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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.12.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189112058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-05
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.12.1891
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Hrewerger ««d Dtqeblatr« Sett« 2. »ML. nur von der rosigsten Seite her kennen gelernt haben. Das ist Regierung, und dies alles zusammen bewirkt, das; der größte WaniamwcziS die Hauptlieferanten geworden, seit es den Arabern sollte es aber nicyt sein Bewenden haben. Der Oberstkomman- mehr möglich, dann werden die Sultane ihre eigenen Unterthanen üirende in Assam, welcher die Eskorte Quintons ohne hinreichende und selbst die eigenen Kinder verkaufen, dies ist mir aus zwei Fallen, über die ich hier verhandelt, bereits klar geworden. Dur, Uebcr den Sklavenhandel in Deutsch Afrika hat der Stationsvorsteher in Tabora, Lieutenant Sigl, unter dem 31. August d. I. an den Gouverneur v. Soden einen eingehenden Bericht erstattet, dem wir nach dem „Deutsch. Kolonialblatt" Folgendes entnehmen: Die sämmtlichen Araber und Wangwaner, sowie die sämml- lichen Waniamwezi-Sullane und deren Leute, kurz, jeder „Freie" im Unjamwezi-Gebicte ist Sklavenhändler, oder dient direkt oder indirekt als Agent für den Sklavenhandel. Tabora speziell, mit all' den zahlreichen zerstreut liegenden Araber- und Wangwaner- Tcmben und -Häusern, und die sämmtlichen Ortschaften des Sultans von Unjanjemba bilden den Zentrallager- und Sammel platz nicht nur für den Elsenbeinhandel, sondern ganz besonders für den Sklavenhandel. Tie geschloffenen, festungsärtigen Tembeu sind die Gefängnisse, die Wangwaner, die alten Sklaven und deren Weiber sind die Kerkermeister, und werden meistens von den Sklavenhändlern gut bezahlt, haben Gewinnantheil oder erschwindeln sich solchen und genießen nebenbei das ausschweifendste, unmoralischste Leben. Die Empfänglichkeit des Negers für die Unmoralität bringt es mit sich, das die frisch eingebrachten Sklaven nicht mehr geheuer erscheint, selbst im deutschen Schutzgebiete Sklaven jagden zu veranstalten. Die Waniamwezi-Kriege waren eigentlich nichts Anderes als Sklavenrazzias der Eingeborenen im eigenen Lande; wenn durch die Besetzung des Landes Kriege nicht zweiflungskampse, dort hoffen die Araber den Europäern ge wachsen zu sein. Von Tabora werden die Sklaven in das Hinterland von Pan-- für Sklaven viel verlockender, als freie, regelmäßige Lohnarbeit und Selbstversorgung im Dienste des Europäers. Dazu kommen noch die von den Arabern und deren Leuten den stumpfsinnigen Sklaven aufgetischteu Schaudermärchen über Europäer und deren Zur Frage der Gegenzeichnung Königlickcr Erlasse schreibt die „Post", die sich im Uebrigen in der staatsrechtliche» Frage aus den Standpunkt des Herrn von Caprivi stellt: ES ist richtig, daß der politische Grund, welcher in dem VersassungS- staate dazu geführt hat, die Verantwortung sür Regicrungsalle des Staatsoberhauptes stets an die Person eines Ministers zu knüpfen und die Hereinziehung der Person des Landesherrn in die parlamentarischen Verhandlungen nicht zu gestalten, auch für die Kundgebungen der bezeichneten Art (Erlaß über den Prozeß Heinze rc.) Platz greist. Jener konstitutionelle Grundsatz ist wesentlich von Rücksichten auf die Autorität und Würde des Landesherrn diltirt, welchem auS diesem Grunde die Staatsgrund- gesetze die Eigenschasten der Unverantwortlichleit und Unverletz barkeit beilegen. Grade in denjenigen Kreisen, in denen auf die Wahrung der höchsten Autorität des Staatsoberhaupts das ent Die chinefische Regierung bestreitet die Bedeutung der aus- gebrochenen Aufstände, sie beziffert die Zahl der Rebellen auf nur 1500, gegen welche 0000 Mann Truppen ausgesandt seien. Man wird gut thun, dieser Beschwichtigungsmeldung bis zum Eintreffen amtlicher europäischer Berichte keinen Glauben zu schenken; denn eine so geringe Zahl von Aufrührern hätte kaum die Macht besessen, an den verschiedensten Orten Hunderte von Christen niederzumetzeln, Städte einzunehmen und Truppenabthei- lungen zu schlagen, und diese Thaten der Rebellen sind von eng lischer, französischer und belgischer Seite amtlich beglaubigt. Für die Pekinger Negierung scheint eS sich darum zu handeln, ein gemeinsames Vorgehen der Mächte zu verhüten, das in naher Aussicht steht. Auch der offiziösen „Polit. Kvrresp." wird aus Paris telegraphirt, daß das französische Kabinet, welchem die für die Europäer und Christen höchst bedrohliche Wendung der Dinge in China lebhafte Besorgnisse einflößt, seine diplomatischen Ver treter angewiesen hat, den Negierungen, bei denen sie beglaubigt sind, nahezulegen, daß ein einmüthiges Auftreten der Mächte in China sich als eine dringende Nothwendigkeit erweise. «olonialpolitisches. aber: „Da wir das nicht können . . ." und mit diesem „Wir" meinte er nicht das deutsche Volk, sondern sich und das preußische Ministerium, dem er präsidir:. Eine bedauerlichere Erklärung als diese wenig geschickte und unverhülltc Anerkennung des Nicht- und hauptsächlich Sklavinnen gar bald selbst Geschmack an den in solchen Temben sich abspielenden Orgien gewinnen, und braucht eS nur ganz kurze Zeit, um einen großen Theil derselben soweit präparirt zu haben, daß sie zum Transporte nach der Küste fähig sind, das ist, daß sie, ohne an Ketten gelegt zu werden, unter schicdenfte Gewicht gelegt wird, besteht daher der Wunsch, daß Von der verfassungsmäßigen Regel der Gegenzeichnung durch einen verantwortlichen Minister thunlichst auch in den Fällen nicht ab- gewichen werden möge, in denen eine solche Abweichung an sich staatsrechtlich zulässig wäre. ES wurde kürzlich mitgetheilt, daß, wie der Prinz Albrecht über die Handelsverträge ging der Reichskanzler nicht ein. Die „Nat. Zig.", von der man doch gewiß nicht behaupten kann, daß sie dem „neuen Kurs" Steine in den Weg zu legen trachte, schreibt heute: Aus Westpreußen wird gemeldet, daß dort eine durch Volksversammlungen zu betreibende Agitation für die Erweiterung des Gebrauchs der polnischen Sprache in der Volksschule eingeleitet ist; in den nächsten Tagen sollen diese Versammlungen beginnen. Niemand kann darüber erstaunen. Wenn der preußische Ministerpräsident öffentlich im Reichstag die durch kirchlichen Einstuß erfolgende, die Polonisirung bezweckende Heranziehung deutscher Kinder zum polnischen „Privatunterricht" vergleicht mit dem Entschluß eines nach Metz ringewandertcn Deutschen, seine Kinder französisch lernen zu lasten, dann muß das Polenthum sich zu den lveitauSgrcifendsten Bestrebungen ermuthigt fühlen. Das Gegenstück dazu ist eine Erbitterung undEntmuthi- gung der Deutschen in den sprachlich gemischten Grenzprovinzen, von der uns die nachdrücklichsten Kundgebungen vorliegen. Be reits scheuen polnische Politiker sich nicht öffentlich für den künf tigen polnischen Staat preußisches Gebiet in Anspruch zu nehmen. In einem offenen Briefe des Herrn Mycielsli auf Kobylpole in der Provinz Posen heißt es: „Den Traum eines freien Vaterlandes können und wollen wir niemals aufgeben. Deutschland wird Mit wirken an Aufrichtung der Vormauer gegen die asiatische Bar barei . . . Ueber die territoriale Ausdehnung und Begrenzung des neuen Polen ist heute nicht zu streiten. Dieselben weiden durch die Verhältnisse bedingt werden." Mit anderen Worten: wenn ein polnischer Staat wieder hergrstellt ist, dann wird man sich darüber äußern, wieviel preußisches Gebiet für ihn verlangt werden wird. Und selbstverständlich kann möglichst weitgehenden Forderungen in dieser Beziehung nicht besser vorgearbeitet werden, als wenn vorläufig der Polonisirung durch die Volksschule wieder Raum gelasten wird. „Wir sind um Jahrzehnte zu- rückgeworfen" — so lautet das Urtheil von Deutschen der Provinz Posen, welche das Land und die Geschichte der dortigen preußischen Verwaltung durch ihre eigenen Erlebnisse kennen. — Die sreikonservative „Post" wendet sich gleichfalls in einem über. auS scharfen Artikel gegen die Haltung der Regierung den Polen gegenüber. Sie schreibt u. A.: „Herr v. Caprivi crilärte, es sei eine Schwäche unsers Staates, daß wir an verschiedenen Grenzen anderssprcchende Menschen haben, die zu beseitigen wünschenswerth wäre. „Da wir das aber nicht können, so haben wir geglaubt, dem Wunsche (nach polnischem Unterricht) unsere volle Mit wirkung geben zu sollen." Bisher hat allerdings daS deutsche könnens vermag der Chef einer Regierung wohl kaum abzugeben. Sie enthält das Aus- und PreiSgcben aller der unendlich müh-'Theil der Sklaven gar nicht vom Europäer befreit sein will,, kamen Arbeit und ihrer guten Erfolge, welche seit einem Dezennium! sondern eS vielmehr vorzieht, selbst das ganze Getriebe und Ver- in der preußischen Volksschule in den polnischen Landcstheilen^ fahren der Sklavenhändler zu verdecken. Bei der ungeheuren schon erreicht worden sind, sie enthält ebenso einen Verzicht auffAusdchnung des Sklavenhandels, bei der Raffinirtheit, Ver- Germanisirung der Reichslande und Nordschleswigs. Und mit schlagenheit und Verwegenheit, mit welcher die Sklavenhändler solch einer Erklärung meint der Herr Reichskanzler Beruhigungzu Werke gehen, kann ich mich hier leider vorläufig nur und Zufriedenheit im Reiche und Vertrauen in die führende aus ein Erschweren und vorsichtiges Beobachten des Sklaven- Regirrung zu erwecken!" Der Artikel der „Poft" schließt: „Herr Handels beschränken. Viele zu plump angelegte Fälle, in welchen v. Caprwi bespöttelt eS, wenn ein Artikel mit den Worten schließt : ich einschreiten mußte, um nicht blind oder schwach zu cr- Viäoant eausulas! Gut! Darum wollen wir eine andere Adresse scheinen, ei gaben mir nur zu deutlich den Beweis, daß mit dem- anrusen und sagen: Viävar populna!" Tas Volk möge Hängen einzelner Sklavenhändler absolut der Sache nicht ab- Acht haben! geholfen, sondern daß vielmehr dadurch eine derartige allgemeine Aus Bonn wird der „Köln. Zig." gemeldet, daß Pastor Erbitterung cintreten würde, daß die Besetzung der wichtigsten Vicregge von der dortigen evangelischen Gemeinde den an ihn Plätze im Innern nur durch schwere, kostspielige Kämpfe möglich ergangenen Ruf als Hosprediger »ach Berlin (als Nachfolger! jein würde. Wollte man die hiesigen Sklavenhändler alle hängen, Stöckers) angenommen hat und voraussichtlich in den erste» es würden in ganz Tabora keine Menschen am Leben bleiben. Tagen des neu-n Jahres sich von Bonn verabschieden wird. ^So lange Araber, Wangwaner und von Araberkultur-Verdorben- Wegen einer Beleidigung des deutschen Kronprinzen Wilhelm hcit Berührte Ncgerhandel treiben und im Lande Haushallssklaven mußte sich der Maler Heinrich Hciligendois aus Berlin vor der und Vielweiberei geduldet werden müssen der Verhältnisse wegen, Strafkammer des Landgerichts verantworten. Der nach Spandau so lange wird der Sklavenhandel bestehen. Wenn die Araber in gekommene Angeklagte hatte daselbst im Krause'schcn Restauranons-k ihrer Beschwerde gegen Emin Pascha fragen, ob denn kein Platz lokale Aeußerungen über den Kronprinzen gemacht, welche seine für sic im Lande mehr sein solle, so stellen sie diese Frage nur, Verhaftung veranlaßten. Bei seiner Abführung leistete er deins weil sie deutlich fühlen, daß es ein Ding der Unmöglichkeit für Polizeibeamtcn Widerstand. Der Gerichtshof verurtheilte den! sie ist, sich den Gesetzen der Europäer, was die Sllavenfrage an- Angcllagtcn zu 8 Monaten Grsängi iß. .belangt, zu fügen. Es liegt darin eine Art versteckter Anfrage, Der Orchesterverein „Ovrelv cdoral äv» remis" (Chorgesai>g-!ob die Regierung nicht eventuell ein Auge zuzudrücken geneigt verein der Freunde) in Metz wurde wegen deutschfeindlicher Bc- wäre. Wenn nicht, dann kommt es in Wanjema zum Ver strebungen ausgelöst. . - Die „St. James Gazette" schreibt: „Niemand sollte sich da rüber wundern, daß die beiden englischen Offiziere, welche den .... Befehl in Manipur (Indien) hatten, nachdem Oberst Skene von gani bis Dar-es-Salam, besonders in das Hinterland von Saadani den Manipuren gefangen genommen war. lafsirt worden sind. Das und Bagamoyo in der Landschaft Usegua und Nguru gebracht, Urtheil ist nicht unverdient. Wenn man die Erzählung derFrau!um von dort einzeln von den Wangwanern in die nicht besetzten Grimwood liest, so kann man sich des Gefühls nicht erwehren, kleinen Küstenplätze geführt und von da weiter heimlich verschifft daß der sogenannte Rückzug die reine Flucht war. Der Rückzug zu werden. Ist der Sklave an seinen Bestimmungsort gelangt, erfolgte nicht, um Frau G'imwood zu retten. Die Frau mußte dann erst wird er von dem Araber in Empfang genommen, so sehen, wie sic dovonkam, bis die Panik vorüber war. Das Re-slange hält sich heute der besitzende Araber vom Geschäfte und sidenlschastsgebäude mußte freilich aufgegeben werden, man hätte dessen Manipulation fern. Leider sind die handelsbeflissenen aber sehr wohl auf den nahen Bergen Stellung nehmen können. Wäre das geschehen, so hätte vielleicht das Leben der Gefangenen gerettet werden können. Jebensalls aber wäre die Katastrophe in Manipur nicht zugleich eine Schande für die britische Armee ge wesen Bei der Bestrafung der Kapitäne Boileau und Butcher Munition, ohne Gcbirgsgejchutze fortziehcn ließ, hat sich noch immer nicht gerechtfertigt. Auch ist die indische Negierung noch nicht zur Rechenschaft gezogen worden für ihre vielen Schnitzer." AuS HelsingforS wird geschrieben: Aus dem Gebiet der Rechtspflege herrscht gegenwärtig in Finnland völlige Anarchie. Um das alte, schwedische Strafgesetz, das den Russen ein Dorn im Auge war, aus der Welt zu schaffen, erhielt Finnland ein neues auf zeitgemäße Rcchtsbegrifse gegründetes Strafgesetz, das am 1. Januar d. I. in Kraft treten sollte. Inzwischen wurde zu Waldeck und Pyrmont bereits am 22. Februar 18SO entmün digt wurde, jetzt auch dessen Gemahlin, die Prinzessin Marie, vom regierenden Fürsten von Waldeck und Pyrmont entmündigt wor den ist. Hierzu veröffentlicht der Prinz Albrecht zu Waldeck folgende Erklärung: Um einer mißverständlichen Auffassung der über meine Gemahlin von dem Fürsten zu Waldeck verfügten Kuratel vorzubcugen, sehe ich mich veranlaßt, unter Vorbehalt aller weiteren Schritte und Veröffentlichungen, hiermit schon jetzt zu erklären, daß vor Kurzem von mir fürstlicherseits als Bedingung der Aushebung meiner Kuratel ein Verzicht auf den Betrag von 2000 Mk. p. a. meiner Apanage beansprucht wurde mit der aus drücklichen Androhung, daß für den Fall der Ablehnung dieser Bedingung die sofortige Kuratelverfügung auch über die Prin zessin eintreten werde! Nachdem ich nun jene Bedingung abgc- lehnt, ist die angedrohte Kuratel über meine Gemahlin, hiernach als Strafe für meine Renitenz, ausgesprochen worden. Die hier durch dokumentirte Auffassung von der Anwendbarkeit der Ent mündigung brauche ich wohl nicht näher zu beleuchten. Der Reichskanzler von Caprivi hat an sämmtliche: Mitglieder -e- Reichstags, welche ihre Karte bei ihm abgegeben, l nur unwesentlich veränderten 88 63 bis 74 erfolgte ohne wesent- nicht für alle Theilnrhmer auf denselben Tag erfolgt, vielmehr von den finnischen Ständen in gesetzmäßiger Weise angenommen - - ' - - ' v —--- r-r in der finnischen Gesetzsammlung publizirt und von den Kanzeln verlesen worden. Daß die finnischen Richter hierdurch in eine äußerst schwierige Lage kommen würden, war klar, da sie nach dem neuen, gesetzmäßig zu Stande gekonimenen Strafgesetz nicht rechtsprechen dürfen, während das alte Strafgesetz ebenso gesetz mäßig aufgehoben worden ist. Vor einigen Tagen nun ist ein hervorragender finnischer Richter, E Berner, der, dem Kaiserlichen Willen zuwider, daS zu Recht bestehende neue Strafgesetz an wandte, vom Wiborger Hofgerichl zu zwei Jahren Suspension vom Amte verurtheilt worden. die freien HilsSkaffen betrifft und nach der RegierungS-Vorlage die einschneidendste Aenderung deS geltenden gesetzlichen Zustande- hrrbeisühren soll. Nach 8 75 deS gellenden Gesetzes tritt für die Mitglieder der eingeschriebenen HilsSkaffen die Zwangsverficherung nicht ein, wenn die Kaffe die Mindestleistung, welche das Gesetz fordert, gewährt; Kaffen, die freien Arzt und freie Medizin nicht gewähren, genügen dieser Bedingung durch Gewährung eines Krankengeldes von drei Vierteln des ortsüblichen Tagelohns. Die letztere Bestimmung soll nach der Vorlage beseitigt, die Ge währung freien Arztes und freierArzenci in natura auch für die eingeschriebenen HilsSkaffen obligatorisch gemacht werden. Die Freunde der freien Hilsskaffen sehen nun in dieser Aenderung eine den gesicherten Bestand derselben aufS Bedrohlichste gefährcnde Maßnahme, und so ist denn sowohl von sozialdemokratischer als auch von freisinniger Seite die Ablehnung dieses von der Mehrheit der Kommission gutgeheißenen Abänderungsvorschlags beantragt. Abg. Hirsch (dfr.) bekämpfte die beabsichtigte Begünstigung der ZwangSkaffcn als eine Ungerechtigkeit; selbst die Anhänger des Zwangskaffrnwestns hätten zugestandcn, daß in Bezug auf ärztliche Behandlung und Krankenpflege die freien HilsSkaffen den Vorzug verdienten, während bei den Zwangskassen der Pauschalbezahlung auch eine Pauschalbehandlung entspreche. Das Argument, daß »an lediglich Leistungen und Rechte gleich vertheilen wolle aus die Zwangs- und die freien Kaffen, sei hinfällig, von keiner Seite habe man auch nur versucht, den freien Kaffen irgend einen Mangel in ihrer Wirksamkeit oder Gebahrung nachzuweiscn. Abg. von der Schulenburg (Kons.) erklärte, seine Freunde würden lediglich die Regierungsvorlage acceptiren können. Abg.Molken buhr (Soz.) führt aus, dieser Paragraph würde die freien Hilss kaffen ungünstiger stellen. Er bitte, die Regierungsvorlage abzu- lehnen, dagegen die von seiner Partei gestellten Anträge anzu- Volk in dem Glauben gelebt und hat seine Freude daran gehabt, wie es sehr wohl gelingen könne, daß schon unsere Kinder oder Kindeslinder in den Reichslandcn und in Schleswig nur gut deutsch, nicht mehr französisch oder dänisch sprechen hören und in den schwierigeren polnischen Landcsiheilen eine vollkommen zwie- . sprachige Bevölkerung erzogen sehen würden. . . . Der Herr dem Titel „Tröger, Haushaltsjklaven" re." willig nach der Küste Reichskanzler knickt mit rauher Hand dieses Traumgebilde und gehen, und dies um so eher, als sie ja die Sklavenschiff bisher wirst es zu den „Beunruhigungs-Bacillen." Zum Glück sagte er nur von der rosigsten Seite her kennen gelernt haben. Das ist nehmen und dadurch allen Klaffen gleiche Rechte zu gewähren. Abg. Möller trat für die Kvmmissionsfaffung als vereinbartes Kompromiß tln. Staatssekretär v. Bötticher empfahl die Wiederherstellung der Regierungsvorlage und betonte unter An führung statistischen Materials, daß dir Mitglieder der freien Kaffe» schlechter gestellt seien, als die der Zwangskassen. Mit '/< deS Krankengeldes als Ersatz für freie ärztliche Behandlung werde nichts geleistet, eS müsse daraus hingewirkt werden, daß die freien Kaffen dasselbe leisteten, wie die Zwangskassen, wozu er in erster Linie die Regierungsvorlage, wenn auch nur als Nothbchelf, in der Kvmmissionsfaffung empfehle. Abg. LangerhanS erklärte sich für freie Aerztewahl. Staatssekretär v. Bötticher meinte, dieS sei auch sein Ideal, aber nicht erreichbar. Die Ausführungen des Vorredners bafirten nur auf feinen Erfahrungen in Berlin. Aus dem Lande sei diese Forderung undurchführbar. Leute, denen die klingende Münze lieber wäre, als die ärztliche Behandlung, fühlten sich zu den freien Hilsskassen hingezvgen, und daraus er- ALre sich auch die Mitglicderzahl von 900 000. Würden die freien Kaffen daraus eingehen, die Hälfte deS Krankengeldes nur ein derzeitiges Einschreiten gegen den Sklavenhandel würde indeß die Besetzung der Stationen im Innern sehr in Frage gestellt werden und könnte nur mit großen Opfern und harten Kämpfen erzielt «erden. Es ist daher von den einzelnen Expeditionen jeder Gewaltakt zu vermeiden, bis die Besetzung der Plätze end» giltig erfolgt, also gleichsam der Aufmarsch vollendet ist. Dann erst ist Aussicht auf Erfolg vorhanden. Der Kaiserliche Gouverneur bemerkt hierzu Folgendes: „Der Bericht über den Sklavenhandel entspricht im Allgemeinen dem. dann zu gewähren, wenn durch Attest nachgewiescn werde, daß der Kranke von Anfang bis Ende in ärztlicher Behandlung ge wesen ist, so würde ihm völlig Genüge geleistet. Abg. Hirsch „.betonte, dir freien Kaffen verbrauchten nur 9 Proz. der Beiträge zn Verwaltungskosten, während die Zwangskaffen 10 Proz. und dieJnnungSkoffen gar 13 Proz. brauchen. Abg. Singer (Soz): Wenn wir die freie Arztwahl fordern, so ist damit nicht etwa ge sagt, daß ein erkrankter Arbeiter das Recht haben soll, etwa von Professor Bergmann sich behandeln zu lasten. Zur freien Wahl sollen nur dir Aerzte stehen, die für die Kasten überhaupt in Betracht kommen können. Wie es bei dem System der Zwangs- irztr zugeht, zeigt daS Beispiel einer Zuckerfabrik bei Hannover, wo der Leiter der Fabrik an de.c Fabrilkastenarzt über einen Arbeiter folgendes schrieb: „Lieber Doktor! Kestern Kämpagne- schluß. Nun gehtS Krankwerdcn los. Dem Bengel dürste nicht viel fehlen —Also —!" Staatssekretär v. Bötticher.Ein solches Verfahren würde ich unbedingt veruriheilen, aber hier in diesem Falle kann ich mich nicht äußern, da mir lein Material zu Gebote steht. Dem Abg. Hirsch möchte ich enigcgenhaltcn, daß die Gemeinde- krankrnkosten keine Vcrwaltungslosten haben. Hierauf wurde Paragraph 75 mit einer Anzahl gleichzeitig zur Debatte gestellter, bisher zurückgestellter Paragraphen nur mit dem Antrag des Abg. Strombeck angenommen, wonach das jährliche Einkommen der freiwillig Beitretenden 2000 M. nicht übersteigen dürfe. Die folgenden Paragraphen bis mit 76 wurden in der Fassung der Kommission angenommen. Uche Debatte Die Verhandlung gelangte dann zum 875, welcher empfängt Herr v. Caprivi seine parlamentarischen Gäste nachein- - - -- . . - - ' — - andtt nm 3., 6. und 8. Dezember. An dem parlamentarischen Diner am Donnerstag bei dem Reichskanzler nahmen die Minister von Bötticher, Miquel, von Kaltenborn-Stachau, von Heyden und Thielen, sowie Abgeordnete aller Fraktionen, ausgenommen dir Sozialdemokraten, Theil. Das Diner verlief in angeregtester Stimmung. Auf daS mehrseitig angeschlagene Gesprächsthema Im Reichstage wurde gestern die Einzelberathung der Einladungen zu einem parlamentarischen Diner ergehen laffen. dies Gesetz a^r Vom russischen k'LrnmSchtig außer Kraft Novelle zum Krankenkastengesetzc fortgesetzt. Die Annahme der Des beschränkten Raumes wegen find ,edoch die Einladungen gesetzt — dasselbe ^setz, das auf Katserlichen Vorschlag geschaffen.
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