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Nr. 43. — 4. Jahrgang. A«/?/ Mittwoch, r«. Februar 1881. Mil SIMM. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnih, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönau: Abonnement: vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. (Zutragen 40 Pf.), sowie monatlich 42 Pf. (Zutragen 15 Pf.) «ebmeu entgegen die Verlagsexpedition und die Ausgabestellen des Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz und obige» Vororten, sowie sämmttzche Postanstalten. (Postzeitungs - Preisv-rzeichniß für 1884 Nr. 1059. Insertionspreis: die schmale (Ispaltige) KorpuSzeile oder deren Raum 15 Pf. — (Lokal-Auzeig« 10 Pf.) — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pf. — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen-Annahme für die nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Taqeschvonik- Sv. Februar. 1646. Luthers Leiche nach Wittenberg gebracht. 1790. Joses Il.gest. 1798. Pius VI. als Gefangener nach Paris gebracht. 1819. Andreas Hofer gest. 1861. Scribe gest. 1874. Bock, Professor der Anatomie, in Leipzig, gest. Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 18. Februar. Berlin. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Eine Verfügung des Ministers des Innern an den Regierungspräsidenten über den Kol portagebuchhandel sagt, zweifelsohne seien die Behörden berech tigt, ihre Entscheidung von der vorherigen Einreichung von Exem plaren der im Verzeichniß aufgesührten Druckschriften und etwaigen Prospekte abhängig zu machen, eS würde andererseits aber der Absicht des Gesetzes zuwiderlaufen, von dieser Besugniß der Behörden in allen Fällen unterschiedslos Gebrauch zu machen. Das Gesetz wolle nur die Auswüchse des Kolportagebuchhandels treffen, nicht aber der legi timen Kolportage unnöthige Hindernisse in den Weg legen. Berlin. Der Kriegsminister von Bronsart ist gestern nach Friedrichsruh abgereist, wo der russische Militärbevollmächtigte Fürst Dolgorucki bereits weilt. Berlin. Bei dem Besuch des Kriegsministers Bronsart in Friedrichsruh handelt es sich wahrscheinlich um den Nachtragsetat für Militärzwecke. Die Kombinationen, die an die gleichzeitige Anwesen heit Dolgorucki's anknüpfen, sind wohl kaum zutreffend. , vielleicht Recht, wenn man der Gladstone'schen Politik keine Sympathie entgegenbringt, allein man begeht allzu häufig den Fehler, dieselbe gering zu schätzen. Und nicht allein die englische Politik, sondern auch die englische Macht wird zu oft gering geschätzt. Dieser Fehler wird neuerdings wieder in den Erörterungen be gangen, welche sich über den Vertrag der Turkmenenstämme um Merw mit den Russen verbreitet. Gewiß ist dieser Vertrag ein russischer Erfolg. Aber mögen sich doch Diejenigen auf Enttäuschungen vorbe reiten, welche darin einen vernichtenden Schlag gegen das ostindische Reich Englands erblicken wollen. Wenn der britische Löwe die Mähne schüttelt, werden die Turkmenen um Merw wissen, woran sie sind. Berlin, 19.Februar, Mittags. Aus Washington7wird gemel det, daß in der Repräsentantenkammer eine Resolution eingebracht wurde, die Anfrage an Staatssekretär Frelinghuysen enthaltend, ob betreffs der Beileidsadresse anläßlich des Todes Laskers das Schreiben -es deutschen auswärtigen Amtes eingegangen sei. London, 19. Februar, Mittags. Die „Daily-News" melden aus Suakim unterm 18. Februar, daß daselbst das Transportschiff „Jumna" Nachmittags mit 739 Mann englischen Truppen ange kommen ist. Politische Betrachtungen Unlängst war von einem diplomatischen Schriftstück die Rede in den Zeitungen, in welchem dasjenige niedergelegt war, was als die Ansichten des Fürsten Bismarck über die Nachtheile des historischen Verhältnisses zwischen' Frankreich und Deutschland ausgcgeben wurde. Das Dokument stellte anscheinend die Aufzeichnungen eines französischen Staatsmannes dar. Fürst Bismarck soll auf die Vortheile hinge wiesen haben, welche England und Rußland aus den beständigen Kriegen zwischen Frankreich und Deutschland gezogen haben Mit Nachdruck soll er von der Geringfügigkeit der Landstrecken gesprochen haben, für welche Franzosen und Deutsche Ströme von Blut und unermeßliche Schätze ausgegeben haben. Alles zum Vortheil der Engländer und Russen, welche inzwischen die Welt unter sich thcilten. Wenn jenes Dokument die Wahrheit auch nur annähernd ent hält, so hat der deutsche Reichskanzler eine Wahrheit ausgesprochen, welche weder ein Franzose noch ein Deutscher verleugnen wird. In der That haben Siege und Niederlagen beiden Völkern keine nennens werthen Vortheile gebracht, im Vergleiche zu den Opfem, und wie vernichtend lautet das Urtheil der Weltgeschichte über ihre nationale Eifersucht. Im Anfang der Geschichte beider Nationen schien ihr Schicksal aneinandergekettet zum eigenen und des ganzen Erdkreises Heil, und selbst nach dem Mittelalter waren die Gegensätze, welche schon damals mehr künstlicher als natürlicher Art waren, nicht zu jener verhängnißvollen Feindschaft gediehen, die Ludwig XIV. auf dem Gewissen hat. Damals waren die Engländer die National-Feinde der Franzosen und mit wie unvergleichlich größerem Recht, als heute der Haß Frankreichs aus Deutschland geworfen ist, war er damals auf England gerichtet. Wer hat den reichen Kolonialbesitz der Fran zosen sich angccignet? Wer hat sie aus Kanada, vom Missisippi und von den Antillen vertrieben? Wer hat die französischen Könige, die französische Revolution und die Weltherrschaft der napoleonischen Adler am hartnäckigsten bekämpft ? Wer hat Frankreichs größten Sohn auf einsamer Insel dem Tode zugeführt? England, England und wiederum England. Und worauf ist die Politik desselben Landes heute gerichtet? Weht nicht seine Flagge auf Malta, Gibraltar und auf dem Suez-Kanal, allenthalben, wohin die Franzosen ihre Blicke richten, uni ihre Macht und ihren Handel hin zutragen? Man hegt in Deutschland eine sehr geringe Meinung von den Zielen und noch mehr von den Mitteln der Politik des heute leitenden englischen Staatsmannes, Mr. Gladstone. Allein Diejenigen denken anders, welche die Absichten dieses vielleicht nicht genialen, aber äußerst vorsichtigen Mannes kennen, oder zu kennen glauben. Er weiß, daß England heute zwei Aufgaben hat: seinen Besitz zu erhalten und oenselben auszudehnen. In beiden Fällen ist, da weder auf die dauernde Freundschaft Deutschlands noch Frankreichs gerechnet werden kann, die Fortdauer des historischen Zustandes zwischen den genannten Ländern das einzige Mittel. Erfolgt einmal die Aus söhnung zwischen ihnen, leistet das eine dem anderen Heeresdienst, so ist es mit der englischen Weltherrschaft vorbei. Aus verwandten Gründen entspringt die anscheinende Zaghaftigkeit, welche die englische Politik bei oberflächlicher Betrachtung zeigt. Sie ist nichts anderes als das Spiel der Vorsicht, denn sie hat mehr als die Politik jedes anderen Landes, die Aufgabe, Fallen zu vermeiden. Wie Fabius im Angesicht des punischen Heeres zauderte, so pflegt Gladstone am Be ginne seiner Unternehmungen zu zaudern. Und hat Fabius Cunctator feinen Beinamen nicht zu Ehren gebracht? Man hat in Deutschland vom sächfischen Landtage Am Montag hielten beide Kammern Sitzung ab. In der Zweiten gelangte zunächst ein Schreiben zur Verlesung, in welchem das Landeskonsistorium aus die bei Berathung des Kultusetats vom Abg. Schreck gehaltene Rede antwortete. In demselben heißt es, bezugnehmend auf die abfällige Kritik des Abg. Schreck über das Landesgesangbuch, daß dasselbe unmöglich allen Richtungen habe Rechnung tragen können, daß aber als Garantie für seine Güte das Urtheil der Landessynode, ferner noch der Umstand bürgt, daß es von allen Gemeinden mit Ausnahme einiger wenigen anstandslos angenommen worden sei. Es sei allerdings Thatsache, heißt es weiter, daß die Geistlichen, welche die Redaktion geistlicher Blätter führen, unter der Disziplinargewalt des Konsistoriums ständen, und dieses habe deshalb eine Mahnung an dieselben ergehen lasten, ja keine öffentlichen Beschuldigungen ohne genügende Beweise in ihren Blättern auszu sprechen Ferner bedaure das Konsistorium, daß Abg Schreck in seiner Rede die unmoralische Führung zweier Geistlichen in der Kam mer zur Sprache gebracht und sich in dieser Angelegenheit nicht direkt an das Konsistorium gewandt habe. Abg. Schreck erklärt, ohne auf das Schreiben einzugehen, daß, als er seine damalige Rede gehalten, er allerdings nicht erwartet habe, eine dermtigeumsweichende Antwort von Seiten des Kultusministers zu erhalten. Er habe das Gefühl gewonnen, als wenn man die Kompetenz der Kammer, auch die Kultusangelegenheiten ihrer Kritik zu unterwerfen, nicht anerkennen Wolle. Deshalb werde er, um die Sache klar zu stellen, einen diesbezüg lichen Antrag stellen odereine Interpellation an die Regierung richten. Abg Georgi berichtete hierauf über den Berg-, Hütten- und Münz - Etat. Bei dem Kapitel Bergbau und fiskalische Hüttenwerke ließ Abg. Heim seine Klagen ertönen betreffs der Doppelwährung. Der gegenwärtige gelinge Ertrag der Hütten- und Bergwerke sei in dem Sinken der Silbrrpreise zu suchen. Wenn man aber bei dem jetzigen Ver fahren bleibe und Niemand etwas zur Hebung des Silberpreises thue, könne sich der Nothstand nicht bessern. Er hätte geglaubt, daß man die Petition des Revierausschusses and der Vorstände der größeren erzliefernden Gruben in dem Freiberger Revier um internationale Einführung einer gemeinsamen Münzgesetzgebung auf der Basis des bimetallistischen Prinzips, der Regierung wenigstens zur Erwägung anempfehlen werde, so aber habe die Deputation die Angelegenheit nur oberflächlich behandelt und die Petition der Regierung zur Kcnntnißnahme empfohlen. Eine derartige Vereinbarung würde von größtem Nutzen für die gesammte Kultur sein, während die Gold- internationale, wenn sie siege, mindestens ebenso gefährlich sein werde, wie die rothe Internationale. Nachdem Res. Georgi die Stellung nahme der Deputation zu der erwähnten Petition gerechtfertigt, führt Abg. Müller-Freibcrg in längerer Rede aus, daß lediglich durch verbesserte wirthschaftliche Einrichtungen der darniederlicgende Silber- Bergbau gehoben werden könne. Er verbreitet sich über den Stand des Erzbergbaues in Sachsen und hält es für wünschenswerth, daß demselben noch größere Opfer gebracht werden. Nach einer kürzeren Debatte, an der sich außer den vorigen Rednern noch die Abgg Oehmichen und Steher betheiligen, wird das Kapitel genehmigt und die Petition des Revierausschustes der Regierung zur Kcnntnißnahme überwiesen. Weiter beschließt die Kammer, gemäß dem Deputations- Antrag, die Regierung zu ersuchen, erörtern zu wollen, in welcher Weise die Zukunft des Freiberger Bergbaus wirksamer als bisher sicher zu stellen sei, und dieselbe zu ermächtigen, die zu dieser Unter suchung erforderlichen Kosten zu verausgaben. Die übrigen Positionen des Hüttenetats werden ohne Debatte genehmigt. Bei dem Kapitel „Münze" richtet Abg. Walter an die Regierung die Frage, ob es nicht geboten sei, das wertbvolle Areal der Münze auf der Ostra-Allee bester zu verwerthcn. Finanzminister v. Könneritz hält ihm jedoch entgegen, daß, so lange man nicht mit dem jetzigen Münzsystem gebrochen habe, das Gebäude nicht zu entbehren sei. Hierauf wird auch dieses Kapitel genehmigt. Die Erste Kammer erledigte in Schlußberathung wiederum eine Anzahl Petitionen. Zunächst referirt Graf v. Hohenthal über eine Petition des Sattlermeisters Winkler in Hainichen um Ersatz eines ihm durch die Fahrlässigkeit eines richterlichen Beamten ent standenen Schadens von 1500 Mk., und empfiehlt, dieselbe der Re gierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Hierüber entspinnt sich eine längere Debatte, in welcher Graf Rex und Freiherr von Burgk sich für, v. Criegern, v. Tauchnitz, Martini, v. Erdmannsdorf und Justizminister von Abeken sich gegen den Deputations-Antrag aus sprechen. Schließlich wird ein vom Abgeordneten v. Criegetn gestellter Antrag, die Petition auf sich beruhen zu lassen, mit großer Majorität angenommen. Die übrigen Petitionen, welche zur Verhandlung kamen, bieten kein öffentliches Interesse. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Rcichstagssession rückt allmählich näher, denn wenn auch noch kein bestimmter Tag . für die Eröffnung angegeben ist, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß dieselbe in das erste Drittel des März fällt. Der Bundesrath wird die größten Anstrengungen machen wüsten, um das für den Reichstag bestimmte Arbeitsmaterial gleich von Anfang an in genügendem Umfange fertig zu stellen. Die bevorstehende Reichstagssession hat bekanntlich die ganz außergewöhnliche Eigenschaft, daß infolge der vorzeitigen Fest stellung des Etats 1884/85 ein Reichshaushalt diesmal nicht vor gelegt wird. Zu der ausnahmsweisen frühen Feststellung des Etat wurde der Reichstag durch die eindringliche Mahnung der kaiserlichen Botschaft bewogen, welche in Hinblick auf die sozialpolitische Gesetz gebung den Wunsch aussprach, die Session möchte von andern Ar beiten möglichst ferngehalten werden. Damals dachte man noch an die Alters- und Jnvalidenversorgung der Arbeiter, inzwischen ist ab^r das sozialpolitische Programm auf die einzige Unfallversicherungsvor lage zusammengeschrumpft, die nunmehr dem Reichstage in dritter, jedoch verbesserter Gestalt zugeht Da zu erwarten steht, daß der Bundesrath die Vorlage bis zum Zusammentritte des Reichstages er ledigt haben wird, so darf man erwarten, daß letzterer dieselbe gleich bei Beginn seiner Thätigkeit vorfinden wird. Im klebrigen wird sich die bevorstehende Session voraussichtlich auch mit der Novelle zum Aktiengesetz und mit der Erneuerung des Sozialistengesetzes zu be schäftigen haben. Unter den kleineren Vorlagen werden sich einige internationale Verträge kommerziellen und literarischen Inhalts und eine Revision des Hilfskastengesetzes befinden. Ueber andere Vorlagen, wie den vielbesprochenen Nachtrag zum Marine-Etat, die PensionS- und Reliktengesetze u s. w scheint die Entscheidung noch auS- zustehen. — Zu der Meldung des „Oeffentlichen Anzeigers" der Brom berger Regierung, wegen Erneuerung des Steckbriefs hinter dem Kar dinal Ledochowski, vermuthet die „Germania", die Erneuerung habe stattgefunden infolge des vom 7. November 1878 datirten Erkennt nisses des Kreisgerichtes zu Jnowrazlaw, durch welches der Kardinal Ledochowski zu zwei Jahren Gefängniß, beziehungsweise zu 18,000 Mark Geldstrafe verurtheilt worden sei. Nach dem CentrumSblatt war der Kardinal verurtheilt worden, weil er die Staatspfarrer Kolany Und Mörke kanonisch verwarnt und elfteren später exkommu- nizirt hatte. Bei diesem Anlässe erinnert die „Germania" daran, daß alle Verurtheilungen Ledochowski's, welche zusammen auf 35,000 Mark Geldstrafe und sechs Jahre zehn Monate und zehn Tage Ge fängniß lauten» wegen besten Vergehen gegen das Institut der Staatspfarrer erfolgt seien. Die Ernennung des Fürsten Orlow zum russischen Botschafter in Berlin befriedigt auch in den Petersburger diplomatischen Kreisen. Obschon die Beziehungen zwischen den Kabineten von Berlin und Petersburg in den letzten Jahren trotz des Zeitungskrieges zwischen der deutschen und russischen Presse stets vortreffliche waren, hat es doch nicht an Momenten gefehlt, in denen die argwöhnischen Verstim mungen auch höhere Kreise zu erfassen drohten. Nach dem ersten Besuche des Herrn v. Giers in Berlin und Wien war eine wohl- thätige Beruhigung jener ziemlich pessimistischen Anschauungen einge treten, welche die öffentliche Meinung Europas bis dahin consequent, obwohl mit Unrecht, allarmirt hatten, aber diese Beruhigung war von keiner großen Dauer. Nun, wo der abermalige Besuch des russischen Minister des Auswärtigen beim leitenden deutschen Staats manne die politische Luft abermals von Miasmen gereinigt hat, muß es ini russischen wie im allseitigen Interesse liegen, daß das Werths volle Ergebniß dieses Besuches länger und besser bewahrt bleibe, als das erste Mal Indem das russische Kabinet, einem lebhaften Wunsche des Fürsten Bismarck Folge leistend, den Fürsten Orlow als seinen Vertreter nach Berlin entsendet, einen Mann, der nicht minder das Vertrauen der maßgebenden Kreise in Berlin als in Petersburg be sitzt, thul es einen glücklichen Schritt, um der Wiederkehr jener miß trauischen Stimmungen vorzubeugen, welche sich immer und immer wieder in der beiderseitigen öffentlichen Meinung zur Geltung zu bringen suchten, und leistet somit dem allgemeinen Vertrauen in den europäischen Frieden einen Dienst, den man in der europäischen Presse auch richtig erkennt und würdigt. Oesterreich-Ungarn. DaS österreichische Thronfolger-Paar wird im Lause des April eine Reise nach Konstantinopel antreten und zwar mittelst Bahn über Girugiewo «Rumänien) nach Varna, wo die Dacht , Miramare" das hohe Paar erwartet, um dasselbe nach Konstantinopel üherzuführen. Der Reise sollen keinerlei politische Motive zu Grunde liegen, sie soll lediglich dem Wunsche des Kron prinzen Rudolf entsprungen sein, die türkische Hauptstadt näher kennen zu lernen und sind für den Aufenthalt der kronprinzlichen Herrschaft in Konstantinopel acht Tage in Aussicht genommen. Wie es heißt, werden Kronprinz Rudolf und seine Gemahlin insofern nicht die die Gäste des Sultans sein, als sie jedesmal an Bord der „Miramare" zu übernachten gedenken; Ausflüge in die nähere Umgebung Konstanti nopels und auch nach der kleinasiatischen Küste sind mit in Aussicht genommen. Frankreich. Mit der kürzlich erfolgten Ankunft des neuen Oberbefehlshabers des französisck>en Expeditionskorps in Tonkin, Generals Millot, auf dem ostasiatischen „Kriegsschauplätze" steht eine baldige energischere Kriegsführung der Franzosen zu erwarten. Wenn es den Chinesen wirklich Ernst mit ihrer Behauptung ist, Bacninh bis auf den bekannten letzten Mann zu vertheidigen, so werden die Franzosen vor dieser Festung ein hartes Stück Arbeit bekommen. Bacninh ist viel stärker befestigt als Sontay, es besitzt nach euro päischer Art angelegte Vorwerke, die zum Theil mit Krupp'schen Geschützen armirt sind und die Besatzung besteht aus den besten chinesischen Truppen. Verschiedene Maßregeln der chinesischen Re gierung lassen im Uebrigen darauf schließen, daß in Peking die Kriegspartei die Oberhand gewonnen hat. General Tang, der im Süden Chiya's befehligt, ist durch Abschneiden der seinen Rang be zeichnenden Knöpfe degradirt worden, angeblich, weil er in Sontay nicht zu Gunsten der Annamitcn und Schwarzflagaen intervenirt hat.