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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 18.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188311184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18831118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18831118
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-11
- Tag 1883-11-18
-
Monat
1883-11
-
Jahr
1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 18.11.1883
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MWWWWWWIWWWWM^WW WM Vrilage M ..Chemnihrr Adriger und Mdtbote". Nr. 102. — 3. Jahrgang. BerlagS-Expedition: Alexander Wiede, Buchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino) Sonntag, 18. November 1883. Humoristisch.satyrissh- Plauderei (Bon hier und dort). Wär' der Gedanke nicht so gar verwünscht gescheidt, Man wär' versucht, ihn herzlich dumm zu nennen Dieses Motto hätte der Verfasser des famosen Artikels getrost demselben voransetzen können, welcher jüngst in der „Lrwöo kranyaiso", einem gambettistischen Blatte, unter dem geheimniß. vollen Titel: „Der nächste Krieg 188..veröffentlicht worden ist. Der Artikel wird nicht nur in den militärischen Kreisen Deutsch, lands große Heiterkeit erregen, aber in Frankreich selbst wird er jedenfalls ein dankbares Publikum finden, denn er prophezeit nichts mehr und nichts weniger als die eklatante Niederlage der deutschen Barbaren im „nächsten Kriege" mit Frankreich. Der Herr Ver- fasser ist aber hierbei so vorsichtig, Rußland und die Türkei als Hie Miirten Frankreichs heranzuziehen. Unsere „Erbfreunde" im Osten- halten im Verein mit den Ungarn die Oesterreicher im Schach, wobei er also kaltblütig die russenfresserischen Magyaren mit einem Schlage in heißblütige Anhänger des Moskowiter- thums verwandelt. Den Heeren des Sultans theilt er die Auf gabe zu, die Serben und Rumänen, die Bundesgenossen der Deutschen, im Zaum zu halten, doch wird dies Alles nur mehr SU passant erzählt; das Glanz- und Prachtstück der „militärischen Studie" bildet vielmehr die Schilderung der gloriosen Kämpfe der Franzosen gegen die deutschen Heere; natürlich werden die letzteren tüchtig abgeklopft, sie verlieren auf dem westlichen Kriegstheater, welches sich von Lothringen bis nach Franken hineinerstreckt, alle Schlachten, auch die letzt« und Entscheidungsschlacht vor Würz bürg. Die mitkämpfenden süddeutschen Truppen ergreifen vor den siegreich anstürmentzrn Truppen das heilige Panier der Hasen und den Ausschlag giebt die brillante französische Artillerie. Triumphirend ziehen die Franzosen in Würzburg ein, wo ihnen der König von Preußen einen Waffenstillstand anbietet, den der französische Generalissimus auch acceptirt. Das Ende vom Liede ist, daß sich die Franzosen als Siegerpreis Elsaß-Lothringen wiederholen, während die Russen Ostpreußen in die Tasche stecken. — .„Mir wird von all dem Zeug so dumm, als ging mir ein Mühl rad im Kopf herum", ja, ja,' recht tolles Zeug hat da der Autor des deutsch-russisch-französischen Zukunftskrieges zusammenfabulirt, das Bündniß mit den Türken, die Freundschaft der Magyaren mit den Russen, das ewige Siegen der Franzosen, sowie die Flucht der Süddeutschen — das klingt alles einem deutschen Ohre ganz wunderbar, ganz „wie ein Märchen". Bei seinen Landsleuten -aber wird der Herr Verfasser sicher ein tiefes Verständniß für das Phantasiegemälde finden, das er vor ihren entzückten Augen entrollt und lustiger werden nun die Revanche-Fahmn flattern. Eines nur werden die französischen Leser nicht billigen, nämlich daß Frankreich sich großmüthigerweise nur mit Elsaß-Lothringen begnügen n ill; nun, dem Fehler kann ja leicht abgeholfen werden; der ingeniöse Verfasser braucht ja nur einen Nachtragskrieg folgen zu lassen, bei welchem Deutschland dann noch die Rheinpsalz, Rhcinbessen und vielleicht die halbe Rheinprovinz hergeben muß; so wird sich die Sache schon eher machen. O, wir armen Deutschen! Der Muffia»- in Servie«. In dem jungen Königreiche Serbien hat in den letzten acht Tagen ein Aufstand eine bedenkliche Rolle gespielt, worüber wir deshalb einen eingehenden Bericht nicht überflüssig halten, weil Serbien ein Theil des europäischen Orients ist, von wo aus sich schon mancher große Kriegsbrand entzündet hat. Bei dem serbi schen Ausstande muß auch im Voraus darauf aufmerksam gemacht werden, daß er keine einfache Militärrevolte oder kläglicher Putsch, sondern eine ernsthafte Insurrektion mit bedeutsamen politischem Hintergründe war. Die Gelegenheit zur Insurrektion gab aller dings die neue Verordnung der serbischen Regierung, wonach von jetzt an die serbischen Milizen (eine Art Landwehr) die Gewehre nicht mehr wie früher behalten, sondern nach beendigter Uebung in die königlichen Depots abgeben sollten. Hinter dieser Gelegen heitsursache steckte aber als Hauptgrund die politische Unzufrieden heit der serbischen Radikalen, welche sich aus wüthenden Demo kraten, Republikanern und Großserben zusammensetzen und von einem Könige von Serbien nur so lange etwas wissen wollen, als er ihren Plänen Vorschub leistet. Wäre es daher den serbischen Insurgenten gelungen, das Land für ihre Bestrebungen fortzu- re.ßen, so hätte in Serbien ein vollständiger politischer Umsturz mit unberechenbaren Folgen für die Ruhe im Orient stattgefunden Das haben aber die Truppen deS Königs durch rechtzeitige Nieder werfung des Aufstandes vereitelt und dadurch nicht nur der Ruhe Serbiens, sondern auch der Festigkeit der Regierung König Milan's einen großen Dienst erwiesen. Die Niederwerfung des Aufstandes war übrigens nicht so ganz leicht, da sich derselbe über das ganze südöstliche Serbien und zumal über die Städte Alexinatz und Kuschawatz erstreckte. Den Oberbefehl gegen die Aufständischen führte General Tichanel. Derselbe hatte sein Hauptquartier in Paratschin aufgeschlagen und ordnete den Angriff gegen die Insurgenten bei Cestobrodua und bei Banja an. Den westlichen Theil des DcMs von Cestobro- diza hatten die königlichen Truppen rechtzeitig besetzt, den östlichen Theil, eine starke Stellung, hatten die Aufständischen inne, Die Operationen der angreiscndcn Truppen leitete Obe'stlieutenant Sreskovic und warf nach kurzem Kampfe die Gegner aus dem Defilö und Cestobrodiza hinaus. Die Aufständischen zogen sich sodann auf der Straße nach Boljevak zurück und setzten sich auf dem gut befestigten und verschanzten Hügel Kalafat scsi. Um diese Stellung entspann sich ein längerer Kampf, der aber ebenfalls für die königlichen Truppen günstig endete. Bei Banja gab es nur ein leichtes Scharmützel. Als 6 Mann von den Insurgenten gefallen waren, boten sie die Unterwerfung an, ein großer Theil derselben flüchtete sich jedoch in die Gebirgs- wälder der Lukaoica Planina, unter ihnen auch der Führer der Aufständischen des Bezirks Banja, der radikale Skuplschina-Ab geordnete Ljubodiv-c. An einem dritten Punkte, bei Zaitschar, waren jedoch die Aufständischen selbst zum Angriff übergegangen. In großen Schaaren zeigten sich die Aufständischen in der Nähe der Kreis stadt Zaitschar, und bald wurde es bekannt, daß ein Angriff auf die Stadt beabsichtigt sei. In Zaitschar kommandirte Oberst lieutenant Jurkovic, und befand sich nur eine Batterie Artillerie und eine kleine Abtheilung Gendarmerie als Garnison iu der Stadt. Die Bürger von Zaitschar stellten sich in Anbetracht der drohenden Gefahr dem Kommandirenden zur Verfügung, und da es unter ihnen auch viele Milizsoldaten gab, so war in kurzer Zeit eine ganz respektable Schaar zur Bertheidigung der Stadt bereit. Die Insurgenten, welch« von dem radikalen Abgeordneten Milenobic geführt wurden, beabsichtigten, Zaitschar durch einen nächtlichen Ueberfall zu erobern, und griffen deshalb in der Nacht die Stadt an, wurden aber von der wachsamen Besatzung mit scharfem Geschütz- und Gewebrfeu« empfangen und zurückgewiesen. Der Kampf dauerte lange Zeit und auf beiden Seiten gab es Todte und Verwundete, doch erlitten die zurückgeworfenen Auf. ständler viel mehr Schaden als die Vertheidiger von Zaitschar. Bis in den Tag hinein wurde gekämpft und die Insurgenten gingen in wilder Flucht in'S Gebirge zurück. „Man sagt." Etue Plauderei über das „Klatschen". „Wer über Andre Schlechtes hört, Soll eS nicht weiter noch verkünden: Gar leicht wird Menschenglück zerstört. Doch schwer ist, Menschenglück zu gründen I" Bodenstedt- „Man sagt —Welch' ein inhaltschwerer Wort I Es macht sich — gewöhnlich ganz leicht und natürlich, zumal unter den Frauen, daß das Gespräch, nachdem es so und so lange bei un- serem eigenen häuslichen und gesellschaftlichen Interesse verweilte, sich dem lieben Nächsten zuwendet — und kleine vertrauliche Mit theilungen über ihn ausgctauscht werden an der Hand des uner- schöpflichen „Man sagt". In den seltensten Fällen berechnen wir die Tragweite des schnell hingesprochenen Wortes, selten auch liegt demselben die Absicht, schaden zu wollen, zu Grunde. Warum sollten auch wir gerade nicht wiederholen, was „man sagt", da wir es uns doch auch gefallen lassen müssen, be- und verurtheilt zu werden nach dem Schein? Und — die Wahrheit trägt ja schließlich doch immer den Sieg davon! . . . Schließlich, ja. Aber die Sonne der Wahrheit hat es oft so schwer, die dunkle Wolkenmauer der Verleumdung zu durchbrechen, daß viel Zeit darüber vergeht — und unterdessen sind Nachtgeister, regiert von dem mächtigen „Man sagt", ununterbrochen thätigl So füllt denn der tröstliche, goldene Strahl, wenn er endlich siegreich durch dringt, nicht selten auf Trümmer! Die Trümmer eines durch Verleumdung zerstörten LebenSglückeS! Vermag er die Vergangen heit aus ihrem Grabe zu rufen? Derjenige, auf dessen Lippen eine Lüge, ein die Wahrheit mit Bewußtsein entstellendes Gerücht geboren wird, könnte allein wenig schaden; er vermöchte nicht viel ohne diejenigen, welche es ihm schadenfroh, plauderlustig oder gedankenlos nachspreche». Jeder thut das mit andern Worten, in seiner eigenen Manier, naturgemäß vollzieht sich die Steigerung: so wird die Schneeflocke zur Lawine und diese begräbt nicht selten ein arg- und ahnungs loses, unschuldiges Menschenkind! Wenn wir eS so durchdenken, möchte wohl Eine unter uns dazu beigetragen baden? Ist es nicht ein armseliges Vergnügen» sich auf Kosten Anderer „inter essant" zu machen für Minuten oder Stunden, als Organ des „Man sagt" ? Das Schlimmste ist, daß das „Man sagt" selten bestimmte Thatsachen, selten etwas Klares, Positives dringt; seine Berichte sind unbestimmt, unzusammenhängend, im Grunde ungreisdar wie die Gestalt der „Frau Fama" selbst, man vermag also gewöhnlich nicht dagegen einzuschreiten, zumal ihr Ursprung, die Person d.-s feigen Verleumders, wohlweislich im Dunkel bleibt. Die Ver leumdung ist nur Sache niedriger feiger Seelen; Feigheit und Hinterlist aber sind Eigenschaften, gegen welche Gradsinn und Ehrlichkeit stets im Nachtheil sein werden. „Vor diesem Nachtgespenst beschützt kein Math! Hier frommt kein Schwert, hier sei auf Deiner Hut! Ja — vor der Feigheit darf ein Held erzittern!" lautet Falls schönes Wort, und Kotzebue sagt: „Einen ehrlichen Mann verleumde», der seine Straße ruhig wandelt, ist so leicht, als einen Schlafenden ermorden; aber den Ruf des Verleumdeten wieder herzustellen, ist schwerer, als Pockennarben auszuglütten." Man bedenke doch: das schnell hingesprochene Wort, wie der schnell abgedrückte Pfeil entziehen sich unserer Gewalt — wir wissen nicht, welche Stelle sie treffen, welches Echo sie wecken werden! Es giebt Menschen, die auch schon durch Schweigen im ent sprechenden Moment, durch ein ausdrucksvolles Lächeln, Achsel zucken oder Augenbrauen-Emporziehen recht wirkungsvoll Urtheil zu sprechen wissen; einer solchen „Hinrichtung" haben wir wohl alle schon beigewohnt. Es findet sich bei de, artigen Gelegenheiten selten im Kreise eine Stimme, welche muthig oder auch nur milde für den Anwesenden spricht, — und ist dar nicht gerade Fraucn- sachc? Sollte es uns nicht näher liegen, die Steinwücfe der Verleumder vom Haupte des Nächsten abzulenken, als daß wir stumm zuschauen oder gar mitwerfen? Ein ernstes Woit thut viel, — wenn wir damit auch nur den bösen Zungen momentan Einhalt gebieten und hier oder da eine Seele wachrusen, daß sie zum Bewußtsein des Rechten kommt, so ist das schon em große, Sieg. Wenn Jemand den Muth hat, auszrsiprechen: Ich dulde nicht, daß in meinem Beisein der Ruf Abwesender angegriff n werde" — wer mag ihm da wohl entgegnen: „Aber ich!" Wrr können viel wirken auf diesem Gebiete; es ist gottlob eine schöne Wahrheit, daß das Gute kräftige Nachahmer findet, wo es frisch und kräftig vorgethan wird. Glück auf also zum ehrlichen Kample gegen die Nachtgeister, zum Siege über die tausendköpfige Hydra Verleumdung und ihren HelfeShelfer: „Man sagt"! Etwa- Vom Min, fischen Dhee. Mitgetheilt von T. Froh ne. Der chinesische Thee gewährt ein Getränk, welches in unserem Sachsen, dem Lande der Kaffeetrinker, viel zu wenig geschätzt wird, ;a in den breiteren Volksschichten meist nur dem Namen nach, nicht aber in seinen vorzüglichen Eigenschaften bekannt ist. Der chinesische Thee verdient in vielen Beziehungen einen Vorzug vor dem Kaffee; die Einfachheit seiner Bereitung, sein blutbildender und Wärme er zeugender Gehalt, der angenehme und anregende Geschmack und der Reiz, jede Speise mit demselben genießen zu können, dies alles sind Eigenschaften, welche seine Verbreitung unter allen Schichten der Be völkerung vor dem Kaffe begünstigen, seinen Genuß verallgemeinern sollten, wie dies in den nordischen Ländern der Fall ist. Es ist eine gänzlich irrige Annahme, daß der hohe Preis des Thees eine allgemeinere Verbreitung desselben verhindere. Jeder Theeverkäufer, dem daran liegt, diesem köstlichen Getränk mehr und mehr Eingang zu verschaffen, ist in der Lage, einen reinschmeckenden Thee zu billigem Preise abzugeben. Und bei dergleichen unverfälsch ter Waare ist es dann auch nicht nöthig, den Thee durch Zuthat von Rum, Vanille rc. schmackhaft zu machen. Ein wenig Zucker und Milch genügt, sich einen billigen, gesunden und dabei recht wohl schmeckenden Trank zu bereiten. Man verlasse daher die hierzulande fast allgemein herrschende Meinung, daß der chinesische Thee ein Getränk ausschließlich für höhere Stände und für ärmere Leute zu theuer sei. Wie schon be merk. wird derselbe in Norddeutschland, England rc. fast allgemein genoffen und man begreift dort nicht, wie es möglich ist, daß ma« in Sachsen u. s. w. dem Kaffee, der, wie man ihn hier oft genießt, kaum diesen Namen beanspruchen darf, so großes Vorrecht vor dem schmackhafteren und gesünderen Thee einräumt Der Theestrauch ist eine der ältesten Kulturpflanzen China» und hal für den Welthandel dieses uralten Reichs nächst der Baumwollen staude und dem Maulbeerbaum die höchste Bedeutung Die Maffen- «rzeugung durch Handarbeit, wie sie billiger kein Volk der alten und neuen Welt leistet, sichert China ausschließlich den Sieg über jede Konkurrenz. Ursprünglich nur Heilmittel, war der Thee schon vor 10ÜO Jahren das einzig beliebte Getränk er Chinesen; diese find auch' ' heute noch die stärksten Konsumenten und verbrauchen jährlich zwei Drittel ihres Erzeugnisses. Einer Bevölkerungszahl von 400 Mil lionen Seelen steht eine Production von 3o0 Millionen Kgr. Thee gegenüber, davon kommen ein Drittel dem Handel nach außen zu gute, so daß auf jeden bezopften Kopf 0,50 Kgr. Thee entfällt. Das Kulturgebiet der Theepflanzungen umfaßt in China dre Zone von 22» bis 36» n. B. und von 120» bis 135» ö. L. und hiervon ist die mittlere Lage die beste, denn dort begünstigen ergie biger Niederschlag und sonniges heißes Wetter bei durchschnittlicher Jahrestemperatur von 15" k. das Gedeihen der edelsten Sorten mit dem feinsten Dufte. Der stark verästelte Strauch, welcher in Assam wild wachsend vorkommt, erreicht dort die Höhe von 10 Mtr., im Kulturzustande erreicht er nur die Höhe von 1—2 Mtr. Seine Blätter sind kurz gestielt, eiförmiglanzettlich, spitz gesägt, kahl, glänzend und immer grün. Gleich der Rebe, wird der Theestrauch in Schonung und Schnitt ge halten. und zwar letzteres, um durch Ausschneiden der Aeste da» Wachsthum der Blätter zu mehren. Sind allmälig aus den jungen gesunden Reifem nach 6—7 Jahren mannshohe Büsche gewachsen, so tritt da» Abnehmen des Blätterreichthums und jener Zeitpunkt ein, in welchem der Hauptstamm knapp über der Erde abgehauen wird, worauf dann wieder üppiges Aussprossen und neue Ergiebigkeit folgt. In seiner vollen Entwicklung treibt der Theestrauch nach Umständen 1b, auch 20 Jahre, bis ihn endlich das fortgesetzte Berauben der Blätter tödtet. DaS Herausbrechen der Blätter, von denen die obersten, klein sten, weil gewürzhaftesten, am meisten, die unteren und größten am geringsten geschätzt sind, erfolgt 3—4 Male im Jahre. Zuerst nimmt man im April die geplatzten Knospen ab, welche jene weißhaarigen zarten Blattspitzen zeigen, denen man fälschlich den Namen Blüthen- oder Blumenthce gegeben hat, und pflückt auch die jungen, nur wenige Tage entfalteten Blättchen. Die zweite Auslese findet Anfangs Mai statt, sobald die Blätter sich zu voller Größe entwickelt haben. Für diese Emte ist das Wetter von großem Einfluß auf Qualität und Quantität. Die derberen Junitriebe liefem im Juli das dritte Pro duct, und manchmal kommt im August noch ein viertes Einsammeln zu Stande, Unter diesen vier Ernten liefert die erste den feinsten, die dritte den meisten, aber geringeren Thee, welcher nebst dem vierten Ertrage fast ausschließlich in China verbraucht wird. Die frisch gepflückten Blätter, welche einen betäubenden Geruch verbreiten, werden nach ihrer Beschaffenheit gesondert und auf Horden etwas getrocknet. Darauf folgt jene Manipulation, welche bereits in der im vori gen Jahre in Frohne's in Chemnitz, Markt 9, mitgetheilten Preisliste erwähnt wurde, nämlich aus den Blättern entweder grünen oder schwarzen Thee zu bereiten. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, daß der grüne und oer schwarze Thee einer und derselben Pflanze ent stammt und nur durch Behandlung des gepflückten Blattes seine» Stem el empfängt. Nach beendeter Manipulation preßt man grünen, sowie schwarzen Thee in Bleikisten, verlötet dieselben und umschli-ßt jede mit einem hölzernen Gehäuse, das einen papiernen, grell bemalten Ueberzug er hält, der schließlich gefirnißt und für die Versendung in's Ausland durch eine Mattenhülle geschützt wird. Man unterscheidet viele Sorten Thee, deren Güte von dem Standorte und dem Alter der Pflanze, welche an und für sich schon fünf Ab ufungen hervorbringt, sowie von der Zeit und Art des Ein sammelns und der Behandlung der Blätter abhängig ist. Unter den marktgängigen Thees orten ragen besonders hervor OonZou (richtig: Ivun---1'u, d. h sorgfältig bearbeitet, 8ouolion» (eigentlich: sinu- tsoliunA d. h. kleine Pflanze), kskoo (soll heißen: psd-däu, d. h. Milchhaar). Jede dieser Sorten besteht aus mannichfaltigen Unter arten, benannt nach dem Ort des Gedeihens oder nach dem Besitzer der Pflanzung. Ebenso verschiedenartig, wie schwarzer Thee, erscheint grüner im Handel. Die meist gerühmten sind Voun»-Ü^soi, (xn- tsisn, vor dem Regen gepflückt), (lli-tovliün, lppiger Frühling). / MatistifcheS von unserer Feuerwehr. /-gl- Die städtische Feuerwehr hatte Ende 1882 einen Mannschaftsbestand von 363 Mann, und zwar gehörten der I. Com pagnie 79 Mann, der II. deren 62, der III. 6.3, der IV. 47, der Turnerfeuerwehr 86 und der Pioniercompagnie 26 an, so daß i» Summa, incl. der Branddirection und der Mannschaft der Feuer wache, eine Gesammtbestandsziffer von 381 zu nennen ist. In der Aus- und Fortbildung der Mannschaften hat die Direction sich mehr fach neue Verdienste erworben. Sie beschaffte ein Sprungtuch, da» nach der Wiener Ringtheaterkatastrophe wohl bei allen größeren Feuer wehren eingeführt wurde, und brachte es am Theatergebäude in der Weise zur Probe, daß eine Anzahl Feuerwehrmänner aus ungefähr 8 Meter Höhe aus dem Küchenfenster der Theaterrestauration herab in dasselbe sprangen. Diese Uebung ging rasch und glatt vor sich und stellte man namentlich fest, daß die Herabspringenden möglichst in sitzender Stellung in das Tuch einzufallen haben, wenn sie allen Beschädigungen begegnen wollen. Die das Tuch bedienenden Mann schaften haben dasselbe ungefähr in Schulterhöhe mit Untergriff sehr straff zu halten, wenn nicht die et a aus der 2. oder 3. Etage zu Rettenden dennoch beim Einfallen in das Tuch durch die Wucht de» Falles mittels Ausschlagen auf das Straßenpflaster oder Las Trottoir Schaden erleiden sollen. Ein neues Uel-ungsmittel ward beschafft in einem freiliegenden Balkenstück, das auf einem reichlich 2 Meter hohen Eisengerüst ruht und nach verschiedenen Höhenlagen gerichtet werden kann. Dasselbe soll dazu dienen, den Leuten das B.-gehen freiliegender Balken beizubringen. Im Jahre 1882 habc« beim Brande des Magazingebämes auf dem Werkstättenbahnhofe zwei Mit glieder der freiwilligen Feuerwehr nicht unbedeutende Quetschungen erlitten, welche eine mehrwöchentliche Arbeitsunfähigkeit zur Folge hatten, wegen deren sie aus dem LandeSfeuerfond Unterstützung er hielten. Feuer wurden im Jahre 1882 im Ganzen 110 gemeldet, und zwar 3 Großfeuer, 1 Mittelseuer, 54 Kleinfeuer, 9 Effectbrände
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