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Nr. 84. — 4. Jahrgang. Mittwoch, ». April 1884. AK/?/ IMbok. * unS Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnih, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönau. Abonuementsbestellimger», vierteljährl. 12b Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 42 Pf. (Zutr. 1b Pf.), nehmen an die Verlagsexpedition u. Ausgabestellen in Chemnitz u. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- zeiger nur b. d. Postanstalten — Postztgs-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 —(vierteljährl. 150 Pf.) bestellt werden. JnfertionSpreisr die schmale (Ifpaltigr) Korpuszeile oder deren Raum 1b Pfennige. — — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige — Auf groß« Annonce« und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen-Annahme für die nächste Nummer bi» Mittag. — Ausgab« jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: »rkl-xan-er Wi-de, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasiny). Bekanntmachung. I» Gemäßheit der Verordnung, die Ausbringung des Bedarfs für die katholischen Kirchen n»d Schulen betreffend, vom 4. April 1879 — Gesetz lich Verordnungsblatt Seite ItiO flg. — werde» der Herr Bürgermeister z» Zwünitz und die Herren Gemeindevorstände des hiesigen Verwaltungs-Bezirks hierdurch veranlaßt, baldigst und spätestens bis > zum 30. April 1881, ein nach dem der gedachten Verordnung beigegebene» Schema unter ») an- zusertigendes Verzeichnis aller nach Maßgabe dieser Verordnung anlagen- pflichtigen, in ihrem Bezirke wohnhaften oder ansässige» Katholiken, einschließ lich der nach 8 3 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1873 — Gesetz- nnd Verordnungsblatt Seite 130 — sür ihre Person beitragspflichtigen Ehefrauen — Katholikenverzeichniß , dafern sich aber solche in ihrem Be zirke nicht aushalte», Vakatscheine anher einznreiche». Chemnitz, am ü. April 1884. Die Königliche Amtshauptmannschast daselbst. Schwedler. Kr. Im Handelsregister sür den Stadtbezirk des nnterzeichnelc» Amtsgerichts wurde heute aus Folini» 2631 die am >. April 1881 errichtete Firma Ge brüder Bohne in Chemnitz nnd als deren Inhaber die Musterzeichner Herr Ernst Emil Bohne und Herr Gustav Adolph Bohne daselbst eingetragen. Chemnitz, am 5. April >884. Königliches Amtsgericht, Ablheilung L. Nohr. Tr. Maschinen, 1 Pianino, 2 Rahmenuhren, Bilder, 2 Waagen, 2 Handwagen, 2 Ladeneinrichtungen, 100 Paar Porzellantassen, steinerne Töpfe und Krüge, 1 Mineralwasseravparat. 14,000 Stück Zigarren, l Webmaschine, 1 Kreissäge. 1 Hobelbank, l Winterrock, 2 Stück Winterstoffe dgl. m. gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung gelangen. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts Chemnitz. Gerber. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Fotinm 2632 die Firma H. von Einsiedel in Chemnitz und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Heinrich von Einsiedel daselbst ein getragen. Chemnitz, am 5. April 1881. Königliches Amtsgericht, Abtheilung k. Nohr. Tr. Mittwoch, de» 9. April 1884, von Vormittags 9 Uhr ab, solle» im Auktiouslokale des hiesigen Justizgcbäudes 1 Partie Möbel, Taschen uhren, 1 Kronleuchter, 2 Tambourirmaschinen, 300 Stück Drucksormen, Druck tische, 1 Tafel niit Schrcibcpult, 1 Kopirpresse, 1 Büffet, Spiegel, 4 Näh- Jm Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Foliun, 77 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Gustav Adolph Eben in Chemnitz aus der Firma Gustav Eben daselbst als Mit inhaber ansgeschiedc» ist, daß der uunmebr alleinige Inhaber dieser Firma, der Kaufmann Herr Ernst Fürchtegott Hermann Böhme daselbst, künftig Böhme-Ihle firmirt, sowie, daß dem Kaufmann Herr» Heinrich Max Baum- gärtel sür diese Firma Prokura erlheilt worden ist. Chemnitz, den 5. April 1884. Königliches Amtsgericht, Abth. 8. Nohr, Tr. Im Handelsregister sür de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folium 2380 verlautbart, daß der Viehhändler Herr Oswald Julius Kcmpe aus der Firma Kempe u. Co. in Chemnitz in Folge Ablebens als Mitinhaber ansgeschiedeu ist, sowie, daß künftig Kaden ». Böltger sirmirt wird. Chemnitz, am 6. April 1884. Königliches Amtsgericht, Abthcilung 8. Nohr. Tr. Bekanntmach »ng. Zu Anfang des vorigen Monats ist in einer hiesigen Schankwirlhschast der dem Fabrikarbeiter Carl Gustav Vogel in Erfenschlag gehörige Militär- Paß entwendet worden, was behuss Wiedererlangung bez. zur Verhütung miß bräuchlicher Benutzung desselben hierdurch bekannt gemacht wird. Chepinitz, am 5. April 1884. Das Polizeiamt. Siebdrat. Fckr. Bekanntmachung über in hiesiger Stadt verübte Diebstähle. Es wurden gestohlen: am Il.März aus einem Hause an der Augustus- burgerstraße: ein hellgrauer Sommerüberzieher mit dunkelgrauem Futter nnd eine schwarze, röthlich gestreifte Hose; am 17. März an» einem Laden ander Friedrichstraße: ein grün angestrichenes Drathkörbchen, enthaltend Briefmarken, Postkarten und kleine Schlüffe!; am 18. März aus einem Hanseln der Zschopauerstraße: 2 weißleinene, L. 8. gez. Nack einem Hause an der Augustusburgerstraße: ' uhr mit zersprungenem Zifferblatt; am ' „ Färberstrabe: 2 Frauenbarchenthemdem, 1 weiß und braun gesprisselt und 1 gestreift; ans einer Laube an der Neefestraße: ein grauleinLner Vorhang; au- einem Hause an der Lohgasse: ein hohler, goldner Siegelring mit bläu lichem Stein; aus einem Hause an der Jakobstraße: eine HanSlampe; am 22. März aus einen« Hanse an der Thcaterstraße: «in weißer Korb mit Blumenkohl: aus einen« Hause an der äußeren JohanniSstraße: «ine dunkel blaue, grünlich gemusterte und roth tambourirte Franenjacke; au« 24. März aus einen« Hause an der Treffurthstraße: ein roth, blau, schwarz und braun karrirter Frauenrock; am 27. März an- einem Laden an der AugustuS- burgerstraße: b Pfund altes Zinn; aus einem Stalle an der Parkstraße: 4 Stück lebende, schwarz und goldgelb gefiederte Hühner nudeln dergl. Hahn; aus einem Laden an der inneren Klosterstrabe: ein außen schwarz und innen blau aussehender, seidner Regenschirm mit rundem Holzgriff; an« 29. März von einem Stand am Jakobrkirchplatz: ein grün angestrichener StuhlI mit Holzsitz: am 30. März aus einem Hause an der inneren Klosterstrabe: ein Brillantring mit großem, L jaur gesüßtem Stein; au« 26. März au» einem Hause an der großen Brüdergasse: eins schwarze, rothgemusterte Tischdecke von Rips und am 31. März einen« Manne auf der Lerchenftraß«: eine silberne Zylinderuhr mit Sekunda, ohne Goldrand, innen A. Barth eingekritzelt. Zur Wiedererlangung der gestohlenen Gegenstände und Ermittelung der Diebe wird dies hiermit bekannt gemacht. Chemnitz, am 6. April 1884. Das Polizeiamt. Siebdrat. Kors. Ju« Handelsregister sür den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht- wurde heute auf Folium 2633 die Firma Chemnitzer Brodfabrik Paul Schubert in Chemnitz und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Carl Paul Schubert daselbst eingetragen. Chemnitz, am 5. April 1884. Königliches Amtsgericht, Abthtilung 8. Nohr. Tr. Tafteschronik. S. April 1067. Beginn des Baues der Wartburg. 1626. Bacon von Berulam gest. 1809. 5. Koalition gegen Napoleon. 1855. Bombardemcnt Sehastopols. Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 7. April. Berlin. Aus die Glückwunschadrefse des Aelteslenkollegiums der Berliner Kaufmannschaft zu seine»! Geburtstage erwiderte der Kaiser: «Ich ersehe zu meiner Freude, daß meine Bemühungen um die Sicherung des Weltfriedens und der Erhaltung und Förderung fruchtbarer internationaler Beziehungen auch im Handelsstande lebhaft und dankbar empfunden werden und hoffe mit Ihnen, daß diese Friedenspolitik in ihren Folgen auf die Entwicklung und die Hebung von Handel und Industrie ihren segensreichen Einfluß üben werde." Straßburg. Privatmittheilungen zufolge ist der Abendzug zwischen Straßburg uno Paris heute Nacht zwei Kilometer vor Bar- le-Due en.glcist. Mehrere Waggons sind zertrümmert, Tödtungen und Veiwundungen sind vorgekommen. Wien. Der ornithologische Kongreß, welcher Gustav Radde aus Tiflis zum Präsidenten wählte, wurde vom Kronprinzen Rudolf mit einer schwungvollen Ansprache eröffnet, welche die Naturwissen schaften feierte, die mit ihrer Nutzbarmachung der Naturkräfte diesem Jahrhundert ihren Stempel aufgedrückt und unter dem Zeichen der wahren, weil wissenschaftlich begründeten Aufklärung siegreich Vor dringen. Auch der Bürgermeister Uhl begrüßte den Kongreß. Petersburg. Wegen Widerstandes gegen die Obrigkeit bei den vorjährigen Judenexzessen sind neun Bauern des Dorfes Kara- binowko im Kreise Novomoskowsk dem Geschwornengerichte überwiesen. Die Aburtheilung findet demnächst statt. — In Taganrog ist die Schifffahrt eröffnet. London. Der „Times" wird aus Suakin gemeldet, daß Osman Digma sich nach Berichten von Spionen mit 10.X) kamps bereiten Leuten in Hasbatet befinde und 2( 0 Mann abgesandt habe, um in Debaret die Bewegungen der den Engländern freundlich ge sinnten Stämme zu beobachten. Kairo. Ein Telegraßtm Huffein Paschas meldet, daß alle Straßen oberhalb Berbers von den Ausständischen besetzt und abgc« sperrt sind; es ist unmöglich, Depeschen nach Khartum durchzubringe». Die Stämme zwischen Shcndy und Khartum find in offenem Auf stande und mit dem Stamme der Bicharin in Verbindung, der wahr scheinlich sich unverweilt anschließcn werde. Hussein Pascha fürchtet, daß auch Berber und Dongola bald von den Aufständischen um zingelt sein werden. Von Gordon fehlt seit dem 23. März jede Nachricht. — Aus Suakin wird gemeldet, daß Mohamed Said mit den Vertretern mehrerer feindlicher Stämme angekommen ist und sich bereit erklärt hat, über den Frieden zu verhandeln. Osman Digma soll nach Kordofan gegangen sein. Von den Stämmen in der Nähe Suakins hat sich die Mehrzah unterworfen, nur der kleinere Theil ist noch feindlich gesinnt. In Kaffala soll vollständige Ruhe herrsche». London, 8. April, Mittags. Das Unterhaus nahm in der zweiten Lesung die Reformbill mit 340 gegen 210 Stimmen an ^ London, 8. April, Mittags. Die Abreise der Königin nach Darmstadt ist auf den 14. April angesetzt. Prinzessin Beatrice be gleitet die Königin. 4. Masse der LOS. König!. Sachs. Landes-Lotterie. 2. ZiehungStag: Dienstag, den 8. April 1884 «0««0 Mk. auf Nr.: 76125. 4««0« Mk. aus Nr.: 15121. SV««« Mk. auf Nr.: 20661 1«««« Mk. auf Nr.: 27198. 1«««« Mk. auf Nr.: 45547. S««« Mk. auf Nr.: 7585 37590 49353 52489 69264 95610. »OVO Mk. auf Nr.: 501 2218 44805 56284 57591 618 !6 77433. 100« Mk. auf Nr.: 4211773 2589 394910566 11772 15383 19060 24577 24798 25980 30033 30309 32259 35881 46906 49821 52283 63347 78835 78997 85141 88945 88955 99205 Zur Auflösung -er Prager Handelskammer. Die Abgeordneten Oesterreichs sind bis zum 25 April in ihre Heimath gereist; — nicht, ohne daß die letzten Tage den Tschechen noch eine angenehme Errungenschaft mit auf den Weg gegeben habe». Dieselbe besteht in nichts geringerein als in der Auflösung der Prager Handelskammer. Um die Bedeutung dieser Maßregel der Regierung zu würdigen, muß man sich vergegenwärtigen, daß die Prager Han delskammer ein Hauptbollwerk der Deutschen in Böhmen ist und der Fall desselben ist ein so eklatanter Sieg der tschechischen Propaganda, daß dieselbe daraus Muth zu neuen Forderungen schöpfen kann. Die Neuwahlen werden, so wie sie zur Ausführung gebracht werden sollen, zweifellos zu einer tschechischen Majorität führen. In dieser Vor aussicht liegt der Hauptgrund des Widerstandes, welchen die jetzt auf gelöste Kammer der Wahlordnung entgegengesetzt hatte. Nachdem man es in den Handelskammern von Budweis und Pilsen dahm gebracht hatte, daß dieselben nur noch sehr unbedeutende deutsche Majoritäten ausweisen, handelte es sich für die Tschechen darum, ein für sie noch günstigeres Resultat in Bezug auf die Prager Kammer zu erzielen. Der Sieg wurde ihnen leicht gemacht, denn die in ihrer Majorität deutsche Kammer stellte sich der von der Regierung geplanten Wahl reform fest entgegen. Nach dem maßgebenden Gesetz müssen die Be stimmungen über das Wahlrecht zur Handelskammer bezw. deren Zusammensetzung aus Vertretern von Handel, Verkehr, Industrie und Gewerbe durch ein Uebereinkommen zwischen Regierung und Handels- ^ kammer festgesetzt werden. Dies Gesetz bot den Deutschen eine gute Handhabe gegenüber den Tschechen; allein der Einfluß der letzteren in der Regierung brachte dieselbe dahin, eine allgemeine neue Wahl-i ordnung sür alle Handelskammer» zu erlassen. Die Opposition der^ Prager Kammer gegen diese Maßregel ist der äußerliche Grund der. Auflösung; der wirkliche Grund ist jedoch die Feindschaft der Tscheche»? Es ist mit Sicherheit vorauszusehen, daß die Neuwahlen auf: Grund der neuen von der Regierung beliebten Wahlordnung den Tschechen eine Majorität von 8 bis 10 Stimmen in der Prager Handelskammer geben werden. Dieselbe würde nach einer Berechnung 18—20 deutsche und 28—30 tschechische Mitglieder erhallen. Außer dem sichert die neue Wahlordnung den Tschechen zwei Mandate im Reichsrath und vier im böhmischen Landtag. — Man kann aus diesen Angaben die Tragweite der Auflösung era esse» und man wird es begreiflich finden, daß wegen derselben in den deutschen Kreisen große Aufregung herrscht. Es soll eine Beschwerde an den Verwaltungs- Gerichtshof gerichtet werden. Ferner hat der Abgeordnete Herbst eine Interpellation über die Auflösung im Abgeordnctenhause eingebracht; dieselbe wird nach Ostern zur Verhandlung kommen. — Andererseits feiern die Tschechen die Auflösung als einen großen Sieg ihrer Propa ganda. Wie er seit der Reichsrathswahl Reform von ihnen nicht mehr verzeichnet worden ist. Weiler- Politische Rundschau. Deutsches Reich. Von einschneidender Bedeutung für die r- „nierer aeiammten innere» Politik sind die von uns bereits gestern erwähnten Erklärungen, welche die preußisch« Re gierung in Sachen der ReichSminifterium-Angelegenheit in der BundeS- rathsfitzung vom 5. April abgegeben hat. Die preußische Regierung spricht sich in denselben unumwunden gegen die von der deutschen freisinnigen Partei mit auf ihr Programm geschriebene Forderung eines Verantwortlichen Reichsministeriums auS und erblickt hierin vor Allem eine Beeinträchtigung der Rechte des Bundesrathe». Nach der Ansicht der preußischen Negierung würde das Reichsministerium die wesentlichsten Rechte der Bundesstaaten absorbireu und di« RegierungS- gcwalt unter die Mehrheitsbeschlüsse des Reichstags setzen und hier durch wiederum könne nur die Einheit des Reiches gefährdet werden. Daß eine Parlamentsherrschaf:, wie sie von der deutschen freisinnigen Partei angestrebt wird, sich nicht in Einklang mit dem förderativen Charakter des deutschen Staatenbundes bringen ließe, liegt allerdings auf der Hand und an der Bundesverfassung rütteln, hieße unter den gegenwärtigen bedrohlichen Umständen den Fortbestand des Bunde» selbst in Frage stellen. Es sind deshalb die Erklärungen der preu ßischen Regierung nur mit Genuglhuung zu begrüßen und da sie sich mit den übrigen Regierungen, namentlich mit der sächsischen und bayrischen, ganz im Einklang befindet, so kann man wohl den Reichs- ministerium-Gedankeu als all »etn gelegt betrachten. — In der Zentrumspartei treten die Gegensätze zwischen der demo kratischen und der aristokratischen Richtung immer schärfer hervor. Es giebt kaum eine politische und wirthschaftliche Frage, in welcher nicht daS Zentrum gespalten wäre, abgesehen von den allerengsten kirchenpolitischen Fragen und nur unter Ausbietung seines ganzen Einflusses ist es bisher Herrn Windthorst gelungen, seine Partei äußerlich wenigstens zusammenzuhalten. Allem Anschein nach wird dies aber bezüglich der augenblicklich im Vordergründe stehenden An gelegenheit der Verlängerung de» Sozialistengesetzes nicht mehr ge lingen; die demokratischen Elemente der ZentrumSpartei opponiren offen gegen dieselbe, während die „Aristokraten" und „Diplomaten" des Zentrums unter Führung des Herrn Windthorst der genannte» Maßregel zustimmen wollen. Die Männer der ersteren Richtung sind cs auch, welche auf den Ostermontag eine große Versammlung nach Köln einberufen haben, in welcher unter Anderem auch gegen die „Versumpfung des Kulturkampfes" protestirt werden soll. Man wird dieser Versammlung angesichts der obwaltenden Verhältnisse mit ganz besonderem Jnt-resse entgcgensehen können; sie wird die Schei dung der Geister befördern, denn wenn nicht alle Anzeichen trügen, so ist sie zugleich ein Protest der rheinischen klerikalen Demagogie gegen die aristokratischen Elemente im Zentrum. — Die den Behörden in Preußen zngegangene Anweisung, die Vorbereitungen sür die nächsten Reichstagswahleu in die Hand zu nehmen, hat begreiflicherweise vielfach Aufsehen erregt. Es geht hieraus mit Evidenz hervor, daß die preußische Negierung die Even tualität einer Reichstags-Auflösung ernstlich ins Auge gefaßt hat und soll dieser Entschluß angeblich dadurch beschleunigt worden sei», daß sich Fürst Bismarck von der Unmöglichkeit überzeugte, die volle Zustimmung des Zentrums zur Verlängerung deS Sozialistengesetzes zu erhalten. Ob dann bei den Neuwahlen Konservative und National liberale zusammengehen werden, ist allerdings zweifelhaft; die „Kreuz zeitung" erklärt, so lange die nationalliberale Fraktion des Reichstages aus ihren Einwendungen gegen die konservativen Grundlagen des Un fallversicherungs-Gesetzes und auf dem Verlangen nach Offenhaltung der Privatvcrsicherung beharre, müsse sie die Möglichkeit der ange- Priesenen „Verständigung^ als absolut ausgeschloffen betrachten An anderer Stelle polemisirt das Organ der Konservativen gegen den Artikel, welchen jüngst die „Nordd. Allg. Ztg." wider da- Zentrum richtete, woraus hervorgeht, daß die Konservativen da» Bündniß mit dem Zentrum noch immer demjenigen mit den Nalionalltberalen vorziehen. — Bei dem Untergang des zur belgischen lV'Iiita Orosn Linie gehörenden Dampfer- „Daniel Steinmann" sind nach der Schiffsliste,