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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 05.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188411054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18841105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18841105
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-11
- Tag 1884-11-05
-
Monat
1884-11
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 05.11.1884
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,1i !l, te. Nr. s«0. Mittwoch, s. November 1684. Gelt« 2. nicht dar; die Widersacher der Gladstoneschen Politik aber, die tm englischen Parlament fitzen, werden nicht zögern. auS dem Eintritt der Katastrophe, fall» diese sich, wie gesagt, bewahrheitet, möglichst er giebige» Kapital gegen da» Ministerium zn schlagen. Lhkra« Trotz de» Erlasses de» chinesischen auswärtigen Amtes vom Jnli d. I., worin allen Unterthanrn die Schonung der franzö sischen Kauflente und Missionen, sowie selbstverstäudlich aller Fremden oichlfranzöfischer Nation ei-geschärft wurde, laufen doch höchst be trübende Nachrichten über Christenverfolgunge». welche in China statt gefunden haben, ein. Man meldet, daß in Kanton eine große An zahl Kapellen zerstört und geplündert, die Christen mißhandelt und chr« Häuser uiedergebranut seien; in Honkong befänden sich 2 Bischöfe, 30 Missionäre und 300 Christen, die au» Kanton eingetroffeu. Der Bize-König von Kanton habe sich den Christen sehr feindlich gezeigt. Birma. Ueber eine entsetzliche Metzelei iu einem Befäuguisse iu Maudaleh (Hauptst. ,v.Birma), durch welche über 300 Personen beiderlei Geschlecht» ihr Lebe» verloren. liegen nun genaue Berichte vor. Darnach hatte König Thibo die Hinrichtung einer An zahl Banditen, die in dem Besängniß interuirt waren, aubefohlen Als die Männer Kunde von diesem Befehl erhielten, versuchten sie zu entfliehe», worauf die königlichen Truppen da» Gefänguiß um ringelten und Jedermann, der zu entweichen versuchte, uiederschofsen. Nicht zufrieden damit, und da die meisten Gefangenen es verzogen, iu dem Gefänguiß zu bleiben, als Gefahr zu laufen, erschaffe» zu Wecken, ertheilteu die Minister des König- de» Befehl, einen Flügel de» GefängaiffeS in Brand zu stecken. Die unglücklichen Sträflinge hatte» jetzt die Alternativ«, entweder lebendig geröstet za werden oder iu die Hände der Truppe» zu fallen. Eie zogen letzteres vor und wurden ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Alter medergeschoss« oder i» Stücke gehauen. Die Szene »ick als herzzerreißend, und das Geschrei der Unglücklichen, die sich in ihrem Bestreben, den Flammen zu entgehen, von Angesicht zu Angesicht mit ihren Henker» fanden, ol» uüsetzlich geschfldcrt. Unter den ?tiedergemetzelleu befanden sich auch zwei königliche Prinzen. Nachdem alle Gefangenen von den Truppen niedergemacht worden, griffen Letztere in ihrem Blutdurst friedliche Einwohner an uud eine Zeit lang herrschte in Mandaley panischer Schrecken. Der König und die Königin drückten sich hoch befriedigt über die Blntarbeit mck, veranstaltete» Festlichkeiten und Umzüge und belohnt« die Truppen, welche die Metzelei verübt hatten L O k «r I e Chemnitz, den 4. November 1884 — Di«morgende Versammlung des Vereins .Deutschland' — Börsensaal — zu der Gäste wtllkommen find, ist ei» Damen abend. Dm Bortraz hat für diesmal Herr DiakouuS Ebeling übernommen. Derselbe spricht über: »Ein protestantischer Kirchenstaat.' Da» fesselnde Thema und die Persönlichkeit de» Vortragenden, der zu dm beliebtesten kanzelrednern unserer Stadt zählt, werden sicher nicht verfehl«, die Bersammlung trotz der Jahr- «arkt»freuden, zu einer recht besuchten zu gestalten. —n. Die bekanntlich älteste „Dampf-Kaffee-Rösterei' Sachsen», in Firma A. Wolter in Lin den au bei Leipzig, hat auch iu Chemnitz in der Klostermühle eine Filiale, und zwar die eiuund- dreißigste, errichtet, welche sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens lebhaft« Zuspruches zu erfreuen hatte. Da» Bestreben genannter Firma, dm Anforderungen des Publikum» möglichst gerecht zu werden, hat dazu beigetragen, daß die von derselben nach neuester Methode rationell gerösteten Kaffee» sich hier in vielen Kreisen schnell ein führten und bei HanSftau« infolge de» guten Geschmackes und Aroma'» Anerkennung fanden. Ebenso wird auch der sauberen und äußerst zweckmäßig« Verpackung, welche das Aroma des frisch ge brannten Kaffees nicht verflieg« läßt, der Beifall des Publikums zu Theil. Da» Geschäft wird sich auch hier voraussichtlich bald der Beliebtheit erfreu«, wie die Niederlagen der Firma in Dresden uud da» Hauptgeschäft in Leipzig. —* Geste« Nachmittag ertappte ein auf dem Rohm arkt mit Filzschuhen feilhallender Geschäftsmann eine Frau dabei, als dieselbe ein Paar Filzschuhe von seinem Verkaussfiaude gestohlen hatte und damit die Flucht ergreifen wollte. Der Bestohlene nahm ihr die Schuhe ab und bearbeitete die Diebin so lange auf das Nachdrücklichste damit, bi» sich dieselbe seiner Hand entwunden und weiteren Schlägen durch die Flucht «tzogen hatte. —' In einer Restauration an der Langestraße weigerte sich gestern Abmd ein betrunkener Strumpfwirker aus Niederrabenstein die Z«he zu bezahlen, bediente vielmehr die Kellnerin und da» Publikum mit ordinär« Schimpftet)«, so daß seine Entfemung verlangt wurde. 8» wurde nunmehr polizeiliche Hilfe gegen den Exzedenten geholt und derselbe trotz seine» Sträuben» abgefihrt. —* Au» verschlossenem Pferdestall au der Limbacherstraß« War« in der Nacht vom 31. Oktober d. I. nach Erbrechen einer Thüre ein Paar Holzschuhe, eine wollene Jacke, ein Schurzfell und eine Peitsche gestohlen worden. Den Bemühungen unsrer Polizei gelang e» gestem den Dieb iu einem schon oft bestraften Arbeiter au» Witzschdors in einer hiesigen Herberge zu ermitteln und sestzu- nehmen Derselbe war noch i« Besitz sämmtlicher gestohlener Effekten und vermochte die That nicht in Abrede zu stell«. —* Geste« Nachmittag 6 Uhr war einem auf dem Neu- städtermarkte mit sog. Sängerflöte» feilhallendm Galanterie- waarenhäudler eia Tragkorb und eine Holzkiste mit !2 bi» 1300 Stück solcher Flöten gestohlen worden. Einige Stunden später wurde in Erfahrung gebracht, daß in einer Restauration an der Waisenstraße ein Mann derartige Flöten verkaufe und theilweis sogar verschenke. Der Manu wurde, da die von ihm verschleuderten Flöten die ge stohlenen waren, festgenomm« und der zuständig« Behörde zugeführt. Man erkannte in demselben einen übrigens schon bestraften Wickh- sch istsvoigt aus Mittweida. —L. Die üble Gewohnheit mancher junger Herr«, mit dem Spazieistöckchen während de» Promeniren» allerlei Schwenkungen aus zuführen, gab am verflossenen Sonntag Nachmittag Anlaß zu einem Renkontre zwischen zwei Vertretern de» stärkeren Geschlechts. Einer derselben, ein stutzerhaft gekleideter junger Mann, führte mit seinem Spazierstocke einige Hiebe nach Fechtmanier au» und traf dabei einen hinter ihm daherkommeuden Mann auf den Kopf. Erbost über den erhaltenen Schlag entriß dieser dem Stutzer den Spazierstock u»d mochte Miene, eine» Schutzmann Heckeizurufen. Der junge Mann bat jedoch höflichst um Verzeihung und da diese seitens de- Ge troffenen auch gewährt wurde, so hatte der Vorfall für Erster« weiter keine schlimmen Folgen. Hoffentlich werden auch andre junge Herr«, die geme mit dem Spazierstöckch« flankiren, hieran« eine gute Lehre ziehen. — Eine dankenSwerthe Verfügung hat da» Reichs postamt in Betreff der Nachnahmesendung« neuerding» erlaffen. Bisher mußte» die nach Postagenturen bestimmt« Nachnahmesend ungen zunächst auf die in Betracht kommende Abrechnungtanstall ge leitet werden. Diese Vorschrift ist dahin abgeändert, daß Nachnahme- packete ohne Werthangabe fernerhin de» Postagenturen unmittelbar zugesührt werden dürfen, soweit eine beschleunigtere Ankunft der Sendungen a» dem Bestimmungsorte erzielt werden kann. — Gelegentlich de» demnächstigen Inkrafttretens der zwangsweisen Krankenversicherung, welche an vielen Orten auch die jungen Kaufleute betrifft, möge hier auf den Verband deutscher Handlungsgehilfen, eine Vereinigung junger Kaufleute über ganz Deutschland, welche ihren Sitz in Leipzig (Bureau: Packhoffiraße 8) hat und mit den Rechten einer juristisch« Person versehen ist, auf merksam gemacht werden Die Krankenkaffe dies:- Verbandes nimmt an allen Orten junge Kaufleute al» Mitglieder ohne Wartezeit au und diese Mitglieder fi. d nach dem Gesetz nicht genöthi'gt, einer öck lichen Krankenkasse beizntrelen. ES ist ihnen auch »olle Freizügigkeit gewährleistet. Die Krankenkasse besteht seit länger als einem Jahre, ist gut fnndirt und hat al» eingeschriebene Hilfskaffe eigene Verwaltung Tie Kaffe hat ihr Statut den Vorschrift« des ReichSgesetzr», be treffend die Krankenversicherung, augepaßt uud ist dasselbe bereits im Oktober von der Königlichen Kreishauptmauuschast genehmigt worden Reben der Krankmkaffe hat der Verband deutscher Handlungsgehilfen noch andere nützlich« Einrichtung« (ermäßigte Lebensversicherung, Rechtsschutz, Stellenvermittelung) getroffen. Um auch den Mitgliedern in Kleinen Ort« die Bortheile einer gut« Fachbildung zugängig zu mach«, eröffnet der genannte verband jetzt eine Unterricht» abtheilung, welche einen brieflichen Kursus in doppelter Korrespondenz, Handelsrecht und BolkSwirthschaft herauSgiebt. Der jährliche MitgliedSbritrag beträgt 3 Mark. Daß die Thätigkeit des Verbände» deutscher Handlungsgehilfen einem Bedürfniß entspricht ohne mit den bestehenden kaufmännisch« Verein« zu konkurriren, geht an» der Thatsache hervor, daß er sich großer Sympathie der Prinzipale erfreut, daß sich bi» jetzt in 43 Orten de» deutschen Reichs Krei-vereine gebildet haben und die Zahl seiner Mitglieder, welche in ganz Deutschland verbreitet find, ans etwa 2800 gestiegen ist. — Nachdem durch die Bildung und Abgrenzung der B erufsgenossenschaften, die gegenwärtig al» abgeschlossen au geseh« werden können, da» erste Stadium der Ueberführuug der ge setzlichen Vorschriften in» praktisch« Leben glücklich zurückgelegt ist, wird ei nun darauf aukommm, die Organisation der einzelnen Ge nossenschaften und d« inneren Ausbau derselben, also die Einteilung i» Sektionen, die Befugnisse der letzteren, die Bertheilnng de» Risiko», die Grundsätze für die Aufstellung eine» Kataster», die Zahl und Be- sugniffe der Vertrauensmänner derartig vorzubereiten, daß in den im Januar oder Februar 1885 zu erwartenden Generalversammlungen schon die Unterlage für da» Genoffenschaftsstatut gewonnen werden kan». Dadurch, daß da» Reichsverficherungsamt bekanntlich ein Nor malstatut ousackeit« läßt, wird die Aufgabe für die einzelnen Ge nossenschaften wes«tlich erleichtert werden; immerhin aber werden die Verhältnisse bei den einzelnen Genossenschaften so verschiedenartig sein, daß eine sorgfältige Erörterung aller einzelnen Punkte sich als uner läßlich erweis« dürste. Da» Reichsversicherungsamt hat die Absicht, den Entwurf de» Normalstatut» einzelnen großen wirthschaftlichen Verbänden zur Begutachtung zugehen zu lassen. Wie man hört, hat der Aentralverband deutscher Industrieller bereits eine Kommission ür diese Berathung in Aussicht genommen, welche unmittelbar nach dem Eingänge des Statuts in Frankfurt a. M. dann zusammen- kommen wird. — Die wegen ihrer Schmackhaftigkeit geschätztesten aller Rück- chrittler, die Krebse, sind vom 1. November an bis zum 31. Mai hin durch das Gesetz vom 28. Oktober 1878, die Ausübung der sischerei in fließenden Gewässern betreffend, vor der Verfolgung der Keuschen geschützt. Der Krebs darf von jetzt an weder gefangen noch feilgeboten werden, und mischt er sich bei einem Fischt», ja unter die übrigen Bewohner der Gewässer, so hat ihn der Fischer „fein säuberlich' wieder in da» Wasser zurückzuspedirrn. — In der Zeit vom 11. bis zum 14. November werden am Himmel zahlreiche Sternschnuppen, die sog. Leoniden, zu be merk« sein; auch a« 27. November werden nach den Astronomischen Jahrbüchern ei»e Menge Sternschnuppen fallen. — Im Jahre 2000. Der Chef des statistischen Bureau's der Schweiz, Herr Kummer, hat eine Berechnung gemacht, wonach die Bevölkerungszahl verschiedener Länder Europas, falls sich die selbe nach dem bisherigen Maßstabe zu vermehren fortfährt, im Jahre 2000 sich folgendermaßen gestalten würde: Italien 8614.'968, Frankreich 64189400, Großbritannien 142789148, Deutschland 164678076 und Oesterreich Ungarn 70090008. — Da» Kunstgewerbemuseum zu Berlin fordert jetzt zur Be theiligung an einer Konkurrenz für den Entwurf eines Gestelles für Familien-Nähmaschinen a»f. Die Entwürfe müssen bis zum 31. Dezember d. I. an da» Kunstgewerbemuseum eingesandt werden, von welchem auch die eingehenden Programme zu beziehen sind. Ueber die Beckheilung dreier Preise i« Gesammtbetrage von 900 Mack entscheidet ein Preisgericht, da» aus dem Direktor Grunow, Eisengießereibesitzer Kehling, Baurath Kyllmonn, Professor vr. Lessing, Fabrikdirektor Riese und Architekt Schütz besteht. Die prämiirten Arbeiten werden Eigenthum der Nähmaschinenfabrik vormals Frisier u. Roßmanu, Aktiengesellschaft zu Berlin, welche die Konkurrenz ver anlaßt hat und sich den Ankauf von weiteren Entwürfen zum Preise von 180 Mk. vockehält. — Um mehr als sieben Millionen Mack hat sich da» Guthaben der Sparer iu den Sächsischen Sparkassen in den bis Ende August verflossenen 8 Monaten des Jahres 1884 im Vergleich zu denselben Monaten des Vorjahres vermehrt. Denn eS wurde» in diesen 8 Monaten nach den amtlichen Veröffentlichung« 6062027 Mk. mehr Ungezählt und 103969o Mt. weniger zurückgezahlt als in den gleichen Monaten de» Vorjahres. — „Unser Leb« währet siebzig, und wenn es hoch kommt, so find es achtzig rc.', sagt die Bibel schon vor ca. 4000 Jahren. Obgleich mau nun wohl behaupten darf, daß das Lebensalter der Menschen gegen jene graue Vorzeit im Allgemeinen erheblich kürzer geworden ist, so findet man doch eben »och einzelne Menschen, die bedeutend älter Werder, al» zu de» Königs Salomo Zeit. In Bad Elster lebt ein so gottbegnadeter Mensch, der Musikus Hilf, Vater der berühmten Violinvirtuosen Arno und Gotthelf Hilf. Der alte Herr feiecke am 2. November seinen 102 Geburtstag, denn er ist laut Kirchenbuchnotiz am 1. November 1783 in dem böhmischen Dorfe Thonbrunn (nur Stunde v»n Elster) geboren uud am 2. November in der Kirche zu Neuberg getauft. Vater Hilf erfreut sich noch großer Rüstigkeit, raucht von früh bis in die finkende Nacht hinein seinen Tabak, ißt uud trinkt wie ein Jüngling, geht spazieren und nimmt an Allem, was Familie, Freunde, Nachbarn rc. berührt, herzlich« Autheil. Das einzige Gebrechen, welche» das außer ordentlich hohe Alter gebracht hat, ist die Schwerhörigkeit. — Gera. In dem benachbarten Dorfe K. ist es au» Anlaß der ReichitagSwahlen am Wahltage zu einem lebhaften Exzeß ge kommen. Der Pächter des zu dem fraglichen Dorfe gehörigen Ritter gutes hatte die Wähler des Dockes, um sie zur Abgabe ihrer Stimmen für den von ihm erkorenen Kandidaten willfährig zu machen, mit einem Fasse Bier traktirt. Bei der am Abend stattgehabten Aus zählung der Stimmzettel stellte es sich nun heraus, daß die Wähler sich zwar das Bier des Herrn Amtmann- hatten schmecken, im Uebrigen aber sich nicht hatten beirren lassen, nach ihrer eigenen Uebcrzeugung zu stimmen. Darüber gerieth nun der Gefoppte in Hellen Zo« und stellte die Ungetreuen in heftiger Weise zur Rede Von Worten kam es zu Tätlichkeiten und da der Pächter und sein Sohn sich der erregten Menge gegenüber, deren Sympathien elfterer sich an und für'sich nicht erfreute, in der Minderzahl befand, so ist der Ausgang erklärlich. Ernstes Unheil, das sehr wahrscheinlich über mehrere der Betheiligten hereingebrochen wäre, da der eine Theil sich mit Gewehren bewaffnet hatte, wurde durch das in später Abendstunde durch die geäugstigten Angehörigen veranlaßte klu e Einschreiten des hochangesehenen Besitzer» de» Rittergutes noch glücklich verhütet. — Eine genaue Aufzählung des vom deutschen Kaiser seit seinem Regierungsantritt bi» einschließlich 1883 erlegten Wildes brachte in einer ihrer letzten Nummer die „Neue Deutsche Jagd- Zeitung'. Es find nach den sich ergebenden Endresultat« von Kaiser Wilhelm im Laufe von 23 Jahren insgesammt 8638 Stück Wild zur Strecke gebracht worden, welche Summe sich au» 669 Stück Rothwild, 1178 Stück Damwild, 1080 Stück Schwarzwild, 90 Stück Rehwild, 688 Fasanen, 1369 Hasen, 17 Füchsen, 17 Dachs«. 24 Kaninchen, 9 Gemsen, 2 Mvufflon», 1 Rebhuhn, 1 Aueroch», 1 Perlhuhn und 1 Eule zusammensetzt. Auf da» letztverflossen« Jahr fall« allein 408 Stück. — Au» München wird unterm 27. d. geschrieben: Sonntag Nach mittags hat sich hier folgende heitere Wahlepisode ereignet. Die Sozial-Demokraten hatten, anstatt eigene Wahlprogramme an den Straßenecken anzuschlagen, ganz einfach kleine rothe, wohlgummirte Zettel, auf welchen: „Wählet v. Vollmar' stand, auf die Wahl- Programm« der anderen Parteien befestigen lasse», und zwar an der Stelle, auf welcher sich die Namen der vorgcschlagenen Kandidaten befinde». Die Polizei Organe erhielten alsbald Ordre, diese Zettel z» entferne». Ganz vertieft in diese Arbeit, bemerkte nun ein Gen darm nicht, daß ein hinter ihm stehender Sozial-Demokrat einen derartigen ominösen Zettck auf seine Patronentasche befestigte. Ahnungs los patrouillirte der Wächter des Gesetzes in den Straßen seine» Reviers, gefolgt von einer erheiterte» ansehnlichen Gesellschaft von Münchenern aller Altersklassen. Erst nach längerer Zeit machte ein Herr den Mann auf die Ursache der Belustigung aufmerksam, worauf der Gendarm sofort seine Agitation für die Sozial Demokraten einstellte. — Ueber den schädlichen Einfluß angestrengter geistiger Thätigkeit auf die Zähne der Kinder veröffentlicht Or. Evans, der berühmte amerikanische Zahnarzt, in Packs, Hof- zahnarzi der Kaiserin Eugenik, — jüngst als Uckersetzer der Memoiren Heinrich Heine's vielgenannt, — einen sehr interessanten Aussatz. Er behauptet, daß derartig mit Wissen vollgepfropfte Kinder immer zu frühzeitigem Verlust der Zähne verdammt find, und daß man mit einem kleinen Kinde nicht» Bessere» lhun könne, «ls e» fleißig in'» Freie zu führen. Der Kronprinz von Oesterreich, heißt e» in de« demerkenSwerthem Essay, hat kaum ein« Zahn, der nicht schon mit Gold plombirt, ehe der Prinz halb erwachsen wir. Der gesammte Phosphor und Kalk, den die Zähne zum ordentlichen Wachsthum nöthig hatten, wurde im Gehirn verbraucht, welche» sich anstrengeu mußte, die Worte der Lehrer sich einzuprägrn. Die Backenzähne de» unglücklichen Prinzen Louis Napoleon waren ebenfalls mit Gold ge füllt, da seine Hofmeister Mounier und Felon ihn fürchterlich hatten „büffeln' lass«. — Die Schrecknisse, mit denen die Löwenbändiger zu kämpfen haben, haben aufgehört, wenn die Erfindung Rau bach's, eines nicht unbekannten Menageriebesitzers, sich bewährt. Er hat Experimente mit einem elektrischen Apparat angestellt, welcher wie ein Stock geformt u»d etwa drei uud einen halben Fuß lang ist, und schildert den Effekt bei der Anwendung desselben auf die ver- chiedenen Thiere wie folgt: Drei der Löwen, welche den elektrischen Schlag empfangen, gaben Zeichen des höchsten Schrecken», begann« u zittern und stießen dumpfe Laute au». Der Tieger verkroch sich n eine Ecke de» Käfigs und schien betäubt, während der Bär erst nach wiederholten sehr starken Schlägen Zeichen einer unangenehme» Empfindung von sich gab. Erstaunlich aber wirkte die elektrische ! kraft bei der Riesenschlange. Schon nach dem ersten Schlage wurde das 20 Fuß lange Thier vollständig gelähmt, blick 6 Stunden re gungslos und konnte erst nach drei Tagen seine volle Beweglichkeit wieder erlangen. Der Elephant brach, al» man mit dem eleftrischen Stocke die Spitze seine» Rüffels berührte, in furchtbarer Wuth au», so daß man fürchtete, er werde seine Ketten zerreißen. Stadt - Theater. Oper. Czor und Zimmermann hat wieder einmal seine Schuldigkeit gethan und die zur vorgestrigen Vorstellung zahlreich erschienene Führerschaft auf da» Angenehmste ein paar Stunden unterhalten. Dar Haupt-Interesse konzentrirte sich natürlich auf den Bürgermeister von Eaardam, von dessen guter oder weniger guten Besetzung das Gelingen der Aufführung ja hauptsächlich ab hängig ist. Herrn Schweckendiek, in dessen Händen der van Bett lag, gebührt denn auch »er Löwenantheil am Erfolge des Abends und bekundete der Künstler auss Neue seine ausgesprochene Berufung für das Fach dieser komischen Baß partien. Die von ihm bis in's kleinste Detail ausgearbeitete Lharakterisirung des hohlköpsigen, schwachsinnigen und dabei auf sein Wissen äußerst einge bildeten Bürgermeisters gelang ihn vortrefflich. Die sich ihm in dieser Rolle bietende Gelegenheit, seinem Humor unbeschränkt die Zügel schießen zu lassen, benutzte er in der ausgiebigsten Weise, und indem er zu den zahlreichen, im Original der Partie enthaltenen urkomischen Pointen noch eine ganz be trächtliche Menge eigner Kompositionen zum Besten gab. wußte er das Publikum 3 Akte lang zu sich immer steigender Heiterkeit anzuregen. Die reizend, schelmische Nichte des geürengen Bürgermeisters fand in Fr. Hovemann-Körner eine gute Vertreterin, die sich überhaupt für der artige Soubretten-Rollen recht gut zu qualifiziren scheint. Banz besonders müssen wir wiederholt ihr natürliches und lebenswahres Spiel anerkennen. Erfreulicherweise kann dies letztere auch diesmal von Herrn Elmhorst be richtet werden, welcher dem Peter Iwanow in der zufriedenstellendsten Weise wiedergab und recht frisch und flott in die Handlung eingriff. Im musikalischen Theil seiner Partie war er allerdings ziemlich unsicher, und nur der Sicher heit seiner Partner ist eS zu danken, daß der musikalische Faden nicht manch mal in's Reißen kam. Mit der an ihm gewohnten Noblesse entledigte sich Herr Porten der ihm zugesallmen Ausgabe, den Lzaren Peter I. zu »er- körpern. Edel war sein Spiel, »arm sein Gesang und auf das gefühlvoll vorgetragene Czarenlied: „Sonst spielt ich mit Szepter, mit Krone und Stern", ward ihm reicher, wohlverdienter Beifall zu Theil. Auch die Gesandten fremder Mächte waren durch die Herren Reisinger, Hovemann uud Roch in befriedigender Weise vertreten und trug jeder Einzelne nach Kräften zum Ge lingen des Ganzen bei Einen etwas sehr ärmlichen Eindruck machte die Schiffswerft i« l. Ast, dargestellt — hier müßte man eigentlich sagen — markirt durch S Breter und einige Böcke. Wir erinnern uns, daß diese Szenerie in früheren Jahren in Chemnitz durch aufgebaute Gerüste, Hinzuziehung von Statisten, welche, während der Thor im Bdrdergrund singt, ruhig ihre Arbeit sortsetzen — be deutend bester ausgestattet wurde. - Gericht-Halle. —tr. Strafkammer ll vom 30. Oktober. Die Lienstmagv August« Pauline Hähne! auS Löbnitz i. Erzgeb. (1837 geborm und schon wieder holt vorbestraft) wurde für schuldig erachtet, sich eines im Rückfälle verübten Diebstahls und einer Uebertrelung schuldig gemacht zu haben und deshalb erhielt sie 3 Monate Besängniß und 3 Tage Besängniß und 3 Tag« Haft zuerkannt. Der Dienstknecht Ernst Friedrich Berger a,s Erlau stand unter der Anklage des vollendeten und versuchten schweren und einfachen Diebstahls. Berger hat bei dem Betreidehändler H. in E. eine länger« Reih« von Jahren im Dienst gestanden. Er genoß bei seinem Dienstherrn «in großes Vertrauen, das aber im Laufe des verflossenen Sommers sich erheblich abschwächt«, da H. den Berger im Verdacht hatte, daß er ihn bestehle. H. halt« schon fest mehreren Jahren wahrgenommen, daß ihm größere Geldbeträge au» seinem verschlossenen Sekretär entwendet wurden, eS gelang ihm aber nicht, den Dieb zu erwischen. Erst im Septbr. d. I. ertappte die Tochter H.'s Berger in dem Augenblicke, als er mittelst Nachschlüssels ein Schränkchen öffnen wollte, um daraus Geld zu stehlen. Berger wurde sofort festgenommen und die von der Behörde angcstellten Recherchen ergaben nun genügenden Anhalt dafür, daß Berger seinem Dienstherrn bereits seit dem Jahr« >878 bedeutende Sunimen gestohlen; auch stellte sich heraus, daß Berger — ohne im Besitz eigenen Vermögens zu sein — »00 Mk. in Sparkassenbüchern angelegt, Ibv Mk an seinen Bruder ausgeliehen, sich gute Kleider im Werthe von 2SV Mk. angeschafft und ein so aufwandvolles Leben geführt hat, daß sich st'lle B^ obachter schon längst darüber aufgehalten haben. Zechen von 15, 3« und 4» Mark hat Berger mehr als ein Mal gemacht und bezahlt. Nach Angabe des Berletzten sind demselben seit dem Jahre 1878 ca. 3000 Mark gestohlen worden, es ließ sich indeß die Summe des gestohlenen Geldes nicht ziffer- mäßig feststellen; nur foviel konnte als erwiesen angesehen werden, daß Berger
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