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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.12.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189112021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18911202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18911202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-02
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.12.1891
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Aretberger «k Zeiger mev L«gedlatt» Sette «» 27v. und die Vorlegung eines entsprechenden Gesetzentwu gegenwärtigen Landtage in Aussicht gestellt habe, auch < Mitte der Kammer ein Widerspruch dagegen von keiner Seite er hoben worden sei. Der jetzt vorgeschlagene Weg entspreche der beim vorigen Landtage abgegebenen Erklärungen. — Abg. Esche wünschte, unter Bezugnahme auf Chemnitz, das demnächst in die selbe Lage kommen werde wie Leipzig, die Aushebung der Trennung zwischen städtischen und ländlichen Wahlkreisen. Sachsen sei vom AckecbaustaatezumJndustriestaate vorgeschritten, womirdie Trennung von städtischen und ländlichen Wahlkreisen hinfällig geworden sei! (Sehr richtig! links.) Würde in der Verfassung einfach be stimmt, daß die Zweite Kammer auS 80 Abgeordneten zu be stehen habe, so wäre es ein Leichtes, von Zeit zu Zeit die Wahl- kreiseintheilung mit den jeweiligen Bevölkerungsverhältnissen in Uebereinstimmung zu bringen. Redner bat die Deputation, diese seine Anregung in Erwägung zu ziehen. — Abg. Goldstein meinte, die sozialdemokratische Partei sei der Ansicht, daß Leipzig mit fünf Abgeordneten nicht zufrieden sein könne, sondern auf sieben Anspruch habe, wenn man die Bevölkerungsverhältnisse ge. bührend berücksichtigen wolle. Gebe man der Stadt nur fünf Abgeordnete, so benachtheilige man die große Masse Arbeiter, die in das Gebiet von Leipzig einbezogen worden seien. Während bei der letzten Volkszählung die ländliche Bevölkerung eine Zu nahme um nur zwei Prozent gezeigt habe, sei die städtische Be völkerung in derselben Zelt um 8 Prozent gestiegen. In zehn Jahren werde die städtische Bevölkerung die ländliche übertreffen; dann aber werde man eine vollständige Umgestaltung der aus die Zusammensetzung der Kammer bezüglichen Verfassungsbestimmungen nicht mehr umgehen können. — Abg. v. Oehlschlägel erklärte, daß nicht nu^ die Ziffer der Bevölkerung maßgebend sein dürfe für die Zahl und Abgrenzung der Wahlkreise, sondern daß auch andere Verhältnisse in Betracht gezogen werden müßten. Die konser vative Partei halte wegen der Aenderung der Bevölkerung allein eine Aenderung der Wahlkreise nicht für nothwendig. Aenderungen infolge von Einbezirkungen müsse man wohl Rechnung tragen, seine Partei werde sich aber ablehnend verhalten gegen eine Aenderung der Wahlkreise nur auf Grund der Aenderung der Bevölkerung. — Die Kammer beschloß sodann einstimmig, die Vorlage der Gesetzgebungsdeputation zu überweisen. — Herr «fstflor Grünberg in Freiberg ist bis auf Wei teres nach Schwarzenberg zur Stellvertretung deS dortigen Ge- richtSvorstandeS kommandirt worden. — Bezüglich des Ausstandes ver Buchdrucker ist im Großen und Ganzen eine Aenderung der Lage nicht eingetreten. Die durch das Ausscheiden der Streikenden frei gewordenen Stelle« sind in den Offizinen zum größten Theile wieder besetzt Word«« und die Prinzipalität ist nach einem am Freitag in Leipzig ge faßten Beschluß nur unter der Voraussetzung geneigt, sich in Ver handlungen etnzulassen, daß die Gehilfen die Forderung einer Verkürzung der Arbeitszeit fallen lasten, wozu diese sich nicht ver stehen wollen. Hier in Freiberg sind die streikenden Gehilfen be müht, den Antritt neuer Kräfte in der Anzeiger-Druckerei zu hintertreiben, waS ihnen in einem Falle auch gelungen ist. Gleich zeitig haben sie infolge »höherer Ordre" ihre Taktik geändert. Während sie bisher die der Druckerei treu gebliebenen Gehilfen mit nicht gerade schmeichelhaften Bezeichnungen bedachten, suchen sie jetzt dieselben durch Liebenswürdigkeiten zu sich hinüberzu ziehen. Die dem Streik ferngebliebenen Gehilfen werden wissen, was sie von dieser Sinnesänderung zu halten haben. — Der FastnachtSmontag wird im Schaltjahre 1892 auf den 29. Februar fallen. Es ist dies seit dem Jahre 1808 nicht vorgekommen. Zu diese« seltenen Vorkommniß ist Bedingung, daß daS Schaltjahr mit Freitast beginnt und Ostern auf den 17. Apiil fällt. Haben wir diesen FastnachtSmontag künftige« Jahres hinter uns, dann werden Wenige daS sonderbare Zusammen treffen nochmals erleben, denn erst das Schaltjahr 1960 wird diese Kuriosität wiedeibringen. Dann tritt sie wieder ein im Jahre 2112. — Kopf kühl, Füße warm. Der gesunde, kräftige Mensch mit gutem Haarwuchs bedarf eigentlich gar keiner Kopf bedeckung. Am wenigsten sollte dieselbe warm sein. Für Kinder und junge Leute sind im gemäßigten Klima die Pelzmützen z.B. ganz zu verwerfen. Frühzeitiges Ausgehen der Haare, Neuralgie, Kopfgilbt, Kopfschmerzen und viele andere Uebel sind in vielen Fällen auf das Zuwarmhalten oes Kopfes in den Jugendjahren zurückzuführen. Die Natur gab genügend Schutzmittel für daS Gehirn in der starken Knochendecke und den unzähligen Haaren. Eine zu warme Kopfbedeckung hindert auch das Zustandekommen eines schönen, kräftigen Haarwuchses. Aengstliche Mütter werden gut thun, ihre Kinder schon frühzeitig an kalte Waschungen deS Kopfes zu gewöhnen, dann brauchen sie nicht in Sorge zu sei», daßein kalter Wind dem Kinde schaden wird, wenn eS auch ohne Kopf bedeckung im Winter aus dem Hause läuft. Gerade das frühzeitige Warmhalten des Kopses ist die Veranlassung zu öfteren Erkältungen. Selbstverständlich sollten ganz kleine Kinder, bei denen der Haar wuchs noch nicht entwickelt ist, bei kaltem Wetter im Freie« eine Kopfbedeckung haben, doch darf dieselbe nicht zu warm sein und Schwitzen der Kopfhaut verursachen. — DaS Kaffee Jubiläum. In diesem Jahre sind gerade dreihundert Jahre seit der Einführung des Kassees in Europa vergangen. Im Jahre 1591 brachte der Orientreisende ProSper Albinus den ersten Kaffee aus Aegypten mit nach Venedig. So fort verbreitete sich die bis dahin gänzlich unbekannte Frucht durch ganz Italien. Langsamer ging die Einführung des Kaffees in Vie anderen europäischen Länder von Statten. 1614 wurde Frank reich, 1650 England mit dem duftenden Mocca beglückt, und von England breitete er sich über alle Länder Europas auS. Aber eS dauerte lange, ehe der Kaffee ein so allgemeines Getränk wurde, wie er heul zu Tage ist. So wurde z. B. in Sachsen noch zu Anfang dieses Jahrhunderts von dem Landvolk nur des Sonntags, oder wenn man Gäste bei sich ausgenommen hatte, Kaffee ge trunken. — Nach König!, sächsischem Jagdgesetz beginnt heute mit dem 1. Dezember die Schonzeit für Rebhühner, welche seit dem 1. September erlegt werden durften. Da dies stets sehr gesuchte Federwild Heuer während der Brütezeit sehr ungünstiges Wetter hatte und ungezählte Hennen, namentlich in den andauernd nassen Niederungen ihre Nester verlassen hatten, so waren nur wenige und schwache Völker ausgewachsen und aus dem Grunde wurde» schon seit mehreren Wochen für junge stärkere Hühner 4 Mark und für alte 2 bis 3 Mark pro Paar gefordert. Auch in Oester reich, ivo die Rebhuhnjagd schon am 1. August begann, ist sie — ebenso wie in den meisten Provinzen Preußens und Süddeutsch lands — eine sehr geringfügige gewesen. — Noch sei bemerkt, baß heute in Preußen nicht nur die Jagd auf Rebhühner, sondern auch die auf das immer seltener werdende Elchwild ge schlossen worden ist. — Erlevigt: Die 5. ständige Stelle an der Schule zu Erlbach bei Markneukirchen. Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen 900 Mark Gehalt und 100 Mark, bei Verheirathung 150 Mark Wohnunas- cntschädigung. Gesuche sind bis 19. Dez. bei dem Kgl. Bezirks schulinspektor, Schulrath Baunack in OelSnitz i. V. rinzureichen; — die Lehrerstelle zu Oberranschütz bei Döbeln. Kollator : die oberste Schulbehörde. Einkommen, außer freier Wohnunst mit Garten und Honorar für den Unterricht in der Fortbildungsschule, 1000 Mark. Bewerbungsgesuche sind bis zum 20. Dezember bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor, Schulrath MuShacke in Döbeln ein zureichen. — Se. Majestät der König hat dem Rittmeister a. D. Professor von Uhde die Erlaubniß zur Anlegung des demselben verliehenen bayerischen Verdienstordens vom heiligen Michael III. Klasse ertheilt und den zum Konsul für Guatemala in Dresden ernannten Kaufmann Richard Klippgen in dieser Eigen- schast anerkannt. — Ferner hat Se. Majestät Vie Amtsrichter vr. Johannes Friedrich Emmerich von Schwarze in Dresden und Georg Heinrich Scheufler in Johanngeorgenstadt zu LandgerichtL- räthen bei dem Landgericht Dresden, den Amtsrichter Erhard August Höffner in Leipzig zum LandgerichtSrath bei dem Land gericht Leipzig, den Landgerichtsraih Gustav Hermann Rößler i« Leipzig zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Leipzig und den Assessor Maximilian Peucer in OelSnitz zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Johanngeorgenstadt ernannt. Außerdem verlieh Ee Majestät den Landgerichtsräthen Karl Julius Zeißig in Chemnitz, i Paul Otto Uhlemann, Friedrich Rudolf Vogel und vr. Johanne» Friedrich Emmerich von Schwarze in Dresden den Rana i« ! Klasse IV Nr. 14 der Hofrangordnung. l Das Stadtverordneten-Kollegium zu Oederan wählte den : Kaufmann Stein zum unbesoldeten RathSmitglied. Bei der gestern in Frauenstein stattgehabten Stadtverordneten- - Ergänzungswahl wurden die Herren Färbermeister Fröbe. Raths- : mühlendesitzer Körner und Forstrentbeamter Schurig wieder/bez. t neugewählt; während Herr Kistenfabrikant Kummer, Buchdruckeret» Oertliches und Sächsisches. Freiberg, sen 1. De.embrr. — Hauptverhandlungen des Königlichen Schwur gerichts Freiberg im vierten Kalenderquartale 1891: Montag den 7. Dezember, 1. Vormittags 10 Uhr gegen den Dienstknecht Ernst Robert Seidel in Gcoßwaltersdorf wegen Sittlichkeitsver- brechens (8 176 Ziffer 2 deS Str.-G-B.), Ausschluß der Oessent- lichkeit wird beabsichtigt; 2. Nachmittags 4 Uhr gegen den Hand arbeiter Karl Heinrich Weise genannt Helbig in Freiberg wegen Urkundenfälschung und Betrugsversuchs; Dienstag den 8. Dezember, 3. Vormittags halb 10 Uhr gegen die Dienstmagd Amalie Hen- nette Möbius aus Noschkowitz wegen Todtschlages. — Der Vorstand des Bereins für Kleinkiuderbe- wahranstalte« ruft der kürzlich hier verstorbenen Frau Chri stiane verwittwete Tuchscheerer Hrrlitzly, aus deren Nachlaß nach ihrer letztwilligen Verfügung 900 M. der Vereinskasse überwiesen worden sind, herzlichen Dank in die Ewigkeit nach. — Im Berciu »Feierabend" hielt gestern Abend Herr Gymnasialoberlehrcr vr. Mehnert einen Vortrag über »die Bedeu tung des Athmungsprozesses für die Gesundheit des Menschen." Nachdem der Herr Redner im ersten Theil seines Vortrags die Frage: »Warum müssen wir alhmen?" eingehend und klar beant wortet hatte, — der zu jeder Verbrennung nöthige Sauerstoff muß durch das Athmen in die Lunge und von da durch das Blut den verschiedenen Geweben des Körpers zugeführt werden, denn bei jedem Bewcgungsgan; des Körvers spielt sich eine Oxydation, eine Verbrennung ab, andererseits führt der Blutstrom die bei oieser Verbrennung entstandenen Produkte an die Abscheidungs orte, Har t, Nieren und Lunge, von letzterer werden sie brimAus- athmcn als Kohlensäure und Wasser abgegeben —, gab er im zweiten und dritten Theil »Was müssen wir alhmen?" und »Wie sollen wir alhmen?" dankenswerthe Belehrungen und Winke für die Erhaltung der Gesundheit, soweit sie durch den Athmungs- prozeß beeinflußt wird. Für die musikalische Unterhaltung deS Abends zu sorgen, hatte wieder in bereitwilliger Weise der stimm begabte und sangeskundigr Herr Vilar Diestel übernommen. Den Vortrögen beider Herren folgte die Versammlung mit lebhaftem Interesse und dankte ihnen durch lauten Beifall für ihre dem Verein geopferten Mühen. *— — Der Mönnergesaugverein „Lyra" hielt gestern im Saale zum Bairischen Garten sein erstes Wintervergnügen ab. Nach dem Vorirage der Männerchöre: »An den Gesang" von Jul. Schneider und einer »Gondoliera" von Kothe wurden recht stimmungsvoll Mendelssohns Lied: „Ihr Vögel in den Bäumen schwankt" und der Abendchor von Kreutzer durch einen gemischten Chor gesungen. Den zweiten Theil des Abends erfüllte der Vier- alter: „Der Raub der Sobinerinnen" von Franz und Paul v. Schönthan, welcher durch flottes, gut eingeübteS Zusammenspiel der Darsteller eine allseitig befriedigende Wirkung erzielte. Reicher Beifall belohnte die Mühe der Mitwirkenden. Ein Tänzchen hielt die Vereinsmitglieder noch mehrere Stunden fröhlich bei sammen. — Der Gesangverein Germania hielt am Sonntag den 29. November seinen ersten Vortragsabend im Saale deS Schützen- gnrtens ab. Eingeleitet wurde derselbe durch das Lied: „Es klingt ein hoher Klang." Nunmehr folgten in munterer Ab wechselung mit den Chören Doppelquartette, einfache Quartette, Duette und Einzelgesänge. Besonders tiefen Eindruck hinterließ das „Stirb', Lieb und Freud" von Silchcr. An der Zartheit des Bortragesf zeigte es sich, daß auch in kleinem Kreise bei treuem Fleiße sowohl der Sänger als des Liedermeisters Schönes geleistet werden kann. Rühmenswerth wurden die Doppelquartette, insbesondere das „Almrausch, Enzian, Edelweiß" gesungen. Dein Abt'schen Liede „Gute Nacht, du mein herziges Kind", vorgetragen von Herrn Schorcht, mußte noch eine Zugabe folgen „Hamkehr" von Koschat. Die Klavierbegleitung hatte Frl. Jungnickel übernommen. Die humoristische Ader zeigte sich bei den Borträgen „Das Lied der alten Jungfer" und »Das Jägerfrühstück" Ein Violinsolo des Herrn Musikdirektor Zimmer: 7. Konzert von Beriot, erntete allgemeinen Beifall. — Bortragsabeuv. Der Afrikareisende Herr Theodor : Westmark, ein junger schwedischer Offizier, welcher der letzten i Stanley-Expedition angehörtc, befindet sich eben auf einer Vor- . trags-Rundreise und beabsichtigt auch in unserer Stadt in Kürze : einen Vortrag »15 Monate unter den Menschenfressern am oberen : Kongo und die Scanley-Skandale" zu halten. Wie maßgebenden > Blättern anderer Städte, in welchen Herr Wcstmark bereits mit ! großartigem Erfolg gesprochen hat, zu entnehmen ist, besitzt der- - selbe große» rhetorisches Talent und versteht es, seine Zuhörer : mit sich fortzureißen, zumal seine Themata äußerst interessant Vom Landtage. Dresden, 30. November. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer gelangten die Gesetzentwürfe, nach welchen die Zahl der von der Sradt Leipzig in den Landtag zu entsendenden Abgeordneten um zwei vermehrt werden soll, zur allgemeinen Vorberathung. — Abg.vr. Schill erinnerte daran, daß er bereits beim vorigen Landtage einem in Leipzig ausgetretenen Wunsche, nach Einverleibung einer großen Anzahl ländlicher Ortschaften eine stärkere Vertretung im Landtage zu besitzen, in der Form einer Interpellation Ausdruck gegeben und daß der damalige Minister des Innern die Billig- kert und Gerechtigkeit dieses Wunsches unumwunden anerkannt nur entfernt in Beziehung steht, wird mit der Todesstrafe bedroht und e» dürfte kein Reich auf der Erde geben, daS auch nur an- , nähernd so strenge Strasvorschriften besitzt. Die beiden „TodeS- artikel" lauten: 8 1. Jeder Soldat oder Angestellte der Land- odrr Seemacht, jeder Beamte, Agent oder irgendwie staatlich Be- ! schästigte, jeder Besitzer von geheim zu haltenden Nachrichten, die 1 für die Vcrthcidigung des Landes oder für die äußere Sicherheit ! deS Staates von Interesse sind, welcher sich auf Machenschaften . mit einer oder mehreren Personen einläßt, die auf Spionage auS- ' gehen, wird mit dem Tode bestraft. 8 2. Wer mit Hilse einer Verkleidung, unter Gebrauch eines falschen NamenS oder unter ! Vorgeben einer falschen Eigenschaft, unter Verheimlichung seiner ' Eigenschaft, seines Berufs oder seiner Nationalität in eine Fe- ' siung, einen Kriegshafen, ein verschanztes Lager oder irgend ein ! Pcitheidigungswerk, ein Kriegsschiff oder ein Etablissement der Kriegs- oder Marineverwaliung eindringt und dort zum Zwecke oer Spionage Nachrichten hinterzieht oder empfängt, die für die Vcrlheidignng des Landes oder die äußere Sicherheit des Staates von Interesse sind, wird mit dem Tode bestraft. — Diese so ziemlich Alles umfassenden und Alles mit dem Tode bedrohenden Artikel hätten viel einfacher so gefaßt werden können: »Wer sich der Spionage schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft." Mil dernde Umstände giebt es nicht, und wenn einige nachfolgende Artikel auch von Freiheitsstrafen sprechen, so ist der Zweck kaum recht ersichtlich, da man die in ihnen bezeichneten Strasthaten ebeus" gut in den beiden ersten Artikeln erkennen kann. Mit diese,» ! Gesetze scheint einem tiefgefühlten Bedürsniß abgeholfen zu sein und Herr v. Freycinet hat sich in den Augen aller derjenigen Franzosen, die überall Spione sehen, ein unsterbliches Verdienst erworben. Mit ihm theilt es Herr Drehfuß, der Berichterstatter des Ausschusses, derselbe, der kürzlich in eine so nette Erpressungs- ! gcschichte gegen den Fürsten von Monaco verwickelt war. Der Kongreß der Dclegirten der Bergarbeiter beschloß, die Arbeit Dienstag früh in allen Gruben wieder aufzunehmen. Der > Ausstand in den Gruben der Departements du Nord und Pas de Calais tann damit als beendigt betrachtet werden. Angesichts der Noth im Lande und der Getreidespckulation, welche namentlich von den Großgrundbesitzern durch Zurück- haliung ihrer Vorräthe getrieben wird, soll die russische Regierung zu einer sehr einschneidenden Maßregel entschlossen sein. Wie die Petersburger „Börsenztg." erfährt, „hat die Regierung Pläne, die in den nothleidenden Gegenden vorhandenen Kornvorräihe zu expropriiren." — Bei dem Umstande, daß die Zustände wirklich grauenhafte sind und die russischen Blätter tagtäglich neue Fälle melden, wo das vorhandene Getreide nur zu den ungeheuerlichsten Preisen an die Nothleidendcn verkauft wird oder wo eine Ver- heimlichung bedeutender Vorräthe staltfindet, um die Preise noch mehr zu treiben, bricht die Noth Eisen, und es kann gegen die Regierungspläne kaum ein stichhaltiger Einwand erhoben werden. Es ist nur zu befürchten, daß sich die Beamten wieder bestechen lassen und das Getreide zum großen Theil doch in den Händen der Spekulanten verbleibt. Der Ausstand in China gewinnt eine Ausdehnung, welche an die Taiping-Rebellion erinnert; die Kaiserlichen Truppen erleiden Niederlagen. So wird dem „Dailh Chronicle" aus Tientsin gemeldet, daß der Vormarsch der Aufständischen aus der Mandschurei unaufhaltsam fortdauere und daß dieselben die auf ihrer Route liegenden Städte ohne Widerstand besetzen konnten. Einer weiteren Drahtmeldung aus Shanghai zu Folge fand ein Kampf bei Chinchin in der Mongolei stall. Die von einem Lama- priester befehligten Aufständischen schlugen die Regierungstruppen in die Flucht; von den letzteren wurden 700 Monn gelövlet. Die siegreichen Rebellen setzten sofort den Marsch gegen die von Chinchin 380 englische Meilen entfernte Hauptstadt Peking fort. Die Aufständischen begehen aber auch gegen die einheimischen Christen die unerhörtesten Grausamkeiten, und die Niedrrmetzlung der belgischen Missionare, die am Sonnabend in Brüssel noch bezweifelt wurde, ist leider eine Thatsache. Der „Daily Chronicle" berichtet hierüber weiter aus Tientsin: „Nach amtlichen Depeschen über die Niedermetzelung der Christen in Takau war dieselbe mit gräßlichen Schandthaten verknüpft, wie solche selbst in China beispiellos sind. Die Mitglieder der kleinen belgischen Mission hatten keine Gelegenheit, ihrem Schicksal zu entrinnen. Das Gemetzel begann mit den bekehrten Eingeborenen; viele wurden mit teuflischer Grausamkeit ermordet, kleine Kinder mit Messern zerhackt, die Großen im Feuer geröstet, Nonnen geschändet und alsdann mit schweren Keulen erschlagen, die belgischen Priester grausam gemartert. Nach dem Blutbade wurden die Mörder von einem hochgestellten Mandarin festlich bewirthet. Die Mandarinen trafen überhaupt ein Abkommen mit den Rebellen, wonach gegen Schonung der Distrikte der Mandarinen im Allgemeinen die christ lichen Bewohner derselben der Willkür der Rebellen überlassen bleiben sollten. Unter dem diplomatischen Korps und der ganzen europäischen Kolonie von Peking herrscht die größte Aufregung." Der Draht hat als den Schauplatz der Metzeleien Takau und Sanchi angegeben. Es dürsten dies Ta-ku der eigentliche Hafen von Tientsin und San-Che-Kia-Ue („die dreißig Familien"), ein Ort in der Nähe von Ta-lu sein. Wie der „Franks. Ztg." aus Brüssel mitgetheilt wird, hätten die belgischen Missionare seit einem Jahre in dieser Gegend ungefähr 3000 Bekehrungen vor genommen. — Die europäischen Mächte werden sich nun doch wohl in den chinesischen Angelegenheiten eines schnelleren Tempos befleißigen müssen, obwohl gemeldet wird, eine Flottendemonstralion scheitere an der Weigerung Rußlands, das keine Missionare und nur geringe Interessen in den Seestädten Chinas besitze. Die übrigen Großmächte verfügen mit Einschluß der Vereinigten Staaten über eine ganz ansehnliche Zahl Kriegsschiffe in den ost- asiatischen Gewässern, sie sind jedenfalls der chinesischen Heeres macht gewachsen. Zu berücksichtigen bleibt freilich, daß die Pekinger Regierung mit den mongolischen Rebellen nicht fertig zu werden scheint, und daß sie einen Schutz der Fremden nicht mehr zu übernehmen in der Lage ist. Die großmächtliche Aktion würde sich daher weniger gegen die Regierung zu kehren haben, sie müßte sich auf die Besetzung der Hafenstädte beschränken, um Leben und Eigenthum der Europäer zu schützen. Im Innern deS Landes werden leider noch viele Gräuelthaten Vorkommen und die einheimischen Christen scheinen ans Messer geliefert zu sein. und die Vorlegung eines entsprechenden Gesetzentwurfs beim sind. Interessant dürfte eS sein, zu erfahren, welch' elgenthüm- ) aus der lichrS Abenteuer dem Forscher i» Havre passirte. Dortselbst, wo er in einem großen Hotel, dem Hafen gegenüber, eingekehrt war, wurde er von der Polizei verhaftet, unter der Anklage, daß ,er nicht der Afrikarelsende Westmark, sondern der Herzog von Orlöan» sei, welcher sich verkleidet habe, um die französische Polizei zu täuschen. Er wurde nicht eher frei gelassen, bis er seine Identität feststcllen konnte
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