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MivergerAnzeiaE «nd TagMM Amtsblatt für dir lSmglichcu mb stiidtischm BchSrdeu za Freiberg aad Braud. 47» ! ! Dunutrslaa, den AH. Februar ! E zweimonatlich 1M. so Ps. und einmonattich 7b Pf. j E Inserate werden bi« Vormittag 11 Uhr angenom- FHF^F men und beträgt der Preis für die gespalten« Zeil« H FH »ml oder deren Raum 15 Psg. Bekanntmachung. Oeffenttiche Sitzung des Bezirksausschusses Sonnabend, den 7. Mär, lsd. IS., BormtttagS 1v Uhr. Freiberg, am 25. Februar 1891. Der «mtshauptmann. Vm. IT»lt»erlL»ri». Jge Erlaß, die Zählung der Fabrikarbeiter betreffend. In Bezug auf die auch im laufenden Jahre am 1. Mai vorzunehmende Zählung der Fabrikarbeiter werden der Herr Bürgermeister zu Brand und die Herren Gemeinde vorstände und Gutsvorsteher unter Hinweis aus die amtshauptmannschastlichen Bekanntmachungen vom 23. Februar 1886 und 17. Januar 1889 hiermit veranlaßt, die vorläufig auszustellenden Verzeichnisse bis zum 14. März laufenden Jahres hierher einzusenden. Diese Ver zeichnisse werden sodann, nachdem sie (von hier aus) an die Königliche Gewerbeinspektion zu Dresden abgegeben worden und von derselben durchgesehen und hierher zurückgesendet sein werden, mit der erforderlichen Anzahl von Zählformularen den Ortspolizeibehörden wieder zugehen. Letztere haben hierauf diese Formulare den betreffenden Gewerbeunternehmern zur rechtzeitigen Ausfüllung auszuhändigen und nach erfolgtem Wiedrreingange derselben, spätestens aber deu 8. Mai dieses Jahres, unter Beifügung der vorläufigen Verzeichnisse hierher abzugeben oder Bakatschet« einzureichen. Freiberg, am 24. Februar 1891 Königliche Amtshauptmannschaft. Vr H Bekanntmachung. Das 6. Stück des Reichsgesetzblattes vom Jahre 1891, enthaltend: Nr. 1937, Gesetz, betreffend die Kontrole des Reichshaushalts und des LandeshauS-- halts von Elsaß-Lothringen für das Etatsjahr 1890191. Vom 9. Februar 1891. Nr. 1938, Verordnung, betreffend Abänderung der Bestimmungen über Gewährung von Tagegeldern, Fuhrkosten und Umzugskosten an die Beamten der Militär« und Marineverwaltung. Vom 16. Februar 1891. ist bei uns eingegangeu und liegt zu Jedermanns Einsicht in unserer Rathsexpedition auS. Freiberg, am 25. Februar 1891. Der Gtadlrath. Nsf. Versöhnungsklange. »Die Berliner Kunst also soll der Pol werden, um den die neue Politik der deutsch-französischen Annäherung sich zu drehen bat. Es ist die würdigste Aufgabe, die sie bisher gelöst hat. Wenn der Kaiser und die Kaiserin-Mutter nicht gerade, um der Betheiligung der französischen Künstler an der Berliner Aus stellung den Boden zu ebnen, wie man in Frankreich zu glauben scheint, sondern in dem höheren Zweck, zum Besten beider Völker jene Annäherung endlich in die Wege zu leiten — wenn sic Schritte des Entgegenkommens Ihun, die in dem Vcr- hältniß des ehemaligen Siegers znm ehemaligen Besiegten na turgemäß von dem ersteren ausgehen müssen, so folgt ihnen die ausrichtige Billigung des gesummten deutschen Volkes", so schreibt eins der angesehensten deutschen Blätter, die „Köln. Zeitung", und von jenseits der Vogesen schallt es als Echo zurück: „Die Kunst spielt die Rolle eines Balsams: sie heilt die Wunden, deckt die Narben zu und gestattet nach furchtbaren Zusammenstößen und blutigen Kämpfen eine An näherung und Vereinigung, welche ohne sie nicht möglich wäre." So läßt sich der französische Schriftsteller Lepelletier vernehmen, und seine Worte haben um so mehr Anspruch auf Beachtung, als Lepelletier als heißblütiger Patriot bekannt ist und fast im Rufe eines Chauvinisten stand. Bezeichnend für den französi schen Charakter ist übrigens die spielende Art, in der der ge nannte Schriftsteller plaudernd das Thema weiter ausspinnt. Er bemerkt, daß es der Seele ebenso wenig wie dem Körper möglich sei, lange in ein und derselben Stellung zu verharren, daß das Bedürfniß nach Abwechslung und freier Bewegung sich gebieterisch einstelle, und daß die Franzosen nothwendigerweise ihre drohende Haltung ge^en Deutschland aufgeben mußten, um mit dem Nachbarvolke wieder in freundlichen Verkehr zu treten. Liebe und Haß wechseln unaufhörlich. Früher habe man in Frankreich die Kosaken verabscheut, jetzt feiere man einen ihrer Hetman in einem Pariser Salon. Bald werde die Reihe an die Ulanen kommen, in Uniform in französischer Gesellschaft friedliche Triumphe zu genießen. Dies sei um so natürlicher, als die Kosaken in Frankreich scheußlich gehaust und einen voll berechtigten Haß auf sich geladen, die Ulanen hingegen immerhin noch glimpflich gehandelt haben. Zum Schluffe erwähnt der Schriftsteller den Einzug der von dem bekannten französischen Schlachtenmaler Dctaille gemalten Soldaten in Berlin (Detaille, dessen Atelier die Kaiserin Friedrich während ihres jetzigen Aufenthaltes in Paris besuchte, tritt entschieden für die Be schickung der Berliner Ausstellung durch die französischen Künstler ein) und meint, daß es ihn, freilich lieber wäre, wenn wirkliches französisches Militär in der deutschen Hauptstadt einrückte. Doch müsse man sich eben mit den Soldaten und den Berliner Einmärschen (der französischen Künstler zur Kunst ausstellung) begnügen, die man gerade kriegen könne." Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, wird der Skeptiker ein wenden, um einer sanguinischen Auffassung der sich bei einem Theile der französischen Bevölkerung offenbar vollziehenden Wandlung vorzubeugen. Aber Lepclletier steht mit seiner An schauung keineswegs allein da: die Mehrzahl der Pariser Künstler stimmt ihm bei, und die Presse zeigt sich, bis auf ein zelne Ausnahmen, der Absicht derselben, die Berliner Kunst ausstellung zu beschicken, günstig gestimmt. Woher diese Wandlung? Sie ist nicht plötzlich eingctretcn, bereitete sich vielmehr schon seit längerer Zeit vor. Die Fran zosen können sich auf die Dauer nicht vor der Erkcnntniß ver schließen, daß Deutschland inWahrheit nicht dasLandderBarbaren ist, als welches es ihnen die chauvinistische Presse stets zu schildern Nachbestellungen auf -,n Monat Mürz werden zum Preise von 75 Pfg. von allen kaiserl. Postanstalten, sowie von ven bekannten Aus gabestellen und der unterzeichneten Expedition angenommen. Vie Expedition des „Freiberger Anzeiger". bestrebt war. Man sah in Frankreich mit Genugthuung, welch' ehrende Ausnahme Lesseps bei seinem Besuche in Berlin seitens der dortigen offiziösen Kreise fand. Dann kam hie internatio nale Arbeiterschutzkonserenz in Berlin, zu welcher die fran zösische Regierung zum ersten Male seit dem Kriege eine amtliche Abordnung in die deutsche Hauptstadt sandte, um sich an einem von Deutschland angeregten internationalen Werke zu betheiligen. Die Auszeichnung, mit der die französischen Abgesandten, insonderheit der greise Jules Simon bei dieser Gelegenheit behandelt wnrden, das freundliche Entgegenkommen, welches die französischen Mediziner beim internationalen Aerztelongrcß in Berlin fanden, vas warme Beileidsschreiben Kaiser Wilhelms an den Präsidenten der Pariser Akademie der schönen Künste anläßlich deS Todes des Malers Meissonier, die Erklärung des Grasen Münster an den Ehrenvorsitzenden der internationalen Künstlergesellschast in Phiris, „die fran zösische Kunst werde den besten Saal im Berliner Ausstellungs palast einnehmen, und der deutsche Kaiser werde die Künstler mit großen Ehren empfangen" — alles das waren Beweise genug für das in den maßgebenden deutschen Kreisen herrschende Bestreben, mit den gebildeten Kreisen Frankreichs Wieder- Fühlung zu erlangen. Auch auf französischer Seite Ware» einige schüchterne Versuche zu bemerken, aus denen man auf ein gleiches Streben schließen könnte. Man erinnert sich an die Auszeichnung, die einem Würdenträger der deutschen Wissenschaft, dem Professor Helmholtz, bei der Jubiläumsfeier der französische» Universität Montpellier zu Theil wurde. Der Münchner Maler von Uhde — beiläufig ein sächsischer Landsmann — erhielt das Kreuz der Ehrenlegion, und vor wenigen Tagen wurde Professor Helmholtz vom Präsidenten der französischen Republik zum Großosfizier der Ehrenlegion ernannt — eine außerordentlich hohe Auszeichnung! Auch hieraus wird man die dankenswerthe Gewißheit erhalten, daß die Spannung zwischen den beiden Nationen wenigstens in etwas nachge lassen hat. Lepelletier hat also Recht: Kunst und Wissenschaft spielen die Rolle des Balsams. Ihre Wechselbeziehungen sind am ehesten im Stande, die Leidenschaften der Völker einzudämmen und die Nationen zu friedlicher, gemeinsamer Arbeit cm Dienste der Menschheit zusammen zu führen. Einen nicht minder wich tigen Faktor bilden die persönlichen Beziehungen. Auch nach dieser Richtung hin ist ein bedeutsamer Schritt geschehen. Seit mehreren Tagen weilt die Kaiserin Friedrich mit ihrer jüngsten Tochter, der Prinzessin Margarethe, als Gast des deutschen Botschafters, Grasen Münster, in Paris. Offiziös wird mit- aetheilt, die Kaiserin wolle blos der gräflich Münster'schen Familie einen lange versprochenen Besuch abstatte«; aber wenn dieser Besuch so nöthig war, so hätte er auch in Deutschland erfolgen können, wo Graf Münster oft genug weilt. Wenn der Besuch in Paris abgestattet wird, so müssen dafür doch ganz besondere Gründe vorgelegen haben. Auch das Interesse der Kaiserin an der Berliner Kunstausstellung und ihre Sorge für die Beiheiligung der Pariser Künstler vermögen die Reise nicht ganz zu erklären. Es ist daher begreiflich, daß die ge stimmte Presse, diesseits wie jenseits der Vogesen, von der politischen Bedeutung des Besuchs der Kaiserin Friedrich über zeugt ist und dieser Anschauung auch in mehr oder minder leb hafter Weise Ansdruck giebt. Den nächsten Schluß, den man ans der Thatsache des Besuchs ziehen muß, ist der Umstand, daß er nicht ohne die Zustimmung des deutschen Kaisers und des Reichskanzlers unternommen werden konnte; es wird sogar behauptet, dap der Kaiser selbst, der für den Glanz der Ber liner Ausstellung ebenfalls im höchsten Grade sich interessire, die Anregung zu der Reise gegeben habe. Auf jeden Fall haben die maßgebenden Persönlichkeiten den Plan zuvor gekannt und gebilligt: sie haben die politischen Erörterungen und Folgen, dir der Besnch veranlassen mußte, zuni Voraus geprüft und gewürdigt, und sie haben gefunden, daß die Thatsache mit der ReichSpolitik nicht im Widerspruch, sondern vielmehr im Ein klang stehe. Es ist selbstverständlich, daß die Huldigung, die der Besuch der französischen Kunst erweist, noch weiter zielt und zn einer dem Lande selbst erwiesenen Höflichkeit w rd, und es ist begreiflich, daß bei dem bekannten Verhältnisse, das zwischen Frankreich und Deutschland besteht, diese Höflichkeit einen politischen Charakter annehmen muß. So ist es offenbar von den maßgebenden Faktoren in Deutschland auch verstanden worden, und darum muß man die Reise in die Reihe jener Anzeichen setzen, die seit einiger Zeit die vorhandene Spannung gemildert und bessere, freundschaftlichere Beziehungen ange bahnt haben. Es wäre jedoch voreilig, schon jetzt weitgehende Hoffnungen auf eine politische Annäherung zwischen den beiden Nationen zu nähren. Begnügen wir uns zunächst mit dem bereits Er reichten! Die Beschickung der Berliner Kunstausstellung durch die französischen Künstler ist beschlossene Sach«. Schon hat sich eine Jury aus zehn ihrer namhaftesten Vertreter gebildet, die über die Zulassung der Werke entscheiden soll. Ganz glatt ist die Sache freilich nicht abgegangen. Einige in Patriotismus machende Spekulanten suchten Stimmung gegen die Berliner Ausstellung zn machen, namentlich benutzten einige Maler untergeordnten Ranges die Gelegenheit, um durch chauvinistische Kundgebungen für sich billige Reklame zu machen. Siebliebe» aber kläglich in der Minderzahl. Auch Paul de Cassagnae räth in seiner „Autoritö" von der Beschickung der Ausstellung ab. Er sei, schreibt er, nicht für Aufreizungen gegen Deutschland und wolle einen Krieg um jeden Preis vermieden wissen. Die Erinnerungen an eine blutige Vergangenheit seien aber noch zu lebendig im Geiste eines jeden Fran zosen, um einen freundschaftlichen Verkehr zwischen den bei den Völkern zu gestatten. Die Aerzte und Nationalökonomen, welche nach Berlin gegangen seien, Hütten dies eines Humani tären Zweckes wegen gethan. Es sei aber kein Anlaß vor handen, daß die Maler nach Berlin gingen, um dort billige Lorbeeren zn ernten. Mau sollte den Elsaß-Lothringern diese» traurige Schauspiel ersparen, der Stolz und die Würde Frank reichs erfordere dies. Deutschland gegenüber geziemten sich nur zwei Stellungen für Frankreich: ihm den Rücken oder da» Gesicht znzuwcnden. Man möge die erstere bis zu der Stunde bewahren, wo man die letztere anwenden könne." Auch Herr Döroulöde und sein Freund Laur, die beiden Hauptmacher der Patriotenliga, fühlten den edlen Drang in sich, ihre warnende Stimme gegen deu uupatriotischen Vorsatz der Pariser Künstler zu erheben. In einer Versammlung, in welcher Beide das Wort nhrten, wurde u. A. auch folgende Resolution gefaßt: „Die Versammelten erkennen die Höflichkeitspflichten einer Frau gegenüber an, lassen sich aber nicht über die Gründe täuschen, welche die Kaiserin Friedrich nach Paris geführt haben. Es handelt sich um einen Annäherungsversuch Deutschlands an Frankreich und die bevorstehende Reise Kaiser Wilhelms nach Paris, welche Vorläufer eines Abrüstungs-Vorschlages, eineh deutsch-französischen Handelsvertrages nnd des AufgebenS der russischen Allianz von Seiten Frankreichs sind. Angesichts dieser klar zu Tage liegenden Thatsache«, schwören die An wesenden, den Kaiser Wilhelm II. in Frankreich so zu empfanden, wie der „ll'oi Clan" (d. h. König Alphons von Spanien) seiner Zeit hier empfangen worden ist. Sie protestiren mit Entrüstung gegen die Ferrystische Politik, die eine Politik der nationalen Unehrc ist." Auch derartige Vorgänge wollen als Symptome aufgefaßt werden und können allzu sanguinischen Erwartungen gegenüber als abkühlender Wasserstrahl von guter Wirkung sein. Tagesschau. Freiberg, den 25. Februar. Der deutsche Kaiser erschien gestern Vormittag imReichs- kanzlerpalais, um den Reichskanzler zu seinem 6V. Geburtstag persönlich zu beglückwünschen. Der Reichstag beschäftigte sich auch am Dienstag mit denjenigen Bestimmungen des Arbeiterschutzgesetzes, die von der Lohnzahlung handeln, 8 117 erklärt alle Verträge, welche dem 8 115 (Verbot des Trucksystems) zuwiderlaufen, für nichtig. Dagegen sind Verabredungen zulässig, welche die Be« theiligung der Arbeiter an Einrichtungen zur Verbesserung der Lügender Arbeiter oder ihrer Familien zum Zwecke haben. Die Sozialdemokraten wollen diese Bestimmung streichen. Der Abg. Bebel wies in längerer Ausführung auf die Mißstände hin, welche die sogenannten Wohlfahrtseinrichtungen für den Arbeiter bisher im Gefolge gehabt habe«. Fabrik-Sparkaffen, 'Konsumvereine und Arbeiterwohnungen Hütten die Arbeiter