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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 01.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188312016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18831201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18831201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-12
- Tag 1883-12-01
-
Monat
1883-12
-
Jahr
1883
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 01.12.1883
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WM» MN Chemnitzer Anzeiger und Ttadtbote. Nr. 112. Sonnabend, 1. December. Seit« 3. Tirard die Finanzlage Frankreichs als eine günstigere als im Jahre 1882. England. In England ist seit der Niederlage der egypti- schen Truppen im Sudan Egypten wieder in aller Munde. Man erblickt in dem Mahdi einen zweiten Arabi Pascha und sieht seine siegreichen Schaaren schon das Nilthal herabziehen und Kairo be drohen. Es scheint allerdings, daß die Regierung des Khedive nicht mehr aus eigener Kraft Mohammed Achmet, den falschen Propheten, nicderzuwerfe» vermag und die Londoner großen Blätter fordern da her die englische Regierung auf, für den wankenden Thron des egypti- schen Schattenkönigs nochmals in die Schranken zu treten Vorläufig begnügen sich die Engländer damit, ein Panzergeschwader vor Alexandrien zu stationiren, während sie das Weitere der neuen Sudan-Expedition überlasten wollen, welche eben unter dem Ober befehle Baker Pascha's in Kairo organisirt wird. Baker Pascha ist es gelungen, die Mehrzahl der in egyptischen Diensten stehenden türkischen Offiziere, welche es verweigerten, mit nach dem Sudan zu ziehen, nun doch hierzu zu überreden; ob diese Theilnahme der türki schen Offiziere der Exped.tion Baker Pascha's von wesentlichem Nutzen sein wird, bleibt abzuwarten. Balkan Halbinsel Die aus dem Politischen Wetterwinkel Europas, der Balkanhalbinsel, in der letzten Zeit drohenden Wolken haben sich wieder verzogen. Die Ruhe in Serbien ist wieder herge stellt und scheinen die aufständischen Banden vollständig zersprengt zu sein. Auch die Beziehungen zwischen Bulgarien und Rußland haben nun wieder ein freundschaftliches Gepräge erhalten, das seinen Aus druck darin findet, daß Fürst Alexander kürzlich den diplomatischen Agenten Rußlands in Sofia, Jonin, empfing und mit demselben in ungezwungenster Weise verkehrte. Nachrichten ans Chemnitz und Umgegend. Chemnitz, 30. November 188'!. — Bezüglich desprächtigenAnblicks.den gestern und vorgestern Abend nach 5 Uhr der westliche Himmel durch eine lebhafte, aus gedehnte Färbung bot, wird geschrieben: „Die Abend- und Morgen färbung der Wolken — die Bezeichnung „roth" ist eigentlich nicht zutreffend, da die Farben roth, orange und gelb Vorkommen — entsteht durch die theilweise Zerlegung des weißen Lichtstrahles und ist um so intensiver, je größer der Dunstgehalt der Luft ist, was gestern und. vorgestern Abend in der That der Fall war; der Psychro meter zeigte nahezu 100'/« Feuchtigkeit." — Heute Vormi.tag passirte ein Extrazug unfern Bahnhof, welcher das Personal und die Kapelle des Dresdener Residenztheaters nebst den benöthigten Decorationcn und anderen Bedürfnissen nach Plauen i. V. führte, wo das Residenztheater-Ensemble unter seinem Direktor Karl und dem Kapellmeister Pohl eine Reihe Vorstellungen zu geben gedenkt. — Arbeitsjubiläum. Im Hause R. Hösel u. Co., hier, feierte gestern der Contorist Herr C G. Müller sein 25jähriges Arbeitsjubiläum. In seiner Wohnung wurde der Jubilar früh morgens durch ein Ständchen überrascht und im Geschäfte fand er seinen Arbeitsplatz sinnig geschmückt vor. Von allen Seiten, sowohl von der Principalität, wie von Angestellten und Arbeitern ward er herzlichst beglückwünscht und überdies wurden ihm werthvolle Geschenke überreicht. Außer zahlreichen schriftlichen Glückwünschen empfing der Jubilar seitens des Rathes ein künstlerisch ausgesührtes Ehrendiplom, das ihn noch oft an den Tag seiner 25jährigen Arbeits- thätigkeit erinnern wird. — Im Stadttheater ging gestern eins der 360 Stückein Scene welche die productive Feder Scribes der Welt hinterlassen: das 5artige Lustspiel „Feen Hände". Welchen Beweggründen dasselbe sein Wiedercrscheinen auf dem Verzeichniß der aufzuführeuden Stücke verdankt, dies unterliegt nur Wahrscheinlichkeits-Annahmen; ein ethisches oder sensationelles Bedürfniß liegt nicht vor Als bcmerkens- wcrth ist hervorzuheben, daß Frau Spindler-Heuser die Partie der Marquise von M-neville übernommen und derselben durch ein gehendste Charakterisirung und Vorführung exquisiter Toiletten, wodurch diesem Typus französischer Modenärrinnen das erforderliche Relief verliehen wurde, beste Gestaltung verlieh. Ebenso befanden einige der übrigen größeren Partien in recht guten Händen; so z B, Frl. Winkler, welche die edle Gestaltung der Helene mit bestem Können vertrat, und Herr Stein, dessen Richard von Kerbriand bei voller Wahrung des aristokratischen Anstrichs die ihm zncrthcilten philantropischen Neigungen zu herzerwärmendem Ausdrucke brachte und sein körperliches Gebrechen des Stotterns, das als ein der Komik dienendes Hilfsmittel leicht zu Ucbertrcibungen verleitet, lobcnswcrth maßvoll behandelte. Das starre Standes-Vorurtheil des alten Adels fand durch Frau Denker (Gräfin von Lesneve) und Herrn Zeißler (deren Sohn) genügende Kennzeichnung. — Die Aufführung hatte, wohl hauptsächlich zu Ehren der Frau Spindler-Heuser und deren anerkannten Leistungen sehr guten Besuch gefunden. —t2.Makarts„DiefünfSinne" und „Deravisirte Bahn unfall" von Emanuel Spitzer, Gemälde, deren Vollendung in Form und Farbensch önhcit von uns bereits anerkannt worden ist, sind in der hiesigen „Kunsthütte" nur noch bis Sonntag, den 2. Dccbr ausgestellt. Wir wollen nicht verfehlen, unsere Leser aus die kurze Frist dieser Ausstellung aufmerksam zu machen, damit Freunde wah rer Kunst es nicht versäumen, die Werke zu besichtigen. —r;Ic. Der Verein „Deutschland" wird morgen Sonnabend, den 1. December, Abends 8 Uhr im Speisesaale der „Linde" sein diesjähriges Stiftungsfest abhalten. Dasselbe - wird i» Gestalt eines Familienabends in einfacher, aber unterhaltender Weise verlau fen; musikalische und declamatorische Vorträge werden in bunter Reihe einander folgen, und wird das Fest durch manchen Toast ver herrlicht werden. Freunde des Vereins sind willkommen und sind ganz besonders Damen zu dem Feste freundlichst eingcladen —I. Die Deutsche Reichsfcchtschulc, selbstständiger Ver band Chemnitz, hält, wie wir in vorgestriger Nummer bereits mit theilten, kommenden Dienstag den 4. December in den obeieu Sälen der „Linde" einen zweiten großen Fecht abend ab. Aus dem sehr reichhaltigen Programm heben wir die Aufführung des beliebten und bewährten Gesangvereins „Mendelssohn", welcher Max Bruch's „Schön Ellen" zu Gehör bringen wird, besonders hervor; auch die humoristische „Wallensteintrilogic" verdient besondere Er wähnung, sowie von mitwirkenden Solokrästen Herr Red er, welche, in freundlichster Weise seine Mitwirkung anbot Das Militär- musikchor wird unter persönlicher Leitung seines Direktors, Herrn Pohle, gewählte Concertnummcrn zum Vortrag bringen und zu dem sich an das Programm anschließenden Ball fröhliche Tanzwciscn spielen. An reger Betheiligung wird es diesem Fcchtabcnd sicher ebensowenig fehlen, wie den früheren, was wir auch in Anbetracht des wohlthätigen Zweckes lebhaft wünschen. m.— Die gestrige Versammlung des Fach Vereins ver einigter Berufsgenossen war so spärlich besucht, daß das Thema «Das neue Krankcnkassengesetz und die freien Hilsskasscn" für die Tagesordnung einer späteren Versammlung bestimmt werden mußte. Bei Erledigung der Fragezettel wurde das Programm des Vereins zum Theil entwickelt. Dasselbe wünscht einmüthiges Zusammenwirken der arbeitenden Klassen zur geistigen, sittlichen und materiellen Aufbesserung des Arbeiterstandes und will die Beseitigung der heutigen wirthschaftlichen Nothlage des Arbeiters anstreben. Der V:cin zählt gegenwärtig 30 Mitglieder und sind in demselben fast alle BerufSzweige vertreten. Auf Veranlassung dieses Vereins findet nächsten Sonntag, den 2. December, Vormittags ^,11 Uhr in „Stadt London" eickd öffentliche Volksversammlung statt. Auf der Tages ordnung dieser Versammlung steht „Die Nothwendigkeit und Ziele der Arbeiterbewegung." Hierauf Discussion. Referent: Herr Cigarrenfabrikant Friedrich Geyer aus Großenhain. — p-Ic. Eine Braut und ihr Bräutigam standen vor einiger Zeit vor den hiesigen Gerichten. Zwischen Beiden war das Verlöbniß seitens der Braut infolge eines an diese gelangten anonymen Schreibens gelöst. Der Bräutigapi, ein sehr vorsichtiger Mann, war angeklagt, die von der ledigen T in Verwahrung gehabte Kommode widerrechtlich ver setzt zu haben, weshalb er auch in Haft genommen worden war. Der Bräutigam mach.?, da ihm die Verlobung angefochten wurde, geltend, daß das Aufgebot auf dem böhmischen Pfarramte schon zur kritischen Zeit bestellt gewesen sei und er mithin im Sinne des Gesetzes Ange höriger der Familie sei. Allein der Gerichtshof erkannte das Auf gebot mit Reversunterzeichnung nicht an; woraufhin der Bräutigam die Vernehmung des sächsischen Standesbeamten verlangie. Dennoch beantragte die Amtsanwaltschaft seine Bestrafung, da das Mädchen eine Ausländerin sei und keine Gesetzeskenntniß habe, gleichviel ob nun eine Verlobung stattgefunden habe oder nicht Der Angeklagte hatte sich jedoch auch hier gesichert, er erwähnte ausdrücklich, daß er am Vcrlobnngstage sämmtliche über die Verlobung lautende Para graphen aus dem bürgerlichen Gesetzbuche herausgeschrieben gehabt und die Braut ganz besonders auf den Paragraphen aufmerksam ge macht habe, daß, wenn sie ohne Angabe des Grundes die Verlobung aufhebe, sie Schadenersatz zu leisten habe, wenn für die zukünftige Ehe bereits etwas aufgewendet worden sei. Es war bereits das Familicnlogis gemicthet und zum Theil vorgerichtet, dabei waren auch noch verschiedene andere Ausgaben gemacht worden. Darnach beschloß man nun, eine zweite Verhandlung anzuberaumen und die Jnhastirung sofort aufzuhebcn. Nach der später stattgefundenen eidlichen Abhörung des Standesbeamten, konnte sich auch der Amtsanwalt nicht ent schließen, den Strafantrag aufrecht zu erhalten. — Und für das Alles einige Wochen Untersuchungshaft. Gewiß ein bedaucrnswerthcr Bräutigam! — Eine prächtige, große Photographie der Frau Wahl- mann-Willführ als „Brunhilde" ist gegenwärtig in der C. Winter'schen Buchhandlung auf der Langestraße ausgestellt. Die imposante Figur der berühmte» Tragödin ist an ein Postament gelehnt und zeigt das prächtige Costüm, sowie die körperlichen Schönheiten im denkbar günstigsten Lichte. Das Bild erregt allgemein das Interesse der Passanten und machen wir Freunde der Künstlerin hierdurch be sonders auf dasselbe aufmerksam. — Pschorr's Exportbierkcllcr sind, da Pschorr's Export bier, das ja in Chemnitz viel getrunken wird, überall sehr leicht durch die Kehlen fließt, zu klein geworden, infolge dessen sich der Groß- branereibesitzer Georg Pschorr in München veranlaßt gesehen hat, 12 neue Keller zu bauen. Zur Ausführung des bedeutenden Baues waren 35,000 Fuhren Erde nöthig und wurden über dr.i Millionen Ziegelsteine verwendet. Nach vicrmonatlicher angestrengter Arbeit wurde kürzlich der Schlußstein des letzten Gewölbes durch Herrn Pschorr eigenhändig feierlich eingefügt und beschenkte derselbe gelegent lich dieser Feier alle Arbeiter aufs Reichlichste. Hoffentlich befestigt das in den neuen Riesenkellern abgelagerte Exportbier seinen alten guten Ruf durch Klarheit und Schmackhaftigkeit. — Segen der Frauenvereine. Zu den schönsten, färb-und duftreichsten Blüthen an dem Lcbensbaum unseres sächsischen Vater landes, namentlich im ganzen Erzgebirge, gehören ohnstreitig die Fraucnvereine, deren selbst in kleinen Dorfgemeinden bestehen und in Hebung der barmherzigen Liebe nicht ermüden. Besonders beim Herannahen des herrlichen Weihnachtsfestes ist die erfreuende, ge segnete Thätigkcit derselben recht sichtbarlich zu erkennen. Schon jetzt werden Liebesgaben gesammelt und in mannigfacher Weise Ver anstaltungen getroffen, um die Mittel herbeizuschaffen zur Weih nachts beschcerung für arme, alte, gebrechliche und hilfsbedürftige Leute und unter diesen ist es die sonst freudlose Kinderwelt der Dürftigen, die gerade an diesem Feste vorzugsweise erfreut werden soll Wir wünschen Gottes Segen den schon jetzt im Gange befindlichen Bestrebungen dieser Vereine zur Erreichung dieses menschlich schönsten Zieles. — Zur Beachtung für Eltern. Ein dieser Tage tn Kirchberg vorgckommencr Fall erheblicher Verletzung eines Knaben bildet für Ellern eine bcachtenswerthe Mahnung. Eine Mutter schnitt ihren Kindern „Bemmen". Ein Knabe begehrte eine zweite Bemme und nahm in Abwesenheit der Mutter das Messer, setzte es ungeschickt an, und ein gewaltiger Ruck führte die Spitze desselben in den Augapfel. Leider drang das Messer zu tief, sodaß sofort das Auge auslief und der herbeigerufcne Arzt dasselbe für verloren erklärte. — Begnadigt. Der s. Z. vom Leipziger Gerichtshof zu 10 Jahren Gefängniß verurtheilte Kaufmann Keskari, welcher in leiden schaftlicher Erregung seinem Vater eine tödtliche Schußwunde beigebracht halte, ist nach Verbüßung der Hälfte seiner Strafe begnadigt worden. — Ueb erfahren. Aufder Chemnitz-Annaberger Linie, in der ähe von Scharfenstein, ist der Hilfsbahnwärter Seidel überfahren worden. Der Verunglückte hatte am Abende des Sonntags den Bahn wärterposten abzulösen gehabt und wurde jedenfalls auf dem Wege dahin vom Zuge niedergeworfen. Der Posten wunderte sich wohl, daß seine Ablösung nicht eintraf, vwmuthete aber nicht, daß demselben ein Unglück zngcstoßcn und verrichtete seinen Dienst bis zum letzten Zuge. Als früh ein Anderer zum Dienstantritte die Strecke passirte, fand er zuerst eine Dienstmütze, dann eine Handlaterne und endlich wenige Schritte weiter mitten im Gleise den Verunglückten, in welchem er bei näherer Untersuchung den eigenen Schwager erkannte. — Niedergebranntes Spritzenhaus. In der Nacht zum Mittwoch ging in Rempesgrün (Vogtland) das Spritzenhaus in Feuer auf. Die in demselben ausbewahrte Feuerspritze ist dabei ucbst Schläuchen und Feuereimern und verschiedenen anderen Gegen ständen verbrannt. Böswillige Brandstiftung erscheint unzweifelhaft Vermischtes. — Daß wir gegenwärtig in der That i» ganz abnormen Wit- tcrungsverhältnisscn leben, welche in völlig ungewohnter 8-?eise, wie es eben zu Ende November kaum zu erwarten ist, aus die Thier- und Pflanzenwelt einwirkt, ersieht man abermals ans einer Notiz des ). T." Dasselbe berichtet nämlich über eine aus Scmderclcbcn stammende blühende Kornähre. Gerichtshalle. tu. Stralkannncr I vom 27. Novbr. Das Dienstmädchen Emilie Wirker aus Ehrenhain (20 Jahre alt und noch unbestraft) hat sich eines Diebstahls schuldig gemacht. Sic wurde mit -I Monate» Gefängniß belegt. Der Stuhlsitzfabrikant Rudolph Schimmel ans Elberfeld, z. Zt. in Annabcrg wohnhaft (35 Jahre alt und noch unbestraft), war eines Ver gehens gegen die 88- >35, 136 und 146 der Gewerbeordnung angcklagt. Er wurde für schuldig erachtet und zu 40 Mk. Geldstrafe, sowie in die Kosten des Strafprozesses verurtheilt. Strafkammer II vom 28. Novbr. Das Dienstmädchen Sophie Lina Berger aus Ostrand (34 Jahre alt und noch unbestraft) hat sich eines versuchten Diebstahls schuldig gemacht. Sic wurde unter Annahme mildern der Umstände mit 4 Tagen Gesängniß belegt. Der Strumpfwirker Christian Gottlicb Diener ans Clanbnitz, jetzt in Lichtenstci» wohnhaft (60Jahre alt und noch unbestraft), war angeklagt, sich der Störung einer gottesdienstliche» Handlung und einer Bcamleubelei- digung schuldig gemacht zu haben. Er wurde des ihm Beigemesscnen für schuldig erachtet und zu 3 Monaten 2 Tagen Gefängniß verurtheilt. Der Gärtner und Handarbeiter Johann Friedrich Dietze ans Zschopau (27 Jahre alt und schon mehrfach vorbestraft) hat sich des im wiederholten Rückfalle verübten Diebstahls schuldig gemacht. Es wurden ihm jedoch heule noch einmal mildernde Umstände zugebilligt, weshalb er 10 Monate Gefäng niß und 3 Jahre Ehrverlust zuerkannt erhielt. Der Maurer Martin Börnchen aus Wolzerndors in Altenburg, jetzt in Chemnitz (Schloß) (24 Jahre alt und noch unbestraft) wurde wegen fahrlässiger Kürpcrletzung, verübt durch Auüerachtlassuug einer Gcwerbspflicht, zu 30 Mk. Geldstrafe, eventuell 6 Tagen Gefängniß verurtheilt. Der Uhrmacher Johann Carl Gottfried Fischer aus Chemnitz (60 Jahre alt und bereits vorbestraft) war der Untreue, der Unterschlagung, des Betrugs und der Urkundenfälschung angeklagt. Für schuldig erachtet, wurde Fischer unter Anrechnung von 1 Monat Untersuchungshaft zn 1 Jahr 10 Monaten Gefängniß und 3 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ver urtheilt. Die Näherin Marie Bertha Czarlay aus Budziu (Prov. Posen) jetzt in Chemnitz wohnhaft (bisher noch unbestraft) war des einfachen Diebstahls angeklagt. Sie wurde für schuldig erachtet und unter Annahme mildernder Umstände, sowie unter Anrechnung von 3 Wochen Untersuchungs haft zn 5 Wochen Gefängniß verurtheilt. Der Handlungsreisende Carl Albert Adolph Giesecker aus Sohlen (32 Jahre alt und bisher noch unbestraft) hat sich eines schworen Diebstahls schuldig gemacht. Unter Annahme mildernder Umstände wurde er mit 8 Monaten Gefängniß und 2 Jahren Ehrverlust bestraft. Strafkammer I vom 29. November. Der vormalige Sparcassencassirer Carl Friedrich Wilhelm Schanz aus Ehreusriedersdorf (56 Jahre alt und bisher noch unbescholten) verwaltete seit 1866 die Sparcasse zu Ehrcu- fricdersdorf. Schanz war ein während seiner Dienstzeit angesehener Beamter und da der Mann als gut situirt galt, sowie eigenthümlichen Grundbesitz hatte, mußte es »mlomehr die Einwohnerschaft von Ehrenfriedersdorf in Er staunen setzen, als eine unter dem jetzigen Bürgermeister R. abgehaltene Sparcassenrevision ein nicht unbedeutendes Deficit ergab. Freilich ist diese Casse seit 16 Jahren nicht revidirt worden und es ist daher kein Wunder, wenn Schanz dadurch Gelegenheit fand, Sparkassengeldcr in seinem Nutzen zu verwenden Das Deficit betrug ca. 30,000 Mk., welcher Betrag aber von Schanz durch Abtretung von Vermögcnsstücken an die Stadt wieder gedeckt worden ist. Schanz will die Gelder als Vorschüsse auf seinen Gehalt erhoben haben (!). Er wurde in jeder Hinsicht für schuldig erachtet und unter Anrechnung von 6 Monaten Untersuchungshaft zu 1 Jahr 6 Mo naten Gefängniß verurtheilt. Die Dienstmagd Anna Helene Steinbach aus Erlbach (schon mehr fach vorbestraft) war des Diebstahls und Betrugs angeklagt. Von letzterem wurde sie freigesprochen, dahingegen erhielt sic wegen im Rückfalle verübten einfachen Diebstahls 6 Monate Gefängniß zuerkannt. Schwurgerichtssitziingei'. —tr. Vom 28. Nvvbr. Die 2b Jahre alte, bis jetzt noch unbestrafte Grünwaarenhändlerin ChristianeWilhelmincverehel. Kästet geb. Großschopp ans Niederwürschnitz war des Meineids angeklagt. Sie wohnte mit ihrem Ehemanne bis zum Januar d I. bei dem Gutsbesitzer Nobis in Niederwürschnitz. Letzterem blieb Kästel beim Auszüge Micthzins schuldig und deshalb behielt Nobis ihm ein Sopha und einen Kleiderschrank inne. Die verehel. Kästel bezeichnet«: diese Möbel als ihr Eigenthum und deshalb reklamirte sie dieselben, in dem vor dem Amtsgericht zu Stollberg abgehaltenen Verhandlungstermine behauptend, sie habe diese Sachen ihrem Ehemanne ein- und zugebracht. Es wurde ihr nun ein daraus gerichteter Eid anferlegt, den sie auch nach strenger Vorwarnung vor einein Meineide am 19. März d. I. vor dem Amtsgericht zu Stollberg ableistete, obgleich ihr von Nobis ein- gchalten wurde, daß sie doch den Eid gar nicht schwören könne, da er ihr nachznwcisen im Stande sei, daß sie die Sachen erst angeschafft habe, nach dem sie schon vcrbeirathet gewesen sei. Sie blieb aber dabei sichen, daß sie das Sopha sowohl als den Kleiderfchrank ihrem Ehemanne zugebracht habe und sie beschwor diese Angabe auch als der Wahrheit gemäß. Unter solchen Umständen konnte eine Anklage wegen Meineids gar nicht ausbleiben und heute hatte sich die Kästel wegen dieses Verbrechens z» verantworten. Es wurde durch die Beweisaufnahme festgestellt, daß die Kästel, welche sich am 2 Mai 1877 verhcirathet hat, erst am 16. Juni 1877 das Sopha, den Kleidcr- schrank aber erst im Novbr. 1879 angeschafft hat. Die Angeklagte war heute dieser Thatsachen geständig, sie entschuldigte sich aber mit der Ausrede, daß sie erst am 1. Juli 1877 kirchlich getraut worden sei und geglaubt habe, daß «,ie Ehe von da ab volle Giltigkeit habe, denn ihr damaliger Ortsgeistlicher, Pastor Schütze in Niederzwönitz, habe zu ihr gesagt, daß die Ehe nur durch die kirchliche Trauung Geltung erhalte. Betreffs des Schrankes führte sie aus, daß sie denselben von einem Geldbeträge gelaust, den sie noch vor ihrer Verheirathung ihrer Mutter geliehen gehabt habe. Darauf, ob die Angeklagte das Sopha und den Kleiderschrank aus eigenen Mitteln angeschafft hat, kam es aber in dem betreffenden Schwörungstermine in der Hauptsache gar nicht an, sondern es handelte sich lediglich darum, ob sie die Sachen ihrem Ehe manne zugebracht hat. Hierauf stützte sich auch die Anklage. Pastor Schütze welcher als Zeuge abgehört wurde, gab an, daß er wohl die verehel. Kästel s. Z. auf die Erfüllung der kirchlichen Trauung aufmerksam gemacht, ihr aber keineswegs gesagt habe, daß die Ehe ohne den kirchlichen Wciheact keine Geltung habe. Seitens der kgl. Staatsanwaltschaft wurde die Bejahung der auf Meineid gerichteten Schuldfrage beantragt, während der Bertheidiger, Herr Rechtsanwalt Hammer von hier, für Verneinung dieser Schuldfrage und eventuell für Bejahung der auf fahrlässigen Falscheid gerichteten Frage plaidirte. Die Geschworenen bejahten die auf Meineid gerichtete Schuldsrage und die Kästel wurde zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus, 3 Jahren Ehrverlust und zur dauernden Unfähigkeit zur Eidesleistung verurtheilt. Vom 28. Novbr. Nachmittags. Gemäß des die Schuldfragen be jahenden Wahrspruchs der Geschworenen wurde der 7b Jahre alte Schuh macher Carl Friedrich Jacob aus Schmölln, zuletzt in Burgstädt wohnhaft, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Hiermit schloß die gegenwärtige Schwnrgerichtsperiode. Verantwortlicher Nedacteur: »S I)r. MI. O- Müller in Chemnitz. Vereins-Anzeiger. Sonnabend Abend Probe in „Stadt Chemnitzer Sängerbund. Mannheim." Verein „Deutschland". Sonnabend Abend 8 Uhr Stistungsfest im Speisc- saal der „Linde". Deutsche Neichsscchtschule, Verband Chemnitz. Dienstag zweiter groüer Fcchtabcnd in der „Linde". Liederkranz. Sonntag Familienabend im „Börscnsaal". Ortsverein deutscher Kaufleute und Techniker. Freitag Abend 8 Uhr Versammlung im „Hotel Union". Vergnügungs-Anzeiger. Freitag, den 31. Novbr und Sonnabend, den 1. December.. Mosella. Täglich Künstler-Vorstellung. Gasthaus zur Linde, Trianonsaal. Täglich Künstler-Vorstellung. Bayrischer Hof. Freitag Abend Pökclschweinsknochen mit Klößen, ^'asthaus Schloßchemni tz Freitag Pökelschwcinsknoche» mit Klößen, old »er Engel, Zschopauerstr- 1. Sonnabend, Sonntag und Montag erstes großes Bockbicrfest. Gasthaus zur Post. Sonnabend, Sonntag und Montag erstes großes Bockbierfest. Johannisgarten. Helles Winterbier aus der Nürnberger Acticnbier- branerei, Pilsner, Schlosilager. Lohse's Restaurant, Lercheustr. 1. Sonnabend Kaffceschmaus. Oe st er reich's Bierstube, Nicolaigrabeu- Sonnabend erster Scatabcnd im neue» Local. Paradiesgarten, Linienstr. 15. Freitag Schlachtfest, bis 6 Uhr Nachm. Wellfleisch. Abends Bratwurst mit Kraut. Njcstaurant zur Handelskammer, Holzmarkt 5. ff. Bayrisch-, Lager und Einfach-Bier, kräftigen Mittagstisch. — Sonnabend saure Flecke und Pökclschweinskuochen mit Klößen. Restaurant zur Lerche. Sonnabend Schlachtfest, Vormittag '/-ZI Uhr- Wellfleisch, Abends Bratwurst mit Kraut. S ch ü tzcn'S Ho f, Marktgäßchen 5b. ff. Lichtenhainer, Culmbachcr Bayrisch, reichhaltige Speiseukarle. Sonuta g's Restaurant, Zschopauerstr. Sonnabend Pökelschweinsknöchcl mit voglläudischcn und Kartoffel-Klößen. Schneiders Bierstube, Königstr 34. Echt Berliner Weißbier, offene und Stöpsel-Gose, ff. Bayrisch, Schloßlagcr und Einfach Bier. Reichhaltige Speisenkartc. Guten Mittagslisch. Alle 4«t ,,kir»1ii, t n ,md werden auf Kunstgerechteste und Preiswürdigste ansgcführt von ZL. WLülLcA', 7 «nlerc Vrückeuftvnfzr 7. da»
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