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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189103116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910311
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-11
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.03.1891
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U*eiher-er ««zeige» ««» Tageblatt. Seite L. I8Si. 2., 4., 6. Aürassierregiment, daS 2., 3., 17., 18., 19. Dragoner- rrgiment, das 5., 13., 15. Ulanenregiment und daS 7. Husaren- regiment. Bei den Jägern besteht nur das Offizierkorps des Mecklenburgischen Jägerbataillons Nr. 14 aus adeligen Offi zieren, während auch einige Offizierkorps der Feld- und Fuß- «rtillerie, sowie der Pioniere sich nur aus bürgerlichen Offi zieren zusammensetzen. — In der österreichischen Armee stellt sich das Verhältnis zwischen Adel und Bürgerthum folgender maßen: Bon den Generalen sind 51 bürgerlich und 185 adlig; von den Obersten sind 140 bürgerlich und 197 adlig; von den Oberstlieutcnants sind 184 bürgerlich und 167 adlig, von den MajorS sind 420 bürgerlich und 220 adlig. In der französischen Armee spielt der Adel leine Rolle; ja er darf als Offizier nicht einmal seinen vollen Geburtstitel führen, sondern nur daS einfache .de". Die Budget-Kommission des Reichstages berieth gestern die ihr überwiesene Resolution Richter, die den Reichsbeamten bei dienstlicher Beschäftigung außerhalb ihres Wohnorts zustehenden Fuhrkosten derart zu regeln, daß für Dienstreisen, welche auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen zurückgelegt werden, an Stelle der Kilometergelder die für die Fuhrkosten thatsächlich veraus gabten Beträge vergütet werden. Direktor Afchenborn legte dar, daß es nicht möglich sein würde, für dieses Jahr einen Nachweis über die Höhe der zu verausgabenden Tagegelder zu erbringen. Die Wirkung des Antrages Richter könne er nicht angeben, doch das sei sicher, daß cs keine Million sein würde, die etwa zu sparen sei. Er möchte bitten, die Regelung der Frage der Regierung anheimzugeben, denn das sei klar, daß in Anbetracht der allgemein eingerreienen theueren Verhältnisse bei einer Re- dnktion der Fahrgelder eine Erhöhung der Diäten eintretcn müsse. Abg. Richter war der Meinung, daß durch Annahme seines Antrages Millionen erspart werden würden. Er ver änderte im Laufe der Debatte seinen Anttag zu folgender Fassung: „Der Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die Reglements in Betreff der Ver gütung für Reisekosten, den veränderten Verhältnissen ent sprechend, einer Revision zu unterziehen und hierbei für die Dienstreisen, welche auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen zurück gelegt werden, an Stelle der Kilometergelder die Beträge für die Fahrkarten zu vergüten." In dieser Form wurde der An ttag Richter schließlich von der Kommission einstimmig ange nommen. Aus Oesterreich: Gegenüber den Gerüchten von Juden verfolgungen in Galizien, insbesondere in Kolomea, wird von authentischer Seite scstgeoellt, daß die Ruhe nur in den Ort schaften Sloboda und Rungorska, wo große Naphtagruben sind, in Folge von Arbeiterexzessen in der Nacht von Sonnabend bis Sonntag gestört wurde, wobei drei Israeliten und ein Gensdarm getödtet wurden. Nach amtlicher MittbeilunZ ist im schweizer Kanton Tessin die Revision der Verfügung mit 11111 gegen 10625 Stimmen angenommen. Von 5 Gemeinden steht das Ergebniß zwar noch auS; durch dasselbe kann jedoch die erfolgte Annahme der Revision eine Aenderung nicht erleiden. Tie Ruhe wurde nirgends gestört. ES wird amtlich milgctheilt, daß der König von Italic« sich bereit erklärte, aus 4 Millionen der Zivilliste zu ver zichten, daß der Ministerrath jedoch diesen Verzicht ablchnte. «ö ist dies offenbar die Antwort auf eine von radikaler Seite i« einer der letzten Kammersitzungcn erfolgten Anzapfung, ob nicht auch der König durch Abstriche von der Zivilliste zu den erforderlichen Ersparungen beitragen werde. Der TodeSkampf des Prinzen Napoleon wird in Frank- »ctch mit großer Theilnahme verfolgt. Bonapartisten und Klerikale machen im Bunde mit der Gattin und Familie des Prinzen große Anstrengungen, den Anschein seiner Versöhnung mit der Kirch« zu verbreiten; so lange er aber bei klarem Be wußtsein ist, haben diese Bemühungen kaum Aussicht aus Erfolg. — Der heftige Regen und die allgemein bekannt gewordene Thalsache, daß Minister Constans sein Rcnnwettvcrbot zurück zieht, und ein gewaltiges Aufgebot von Soldaten und Schutz ¬ männern verhinderten jede Ruhestörung beim Auteuilrennen. Die Anfrage Paulmiers in der Kammer wird die Rennwetten frage dahin erledigen, daß Alles beim Alten bleibt. Constans' Ansehen har durch seine Niederlage gegen die Buchmacher eine starke Einbuße erlitten. Unterstaatssekretär Fergusson gab im englischen Unter hause die Erklärung ab, Egypten habe die Ausübung seiner Autorität um Tolar wieder ausgenommen; die Absicht Tokar wieder zu räumen bestehe nicht; endgiltige Entscheidungen wür den erst nach der Rückkehr General Grenfells nach Kairo ge troffen werden. Auf einen Bries des Exkönigs Milan von Serbien an Garaschanin, in welchem Ersterer seinen gewesenen Kabinetschef der Ermordung der beiden wegen des Attentats im Jahre 1882 angeklagt gewesenen Frauen Markowitsch und Knitschanin be schuldigte, antwortet nun Garaschanin in sehr grober Form. Garaschanin erklärt, er wolle Milan keine Vorlesung über An stand und Sitte halten; die bezüglichen Mängel bei Milan hätte seiner Zeit eine bessere Erziehung beseitigen sollen. Die Meinung des Exkönigs über ihn sei ihm gleichgiltig, eine schlechte Meinung betrübe ihn nicht, eine gute schmeichle ihm nicht. Die Beschuldigung der Ermordung der beiden Frauen weist Garaschanin ausführlich in gröbsten Worten zurück und betont, wenn ihn irgend welche Schuld treffe, so trüge Milan die Mitschuld. Schließlich verbittet sich Garaschanin jede weitere Korrespondenz; Milan habe zwar sein Wort gegeben, ihm nicht mehr zu schreiben, allein man wisse, wie der Exkönig sein Wort zu verpfänden und zu halten gewohnt sei. Darum müsse er sich weitere Zuschriften verbitten. — Das erwähnte Attentat fand am 23. Oktober 1882 statt. Helene Markowitsch, eine geborene Ungarin und gepriesene Schönheit, war in erster Ehe mit einem Arzte, in zweiter Ehe mit dem Obersten Markowitsch vermählt, welcher 1878 zufolge kriegsgerichtlichen Erkenntnisses erschossen wurde. Die Hinrichtung ihres zweiten Gatten, dessen Schuld nicht ganz sicher erwiesen war, hatte sie vergeblich durch Bitten bei König Milan zu hindern gesucht. Man erzählte damals, sie habe in ihrer Verzweiflung eine Depesche an ihren Mann gerichtet und dieselbe nach einigen Stunden mit der Bemerkung zurückgestellt erhallen: „Der Adressat ist bereits begraben." Ihr Attentat, welches in zwei Pistolenschüssen be stand, die fehlgingen, hatte, obwohl unzweifelhast ein Akt der Privatrache, politische Folgen. Die Stellung des Ministeriums Pirotschunac-Garaschanin ward erschüttert, es bot seine Ent lassung an, blieb indeß nach einer zweiwöchentlichen Krise im Amte, obwohl Herr Ristitsch seine Zeit bereits gekommen glaubte und auch die Radikalen dem König auffallend sich zu nähern suchten. In Belgrad wurden viele Verhaftungen vorgenommen darunter auch jene der Wittwe Helene Knitschanin, die als Hauptmilschuldige der FrauMarkowilsch bezeichnet ward. Nach einiger Zett hörte man aus Belgrad, daß Frau Knitschanin in der Untersuchungshaft (im Januar 1883) „plötzlich gestorben fei", und einige Monate später endete Frau Markowitsch selbst ebenso rasch und geheimnißvoll im Zuchthause zu Pozarcvac, wohin man sie gebracht hatte, nachdem das Todesurtheil in Kerkerhaft umgewandelt worden war. Niemand zweifelte daran, daß man die beiden Frauen ermordet habe. Das wird nun durch den Bries Milan s an Garaschanin zur Gewißheit. Un sicher bleibt nur die Beantwortung der Frage, wer der eigent liche Urheber des DoppclmvrdcS gewesen sei. Die Lage in Argentinien erscheint nach wie vor in hohem Grade gespannt. Zur Erläuterung der jüngst miwe- thcilien Verfügungen der Regierung über die Einstellung des Geschäftsverkehrs am Freitag und Sonnabend kann folgende Meldung ans Buenos Ayres vom Sonntag dienen: Der Erlaß der Regierung, in welchem der 6. und 7. März als Feicrwgc bestimmt wurden, macht einen sehr ungünstigen Eindruck. Es machen sich Befürchtungen geltend, daß am Montag von Neuem die Einstellung der Geschäfte angeordnet werde. Die Hauptursache der Krisis ist die Finanzlage der Provinzen. Die Unterbrechung der Zinszahlung der Anleihen der Provinz Buenos Ayres erscheint unvermeidlich. Man befürchtet eine weitere Notenausgabe. Die Bankiers lehnen es ab, der Re gierung Hilfe zu leisten, und zwar, wie sie meinen, im Interesse der Regierung selbst, da die Bankiers glauben, das Publikum werde sich an einer etwaigen Anleihe nicht betheiligen. Die Provinzialbank mußte eine viertägige ungeheure Depositen entziehung aushalten; Freitag allein wurden ihr 10 Millionen entzogen. Es finden fortwährend Versammlungen von Finanz leuten statt. England und seine Kolonien. Während das britische Weltreich unersättlich seine langen Fangarme immer weiter und weiter ausstrcckt und immer neue Ländereien seinem Kolonialbesitz einzuverleibcn sucht, macht sich gerade in den bedeutendsten und ältesten Kolonien das Bestreben nach Loslösung vom Mutterlande immer dringender bemerkbar. DaßdieseKolonienwieKanada, Australien und die Kap - Kolonie sich früher oder später vom Verbände des britischen Reiches loslösen werden, ist eine in England selbst von allen Einsichtigen getheilte Erkenntniß und ein, wenn nicht der Hauptgrund für das in den letzten Jahren so lebhaft erachtete Streben nach dem Erwerb neuer jungfräulicher Kolonien mit möglichst weiten ausgedehnten Landsttecken. Die australischen Kolonien sind augenblicklich eifrig darüber her, sich nach dem Muster Kanadas zu einen, Bundesstaat zu vereinigen und dadurch ihren Unabhängigkeitsbestrebungen mehr Nachdruck zu sichern. Wenn die großen Kolonien es mit der völligen Lossagung vom britischen Reiche noch nicht allzu eilig haben, so hat dieses seinen Grund darin, daß das Mutterland ihnen einstweilen noch die Ausgaben für Heer und Flotte im Wesentlichen erspart und ihre Interessen den anderen Mächten gegenüber mit größerem Nachdruck zu wahren im Stande ist. Sobald die Interessen des Mutterlandes mit denen der Kolonien in Widerspruch gerathen oder diese ihre Ansprüche nicht genügend wahrgenommen glauben, wie in den Fischerei streitigkeiten Kanadas mit den Vereinigten Staaten, Neufund lands mit Frankreich, geräth die Reichstreue der Kolonialbe- wohncr sofort in starkes Schwanken, so daß für die auswärtige Politik Englands von dessen großen Kolonien aus gar oft höchst unangenehme Verlegenheiten erwachsen; auch in dem Streite mit Portugal ist dies jetzt wieder der Fall, indem die afrikanischen Kolonisten von irgend welchen Zugeständnissen an die durch die Republikaner bedrängte portugiesische Regierung durchaus nichts wissen wollen. In Kanada haben jetzt die Wahlen zum Unterhaus« statt- gesunden, bei denen die Frage der Selbständigkeit der Kolonie eine bedeutende Rolle gespielt hat. Wie schon gemeldet, hat das konservative Ministerium zwar auch künftig die Mehrheit im Parlament, aber dieselbe ist von 49 auf 27 zusammen- gcschrumpst. In erster Linie handelte es sich bei diesen Wahlen, wie die „Schief. Ztg." dariegt, um die durch die Mac Kinley-Bill nolhwendig gewordene Neuregulirung der Handelsbeziehungen Kanadas zu den Vereinigten Staaten. Bei den Mac Kinley- Bills hat zweifellos die Absicht mitgewirkt, Kanada zum Ab schluß eines Zollbündnisscs mit der benachbarten Union zu zwingen und damit die spätere politische Vereinigung beider Länder anzubahnen. Die konservativen kanadischen Minister und ihre Anhänger, welche höchstens einen aus Rohprodukte bespräulten Gegenseiligkeitsvertrag zugestehcn wollen, werfen denn auch ihren, einen unbeschränkten Gegenseitigkeitsverlrag verfechtenden liberalen Gegnern vor, dieselben suchten hochver- rätherischer Weise den Abfall Kanadas vom britischen Reiche vvrzuberetten. Diese stellten das allerdings auf das Entschie denste in Abrede; sie erklärten, ihr Streben ginge lediglich aus die Wahrung der Unabhängigkeit Kanadas im Verbände des britischenjReiches, allerdings bei einem den geographischen Ver hältnissen und den Interessen des Landes entsprechenden, mög lichst engen wirthschastlichcn Bündniß mit der Union. Die Berechtigung dieses, den politischen Zusammenhang Kanadas mit Großbritannien aus das Ernsteste gefährdenden Verlangens leiten die Liberalen aus den natürlichen Verhältnissen ab. Für Um Millionen. Aon A. S. «ree». sbü Fortsetzung.) (Nachdruck verboten) .Doch ich hatte meine Rolle gut gelernt. Da ich Dich für den Mann hielt, der die Millionen zu vergeben habe, erzählte ich Dir meine Lebensgeschichte, um Dich zu rühren, verbarg aber wohlweislich meinen wahren Namen, damit Du nicht Argwohn schöpfen solltest, bis ich meinen Zweck erreicht habe. „Der Erfolg schien gewiß. Du zeigtest Interesse und Be wunderung; obgleich ich vor meiner Falschheit Abscheu em pfand, triumphirtc ich doch innerlich über das Gelingen des Unternehmens. Aber Du wolltest mehr wissen, Du verlangtest eine Erklärung für die Schaustellung, durch welche man einen Eindruck aus Dich hatte machen wollen. Jedes unwahre Wort, daS ich Dir gegenüber ausfprechen mußte, war eine Pein für «ein neu erwachtes Gewissen, aber die augenblickliche Noth zwang mich, die einmal übernommene Rolle durchzuführen; ich that daher, als befrage ich Annetta um das, was geschehen sei und erzählte Dir dann die erfundene Geschichte, welche die schlaue Portugiesin mir in den Mund gelegt hatte. Es gelang mir nur zu gut, Du botest mir Deinen ritterlichen Schutz an gegen Montelli und zeigtest solche Hingebung, daß meine Zu kunft ein für allemal gesichert schien. „Da fiel aus heiterem Himmel ein Blitzstrahl nor mir nieder. Montelli stürmte herein und im nächsten Augenblick schon verkündete mir Annetta die furchtbare Wahrheit: „Es ist Alles umsonst, dies ist nicht der rechte Marr:: „In »reinem Entsetzen batte ich nur den einen Gedanken, mich so schnell wie möglich von Deiner Gegenwart zu befreien. Mein Herz war getroffen, mein Gewissen erwacht, aber die Furcht ließ mich alles Andere vergessen; ich versprach, Dich am nächsten Tage wiederzusehen, wenn Du mich nur gleich verlassen wolltest. Du gingst und ich blieb in Gram *nd Kummer zurück, um den schweren Kamps mit meinem Herzen allein anszukämpfen. „Soll ich mein Bckenntniß hier abbrechen und es der Po lizei überlassen, das Nebrige zu enthüllen? Soll Herr Byrd Dir klar machen, was ich in diesem oder jenem Fall gefühlt und gedacht habe? — Nein, nein, ich will mit eigener Hand den. Schleier von meinem Innern ziehen, wo Du wähntest, daß nur heilige Triebe schlummerten, damit Du die Thatsachen mit meinen. Augen siehst und kein Fremder Tuch zweifeln lehrt an der grenzenlosen, aufrichtigen Liebe, die ich zuletzt für Dich ««Pfand. „Laß mich fortsahren in meiner Beichte. — Montelli und die Portugiesin überredeten mich bald, daß die einzige Hoff nung den Plan noch auszuführen, auf schleuniger Flucht be ruhe. Ich verließ New-Jork und nachdem ich mich einige Wochen lang in einer kleinen Stadt im Westen des Staates verborgen, begab ich mich kühnlich nach Groß-Barrington, um durch Fräulein Aspinmall'S Vermittlung in die höhere Gesell schaft eingesührt zu weiden, in welcher ich hoffen durste, dem Herrn aus Cleveland zu begegnen. Montelli war unterdessen in New-Jork geblieben, wo er, wie ich später erfuhr, mehr als eine Jenny Rogers in's Unglück stürzte. Zuletzt trat er sodann in Degraw s Dienste, um seine Bewegungen genau überwachen zu können. .In Groß-Barrington begann sür mich ein neues Leben durch Hilary's zärtliche Freuudschast. Ich wußte, ich war ihrer uuwerth und genoß sie doch aus vollem Herzen. Nach dem Luxus, der mich hier umgab, hatte ich unaufhörlich geschmachtet. Ich begann mich glücklich zu fühlen, bevor ich noch ahnte, welche Herzenserfahrungen meiner warteten. „Du kamst — und nachdem der erste Schrecken überwunden war, gab ich mich von ganzer Seele Deinem Einfluß hin und vergaß in der Süßigkeit neuerwachter Liebe Alles, was ich sonst gehofft und erstrebt hatte. Erst Herrn Degraws plötz liche Erscheinung rief es mir wieder in's Gedächtniß zurück. Wie ward mir aber, als ich schon bei seinem Blick erkannte, welchen Eindruck ich auf ihn gemacht hatte, und daß cs mir ohne große Anstrengung gelingen wcrde, die Millionen aus seiner Hand zu erhalten. Ich konnte zu Macht und Ansehen gelangen, wie ich mir stets geträumt und dem Mann, welchen ich liebte, noch andere Schätze bringen als mein Herz. „Denn, glaube cs mir, Geliebter, Dir diese Reichthümcr zu geben, war jetzt mein vornehmster Gedanke. Um diesen Zweck zu erreichen, zeigte ich mich zuvorkommend und freund lich gegen den neuen Ankömmling; ich sah, daß ich ihm gefiel und das stärkte meine Hoffnung. Daß seine Neigung tiefer gehen könne, glaubte ich nicht, aber ich fetzte Alles daran und opferte sogar eine Zeitlang meine Liebe, um mir sein Wohl gefallen zu erhalten. Bald solltest Du ja erkennen, daß ich so gut Dein Bestes im Auge gehabt halte, wie meinen eigenen Vortheil. „Dem schändlichen Montelli war inzwischen nichts von Alledem entgangen. Als er sah, daß Degraw aus Cleveland mir seine Liebe schenkte, drohie er mir bei der Zusammenkunft in der Bergfchlucht, es würde Dein Tod sein, wenn ich nicht von Dir ließe, er sei nicht gewillt, seine schönsten Pläne an der thörichten Leidenschaft eines Weibes scheitern zu sehen. Ich wußle, das waren keine eiteln Worte und das Schlimmste für Dich fürchtend, ergriff ich in meiner Angst das Mittel, Dich heimlich vor der Gefahr zu warnen. „Montelli unterstützte mich darin; er wollte Dir Furcht einjagen um Dich zu zwingen den Ort zu verlassen und alle Ansprüche an mich aufzugeben. Wie geschickt er hierbei die Rolle des Geheimpolizisten spielte, kann als Beweis für die Schlauheit gelten, die er bei jeder Gelegenheit an den Tag legte.. „Aber wir hatten Beide nicht auf den Widerstand gerechnet,, den Deine edle Natur uns leinen würde. Du trotztest der Gefahr und wolltest Deiner Liebe nicht entsagen. Degraw selbst schien seinem Nebenbuhler nicht allzu sehr zu zürnen, grimmiger war Montellis Haß auf Dich und er wartete nur. aus eine Gelegenheit, Dir das Leben zu nehmen. „Von seinem mißlungenen Mordanschlag und seiner Ver folgung durch die Polizei wußte ich nichts. Er hatte eine Unterredung mit mir verlangt und mir befohlen, am Abend ein Fenster im Erdgeschoß offen zu lassen. Als ich in der Nacht den kurzen Vogelruf vernahm, der das zwischen unS verabredete Zeichen war, wollte ich die untere Halle binab- steigen, um ihn zu treffen. Ich war in seiner Gewalt und mußte ihm den Willen thun, wie sehr ich ihn auch verabscheute. Sobald ich mein Zimmer verließ, halte ich jedoch ein unbe stimmtes Gefühl, daß ich nicht allein in der Halle sei, daß man mich beobachte und alle meine Schritte bewache. „Was sollt: ich thun? Zurück konnte ich nicht mehr und wenn ich vorwärts ging, war die Entdeckung unvermeidlich. Da siel mir die Rolle der Nachtwandlerin ein, die ich für die Bühne studirt hatte. Ich nahm die erforderliche steife Haltung an, gab meinen Augen den starren Ausdruck und ging unauf haltsam weiter. Meine innere Aufregung war umso größer, als ich Hilary erblickte sowie einen Fremden, der kein Auge von mir ließ und dessen Anwesenheit mir Furcht einjagte, wenn ich auch weit davon entfernt war, ihn für einen Polizisten zu halten. „Viel größer aber war noch mein Schreck, als ich Dich in der untern Halle traf. Dies kam mir völlig unerwartet und fast hätte ich mich verrathen. Die Freunde waren also um meine Sicherheit besorgt, während ich ihres Schutzes durchaus nicht bedurfte. Ich zitterte nur, daß Montelli erscheinen und ein Kampf beginnen werde, der für Dich verderblich enden könne. Deshalb gab ich Dir das scharfe Messer als Waffe in die Hand und ging nach der Hintern Halle, um ihn womöglich zurückzuhallen. (Fortsetzung folgt.)
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