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»1 Bekanntmachung, Die unter den Pferden des Mühlenbesitzers und Kistenbauers Herrn Fried.ich Wilhelm Apel in WeigmannSdorf ausgebrochene «otztrankhett ist erloschen. Freiberg, am 3. Juni 1891 Königliche «mtShauptmavnschaft. H Bekanntmachung. Das 16. Stück des Reichsgesetzblattes vom Jahre 1891 enthaltend: Nr. 1953. Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und Italien, betreffend die Be- fugniß^ bei^rseitigen Konsuln zur Vornahme von Eheschließungen. Nr. 1954. Der gegenwärtigen Nummer des Reichsgesetzblattes ist eine besondere Beilage, enthaltend: 1. die Bekanntmachung, betreffend die Aichung des Getreideprobers, vom 14. Mai 1891, sowie 2. die Bekanntmachung, betreffend die Abänderung der Aichordnung und der Aichgebühren-Taxe, vom 15. Mai 1891 beigefügt; ist bei uns eingegangen und liegt zu Jedermanns Einsicht in unserer Rathsexpedition aus. Freiberg, den 4. Juni 1891. Der «tadtrath. No. NÄlnme, Bürgermeister. Stadtverordnetenfitzung den 5. Juni 1891, UhendS 6 Uhr. 1. Wahl eines 2. stellvertretenden Vorsitzenden. L. Rathsbcschluß, Nachverwilligung von 400 Mark für Reparaturen am GaSrohrnetz belr., ä. Desgl., Herstellung der Promenade am Meißnerring betr., . Mmven- und 5. -M" dem Slollnhauswege und von 420 Mark für dergleichen auf ver Erneuerung 6. Desgl, Nachverwilligung von 746 Mk. 40 Pfg Kehrkosten für Neufassung u. t-rne der Nikolasbornleitung betr, 7. Desgl, Annahme und Verwaltung der „Hincke-Sliftung" betr, A^mjdt von der 8. Desgl. Rückerstattung von 40 Marl auf das von dem Bauunterneb dieselbe abge- Stadt erworbene und zur Verbreiterung der Silbermannstraße Wiede tretene Areal von der Parzelle Nr. 268 betr, ° eiausbaltvlanS 9. Desgl, Nachverwilligung von 50 Mark zu Position 117 des dies/ahrg Ha — Unvorhergesehene Ausgaben bei der Rechnung des Friedhofs m-, 10. Desgl, unentgeltliche Ueberlassung des Kaufhaussaales an die geologische l eine Versammlung im August u. s w. betr , ,, , v-r Münr- 11. Desgl, Nachverwilligung von 1750 Mark zur Ergänzung der ü . bach, unmittelkmr an dem Garten des Bartholomäististes und an der Gero IM Freiberg, am 4. Juni 1891. ' !^> , LichtftSrke des Leuchtgases der städtischen Gasanstalt im Monat Mai c, gemessen an einem Normalargandbrenner bei einem Gasser rauch n 150 Liter pro Stunde und einem Drucke von 2„ wm Wassersäule: 16,« Normalkerze«, Mittel a«S 9 M-Funge«. , _ Freiberg, den 2. Juni 1891. gez. »r Id. Professor. Äus dem preußischen Abgeordneten Hause. Am Dienstag hat das preußische Abgeordnetenhaus in zweiter Äsung das Gesetz über die Verwendung der Spcrrgelder in drr von der Kommission vorgeschlagenen Fassung angenommen. Kür dasselbe stimmten das Zentrum, die Freisinnigen, die Konservativen mit einigen Ausnahme», ein Theil der Frei- knservaliven, gegen dasselbe die Nationalliberalcn, die Mehr zahl der Freikonservativen und eine Anzahl Konservativer. Nach dem nunmehr angenommenen Gesetz sollen die Gelder, die aus dem während des Kulturkampfes gesperrten Einkommen wider- iirebender katholischer Geistlicher angesammelt waren, im Be ringe von 16 Millionen Mark den katholisch kirchlichen Be hörden zugestellt werden. Allerdings sind in dem Gesetze ge wisse Vorkehrungen getroffen worden, um einer Verwendung Wer bedeutenden Summe zu Kriegszwecken der katholischen Kirche dorzubeugen. Ein staatlicher Ausschuß, der vom preußischen Kultusminister im Einvernehmen mit den Bischöfen eingesetzt wird, soll denjenigen Anstalten und Personen, welche durch das ^«rrgcsetz von 1875 Einbußen erlitten haben, die ihnen vor- Mchrltene» Beträge bewilligen, der Ueberschuß soll an das Kisthum ausgezahlt und als Fond zur Unterstützung emeritirter festlicher, Erhöhung der Gehälter der Domherren und der- WiHen mehr verwendet werden. Aber dieselben Summen, Mlche aus den Sperrgeldern gezahlt werden, werden leicht an Öderer Stelle frei. Wer kennt nicht den Gehorsam des katho lischen Klerus? Wenn der Bischof ernstlich will, erhält er M ganzen Sperrgelder, wenn auch auf Umwegen, zur freien persügung. Man kann deshalb den Widerspruch, der sich gegen las Gesetz erhob, recht wohl begreifen. Selbst Personen, die len konfessionellen Frieden ehrlich wünschen, können doch in lem Gesetze über die Verwendung der Sperrgelder einen höchst ^deutlichen Schritt des Staates sehen. Der Kampf kann jeden Augenblick von Neuem beginnen. Wenn dann etwa abermals lie Bezüge des widerstrebenden Klerus einbehalten würden, Mßte nicht Alles einer solchen Maßregel spotten und sich sagen, laß der Staat nur die Sparbüchse der Kirche sei? Der ganze Gesetzentwurf ist übrigens aus taktischen Rücksichten hervorge- Mgen. Man will die ultramontane Agitation und Oppo- ktion schwächen, das war der letzte Anlaß zur Vorlage, aber Mn dürfte sich dabei verrechnet haben; es ist wenig Aussicht vorhanden, daß man die Ultramontanen durch die Sperrgelder prsricdigen kann, denn schon steht eine neue Frage, die Ordens- IM, die Rückberufung der Jesuiten oder wenigstens der Re- Mmploristen, auf der Tagesordnung. Im Hintergründe aber Mett die „Schulfrage". Obwohl die Regierung so wenig wie die Wehrheitsparteien einen Rechtsanspruch der Kirche aus Erstattung MrSperrgclder anerkennen, hat man aus obigen Gründen, „um Ms lieben Friedens willen" zuerst die Auslieferung der Rente, Mn gar diejenige des Kapitals an die kirchlichen Behörden lugestanden. Der päpstliche Stuhl war im vorigen Jahre mit I Rente zufrieden; Herr Windthorst wollte mehr, und die Peußische Regierung, obwohl sie durch den damaligen Kultus- kunster von Goßler versichert hatte, die Grenze der Nach- lebigkeit erreicht zu haben, gab nach und bot das Kapital n unter Zugeständnissen, welche ihre bedingungslose Unter- msuug bedeuteten. In dieser Form stieß die Vorlage jedoch "l allgemeinen Widerstand und erst den Kommissionsverhand- aigen blieb es Vorbehalten, die oben angedeutete Fassung zu Mn, in der das Gesetz vorgestern zur Annahme gelangte. Noch in anderer Beziehung tvar die vorgestrige Sitzung k» preußischen Abgeordnetenhauses von besonderer Bedeutung. I'e gestaltete sich zu einer in hervorragender Weise ehrenvollen Mndgebung für den Eisenbahnminister von Maybach, der in Uernächster Zeit von seinem Amte zurücktritt. Die Redner Wmitlicher Parteien, mit Ausnahme der Freisinnigen, zollten dem scheidenden Minister Worte aufrichtigsten Dankes. Ueber die Gründe, die den Eisrnbahnmimster bewogen Haden, sein Amt niederzulegen, verlautet zunächst mit großer Bestimmtheit, daß Herr von Maybach, der nun bald 70 Jahre zählt, infolge anhaltender Krankheit und einer durch Ueberanftrengung her- vorgernsrnen großen Abspannung sich nicht mehr im Stande fühlt, seinem umfangreichen Ressort vorzustehen. Immerhin ist aber anzunehmen, daß auch Gründe geschäftlicher Art hierbei mitgesprochen haben. Es wird in dieser Beziehung Folgen des gemeldet: Die preußischen Staatseisenbahnen haben in den letzten Jahren in Folge der günstigen allgemeinen Geschäftslage und der damit verbundenen Steigerung des Verkehrs sehr große Ueberschüsse für die Staatskasse geliefert. Im Jahre 1888—89 betrug der Ueberschuß 297 Millionen und nach Abzug der Zinsen für die Eisenbahnkopitalschuld (164 Mill. Mark) 133 Mill. M. Für 1889—90 war der reine Ueber schuß auf 113 Mill. M. veranschlagt, die Jsteinnahme erhöhte aber schließlich den Betrag noch um einige 40 Mill. M. In der berechtigten Annahme, daß der Verkehr sich nicht auf dieser außergewöhnlichen Höhe halten werde, wurde in dem Etat für das abgelaufene Jahr (1880—91) der reine Ueberschuß auf 143 Mill. M. geschätzt. Wie nun zuverlässig verlautet, ist jedoch die Wirklichkeit hinter dieser Annahme erheblich zurück geblieben, so daß nicht wie in den Vorjahren mit einem Mehr überschuß, sondern mit einem Minderüberschuß zu rechnen ist. Man nennt die Zahl 40 Millionen als Differenz zwischen Soll- und Jsteinnahme. Andere sprechen gar von 50 bis 60 Millionen. In einer ersichtlich inspirirten Mittheilung der „Nordd. Allg. Ztg." werde zugegeben, daß die Betriebs ausgaben im abgelaufenen Jahre erheblich gestiegen seien. Als Ursache werden angeführt: die beträchtliche Erhöhung der Ar- beiterlvhne und der Materialienpreise, namentlich aber die in Folge des überaus strengen Winters, sowie der ausgedehnten Ueberschwemmungen und Schneeverwehungen eingetretenen Verkehrserschwernisse und das dadurch herbeigeführte vermehrte Reparaturbedürfniß der Betriebsmittel und Bahnanlagen. Dagegen werde behauptet, daß die obengenannten Zahlen weit übertrieben seien: „Vielmehr kann angenommen werden, daß das witUiche finanzielle Ergebniß der Staatsbahnverwaltpng hinter der Schätzung, welche im Januar dteseS Jahres von dem Finanzminister Miquel im Landtage mitgetheilt worden ist, nicht sehr tvesentlich Zurückbleiben wird." Welche von den beiden Lesarten die richtige ist, läßt sich jetzt noch nicht fest stellen. Zudem weiß man noch Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Eijenbahnministerium und dem Generalstab als Veranlassung zu dem beabsichtigten Rücktritt des Herrn von Maybach anzugeben. Doch auch hierüber liegen nur Ber- muthungen vor. Für DaS, was Herr von Maybach für die Entwickelung des preußischen Eisenbahnwesens gethan, mögen wenige Daten sprechen, die der scheidende Minister selbst am Dienstag dem Abgeordnetenbause mittheilte. „Es sind in der ganzen Zeit, wo ich die Eyre hatte, im Amte zu sein, an außerordentlichen Mitteln im Extraordinarium und durch besondere Gesetze nach Abzug der Summen, welche aus aktiven Fonds der Stnats- bahnen verfügbar waren, von diesem und dem anderen Hause eine Milliarde und 30 Millionen rund bewilligt Wörden. Die zur Abschreibung gelangten Ueberschüsse der Verwaltung be laufen sich auf 834 Millionen. Nehmen Sie dazu noch die Amortisationen rc., so haben Sie 965 Millionen. Zieht man diese von der oben genannten Summe ab, so macht das zu Lasten der Staatskasse einen Betrag von etwa 86 Millionen aus. Für diesen Betrag haben wir g?gcn 7000 Kilom. neue Eisenbahnen, 194 neue Linien, 55 g-oße Bahnhöfe gebaut, gegen 2000 Kilom. doppelte, dritte und vierte Geleise hergestellt, und zuletzt glaube ich auch darauf Hinweisen zu dürfen, daß kein Zolls (9,27 (9,17 . ) 27,30 „ ) 29,70 - ) 28,70 . 19,80 . 24,10 . 26,80 ' - - . 23,40 (IM.Zoll) 21,40 - - . . 24,50 - - . . 23,10 Tagesschau. Freiberg, den 4. Juni. DasSteigen und Fallen der deutsche« Getreidepreise. Von einem Muhlenbesitzcr geht der „Köln. Ztg." folgende Aufstelluna zu, welche m beredten Ziffern namentlich die Behauptung daß der Zoll d.e Getreidepreise erheblich Vertheure, als unr chtia kennzeichnet: W.r bezahlten in unserm Mühlengeschäft den umwohnenden Landtmrthen für 100 kx Weizen: 1872 (8,22 Thlr.) 26,20 Mk.) 1873 " 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 wir im Verkehr eine ganze Menge von Erleichterungen schaffen hoben, die dem Lande zu Gute gekommen sind. Die . Summen sind einmal zusammengestellt und belaufen sich auf etwas über 100 Millionen. Ferner haben wir auch ,nr dre ., Beamten und Arbeiter sorgen können, für Wohlf^rtS««- richtungen n. und brauchen uns in Zukunft nach dieser Richtung . hin keine Sorge zu machen." Eine hervorragende Würdigung fanden die Verdienste des Herrn von Maybach vor Allem in der Rede, mit der Graf Limburg-Stirum sich im Auftrage oer konservativen Partei an den scheidenden Minister wandte. Nur Folgendes sei aus derselben hervorgehoben: „Nicht das Ge ringste von Dem, was wir erreicht haben, ist das, daß eine große Stärkung der Staatsgewalt durch die Verstaatlichung der Eisenbahnen herbcigeführt worden ist. Wenn Sie daran denken, welche Rolle die großen Eifenbahngesellschaften in anderen Ländern spielen, wie sie auf daS ganze Staatsleben drücken, wie sie in einseitiger Weise ihre Interessen gegen das Staats interesse vertreten, dann dürfen wir doch gestehen: Bei uns ist die Sache besser. Wenn Sie sich erinnern, wie schwer, ja unausführbar die Aufgabe damals schien, so müssen wir aner kennen, daß es eine gewaltige Leistung des Herrn Eisenbahn- ministers war; jetzt freilich scyeint sie, wenn wir darauf zu rückblicken, gering, Die aber, die dereinst daran mitgearbeitet haben, werden sich wohl erinnern, wie ungeheuer und unüber windlich die Schwierigkeiten schienen, die sich der Verstaat lichung entgegenstellten. Gegenüber den theilweise unbilligen Anforderungen, welche an die Eisenbahnverwaltung gestellt ' werden in Bezug auf die Tarife, Gehälter, Bequemlichkeiten hat die Eisenbahnverwaltung das Möglichste geleistet, und ich kann nur wiederholen, daß es eine der höchsten Leistungen der Verwaltung gewesen ist, aus die wir zurückblicken können und auf die der Minister stolz sein kann, daß er neben dem Fürsten Bismarck einer der wenigen selbständigen Organisatoren Preußens gewesen ist. Das Geheimniß der großen Leistungen liegt nicht allein in der großen Befähigung des Eisenbahn ministers, sondern auch in seinen Charaktereigenschaften. Wir haben in ihm mit Freuden die vornehme Gesinnung erkannt, ,n der er stets an Dem, was er seiner Stellung schuldig war und was man ihm gegenüber schuldig war, festhielt. Niemals hat er sich überhoben, er war immer ein Staatsmann, kein kleinlicher Bureaukrat." In diesem Ge dankengang begegneten sich auch die Reden der übrigen Par teien. Als Nachfolger des Herrn von Maybach wird mit immer größerer Bestimmtheit der jetzige Eisenbahnpräsident von Hannover, Herr Thielen genannt.