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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.11.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189111292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911129
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- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-29
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.11.1891
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277 Kreilmger «l Mger mrd L^evIalK Gette L 18»! durchsetztes Unteroffizierkorps die Soldaten veranlaßt, „zu hoch, d. h. in die Lust zu schießen, blieb es für den Fürsten Bismari wäre, ein Heer in wo! diel und Antwort stehen. Man soll uns sagen, was wir versäumt haben, was wir nicht Rechtes gethan haben, man soll uns sagen, wo die Fehler liegen. Ich glaube, keine Nation um ihrer selbst willen hat ein Interesse daran, ihre Regierung ohne Grund als schwächlich darzustellen und ich meine, die Nation ist, wenn sie sich selbst achtet verpflichtet, mit solchen Angriffen vorsichtig zu sein. (Lebhafter Beifall.) Ueber die parlamentarische Arbeitseintheilung hat man sich im Reichstage vorläufig dahin verständigt, daß nach der ersten Lesung des Etats, welche drei Tage in Anspruch nehmen dürfte, namentlich den für dieselbe wichtige Stand der Unteroffiziere in die Hände zu bekommen. Angesichts deS Verthe'digungSzustandes, in dem sich Staat und Gesellschaft den sozialistischen Arbeitermafsen gegenüber befinden und angesichts Hnt sind, zu ernähren, zu bewegen, zu lenken. Es haben also se Zahlen ihr Bedenkliches, sie sagen aber nichts, wenn man Lesung des Etats, welche drei Tage in Anspruch nehi zunächst die „Börsenanträge" auf Vie Tagesordnung gesetzt werden. Sodann soll die zweite Berathung der Novelle zum Krankenkaffen gesetz zum Abschluß gebracht und die übrige Zeit bis zu den Weihnachtsferien durch die Spezialberathung des Budgets, so weit es nicht kommissarischer Prüfung überwiesen ist, ausgefüllt werden. Die dritte.Lesung des Krankenkaffengesetzes soll erst nach Neujahr erfolgen. Die „Hamb.Nachr." fahren mit Erörterungen über die Vorge schichte des Rücktritts deS Fürsten BiSmarck fort; heute schreiben sie: Verschiedene Blätter werfen dem Fürsten Bismarck vor, er habe durch sein langes Wegbleiben aus Berlin im Winter 1889/90 selbst dazu beigetragen, daß die damalige Krise mit seiner Entlastung endete. Diese Vorhaltung ist schon deshalb unberechtigt, well der damalige längere Aufenthalt des Reichs kanzlers in Friedrichsruh nicht willkürlich und nicht freiwillig war. Die Frage, die in jener Zeit die Situation beherrschte, war in der Hauptsache bieder beabsichtigten Aufhebung des Sozialisten, acsetzes. Fürst Bismarck war der Ansicht, daß die sozialdemokratische Bewegung in letzter Konsequenz keine Rechts-, sondern eine KricgS- srage und als solche zu behandeln sei, wenn man den Bestand der geltenden Staats- und Gesellschaftsordnung mit Aussicht auf Erfolg in der Zukunft sicher stellen wolle. Der Reichskanzler die Qualität ins Auge faßt. Es ist nichts leichter, als wenn Frankreich ein Gesetz giebt, worin es mehrere Altersklaffen zum Heere aushebt; mit einem einzigen Gesetz kann man die Ziffern gewaltig erhöhen, nur vergißt man dabei, daß die Menschen, die da ausgehoben werden, zum großen Theil Leute sind, die in den Anforderungen ihrer Berufsarten ihre Kräfte bereits theilweise verloren haben, die durch sitzende Lebensweise unfähig geworden sind, stch zu bewegen, die zum großen Theil nicht nur Väter, sondern auch Großväter sind. ES ist daher diese Rechnung mit Ziffern sehr bedenklich. Ich glaube, daß, wenn ein deutscher Zcitungsleser liest, daß Frankreich mehr Leute in's Feld stellt, als wir, er keinenGrund zur Beunruhigung Hai, so lange die deutsche Armee qualitativ so stark und tüchtig bleibt, wie sie ist. Ich habe die Ueber- zeugung, daß cs keine Nation in Europa giebt, die so tüchtige Heerführer besitzt, wie die deutsche, ganz abgesehen vom deutschen Kaiser und den deutschen Monarchen. Es wird in einem kom menden Krieg in den letzten Entscheidungen hauptsächlich auf die Handlungen Einzelner ankommen, darauf ob die Einzelnen im Stande sind, sich freiwillig zusammenzuschließen. Wir werden Schlachten erleben, wo im letzten Moment nur wenige Offiziere noch vorhanden sein werden, denen es unmöglich ist, Alles zu sammenzuhalten; da wird cs daraus ankommcn, daß der Einzelne sich selber Hilst. Ich könnte diese Erörterung ausdehnen, ich be gnüge mich aber damit, die Ueberzeugung auszusprechen, daß kaum eine andere Nation bei einem zukünftigen Krieg so viel Chancen hat wie die deutsche. War dies die Zahlenseite, die ich zur Befriedigung erläutert zu haben glaube, so ist ein zweites Moment, an dem ver Laie leicht hängen bleibt, die Lokation der Truppen. Man hat in Frank reich die Empfindung, daß bei uns ziemlich viel Truppen vorge schoben werden und glaubt hierin einen Beunruhigungsgrund zu sehen. Ebenso tritt bei unS, wenn nun auch unser östlicher Nachbar anfängt, seine Truppen vorzuschieben, eine Beunruhigung über jedes Regiment, über jede Division ein. Wenn Sie jedoch die Entfernung der russischen Truppenlager von der Grenze messen, so werden Sie auf 300 Kilometer kommen. Nehmen Sie diesen Raum in den Zirkel und tragen Sie dieselbe Entfernung auf deutschem Gebiete von der Grenze ab, so werden Sie die Er fahrung machen, daß in demselben Raume weit mehr Preußen und Oesterreicher sind als Russen. Damit will ich aber nicht sagen, daß unsere Militärverwaltung bereits das Aeußerste gethan hat; ich will durchaus nicht verkennen, daß, wenn es einmal zum Losschlagen kommt, wir großen Gefahren ausgesetzt sind; aber beunruhigen können wir uns später, so weit brauchen wir heute noch nicht zu gehen. Wenn ich eine Truppe zu führen hätte und wüßte, daß es morgen zum Gefecht ginge, dann würde ich heute Nacht meine Leute noch ruhig schlafen lassen. (Lebhafter Beifall.) Ich glaube, die Regierung, die man als schwächlich geschildert hat, hat nicht das Gefühl, daß es so ist. Will man sie der Schwäche zeihen, so soll man doch mit der Sprache herauskommen! Ich will Rede Kriminalpolizei von den französischen Behörden ersucht, 60 000 Frai 's mit Beschlag zu belegen, die Loewy einem Berliner Ver wandten geschickt hatte. In dieser Summe wurde ein Theil der Pariser Beute vermuthet und es erfolgte die Beschlagnahme. Später kam es wegen dieser Summe zu langwierigen diplomatischen Verhandlungen, die damit endeten, daß das Geld von den Verwandten Loewy'S zurückgezahlt wurde. Loewy ist, nachdem er in Berlin ange kommen war, sehr großspurig aufgetreten. Nach der Verheiratung seiner Schwester ließ er die ganze Hochzeitsgesellschaft in einem Sonderzuge von Berlin nach Tarnowitz befördern. Seinen Schwager, der bisher ein Shlipsgeschäft betrieben hatte, machte er zum Vor steher einer seiner Filialen. Eine Lokalkorrespondenz berichtet: Depots hat Loewy nicht viel in Verwahrung gehabt; hauptsächlich sind Rentner und kleine Leute aus den Provinzen geschädigt, die auf die marktschreierischen Reklamen hineinfielen. Von Glück kann ein Justizrath L. sagen, der bei der „Kommanditgesellschaft" sein Vermögen in der Höhe von 140000 Mk. niedergelegt hatte. Nach dem Krach von Friedländer und Sommerfeld wollte Herr L. sein Vermögen von Loewy wiederhaben; dies gelang ihm je doch erst dann, als er seinem Bankier, der allerlei Ausflüchte machte, mit dem Staatsanwalt drohte. „Wechselreiterei" hat der Verhaftete schon seit Jahren betrieben, und zwar in großem Um fange. Bemerkt sei noch, als Kennzeichen für den geschäftlichen Ruf deS L-, daß an der Börse nach dem Ucberfall von Tscherkeß- koi folgende Geschichte kolportirt wurde: „Als Athanas das Löse geld für die Gefangenen erhielt, habe er dasselbe nicht nehmen wollen, sondern gesagt: „Zahlen Sie gefälligst diesen Be trag an meine Kommanditgesellschaft Hugo Loewy in Berlin." Dieser „Börsenwitz" veranlaßte damals Herrn Loewy zu der von ihm übrigens nicht ausgeführten Drohung, er werde Urheber und Verbreiter des Kalauers wegen Beleidigung verklagen. Das Münchner Amtsgericht hat am 26. einen streikenden Buch druckergehilfen, der bei Beginn des Streiks einen andern in Ar beit gebliebenen Setzer wegen seines Fortarbeitens beschimpfte, zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt. Amtlichen Ermittelungen zufolge sind die Vorstellungen, die im Publikum über die Ausdehnung des Berliner Zuhälter wesens verbreitet sind, übertrieben. Der Behauptung gegenüber, daß 5000 Zuhälter in Berlin vorhanden sind, wird darauf hinge- wicsen, daß im Verbrecheralbum nur Bilder von 800 bereits ge straften Zuhältern vorhanden sind; außerdem sind der Polizei noch l00 Individuen als Znhälter bekannt, die bis jetzt noch nicht be traft worden sind- Nimmt man an, daß sich in Berlin noch 500 der Polizei unbekannte Zuhälter befinde«, so dürfte diese Zahl eher zu hoch, als zu niedrig gegriffen sein; denn es steht fest, daß nicht der vierte Theil der unter sittenpolizeilicher Aufsicht stehen den „Damen" Zuhälter hat. Auch die Mittheilung, daß sich zur Zeit 250 Zuhälter in Untersuchungshaft befinden, wird von amt licher Seite als falsch dargestellt. Im Laufe des ganzen Jahres sind nicht 250 Zuhälter im Untersuchungsgefängniß abgeliefert worden. Das Zuhälterthum als Solches kann jetzt nicht bestraft werden. Ein Zuhälter kann nur zur strafgerichtlichen Verant wortung gezogen werden, wenn der Nachweis geführt wird, daß er eine strafbare Handlung verübt hat. In der österreichischen Reichsrathsvelegation besprach der Abgeordnete Zollinger die Papstfrage. Die Idee der Selbstän- stänvigkeit der Kirche sei nicht durch Kanonen aufzuhalten; die selbe bilde keine italienische, sondern eine internationale, katholische Frage. Der Anspruch des Papstes auf volle Souveränität auf eigenem Territorium sei durchaus legitim und eine Stütze aller LegicimitSt. Der Abg. Süß fragte, ob die Ausführungen Zallingers sich innerhalb des Rahmens der Erhaltung des Friedens bewegten. Die Politik der Jetztzeit müsse eine Politik gegen seitiger Verzichtleistungen sein. Ein europäischer Krieg würde nur das wirthschaftliche Uebergewicht Nordamerikas steigern. Minister Graf Kalnoky erklärte, der Abg. Zollinger habe mit seiner Aus- führung ein Problem angeregt, dessen praktische Lösung bisher nicht gefunden sei. Auch er könne sich somit in eine nähere Er örterung über diesen Punkt nicht einlaffen, wolle jedoch zweierlei hervorheben. Erstens bestehe die Bevölkerung Oesterreich-UngarnS größtentheils auS Katholiken. Deshalb wünsche die Regierung in richtiger Würdigung der berechtigten Empfindungen derselben für den Papst eine Stellung, welche eine völlige Unabhängigkeit in sich schließe, wie sie dem Haupte der katholischen Kirche nothwendig sei. Zweitens gehe der Wunsch der Regierung dahin, daß zwischen dem Papstthum und dem italienischen Königreiche Frieden bestehe. Die Bevölkerung Oesterreich-UngarnS wünsche jedoch allgemein mit der italienischen Nation in Frieden und Freundschaft zu leben. (Beifall.) Oesterreich-Ungarn sei mit Italien in ein politisches Bündniß getreten, welches eine der Grundlagen seiner Politik sei. wird, an allen übrigen Stellen wirkt. Vom patriotischen war überzeugt, daß der Kampf mit der Sozialdemokratie um die Gefühl geleitet nehmen nun diele Herren jede Nachricht über Macht unvermeidlich sei und deshalb je eher je besser stattfinde, militärische Veränderungen und Projekte, zum Theil noch ganz d. h. bevor die Bemühungen größeren Erfolg erzielt hätten, welche unreife auf und schreiben Artikel mehr oder minder polemischer die Sozialdemokratie unablässig macht, um die Zuverlässigkeit der Natur, die aber meist mit dem Ruf schließen: ViLormt oousules Armee zu untergraben und namentlich den für dieselbe wichtigen oder «i vis xaoow pur» dollum (Heiterkeit). Die Sache wäre ja - --- " an sich harmlos, wenn nicht diese Artikel auf die Leser einwirkten und zwar wiederum beunruhigend, wie das in der Natur der Sache liegt; diese Herren, die meist nicht wissen, worum eS sich der Möglichkeit, daß, wenn eine Lösung der sozialistischen^Frage handelt, kritisiren, sie finden das Bestehende schlecht, sie machen nicht bei Zeiten herbeigeführt wird, in der Zukunft der Tag Vorschläge, die Regierung nimmt sie nicht an, und das kommen kann, wo bei nothwendiger militärischer Bewältigung giebt ihnen Anlaß zu neuen Artikeln, zu neuen Klagen, eines sozialistischen Revolutionsversuches ein sozialdemokratisch Ich halte diese Art von Militärliteratur für bedenklich, wenn durchsetztes Unteroffizierkorps die Soldaten veranlaßt, „zu hoch," das so weiter gehen könnte, so würde leicht in der Armee d. h. in die Lust zu schießen, blieb eS für den Fürsten Bismarck selbst der Glaube entstehen, es sei nicht zum Besten bestellt unverständlich, daß die Frage der Aufhebung des Sozialistenge- mil der Organisation oes Heeres. Wir haben aber doch setzes vom juristischen Standpunkte, anstatt von dem der Erhaltung Alle das Vertrauen, daß die Militärverwaltung Alles daran und der Sicherung des Staates entschieden werden sollte. Nach setzt, die Armee in ihrer Tüchtigkeit und Schlagfertigkeit der Meinung des Fürsten kam es vor Allem darauf an, die nicht nur zu erhalten, sondern auch zu verbessern. Ich darf wohl Staatsgewalt im Besitz aller Waffen zur Bekämpfung der Sozial darauf Hinweisen, daß man, wie unter der vorigen Regierung, demokralen zu belassen, damit sie bei einer etwaigen Katastrophe auch unter der jetzigen nicht geschlafen hat; wir haben im vorigen Herr im Lande zn bleiben vermöge. Mit diesen Ansichten und Jahre die Präsenzstärke um 18 000 Mann erhöht, und auch jetzt mit denen, die der Reichskanzler über anderweitige Bemühungen wieder sind bedeutende Verbesserungen projektirt. Wir dürfen zur Lösung der Arbeiterfrage im Wege der Gesetzgebung hegte, daher wohl sagen, daß an einen Stillstand der organisatorischen befand er sich jschon damals im Widerspruch mit Denjenigen der Entwicklung unseres Heeres nicht zn denken ist. Man ist seit maßgebenden Zukunft. Da ihm dadurch die Möglichkeit abge- langer Zeit in Laienkreisen gewöhnt, die Armeen nach ihrer Zahl schnitten war, seine Ueberzeugung im Reichstage zu vertreten, zu schätzen. Da rechnet einer vor, die Franzosen haben 5 400000 hielt er sich den Verhandlungen fern und entsprach damit, wie Mann ins Feld zu stellen, wir nur 4 500000, folglich sind die wir glauben, höheren Wünschen. Franzosen stärker (Heiterkeit). So liegt aber die Sache doch^ In Thorn sind nach Mittheilungen, deren Richtigkeit allerdings nicht; für die Leistungen einer Armee wird im Anfang eines nicht verbürgt werden kann, zwei russische Offiziere wegen Krieges die Qualität der Truppen maßgebend sein, erst wenn es!Spionage verhaftet. In ihrem Besitz sollen sich Pläne der ge. sich um die Bertheidigung des Landes handelt, beim Krieg aus's nannten Festung vorgefunden haben. Messer, wird die Quantität nach und nach zur Geltung kommen. Mit dem in Berlin verhafteten Bankier Hugo Loewy hat Ich glaube nicht, daß einer unserer lebenden Heerführer im Stande die Kriminalpolizei schon früher Veranlassung gehabt, sich zu be- wäre, ein Heer in der Größe, mit der wir heute zu rechnen ge- schästigen. Nachdem Loewy als Leiter der „Petite Bourse" in Paris 400 000 Fr. veruntreut hatte und es ihm gelungen war, sich der Verhaftung längere Zeit zu entziehen, wurde er sestge- nommen und die Behörden in Frankreich leiteten ein Verfahren gegen ihn ein, das aber ohne Erfolg war, denn Loewy war bei seinen Machenschaften so schlau zu Werke gegangen, daß das Gesetz ihm nichts anhaben konnte. Damals wurde die Berliner (Lebhafter Beifall.) Man könne somit nicht in daS von Zallinger angeregte Problem eingreifen ohne die Gefühle der italienischen Nation zu verletzen, welche zu verletzen Oesterreich-Ungarn keine» Anlaß und keinen Wunsch habe. (Rufe: „Sehr gut I") UebrigeuS wolle er aus alledem keine Schlußfolgerung ziehen, weil die Lösung deS fraglichen Problems bisher noch Niemanden ge lungen sei. Die Nachrichten aus Brafilie« find sehr dürftig. AuS Rio de Janeiro wird gemeldet, der Expräsident Fonseca werde sich nach der Insel Paqueta zurückziehen. In der Stadt herrsche jetzt Ruhe. In mehreren Staaten seien die Gouverneure abgesetzt worden; in Bahia habe dies zu einem Konflikt geführt, der jedoch ohne Be deutung sei. Eine Drahtmeldung der „Times" besagt, im Staate Rio Grande do Sul herrsche noch Unzufriedenheit, weil der Staat nur durch einen einzigen Minister im Kabinett vertreten sei. Die aufständischen Truppen in Sao Pedro ständen noch unter Waffen. OerMches und GächfischeS. Freiberg, den 28. November. — Le. Majestät der König kam gestern von Strehle« nach Dresden und nahm die Vorträge der Staatsminister und Abtheilungsvorstände entgegen. Nachmittags fand Ihrer Kgl. Hoheit der Prinzessin Amalie, Herzogin von Bayern, zu Ehren in oer Villa zu Strehlen Familientafel statt. — Ihre Majestät die Königin fühlt sich in Folge der jüngsten Festlichkeiten etwas an gegriffen und hat die beabsichtigte Reise nach Sibyllenort vorläufig aufgegeben. — Die Hochzeitsgabe, welche 33 Städte mit revidirter Städteordnung des westlichen SachsenS durch die Bürgermeister Brink-Glauchau, vr. Ebeling-Meerane, vr. Grundig-Crimmitschau, Thiele-Döbeln und vr. Körner-Eibenstock den hohen Neuver mählten überreichen ließen, besteht aus zwei kunstvollen, in der König!. Porzellanmanusaktur zu Meißen angefertigten Kamiu- garnituren. Die eine, für daS Empfangszimmer der Frau Prin zessin Friedrich August bestimmt, besteht aus einer Uhr als Mittel stück, otvie zwei großen und zwei kleineren Vasen als Seiten stücke, in Königsblau auSgeführt mit reicher Golddckoration und LimogeS-Email- bez. xLto sur päts-Malerei. Die andere Garni tur, für den Gesellschaftssalon bestimmt, besteht auS einer Uhr als Mittelstück mit außerordentlich feinen und naturtreu herge- stekten Jagdattributen, ferner auS zwei 6-armigen Porzellan- kandclabern mit reichem Blumenschmuck und reizenden Kinder figuren, sowie zwei vortrefflichen alldeutschen Figuren (Armbrust schütze und Burgfrau). DaS Geschenk, welches der Großenhainer Hetzklub überreichen ließ, besteht auS einem silbernen HauSwill- kommen. Ein WildschweinSkopf, den Becher darstellend, ruht auf den beiden Schaufeln eines von Sr. König!. Hoheit am 14. Oktober in Großenhain gejagten und abgefangenen Damhirsches; die Schaufeln sind, in Silber gefaßt, auf einem Scrpentinsteinsockel angebracht, welch letzterer mir silbernen, theilweise vergoldeten Eichenkränzen und einer Widmungstafel geziert ist. Ein spezielle» Geschenk des Stadtrath Richard Zschille in Großenhain bestand in einem schmiedeeisernen, reich verzierten Schlüsselschränkchen. — Bom Lanvtage. Die Zweite Kammer beschloß in ihrer gestrigen Sitzung, welche nur 10 Minuten dauerte, ohne jede Debatte, den durch lönigl. Dekret Nr. 7 vorgelegten Gesetz entwurf, Pensionserhöhungen betreffend, an die Finanzdeputation den durch König!. Dekret Nr. 25 vorgelegten Gesetzentwurf, die darin bezeichneten Statuten der Universität Leipzig (Revidirte Statuten für die Universität, für die allgemeine Wittwen- und Waisenkasse derselben und für die PensionSkasse der Unterbeamten und Diener der Universität, ihrer Fakultäten und Institute) der Gesetzgebungsdeputation zur Berichterstattung zu überweisen. — Gewerbeverein. In der Dienstag, den 1. Dezember d. I., Abend 8 Uhr im Gewerbehause stattfindenden Hauptver sammlung des Gewerbevereins, m der die satzungsgemäße Er gänzungswahl des Vorstandes erfolgen wird, wird Herr Oberlehrer Trommer über „daS kleinste Leben" einen Vortrag halten, also aus der Welt der kleinsten Lebewesen berichten, die, für unser Auge unsichtbar, Wasser, Lu t und Erdboden in zahlloser Menge bevölkern. Zur Erläuterung deS Vortrags werden mehrere, zu diesem Zwecke besonders geze chnete, große Tafeln mit Abbildungen der zu besprechenden Geschöpfe ausgestellt sein. Da der Vortrag einem Gebiete entnommen ist, daS in seinem vollen Umfange erst im letzten Jahrzehnt wissenschaftlich erforscht worden ist und da die früher von genanntem Herrn gehaltenen, feindurchdachten und in schöne, blumenreiche Sprache gekleideten Vorträge jederzeit den größten Anklang fanden, verspricht auch dieser Abend ein höchst interessanter und genußreicher zu werden. — Außerdem wird noch als technische Neuheit eine Sammlung aus Aluminium gefertigter Gegenstände zur Ausstellung gelangen. Der Militärverein »Kameradschaft" veranstaltete gestern Abend eine zweite Aufführung deS Luther-FestspielS welche abermals sehr zahlreich besucht war und reichen Beifall fand. Die von Herrn Andreas sehr geschickt gestellten lebenden Bilder (besonders das Anschlägen der Thesen an die Kirchthüre zu Wittenberg), und die von Herrn Literat Richter verfaßte, warm-, empfundene volksthümliche Dichtung, welche Kamerad Berger mit bewundernswerthem Gedächtniß frei zum Vortrag brachte, erzielten einen erhebenden Eindruck, der durch die von Herrn Musikdirektor Anacker künstlerisch ausgeführte Harmonium-Begleitung wesentlich verstärkt wurde und schließlich in dem ergreifenden allgemeinen Gesang des Lutherliedes „Ein' feste Burg" erhebenden Ausdruck fand. Auch die Vorträge des Stadtmusikchors wurden recht bei fällig ausgenommen. Nach einer längeren Pause gelangte ein prächtiger Waffentanz in straffer Weise zur Aufführung und erwarben die mannigfaltigen Evolutionen die freundlichste Aner kennung, die sich bis zum lebhaftesten Jubel steigerte, als sich schließlich die Mitwirkenden bei feuriger Beleuchtung um die Büste Sr. Majestät des König» zu einem schönen kriegerischen Bilde malerisch gruppirten. In begeisterter Stimmung sang darauf die Versammlung stehend die Sachsenhymne. — An Stelle des herkömmlichen Kindergottesdienstes findet morgen in der erleuchteten Johanniskirche Nachmittags 4 Uhr die festliche Jahresfeier statt, welcher Abends */,8 Uhr im Saal der Herberge zur Heimath die Generalversammlung des betreffenden Verein» folgen wird. — »Utter - «evistoue» haben gestern und heute früh '/z8 Uhr auf hiesigem Bahnhofe stattgefunden, doch wurden dabei keine minderwichtigen Butterstücke gefunden. — Der Kauarieuzüchtervereiu „Fortschritt" und der Kanincheuzüchterverein veranstalten gemeinschaftlich in der Zeit vom 12. bis mit 14. Dezember d. I. im Gasthofe znm „schwarzen Roß" eine mit Prämiirung und Verloofung verbundene große Ausstellung von Kanarienvögeln und Kaninchen. — Das gestern Abend im Union-Saale stattgehabte Konzert der Altenburger Kapelle war in Folge anderer gleichzeitiger Veranstaltungen nur sehr mäßig besucht, waS in Anbetracht der gebotenen guten Leistungen zu beklagen war. Hoffentlich findet das heutige zweite Konzert der unter Leitung de» Herrn C. Eckards
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