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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188312204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18831220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18831220
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-12
- Tag 1883-12-20
-
Monat
1883-12
-
Jahr
1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 20.12.1883
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fehle de- Generals Millot nach Tonkin zu senden, zeugte dafür, daß da» Tabinet Ferry nunmehr mit vollster Entschlossenheit in Tonlin und eventuell auch gegen China Vorgehen will. Gleichzeitig sind jetzt auch die ersten positiven Nachrichten über den Fortgang der mil.- tairischen Operationen der Franzosen in Tonkin eingetroffen. S 00 Mann französischer Truppen sind auf einer Kanonenboot- Flottille den Rothen Fluß aufwärt» gegangen und sieben Meilen von Sontay gelandet, wo sie ein Lager bezogen. In Sontay sollen L0.000 Mann der vereinigten Annamiten, Chinesen und „Schwarz, flaggen" stehen und fall» diese Stand halten, dürste e» demnach vor diesem Platze zu einem ernsten Kampfe kommen. — Tie französische Deputirtenkammer lehnte am Montag den von der Regierung be- »ntragten außerordentlichen Credit zur Fortsetzung der Eisenbahn arbeiten am oberen Senegal mit 234 gegen l97 Stimmen ab. England. Wie schon gestern telegraphisch mitgetheilt wurde, ist der Mörder Carey», O'Donuel, am Montag stütz 8 Uhr im Newgate-Gefängniß durch den Strang hingerichtet worden. Bon ver schiedenen Seiten waren in den Tagen vor der Hinrichtung in London Meeting» abgehalten worden, um den Minister de» Innern zu bitten, die Ausführung de» Urtheil» im Interesse der Humanität noch zu verschieben, da sonst ein Justizmord begangen werden könne; denn O'Düttnel habe nur einen Act der Nothwehr begangen, als er „von dem Schwärzesten aller Verbrecher und dem Verkommensten aller Menschen" mit dem Tode bedroht wurde. Wie da» „B. T." be richtet, stützte sich diese Behauptung aus eine vorgestern im Gefängniß abgegebene Erklärung O'Donnel», in welcher er den Vorfall, der mit dem Tode Tarey'S schloß, nachstehend schilderte: „Carey stand an den Thürpfvsten gelehnt und sagte zu mir: „Ich glaube, Sie wissen wer ich bin?" Ich erwiderte: „Ja, Sie sind der verfluchte irische An geber Carey", wa» zur Zeit Jedermann au Bord de» Dampfer» wußte. Al» ich dies aussprach, zog Carey eine Pistole aus der Tasche hervor, deren Mündung er gegen mich richtete. Ich sprang auf und schlug ihm die Pistole aus der Hand, welche über seine Schulter wegflog. Ich bin nicht sicher, ob sich ein Schuß entlud oder »icht. Al» er sich bückte, um die Pistole aufzuheben, zog ich meinen Revolver und schoß ihn nieder. Careys Sohn erschien zuerst auf der Scene, hob die Pistole seines Vaters auf und steckte sie in die Hosen tasche, wo sie auch, trotz seines Leugnens, eine Waffe bei sich zu haben, gefunden wurde. Ich habe nie zu Cubitt (einem der Be lastungszeugen) gesagt, daß ich Carey erschießen wolle. Ich beabsichtige keine weitere Erklärung abzugeben." Die gemeldete Hinrichtung bewies die Erfolglosigkeit der Agitationen zu Gunsten O'Donnel's. Italien. In der italienischen Deputirtenkammer hat am Mon tag die begonnene Berathung des Etats des Unterrichtsministeriums zur Stellung der CabinetSstage geführt. Das Cabinet erklärte, auf der Forderung für die Universitätsbibliotheken beharren zu müssen, wobei der Ministerpräsident DepretiS die Solidarität der übrigen Cabinetsmitglieder mit dem Unterrichtsminister erklärte. Die ent scheidende Abstimmung konnte indessen wegen Beschlußunfähigkeit des Hauses an dem genannten Tage nicht stattfinden. — Die römischen Abendblätter vom 17. December heißen den deutschen Kronprinzen in Hhr sympathischen Artikeln willkommen. Spanien. In Spanien hebt die revolutionäre Propaganda, tvrlche, wie schon gestern erwähnt, während der Anwesenheit des deutschen Kronprinzen geschwiegen hatte, wieder ihr Haupt. Zorilla, der Chef der spanischen republikanischen Partei, hat vom Auslande au» ein zum militairischen Aufstande und zur Rebellion reizendes Manifest erlaffen, welche- allerdings von der Regierung de» Königs Alfonso schleunigst mit Beschlag belegt worden ist. Es sind aber noch andere Anzeichen vorhanden, welche daraus hindeuten, daß die revo lutionären Elemente in Spanien insgeheim thätig find, doch steht von der Energie und der Besonnenheit des jugendlichen spanischen Herr scher» zu erwarten, daß er auch den kommenden Gefahren die Stirn bieten wird. Bulgarien. Der noch offene Posten eine» bulgarischen Kriegs- Minister» soll nun doch durch einen russischen Officier besetzt werden. Dem Vernehmen nach ist hierzu Generalmajor Freese, Commandeur der Petersburger Gardejäger, defignirt. Ost-Asien. England zieht in den chinesischen Gewässern eine ganz bedeutende Seestreitmacht zusammen. Eine Flotte von neun Edeaenitzer Anzeiger «md Eladtbgte. Vkr. ISS. Donnerstag. 20. Lecemb«. Seile 2. Schiffen befindet sich bereit» auf dem Wege nach Canton und rin weitere» Geschwader von 5 Schiffen ist von Suakim unter dem Be fehle des Admiral» Hewett ebenfalls nack China abgegangen. Endlich werden die Schiffe „Woodlark", „Daring", „Swift" und „Erpoir" mit einem deutschen und amerikanischen Geschwader gemeinsam operiren. Den Oberbefehl über da» gesammte englische Geschwader übernimmt Admiral Dowcll. Stacdricbten ans Ehen nitz und Umgegend. Chemnitz, dm 19. December 1883. — Der von Brook» im September d. Js. wieder aufgefundene, am 21. Juli 1812 von Pon» entdeckte Komet ist jetzt, nachdem er 71 Jahre zu seinem Umlauf um die Sonne gebraucht, am West himmel in seiner zweiten Erscheinung sichtbar — Hoffentlich hält das unfreundliche Wetter der letzten Tage nicht mehr lange an und wird man dann das Gestirn beobachten können. — Ein Dampf-Omnibus von Nürnberg kommend und für den Omnibusbetrieb auf den Lausitzer Linien Löbau—EberS- bach - Warnsdorf Zittau bestimmt, passirte dieser Tage unfern Bahnhof. Derselbe ist von der Maschinenbauanstalt „Hohenzollern" in Düffeldorf nd der Nürnbeiger Wagenbauanstalt gebaut und besteht eigentlich aus zwei allerding» auf» innigste verbandenen Theilen, der eigentlichen Maschine und dem Wagenraume. Letzterer besteht aus zwei übereinander angebrachten Etagen, von denen die untere neben einem Gepäckraum 20 Plätze zweiter und 20 Plätze dritter Klaffe enthält, während in der oberen, von außen durch eine bequeme Treppe zugängigen Etage, welche an beiden Langseiten 18 Fenster enthält, 34 ebenfalls an den Langseiten angebrachte Plätze 3. Klaffe bietet. In der unteren Abtheilung sind d,e Plätze wie in den soge nannten JnterkommunikationSwagen und ist der Zugang von der Stirnseite, wie von einem Quergange aus möglich. Der ganze Dampf Omnibus läuft auf 3 Achsen von denen die letzte in Curven seitlich verschiebbar ist. Die Heilung erfolgt durch Dampf, die Be leuchtung mittels Kerzenlaternen Das neue Vehikel erregte auf seiner Fahrt allenthalben viel Aussehen. Zwei weitere für den gleichen Zweck bestimmte Dampfwagen sind in der Fertigstellung begriffen. — Das „Zwickauer Tageblatt" berichtet, am Sonntag Abend wäre in Glauchau von Leuten, die mit dem bayrischen Z»ge ge kommen waren, erzählt worden, daß man den Mörder Schubert in Markneukirchcn gefangen habe. Beim Halten de» Zuges wäre jeder Paffagier einzeln Herausgelaffen worden. Der Gesuchte soll eine Perrücke und einen Vollbart getragen haben, mit zwei Revolvern bewaffnet gewesen sein und einen Schuß auf den Gendarm, einen an dern auf sich abgefeuert haben, wobei er sich nur in den Arm schoß. Herr Bezirksschulinspector Schulrath Eichenberg von hier unterzog in der vorigen Woche die Bürgerschulen von Frankeuberg einer eingehenden Revision. — Herr Realschuloberlehrer vr. Karl August Türke von hier hält am ersten Weihnachtsseiertag in Frauen st ein eine Gast predigt. Der derzeitige Kapellmeister unsere» Stadttheaters, Herr Theodor Winkelmann, hat „neun Lieder für eine Sing stimme mit Begleitung des Pianoforte" componirt, die im Verlage von Fr. Kistner in Leipzig erschienen sind. Die Lieder, deren Texte zum Theil von E. Geibel, H. Heine und N. Lenau herrühren, sind anmuthig und den Worten der Dichter entsprechend geschrieben. Sicher werden diese neun Lieder unter unseren Theater freunden manchen Käufer finden und sich in hiesigen Familien Freunde erwerben. — kk- Verunglückt. In Furth verunglückte gestern Nach mittag gegen 5 Uhr ein Mann aus Einsiedel dadurch, daß er auf der hartgefrorenen Straße ausglitt und ein Bein brach. Er wurde in das hiesige Stadlkrankenhaus gebracht. * Verunglückt. Gestern Nachmittag gerieth auf hiesigem Güterbahnhos ein Arbeiter zwischen die Puffer zweier Wagen und wurde unter den Armen gequetscht. Der Verletzte wurde mittelst Droschke nach seiner Wohnung transportirt. Die Verletzung soll nicht gefährlicher Natur sein. —* Selbstmord. Gestern früh 7 Uhr ist ein an der neuen Dresdnerstraße hier wohnhaft gewesenes I8jähriges Mädchen, welches Hegen den Strom. Novelle von Hans von Bingen. (Fortsetzung) Aber merkwürdig zuckte die Geldrolle in Otto's Hand. War er »icht Kaufmann geworden, um Geld zu verdienen, um sich irdische Güter zu sammeln und diese erste größere Summe, die er besaß, hatte er sie nicht auch verdient, sonst würde sie ihm sein Prinzipal, m dessen Geschäft er sich redlich abgemüht hatte, gewiß nicht gegeben haben. Diese kaufmännische Logik siegte bei Otto über die idealistische Regung, er steckte die Geldrolle in seine Rocktasche und rannte hinaus auf die Straße. Hier befühlte und wog er die Geldrolle in seiner Hand und eine neue Ueberraschung wurde ihm zu Theil. Die geübte Hand Otto'», die im Bankhause Walther und Schmidt manche Geld summe abgezählt und manche Geldrolle gepackt hatte, fühlte an der Schwere der Rolle, daß ihr Inhalt Gold war. Heiß, heiß wurde «» dem armen adeligen Jüngling im Antlitz über das »iüe Geld, denn es waren hundert Friedrichsdor, darüber konnte sich Otto als geübter Geldzähler nicht täuschen. Der arme Otto von Abendberg, dem der Vater immer nur ein sehr knappes Taschengeld geben konnte m»d den der Onkel Rassow während seiner Lehrzeit auch nur spärlich mit Geld versehen hatte, sah sich nun im Besitz einer für seine Ver hältnisse sehr grqHyn ^Geldsumme. Er konnte gar 'nicht gleich begreifen, warum ihm der Commerzien- rath Walther ein so große» Geldgeschenk gemacht hatte, aber Otto erinnerte sich, daß ihm v»n dem übrigen Geschäftspersonal erzählt Worden sei, daß der Commerzienrath denjenigen Leuten in seinem Geschäfte, mit denen er außerordentlich zufrieden sei, zuweilen sehr große Geldgeschenke mache und hatte der Commerzienrath nicht auch zu Otto gesagt, daß er mit ihm ausgezeichnet zufrieden sei. Was Waren denn auch hundert Friedrichsdor für den reichen Banquier, dessen Geschäft jü großer Blüthe stand. Die hundert Friedrichsdor gehörten Otto, gehörten ihm ohne das leiseste Bedenken, dieses Bewu t- sein entzückte den Jüngling in hohem Maße und er war im Begriff, in seiner Freude in die elterliche Wohnung zu eilen, seinen Vater um Verzeihung zu bitten und gleichzeitig ihm zu verkünden, welche An erkennung er sich bei seinem Prinzipal bereits erworben hatte. Ader Otto ließ diesen, in freudiger Aufwallung gefaßten Gedanken alsbald wieder finken, denn er kannte die Anschauungsweise seines Vater- zu genau, um mit Sicherheit schon jetzt auf Verzeihung hoffen zu können. Mit den hundert Friedrichsdor konnte er auf seinen Vater keinen großen Eindruck machen und mit seiner Anstellung im Bankhause Walther und Schmidt auch nicht, denn der Major hegte hierüber eine ganz andere Anschauungsweise wie sein Sohn, für jenen war die ehrendolle, ausgezeichnete Lebensstellung das Erste, was er von seinem Sohne verlangte »nd die Geldfrage spielte erst die zweite Rolle. Otto wußte genau, daß er bei seinem Vater als Beamter oder Ge lehrter mit kleinem Einkommen mehr galt, wie al» Gehülfe in einem vankhause mit großem Gehalt. Otto ging daher am Weihnachtsabend «icht in die elterliche Wohnung, sondern er lenkte seine Schritte nach der Wohnung^deS RegierungSrathe» Rassow, derg ihm bereits seit zwei und einem halben Jahre ein Stübchen eingeräumt und an dessen Tisch er während dieser Zeit Gastfreundschaft genoffen hatte H'.er machte sich Otto Pläne über das kleine Vermögen, das er besaß und nach längerem Ueberlegen war er zu dem Schluffe gekommen, daß er einen oder höchstens zwei Friedrichsdar dazu benutzen wollte, um der geliebten Mutter, der theueren Schwester und seinen beiden jüngern Brüdern Weihnachtsgeschenke zu kaufen, ein Friedrichsdor oder zwei sollten auch noch geopfert werden, um dem großmüthigen Regierungsrath Onkel Rassow ein Weihnachtsgeschenk zu machen und ein wundervolles Poesie-Album in glänzenden Prachtband gebunden, kaufte Otto von Abcndberg auch noch für eine verehrte — Person, das war aber Alles, was Otto von seinem Schatze auszugeben be schloß, der große Rest, fünfundneunzig Friedrichsdor, sollte den Anfang zu seinem Vermöge» bilden. Diese fünf und neunzig Friedrichsdor wollte er in soliden Spekulationen, wie er als Banquiergehülfe wiche in kleinen Staatspapiercn leicht vornehmen konnte, anlegen, «ehr Geld hinzusparen und durch Gewinn und Sparsamkeit nach und nach ein vermögender Mann werden und dann wollte er mit sicherem Erfolge es unternehmen, die Verzeihung des Vaters zu erlangen. Diese Pläne hegte der junge adelige Kaufmann am Morgen des ersten Weihnachtstages und er war dabei im Allgemeinen recht zu frieden, wenn auch manchmal ein düsterer Gedanke in seinem Ge- müthe wach wurde. So war es Vormittags elf Uhr geworden, als an der Thüre von Otto's bescheidenem Stübchen gepocht wurde und der Diener des Commerzienrathes Walther eintrat, welcher im Aufträge seines Herrn dem hochwohlgeborenen Herrn Otto von Abendberg einen Brief über reichte. Otto öffnete den Brief und fand darin eine schmeichelhafte Einladung zum Diner bei seinem Prinzipal für den heutigen Tag, Nachmittags zwei Uhr. Otto auf's Neue überrascht von der Aus zeichnung, die ihm der Commerzienrath zu Theil werden ließ, nahm dankend und vor Freude leicht crröthend die Einladung an und trug dem Diener die besten Empfehlungen an de Herrn Conimerzienrathßauf. Der Diener entfernte sich aber nach diesen Worten Otto's noch nicht, sondern schmunzelnd überreichte er dem Herrn von Abendberg ein kleines Packet, welches er bisher nnter dem Arme gehalten hatte. „Das ist von den jungen Herrschaften, die sich Ihnen auch bestens empfehlen lassen," meinte der Diener verschmitzt lächelnd und schritt schnell aus Otto's Zimmer. Otto wähnte, daß der Himmel sein Füllhorn über ihn ausge- gossen hatte, als er das neue Weihnachtsgeschenk, welches ebenfalls von der Seite des Prinzipals oder doch von dessen Kindern kam, in den Händen hielt. Er öffnete das Packet und darin lag eine pracht volle, gestickte Brieftasche und ein Schreibneccssair, beide Geschenke abgesandt von Leopold und Irmgard Walther, den Kindern des Commerzienraths. Otto von «bendberg hatte auf eine eigenthümliche Weise die Bekanntschaft der Kinder des Commerzienrathes gemacht. Der Sohn des Commerzienrath- war seit 9 Monaten Student der Jurisprudenz, vor vier Jahren hatte er aber mit Otto von Abendberg ein und dieselbe Klaffe des Gymnasii"-' «"'-'ck., hatte jedoch, weil er nicht schon seit längerer Zeit an Krämpfen gelitten hat. au» eine« Dach, fenster in den Hof hinabgesprungrn Die Unglückliche ist auf die Düngergrube gestürzt, hat zwei Pfosten der Grubendecke durchschlage« und ist in ine Grube hineingefallen. Sie wurde gleich darauf vo« ihrem Vater, der den Fall gehört hatte, noch lebend aufgefunden, ist aber noch am selben Tage an den Fol en des Sturze» verstorbe«. — 1000 Mark Belohnung hat der Tischlermeister Jung engel in Bamberg Demjenigen zugesichert, der sein vierjähriges Söhnchen Georg, welches seit dem 18 v M. vermißt wird, lebend!, in die Gewalt der Behörden bringt, oder Beweismittel an die Hand giebt, welche die Habhaftwerdunq de» Kinde» in unversehrtem Zu- stände zur Folge hat. Da» Kind soll die mit vier Wagen umher ziehende Zigeunerbande Marsch all mit sich fortgenommen haben, weshalb dieselbe von der Staatsanwaltschaft Bamberg verfolgt wird. — Auf dem Neustädter Markte fiel heute in der zwölften Stunde ein Schulknabe so unglücklich, daß er sich ein Bein brach. Der Be- klagenswerthe ging schon vorher an der Krücke. Sächikf<d-». — Postgehilfe durchgebrannt. Der bi» zu Ende vorige« Monats am Postamt Annaberg beschäftigt gewesene und nach mehrjähriger Dienstzeit freiwillig ausgetretene Gehilfe F. hat die letzte Stunde seines Dienstes im Telegraphenbureau benutzt, rin« angeblich von einem Nebenorte eingegangene telegraphische Geldan weisung auf ein Postamt im Hannöverschen zu fingiren, dahin zu befördern und daselbst den Betrag von 300 Mk. am nächsten Tage persönlich mit Hilfe gefälschter Papiere zu erheben Die Postverwal tung ist durch die Laution gedeckt. Der Betreffende hat anscheinend die Route nach Amerika eingeschlagen — Von einem entsetzlichen Selbstmord, dessen Grund in grenzenloser Verzweiflung über schwere Nahrungssorgen zu suchen ist, berichtet der „Pirn Anzeiger". Der auf der Mühlenstraße in Pirna wohnhafte Schuhmacher und frühere Anstaltskrankenwärt« Friedrich Ernst Tischer entfernte sich am Freitag Nachm. 3 Uhr von seiner Familie (Frau und 4 Kinder) unter Mitnahme sämmtlicher Legitimationspapiere unter dem Vorwände, auf das Rathhau» gehen zu wollen, kehrte aber nicht wieder zurück. Man fand den Unglück lichen, welcher allgemein als unbescholtener, friedliebender Mann ge schildert wird, am Sonnabend früh als Leiche, den Kopf vom Rumpfe getrennt, auf dem Bahnkörper hinter dem Zwinger, wo er sich von dem Zuge hatte überfahren lassen. Nach der Aussage der Frau Tischer's ist dieser Selbstmord durch die große Nothlage des Unglück lichen hervorgerufen worden und „dieselbe Begründung", so schreibt das genannte Blatt, ergiebt sich dann auch aus zwei großen Schrift stücken, welche Tischer vor Ausführung seiner That in den Brieflasten unserer Redaction geworfen hatte und in denen verschiedene schwere Vorwürfe gegen die frühere Verwaltung der Heilanstalt Sonnenstein, von welcher er nach fast zehnjähriger Dienstzeit entlassen worden war, gerichtet sind, welche der „Pirn Anz." an das Ministerium eingcschickt hat. Auch der Redaction der „Dresd. Nachr." hat der unglückliche bedauernswerthe Mann vor seinem Tode zwei wahrscheinlich mit dm obigen gleichlantende Schriftstücke zugesandt, die allerdings haarsträu bende Dinge erzählen sollen. Vermischtes. Vor einiger Zeit ist eine Zusammenstellung der Gehalte erschienen, welche die Beamten in den Ver. Staaten von Nordamerika, vom Präsidenten bis zum Briefträger herab, beziehe». Im Ganzen giebt es ungefähr 100,000 Unionsbeamte. Der Präsident erhält 50,000 Doll. d. i. etwas über 200,000 M, ein Briefträger bekommt pro Woche 7 Doll., also ca 1500 M. jährlich. Weiterhin erhalten der Vice-Präsident 8000 Doll., der Staats-Secretär (Minister des Aeußeren) 8000 Doll. Ebensoviel haben die Minister des Kriege», der Marine und des Innern, sowie der Generalpostmeister. Die höchsten wagen erhalten die Gesandten, und zwar bekommen die Ver treter der Ver. Staaten in London, Berlin, Paris und Petersburg jeder 17,500 Doll., die in Wien, Rio, Peking, Rom, Mexiko und Madrid je 12,000 Doll. Ein activer General hat 13.000 Doll. so begabt und fleißig wie Otto von Abendberg war, mit diesem nicht gleichen Schritt aus dem Gymnasium halten können, und als Otto von Abendberg bereits Lehrling im Bankhause Walther und Schmidt war, hatte der junge Walther noch einen anderthalbjährigen Cursu» auf dem Gymnasium durchzumachen. Leopold Walther mochte vo« seinem Vater den Namen des neuen Lehrlings erfahren haben und da er sich erinnerte, daß vieler sein einstiger Mitschüler auf dem Gym nasium gewesen sein mochte, so suchte er die Bekanntschaft Otto'» von Abendberg zu machen was dem Sohne des Commerzienrathe» natürlich mit leichter Mühe gelang. Bei Leopold Walther war cs indessen nicht nur das Bedürfnis eine alte Bekanntschaft wieder anzuknüpfen, welches ihn zu Ott» von Abendberg hinzog, sondern Leopold Walther, welcher noch immer viel Mühe und Sorgen mit seinen Primaneraufgaben hatte, suchte auch in den ihm bekannten großen Talenten Otto's von Abendberg ein« Stütze bei seinen Schularbeiten. Otto von Abendberg konnte und wollte sich nun auch nicht den Anforderungen Leopold Walthers entziehen und leistete dnher diesem nicht nur häufig Gesellschaft bei dessen Spaziergängen, sondern er half dem jungen Walther auch über manche Schwierigkeit der Pri manerarbeiten hinweg. Er wurde von dem Sohne des Commercie»- rathes zu diesem Zwecke häufig aufgefordert, in das elterliche Han» zu kommen und Otto lernte dabei nach und nach auch die übrigen Mitglieder der Walther'schen Familie kennen, zumal Otto durch seine seinen Manieren und sein ebenso bescheidenes als taktvolles Wesen der Walther'schen Familie imponirte. Der arme adelige Jüngling galt im Hause des Commercienraths durchaus nicht nur al» einfacher Lehrling des Bankhauses Walther und Schmidt und als ein zeit- weiliger Nachhülsestunden-Ertheiler für den Sohn deS Hause», sondern die hochgebildeten und gemüthvollen Angehörigen der Familie de» Commercienraths betrachteten Otto von Abendberg bald als einen lieben Freund ihres Hauses. Freilich war es bei der Lehrlingsstellung des Jünglings im Bankhause Walther und Schmidt nicht möglich, denselben schon damals in die Gesellschaftskreise des Commercienraths Walther und seiner Familie zu ziehen. Otto mußte warten, bis er seine Lehrzeit hinter sich hatte, dies war nun gestern geschehen und heute wurde er bereits mit einer Einladung zu einem Diner bei dem Commercienrath beehrt. Vor Freude strahlend lief Otto zum Onkel Rassow, um diese» zu verkünden, welche Ehre dem neugebackenen Bankiergehülfen bereit» von dem Herrn Chef zu Theil geworden sei. Der RegierungSrath Rassow drückte seinem Neffen herzlich die Hand und sagte lächelnd: „Ich weiß schon lange, lieber Otto, daß der Herr Commercien- rath sehr zufrieden mit Dir ist, ich habe ja während Deiner Lehrzeit Vaterstelle bei Dir vertreten und mich dieserhalb nach Deinen Fort schritten im Bankgeschäfte erkundigen müssen. ES ist ja bi» jetzt auch Alles zur Zufriedenheit gegangen und wird hoffentlich auch die Zeit noch herbeikommen, wo Dein Vater, der ja von seinem Standpunkte aus ganz Recht hat, sich mit Dir wieder versöhnen wird." I'(Forlsetznng folgt.'s
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