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Amtsblatt sör die kömgliches und ßä-tischeA Behörde« zu Freiberg Md Braud Lrschetut jeden Wochentag Nachmittags « Uhr für den ! . andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 25 Pf., I — zweimonatlich 1M. 50 Pfg. «. einmonatlich 75 Psg. G selig, noch ein Aind zu sein! Emil Thiem « Es ist ein' Ras' entsprungen So suchend irre ich noch immer Durch Nebel, Nacht und Sturmgebraus, Da plötzlich winkt ein klarer Schimmer Entgegen mir aus niedrem Haus. Ich lehn' am Fenster still im Dunkel, Schau' drin des Christbaums Prachtgefunkel Und hör' und fühl' mit seiger Lust Den Iubelruf aus Aindesbrust. Bei diesem holden Friedensbilde Träum' ich mich selbst als Rind zurück, Dem einst auf heimischem Gefilde Im Vaterhaus geblüht das Glück. Die Engel hör' ich wieder fingen, Fühl's tief durch meine Seele dringen: Im Aindesherz wohnt Fried' allein — Aus ferner Zeit, von fernem Orte Erklingt in süßer Melodei Das seligste der Engelsworte, Daß Friede auf der Erde sei. Ach, diesen gottentstammten Frieden, Vergebens such ich ihn hienieden. Sein müder Schimmer ist erbleicht, Sowell der große Erdkreis reicht. Ich suche ihn in jedem Lande, Darin ein Volk sich Hütten baut Vom Felsgrat bis zum Meeres strande; Ich such' und hab' ihn nicht geschaut. Ein dumpfes Murren, banges Irren, Ein schriller Ton gleich Waffenklirren An's Ghr mit trübem Alange bricht — Des Friedens Botschaft hör' ich nicht! Iriede auf Krdsn! Ich suche ihn in jedem Herzen Und finde drin der Erde Leid, Nur eitles Wähnen, stille Schmerzen, Nur Jagd nach tust, nur Haß und Neid. Beim Blick hinaus in ferne Tage Erwacht darin nur Sorg' und Alage. Es dringt durch Nacht kein lichter Stern — O Friedensreich, wie bist du fern! Hinaus zum waldumkränztcn Weiher Treibt mich's, den Frieden zu erspäh'n, Doch winterliche Nebelschleier Auf meinem Pfade mich umwehn. Der Wald klagt laut in wilden Stürmen, Der Wolken dunkle Berge thürmen Sich hoch, verdeckend alles ticht — Auch hier grüßt mich der Friede nicht! 44. Jahrgang. Freitag, de« 25. Dezember rang zum sonnenlichten Bekenntniß vor der Sonne der Sonnen: Mein Herr und mein Gott. Christi Licht muß siegen. Er ist das Licht der Welt. Die Geschichte der ganzen Welt, alte und neue Zeit ist zusommengefaßt, wenn der Tag vor dem Christtag den Ureltern der Menschheit gehört. Sie reichen dem Anfänger einer neuen Menschheit die Hand und weisen von sich weg die Welt auf den rechten Führer: Es ist ein' Ros' entsprungen. Da blickt aus grünem Blätterkelch die herrliche Rose, das Christfest. Es rühmt selbst doch nur von einer anderen Rose, von dem Reis, das entsprungen ist aus dem Stamme Jsais. Den Davidssohn zu ehren, ist das ganze Fest nur da. Vier Sonntage haben es vorbereitet. Geistvoll und prunkend hat die römische Kirche das Offizium der Christnacht ausgebildet. In der schlichten Erhabenheit der Verkündigung des göttlichen Wortes feiert die evangelische Kirche den Christtag Aber brausender wälzt der Gesang sich durch die Hallen ves Gotteshauses. Zarter klingen von oben süße Harmonien. Mächtiger ergreift die Predigt. Und zum Gotteshaus hat sich gewandelt schier jedes Haus. Unterm Lichter baum thront die Königin Liebe. Sie weist nach oben. Den, der von oben ist, will Alles am hohen Feste ehren. Kindlicher Glaube an das Kind in der Krippe, an den Heiland aller Welt, soll es singen: Es ist ein' Ros' entsprungen. Ja, wenn der Glaube im Herzen wüchse so leicht wie die Rose im Garten! Er ist nicht Jedermanns Sache. Aberdasalte Lied will selbst des Glaubens Prediger sein, der Gärtner, der ins Herz ihn pflanzt. Seit Jahrhunderten wird cs gesungen. In Dunkel ist sein Ursprung gehüllt. Das Märchen will das Dunkel lichten. Vom jungen Mönch erzählt es, der von den zur Christmctte versammelten Brüdern sich losgerissen, von schweren Zweifeln erschüttert, von der Verzweiflung gejagt. Durch den Klostergarten irrt er. Da sieht er im bleichen Strahl des Mondes aus Schnee und Eis ein Blümlein lugen, weißen Stern mit grünem Blätter kelch. Christröslein ist's geheißen. Der Mönch kennt die Sage, die von ihm geht. Vom Stern, der die Weisen einst zur Krippe führte, soll ein Fünklein aus die kalte Erde gefallen sein: im srosterstarrten Boden habe es das Blümlein geweckt, Christröslein. Frühling ist's auf einmal geworden in der Seele des MöncheS. Die Blume der Weihnacht blüht m seinem Herzen. In der Brüder Chor mischt er seine Stimme: Friede auf Erden, und für die Nachwelt singt er es — singe Du es mit glaubend, hoffend, liebend —: Es ist ein' Ros' entsprungen aus einer Wurzel zart. X. scheut sich, daran zu rühren das liebliche Fest zu beschreiben. Die Rose ladet Jeden ein: freue dich an nur, aber so wie ein Kind sich freut, das nicht Blüthenblätter und Staubfäden zählt, das sich einfach freut an meinem Duften und Prangen. Ja, selig, ein Kind noch zu sein. Selig, in dieser Festzeit eines wieder zu werden. Selig, wem beim Glanz der Kerzen, beim Klang der Glocken, bei der Fülle von so viel Gaben, beim Strömen all der süßen Lieder das Herz Nach der Legende die Tochter eines Kaufmanns, frühzeitig bekehrt, wird sie in den Flammen des Scheiterhaufens durch Engel bewahrt. Ihr Vater enthauptet sie nun selbst. Aber den Unnatürlichen trifft zur Strafe der Blitz. Nikolaus folgt, der sagenhafte Bischof, der lange im Kerker geschmachtet haben soll, dem die Legende wunderbare Kraft zuschreibt, Macht über die Riegel des Winters und die Pforten der Gefängnisse, über die brausenden Stürme und die leise schleichende Seuche, über die erregten Wasserfluthen und den laut schreienden Jammer der Hungersnoth. Nach dem Volksglauben zieht er alljährlich an seinem Tag im wallenden weißen Mantel auf stolzem weißen Rosse von Haus zu Haus, der Wohlthäter der Armen, der Freund vor Allem der Kinder. Zwei Heilige theilen sich sodann in den 13. Dezember, Lucia und Ottilia. Beide gehören zusammen. Lucia ist die .Seherin", die dem Bräutigam entsagt, um die Märtyrerkrone zu erlangen, die ihr im Schlaf geweiffagt Word. Neben ihr steht Ottilia, blind geboren, sehend geworden in der Taufe. Schon umfangen die Todesschatten die Sterbende. Die Nonnen beten sie in'S Leben zurück.. Da erzählt sie, daß sie zur Lucia schon verzückt gewesen sei. Wie viel Verwandtes überall! Ueberall Vie Eine Predigt: mag's noch so dunkel um uns sein, Christen tragen im Herzen ein Helles Licht. Es ist das Licht, das selbst die Nacht über windet, die zu Zeiten aus der Tiefe unseres eignen Innenlebens geboren wird. Das wollte man aussprechen, als man den 14 Dezember Israel weihte, dem im Alter erblindeten Patriarchen, dessen inneres Auge doch hell in weite Fernen schaut, daß er sterbend über die zwölf Stämme weissagt,;, und als man den kürzesten, dunkelsten Tag des ganzen Jahres, den 21. Dezember nach DHomas, dem Apostel nannte, der durch finstern Zweifel sich hindurch. Inserat« werden bis Vormittag- 11 Vdu angenommen. Preis für di« Spaltzeile 13 Psg. I Außerhalb deS LondgeriLtSbeztrkS 15 Pfg. sich austhut zum frohen Psalm: Es ist ein' Ros' entsprungen, Da liegt vor uns das Fest, eine wunderbare Rose. Daß sie geschützt sei, dazu hat die Menschheit in tiefem, schönem Denken den schirmenden grünen Kelch um die Blüthe gelegt. Das Heilige hat um sich ein Hciligthum gebaut. Die Schwelle zum Thron hüten Herolde und Trabanten. Am Kalender tastet das Kind sich hin zum schönen Feste: es streicht die Tage und Wochen vor dem Feste auS, so wie Tag um Tag und Woche um Woche vorüberzicht. Den Kalender nimmt eifriger in diesen Wochen der Erwachsene in die Hand. Er muß mit der Zeit mehr noch rechnen als sonst. Er sieht und liest doch nur die einzelnen Wochentage und ihr Datum, nicht was dahinter steht. Nomen sind's aus alter, alter Zeit. Unsere praktische, fortgeschrittene Zeit spricht: Laßt die Todten in ihren Gräbern und die Heiligen in ihrem Himmel. Gewiß — staub- gebornen .Heiligen" und .Nothhelsern" errichten wir keine Altäre mehr. Aber aus den alten Namen, die vom Ende des Novembers, vom anhebendcn Advent an bis zum Christfest die Tage schmücken, grüßt uns das wohlbekannte Angesicht nusers Volkes, des Volkes, das sich im Laufe der Zeiten vielfach geändert hat und im Innersten sich doch stets gleich blieb — des Volkes, das in und mit der Natur innig lebt und die Vorgänge in ihr so gern geistlich deutet, das in die Geschichte sich lernbegierig versenkt und die Geschichte der Völker und des Einzelnen so gern bezieht auf die Geschichte aller Geschichten, von der Weihnachten erzählt. Es weiß es: Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Veste verkündet seiner Hände Werk. Im vielstimmigen Chor will cs die Weihnachtsbotschast hören: Es ist ein' Ros' entsprungen. Das alte Lied staunt, daß .mitten im kalten Winter" die Rose erblüht ist. Weih nachten im Winter! Die Seele bebt unter dem gewaltigen Ereigniß, Vas in der Natur sich vollzieht. Längst sind Frühling und Sommer mit ihren Blüthen geschwunden. Die Früchte des Herbstes sind eingeerntet. Zum Todesschlaf zwingt der Winter die Erde. Ins Grab sinkt eine ganze Welt. Aber über die Pforte des Grabes schreibt die Menschheit die Worte frohen Hoffens und Glaubens. Nach dem Todtenfest Advent! Die drei letzten November tage tragen von Uralters her die Namen Loth, Noah und Andreas. Loth, hinter dem die alte Heimalh in Flammen versinkt, dem aber die Sonne aufgeht, da er gerettet gen Zoar cinkommt, öffnet die Pforten zum Advent und ruft's: Ein neues Kirchenjahr — ein neues Gnadcnjahr! Mache Dich auf und errette Deine Seele. Noah, unter dem die alte Welt in Fluthen untergeht, der aber von der geretteten neuen Erde den Bogen des Friedens zum Himmel sich wölben sieht, läutet die Advcntsglocken: So lange die Erde steht, soll nicht aushören Gottes Gnade, und so lange es für Dich .heute" heißt, steht Gottes Himmel Dir offen. Und Andreas, der den Täufer, den Repräsentanten der vollendeten alten Zeit verläßt und vom Herrn als der Erste in den Kreis der Jünger berufen wird, reicht uns die Hand, uns zum Herrn zu führen, wie er's einst mit seinem Bruder Simon Petrus that: Ich habe den Messias gefunden — suche und finde Du ihn auch. Der Bolksspruch verheißt: ein Zweig, wäyrend der Andreasnacht ins Wasser gesetzt, blüht zu Weihnachten. Durch allen Winter und Tod hindurch sieht der Glaube die Blume der Weihnacht brechen, die den ewigen Frühling verkündet: Es ist ein' Ros' entsprungen. DaS alte Lied weist staunend hin auf die Geburtsstunde der Rose: .wohl zu der halben Nacht." Das ist die heilige Nacht: sie ist verschlungen in den Glanz des Himmels, in den Hellen Tag. Das ist die Adventszeit, draußen in der Nalur, drinnen im Reiche Gottes, drinnen im einzelnen Herzen: der Kampf des Lichtes mit der Finstcrniß. Der Dezember hat die kürzesten, trübsten Tage, die längsten Nächte. Die Träger seiner ersten , S ist ein' Ros' entsprungen auS einer Wurzel zart; wie uns die Alten Tage, Propheten wie Nahum, Habakuk, Zephanja, Glieder der heiligen Familie, di« angeb jungen, aus Jesse kam die Art. — Leise und zart klingt es wieder so über lichen Großeltern Jesu, Anna und Joachim, sie gehen durch das Dunkel der alten Zeit die Erde, ein Lied im böhern Chor. Und da liegt vor uns das Fest, selbst eine Nur im Herzen leuchtet ihnen der Morgenstern, die köstliche Adventsverheißung: Des Herrn Rose, morgenfrisch im glitzernden Thau, prangend im Schmelz der reinsten, schönsten großer Tag ist nahe. Und an dunkle Zeiten erinnern, die weiter die Tage besetzen, an Farben, duftend von balsamischem Wohlgeruch. Die Hand, die oft so täppische, I dunkle Zeiten nach Christus. Märtyrer find's aus den Verfolgungszeiten. Barbara scheut sich, daran zu rühren —und dos Wort, das oft so spröde und ungefüge, sträubt sich, eröffnet den Zug, noch heute in der römischen Kirche die Schutzheilige bei Gewitter.