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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189103030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910303
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- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-03
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.03.1891
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HL 5« Kreiderger Anzeiger ««d Laaevlatt. Sette S. sprachen für die Bewilligung der Unterosfizierprümien und schlossen sich dabei fast vollständig den Ausführungen des Reichskanzlers an.-. Der Abg. Grillenberger ergriff nochmals dos Wort, um namentlich den Ausführungen Windthorst's Mr die Sozialdemokratie und über ihr Streben nach gewalt samem Umsturz entgegenzutreten. Abg. Rickert (freis.) wendete sich gegen die Ausführungen des Reichskanzlers, namentlich dagegen, daß die freisinnige Partei mit der Fortschrittspartei identifizirt würde. Ein Theil der freisinnigen Partei habe alle Gesetze, von welchen der Reichskanzler gesprochen habe, angenommen. Wenn alle Vorlagen nach sozialpolitischen Gesichtspunkten geprüft würden, dann würde dies nament lich für den Zolltarif nothwendig sein; denn die Getreide- zöllc hätten sehr zur Verstärkung der Reihen der Sozial demokratie beigetragen. Die Absicht der Rede des Reichs kanzlers sei wohl nur gewesen, die Furcht zu zerstreuen, daß die Freisinnigen sich an ihn herangedrängt hätten. Diese Ablehnung sei aber nicht nöthig gewesen, da von freisinniger Seite kein Antrag eingegangen sei. Uebrigens seien die Frei sinnigen unabhängig genug, um ein offizielles Zeugniß darüber, daß sie zu den staatserhaltenden Parteien gehören, nicht zu brauchen. Abg. Richler (freis.) erklärie, er habe gehofft, der Ton der Regierung werde ein besserer werden; allein diese Illusion sei zerstört worden. Die Methode sei nicht besser geworden als unter seinem Vorgänger, aber sie sei in An betracht der verschiedenwerthigen Persönlichkeit desto unwirk samer. (Oho! rechts. Beifall links.) Die Dienstprämien gelangten nach dem Antrag Windthorst zur Annahme. Wie bereits mitgetheilt wurde, hat der Reichskanzler den Statthalter in Elsaß-Lothringen ersucht, bis auf Weiteres von jeder Milderung in der praktischen Handhabung des bestehenden Paßzwanges abzusehen und bez. der den fran zösischen Grenzgemeinden aufGrunddesArt. IlderPaßvcrordnung eingeräumten Verkehrserleichterungen keinerlei Erweiterung ein- trelen zu lassen. Daraufhin hat das Ministerium für Elsaß- Lothringen sofort bestimmt: „Vom Dienstag den 3. März dieses Jahres 8. Uhr Morgens an ist die Verordnung vom 22. Alai 1888 betreffend den Paßzwang in ihrem ganzen Umsange zu handhaben, insonderheit sind alle Erleichterungen bezüglich des Eisenbahnverkehrs mit durchgehenden Billets in Wegfall gekommen."—Hierzu bemerkt die „Nat. Ztg.": Es ist klar, daß ein „kalter Wasserstrahl" nach Paris entsendet wird, daß dort kein Zweifel über die Empfindungen bleiben soll, welche man Angesichts der jüngsten Vorgänge hier hegt. Daß ein solcher wünschenswerth war, wollen wir nicht bestreiten. Aber nach dem, was man seit acht Tagen erlebt hat, scheint es nicht unangebracht, an ein Wort eines der klügsten Franzosen unserer Zeit zu erinnern. Thiers sagte im hohen Alter, als er aus ein erfahrungsreiches Leben zurück- blicktc: man müsse sich hüten, einen begangenen Fehler allzu rasch wieder gut machen zu wollen; dabei laufe man immer Gefahr, aus den ersten Fehler einen zweiten zu setzen. Taß ein Fehler begangen ward, indem die Reise der Kaiserin Friedrich nach Paris beschlossen wurde, ist keine nachträgliche Weisheit. Vor ihm zur rechten Zeit zu warnen, war un möglich, denn das Projekt wurde erst gleichzeitig mit dem Beginn seiner Ausführung bekannt; ober mit Ausnahme der jubelnden Zustimmung einiger deutsch-freisinnigen Blätter, welche allein schon genügen konnte, die Bedenklichkeil des Reiseplans zu beweisen, haben wir vom ersten Augenblick an nur Kund gebungen der Besorgniß gehört; in ihr war man in allen Parteilagern nnd in allen Gesellschaftskreisen einig. Die Kaiserin Friedrich war in wirklichem Inkognito als Kron prinzessin nicht blos einmal, wie dieserTage hervorgehoben worden, sondern mehrmals seit 1870 in Paris; sie wohnte damals im Hotel Bristol am Vendome-Platz, und es ist keinerlei Zwischenfall erfolgt. Aber daß ein Inkognito, welches in Wirklichkeit keines war, keine Gewähr gegen Ausbrüche der Rohheit und Leiden schaft darbieten würde, wie sie in Paris bei jedem Anlaß gegen Deutschland erfolgen, mußte befürchtet werden. Und es ist schlechterdings nicht abzusehen, weshalb man eine solche Gefahr zu laufen brauchte. Die Betheiligung der Pariser Maler nnd Bildhauer an einer Ausstellung des Vereins Berliner Künstler war in der That kein Ziel, welches dies rechtfertigen konnte. Ganz davon zu schweigen, daß diese Betheiligung ge sichert war, bevor die Reise stattfand, und in Folge derselben vereitelt erscheint. Die Ankündigung des „Reichsanzeigers" ist offenbar ganz im Sinne derBismarckschen Methode; obenein be deutet sie sachlich das Festhalten an einer Maßregel, deren Preis- gebung nach der Behauptung der leidenschaftlichen Gegner des „allen Kourses" den Bruch mit diesem auch in der auswärtigen Politik darthun sollte. Insofern ist es eine wahrhaft blutigeJronie, daß hierzu die Pariser Reise geführt Hal; denn von ihr konnle man, als sie zur allgemeinen Ueberraschung gemeldet wurde, lesen, daß im Verhalten zu den Franzosen nnd znm Auslände überhaupt nur sehr viel richtigere Mittel, als von dem Fürsten Bismarck, z. B. diese Reise, angewendet würden! — Weiter schreibt das genannte Blatt: „In parlamentarischen Kreisen ist die Angabe verbreitet, daß der Reichskanzler von der Reise „erst im letzten Augenblicke unterrichtet worden." Wenn es sich so verhält, würde die eklatanteste Bestätigung unserer Be merkung vorliegen, daß die jüngsten Ereignisse noch mehr zn Betrachtungen über deutsche, als über französische Dinge Anlaß geben, denn in letzterer Hinsicht hat sich nichts geändert, in ersterer aber wäre es sehr stark der Fall. Welche „Privat angelegenheiten" die Anwesenheit der Kaiserin Friedrich in Paris erfordern konnten, ist nicht bekannt; die Ereignisse haben aber dargethan — was ohnehin für Jedermann klar sein mnßte —, daß ein in der gesammlen Presse angekündigter Aufenthalt der Mutter des deutschen Kaisers in Paris unter keinen Um ständen eine „Privatangelegenheit" bleiben konnte. Sie hat denn auch bekanntlich bereits eine politische Maßregel, die auf Elsaß-Lothringen bezügliche Anordnung, nach sich gezogen. Die politische Verantwortlichkeit des jeweiligen leitenden Staats mannes erstreckt sich thatsüchlich ans die Behandlung aller Vor gänge, durch welche die öffentlichen Interessen des Landes be- cinslußt werden können, denn dieselben stehen in einem un trennbaren Zusammenhänge, mag in dem einen Falle die Nothwendigkeit einer ministeriellen „Gegenzeichnung" vorliege» und in dem andern nicht; die Politik des Landes ist ein Ganzes, das nicht nach Maßgabe einer derartigen Formalität getrennt werden kann. Der Reichskanzler muß also von Allem rechtzeitig uuterreichtet sein." , Die „Allg. Reichs-Korr." schreibt: „Was die Bcsorgniß anlangt, cs könnte an leitender Stelle kein ausreichendes Ver- ständniß dafür vorhanden sein, daß Deutschland mit seinem Ackerbau steht und fällt, daß die Landwirthschaft der Industrie aufgeopfert werden könnte, so fehlt auch dafür jede Begrün dung. Was den deutsch-österreichischen Handelsvertrag betrifft, so ist die Annahme der Basis von 3,50 Mark Zoll durchaus willkürlich. Es ist auf dieser Basis nicht verhandelt worden. In Frage stand eine Herabsetzung des Getreidezolles auf 4,50 Mark, und als äußerste Grenze ein Zoll von 4 Mark, welche Grenze aber wahrscheinlich nicht erreicht werden wird." Diese Konzessionen genügen jedoch, nach einer Meldung der Münchener „Allg. Z.", Oesterreich nicht, und aus diesem Grunde seien in den Handelsvertragsverhandlungen Stockungen und Schwierig keiten eingetreten. Die Budgetkommission des Reichstages fuhr in der Be- rathung des Extraordinariums des Marine-Etats fort. Zur artilleristischen Ausrüstung der Panzerfahrzeuge 8, D und v, erste Rate, wurden 1 Million Mark abgelehnt, zur artilleristischen Armirung der Kreuzerkorvctten 3 und L, erste Rate, 800000 Mark gestrichen. Zur Ausrüstung und Ar mirung von Kriegsschiffen zum Gebrauch von Torpedos, zweite Rate, werden 1435000 Mk. verlangt. Nach Abrechnung der Ausrüstungskosten für die in der letzten Sitzung abgelehnten Schiffe wurden nur 1221000 Mk. bewilligt. Die zur Her stellung einer elektrischen Beleuchtungsanlage aus der Werft zu Danzig geforderten 100000 Mark, erste Rate, wurden ge strichen. Der ehemalige Staatssekretär des Reichsmarineamts Kontre- Admiral HeuSner ist in Weimar am Herzschlag gestorben. Nach den gesetzlichen Bestimmungen hängt die gegenwärtige Bewilligung von Altersrenten wesentlich davon ab, daß die betreffende Person in den Jahre» 1888, 1889 und 1890 in einer Versicherungspflichtigen Beschäftigung gestanden hat und auch diese Beschäftigung bis in das Jahr 1891 ausgedehnt hat. Diese Bescheinigung wird in der Regel durch die Arbeit geber nachgewiesen. Bei der Verwaltung der Berliner Jn- validitäts- und Altcrsversicherungsnnstalt sind nun Fälle zur Kenntniß gekommen, in denen Arbeitgeber wider besseres Wissen, nm den betreffenden Personen zu einer Rente zu verhelfen, Beschäftigungen bescheinigt haben, welche entweder überhaupt nicht oder doch nicht unter den in der Bescheinigung angegebenen Bedingungen (insbesondere betreffend die Lohn bezüge) stattgefunden haben. Dieses Verfahren stellt sich als vollendeter bezw. versuchter Betrug dar und es ist auch bereits in einen, Falle die Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet worden. Außerdem machen sich aber auch die Arbeit geber bezüglich aller auf Grund einer falschen Bescheinigung von der Versicherungsanstalt geleisteten Rentenbcträge ersatz pflichtig. Die Arbeitgeber werden daher in ihrem eigensten Interesse gut thun, bei der Ausstellung dieser Bescheinigungen auf das Sorgfältigste zu versahren. Ein Landwehrmann des 4. Gardc-Reglments zu Fuß aus Berlin, welcher in Spandau zu eben beendeter zehntägiger Uebung eingezogen war, hat von dort nicht wieder zu seiner Familie zurückkehren dürfen. Derselbe war zunächst im Dienst äußerst nachlässig, sodann erhob er laute Beschwerden über das Essen und führte in Gegenwart der Kameraden sozialdemo kratische Reden. Unter Anderem sagte er: „Wir folgen nicht der schwarz-weißen Fahne, sondern der rothen." Schließlich ließ er sich z» Majestätsbeleidigungen Hinreißen, und er ist in Folge dessen in Untersuchungsarrest abgesührt worden. Der Mann war jetzt als Unteroffizier eingezogen. Die italienische Presse faßt die Lage in. Allgemeinen recht ernst auf. Die „Riforma" hält den Ausbruch eines Krieges früher oder später für unvermeidlich und fürchtet, Italien werde einer Niederlage entgegen gehen. Die „Opinione" erklärt angesichts der europäischen Lage die Aufrechterhaltung der Tripelallianz seitens Italiens für absolut nothwendig. Da gegen eröffnet die „Tribuna" einen energischen Feldzug gegen die Tripelallianz. Die jüngsten Vorgänge in Paris finden in Belgien einen lebhaften Widerhall. Erfreulicher Weise ist die Stimmung der öffentlichen Meinung ganz auf Seiten Deutschlands und gegen die Aufführung der Deroulede'schen Schaaren. Die Organe der maßgebenden Parteien sprechen ihre Entrüstung über die brüske Ablehnnng des von Deutschland gezeigten Entgegen kommens aus und ermahnen die Franzosen an die ihnen an geblich angeborene Ritterlichkeit, die sie der deutschen Kaiscrs- wittwe gegenüber vergessen haben. Blätter, die sonst franzö sischem Wesen und französischer Politik durchaus sympathisch sind, wie die „Jndöpendance belge" und die „Rvforme", vcr- urtheilen die Vorgänge, die an den Besuch der Kaiserin Friedrich sich anschlossen, als sehr bedauerliche Ausschreitungen. Die gesainmte französische Presse sieht den Erlaß des deutschen Reichskanzlers, Generals v. Caprivi, betreffs der Paß vorschriften als die Folge der jüngsten Zwischenfälle an, meint jedoch, es sei Elsaß-Lothringen, das unter der Repressalie haupt sächlich leide. Der „Temps" sagt, es könne aus der Maß nahme, welche die Elsässer für die Unklugheiten und Schwächen der Pariser Bevölkerung büßen läßt, eine Lehre für die Zu kunft gezogen werden. Die Haltung Frankreichs, so tadellos dieselbe thatsächlich gewesen, habe nicht der Erwartung un parteiischer Beobachter entsprochen, welche glaubten, Frankreich könne die Beziehungen zu dem Nachbarlande leichter nnd nor maler gestalten. Die allgemeine Empfindung sei gewesen, man müsse sich angesichts der Agitation der Boulangisten und Bonapartisten um so fester und vernünftiger zeigen; leider glaubten die Verständigen Alles gethan zu haben, wenn sie keine Extravaganzen begingen, während ihr Stillschweigen den Lärm Anderer, nach welchen man uns beurtheilt, noch lauter er scheinen lasse. Wie viele FrnnzosenaußerdenMitgliedcrn des kaiser lichen Hofes und drei bis vier Journalen wollten 1870 den Krieg! und doch habe man inEuropa sagen können, das Land habe ihn ver langt. — Das Journal „Paris" fragt: Hofft man, wir würden aus unserer seit 20 Jahren bewahrten Ruhe herausgehen ? Nur Jene, welche innere politische Interessen dabei haben, drängen uns dazu: ihre Manöver werden aber fruchtlos bleiben wie alle Bemühungen, nns zur Verzichtleistung auf das uns Gebührende zn veranlassen. — Der „Kr.-Ztg." wird aus Paris gemeldet: „Wie ich aus bester Quelle erfahre, Ivar von der Schuljugend eine große Demonstration vor der Deutschen Botschaft geplant, die jedoch von der Regierung verhindert wurde. Nur der ge schickten und energischen Polizei des Ministers Constans ist es gelungen, überhaupt feindselige Kundgebungen zu verhüten. Detaille ist von der Regierung zum Rückzüge von der Berliner Ausstellung veranlaßt worden. Als sehr thätig im chanvini- 'tischen Sinne hat sich der Bruder des Präsidenten Carnot erwiesen. Der englisch« Arbeiterbund erließ eine Erklärung, in welcher derselbe auffordert, den Boykott gegen die Dampfer ¬ linien aufzugebrn und das von deren Besitzer Furneß vor geschlagene Kompromiß anzunehmrn. Der Rhederring indeß besteht auf bedingungsloser Wiederaufnahme der Ardelt. Die Dockarbeiter sind entmuthigt und kehren massenhaft zur Arbeit zurück. Der Ausstand ist seinem Zusammenbruch nahe. Aus Bulgarien wird von einem blutigen Exzesse im Alexander-Gymnasium zu Philippopel gemeldet: Der Skandal wurde durch einige ältere Schüler provozirt, die den Direktor Karolew, als er Morgens im Gymnasium erschien, mit „Abzug"-Rufen empfingen. Die Schüler bemächtigten sich auch der Schlüssel der Schulzimmer und sperrten dieselben ab, um ihre im Schulgebäude eintreffenden Kollegen zu zwingen, sich ihnen anzuschließen. Sowohl der Direktor, als auch die Lehrer, welche die renitenten Schüler zu beruhigen suchten, wurden mit Revolvern und Steinen bedroht und gezwungen, in ein Lehrzimmer zu flüchten, wo sie eingesperrt wurden. Der Polizei, die mit Steinwürfen empfangen wurde, und einer Abtheilung Feuerwehr, welche die Wasserstrahlen einer Feuer spritze gegen die Tumultuanten spielen ließ, gelang eS schließ lich, die Schüler zu zerstreuen. Drei Polizeileule und einige Schüler wurden hierbei leicht verletzt und etwa 23 ältere Gymnasiasten, die den Skandal arrangirt hatten, verhaftet. Das Alexander-Gymnasium, welches mehr als 800 Schüler zählt, wurde allsogleich geschlossen. Der Senat der Bereinigte« Staaten genehmigte die Einwanderungs-Bill in der vom Repräsentantenhaus« be schlossenen Fassung. Das Gesetz verbietet die Einwanderung von Personen, die zur Reise Unterstützung erhielten und von denen anzunehmen sei, daß sie die öffentliche Mildthätiakeit in Ansprch nehmen würden; ferner verbietet dasselbe die Ein wanderung von Polygamisten. «olontalpolittsch«». Mil dem neuen Gouverneur Deulsch-Oftafrikas, Freiherrn von Soden, begeben sich gleichzeitig mehrere höhere Beamte nach dieser Kolonie: es sind ein Oberrichter, ein Kanzler und ein Intendant. Daneben werden dem Gouvernement noch 7 Bureaubeamte angehören, die theils im Kasse»-, theilS im Verwaltungswesen arbeiten. An der Spitze der Zollverwaltung, die wie die Bauverwaltung ebenfalls dem Gouverneur unter stellt ist, steht ein Zolldirektor, unter dem 5 Zollinspektoren und 30 Zoüerheber arbeiten. Die Bauverwaltung umfaßt 5 Beamte. Zu diesen Beamten gesellen sich dann noch die Post- und Telegraphenbeamten, die jetzt schon in Deutsch-Ost- asrika weilen. Ihre Zahl wird demnächst noch durch die Be- etzung der in Tanga und Lindi zu errichtenden Postämter oermehrt werden. Die kaiserliche Schutztruppc, die dem Reichs-Marineamt untersteht, wird, soweit jetzt feststeht, Herr von Zelewski führen, der mit Hauptmann Krenzler nach Major von Wißmann, Hauptmann von Gravenreuth und Lieutenant Schmidt I. zu den rangältesten Offizieren der Schutztruppe gehört. Dieselbe wird nach ihrer Neusormirung etwa 30 Offiziere und 42 Unteroffiziere zählen und in 10 Kompagnien mit je 150 farbigen Soldaten zerfallen. Das Sanitätskorps wird aus 10 Aerzten und 18 Lazarethgehilfrn bestehen. Die Schutztruppe ist ebenso wie die Küstenslotille dem Gouverneur unterstellt. — In Hamburg sind, wie der Draht meldet, trostlose Berichte aus Damarala«V ein- getrosfen- Die Lage der Europäer sei kritisch; das Eingreifen staatlicher Hilfe wird als nothwendig bezeichnet. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 2. März — Ihre Majestät Vie Königin traf am Sonnabend Vormittag 10 Uhr 56 Minuten von Baden-Baden mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge auf dem Leipziger Bahnhöfe in Dresden ein. Zum Empfange Ihrer Majestät hatten sich S«. Majestät Ver König nnd Se. Königl. Hoheit Prinz Georg nebst Familie eingefnnden. Außer dem Königlichen und Prinzlichcn Dienst waren vom Hofstaat Ihrer Majestät der Königin der Oberhofmeister Geheime Rath von Watzdorf und der Kammerherr von Minckwitz anwesend. Mittwoch sinder im Residenzschloß zu Dresden das erste Hoskonzerl unter Leitung des Hofrath Schuch statt, wozu zahlreiche Einladungen ergangen sind. — Bei Ihren Königlichen Majestäten hat gestern Abend im Kgl. Residenzschlosse zu Dresden eine größere Abend gesellschaft stattgesunden. — An dem bei Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzen Friedrich Augnst Sonnabend Nachmittag 5 Uhr im Palais am Taschenberge zu Dresden abgehaltenen Diner zu 18 Gedecken nahmen u. A. die Staatsminister General Gras v. Fabrice und vr. v. Gerber Theil. — Auf Wunsch einer Anzahl Gemcindeglicder sind Photo graphien des verstorbenen Herrn T«P<ri«tenVe«t V Richler angefertigt und den Firmen Craz u. Gerlach und Richard Lorenz zum Verkauf übergehen worden. Wir weisen darauf hin, daß Bilder des verdienstvollen Mannes in zwei verschiedenen Größen zum Preise von 60 Pf. bezw. 3 Mark an den genannten Stellen zu haben sind. — Zu der konstituirendcn Versammlung der Lchlacht- vieh B«rstcheru«gs Genossenschaft zu Freiberg fanden Ich am Sonnabend Nachmittag etwa hundert sächsische Land- wirthe aus der näheren Umgebung Freibergs und aus ent- ernteren Theilen des Vaterlandes hier im Gewerluchaussaale zusammen. Im Namen des provisorische» KomiteS begrüßte Herr Oswin-Schmidt-Langheunersdorf die Erschienenen aufs Herzlichste und sprach dabei die Hoffnung au-, da^ das junge Unternehmen der sächsische» Landwirthschaft Segen bringen möge. Sein Vorschlag, .Herrn Nitiergutspachter Hörmann-Oberschöna zum Vorsitzenden der Versammlung, die Herren Klieber-Ebenheit und Bluhm-Plaue zu Beisitzern, ferner Herrn Gutsbes. Premierlieutenam Kühn-St. Michaelis zum Schriftführer zu ernennen, fand allgemeine Zustimmung. Nachdem Herr Hörmann-Oberschöna de» Vorsitz über nommen, erhielt HerrSchmidt-Langhennersdors das Wort, um über das in der Sache der Schlachtvieh-Versick)erungs-Ge- uossenschaft bisher Geschehene Bericht zu erstatten. Herr- Schmidt erzählte, wie schon vor Jahresfrist ein kleines Häuslein Landwirthe die Gründung einer solchen landwirthschnstlichen Genossenschaft beschlossen habe, um eine solche Versicherung obne Agentur-Spesen billig zu schaffen und eine gerechte Ver- thcilung der Beiträge zu erztelen, ohne Staatshilfe in Anspruch zu nehmen. Die Verwirklichung dieses Gedankens habe aber unerwartete Schwierigkeiten geboten und sich erst ermöglichen lassen, nachdem sünf Entwürfe der Satzungen vergeblich ge macht worden. Erst den jetzt der Versammlung gedruckt vor liegenden sechsten Entwurf betrachtete man als genügend. Daß
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