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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189109247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910924
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-24
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.09.1891
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«2. sFrewerger »md Laaeb^ Sette 2. ich muß Frau Bodmer Hetzen und sprechen. (Fortsetzung folgt.) entschuldigte er mechanisch und seinen Inhalt Herr Ega zu schließ, Rathe gef amerikanis flußt glau Frieden." Gesandten mich Vers solgungen allein wm letzten Gr Die „ schrist ein schriebenei Vor fast Eisenbahn sich auf auf dem ! stellen. s lichem Lü majestätis ruhe den zwischen rein, wie münder 8 Europa 1 Ich lonn hasten p, seines Sc sichtlich 8 zu zeigen die von war ein senden F, merksam, scheinlich Schwan ' will sich Weibchen es ist n Monopol an dessen der einz ohne ein, eine gros hundert so weit, meine H Gchhörn erreicht, Aenderui von Bär Das von dem der beste noch all, gefüllt, Hausen. 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Wenn man so lange Jahre Briefe austrägt und auch noch beim Ein- und Auspacken der Briefe in die Briefbeutel helfen muß, da kommen einem allerlei Gedanken über die Leute, die schreiben und an die geschrieben wird. Ich habe mir manch mal die Briese angesehen, die das arme gnädige Fräulein an den Herrn Bräutigam abschickte und gedacht: Na, der wird sich freuen, wenn er ihn liest. Noch —" Er hielt in seinem Redefluß inne, denn Hildegard hatte sich Die 8i von Groß! Haltung f ruhen den nach soll päischen? gewähren schützen. Der v, lassene bri Inhalt: , gehandelt, mand, den laß. Hät die Schlac während t von freu Republik Grausam! Handlung, schrieben« sie begang wohlbegrü weiß ich, nur von d auch eine Näherei in den Händen, aber sie hatte nur wenige Stiche daran gemacht. Ihr Blick schweifte bald über den thcusrischen Garten, bald senkte er sich zu Boden; aus ihrem bleichen anziehenden Gesicht lag ein grüblerischer Ausdruck. „Wie mich diese Wiesenblumen an vergangene Zeiten an ver gangenes Glück mahnen," begann die Baronin nach einem längeren Stillschweigen mit leiser, müder Stimme das Gespräch. „Adel heid pflückte sie so gern, und wenn sie sie heimbrachte, gab jede Blume und jedes Blatt im Strauße die Veranlassung zu anrc- Die Baronin von Letten und Hildegard saßen auf der sich an der Gartenseite des Hauses hinziehenden Veranda. Die erstere ruhte in halb liegender Stellung, sorglich mit einem Plaid zuge deckt, in einem bequemen Lehnstuhl und hatte die schlanken, weißen Hände in einander gefaltet; vor dem ,ungen Mädchen stand aus einem Tische neben bem frisch gepflückten Strauß von Wiesen- b/umen, welchen der Baron seiner Gattin von einem frühen Gang durch die Zelder milgebracht hatte, ein Arbeitskorb, und sie hielt sammlung im Großen und Ganzen mit dem Bersicherungszwange einverstanden ist, waS als ein bedeutender Fortschritt anerkannt werden muß. Die .Nat. Ztg." schreibt: Auf dem Erfurter Parteitag der Sozialdemokraten wird daS Waschen schmutziger Wäsche einen großen Theil der Tagesordnung in Anspruch nehmen. Zu den bereits bekannten Füllen ist eine Anzahl neuer gekommen. Der ehem. Reichstagskandidat für Berlin V, .Genosse" Auerbach, der früher Schuhwaarenhändler war und jetzt Expeditionsvorsteher der Magdeburger .Bolksstimme" ist, hat in Berlin viel Aufhebens von seiner Thütigkeit in Brüssel gemacht. „Genosse" Auerbach will der einzige deutsche Delegirte gewesen sein, welcher für die Zulassung der Anarchisten gestimmt hat. Herr Auerbach hat sich gegen Liebknechtaufgelehnt, undeSwirdihmnunseine vielseitigeander- weitige Thätigkeil vorgeworfen. UndHr. Auerbach, der gegen die bür gerliche Presse gedonnert hat, wie kein Zweiter, muß zugeben, daß er in Brüssel Berichterstatter für die bürgerliche Presse ge wesen ist; er hat für ein Blatt in Wien („Wiener Freie Presse"), für eines in Zürich gearbeitet, für rin Telegraphen-Büreau in Kopenhagen Berichte geliefert, kurzum den Kongreß nach Kräften .auSgeschlachtet". Darob großes Entsetzen bei den .Genossen" und dasselbe wird noch größer, da Herr Auerbach gleichsam als Entschuldigung verrüth, daß er nur eine Thütigkeit geübt, .in der ihm die hervorragendsten Sozialisten vorangegangen sind, die augen blicklich noch eine ganze Anzahl mit ihm theilen". Die.Genossen" sind der Ansicht, daß es doch eine merkwürdige Ausfassung sei, gegen die bürgerliche Presse zu donnern und gleichzeitig Berichte für dieselbe zu liefern. Der „Neuen Freien Presse" zufolge beträgt die in den ge meinsamen Ministerberathungen beschlossene Erhöhung des Kriegs budgets für Oesterreich-Ungarn nur rund 6 Mill. Gulden, von denen ein Theil aus das Ordinarium des Etats für Ver stärkung des Friedensstandes der Armee und für Vermehrung der Subalternoffiziere entfällt. Aus Frankreich: Ueber den Verlauf der dritten Lohengrin- Aufführung in Paris wird noch berichtet: „Vor der großen Oper waren kaum einige hundert Strolche und Gassenjungen versammelt Die Neugierigen, durch die reichlichst erhaltenen Hiebe gewitzigt, waren klüglich daheim geblieben, aber auch das bezahlte Gesindel scheint den Fäusten und Stiefelsohlen der Polizei ein gutes Ge- dächtniß bewahrt zu haben, denn mitten im tapfersten Gesänge der Marseillaise flog es wie ein aufgescheuchtes Spatzenvolk aus einander, wenn eine Gruppe Schutzleute um eine Straßenecke bog. Die Polizei konnte denn auch kaum eine einzige ihrer monumen talen Ohrfeigen anbringen, deren sie sichtlich noch einen großen Vorrath hatte. Im schnellfüßigen Ausreißen stieß das Pack manch mal die Ruse aus: „Nach der deutschen Botschaft! Nieder mit Deutschland! Nieder mit Wilhelm! Plündern wir das hannoversche Bierhaus!" Es blieb aber bei dem Geschrei. Gegen zehn Uhr begann es zu regnen und die Kundgebung hatte ein Ende. Im Saale versuchten dieselben Leute, die auch die zweite Vorstellung hatten stören wollen, wieder Lärmaustritte herbeizuführen. Der Greis, der Freitag von Lamoureux die Marseillaise verlangt hatte, erneuerte dieses Verlangen und wurde statt aller Antwort sofort hinausgeworsen. Es ist ein gewisser Marcus Allard, der sich Marquis Salaid nennt, Jules Favre's Schwiegersohn ist und an Wagner die schlechte Behandlung seines Schwiegerpapas durch Bismarck rächen will. Der Zeitungsmann Marey pfiff im ersten Akte und wurde verhaftet. Dasselbe Loos theilten die offenbar besoldeten jugendlichen Insassen zweier Logen dritten Ranges. Auch einige mit Schwefelwasserstoff gefüllte Kapseln, wahrschein lich ein unbenutztes Nestchen von Freitag, wurden geworfen; sie waren aber wohl ausgeraucht, denn sie rochen unerheblich. Vom dritten Alte an war Alles ruhig. Im Ganzen wurden 32 Ver haftungen vorgenommen, davon 12 aufrecht erhalten. Der Lohen- zrin-Zwischenfall kann als beendet angesehen werden. Ter „Kreuzztg." wird aus Petersburg geschrieben: „Es ist eine unbedingte Tdatsache, daß in RutzlanV neuerdings größere „Und Bodmer?" fragte Hildegard mit bleichen, angstbebenden Lippen. Frau von Letten stützte den Kopf in die Hand und sagte: „Das ist ja das Zweite, was mich quält. Hat er ihr Vorwürse gemacht? Ist er selbstlos genug gewesen, ihr die Freiheit zu geben? Ist auch er gescheitert, und hat er ihr das Gift gereicht —" „Mutter!" „Und hat sich entfernt, um im fremden Lande den Selbstmord an sich zu vollziehen? Der Umstand, daß er zu seiner Mutter ging spricht mir dafür, er wollte die arme Frau noch einmal sehen." „Nein, Mutier, nein, so ist es nicht!" fiel Hildegard ein. „Was weißt Du davon, armes Kind," entgegnete die Baronin kopfschüttelnd, „Du willst mich überreden, daß ich mich täusche, das wird Dir nicht gelingen. O Hildegard, o Hildegard!" fuhr sie, das junge Mädchen mit beiden Armen umschlingend und den Kopf an deren Brust lehnend, fort, „ermiß mein Leiden daran, daß ich meine Tochter zur Vertrauten desselben mache. Deinem Vater wage ich meine Beichte nicht abzulegen!" „Aber Du irrst Dich, die Dinge können nicht Zusammenhängen, wie Du sie Dir zurechtgelegt hast," wollte Hildegard sagen, aber sie schloß den Mund, ehe ihm ein Wort entflohen war. In der Verthei- digung, welche sie führen konnte, lag nur eine Anklage für die . schwer geprüfte Frau; mit dem Geständniß, das ihr auf den Lippen schwebte, setzte sie Bodmer in ein noch zweideutigeres Licht, gab sic das Geheimniß ihres Herzens preis und entlastete die Mutter nicht. „Und wenn sich alles Verhalten hätte, wie Du wähnst, so hättest Du doch keine Schuld," sagte sie, der Mutter liebkosend die Wangen streichelnd. „Doch, doch! Ich hätte Bodmer nicht so lange im Hause be halten dürfen; aber die Sorge sür Fritz überwog alle anderen Rücksichten, und als dies geschehen, hätte ich die Konsequenzen meiner Handlung tragen sollen." „Wie meinst Du das?" „Den Dingen offen ins Angesicht sehen; Bodmer ermuthigen, ehrlich und ungescheut um Adelheid zu werben." „Glaubst Du, daß der Vater dazu je seine Zustimmung ge geben hätte?" fragte Hildegard schnell. „Ich hätte es darauf ankommen lassen, ich hätte ihre Für sprecherin machen müssen. Vor allen Dingen hätte ich aber nie und nimmermehr Adelheids Verlobung mit Warnbeck zugeben dürfen." „Sie bestand aber darauf, sie schien so glücklich und täuschte uns Alle." „Mich täuschte sie nur, weil ich mich täuschen lassen wollte", fuhr die Baronin in ihrer qualvollen Selbstanklage fort. „Ich sah tiefer und schloß die Augen, überredete mich, es würde alles gut werden, und dann kam die Strafe. O, sie ist schwer, sehr schwer, und trifft nicht allein mein schuldige» Haupt, sondern Deinen Vater, Euch, meine Kinder, und den bedauernswerthen Warnbeck." genden Gesprächen." „Rege Dich nicht auf, liebe Mutter," bat Hildegard, die Vase mit dem Strauß unwillkürlich ein wenig bei Seite schiebend. „Hätte ver Vaier geahnt, welche Gedanken die Blumen bei Dir wach- rusen, er würde sie Dir nicht gebracht haben" Ein leises, schmerzliches Lächeln zuckte um die blassen Lippen der Baronin; sie fuhr mit der Hand über die sanften blauen Augen, aus denen aller Glanz geschwunden zu sein schien, und sagte: „Wenn Ihr mir Alles aus dem Wege räumen wollt, was mich an unser Unglück erinnert, so müßt Ihr meine Augen und Ohren vor jedem Eindruck schließen, und auch dann würde ich nichts Anderes zu denken vermögen. Wie wäre es möglich, nur einen Augenblick zu vergessen, was wir erlebt?!" „Aber Du solltest . . ." begann die Tochter. Frau von Letten unterbrach sie. „Kannst Du es? Kann cs Dein Vater, können es Deine ' Brüder? Glaube mir, Hildegard, Ihr thul mit Eurem Schweigen , und Verschweigen nicht wohl; es wäre mir viel besser, mit Euch - zu reden und zu klagen, als beständig meinen Grübeleien nachzu- - hängen." Sie schwieg ein paar Sekunden und fügte dann, sich i sorgfältig umblickend in noch gedämpfterem Tone hinzu: „Sage mir, Hildegard, wie steht es mit Bodmer?" „Wie soll es stehen?" erwiderte die Tochter mit niederge schlagenen Blicken. „Der Unglückliche hat ein Verhör nach dem anderen zu bestehen und kann doch nicht bekennen, was er nicht gethan hat." „Du glaubst an seine Unschuld?" „Du nicht, Mama?" fragte Hildegard schnell. Die Baronin neigte ihren Mund ganz dicht zu dem Ohre ihrer Tochter und flüsterte: „Ich glaube nicht, daß er Adelheid das Gift in den Schlummertrunk gegossen hat; aber die moralische Schuld an ihrem Tode trägt er und trage ich." „Mutter!" rief Hildegard entsetzt auffahrend, „welche Wahn vorstellungen!" „Es sind keine Wahnvorstellungen, es ist die Wahrheit," be harrte Frau von Letten, „die Wahrheit, welche mich verfolgt wie em Gespenst, welche mich mehr niederdrückt als selbst der Gram über den Tod meiner Tochter, und die ich jetzt einem Menschen anvertrauen muß, wenn ich nicht wahnsinnig werden soll. Adelheid und Bodmer haben sich geliebt und ich thörichte Mutter habe die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt. Adelheids Stolz hat zuletzt den Sieg über ihr Herz davon getragen, sie hat sich mit Warnbeck verlobt, aber sic hat ihr Vorhaben nicht durchzuführen vermocht. PoNtische Umschau. Freiberg, den 23. September. Die Frage, ob der Kaiser von Rußland auf seiner Rückreise von Dünemark dem deutsche« Kaiser einen Besuch abstatten werde, beschäftigt vielfach die Presse. Gestern wurde vou ein- zeluen Blättern, anscheinend offiziös, angekündigt, der Zar werde den Rückweg von Kopenhagen zur See nehmen und daher Bertin nicht berühren. Im Gegensätze zu dieser Mittheilung steht fol gende Nachricht: „Die „K. Z." meldet in einem Petersburger Drahtbericht, oaS russische Kaiserpaar werde am 22. Oktober, einer Einladung Kaiser Wilhelm'» folgend, in Berlin eintreffen. Die Einladung wird der „K. Z." von „sehr beachtenswert her Seite" bestätigt." Diese Meldung ist nur mit dem Vorbehalte wieder zu geben, der durch die neuerliche Wendung der russischen Politik geboten ist. Seit den Verbrüderunasfesten von Kronstadt und Cherbourg würde es weniger überraschen, wenn die Kaiserin von Rußland nach Paris ginge, al» wenn sie an der Seite ihres Ge mahl» nach Berlin käme. Der Zar schuldet allerdings dem deut schen Kaiser, der im vorigen Jahre in Narwa erschien, noch einen Gwen besuch, und gelegentlich hat den Selbstherrscher wider seine Absicht schlechte Witterung genöthigt, zu Land statt zu Wasser nach Rußland zurückzukehren. Vorerst wird man zweifelnd abwarten, ob der Zar im nächsten Monat in Berlin erscheint. Eine besondere politisch« Bedeutung wäre dem Besuche schwerlich beizumessen. Bon dem Kaiser und seinem Leibarzt, Generalarzt vr. Leut hold, wird nachstehende Episode berichtet: Bei den diesjährigen Manövern in Osterwieck hatte Generalarzt vr. Leuthold bekannt lich daS Unglück, mit dem Pferde zu stürzen und einige Tage wegen einer sich hierbei zugezogenen Verletzung des Fußes aus der Begleitung des Kaisers fern bleiben zu müssen. Nach mehr tägiger Schonung des Fußes bat vr. Leuthold den Kaiser, ihn nun wieder in daS Manöverterrain begleiten zu dürfen, was ihm jedoch rundweg abgeschlagen wurde. Als Ersterer seine Bitte wiederholte, soll der Monarch, wie aus dessen Umgebung während der Manövertage in Erfurt erzählt wurde, geäußert haben: „Lieber Leuthold, mit meinem Knie können Sie machen, was Sie wollen, aber mit meinem Kopfe mache ich, was ich will. Sie werden hübsch zu Hause bleiben." Tie französischen Blätter besprechen die Meldung über die Aufhebung desPaßzwanges sehr günstig. Der „Temps" sagt, die angelündigte Maßnahme fei nicht nur friedlich, sondern auch friedenstistend. Das Aushcbungsdekret werde in Frankreich eine dem Geiste, welchem es entsprungen ist, entsprechende Auf nahme finden, denn es liege kein triftiger Grund vor, um nicht mit Freuden eine solche Wendung in den Beziehungen der beiden großen Völker zu verzeichnen. Auf dem Berner Internationalen Kongreß für Arbeits - ün fälle berichtete der Präsident des deutschen Reichs-Ver- ficherungsamtes vr. Bödiker unter großem Beifall über die Ge staltung der Unfallversicherung in Deutschland, legte den vorsichtig fortschreitenden Gang der deutschen Gesetzgebung dar und betonte den Grundsatz der Selbstverwaltung, welcher bis in die Spitze durchgeführt sei und insbesondere bei dem Erlaß der Statuten, der Gefahrentarise und der Unsallversicherungsvorschristen zu voller Entwickelung gelange. An der Befreiung der Arbeiter von Beiträgen und an der Kostenlosigleit der Rechtsprechung der Schiedsgerichte und des Reichs-Versicherungsamtes werde festge halten. Lücken beständen zwar, aber es sei die beste Kritik, die nur Lücken finde, also den Ausbau, nicht das Einreißen von Theilen der Gesetze verlange. Die erwähnten „Lücken" waren zuvor von Bodenheimer, Chefredakteur des „Journ. d'Alsace" in Straßburg besprochen worden, der zu den, Schlüsse kam, daß die Organisation jedes der Versicherungszweige für Krankheit, Unfall und Invalidität so beschaffen sein müsse, daß die Organisation der anderen Zweige sich ihr anschließen könne. Den bisherigen Berathungen ist zu entnehmen, daß namentlich die Franzosen dem Staatssozialismus abgeneigt sind, andererseits aber, daß die Ver ¬ überflogen und stand nun mit nassem Blick und hochklopsendem Herzen. „O Gott, ich danke Dir, Du hast mein Gebet erhört!" flüsterte sie die Hände faltend. „Das Herz, nach dem ich mich sehnte, das Ohr, in das ich meine Zweifel und meine Klagen er gießen kann, ist gefunden. Gottholds Mutter ruft mich, Gott holds Mutter kommt mir entgegen; ihr kann, ihr will ich Alles anvertrauen." Kavalleriemassen gegen die deutsche Grenze vorgeschoben überall die entsprechenden KasernementS und Ställe gebau. theilweise gemiethet werden. Nicht nur, daß die bisherigen Kavalleriegarnisonen an der deutschen Grenze im Durchschnitt verdreifacht werden, es erhalten auch viele kleine Orte ganz neue Kavalleriegarnisonen und darunter auch solche, die dicht an der Grenze liegen, während es bis dahin auf deutscher wie russischer Seite internationale Gepflogenheit war, nicht näher wie bi» auf etwa 1 bi» 2 Meilen mit Garnisonen an die Grenze heranzu- gehen." Die offiziös bediente „Politische Correspondenz" veröffentlicht einen Bericht über eine Unterredung ihres Korrespondenten in Konstantinopel mit dem neu ernannten türkische« Großvezier Djevad-Pascha. Darnach habe der Großvezier versichert, der Ka- binetswechsel bedeute keinerlei Aenderung der äußeren loder inneren Politik. DaS neue Kabinet bilde die Fortsetzung des früheren. Eine Aenderung sei höchstens darin vorauszusehen, daß das neue Kabinet eine größere Energie entfalten werde. Im Verlaufe der Unterredung habe der Großvezier den herzlichen Charakter der Beziehungen zwischen der Türkei und Oesterreich- Ungarn konstatirt. Der Londoner „Standard" bringt eine, bezw. eine doppelte Meldung aus Konstantinopel, deren Inhalt darnach angethan ist, die innere Festigkeit des türkischen Reiches in etwas zweifelhaftem Lichte erscheinen zu lassen. Die eine Mel dung betrifft den Aufstand in Demen, die andere das gesetz- und völkerrechtswidrige Treiben der armenischen Kurden. An beiden Punkten würde darnach die Autorität de''Konstantinopler Zentral gewalt Einbußen bedenklichster Art erlitten haben. Was zunächst den Aufstand in Südarabien betrifft, dessen Fortschritte ihn be reits bis in die Hauptstadt Demens, Sana, geführt haben sollen, so hat der Fehlschlag der bisherigen türkischen Beruhigungsbestre bungen, sein Mißliches nicht nur nach der materiellen, sondern mehr noch nach der moralischen Seite. Südarabien ist wirth- schaftlich und strategisch ein Besitzthum von größtem Werthx, noch höher aber in der Schätzung der mohamedanischen Welt steht es, weil daselbst die heiligen Orte Mekka und Medina belegen sind, deren Beherrschung der Pforte in den Augen aller moslemischen Gläubigen erst diejenige Weihe verleiht, auf welcher mit die Grund lagen der politischen Machtstellung des Osmanenthums in den Ländern des Mohamedanismus ruhen. Gelänge den Südarabern die Abweisung der türkischen Herrschaft, so ginge die Pforte damit zugleich auch des Glorienscheines verlustig, den ihr der Besitz der heiligen Orte in den Augen der Moslemin bislang verliehen hat. Und ob diese Ansehensverkürzungen nicht von noch weiteren schlim men Folgen begleitet sein könnte, steht dahin. — Eine Verlegen heit anderer, ebenfalls nicht auf die leichte Achsel zu nehmende Art würde der Pforte die Bewahrheitung der Standardmeldung betreffs des von den armenischen Kurden unter den dortigen Christen angerichteten Blutbades bereiten. Die Klagen der ar menischen Christen sind ungefähr ebenso alt wie das Orientproblem überhaupt und haben auch die Mächte zu wiederholten Malen be schäftigt. In den europäischen Verträgen ist der Pforte die Zu friedenstellung ihrer christlichen Unlerthanen in Armenien zur dringenden Pflicht gemacht, dennoch ist daselbst im Wesentlichen alles beim Allen geblieben und sind die armenischen Kurden im Genüsse ihres freien Räuberlebens und ihrer gewaltthätigen Tra ditionen mit Bezug auf die unglücklichen Christen so ziemlich un behelligt geblieben. Bei der sichtbaren Zuspitzung der politische^ nationalen und religiösen Gegensätze im ganzen Orient aber müssen Zustände, wie sie in Armenien üblich sind, desto bedenk licher werden, je länaer sie andauern, denn sie bieten den frucht barsten Boden für Zwischenfälle, die den Keim weitgehender Kon flikte in sich tragen und deshalb von der zünftigen Diplomatie mit Recht gefürcktet und mit Kräften hinanzuhalten gesucht werden. Man möchte daher wünschen, daß der Konstantinopler Standard-Gewährsmann diesmal die Farben etwas zu schwarz aufgetragen habe. Sie steckte den Brief in die Tasche und verfolgte den schattigen Platanengang, welcher quer durch den Park geradewegs nach dem Herrenhause führte. „Wie stelle ich es an, morgen Nachmittag von hier fort und nach Markau zu kommen?" überlegte sie. „Der Vater und Bodo dürfen nichts davon wissen; erführe der letztere, daß ich eine Un terredung mit Frau Bodmer haben will, so setzte er alle Hebel in Bewegung, um mich daran zu verhindern, und der arme gute Papa ist jetzt so unberechenbar." „Guter Rath kommt über Nacht," ermuthigte sie sich dann, ich es anstelle, weiß ich noch nicht, aber so viel steht fest,
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