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«r. NS — 4. Iavrqaag. iMbole. Soll«tag, S. ONÄe r 1884. — Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die Bororte: Atchemnih, Mendorf, Bernsvorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöna«. »L t ^ ^ L ^ ^ ^ knwie das Zseitiae. reitb- ^ ^ ^ ^ ^ iS ^ ^4 44 I4 44 Die «bonnenten erhalten mit tze« Anzeiger allwöchentlich S Unterhaltungs-Blätter, Astonuementsbestellnugen, vierteljährl. 150 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 50 Pf. (Zutr. 15 Pf.), »chmeu a« die Verlagsexpedition und Ausgabestellen in Chemnitz und obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der Anzeiger nur bei den Postanstalten — PostzeitungS-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 — bestellt werden. I« Oesterreich-Ungarn ist der Chemnitzer Anzeiger zum Abonnementspreise von vierteljährlich Gulden 41 Kr., monatlich 47 Kr. (exkl. Agiozuschlag) durch die Postanstalten zu beziehen. sowie dar Zseitige, reich. illustrirte humoristische Anzeiger-Bilderbuch. Jnfertionspreis: di, schmal, (Ispaltige) K-rpn-zeile oder dem, «am» Id Pfami». — Unter Lingesaudt pro Zelle 30 Pfennige. — «nf groß, Annoncen nnd MUierholnnge» Rabatt. — Annoncen. Annahme für die nächste Nnmme, di» Mittag. — An»ga», jeden «ochentag Rachmittn, Annoneenbestelluugen von auswärts wolle wanden JnsertionSbetrag stet» beifügen (kleinereBetrüg in Briefmarken) je 8 Silben der gewöhnlichen Korpusschrift bilde» eine Zelle und kosten 15 Pfennig. muwen »r »r., monatlich 4/ nr. (exrt. «giozuschtag) ourcy oie Pv>ianiiauea zu orzir^r». >» vrr Verlags-Expedition: Yklexander Wiede, Bukddruckerei, Chemnitz, Theäterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasi«»). Bekanntmachung. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom SS. September ->. «v die Auslegung der Reichstagswählerlisten betr., wird hierdurch noch besonders bekannt gegeben, daß diese Listen auch Sonntag, den b Oktober 1834 Inder Zeit von Vormittags W—12 Uhr im neuen RathhauS, Poststrabe 51 link», Erdgeschoß Zimmer Nr. 38 öffentlich zu Jedermanns Einsicht ausliegen. Chemnitz, am S. Oktober 1884. Der Rath der Stadt Lhemnitz. Andre, vr., Oberbürgermeister. Adler. Erledigt hat sich die am 24. September d. I. erlassene Vorladung des Mkpedienten Gustav Hermann Landgraf aus Beucha. Ehemnitz, 8. Oktober 1884. Der Königlich« AmtSanwnlt. I. «.: «ehbock. Konkursverfahren. .3» dem Konkursverfahren über das Vermögen des Materialwaaren- htndlerS Robert Julius Liebschner, Inhabers der Firma Robert Liebschner in Ehemnitz, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Er cht verwerthbaren Vermögensstacke der Schlußtermin auf den 28. Oktober 1884 Vormittag- 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgericht« Hierselbst bestimmt- Chemnitz, den 2. Oktober 1864. Pötzsch, Gcrichtsschreiber deS Königlichen Amtsgerichts. Bekanntmachung. Wegen Neupflasterung wird die Poststrabe zwischen der Wiesen- und Reitbahnstraße vom nächsten Montag, den 6. Oktober dsS- IS., ab bis auf Weiteres für den Fährverkehr gesperrt. Chemnitz, am 1. Oktober 1884. Das Polizeramt. Siebdrat Ptr Bekanntmachung. Der Fleischer Herr Moritz Eduard Molch in Ursprung beabsichtigt, in dem unter Nr. 21 deS BrandversicherungS-KatasterS, Nr. 63» des Flurbuchs für Ursprung gelegenen Grundstücke eine Schlächterei zu errichten. In Gemäßheit 8 17 der ReichSgewerbeordnung vom 21. Zuui 1869 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaig« Linwendunae» hiergegen, soweit sie nicht aus besonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bet deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung «« gerechnet, allhter anzubringen. Chemmtz, am 2. Oktober 1884. Die Königliche AmtShauptmannschaft. Schwedler. Beyer. Bekanntmachung. Der Fleischer Herr Karl Herrmann Richter in Siegmar beabsichtigt» i» dem unter Nr. 22 b des Flurbuchs für Siegmar gelegenen Grundstücke eine Schlächterei zu errichten. In Gemäßheit 8 17 der ReichSgewerbeordnung vom 21. Juni 1S8S wirb die- mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen PrivatrechtS-Titeln beruhen, bet deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Ehemnitz, den 2. Oktober 1884. Die Königliche AmtShauptmannschaft. Schwedler. Betz«. ^»britc kür VVäsoiimanAvin — Kontor- anä 1i»(i«o-LinrielltrmAell * Dnmpllisvltlvi'vl 0,1« stsupIISI-t^ 2«le^NNvr8tr. * Küebeu- nnck sVirtdeeduktemödsi — Kinckoroaödsi — 8obntt)4nlln 'M TageSchronik. 5. Oktober. Einführung de» Gregorianischen Kalender». Paul Flemming geb. 17SL. Sand geb. 1880. Offenbach gest. 6. Oktober. 1765. «erzichtleistung Sachsens auf Polen. 1803. Dove (Physiker) geb. Siegreiche» Gefecht der badischen Truppen bei Etival- 1582 160S 1879. E-ilegramme des Chemnitzer yknzeigers. Vom 3. Oktober. Berlin. Der seit 1604 laufende Prozeß deS Grafen Stol- berg-Wernigerode gegen das Haus Braunschweig wegen Rückgabe der Grafschaft Blankenburg ist vom Oberlandesgericht Braunschweig zu Ungunsten des Klägers entschieden worden. Wien. Im Salzburger Landtage beantragte Lienbacher die Reuherstellung der katholischen Universität zu Salzburg. — Die Slovenen erschienen wieder im steirischen Landtage. Wien. In der egyptischen Angelegenheit ist seit mehreren Tagen eine allseitige Beruhigung zu konstatiren. Dieselbe scheint durch eine Mittheilung des englischen KabinetS herbeigesührt worden zu sein. I» derselben soll auf die bevorstehende Vollendung der Mission Northbrook's hingewiesen und die Verantwortung für die englische Verfügung Egypten zugeschobcn sein; auch sonst sollen Anzeichen für den Entschluß Englands, einzulenken» vorhanden sein, obwohl eine direkte Ankündigung der Rücknahme dieser Finanzversügung EgyPtenS bisher weder von England noch von Egypten erfolgt ist. Bukarest. Der König und die Königin treten nächsten Mon tag die Reiie nach Deutschland an, um der Feier der goldenen Hoch zeit des Fürsten und der Fürstin von Hohenzollern in Sigmaringen beizuwohnen. Rom. In Neapel wurden von Mittwoch Nachmittags 4 Uhr bis gestern Nachmittags 4 Uhr 72 Erkrankungen und 40 Todesfälle, in Genua von Mittwoch Abends 10 Uhr bis gestern Abends 8 Uhr 17 Erkrankungen an der Cholera gezählt. Kopenhagen. Heute Nachmittag 4', Uhr brach im hiesigen Schlosse Christianburg Feuer aus. Der Rittersaal ist verloren, wahr scheinlich auch die Reichstagslokale; die königliche Malerei-Sammlung wird hoffentlich gerettet. Paris. „Havas" bemerkt zu dem Telegramm der „Times" aus Tientsin, wonach Frankreich die Mediation Amerikas wünsche: Die Vereinigten Staaten könnten immerhin gute Dienste behufs Be seitigung der obwaltenden Differenzen leisten; Frankreich habe aber keine Medialion nachgesucht. London. Ein furchtbarer Orkan hat am 11. September aus Island gcwüthet. Es gingen dabei 19 Handelsschiffe und 60 Fischer boote zu Grunde, während 32 Schiffe beschädigt wurden. Der Ver lust an Menschenleben ist sehr groß. London. Der „Standard" theilt mit: „Die in letzter Zeit zwischen den Regierungen i-rnglandS und Deutschlands bestandene Spannung betreffs der deutschen Kolonialpläne ist nunmehr fast gänzlich beseitigt und herrscht gutes Einvernehmen hierüber, was einen günstigen Einfluß auf die Haltung Deutschlands in der egyp tischen Frage ausüben werde. St. Petersburg. Die deutsche „St. Petersburger Zeitung" erfährt, die Judcnkommission werde zunächst das Ansiedelungsrecht der Juden im Innern des Gouvernements und ihr Recht aus Grund besitz berathen. Die Kommission habe beide Fragen den örtlichen AdministrationSbchörden zur Begutachtung vorgelegt; die Majontät derselben habe sich für eine ganz allmählich sich verwirklichende Er weiterung des Ansiedclungkrechtes ausgesprochen. Hinsichtlich der zweiten Frage seien verschiedene Meinungen laut geworden, welche theils den Juden den Grundbesitz und die Pachtung vo > Grund und Boden verböten, theils den Grundbesitz gestalteten, aber nicht die Pachtung von Ländereien, iheilS endlich den Juden die nämlichen Rechte zugestanden haben wollten, wie den ausländischen Unterthanen. (Weitere Telegramme siehe zweite Seite.) H>olirtfcde Munvseh«»». Deutsches Reich. Eine interessante Aeußerung, welche Kaiser Wilhelm während der Manöver am Rhein gethan haben soll, bringt die „Neue Freie Presse". Nach einer Hostafel trat der Kaiser an die österreichische» Militär-Delegirten heran und sagte zu ihnen: Meine Herren, es ist mir sehr angenehm, Eie zu sehen. Wir habe« in Skiernimicze fleißig gearbeitet, und der Friede« ist auf lange Zeit gesichert. Ich freue mich sehr, daß ich mit Ihre» Ganverän in innigster Freundschaft lebe," — Ueber das Befinden der Prinzessin Wilhelm ist wieder ein Bülletin ausgegeben worden, welches de« glücklichen Berlars der Scharlachkrankheit meldet und wie folgt lautet: In dem Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Wilhelm sind Störungen nicht wieder eingetreten. Der Krästezustand hat sich infolge dessen in erfreulichster Weise gehoben. Da der Scharlachprozeß abgelaufen ist, werden Bülletins nicht mehr ersolgen. gez. Ebmeyer. — Das Ergebniß der am 28. ds. MS. stattfindenden Reichs tagswahlen wird vorschriftsmäßig am 1. November durch die von den Behörden dazu bestimmten Wahlkommiffarien erfolgen. Stich wahlen müffen spätestens bis zum 15 k. M. angesetzt sein, können natürlich aber schon früher stattfinden, so daß spätestens am 19. No vember sämmtliche Wahlen amtlich bekannt gemacht sein müffen. Nachwahlen, welche infolge von Doppelwahlen anzusetzen sind, werden dann auch bald stattfinden. Wie wenig Verstäudniß man in England noch immer für festländische Verhältnisse hat und wie sehr man noch immer seine eigene Bedeutung überschätzt, das beweist wieder einmal der Umstand, daß das, wie sich eine offiziöse Korrespondenz ausdrückt, jedenfalls in England ausgeheckte Gerücht in London Glauben finden konnte. Fürst Bismarck beabsichtige, falls der Kaiser gesund bleibe, nach England zu kommen und den Prinzen von Wales oder gar Herrn Gladstone zu besuchen. . . Fürst Bismarck, den die ersten Staatsmänner des Kontinents nicht bloß in Berlin, sondern selbst in Friedrichsruh und Varzin aufsuchen, sollte sich eines Gladstone wegen in Unbequemlich keit setzen! Auch selbst für den Prinzen von Wales liegt durchaus kein Hinderniß vor, den deutschen Reichskanzler in Berlin zu besuchen, wenn er das Bedürfniß fühlt, sich mit ihm zu benehmen. Mit diesem Gerüchte war sogar noch die deutsche Kronprinzessin insofern in Ver bindung gebracht worden, als der betreffende Besuch auf ihren speziell geäußerten Wunsch erfolgen sollte. Dies wäre wohl erklärlich, nur machte dies die angebliche Reise des Fürsten Bismarck um kein Haar wahrscheinlicher, denn derselbe wäre wohl der letzte, sich durch noch so gut gemeinte und liebenswürdige frauenhafte Einmischung in die Politik bestimmen zu lasten. Im Uebrigcn ist es begreiflich ge nug. daß die Kronprinzessin lebhaft die bedauerliche Spannung empfindet, welche zwischen Deutschland und England, und zwar haupt sächlich durch die Schuld Gladstone's, eingetreten ist. Daß hierin Wandel geschaffen wird, liegt allerdings im Interests Deutschlands, aber eben so sehr auch im Interesse Englands. Dieser Einsicht wird man, sei es nun nochgedrungen oder freiwillig, auch jenseits des Kanales endlich Raum geben müff n. — Der Verband der Privat-Feuer-Versicherungs-Ge- sellsch asten hat auf den 28. Oktober eine Versammlung nach Berlin einberufen, auf der über etwaige Reformen des Feuerver sicherungswesens berathen werden soll. Daß im Reichsamt des Innern eine lebhafte Thätigkeit bezüglich des Feuerversicherung-Wesens stattfindet, unterliegt keinem Zweifel; nur wird bestritten, daß dieselbe auf die Verstaatlichung dieses Theiles des Versicherungswesens abziele, und angegeben, daß es nur auf eine allgemeine Reform desselben abge sehen sei. — Die konservativen Organe Berlins („Kreuzzeitung", „Reichs bote" rc.) sind nunmehr, nachdem der Verein zur Wahrung der wirthschaftlichen Interessen von Handel und Gewerbe seine konstituirende Generalversammlung abgehalten hat, einig in der Verurtheilung des Vereins und fallen über die Rede Rüssels her, von der sie behaupten, cS sei die beredte Vertheidigung des krassesten Egoismus deS GroßkapitalismuS gewesen. Hierbei betonen beide Or gane, auch sie hätten gar keinen Haß gegen das mobile Kapital. Oesterreich - Ungern. In Linz wurde, was im öster reichischen Landtag noch nie vorgelommen, das Schuldbudget ohne Debatte, und zwar nicht nur ohne Abstrich, sondern sogar mit der einer Post um 500 fl. von den Klerikalen angenommen. Ein Wiener Korrespondent der „Köln Zig." tonstatirt als Thatsache, daß die Most'sche Schule gerade unter den österreichischen Arbeitern die meisten Anhänger gewonnen hat. Aus den jüngst er folgten Ausweisungen von Anarchisten aus der Schweiz ging hervor, daß auf einen aus Deutschland stammenden Arbeiter gewöhnlich drei bis vier österreichische fallen. Namentlich die österreichischen Provinzen Mähren und Schlesien stellen auffallenderweise die Haupttruppen der anarchistischen Gesellschaft, wie auch weitaus der größte Theil der dl Wien verhastete», bezw. von dort ausgewiesenen, daselbst geboren ist. — In Budapest traten die Sektionen deS Reich tageS beh»fs Prüfung der Wahlen zusammen. Bei diesem Anlässe ereignete sich in einer Sektion folgender Fall, der aus die Bestechungen, welche bei ungarischen Wahlen üblich sind, ein Helle» Licht wirft. I« eine» Kouvert, dar mit de« Namen des Abgeordneten Salomon Roth ver sehen war» fand sich vorschriftsmäßig die Liste seiner Wähler vor, dagegen fehlte das Mandat; statt des Mandate» lag eine Schrift bei, worin der Abgeordnete als Kandidat sich vor Zeugen verpflichtet, 2.800 Gulden an Wahlkosten auszngeben. Der Fäll erregte große Heiterkeit (Entrüstung wäre Wohl angebrachter gewesen). Die Sektion legte die Affaire beiseite, betrachtete den betreffenden Abgeordnete» so, als hätte er versäumt, sein Mandat eknzureichen und wird seine Wahl erst nächstens verhandeln, wenn er das fehlende Mandat ein gereicht haben wird. — Die Rekrutirung in Bosnien und der Herzego wina hat. wie die „N. Fr Pr." schreibt, am 22. Sept. begönne« und ist bis jetzt in 16 Bezirken, also in dem dritten Theile aller Bezirke Bosniens durchgeführt worden. Unter diesen 16 Bezirken befinden sich 9 in der Herzegowina, und insbesondere ist die Aus hebung in den an Montenegro angrenzenden, also in den kritischsten Bezirken, vollendet. Ueberall ist die Aushebung anstandslos und in größter Ruhe vor sich gegangen. Der Prozentsatz der Ausgebliebenen ist viel geringer als im vorigen Jahre, ja in den meisten Bezirke« erscheinen die Stellungspflichtigen fast vollzählig. In Gacko ver- langten die Ausgehobenen eine schwarz-gelbe Fahne, mit welcher sie im fröhlichen Aufzuge nach Mostar zogen. Italien. Der italienische Minister des Auswärtigen, Mancini, hat vom Kaiser von Rußland eine bedeutsame Auszeichnung «hatten, nämlich einen der höchsten russischen Orden, den Alexander-NewSly- Orden. In dem Schreiben deS russischen Ministers r-, GierS, welches diese Dekoration begleitete, wird dieser Akt als Anerkennung der rcchtswissenschaftlichen Verdienste Mancini's, sowie des Einflusses charakterisirt, welchen der italienische Minister zur Aufrechterhaltung nnd Befestigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen beide» Regierungen ausgeübt habe. Egypten. Ein Telegramm auS Kairo meldet, daß General Wolseley nach London zurückbemfen worden sei und damit ge winnt es immer mehr den Anschein, als ob die projektirte englische Expedition nach dein Sudan infolge der Gordon'schen Siege über flüssig werde. Allerdings läßt sich die Zurückberufung Wolseley's auch noch anders erklären, nämlich mit Rücksicht auf den Ernst der Lage in Südafrika, wohin ein in den letzten Tagen verbreitete» Ge rücht den General an der Spitze einer ansehnlichen Truppenmacht entsendet werden läßt, um den Uebergriffen der Boern entgegen- zutreteu. „Daily News" meldet, daß im Laufe der nächsten Woche in London eine Konferenz über den bedenklichen Zustand Südafrikas abgehalten werden solle, bei welcher die Einfälle von „Freibeutern" aus dem Transvaal in Belschuanaland und die dabei vorgesallene» Gewaltthaten zur Verhandlung kommen sollen. — — Zum ersten Male lüstet sich vor unfern Augen ein Zipfel des über Khartum liegenden Schleier» und gestattet unS eine« un mittelbaren Blick in die Vorgänge der belagerten Stadt. Kürzlich nämlich veröffentlichte die „TimeS" die Originaltelegramme ihre« Berichterstatters in Khartum, des Herrn Power, der dort zugleich stellvertretender britischer Agent ist und mit Gordon und Oberst Sicward zusammen die verpfändete Ehre Englands aufrecht erhielt. Seine Berichte reichen bi» zum 30. Juli und langten in London theils über Kassala und Maffowa, theils über Suakin an. In dem ersten Bericht, den er am 28. April absandte, beschreibt PowerdieLaa« unmittelbar nach der Einschließung der Stadt durch die Ausständischen. I« der Stadt herrschte verhältnißmäßige Ruhe, denn die Wankelmüthigen waren zum Feinde übergeaangen. Getreide und Biskuits waren auf vier Monate vorhanden. Dem Geldmangel hals Gordon durch Ausgabe von Papiergeld ab, welches Kausleute und Soldaten in Zahlung nahmen. Vor der Stadt legte Gordon Minen an, brachte den Schiebbedarf im Missionshaus- am Flusie sicher unter und ließ durch Sendboten allen Sklaven im Sudan die Freiheit anbieten, wenn sie ihre Herren verlassen und nach Khartum kommen wollten. Da die Stadt durch Drahtgeflecht, spanische Reiter, Glasscherben und drei Linien von LandtorpedoS und Minen vertyeidigt war, so fühlten sich die drei Engländer vollkommen sicher. Im Laufe der Zeit sahen sie sich genöthiat, die Dampfer mit kugelfesten Holz- und Eisenplalten zn umgeben und aus de» sechs Panzerbarken Thürme von 20' Höhe zu errichten, von wo au» in dop pelter Fcuerlinie gefeuert ward, denn die Araber hatten starke Fort« am Flusse angelegt, deren Feuer nur in dieser Weise zu erwiedern war. Die weite« Erzählung ,st taaebuchartig und kurz. Power erwähnt der Hinrichtuna der beiden verräthcrischen Paschas Hassan und Seyid: der leichten Verwund««» - H