch erfuhr sein Rechtsmittel Verwerfung, denn der Gerichtshof erachtete die Angaben der Entlastungszeugen nicht für so durchschlagend, daß durch sie die Aussagen der Belastungs-eugen entkräftet werden konnten. Lustspiel in 5 Aufzügen Stadttheater. Schauspiel. Freitag, 5. October „Minna von Barnhelm' von G. E- Lessing. Wahrlich, wennl dem Zuschauer! die Figuren des herrlichen, ächt nationalen Lustspiels in so frischer und lebenswarmcr Gestaltung entgegen- treten, wenn unter einer künstlerisch feinfühligen, umsichtigen und sorgsamen Bühnenleitung und Regie die Handlung sich so flott, rasch und lückenlos ab wickelt, wenn selbst feinere Finessen, historische Bezüge uud Bräuche aller Art in Costüm und Spiel pietätvoll und sicher zur Geltung kommen, dann ist es eine wahre Freude, ein ächtes nnd rechtes Behagen, sich dem Genuß einer solchen Darstellung hinzugebcn, »nd selbst der Gleichgültige, ja selbst der Gegner de? klassischen Stückes -- denn cs gicbt deren ja genug! — muß sich schließlich überwunden bekennen. Es ist uns früher zu oft die allzugroße Schärfe, Strenge und Rück sichtslosigkeit unserer Theatcrreferate vorgcworfe» worden. Wer aber Ge legenheit ninnnr, so manche frühere Vorführung auf unterer städtische» Bühne mit den sämmtl ichen bisherigen Vorführungen der Tirection Schindler zu vergleichen, der wird begreifen nnd es gerechtfertigt finden, daß wir ehedem öfters mit Fug rücksichtslos zu verdammen gezwungen waren und daß wir jetzt rückhaltlos für eine so erprobte und thalkrästige Leitung und Regie der Bühne eintreteu. Unser Standpunkt ist derselbe geblieben, — nur das Ob jekt der Beurtheilung ist in so erfreulicher Weife ein anderes geworden. Das aber muß ausgesprochen, deutlich und vernehmlich ausgesprochen werden einem Publikum gegenüber, das in seinem Besuch immer noch saumselig genug ist. Denn wenn die Direktion die Erfahrung machen muß, daß ihre redlichsten und wohlgemeintesten Bestrebungen so wenig Gegenliebe finden, dann muß sie kopfscheu und mnthlos werde». Und das lhäte uns und sicherlich mit »ns allen aufrichtigen Theaterfreunden leid! Und uu», nach dieser sehr nothwendigen Abschweifung noch kurz zur Sache. Auch den Einzeldarstellungen können wir. wie dem Gesammtspiel, fast durchweg verdiente Anerkennung zollen. Habe» dies doch schon die Zu schauer in so herzlicher und stürmischer Weise geihan, daß es die Mitspieler mit stolzer Genugihuung empfinden dursten. Uns ist wenigstens nicht er innerlich. daß die Stimmung des Publikums bei einer Aufführung des Lcssing schen Lustspiels je eine so angeregte, lach- und beisallslustige gewesen sei. Wie wußte auch Fräulein Winckler als Vertreterin der Titel rolle die sinnigcheilcre Anmuth und Grazie des äußeren Wesens mit der wohlihuenden Gcmülhsinnigkcit und dem sittlichen Adel des Herzens zu verbinden! Wie verstand sie es, durch herzlichen Humor und klares Ver- sländniß in Vortrag und Spiel das starre Vorurtheil und den engherzigen Ehrbegriff des Geliebten zu entwaffnen! Ta war jeder Zug durchdacht, r >L.. . m .gefühlt und gelebt, und nie vermißte man an dem dramatischen Gebilde -iu- Peing wirs unter.» L.ct. berichtet. Vom L.ien-tag Zauber echter Weiblichkeit, der diese Figur unscrm Herzen erst nahe e früh waren in unserer Ladt gegen 21 Offiziere aller j führen muü. 5tein war ein durchaus vornehmer, ritterlicher Tellheim, sein Waffen mit über eingnarlielt. Sie 40 Pferden und den dazu nöthigen Bedienungen > ^ . Herr ,. . . standen unter dem Eommandn des '"berit mm -viel zeugt- durchweg von teniem Verständnig: aber in den-ceucn. »I denen lianeen unicr oem Kommando des -v«,l t,-m ^ 's freien Raum geben muß, ivar der , innerlich hingebend, danplfignrc». i» Gestalt der Franziska ! und des Wachtmeisters, sind eine prächtige dramatische Vermittlung in Frl. ^ ^ " "ere mit ihrer liebenswürdigen die nie aus dem Rahmen Her der Planitz^ und sind auf einer Ticnstübungs- und Jnstruclwnrrcise ! „,,d dem imieren Impuls der Leidenschaft 'freie begriffen. Heute früh rückten dieselben in der Richtung nach Chemnitz > Darsteller etwas z» kalt und zu wenig inncrtie zu wieder ad. ! Die köstliche Parodie der beiden Hanplffgil !K^uhse und Herr» Brüggemann. Ersterc mit ihrer liebenswürdige» l Schelmerei »nd frische», kecken Natürlichkeit,
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