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Nr. M. — 4. L Souvtag, 15. Juni 1884. und Mdtbote. Unparteiisches Tageblatt sür Chmnitz und die Vororte: Mchemih, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Glösa,Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna» NbormeurenlsbettelllMgett, vierteljährl. 12k Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl, 45 Pf. (Zutr. 1k Pf.), nchmen <m die Verlagsexpeditwn u. Ausgabestellen in Chemnitz «. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An zeiger nur b. d. Postanstalten—PostztgS-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 —(vierteljährl. IVO Pf.) bestellt werde«. JnfertionSpreisr die schmal« (Ispaltige) KorpnSzette oder deren Rann» 1k Pfennig». — Unter Angesandt pro- Zelle 30 Pfennig«. — Auf groß« Annoncen »nd Wiederholungen Rad««. — Annonce-Annahme für die nächste Nnmmer di» Mittag. — LnSgad« jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Bekanntmachung. Herr Rechtsanwalt Heinrich Stübel hier ist heute als unbesoldetes "RathSmitglied verpflichtet und eingewiesen worden, was hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht wird. Chemnitz, den 12. Juni 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrö, Oberbürgermeister. Bon dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht sollen den 19. Juli 1834 die der Firma A. W Temmler in Neustadt zugehörigen Grundstücke, als: 1. das HauS- «nd Gartengrundstück Nr. 7 des Katasters, Nr. 2lo des Flurbuchs, Fol. 86 des Grund- und Hypothekenbuch» für Neustadt, 2. das Fabrik- und Gartengrundstück Nr. 7 deS Katasters, Nr. 21 des Flurbuchs, Fol. 6 des Grund« und Hypothekenbuchs für genannten Ort, welche Grundstücke am 1. Mai 1884 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf zu 1: 15,675 Mk. wovon 375 Mk. auf vorhandene Rohrleitungen re. ent fallen, zu 2: 7490 M., wovon 1956 Mk. auf den Dampfkessel re. entfallen, igewürdert worden sind, nothwendiger Weis« versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger GerichtSstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Chemnitz, am 3. Mai 1864. Königliches Amtsgericht, Abth- L. Nohr. Sch. Der Kellner Franz Theodor Albert aus Erla bei Schwarzenberg - " " ' ' ^ ' »sie erttattele und An- AufenthaltSort u»terzei> Franz Wokal aus Böhmen haben sich aus «ine gegen zeige hier zu verantworten und «erden, da ihr dermaliger nicht zu ermitteln ist, hiermit ausgefordert, ungesäumt vor der Unterzeichneten Behörde zu erscheinen oder ihren Wohnort anzuzeigen. Chemnitz, am 11. Juni 1884. Königliche Staatsanwaltschaft daselbst. vr. Schmidt. Schtz. Bekanntmachung. Postkarten mit Antwort nach Japan. Denjenigen Ländern des Weltpostvereins, nach welchen Postkarten mit Antwort abgesandt werden können, ist gegenwärtig auch Japan bergetreten. Das Porto für derartige Postkarten nach Japan beträgt 26 Pfennig. Berlin "., 7. Juni 1884. Der Staatssekretär des Reichs-PostamtS. Stephan. Bekanntmachung. Bom 15. Juni ab können aus Deutschland nach Salonichi, Beirut und Smyrna, sowie umgekehrt, Zahlungen bis zum Betrage von 560 Franken i« Wege der Postanweisung bewirkt werden. -- In Deutschland erfolgt die Einzahlung unter Anwendung deS für den internationalen Verkehr vorgeschriebenen PostanweisungssormularS. Der auSzuzahlende Betrag ist aus dem Formulare in der Frankenwährung anzn- geben; di« Umrechnung auf den in der Marlwährung einzuzahlenden Betrag wird durch di« Ausgabe-Postanstalt besorgt. Die im voraus zu entrichtend« Gebühr beträgt 26 Pf. für je 26 Mark oder einen Theil von 26 Mark, mindestens »«doch 46 Pf. Der Abschnitt der Postanweisung kann zu schrift lichen Mitthellungen jeder Art benutzt werden. Berlin 6. Juni 1884. Der StaatSsekretair deS Reichs-Postamt». Stephan. ' ^ MA Erledigt hat sich die unter'« 31. Mai 1884 erlassene diesseitige Vorladung deS Schneider gesellen Richard Louis Arnold aus Oederan. Chemnitz, 12. ^uni 1884. K. Staatsanwaltschaft. I. B.: Löbe, Aff. Rchtr. billigste Bezugsquelle in und 14 n»!,«» - "dE für das Atter von S—IS Jahren. Bestellung«» ««ch «--d-.d»....«.»-Adam Rachf., W. Striem, Chemnitz, Markt 7. - Lageschronik. 13. Juni. 1215. Die Magna Charta Englands. 1426. Schlacht bei Außig. 1526. Luther in Bann aethan. 1526. Eröffnung des ersten Reichstags in Speyer. 1768. Korsika wird französisch. -1796. Schlacht bei Wetzlar. 1861. Präsident Jackson erklärt der Union den Krieg 16. Juni. 1497. DaS Festland Amerika'» entdeckt. 1815. Schlacht bei Ligny. 1846. «ras Mastai F-rretti ^ Papst Pin» IX. 1866. Fürstentag zu Baden-Baden. gertcht Melegramrne -e» Ch-mni-er Yknzeigers. Vom 13. Juni. Berlin. , Minnigerode erklärt in einer Zuschrift an die „Elbinger Leitung", daß er definitiv die Annahme eines Mandats ablehne. Braun schweig. Der Landtag genehmigte einstimmig und in unveränderter Form die Eisenbahnverträge mit Preußen. Wien. Heute Mittag fand in der Hofburg die Ueberreichung 4eS Ehren-Diploms der Wiener philosophischen Fakultät an den Krön- Prinzen statt. Rektor Lang hielt an den Kronprinzen eine kurze An- spräche, worauf Prof. Miklosich demselben das Diplom überreichte. Der Kronprinz dankte für die Auszeichnung und hob hervor, daß die Wiener Universität immer treu zum Reich und dem Herrscherhause ge- Halten hat. Wien. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Bukarest: „Die Grenzregulirungsarbeiten zwischen Bulgarien und der Dobrudscha verliefen resultatlos. Die betreffende gemischte Kommission löste sich auf. Bon Negotin, Knjazevac und Zaigar sind neuerlich Truppen zur Besetzung der Grenze längs Timok abgegangen. Beim Emigranten führer Gjoka Lazarevic, welcher gefangen wurde, fand man revolu tionäre Aufrufe, welcher zum Ausstande aufforderten. Ein deutscher Kabinetskourier reiste gestern viu Belgrad nach Nisch." Paris. In parlamentarischen Kreisen wird angenommen, die «gestrige Abstimmung der Kammer würde das Aufgeben des RekrutirungS- gesehes und die Beibehaltung deS jetzigen Gesetzes zur Folge haben. Wahrscheinlich beginnt die Kammer am Montag die Berathung der Berfassungsrevision und beendet dieselbe am Schluß der Woche. Brüssel. Gestern Abend durchzogen wiederum einige Volks- Haufen schreiend und singend die Straßen. Sie wurden von der Polizei bald zerstreut Madrid. Der Sultan von Marokko stimmt mit Spanien darin überein, daß an der Mündung deS Molnayaflufses ein Freihafen an gelegt werde. Der Bruder des Sultans traf mit einer Armee an diesem Flusse ein. London. Im Unterhause erklärte Fitzmaurice: Die Regierung -empfing von Frankreich Versicherungen, daß es keinerlei Anschläge be- IreffS Marokko hege und jede Idee, dort ein Protektorat zu errichten, .zurückweise. London. DaS Unterhaus lehnte Woodall's Amendement zur Wahlreformbill, betreffend die Gewährung deS Stimmrechts an selbständige Frauen, ab Der Führer der Konservativen, Northcote, unterstützte da» Amendement. Suakin. „Havas" meldet: Vergangene Nacht wurde ein ziemlich lebhafter Angriff zurückgeschlagen. New-Uork. Als demokratische Präsidentschaftskandidaten wer den nach Dlden's Ablehnung Cleveland, Bayard, Macdonald und Flower in Aussicht genommen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die ganze gestrige Sitzung des Reichs tages wurde von einer resultatlosen Debatte über Rechnungen ausge füllt. In der Debatte über die Allgemeine Rechnung über den Reichshaushalt für 1879/80 knüpfte Abg. Rickert daran eine Rüge, daß der Kriegsminister als Vertreter deS Reichskanzlers Kabinets- ordres des Kaisers, durch welche in der preußischen Militärverwaltung -irrthümlich erhobene Summen niedergeschlagen wurden, gegenzeichne, fowie daß der Vertrag, den die Post- und Telegraphenverwaltung zur Herstellung einer direkten unterseeischen Kabelverbindung zwischen Deutschland und Norwegen abgeschlossen, dem Reichstage vor der Unterzeichnung nicht vorgelegt worden sei. Redner beantragte, die Bechargirung de» Reichskanzlers bis zur Erledigung dieser Bedenken auszusetzen. Der Kriegsminister Bronsart von Schellendorf leitete sein Recht zur Gegenzeichnung der Kabinetsordres daraus her, daß die preußische Militärverwaltung eine besondere Kontingents- und keine eigentliche Reichsverwaltung sei und daß sie, soweit nicht das Budgetrecht deS Reichstages in Betracht komme, vom Reichstag ganz unabhängig sei. Es handle sich hierbei um preußische Ordre», die deshalb vom preußischen Kriegsminister gegenzuzeichnen waren. Um diesen Punkt drehte sich die Debatte fünf Stunden lang. Abg. Richter (Hagen) stellte sich völlig ans den Standpunkt des Abg. Rickert, weil er die Rechte des Reichstag», die dieser nach Ansicht deS Reichskanzlers zn weit auszudehnen bestrebt fei, nicht geschmälert wissen wolle. Gegenüber dem Kriegsminister, der das Gnadenrecht det^Hwdetarnnd gestellt hatte, verwies Redner darauf, datz im MHe gar kem Gnadenrecht der Krone existire. Der Reichs kanzler Hab« selbst oft genug betont, daß de« Reichstag gegenüber er allein verantwortlich sei, daß also der Kriegsminister kein Rech» habe, Mittheilungen an den Reichstag gelangen zu lassen. Sehnlich liege die Sache bezüglich des Vertrages mit Dr. Lasard über das deutsch norwegische Kabel; durch die Abschließung des Vertrages habe der Reichspostmeister die Rechte de» Reichstage» verletzt und es müsse Indemnität nachgesucht werden. Der Krieg-minister wiederholte nochmals, daß die preußische Militärverwaltung selbständig und soweit sie nicht gegen den Etat verstoße, sei der Reichstag zur Kritik nicht kompetent; eine Verletzung des Etats stehe aber nicht in Frage. Abg. Windthorst beantragte, zur Klärung und gründlichen Erörterung der Frage den Bericht an die Kommission zurückzuverweisen. Fürst BiSmarck, welcher kurze Zeit der Sitzung beiwohnte, erklärte, er habe hiergegen kein Bedenken. Es werde sich dann Herausstellen, daß die Forderungen, welche Richter stelle, einfach unerfüllbar seien, da müßte schließlich jeder Vertrag über Ankauf von Remonte-Pferden dem Reichstage zur Prüfung vorgelegt werden. Schließlich wurden die Rechnungen aa die Kommission zurückoerwiesen. Die Vorlagen über die Dampfer Subventionen sind nunmehr erst heute an die Reihe gekommen. — Die Art, wie Staatssekretär v. Bötticher am Schluß der Mittwochssitzung des Reichstages in einer Reihe persönlicher Be merkungen gegen den Abg Richter sich bemühte, die Verantwortung für die Initiative des Börsensteuerentwurfs vom Fürsten Bismarck abzuwälzen, hat vielfach Aufmerksamkeit erregt und Veranlassung zu verschiedenen Interpretationen gegeben. Man will daraus schließen, daß Fürst Bismarck sich für das Gesetz nicht interessire und sich nicht dafür engagiren werde, daß es zu Stande komme. „Wir glauben", so schreibt jedoch die „Frkf. Ztg.", „daß diese Auffassung irrig ist. Der Austausch persönlicher Bemerkungen machte vielmehr den Eindruck eines Wortgefechts, bei welchem es dem Herrn v. Bötticher nur auf das billige Vergnügen ankam, Herrn Richter zweimal mit der Phrase: „es ist unwahr" antworten zu können, nämlich daß Fürst Bismarck als Reichskanzler oder als Ministerpräsident die Initiative zum Börsen steuer-Entwurf gegeben habe. Vielleicht hat er es in seiner Eigen schaft als Handelsminister gethan; doch das find ja nur sophistische Unterscheidungen. Die Hauptsache ist: es giebt keinen Minister, der es wagen könnte, einen Gesetzentwurf von solcher Bedeutung einzu- bringen oder auch nur auszuarbeiten, ohne daß er der Zustimmung Bismarck's sicher wäre, und das Gesetz würde im Bundesrath sicher nicht angenommen werden, wenn der Reichskanzler e» nicht wünschte. Selbst wenn die Versuche fortgesetzt werden sollten, den Reichskanzler nachträglich als unschuldig an diesem Gesetz hinzustellen, und die Verantwortung auf Hrn. v. Scholz oder gar Hrn. Burchard abzu- wälzen, so werden sie keinen Glauben finden." — Da» Militär-Relikten-Gesetz hat, wie aus Berlin berichtet wird, in den Verhandlungen der Kommission nur in einem Punkte eine wesentliche Aenderung erfahren. Die Bestimmung, wonach Offiziere, Merzte und Beamte, welche vor Ertheilung des Heiraths- konsenses ein bestimmtes Privat-Einkommen oder Vermögen nachzu weisen haben, von der Entrichtung der Wittwen- und Waisengeld beiträge befreit sein sollen, ist gestrichen worden. Regierungsseitig wurde zum Beweise, wie unzureichend das Diensteinkommen der be treffenden Offiziere und Beamten zum persönlichen standesgemäßen Unterhalt sei, u. A. darauf hingewiesen, daß schon jetzt einer größeren Anzahl unbemittelter Offiziere Beihilfen aus den dem obersten Kriegs herrn zur Disposition stehenden Fonds regelmäßig gewährt werden müßten. — Vor Ertheilung des HeirathSkonsenses müssen an Privat einkommen Nachweisen: Hauptleute und Rittmeister It. Klaffe jährlich 750 Mark, Premier- und Sekonde-Leutnants jährlich 1800 Mark, Stabs- und Assistenzärzte 750 Mark, Zeugfcldwebel 7K0 bez. 300 Mk, letzteres sofern sie auf das Avancement zu Zeugoffizieren verzichten, Zeugsergeanten, Wallmeister und Registratoren bei den General kommandos je 300 Mark, und Jntendanturbeamte, deren Dienstein kommen nicht 2400 Mark erreicht, den Fehlbetrag. Bei de» Marine- Offizieren und -Beamten wiederholt sich die» bei den entsprechenden ' rgen. Neu ausgenommen in das Gesetz ist die Bestimmung, wo nach sich die Verpflichtung zur Zahlung der Wittwen- und Waisen geld-Beiträge nicht auf katholische Militär« und Marine-Geistliche er strecken soll. Als Anfangstermin für die Giltigkeit de» Gesetzes ist der 1. Juli 1884 eingestellt. Oesterreich-Ungarn. Die Heftigkeit de» ungarische» Wahl kampfe» scheint ihren Gipfelpunkt überschritten zu haben, wenigsten» sind in den letzten Tagen keine neuerlichen Exzesse mehr gemeldet worden. Das Meiste zur Erreichung dieses günstigen Resultat» dürs ten wohl die getroffenen VorbeugungSmaßregch»-btkgch»a«u habe»; andererseits aber will man diese Wahrnehmung gemacht yaben, daß den besonderen Elementen der Opposition jetzt doch die Erkenntnis der von ihnen heraufbeschworenen Gefahr aufdämmere, und daß sie Mittel und Wege suchten, die entfesselten Leidenschaften zu sänstigen. Thatsache sei, daß einige hervorragende Mitglieder der äußersten An ken und der gemäßigten Opposition seit einige» Tagm in diese« Sinne einen eifrigen Verkehr mit dem Ministerpräsidenten Pflege»«. — Was die Chancen der einzelnen Parteien betrifft, so dürste, nach dem Dafürhalten des Budapest« Gewährsmannes der „Pol. Korr.-, die Regierungspartei aus den Wahlen jedenfalls mit einer stärkere« Majorität, als sie jetzt besitzt, hervorgehen. Frankreich. Die belgischen Vorgänge werden in Frankreich sehr verschiedenartig aufgefaßt und kommentirt. D'.e dortigen Ultra montanen natürlich sind voller Jubel und feuern ihre belgischen Ge sinnungsgenossen an, das Eisen zu schmieden, so lange e» warm ist, und nicht zu ruhen, bi» alles, was unter dem Ministerium Frd,^ Orban geschaffen, bis auf die letzte Spur hinweg gefegt sei. ' Die Republikaner hingegen werfen den belgischen Liberalen ihre Uneinigkeit vor d. h. denjenigen Fehler, an welchem sie selber in gleichem Maße kranken. Charakteristisch ist, daß von den Radikalen der belgische Wahlausfall gegen die Gemäßigten, und umgekehrt ausgespielt wird, was nicht gerade dafür spricht, daß die Erkenntniß des eigenen. Fehlers in den Reihen der französischen Republikaner zur Klarheit durchgedrungen ist Belgien. Der König von Belgien hat das Entlassungsgesuch des liberalen Ministeriums Fröre-Orban angenommen und Herrn Malou mit der Neubildung deS Kabinets beauftragt. Die „lnä. beixe" zählt bereits die Theilnehmer an der klerikalen Ministerkombinatio« auf. Aller Wahrscheinlicheit nach ist den Klerikalen die Herrschaft für eine Periode von mindestens vier Jahren gesichert, so lange dauert es nämlich, bis die Kammer vollständig erneuert sein wird. Jeden falls fühlen sich die Ultramontanen jetzt als unumschränkte Gebieter der Lage und tragen sich bereits mit der Absicht einer Auflösung des Senats. Niederlande. Die Krankheit des Kronprinzen von Holland hat sich in den letzten Tagen nicht verschlimmert. Allerdings raubt ein hartnäckiger Husten dem Leidenden die Ruhe, aber da» Fieber hat nicht zugenommen und die Krankheits-Erscheinungen nehmen ihre» normalen Verlauf. Freilich ist der Kranke außerordentlich schwach. — In Paris hat die lebensgefährliche Erkrankung des holländischen Kron prinzen ein ganzes Rattennest von Befürchtungen aufgejagt, Deutsch land könne sich um Holland eingehender kümmern und in einer nicht allzu fernen Zukunft seine angeblich längst gehegten Annexionspläne bezüglich Hollands zur Ausführung bringen. Hierbei wurden die F ne ben um so stärker aufgetragen, als zugleich verlautete, daß der König der Niederlande, Wilhelm III., ebenfalls schwer leidend wäre. In zwischen ist in dem Befinden de» Letzteren eine Besserung eingetrete». — Artikel 15 der am 3. November 1848 verkündeten Verfassung der Niederlande bestimmt, daß, sobald in der direkten Linie kein männ licher Nachkomme vorhanden ist, die Tochter des Königs zur Thron folge gelangen soll, so daß betreffenden Falls die am 31. August 1880 geborene Prinzessin Wilhelmine, Tochter aus der mit der Prin zessin Emma von Waldeck geschlossenen Ehe, auf den Thron der Niederlande berufen werden würde. Nach der Verfassung müßte daun ein Regent bestellt werden, und hier knüpft man nun jenseits der Vogesen an, um Deutschland die unsinnigsten und abenteuerlichsten Pläne zuzuschreiben. Selbst die Ernennung deS Grafen Herbert Bismarck zum deutschen Gesandten im Haag wird dahin ausgelegt, daß der Sohn des deutschen Reichskanzler» den Lauf der Ereignisse aus der Nähe überwachen soll. — Auch in einem Artikel, den die Pariser Korrespondenz der „TimeS" veröffentlicht, wird Frankreich aufgefordert, in Egypten mit den Engländern nicht zu rivalifireu»