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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189102147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-02
- Tag 1891-02-14
-
Monat
1891-02
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.02.1891
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»7. in halb Europa bekannt. Das Amt des Schatzministers, welches beziehen könne. Es bestand keine regelrechte Buchführung, ihm zufüllt, ist das im Augenblicke wichtigste. Alle Parteien sondern jeder Klient hatte ein Aktenstück, das in dem alphabe- von den öffentlichen Arbeiten versteht er wohl nicht viel. Er vertritt mit Nicotera die historische Linke im Kabinet, während Luzzatti wie Rudini die alte Rechte repräsentiren. Daszitirte Blatt schreibt weiter: Luzzatti, der gleich Branca bisher noch nie Minister gewesen, Hal als Finanzmann einen guten Namen «nd ist als Unterhändler in Handelsvertrags-Angelegenheiten Ueber die Flucht des Pariser Banquiers Mace wird aus Frankreich berichtet: Die Bans des durchgegangenen Viktor Mace glich der von Adele Spitzcder. Seit fünf Jahren bestand die Bank, welche 18000 Klienten hatte. Gewonnen wurden dieselben durch Inserate, welche besagten, daß man für eine Einlage von tausend Franks hundert Franks monatlich Interessen Oesterreich und Deutschland die Verpflichtung auf sich ge nommen haben, die Transporte der Güter, die auS einem der beiden Staaten kommen, nicht ungünstiger zu behandeln als die heimischen. Die deutsche Regierung hat wiederholt darüber Beschwerde erhoben, daß Ungarn dieser Verpflichtung nicht inimer gerecht geworden ist. Der neue ungarische Lokaltarif mit seinen Ausnahms-Begünstigungen, welche hauptsächlich den ungarische« Produkten eingeräumt sind, und mit seinem System der Re-Spedition, welches diese Begünstigungen so umfassend gestaltet und zu einer Gefahr für den ganzen nichtungarischen Zwischenhandel macht, hat diesen Beschwerden der deutschen Regierung einen noch ernsteren Charakter gegeben. Da nun gleichzeitig auch Oesterreich gegen die Ausnahmsbestimmungen des neuen ungarischen Lokalranfes remonstrirte, so handelte es sich in den Besprechungen, welche mit dem Minister Baroß ge pflogen wurden, darum, durch welche Fixirung des Artikels 15 im künftigen Handelsverträge den Forderungen Deutschlands bezüglich einer gleichen Behandlung aller Provenienzen und damit auch dem StandpunkteOestcrreichs lN dieser Frage entsprochen werden köunte. ES soll eine solche Formulirung des Artikels 15 gefunden werden, welche aus vertragsmäßigem Wege die deutsche Re gierung davor schützt, daß die im Zolltarife eingeräumten Kon zessionen nicht durch die Tarispolink indirekt wieder aufgehoben werden. Da man nun in Ungarn den größten Werth auf das Zustandekommen des Handelsvertrages legt, so ist auch zu er warten, daß in den Konserenzen, welche Herr v. Baroß mit dem Grasen Kalnoly, mit dem österreichischen Handelsminister und mit dem Minister v. Szögyenyi hatte, ein Mittel gesunden wurde, um eine Verständigung, welche allen Interessen gleich mäßig entspricht, herbeizuführcn. Ungarn gewinnt durch den deutschen Handelsvertrag gewiß am meisten. Die Zölle aus Getreide, Mehl, Holz, Vieh, Obst und Fett werden gewiß eine Reduktion erfahren. Das find die großen Massen-Artikel, welche Ungarn exportirt. Die Konzessionen, welche Oesterreich Wird machen müssen, treffen alle großen Industriezweige, die freilich wieder eine Kompensation in der gesteigerten Konsum fähigleit der londwirthschaftlichen Bevölkerung finden weiden. Die ungarische Regierung wird daher gewiß bemüht sein, die ernste Schwierigkeit, welche bezüglich des deutschen Handelsver trages aufgrtaucht ist, hinwegzuräumen." Die Untersuchung über die Ursache des Todes des türkischen Botschafters Swdullah Pascha, zu welchem Behufe eine türkische Kommission in Wien eingetroffen ist, hat zunächst ergeben, daß eine Dame die Veranlassung des Selbstmordes gewesen. — Wenzel Marek, welcher Pläne der Festung Przemysl entwendete und an Rußland verkaufte, wurde zu 15 Jahren Festung verurtheilt. Die „N. Fr. Ztg." wirft auf die Zusammensetzung des italienische« käbinels Rudini nicht uninteressante Streif lichter. Sie meint, Nicotera werde sich noch am leichtesten mit den Kollegen von der Rechten verständigen. Schwerer sei das von Branca anzunehmen, dem dicken, heftigen Südländer mit der Stentorstimme, der schon lange darnach strebte, ein Porte feuille sein zu nennen und nun das Ziel seines Ehrgeizes er reicht habe; allerdings in einer etwas sonverbaren Weise, denn AAki^klkAkA NNßti-t* MbH 2, Italien- ohne Unterschied rufen nach Ersparungen; daS ganze Programm de- neuen KabinetS besteht in den Worten: Her- ftrllung des Gleichgewichts im Staatshaushalte. Biele Abge ordnete der Linken haben am 81. Januar nur darum gegen Crispi gestimmt, weil er durch daS Sperrgesetz für Spiritus seinem Versprechen, keine neuen Steuern und Auslagen zu be gehren, untreu geworden war. Luzzatti'S Aufgabe wird also darin bestehen, die möglichste Einschränkung in allen Zweigen der Verwaltung durchzuführen. Ob er bei dem Versuch, eine neuerliche Herabsetzung des Kriegsbudgets zu erzwingen — einem Versuch, der ihm durch die Stimmung deS Landes und der Kammer geradezu auserlegt wird — nicht auf den Wider stand des König» stößt, läßt sich nicht genau vorher sagen. Grundfalsch wäre es, Einschränkungen im italienischen Kriegs wesen als eine Abkehr vom Dreibunde jzu deuten oder wegen der ausgedrungenen Sparsamkeit den Werth der italienischen Freundschaft geringer zu schätzen. Mit einem um 100 000 Mann schwächeren Heere und guten Finanzen wird Italien ein besserer Verbündeter sein, als wenn es seine Armee ver mehrt und darüber bankerott wird. Außer den Genannten ist nur noch der neue Unterrichtsminister besonderer Erwähnung werth. Der Name Pasquale Billari's hat in der historischen Wissenschaft einen stolzen Klang. Man kennt ihn in ganz Europa. Eben darum bedauern wir seine Ernennung. Er wird durch sie seinen Forschungen entzogen, und es fragt sich, ob der ausgezeichnete Gelehrte für seinen jetzigen Posten paßt. WaS die übrigen Mitglieder deS Kabinels Rudini betrifft, so weiß man außerhalb Italiens herzlich wenig von ihnen. Daß Chimirri, der Ingenieur, Ackerbauminister und der Advokat Colombo Finanzminister geworden, kennzeichnet die Verlegen heit und die Mühen, unter welchen das neue Ministerium zu Stande kam, bester wie die längste Auseinandersetzung. Zum Justizminister hat man an des treffliche» Zanardelli Stelle einen Senator, Grafen Perraris, gepreßt, von dem man mit- theilt daß er sich nie in seinem Leben mit dem Justizwesen beschäftigt habe. — In Palermo herrscht große Erregung gegen Rudini und Nicotera. Es heißt, Crispi habe deshalb Depeschen an die Behörden Palermos gesandt, um die Gemüther zu be ruhigen. Dieser Schritt wird mit Recht sehr auffällig gefun den und bedarf der Aufklärung. Nach einer Meldung des Depeschenbureaus „Herold" soll eine in Palermo stattgehabte Kundgebung gegen Rudini und Nicotera in derartige Unord nung ausgeartet sein, daß der Präfekt Winspeare um seine Entlastung nachgesucht habe. Hierauf habe Nicotera selbst an Crispi die Bitte gerichtet, Winspeare zum Bleiben zu bewegen, und Crispi habe in Depeschen an den Präfekten und an den Bürgermeister von Palermo diese aufgefordert, das Volk zur Ruhe und Ordnung zu mahnen. Die fünfte Sektion der belgische« Repräsentantenkammer lehnte mit 11 gegen 8 Stimmen den Antrag auf Verfasiungs- Revision ab; 4 Mitglieder enthielten sich der Abstimmung. Auch die vierte Sektion verwarf den Antrag mit 8 gegen 6 Stimmen. In zwei Sektionen haben sich die Mitglieder der Rechten gegen diejenigen der Linken für die Verfassungs-Re vision ausgesprochen. Um Millionen. Bon A. ». «ree«. (30. Fortsetzung.) sNachdruck verboten.) »Jenny Rogers? — Das ist ja mein Name," ries die Signorina; „aber unmöglich können Sie meinen —" Degraw unterbrach sie lächelnd: .Ja," sagte er, „Sie sind die Erwählte, und sobald Sie in den Besitz der Reichthümcr gelangen, wissen jene Schurken, daß ihre schändlichen Pläne gescheitert sind. Sie werden Ihre Sicherheit nicht länger bedrohen, denn Ihr Tod würde ihnen keinen Gewinn mehr bringen ; Andere würden die Schätze erben. Verstehen Sie mich, Fräulein Rogers?" Sie sah ihn mit maßlosem Staunen an. „Ich, die Erbin eines großen Vermögens?" stammelte sie, — „von wem kommt es — was habe ich gethan, es zu verbleuen — waS erwartet man dafür von mir?" „Nichts wird von Ihnen erwartet," war Dcgraw's ernste Erwiderung. „Der Wunsch eines Verstorbenen bestimmt cs für Sie. Wollen Sic seine Geschichte bören? Dann ver stehen Sie vielleicht, warum gerade Sie ihm sür seine Groß- muth zu danken haben." Ihr kindlicher Blick, ihre holde Verwirrung und Hilslosig- keit sprachen mit Zaubergewalt zu den Herzen der beiden Männer, die sie soglühendverehrten, aber der Künstler schwieg xnd der Andere fuhr mehr im Ton eine» Freundes als eines Liebenden fort: „Ich habe Ihnen eine Urkunde zu übergeben, kraft deren Sie, sobald dieselbe unterzeichnet ist, in den Besitz eines Ver mögens von drei Millionen Dollars treten. Sie können diese Gabe mit gutem Gewissen und ohneErröthen annehmen, denn sie ist daS Bcrmächtniß eines kinderlosen ManneS an Diejenige, welche den Namen und die GeisteScigenschaflen des Weibes be sitzt, welche- ihm daS Theuerste aus Erden war." „O," rief sie mit glühenden Blicken, .wäre doch Hilary hier; ich kann solches Glück nicht allein trogen, es scheint un glaublich und überwältigt mich." Vielleicht wird es Herrn Walden gelingen, Ihnen die Sache begreiflicher zu machen", sagte Degraw, den Fremden »orstellend, der zugegen war. Er ist Rechtsanwalt und kann Ihnen die gesetzlichen Formalitäten erklären, welche zu er füllen find." Sie verbeugte sich mechanisch und blickte in das Dokument, daS fie in Händen hielt. »Aber die Schenkungsurkunde ist in Ihrem Namen ausge stellt, Herr Degraw," rief fie. „Sind Sie es denn, von dem dieser fabelhafte Reichthum stammt?" Degraw schüttelte den Kopf und dem wachsamen Künstler entging der schmerzliche Ausdruck in den Mienen seines Neben buhlers nicht, als dieser erwiderte: „Nicht von mir kommt die Wundergabc, nur meine Hand ist eS, die sie auStheilt. Hören Sie vor Allem Delancy's Geschichte, ehe wir weiter reden." Während der Rechtsanwalt sich in das Nebenzimmer zu rückzog, nahm Degraw neben der Signorina Platz und erstattete ihr Bericht über das seltsame Ereigniß, das wir bereils kennen. Sie hörte ihm staunend zu und mehr als einmal füllten sich ihre schönen Augen mit Thränrn. Als er geendet hatte, senkte sie das Haupt und versank in schweigendes Sinnen. Degraw ergriff ihre Hand und fuhr mit lebhafter Be wegung fort: „AlS ich Sie zuerst aussuchte, Fräulein Rogers, geschah es nur zu dem Zweck, welchen ich Ihnen eben mitgetheilt habe. Bei näherer Bekanntschaft ward jedoch mein Herz zu Ihnen hingezogen. Wenn ich jetzt zögere, Ihnen meine Liebe zu ge stehen, so geschieht es nur, weil mein Ehrgefühl mir nicht gestattet, den Rcrchthum mit Ihnen zu theilen, den ich nach eigener Wahl zu vergeben hatte." Im Innersten bewegt, warf sie einen raschen Blick nach der Fensternische, wo der Künstler noch stand wie zu Anfang der Unterredung. „Ich weiß, wir sind nicht allein," fuhr Degraw ruhig fort, „ich selbst habe den Herrn gebeten, mich zu begleiten und Zeuge Ihrer Entscheidung zu sein. Ich darf meine Liebe nicht Der jenigen schenken, welche durch mich in den Besitz jenes unge heuren Reichthums tritt. Wenn Sie mir aber sagen, ich solle das Dokument zerreißen, so —" die Stimme versagte ihm, der starke Mann zitterte vor heftiger Erregung. Der Künstler sah eS voll Bangigkeit; würde sie die Kraft haben, solcher Leidenschaft zu widerstehen? Würde sie nicht, den hohen Werth dieses edlen Bewerbers erkennend, Glanz und Reichthum gering achte« und sich ihm zu eigen geben? — Bald war sein Zweifel gehoben, denn ihre Blicke flehten um Vergebung, sie drückten nicht Liebe und Bewunderung aus, nur Scham und Verwirrung. „O," rief sie, „in welche Lage haben Sie mich gebracht!" Leise öffnete er die Hand, welche die ihre umschloß. „Nicht doch," erwiderte er freundlich, „ein Wort von mir und Herr Walden kommt zurück. Ich erwartete es nicht ander»; ich wollte nur vollkommen offen gegen Sie sein und wenigstens den Versuch machen, mir dos Glück meines Lebens zu sichern. Er ist mißlungen, aber ich hoffe dabei nicht Ihre Achtung verwirkt zu haben." „Nein, nein", rief sie wie außer sich, „fühlte ich nur, daß ich " „Nicht weiter", fiel er ihr in's Wort, „ich verstehe Sie und beklage aufrichtig, Ihnen Schmerz bereitet zu haben. Ich gehe, den Anwalt zu rufen." Noch ehe sic ihre Thränen getrocknet und ihre Fassung zurückgewonnen hatte, trat Herr Walden wieder ein. Die Pa piere wurden ordnungsgemäß unterzeichnet und die Signorina Valdt, welche noch wenige Augenblicke zuvor nichts auf der Welt besessen hatte, als was in ihrem kleinen Koffer enthalten war, stand jetzt vor den drei Männern als die rechtmäßige Eigenthümerin von Millionen. l»«1. ställe benützte Holzverschläge, welche jetzt als Speisezimmer — Der Tonkin, werden. Bei Bankett dem unter dem Vorsitz Salmeron's stattgchabtrn der spanische« Republikaner hielt dieser eine Rede, tisch geordneten Register kinterlegt war. Hier wurden Ein lagen und Ausgaben eingeschrieben. DaS HauS hatte rin be scheidenes Aussehen; Mace selbst trieb keinen Luxus. Da er sehr fromme Allüren hatte, war seine Klientel ein« spezifisch katholische. ES wird behauptet, daß unter derselben sich nicht weniger als sechstausend Geistliche, vom kleinen Vikar ange fangen bis zum Kanonikus und Erzbischof befinden, aber auch viele Gcrichtspersonen, Frauen rc. Mit Hilfe eines hohen Geistlichen erhielt Bankier Mace einen schmeichelhafte» Vries und die Photographie des Papstes mit einer Widmung. Mace ließ diese Photographie in seinem Bureau anbringen. Da immer neue Kapitalien hinzukamen, konnte Mace durch fünf Jahre so exorbitante Zinsen zahlen. In letzterer Zeit fing man davon zu sprechen an, daß er auf der Börse und am Spieltische Millionen verloren habe. Wie dem auch sei, am letzten Freitag kam er nicht mehr in sein Bureau. Seine Be- dienstetcu wußten keine Auskunft über den Verbleib ihre» Thess zu geben. Montag sperrten sie das Lokal und hefteten die Jn- schrift an: „Gefperrt wegen Karnevals". Montag aber kam die Polizei, welche konstatirte, daß Mace durchgegavgen sei. Man glaubt, daß die Passiven 21 Millionen betragen. In einem zurückgelassenen Briefe erklärt Mace, daß er, da er zwischen 10. und 15. Februar so viel zu zahlen habe, nach Monaco gegangen sei, um dort die nöthige Summe zu gewin nen oder sich umzubringen. „Ich bin müde", fügte er hinzu, „ein Leben weiter zu führen, wie seit fünf Jahren. Das Geld widert mich an, und ich schwöre, es nie mehr anzu- rühren. Die Leute, die man als von mir betrogen auSgeben wird, wußten, was sie thaten, als sie mir ihr Geld anver trauten, sie wußten, daß an dem Tage, wo das Glück sich von mir wenden wird, ihr Kapital gefährdet sei. Ich habe einen ganz geringen Betrag mitgenommen. Im Kredit LyonnaÄ wird man eine Million in Titres und in meiner Kaffe 400000 Franks finden; damit möge man die Verlusttragenden entschä digen." Der Haftbefehl wurde gegen den Flüchtling erlassen. Großfürst-Thronfolger von Rußland besucht im März wo große Vorbereitungen zu seinem Empfang getroffen Eine plötzliche Veränderung schien nach diesem entscheiden- j den Schritte mit ihr vorzugehen. Ihre zarte Gestalt ward s größer, stattlicher. Selbst ihre Schönheit schien sich mit einer i Würde und Höhe zu umkleiden, die zwar noch mehr zur Be wunderung fortriß, aber ihr etwas von der rührenden Nnmuth raubte, durch welche sie die zwei starken Männerherzcn be zwungen hatte. Der Künstler, welcher sie mit athemloser Spannung beob achtete, trat jetzt vor, um seinen Glückwunsch auszusprechen. Das Lächeln, mit dem sie ihn empfing, ließ über die Gefühle ihres Herzens keinen Zweifel aufkommen, doch spiegelte sich in ihrem Wesen ein gewisses wohlgefälliges Selbst- bewußsein, das ihm den Muth benahm, seine Sache bei ihr zu verfechten. „O, wo ist Hilacy?" rief die Signorina wieder, „wer will ihr mein Glück verkünden? Wenn ich ihr liebliches Antlitz seht, wird mir nicht mehr sein, als träume ich." Degraw setzte seiner zarten Rücksicht und Großmuth die Krone auf, indem er sich sogleich erbot, Fräulein Aspinwall herbeizurufen. Er entfernte sich mit dem Anwalt und ließ seinem Nebenbuhler das Feld frei. Als sich der Künstler mit der neu erwählten Erbin allein sah, ergriff er ihre Hand, die er innig drückte. „Signorina", rief er, „noch ein Wort, ehe die Welt Ihr Glück erfährt. Daß ich Sie liebe, wissen Sie, denn schon früher habe ich Ihnen mein Herz zu Füßen gelegt. Aber va- mals waren Sie nicht Herrin von Millionen und wir ahnten Beide nicht, waS das Schicksal Ihnen aufbewahrte. Betrachten Sie sich jetzt nicht als gebunden durch die Beweise Ihres Wohl wollens, die Sie mir bisher gcgeben. Für mich bleibt ihr Werth stets derselbe, Sie »lögen nun arm sein oder reich, aber die Liebe, welche Sie damals zu erhören schienen, mag jetzt weniger Reiz für Sie besitzen. Ich halte es daher nicht für ehrenwerth, schon jetzt in Sie zu dringen, mir eine Antwort auf meine Bewerbung zu geben, ehe Sie sich an Ihre neue Lebensstellung gewöhnt und die Genüsse kennen gelernt haben, welche sie Ihnen bietet. Wenn Sie sich in einem halben Jahr noch an den Künstler Hamilton Degraw er innern, dann —" „Ach", rief sie in reizender Befangenheit erröthend, „ich kann nicht so lange warten. Ich habe keine Heimath, keinen Rathgeber und Beschützer. Ich würde in tausend Jrrthümer verfallen. Warum wollen wir denn nicht glücklich sein, da e» daS Schicksal in unsere Hand legt?" Beseligende Worte! Ist ein Mensch im Stande solcher Bitte zu widerstehen? Er betrachtete fie voll Rührung, er be deckte ihre Hand mit Küssen, er hätte fie in seine Arme schließen mögen — aber auf die Verlobung, welche sie vorschlug, ging er nicht ein. „Ich kann es nicht," rief er, „mir wäre zu Muthe, alS machte ich mir Ihre Unerfahrenheit zu Nutze. Warte» Sie noch drei Monate, Geliebte und oann —" (Fortsetzung folgt^ in welcher er sich für die Herstellung der gemäßigten Republik aussprach; die Folge des allgemeinen Stimmrechts werde der Triumph der Republik in Spanien sein, nicht durch eine Revo lution, sondern durch eine friedliche Entwickelung. Zur Bewegung der englische« Dockarbeiter liegen heute die folgenden Mittheilnngen vor: In Liverpool haben 2000 Dockarbeiter die Arbeit eingestellt. Ein allgemeiner Ausstand erscheint unvermeidlich. Der Ausstand der Cardiffer Dock arbeiter nahm ein günstigeres Aussehen sür die Dockgesellschast an. Es gelang derselben, eine hinreichend große Anzahl „sreier" Arbeiter aufzutreiben, um 12 Kohlenladestellen und 8 Krähne in Betrieb zu setzen. In Folge dessen erreichten Vie Ver schiffungen von Kohlen einen bedeutenden Umfang. Zum Schutze der „schwarzen Schafe", Nichtgewerkvereinler hegen die Gewerkvereinler marschirten noch 60 Grafschaftspolizisten aus, da die städtische Polizei allein zu schwach erschien, um etwaigen Ruhestörungen vorzubeugen. Jede Kohlenladcstelle stand unter der Bewachung von 6 Polizisten. Außerdem sand' eine sorg, sältige polizeiliche Kontrole an den Eingängen zu den Dom statt. Die Wohnungen für die „freien" Arbeiter konnten be reits bezogen werden. Sie enthalten Lagerstätten für 1S0 Mann. Mit denselben verbunden sind einige srüher als Vieh
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