Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189103116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910311
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-11
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.03.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
57 die laudwirthschaftlichen Erzeugnisse deS Landes bietet der dicht bevölkerte, industriereiche amerikanische Osten ein ungleich näher liegendes, lohnenderes und bequemeres Absatzgebiet, als das durch das Meer geschiedene Mutterland, und auch die einst weilen noch in ihren Kinderschuhen steckende kanadische In dustrie würde durch Herstellung emer Zoll- und Wirthschafts- einigung mit der Union eine ganz andere Entwickelung er halten, als sie unter den jetzigen Verhältnissen jemals haben kann. Daß eine solche enge Verbindung auf wirthschaftlichem Gebiete die politische Vereinigung früher oder später nach sich ziehen muß, liegt freilich auf der Hand. Und indem die jetzigen Wahlen zwar noch nicht den Sieg, aber einen bedeutenden Fortschritt des Gedankens der Liberalen ergeben haben, hat man in diesem Ergebniß einen nicht zu unterschätzenden Schritt aus der Bahn der Loslösung Kanadas vom britischen Reiche zu erblicken. Ist das Band zwischen Kanada und dem Mutler lande ja so wie so nur noch sehr dünn; die Verbindung wird fast nur noch durch den die ziemlich idealen Rechte der Krone gegenüber dem kanadischen Parlament wahrnehmenden Gouver neur dargestellt und bedeutet also im Wesentlichen nur noch die fette Versorgung eines Mitgliedes der hohen englischen Aristokratie. Im Uebrigen ist Kanada schon jetzt völlig selb ständig, auch auf dem Gebiete der Zollgesetzgebung, und gerade in dieser Beziehung hat Vas konservative Kabinet Macdonald ein Schutzzollsystem cingeführt, welches die Erzeugnisse des Mutterlandes ebenso belastet wie die anderer Länder. Begreiflicher Weise hat die englische Partei Alles aufge- bolen, um die Kolonie dem Mutterlande zu retten und wurde in diesem Bestreben von letzterem ausgiebigst unterstützt. Kanadas Bedeutung im britischen Reichsverbande hat nach der politischen Seite in den letzten Jahren eine ungeheure Steige rung durch die Anlage des Eisenbahnüberlandweges zwischen dem Atlantischen und Großen Ozean erhalten, welcher die kürzeste, sicherste und bequemste Verbindung, weil ausschließlich in britischer Machtsphäre belegen — zwischen England und seinen Besitzungen im fernsten Osten darstellt. Dieser Ueber- landweg, mit den beiden ozeanischen Endstationen Halifax und Vancouver, setzt die britische Politik in den Stand, bei etwaigen kriegerischen Verwickelungen mit größtmöglicher Ersparniß von Zeii, Truppen und Kriegsmaterial aus der Heimath auf den oder die muthmaßlichen Aktionsschauplätze des großen Ozeans zu werscn—ein Hilssmittel, dessen Benutzbarkeit natürlich in Weg fall käme, wenn Kanada auf die eine oder andere Weise sich staat lich von England loslöste. Zum Glück, kann man vom eng lischen Standpunkte aus sagen, will das in den altkanadischen Provinzen stark vertretene französische Bevölkerungselemcnt von einem Anschluß an die vereinigten Staaten nichts wissen, weil es davon für sich selber nur Schaden, nämlich den Verlust seiner nationalen Eigenart in Folge Aufsaugung durch das Amerikanerthum, befürchtet. Immerhin stehen die Anhänger des britischen Reichsgedankens in Kanada auf einem äußerst exponirten Posten. Das Ergebniß der Wahlen hat die Hoff nungen der Gegner zwar nicht erfüllt, aber ihnen doch einen schwerwiegenden Vortheil verschafft: die Mehrheit der Konser vativen ist bis auf ein Häuflein von 27 Stimmen zusammen- gcschmolzen. Kein Wunder, wenn jene künftig mit verdoppelten Kräften an der Lockerung der Beziehungen zum Mutterlande arbeiten werden. England hätte deshalb alle Ursache, anstatt mit Neuerwerbungen, sich mit der Wahrung seines bisherigen Besitzes zu befassen. Seine Augen sind aber immer größer «ls der Magen. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, ven 10. März. — Gestern Nachmittag fand bei Ihren Majestäten dem König und der Königin eine größere Tafel statt, zu welcher auch Fürst Heinrich Reuß j. L und Prinz zu Bent heim-Tecklenburg geladen waren. — Das zweite Hoskonzert am Königlichen Hofe ist für Mittwoch den 11. d. M. in Aussicht genommen. Auch für dieses Konzert sind wieder zahlreiche Einladungen an das diplomatische Korps, an höhere Staats beamte und Offiziere ergangen. — Für die diesjährige erste Sitzungsperiode des Königl. Schwurgerichts zu Freiderg stehen folgende Haupt verhandlungen an: Mittwoch, den 18. März, Vormittags 10 Uhr, gegen den Handarbeiter Richard Georg England aus Döbeln wegen Nothzucht, Donnerstag, den 19. März, Vor mittags '-»10 Uhr, gegen den Handarbeiter Ernst Emil Haustein aus Großrückerswalde wegen Straßenraubes. — Ernennungen, Versetzungen re. im Departe ment der Justiz. Dem Referendar bei dem Amtsgericht Oederan Kuntze ist das Prädikat „Assessor" ertheilt worden. Den gerichtlichen Vorbereitungsdienst hat aufgegeben: bei dem Landgericht Freiberg Referendar Dost. Versetzt wurden: der Hilssrichter bei dem Amtsgericht Hainichen Assessor Müller zu dem Amtsgericht Annaberg, die Assessoren bei der Staats anwaltschaft bei dem Amtsgericht Dresden Nenner zu dem Landgericht Freiberg, bei dem Amtsgericht Leipzig Wolf zu dem Amtsgericht Hainichen; der Referendar bei dem Amtsgericht Reichenbach I)r. Schulze zu dem Landgericht Freiberg; der Expedient bei der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Freiberg Richter als Kaffenkontrolleur und Gerichtsschreiber zu dem Amtsgericht Königsbrück; der Expedient bei dem Amts gericht Königsbrück Georgi zu der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Freiberg. Als Hilfsexpedient wurde angenommen: der remunerirte Kopist Barth bei der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Freiberg. — Wir werden darauf aufmerksam gemacht, daß unser gestriger Artikel über die preußische Schulreform möglicher Weise die irrige Annahme aufkommen lassen könnte, daß die Aushebung der Realgymnasien bereits feststehende Sache sei, nachdem sich die Konferenz in diesem Sinne ausgesprochen. Es sei deshalb festgestellt, daß die Konferenz ausschließlich einen berathcnden Charakter hatte, und es noch sehr im Ungewissen liegt, inwieweit ihre Beschlüsse zur Durchführung gelangen werden. Sollte man jedoch in Preußen wirklich auf eine Aufhebung der Realgymnasien zukommen, was sich übrigens auch nicht vcn heute zu morgen bewerkstelligen ließe, dann wäre dadurch noch lange nicht bedingt, daß wir in Sachsen zu den selben Entschlüssen gelangen müßten. Ein Grund zu irgend welcher Beunruhigung liegt also durchaus nicht vor. — Im Saale des Brauhvfs fand gestern Abend die erste Generalversammlung des Vereins für Bolkswohl »Feier abend" statt. Der Herr Vorsitzende, Herr Bergamtsdirektor vr. Leuthold, begrüßte die Erschienenen, bedauerte, daß statt der eigentlich erforderlichen Mitgliedcrzahl (288) nur etwa 150 Personen erschienen seien, betonte aber, daß keine nach außen wichtigen Gegenstände vorlägen. Ein Bedenken gegen die Beschlußfähigkeit wurde nicht laut. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildete die Neuwahl des Vorstandes. Herr Pastor vr. Friedrich und Herr Wiesenhütter lehnten eine Wiederwahl ab, ersterer wegen seiner Amtsgeschäfte, letzterer wegen hohen Alters. Beiden wurde durch den Herrn Vorsitzenden für ihre bisherige Mitarbeit freundlich gedankt. Die übrigen acht Vor standsmitglieder, die Herren Anhalt, Naumann, Paschke, Richter, Röhrs, Saupe, vr. Schulze und Stohwaffer wurden einstimmig wiedergewählt und nahmen die Wohl dankend an. Neugewählt wurden die Herren Professor Undeutsch und Fabrikarbeiter Müller. Herr Fabrikant Streubel erstattete den Rechenschafts bericht. Dis Vereinsvermögen beträgt darnach etwa 600 Mk. Die Richtigsprechung erfolgte einstimmig. Der von dem Herrn Vorsitzenden erstattete Jahresbericht soll demnächst im Druck erscheinen. Herr Pastor Hässelbarth veranlaßte die Anwesenden dem Dank für die große Mühewaltung des Herrn Vorsitzenden durch Erheben von den Sitzen Ausdruck zu geben. Der letzte Punkt der Tagesordnung betraf den Wirthschaftsplan für das lausende Jahr. Von dem zu erwartenden Ueberschuß von 717 Mk. sollen 300 Mk. Vas Vereinsvermögen verstärken. Der Herr Vorsitzende charakterisirte verschiedene über die Verwendung der übrigen 417 Mk. eingegangenen schriftlichen Vorschläge. Der Vorstand beantragte, daß an den Fragekastenabenden nicht mehr vorgetragen, sondern die Zeit lediglich zum wechselseitigen Sichnähertreten verwendet werde. Es sollen während des Sommerhalbjahres Erkundigungen von verwandten anderen Vereinen eingezogen werden, wie man es dort halte; außerdem gedenkt man in den Freiberger Blättern Aufforderungen zur Bekanntgebung von vermiethbaren Lokalen, die dem „Feier abend" entsprechen könnten, zu erlassen. Herr Pastor vr. Friedrich besprach den Plan der Einrichtung einer Kochschule. Herr Professor Undeutsch beleuchtete durch Erfahrungen aus Westfalen und England die Vorschläge bezüglich der Stellung der einzelnen Stände. Herr Müller betonte die Nothwendig- leit die Unterschiede zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern auszugleichen und will auch das zukünftige Haus des Vereins nicht außer Acht gelassen sehen. Die Versammlung trat sodann den Vorschlägen des Vorstandes einstimmig bei. — Die dritte und letzte Kammermnfit-Auf- führung dieses Winters, welche gestern -im Saale des Gewerbehauses stattfand, giebt uns willkommenen Anlaß, Herrn Gotthold Knauth für die Veranstaltung dieser Abende im Namen aller Freunde guter Musik den aufrichtigsten Dank auszusprechen. Wir wünschten lebhaft, daß durch immer größere Theilnahme des Publikums die Möglichkeit gegeben würde, diese Konzerte zu einer dauernden Einrichtung zu gestalten; es könnte das für das Musikleben Freibergs nur von größtem Nutzen sein. Den gestrigen Abend eröffnete das von Herren Knauth, Musikdirektor Schneider und Peter ganz vortrefflich vorgelragene Trio ox. 11 von Beethoven, welches besonders durch seinen innigen Mittelsatz lebhaften Beifall erregte. Die hieraus folgenden Solostücke des Konzertgebers, Andante op. 36 von Beethoven und Toccata und Fuge von Bach-Tausig litten leider Einbuße an ihrer Wirkung infolge einer bei Herrn Knauth ganz ungewohnten, anscheinend durch eine Indisposition bedingte Unruhe, die nicht alles völlig klar und durchsichtig zur Geltung kommen ließ; immerhin boten die Vorträge des Schonen genug und verdienten den reichlich gespendeten Beifall. — An Stelle des ursprünglich angekündigten Klavierquartetts von Brahms, welches wir ungern vermißten, trugen die drei genannten Herren das Trio in ck-moll von Mendelssohn vor. Dasselbe war, wie wir hören, erst in letzter Stunde einge schoben worden, woraus die stellenweise bemerkbare Unaus geglichenheit und Unsicherheit des Ensembles erklärt werden mag. Die bald vorübergehenden Trübungen sielen den Herren Streichern zur Last, der Pianist, wieder im Vollbesitz seiner Kräfte, beherrschte nicht nur seine anspruchsvolle Aufgabe, vndern das Ganze so vollkommen, daß es nicht nur ohne be deutenderen Unfall, sondern noch genußbringend durch und zu Ende geführt wurde. Den Beschluß des Abends bildete ein anspruchsloses, aber sehr reizvolles Trio von Weber, zu dessen Ausführung sich mit den Herren Knauth und Peter der Flötist Herr Dietrich vereinigte, welcher durch schönen runden Ton und sichere und geschmackvolle Handhabung seines Instrumentes sehr angenehmen Eindruck machte. Die gesammte Ausführung dieser Schlußnummer war in hohem Grade befriedigend. Möge an das schöne Ende dieser Serie von Kammermusik-Aufführungen im nächsten Winter sich ein schöner neuer Anfang knüpfen! — Das 4. Abonnements-Konzert des Stadtmusik chors findet unter Mitwirkung des Cello-Virtuosen Herrn F. Benkert aus Chemnitz morgen Abend im Saale zum Bairischen Garten statt. Zum Vortrag gelangen dieBeethoven'schc Symphonie Nr. 8 b'-äur, ein von Herrn Benkert komponirtes und ausgeführtes Konzert L-moU für Cello, ein Cello-Konzert von Schubert-Servais u. A. m. — Zwei vnrchgehenve Pferve eines Geschirres der Herren Ziegeleibesitzer Gebrüder Mehnert, Freibergsdorf, ver ursachten gestern Nachmittag ^4 Uhr auf der Güterbodenstraße des hiesigen Bahnhofes ein bedauerliches Unglück. Die beiden Pferde rasten in der Richtung nach dem Branderstraßen-Ueber- gang dicht am ersten Güterboden hin und prallten daselbst mit voller Wucht auf ein ruhig haltendes Lastgeschirr des Herrn Stadtrath Moritz Stecher, dessen beide Pferde mit durchstoßenem Leib bez. eingeschlagener Hirnschale sofort todt zu Boden stürzten. Der Eindruck der Katastrophe war ein furchtbarer. Ein Verschulden daran kann Niemand beigemessen werden. Der Kutscher der durchgehenden Pferde, welcher ordnungsmäßig beim Geschirr war, sowie auch der Besitzer dieser Pferde haben das Möglichste versucht, die Thiere zum Stehen zu bringen. Der Werth der beiden getödtetenPferde wird auf 1300 M. geschätzt. — Verkauf. Dem Vernehmen nach hat Herr Bäcker meister und Hoflieferant H. M. Thieme sein Geschäft an Herrn Bäckermeister Kumitzsch aus Dresden verkauft, der das renom- mirte Geschäft unter der bisherigen Firma fortzuführen gedenkt. — Erlevigt sind: die 2. ständige Lehrerstelle an der Kirch schule zu Ditlelsdorf. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen, außer freier Wohnung und etwaigen Alterszulagen, 900 M. Schulgeld fixum, 25 M. für Kirchendienst, 144 M. für Ueberstunden, 36 M. für Fortbildungsschuluntcrricht und 36 M. für Turn unterricht. Gesuche sind bis zum 19. März an den Kgl. Be zirksschulinspektor Schulrath Prof. Michael zu Zittau einzu reichen: — die 2. stündige Lehrerstelle in Rüdenau. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 900 M. Gehalt, 216 Mark für Ueberstunden, 72 M. für Fortbildungsschule und freie Wohnung. Gesuche sind bis zum 18. März an den Kal. Bezirksschulinspektor Hörig in Marienberg einzureichen. — Zu besetze« ist die 2. ständige Lehrerstelle zu Frauenhain. Kolla tor: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Woh nung 1000 Mark vom Schuldienste. Gesuche sind bis zum 21. März bei dem Kgl. Bezlrksschulinspektor Schulrath Wigand in Großenhain einzureichen. ? Kleiuwaltersvorf, 9. Mürz. Das gestrige Konzert des hiesigen Gesangvereins hatte eine überaus große Zahl von Zuhörern theilS auS dem Orte selbst, thrilS auS dem benach barten Kleinschirma herbeigezogen, so daß tbatsächlich der ziemlich geräumige Saal des Preußler'schen GasthofeS nicht ausreichte, die Menge zu fassen. Das Gebotene befriedigte aber auch in hohem Grade die Erwartungen. Chöre wie Soli zeugten von sorgfältigstem Studium und von einem feinen Ver ständnis; aller Mitwirkenden. Sämmtliche Darbietungen wurden mit allseitigem Beifall ausgenommen, besonders er regten die launigen Vorträge der Herren Lobin senior und junior, O. Naumann, W. Liebscher, Florstedt und Heßler ge rechten Jubel. Möge der Verein in seinem edlen Streben nicht ermüden und sich stets gleichen Wohlwollens seitens i«r Bewohnerschaft erfreuen! ** Zetyau, 9. März. Vergangenen Freitag hielt der „Landwirthschaftliche Verein zu Zethau" sein diesjähriges 25. Stiftungsfest ab. Der Saal des Gasthofes „zur Friedensciche" daselbst war eigens dazu mit Emblemen der Landwirthschaft geziert. Der Abend wurde eröffnet durch einen Festmarsch und das Männerquartett „Gott grüße Dich!" Alsdann be grüßte der Vorsitzende des Vereins, Herr Kirchschullehrer Schlegel, mit warm empfundenen Worten die Anwesenden, insbesondere Herrn Kreissekretäc vr. v. Littrow aus Dresden, woraus der Bericht über die Thätigkeit des Vereins in den versessenen 25 Jahren von Herrn Lehrer Zehl vorgetragen wurde. Dieser Bericht enthielt im Wesentlichen Folgend^: Begründet vondem unlängstverstorbenen Oekonomierath Münzner ist der Verein 1866 in's Leben getreten. Bon den ursprünglich 35 Mitgliedern gehören heute noch 12 dem Verein an. Im Laufe der Zeit haben sechzehnmal Borträge von Seiten aus wärtiger Herren stattgefunden. Auch Hal der Verein 1874 und 1881 Prämiirungen würdiger Dienstboten vornehmen können. Ferner ist innerhalb des Vereins im Jahre 1875 eine Schlachtviehversicherungskaffe gegründet worden, die sich vortrefflich bewährte. — Nach einer Reihe musikalischer Vor träge sprach Herr Kreissekretär vr. v. Littrow dem Vereine die Anerkennung für seine umfassende Thätigkeit aus. Zugleich wies Redner darauf hin, wie auch der Kreisverein die Verdienste der hiesigen Landwirthe zu schätzen wisse und seine Anerkennung dadurch zum Ausdruck bringe, daß er dem Herrn Gutsbesitzer Karl Gottlieb Zimmermann im Hinblick aus seine Verdienste um Viehzucht, Feld- und Wiesenbau und dem Herrn Gutsbesitzer Ernst Fürchtegott Merkel für seine 15'/,jährige Thätigkeit als Kassirer des Vereins je ein „Ehren diplom" überreichen lasse. Beide in geschmackvoller Weise aus geführte Diplome wurden sodann von dem Herrn Kreissekretär persönlich übergeben. Nunmehr erfolgte die Prämiirung einer Reihe von Dienstboten, denen auf Antrag des Vereins vom Kreisverein Dresden eine Auszeichnung für treue und lang jährige Dienste zu Theil wurde. Nach einer kurzen Einleitung, die aus die jetzige Lage der Landwirthschaft, insbesondere in hiesiger Gegend Bezug nahm, vertheilte der Herr Kreissekretür die Diplome und eventuell dazu gehörigen Auszeichnungen. Es erhielten: Schirrmeister Karl Johann Gottlieb Erler, sowie Dienstknecht Karl August Klemm die goldene Medaille nebst Ehrenzeugniß, Dienstmagd Ernestine Pauline Grießbach ein Kreuz nebst Ehrenzeugniß. Je ein Ehrenzeugniß erhielte» ferner Dienstmagd Ernestine Pauline Hunger und Dienstmagd Marie Auguste Krönert. Darauf nahmen die musikalischen Vorträge ihren Fortgang und erregten insbesondere einige humoristische Szenen den reichen Beifall der Anwesenden. Die Tafel, die sich hieran schloß, legte ein rühmliches Zeugniß ab ür Küche und Keller des Herrn H. Sohr. Ein animirter Ball fielt die Theilnehmer bis weit nach Mitternacht in frohester Weise vereint. Am 8. d. M. wurde in Frauenstein von Frau Schorn« teinfeger Horn am sogenannten Rathsmühlenberg eine Kreuz otter bemerkt und getödtet und dann an die Stadtbehöroe abgeliefert. In Grotzwaltersvorf ist vom Morgenstern'schen Gute das Wohn- und Stallgebäude abgebrannt. Das Vleh wurde gerettet. Das Hochwasser hatte am Sonntag in Dresden unzählige Neugierige nach den Ufern der Elbe gelockt. Schon als in der Morgenstunde zwei Kanonenschläge Gefahr verkündeten, sah man Tausende nach der Elbe hineilen, um von dem Stande des Wassers Kenntniß zu nehmen. In rascher Weise wurden die aus den; oberen Elbgebiete einlaufenden Drahtmeldungen an den zahlreichen Anschlagstafeln befestigt, so daß innerhalb einer Stunde oft mehrere Nachrichten lundgegeben wurden. Ueber 45 Meldungen waren bereits bis vorgestern zur Ver öffentlichung gelangt und alle von der Ueberschwemmung Be drohten athmeten erleichtert auf, als Nachmittags die Kunde von Leitmeritz eintraf, daß der Strom im Fallen sei. Der höchste erreichte Stand betrug genau 402 em. über Null, eine Höhe, welche insofern noch als günstig bezeichnet werden darf, als bei einer solchen nur wenige Stratzentrakte über schwemmt werden. Diesmal wurden betroffen die Moritzburger Straße, das Blockhausgäßchen, das Terraffenufer, der Elbberg und das Elbgäßchen, während in der Ziegelstraße, Gerbergaffe und Feigengasse von Aufstellung der Laufbrücken Abstand genommen werden konnte, weil das Wasser nur hier und da aus den Schleußenöffnungen heraustrat. Freilich sind eine Anzahl tiefgelegener Grundstücke auf den letztgenannten Straßen, gleichwie einige Häuser am Schützenplatz, an der Ostra-Allee u. s. w. abermals so vom Wasser betroffen, daß die Fluren, die Höfe und Parterrelogis vollständig überschwemmt sind. Keller und Souterrains sind wieder zu Hunderten mit Wasser gefüllt und müssen ausgepumpt werden. Da das Wasser höher angewachsen ist, als anfänglich vermuthet wurde, dürfte auch von dem an den Ablagerungsplätzen zwischen den Brücken aufgestapelten Brennmaterial und von dem Kies ein an- sehnlicherBruchtheil mit abgetrieben worden sein. Seit gestern früh 5 Uhr ist langsamer Fall eingetreten und es steht nach den aus Böhmen aus dem Elbe- und Moldauaebiet eingetrofsenen Nachrichten ein stetiger, wenn auch langsamer Rückgang des Wassers zu erwarten. Der Wasserstand betrug gestern Mittag 12 Uhr in Dresden 392 em. über Null. Der Dienst auf der Dresdner Dienststelle der Königl. Wasserbaudirektion für Eis-».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)