Volltext Seite (XML)
Schönburger Tageblatt und Filialen: in Bltstadtwal-endurg vei Her: Kaufmann Otto Förster; in Kämmte: bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchurr darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig be Frau Kaichnann Mar Härtig, Leipzigerstr. 163; in Rochsburg bet Herrn Paul Zehl; ir Wolkenburg bei Herrn Ernst Rüsche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirst«». Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nah Smm- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Rümmer bi« mittag« 12 Uhr. «« Abounemeutsprri» beträgt vierteljähr- Nch 1 Mk. LS Pf. Einzelne Nrn. 5 Ps. «aierate pro Zeil- 10 Pf., Einges. «0 Pf. Expedition: Waldenburg, Osergsste 2S1 Amtsblatt für den Stadtrach zu waidenbura I-»b.M°d°rh°in, N^r., Ob°rw,-r° öL?'i. L"LLchE^ Sänvafien, Wottönbupg unb Ziegelheim. onntag, den 18. April M7. .M 89. Witteruugsbericht, ausgenommen am 17. April, nachm. 4 Uhr. Zsrometerstauö 764 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud ch 13 ' 0. (Morgens 8 Uhr -f- 8°-> Feuchtigkeitsgehalt der Luft »ach Lambrechts Polymeter 48 '/». Thaupllttkt f- 2,s Arad. WittbrichtUttg: Südwest. DaherWttterNNEKUsstchtenfürdcnIL. Halbheiter bei wechselnder Bewölkung. Bekanntmachung, betreffend die Bekämpfung der Maikäferplage. Auf Anordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft Zwickau wird hiermit den Besitzern von Gärten, Baumschulen und Obstplantagen aufgegeben, i« -er Zweiten Hälfte des April Jahres die in ihren Anlagen auftretenden Maikäfer emzusammeln und zu vernichten. Zuwiderhandelnde werden mit Geldstrafe bis 30 Mk. ev. Haftstrafe bedroht. Waldenburg, den 15. April 1897. Der Stadtrat h. Kretschmer, Bürgermeister. 'Waldenburg, 17. April 1897. Zum Osterfest. Grün schimmert's in der Flur, hell leuchtet die Sonne am blauen Himmel und Frohsinn blickt aus vielen Tau send Augen! Das hat der Frühling gemacht, der sieg reich behauptet das Feld gegen den langen Winter, der aus trüben Tagen uns geführt hat zu sonnigen Wochen. Und in dieser linden Frühlingszeit wird das Herz so weit, der Geist jung und klar, und im tiefen Gemüth erklingen holde Weisen, die singen und sagen von des Allmächtigen Güte und Liebe, von der Befreiung von allen schweren Lasten, die uns ausbauen einen Tempel der Verheißung, ein Haus des Friedens. Ostern mit seinem hehren Schein strahlt hinein in die Frühlingswelt, Christ ist auserstanden! klingt es durch die erwachende Natur, predigt sie der nach himmlischer Labung dürsten den Menschheit. Osterfreude und Osterfriede künden der Frühlingssänger jubelnde Stimmen, Befreiung und Er lösung weist jetzt ein jedes Blättchen am Strauch, eine jede Knospe am Baum, eine jede Blüthe am Rain. Be freiung und Erlösung empfinden wir von winterlicher Beschwer, Befreiung und Erlösung empfinden wir in der Osterzeit von niederbcugenden Sorgen und auch von ver zehrenden Gedanken, die im Menschenleben leicht einen Sturm heraufzubeschwören verstehen, härter und herber als Wintersturm, die im Menschenherzcn eine Leere und eine Oede schaffen können, trostloser als Leere und Oede im eisigen Winter. So grüßen wir Ostern als einen Licht- und LebenSquell im lichtvollen Frühling, so feiern wir in unserem Osterfest den Sieg des Lebens, des Geistes und der Kraft, über den Tod. Das hohe Osterfest mit seinem Hellen und klaren Schimmer erweckt in uns leichtes und frohes Sinnen, das dem was sonst uns erfüllt, den Laufpaß giebt. Und eS ist eine Nothwendigkeit, uns doch für eine kurze Zeit spanne wieder Höherem und Erhebenderem zu widmen, als das ist was heute die Menschheit beherrscht. Hart ist die Zeit, schwer ist der erfolgreiche Wettbewerb auch für die redlichste Arbeit, spärlich ist der Lohn nach vielen mühevollen Jahren. DaS stimmt den Einen verdrossen, läßt ihn mißmuthig werden und führt sein Wünschen und Wähnen auf falsche Irrwege. In dem Anderen aber erweckt r« finsteren Trotz, daß er mit Allem hadert, in Jedem einen Schuldigen sucht für den Zwang und die Nothlage der Zeit, nur nicht in sich selbst, daß er sich selbst vermißt, allein ändern zu können, was doch Tausende und Abertausende verschuldet haben. Und weil der Lärm der Tage nicht deutlich werden läßt, was den Einzelnen beschwert, so kommt es auch, daß Manchem die Kraft versagt und er versinkt im Strudel der Zeit. Es grebt dann wohl ein Stutzen, aber gleich darauf rauscht des Lebens Gewoge wieder in alter Stärke, was hinuntergenssen ward m die Tiefe, ist vergessen. Vieles ist zur Besserung vorgeschlagen, von dem Vorgeschlagenen ist Manches in der Ausführung begonnen, Gesetze und Paragraphen sind geschaffen und freundliche Menschen regen thcilnehmend die Hände. Aber beim Hauptmittel fehlt es noch, und da helfen keine Gesetze und Para graphen, es fehlt in der Wandlung unseres Zeitgeistes. Dem Materiellen, Geld und Gut, gilt Alles, sür das Ideal, für das Schöne und Erhabene, bleibt nichts übrig. Wir erkennen zu unseren hohen Festen, daß wir auch an Anderem eine Herzensfreude haben können, als an Macht und Glanz und Geld, aber andere Tage und andere Ge danken. Hell umstrahlt uns das weihevolle Licht des Osterfestes, und doch folgt nur zu bald das kalte Einer lei späterer Wochen. Der Arbeit muß selbstverständlich ihr volles Recht sein, aber was wir als Erholung nach redlicher Arbeit uns gönnen, das sei nicht immer gesucht im Staub des Lebens, sondern in der lichten Höhe des menschlichen Geistes. Die Osterglocken klingen schallend durch'- deutsche Land, sie klopfen an die deutschen Herzen, Millionen feiern Ostern. Sie werfen einen Rückblick in diesen Tagen auf Vas, was vergangen, sie denken noch einmal daran, wie manches Ernste kam, und wie es doch mit Gottes gnä diger Hilse überwunden ward. Sie denken auch daran, was unserem deutschen Vaterland noth thut, um eS immer kräftiger und einiger erstehen zu lasten, und sie knüpfen daran herzliche Wünsche für die Zukunft. Aus der Nacht der Schwäche und Uneinigkeit ist machtvoll das neue Reich erstanden, wahren und wehren muß sich das deutsche Volk dagegen, daß den großen Thaten, die geleistet wur den, kleinliche Gedanken folgen. Und vor Allem ist darauf zu halten, daß die Heranwachsende Jugend, wenn sie ins selbständige Leben tritt, über schalen Genüssen der Gegenwart nicht die Thaten einer großen Vergangenheit vergißt. Das deutsche Volk hat keine heiligere und keine größere Aufgabe, als die, dafür zu sorgen, daß die deutsche Jugend so erzogen, so weitergebildet wird, daß sie be fähigt erscheint, all den Aufgaben zu entsprechen, die an sie herantreten. Diese Aufgaben werden nicht auSblciben, denn keinem Geschlecht entschwinden die Tage ohne harten Kampf, es braucht nicht immer ein solcher der Waffen zu sein, mit feindlichen Mächten, dann wird auch dem deutschen Volke wieder ein deutscher Volksfrühling, ein deutsches Fest deS Ostern kommen, wie wir 1870/71 es feierten. In diesen Erinnerungen, in diesen frohen Hoffnungen und Wünschen für die Zukunft wollen wir Ostern feiern. Es hat dem deutschen Vaterlande nie an Männern ge fehlt, die zur rechten Zeit das Rechte thaten, und auch das deutsche Volk hat im langen Lauf seines Lebens be wiesen, daß eS zäh ist und treu. DaS vor Kurzem ent hüllte gewaltige Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm l. zeigt, was treue Gewissenhaftigkeit zu leisten vermag, und wie der große Kaiser ein echter deutscher Mann war, so war er auch ein treuer Christ, der nie sich selbst erhebt ob seiner Erfolge, der seinen Lohn sieht im Erfolg seiner Arbeit. Schlicht und doch reizvoll schon geschmückt mit deS jungen Lenzes ersten Gaben bietet sich uns des Frühlings Fest, bietet sich uns das hohe Osterfest dar. Mit dankbarer Freude genießen wir die frohen Tage, mit herzlichem Empfinden freuen wir uns alles Schönen und Edlen und Guten! Und daß Osterfreude und Oster frieden fortwehen und fortwirken mögen, das ist unser Osterwunsch! Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser nahm Mittwoch Nachmittag die Meldung des Prinzen Ludwig von Bayern über den Stapellauf des neuen Kreuzers in Stettin entgegen. Zum Thee bei den Majestäten war Prinz Ludwig mit seiner Tochter Marie geladen. Abends 11 Uhr begrüßte der Kaiser in der russischen Botschaft den Großfürsten und die Großfürstin Wladimir, welche sich auf der Durchreise nach Schwerin zu den Beisetzungsfeierlichteiten befanden. Donnerstag früh nahmen beide Majestäten in der Kapelle des Palais Kaiser Wilhelm's I. das heilige Abendmahl. Den Rest des Tages verlebte das Kaiscrpaar in stiller Zurückgezogenheit, ebenso den Charfreitag. Es bestätigt sich, daß die Kaiserin mit ihren Kindern vom 15. Juli bis Ende August am Tegernsee in Oberbayern ver weilen wird. Der Kaiser hat für die Wiederherstellung der Kron berger historischen evangelischen Kirche ein Gnadengeschenk bis zu 20,000 Mk. bewilligt. Im Gefolge des Kaisers aus seiner Wiener Reise werden sich auch der Gesandte in Kopenhagen v. Kider- len-Wächter und der stellvertretende Leibarzt Or. Jl- berg befinden. Den Kaiser begrüßen konnten die italienischen Studenten bei ihrer Ankunft in Berlin. Als der Monarch von seinem Spazierritt aus dem Thiergarten nach dem kgl. Schlöffe zurückkehrte und die Linden pas- sirte, bogen auch die Wagen der italienischen Studenten in diesen Straßenzug ein. Der Kaiser befand sich etwa 200 Schritte hinter dem Kremserzuge, den er mit Inter- esse beobachtete. Erst als sich die Gefährte der Musen- söhnr an der Kaiser Wilhelmbrücke befanden, bemerkten die Studenten den Monarchen. Die Wagen hielten an, die italienischen Gäste sprangen von den Sitzen unv jubelten, stürmisch grüßend, Kaiser Wilhelm zu, der wiederholt freundlich und verbindlichst dankte. Fürst Bismarck ist Donnerstag zum ersten Mal seit Anfang Januar ausgcfahren. Prof. Schwcninger be gleitete ihn. Die Fahrt ging durch den Sachsenwald. DaS Aussehen des Fürsten ist in Anbetracht der über standenen schweren Krankheit ein sehr frisches. Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist von Baden-Baden aus, wo er die Osterfeiertage zu verleben gedachte, in Paris eingetroffen; hier weilt seine Gemahlin seit einigen Tagen. Der Ausflug hat selbstredend eine rein private Veranlassung. Auf die Wahrscheinlichkeit, ja selbst die Nothwendig keit eines Rücktrittes des Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe wird in verschiedenen Organen hingewiesen, da er seine Versprechungen, das Vereinsgesetz und die Militärstrafprozeßreform noch in dieser Session zur Vor- läge zu bringen, nicht erfüllen könne. Die „Nai -Ztg."