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Nr. 40. — 4. Jahrgang. «Mer «ni> KIMbotr. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Biirorte: Altchemmh, Mendorf, BernSdors, Borna, Furth, Gabienz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Renstadt, Schimn, Abonnement: vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. (Zutragen 40 Pf.), sowie monatlich 42 Pf. (Zutragen 15 Pf.) I JnfertionSpreis: die schmal. (Ispaltige) Corpuszeile -der deren Raum IS Pf. - (Local.Anz.igt» »ebmen entaeaen die VerlagSexpedition und die Ausgabestellen de- Chemnitzer Anzeiger- in Chemnitz und! 10 Pf.) — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pf. — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabatt. - obigen Vororten, sowie sämmtliche Postanstalten. (Postzeitungs-Preisv-rzeichniß für 1884 Nr. 1059, j Annoncen-Annahme für die nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Urlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino). Bekanntmachung, betreffend die Gewährung von Beihilfen aus der Friedrich-Wilhelmstiftung für den Kurort Marieubad in Böhmen. Nach 88 4 und 5 des Statuts über die vorgedachte Stiftung ist das Finanz-Ministerium berechtigt, alljährlich bis Ende März drei Personen, welche die Marieubader Heilquellen und Bäder gebrauchen wollen, aber die Kosten einer solchen Kur aus eigenen Mitteln nicht zu tragen vermögen, zu Gewährung von aus Stistungsniitteln zu bestreitenden Beihilfen, welche statutenmäßig entweder in freier Wohnung oder einer Geldunterstützung oder beiden zugleich bestehe» können, bei dem Vorstande der Stiftung zu präsentire». Zu dem Ende werde» diejenigen zum Ressort des Finanz-Ministeriums gehörigen Beamten, welche zum Gebrauche einer Kur in Marienbad in diesem Jahre ej»e solche statutenmäßige Beihilfe zu erhalten wünsche», hierdurch aufgesordert, ihre diessallsigen Gesuche längstens bis zum 15. März dieses Jahres anher einzureichen. Dresden, den ll. Februar 1884. Finanz-Ministerium. Frhr. von Könneritz. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht« wurde heute aus Foliuui 2610 die Firnia Ernst Petermann in Chemnitz und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Ernst Petermann, Besitzer eine» Eisen- und Stahlwaaren-Handelsgeschästs daselbst, eingetragen. Chemnitz, am 12. Februar 1884. König!. Amtsgericht daselbst, Abtheilnng 8. Nohr, Tr^ Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht- wurde heute aus Folium 26ll die Firma Paul Kleinert in Chemnitz und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Paul Kleinert, Besitzer eines Haus- und Küchengeräthe Handelsgeschäfts daselbst, eingetragen. Chemnitz, am 12. Februar 1884. Königl- Amtsgericht, Abtheilung 8. Nohr. Tr. TageSchronik. 1K. Februar. 1266 1318. Schlacht bei Benevent. Erwin von Steinbach (Straßburger Münster) gest. 1497. Melanchthon geb. 1807. Schlacht bei Ostrolenka. 1834. Ernst Häckel geb. "1860. Theaterbrand zu Köl -. 187l. Kapitulation von Belfort. 1876. Gustav Nicritz gest Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 14. Februar. Berlin. Die UnsallversicherungSvorlage ist dem Bundesrath zugegangen. Sie umfaßt über 100 Paragraphen. Den Beschlüssen des VolkSwirthschaftsraths ist in mehreren Punkten Rechnung getragen. Von Gutachten der Einzelstaaten sind erst drei eingegangen. Berlin Die Jagdordnungskommission beschloß die Gebühr für Jagdscheine auf 10 Mark herabzusetzen und das Verbot der SonntagSjagd auf die Stunden des Gottesdienstes zu beschränken. Die für einzelne Tage ausstellbaren Jagdscheine werden gestrichen, dagegen das Amendement angenommen, wonach kostenfreie Jagdscheine an Beamte nur für deren Dienstbezirk geltend ausstellbar sind. Rom. Der „Ostervatore Romano" veröffentlicht eine Rede/ welche der Papst bei Verlesung der betreffs Verehrung der durch heldenmüthige Tugenden hervorragenden Diego di Cadi und Gertrude Salandri erlassenen Dekrete gehalten hat. Der Papst sagte, die Welt begreife diese Tugenden nicht mehr; von tiefem Hasse gegen die religiösen Orden erfüllt, führe sie einen thörichten, gottlosen Krieg gegen dieselben. In Italien störe man die religiösen Körperschaften, unterdrücke ohne irgendwelchen Grund die noch lebenden Mitglieder und tränke die letzten Jahre ihres Lebens mit Bitterkeit. „Dies ist für unS die Ursache unsäglicher Trauer. Flehen wir zu Gott, daß er die Gnade habe, der wachsenden Kühnheit unserer Gegner einen Zaum anzulegen und deren sträfliche und unsinnige Projekte zu vereiteln." Berlin, 12 Februar. Aus London wird gemeldet, im Unter hause hätte Sir Charles Dilke, der Präsident des Local Government Board ausgeführt, es unterliege keinem Zweifel, daß Gordons Mission von absolutem Erfolge begleitet sein müsse. Eine große englische Streitmacht würde am 19. Februar in Suakim sein. Die Engländer hätten ihre Verantwortlichkeit erweitert. Bisher währen sie nur für die Ordnung im eigentlichen Egypten verantwortlich gewesen, jetzt da» gegen seien sie auch für die Ordnung der Küste verantwortlich. Gordon hätte jede von ihm geforderte Unterstützung erhalten und würde außerdem jede Unterstützung haben, die er etwa noch verlangen sollte. Die Zukunft der deutschen Flotte Vor fünfzehn Jahren hatte Deutschland noch so gut wie keine Flotte; heute besitzt das deutsche Reich eine so stattliche Reihe von Panzerfregatten, Panzerkorvctten, Panzerkanonenbooten, Avisos u. s. w., daß es ungefähr den dritten Rang unter den Flottenmächten einnimmt. Trotz dieser gewaltigen maritimen Neuschöpfung im deutschen Reiche blicken unsere Staatsmänner und Patrioten doch nicht ganz ohne Sorge auf die Zukunft der deutschen Flotte, denn man weiß, daß gerade sie eine Institution ist, an der unaufhörlich verbessert werben muß, wenn sie ihrer großen Aufgabe gewachsen sein soll. Ueber die Art der Flottenreform herrschen aber selbst in Fachkreisen sehr ent gegengesetzte Meinungen. In manchen dieser Kreise hält man es für bedenklich, die großen Panzerschiffe zu vermehren, da ziemlich sichere Anhaltspunkte vorhanden sind, daß kleine Panzerschiffe, mit sehr starker Stahlrüstung und Geschützen ersten Ranges armirt, ebenso leistungsfähig sind, al» die kostspieligen großen Fregatten, die noch dazu in flachen Gewässern nicht gut operiren können. Auch scheinen die Torpedofahrzeuge und der ganze Torpedokrieg umgestaltend auf das Kriegsflottenwesen zu wirken, da schon heute so viel feststeht, daß mit Hilfe gut geführter Torpedoboote ganze Panzerflotten, wenn auch nicht vernichtet, so doch in ihren Bewegungen an den Küsten lahn, gelegt werden können. Für die weitere Entfaltung der deutschen Flotte tritt aber auch deren bisher unvermeidliche Zweitheilung in ein Ostsee- und Nordsee- ! geschwader als ein großes Heinmniß auf und der Bau eines Nord seekanals wäre vielleicht der größte Fortschritt für die Entwickelung' der gesammten deutschen Marine. Schon in dem Flottengründungsplane vom Jahre 1873 hieß eS: „Die Vertheidigung unserer Küsten ist so ge «ine in sich getheilte, als nicht der Nord-Ostseekanal Nord- und Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium tö8 verlautbart, daß sich die Herrn Ernst Ferdinand Enke in Chemnitz für die Firma Johann Gotthold Fischer daselbst ertheiltc Prokura erledigt hat. Chemnitz, am 12. Februar 1884. Königl. Amtsgericht, Abtheilung 8. Nohr. Tr. Ostsee verbindet und es gestattet, die Schiffe von einem Meere zum andern auf einer inneren Linie zu bewegen, ohne die in fremden Händen befindlichen Wasserstraßen zu passiren!" So lange die natürliche Zweitheilung der deutschen Flotte andauert, werden ihre Defcnsivmittel niemals auch nur annähernd so stark sein wie die Angriffsmittel der Gegner, und auch Handel und Schifffahrt werden im Falle eines Seekriegs vollkommen darnieder liegen Können wir dagegen unsere Streitkräfte vereinigen, so werden wir jeder Blokade in der Nordsee und in der Ostsee sehr erhebliche Schwierig keiten bereiten können. Die Flotte erfüllt ihre Aufgabe, wenn sie die Gegner unaufhörlich beunruhigt und Hand in Hand mit der Landes- vertheidigung Zerstörungen von Küstenplätzen und Landungen verhindert. Im Hinblick auf alle diese für die deutsche Flotte in Frage kommenden Faktoren darf man wohl mit der größten Spannung den Vorschlägen entgegensehen, welche der Chef der Admiralität, General lieutenant von Caprivl, dem Reichstage bei dem demnächstigen Zu sammentritte desselben unterbreiten wird. Wour sächfifchen Landtage Am Donnerstag beschäftigte sich die Kammer mit dem königl. Dekret, die Bewilligung einer Ehrengabe im Gesammtbetrage von 30,000 Mark an den Bildhauer Schilling betreffend. Abg. Heger gedachte in warmen Worten der ausgezeichneten Verdienste des genialen Künstlers und begrüßte den Gedanken, alle Modelle desselben in einem Schilling-Museum zu vereinigen nach der Analogie des Rietschel- Museums, mit lebhafter Sympathie. Er bat zum Schluß darum, ob es sich nicht empfehle, anstatt das Dekret an die Finanzdeputation zu verweisen, gleich in die Schlußberathung einzutreten. Abg. Grahl befürwortete dagegen die Ueberweisung an die Deputation und regte die Erwägung an, ob der Künstler nicht lieber seine Modelle dem Staate überlassen möchte, damit sie Gemeingut Aller würden. ES ließen sich vielleicht später die Werke der großen Meister Rietschel, Hänel und Schilling in einem Museum vereinigen. Die Kammer beschloß darauf die Ueberweisung des Dekrets an die Deputation. Die Kammer ertheilte ferner ihre Genehmigung zu den in den Jahren 1881 82 vorgenommenen Veränderungen am Staatsgut und trat dann in die Berathung einer Petition der besoldeten Rathsmitglieder zu Frankenberg, um Abänderung des § 95 der revidirten Slädteordnung, welcher die Pensionsverhältnisse der Rathsmitglieder betrifft. Die Deputation hatte beantragt, die Petition der Regierung zur Erwägung zu überweisen, Abg Schill beantragte: zur Kenntnißnahme. Das beschwor einen Gegensatz in der Kammer herauf, welcher zu kleinen Betrachtungen über die Autonomie der Gemeinden Anlaß gab und die Abzg. Starke und Walter in lebhaften Wortwechsel brachte. Nach dem der königl. Kommissar Geh. Rath Schmiedel erklärt, daß in jedem Falle die Petition keine sofortige Vorlage zur Revision der «Städteordnung bewirken werde, wurde der Antrag Schill mit 34 gegen 32 Stimmen abgelehnt und der Deputationsantrag angenommen. Eine andere Petition Spindler's in Wittgensdorf um Abänderung der revidirten Landgemeindeordnung, die Gemeinderathswahlen betr. beschloß die Kammer auf sich beruhen zu lassen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. In den Fragen der inneren Politik nahmen in letzter Zeit die Erörterungen über die von dem Statthalter von Elsaß-Lothringen, Feldmarschall von Manteuffel, der reichsländischen Bevölkerung gegenüber eingeschlagene Politik eine hervorragende Stelle ein. Es gaben hierzu verschiedene in dem Reichslande vorgekommene Zwischenfälle den ersten Anlaß, den meisten aber die Reise Herrn von ManteuffelS »ach Berlin und Friedrichsruh, welche man mit angeblich zwischen dem Reichskanzler und dem Statthalter bestehenden Differenzen in Verbindung brachte. Nachdem schon von der amtlichen „Elsaß- Lothringischen Zeitung" den hierüber kursirenden Gerüchten entgcgen- getreten war, geschieht dies jetzt auch von Seiten der „Nordd. Allg. Ztg.", welche alle Gerüchte über Differenzen zwischen dem Fürsten Bismarck und Herrn von Manteuffel für absolut unwahr erklärt und namentlich die fast fünfzigjährige Freundschaft hervorhebt, welche beide Männer verbindet. Hiermit werden wohl die Erörterungen über die elsaß-lothringensche Angelegenheit einstweilen wieder aus den Spalten der Presse verschwinden. Lebhaft diskutirt wurden in den letzten Tagen auch zwei in das Gebiet der hohen Politik hinüber spielende Ereignisse. Das eine derselben ist das Erscheinen des Buches „Unser Reichskanzler" von Moritz Busch, welches über die dem Aus bruche de- Krieges zwischen Preußen und Oesterreich vorhergehenden Wochen, wie über die Vorgeschichte des deutsch-österreichischen Bünd nisses sehr interessante Mittheilungen enthält Das andere Ereigniß Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht» wurde Leut« aus Folium 2612 die Firma Wilhelm Geerling in Chemnitz, Zweigniederlassung des in Frankfurt a. M. unter gleicher Firma besteh« " Hauptgeschäfts, eingetragen und zugleich verlautbart, daß der Kaust Herr Johann Arnold Friedrich Wilhelm Geerling in Frankfurt a. Haber dieser Firma ist. Chemnitz, am 12. Februar 1884. Königl. Amtsgericht, Abtheilung 8. Nohr. Tr- Bekanntmachung. Am >5. d. M. ist der erste Termin der diesjährigen Gemeinde-Abgaben für die bei unserer Anlagen-Einnahme 1 zahlenden Tontribuenten fällig Mr machen, mit dem Bemerken hierauf aufmerksam, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen Säumige das ExekutionS»er- ahren eingeleitet wird. Zahlungen sind in den Stunden Vormittags 8—12 und Nachmittag» 2 5 Uhr zu bewirken. Um 5 Uhr Nachmittags wird die Kasse geschlossen. Chemnitz, den 11. Februar 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. ister- , Vetters, Bürgermeister ist als sicher geltende bevorstehende Ernennung deS russischen Bot schafters in Paris, Fürst Orlow, zum Botschafter in Berlin, welche allseitig als ein weiteres bedeutsames Zeichen für das Einvernehmen zwischen Deutschland und Rußland betrachtet wird. — Das preußische Abgeordneten-Haus führte am Montag die überaus langwierige Debatte über den KultuSetat in der Hauptsache zu Ende und erledigte am Dienstag und Mittwoch die noch restiren- de» Etatsthcile, so daß mit letzterem Tag die zweite Lesung de» Staatshaushaltsetats pro 1884 85 ihren Abschluß erlangt hat. Am Donnerstag war „Schwerinstag", woraus sich das Haus auf einige Tage vertagte, um den verschiedenen Kommissionen Zeit zu ihren Berathungen zu lasten. Da der Reichstag, wie jetzt von mehreren Seiten übereinstimmend versichert wird, am 4. März Zusammentritt (die offiziöse Bestätigung bleibt noch abzuwarten), so werden aller Voraussicht nach das preußische Abgeordnetenhaus und der Reichstag wohl einige Zeit neben einander tagen müssen. — Wieder ist einer der alten Waffengefährten des Kaiser» zur „großen Armee" abberufen worden. Am Mittwoch verschied in Breslau der frühere kommandirende General des 6. (schlesischen) Armeekorps, General der Kavallerie v. Tümpling. Geboren den 30. Dezember 1809, trat von Tümpling 1830 in das Regiment Garde du Korps ein und führte 1863 als Generallieutenant die 5. Infanterie-Division nach Schleswig-Holstein, welche er auch mit Aus zeichnung im böhmischen Feldzuge kommandirte. Zu Beginn d«S französischen Krieges erhielt von Tümpling das Kommando deS 6. Armeekorps, doch ward ihm hier nur selten Gelegenheit, sich auS- zuzeichnen. — Der begnadigte Bischof von Münster, vr. Brinkmann, ist am Montag Abend, von Aachen kommend, zur Wiederübernahme seines Amtes in Münster eingetroffen. Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Abgeordnetenhaus« haben am Donnerstag die Plenarverhandlungen über die Ausnahme verfügungen der Regierung begonnen. Da die Ausschußmajorität beantragt hat, denselben zuzustimmen, so ist an der Annahme der bezüglichen Vorlagen nicht zu zweifeln, wenngleich die Linke sich da gegen erklären wird, welche verschiedene Bestimmungen, namentlich aber die Aufhebung der Geschworenengerichte für die Gerichtssprengel Wien und Korneuburg, verwirft. Jedenfalls bekommt die Regierung durch die vom Parlamente sanktionirten Ausnahmeverfügungen eine starke Waffe gegen die sich auch in dem „gemüthlichen" Wien breit- machenden anarchistischen und sozialistischen Bestrebungen in die Hand, indessen, diese Waffe ist zweischneidig, sie kann auch nach andern Seiten hin gebraucht werden und muß man sich vorläufig mit der Erklärung des Ministerpräsidenten Grafen Taaffe beruhigen, daß die Ausnahmemaßregeln nur gegen die Anhänger der Umsturzpartei An wendung finden würden. FrankreiH. Die aus Tonkin eingehenden Schreckensnachrichten lassen in Frankreich alle Erörterungen über die wirthschaftliche Krisis, über die päpstliche Encyklika u. s. w. plötzlich verstummen. Der Fanatismus der annamitischen Mandarinen, der heimlichen, ge schworenen Gegner der Franzosen, wie überhaupt der Christen, hat unter der christlichen Bevölkerung in Tonkin entsetzliche Mastacres herbeigeführt. Allein in der Provinz Thanhoa sind 208 christliche Niederlassungen von fanatisirten Schaarcn niedergebrannt und dabei Hunderte ihrer Bewohner, darunter 23 Priester, niedergemetzelt worden. Gleiche Schreckensthaten sind in der Umgegend der annamitischen Hauptstadt Hue selbst geschehen, wo mehr als 50 Christen umgebracht und mehrere christliche Niederlassungen zerstört worden sein sollen. Nach den Meldungen des französischen Bischofs Gaspar, apostolischen Vikars für das nördliche Cochinchina, durchziehen durch hochgestellte Mandarinen gedungene Banden das Land, unter dem Rufe: „Tod den Franzosen, Tod den Christen!" mordend und plündernd. Bischof GaSpar meldet ferner, daß das Vikariat im östlichen Cochinchina gleiche Gefahr laufe; die Christen in der Umgegend von Turane verließen die Dörfer und begäben sich nach Quinhon, wo sie Franzosen anzutreffen hofften. England. In diesen Tagen wird sich das Schicksal des Kabinets Gladstone entscheiden. Die Entscheidung des englischen Oberhauses ist bereits gegen Herrn Gladstone und seine egyptische Politik gefallen, denn mit großer Majorität, mit 181 gegen 81 Stimmen, hat das Oberhaus das vom Führer der konservativen Pairs, Lord Salisbury, gegen die Regierung beantragte Tadelsvotum am Diens tag angenommen. Jndeß, erst vom Votum des Unterhauses, welches gleichfalls am Dienstag in die Berathung des hier von Northcote eingebrachtcn Tadelsvotums eingetreten ist, hängt es ab, ob da» Kabinet Gladstone geht oder bleibt. AuS den Erklärungen, welche Mr. Gladstone an diesem Tage gab, geht hervor, daß di« englische s .1 -